Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 11. Ist es dir erlaubt?

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 11. Ist es dir erlaubt?

Ich dachte nicht von Krieg zu sprechen, aber die heilige Geschichte, die auch von unheiligen Sachen, von den Sünden und den Missethaten der Menschheit erzählet, sagt mir auch davon.

Es ist ein traurig Ding, um die vielen Kriege auf Erden, Mißgunst, Zank und Zorn und Mord; Haß, Schwert und Feuer; Raub, Schändung, Verwüstung; alle Kräfte, alle Kunst und alle Künste der Menschen, zum Verderben, zur Verkrüppelung und Vernichtung der Menschen verschworen: dazu Armuth, und Elend, und dann Jammer und Jammergetöne, Weinen und Heulen der Väter, der Mütter, der Weiber, der Jungfrauen, der Kinder. - Ich nenne nicht Alles, was mit jenen Strömen von Thronen und von Blut in den finsteren Abgrund mit dahin gerissen wird; aber es ist wahrlich ein traurig Ding um den Krieg; und wenn auch Uniformen in Gold und Seide glänzen, und Federn und Federbüsche hoch und bunt wallen in stolzer Anmuth, und die Fahnen wehen mit den schönsten Farben empor, die Helme, die Waffen glühen, und die schönste Jugend auf den zierlichen Rossen fröhlich entgegen jauchzt den schönen Kriegsthaten, den Siegen, wo die Trommeten rufen, und es jubelt das helle Klingelspiel, und das tönende Erz erschallt, - mein Freund, ach das ist doch keine Freude im Himmel, das hat die Sünde der Menschen gemacht, und wird Zorn auf Zorn häufen, und Sünden auf Sünden, und wieder Zorn droben: - armes Loos der Erde; ihre meisten Tage durch das Blut ihrer Kinder gefärbet, ihre schönsten, tiefsten Furchen mit ihren Thränen getränket; also sollte es von Anfang nicht auf der Erde Gottes sein. Jac. 4,1. f.

Und es wollen doch viele, und auch helle, wackere Geister, ja, auch freundliche Menschen, behaupten: zum Blute sei die Erde, zum Kriege seien die Menschen erschaffen; das gehöre zur Natur der Menschen, zur Entwickelung der Kräfte, zur Uebung in der Welt; auch könnte sie ja, diese stolze Erde, ohne jenen unruhigen und unersättlichen Würgengel, ihre Bewohner nicht alle ernähren, - und dergleichen mehr; sintemal man gerne ausschwatzen möchte die Räthsel der Erden, und gerne Neues spricht, wenn's auch arge Dinge sind, wo doch nichts Neues ist unter der Sonne (Pred. 1,9.); - als wären solche Gedanken göttlich, und Gottes Gedanken von Anfang gewesen, des Gottes, der da ist die Liebe (l Joh. 4,16.), und der da spricht: Denn Ich weiß, was Ich für Gedanken über euch habe, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides (Jer. 29,11.); - als hätte der Allmächtige, der reiche, treue Gott, nicht Raum für alle Seine Leute auf einer Erde, in einer Welt, von Seinen Händen gemacht; noch Brot's genug, alle Seine Kinder zu nähren; - als hätte Er nur dazu Sein schönes Werk, den Menschen, nach Seinem Bilde erschaffen (1. Mos. 1. 2.), daß es immerfort und immer wieder von außen und von innen durch sich selbst verwüstet werde; damit das Geschrei der Unglücklichen Seine Himmel verwünsche, und der Jammer der Elenden Seinen Namen lästere; - aber viele Gedanken der Weisen, und viele Reden der Klugen, sind Sünde und aus Sünden geboren, denn sie kennen Ihn nicht, und sie fragen Ihn nicht; Er aber kennet sie, daß sie eitel sind. - Und es ziehen so oft aus freier, fröhlicher Wahl aus und hin die stolzen Jünglinge, die rastlosen Männer in fremde Lande, unter fremdem Joch und fremden Fahnen zu führen die fremden Kriege, für Recht und Unrecht, aufs Ungewisse hin, zu verkaufen an die Fremden Blut und Leben, und auch ihre Seelen; - und Andere viele werden - zur Zucht und Züchtigung, aus Roth und Verzweiflung, hingeschickt in die freien, eisernen Ketten, mit neuen Sünden zu büßen die alten Sünden; und mancher Regierung, manchem Lande, muß es sogar Hülfe sein und Heil, hinaus auf die fernen Rauch. und Blutfelder des Mords und des Raubs, zu senden die ruhelosen Köpfe, die wilden, unbändigen Kräfte: traurige, scheußliche Ableiter, an welchen sie sich von allerlei gefährlichem und losem Volke, als von Gift und Abschaum entladen; - arme Welt, so stolz und so schön, und überall von den Sünden ihrer Sünder befleckt, und von ihren Kräften, ihren Werken, untergraben und umwühlet; überall, wo jene Sonne des Friedens nicht hinstrahlet, übertünchte Gräber, Mordgruben, und Todespfühle. In welchem feurigen Pfuhl werden sie sich, jene blutigen Canäle, einmal am Ende entladen?

