Passavant, Theophil - Jakobs Kampf - 1. Wer war's?
V. l. Und Jakob zog seinen Weg; und es begegneten ihm die Engel Gottes.
Ist schon Mancher seinen Weg gezogen, und es begegneten ihm die Engel Gottes, und er wußte es nicht, und merkte es nicht; ist auch was Eigenes um der Menschen Wissen und Merken; wir wissen Manches nicht, weil wir darauf nicht merken; und merken auch Manches nicht, weil es uns wenig anziehet, und das Herz nicht darnach begehret; daher siehet dein Auge nicht, was mein Auge längst gesehen, und mein Herz hat nicht erkannt, was dein Herz längst empfunden und erkannt hat. Manch Wissen und Merken ist aber schon sehr wichtig im zeitlichen Beruf, auf der Erden Wegen: doch wichtiger noch auf der Ewigkeit Wegen, und in diese sollte sich jeder Erdenweg einmünden.
Jakob zog seinen Weg; es war Gottes Weg; darum ziehe ich gerne mit ihm nach; bin schon manchem Engel oder Boten Gottes auf diesem Wege begegnet; und waren auch wohl andere noch um mich her, die mir nicht erschienen. Wo Gottes Auge hinblicket, da sind seine Engel; sie sind seine rechte Hand, uns zur Rechten und zur Linken. Er machet seine Engel zu Winden, und seine Diener zu Feuerflammen (Hebr. 1, 7.); und wiederum: Er machet die Winde zu seinen Engeln, und die Feuerflammen zu seinen Dienern (Ps. 104, 4.). Dies hatte Jakob zwanzig Jahre vorher auf seiner Flucht vor Esau erfahren, als er im Traume jene wunderbare Leiter sah; es schlug so eben eine Stunde der Entscheidung, ernst und überaus wichtig in seinem Leben. Als der Erzvater von seinem Schlaf erwachte, sprach er: Gewißlich ist der Herr an diesem Ort, und ich wußte es nicht. Und er fürchtete sich und sprach: Wie hehr ist diese Stätte! Hier ist nichts Anderes, denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. 1. Mos. 28.
Weiß nicht, ob Jemand oder - Wer dies Büchlein liest; muß dir aber zum voraus sagen, lieber Bruder, nimmst du's zur Hand, siehe, hier ist die Pforte des Himmels, oder Gottes Wort, oder auch Gottes Thun und Lassen, seine Weise unter den Menschen, Adam's Kindern, und mit ihnen; hier wirst du Worte hören und Dinge vernehmen, wie du sie nicht immer auf den Straßen, noch in den Gassen der Stadt stehest, noch unter Gelehrten und gebildeten Leuten dergleichen vernimmst. Nun, du kannst gehen oder bleiben, wie du willst; ein Jeder ist auf den Wegen Gottes frei, viel freier, denn in dieser stolzen, armen Welt; dein Paß, dein Wanderbuch wird dir nicht bei jeder Grenze abgefordert, bei jeder Station untersucht und visirt; und wird kein Zwang in seinem Himmelreich erfunden; Er will nur einen freien Gehorsam, heilig und froh; die Polizei wird hier auf himmlische Weise von seinen Engeln geübet; - aber auf allen Wegen findest du diesen Gott Jakobs wieder, und Er dich; - daß du wohl zusehest, wie du auf diesen freien Wegen wandelst. Die Erde ist sein, und was auf Erden ist; der Erdboden, und was darauf wohnet. Ps. 24, 1.