Siehe, es hat schon manch Glaubenskind gedacht und gefragt: Ist's wohl auch dem Christen erlaubt, Krieg zu führen? erlaubt, dem Kinde des himmlischen Vaters, des Vaters der Liebe, der da nicht will den Tod des Gottlosen… - (Hes. 18,23.), durch dessen Gnade er gerettet, von dessen Erbarmen er geduldet und getragen wird; - erlaubt, dem Jünger jenes Jesus, Welcher nicht gekommen war, der Menschen Seelen zu verderben, sondern sie zu retten (Luc. 9,56.), jenes Jesus, Welcher spricht: Ihr sollet nicht widerstehen dem Bösen… - und wieder: Ihr habt gehört, daß gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen: thut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen; auf daß Ihr Kinder seid euers Vaters in den Himmeln; denn Er lässet Seine Sonne aufgehen über Böse und Gute, und lässet regnen über Gerechte und Ungerechte: Matth. 5,39. f. 43. f. - Wahrlich, die Frage läßt sich thun, und sie muß auch gethan werden, und die Antwort ist leicht, und ist nicht leicht; und so Einer antwortet mit: Nein, es ist dem Menschen nicht erlaubt; - wahrlich, ich würde dieses Nein ehren, und dem lieben Manne fröhlich und dankbar in das blaue Auge schauen.

Es gibt gerechte Kriege, Vertheidigungs-Kriege, ohne Schuld auf der Einen Seite veranlaßt, ohne Haß entstanden; es gilt die Bewahrung und Rettung heiliger Rechte, heiliger Dinge, in der lieben Heimath; die theuern, ehrwürdigen Anstalten und Sitten, theure Vermächtnisse von unsern Vätern her; - Haus und Heerd, und Weib und Kind, die Tempel, der Glaube der Väter, dürfen nicht den unheiligen Händen der Sünder, der Ungerechten, Preis gegeben werden; der Soldat, der Bürger, die Jungen, die Alten selbst. Alle, ergreifen die Waffen; - die Mütter wehren es nicht, und die Braut hindert es nicht. - Kind Gottes, darfst du hin? Wie schlägt dein Herz in dir? Wallet kein Zorn oder Haß in dir auf? Sinnest nicht auf List und Rache, und nicht auf blutige Freuden? Kannst frohen Muthes ziehen, und dennoch traurig und stille? Kannst auch dem siegenden oder besiegten Feinde vergeben? wirst, allein vielleicht unter Vielen, im Siege seiner verschonen, über ihn trauern, und für ihn beten? So gehe, nimm Wehr und Waffen, und blicke nach oben: Gott behüte dein Leben und dein Herz; bist ja nicht von der Welt.. - Joh. 17,16. Aber daß Solche noch kämpfen müssen, dreinschlagen, Blut vergießen, als wären sie noch von der Welt; - mein Gott, bewahre die Dein sind, vor Schulden und Blut!

Einst, am Ende, in jenen letzten Zeiten, da wird's heilige Kriege geben, Lager der Heiligen um die Gottesstadt; himmlische Heerschaaren und göttliche Kämpfe; der König aller Könige und Herr aller Herren wird an ihrer Spitze ausziehen; Er tritt die Kelter des Weines des grimmigen Zorns des allmächtigen Gottes, und wird mit Seinen Heiligen und Gerechten über Seine Feinde siegen: über die Freunde der Finsterniß, ihre Fürsten und ihre Knechte; über die Gräulichen und die Todtschläger, und die Hurer, die Zauberer, die Abgöttischen und Alle, die lieb haben und thun die Lüge; über das Thier und den falschen Propheten, und die Könige auf Erden und ihre Heere, und Alle, die das Malzeichen des Thieres angenommen, und die sein Bild anbeten; - und Er wird das Blut Seiner Knechte von ihrer Hand rächen; - da werden Seine Gläubigen sich fröhlich aufrichten, und ihre Häupter aufheben; dann sprechen sie mit den großen Schaaren: Halleluja! denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen: Lasset uns freuen und fröhlich sein, und Ihm die Ehre geben!.. Offenb. 19. 20. 22, 15. 6,10. Luc. 21,28. - Heilig und selig, wer da kämpfen wird unter den Schaaren des Herrn, und unter Seinem Panier Sieger sein, - Seine Knechte die Ihn fürchten, beide klein und groß, Offenb. 19,5. Ist nicht alles Leben hienieden auch ein Ringen und Kämpfen, ein heiliger Krieg in den Diensten unseres Herrn? Kämpfest du auch?

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