Nicolai, Philipp - Freuden-Spiegel des ewigen Lebens - Einleitung

Nicolai, Philipp - Freuden-Spiegel des ewigen Lebens - Einleitung

Den Ehrenfesten, Hochachtbaren, Hochgelehrten, Vorsichtigen und Wohlweisen Herren, Bürgermeister, Rat und Zwölfen der löblichen Stadt Soest, meinen großgünstigen lieben Herrn und Freunden:

Gnade und Trost von Gott, dem Vater aller Gnaden und alles Trostes, durch unsern HERRN Jesum Christum, im heiligen Geist, samt meinem Gebet und willigem Dienst zuvor.

Ehrenfeste, Hochachtbare, Hochgelehrte, Vorsichtige und Wohlweise, Großgünstige Herrn und Freunde! Der letzte Artikel unseres christlichen Glaubens, so da heißt: Ich glaube ein ewiges Leben - ist der rechte Helm unseres Heils und das Ende unserer Hoffnung. Sein haben sich die lieben Märtyrer und alle Gott liebenden Herzen mitten in ihren großen Nöten, Kreuz, Schwachheit des Leibes, wie auch mitten im Tod getröstet und sind ritterlich durch den Tod in das Leben gedrungen. Kein Auge hat es gesehen, sagt die Schrift, kein Ohr hat es gehört und ist in des Menschen Herz nie gestiegen, was Gott denen, die Ihn lieben, bereitet hat (Jes. 64; 1 Kor. 2). Wohl denen, die in Deinem Haus wohnen, die werden Dich loben immerdar. Denn ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser, denn sonst tausend. Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Haus, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten (Ps. 84).

Da werden wir, wie St. Augustinus seine Bücher de civitate Dei mit diesen Worten beschleußt1), haben Weisheit ohne Irrtum, Licht ohne Finsternis, Liebe ohne Übersättigung und Überdruss, Gerechtigkeit ohne Sünde, Leben sonder Tod, Ruhe und Erquickung sonder Mühe und Arbeit, Freude ohne Leid, Ehre und Ansehen ohne Furcht und Zagen, Leben ohne Zeit, Gesundheit sonder Krankheit, eine Fülle und volle Genüge aller Güter. Denn Gott wird alles in allem sein, den wir ohne Aufhören schauen, ohne Überdruss lieben, ohne Belästigung oder Müdigkeit loben werden.

Wenn wir das Ende aller Wohltaten Gottes, die Er seinen Auserwählten auf Erden erzeigt, recht bedenken und zu Herzen nehmen wollen, so hat Er uns zum ewigen Leben erschaffen; und da wir unserer Sünden halber verdammt und verloren waren, hat Er aus inbrünstiger Liebe und grundloser Barmherzigkeit durch Seinen eingebornen Sohn JEsum Christum uns vom Tod, Teufel und Hölle zum ewigen Leben erlöst; schenkt uns auch Seinen heiligen Geist und beruft uns in Seinem heilbringenden Wort zum ewigen Leben. Alles ist von Ihm dahin gemeint und gerichtet: die Schöpfung, das Werk der Erlösung, die Heiligung, die Einsetzung des Predigtamts und der heiligen, hochwürdigen Sakramente, desgleichen die Anzündung des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, des neuen Gehorsams und der Geduld in uns - dass wir sollen neue Kreaturen, Pflänzlein Seiner Ehre und Kinder des Lichts sein, welche mit Ihm ewiglich leben.

Dieweil wir aber wenig und selten hieran gedenken und haben alle von Natur weltsüchtige und erdliebende Herzen, die dem Zeitlichen mehr als dem Ewigen und vergänglichen Gütern fleißiger als den unvergänglichen nachhängen: so hat unser lieber Gott nach Seinem hochweisen väterlichen Rat das heilige liebe Kreuz, welches Er Seinen Kindern auflegt, zum heilsamen Mittel präpariert und verordnet, dass Er sie hiermit von der Welt und weltlichen Sorgen abwende und zu Sich neige, zu ihrem eigenen Besten und ewiger Seligkeit.

HErr, spricht Jesaias (K. 26), wenn Trübsal da ist, so sucht man Dich; wenn Du sie züchtigst, so rufen sie ängstiglich. Gleichwie eine Schwangere, wenn sie schier gebären soll, so ist ihr angst und schreit in ihren Schmerzen: so geht es uns auch, HErr, vor Deinem Angesicht. Da sind wir auch schwanger und ist uns bange, dass wir kaum Atem holen. Desgleichen sagt David: Es ist mir lieb, dass Du mich gedemütigt hast, dass ich Deine Rechte lerne. Meine Seele verlangt nach Deinem Heil. Ich hoffe auf Dein Wort. Meine Augen sehnen sich nach Deinem Wort und sagen: wann tröstest Du mich? Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu Dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? Errette meine Seele von den Gottlosen, mit Deinem Schwert. Von den Leuten Deiner Hand, HErr, von den Leuten dieser Welt, welche ihr Teil haben in ihrem Leben, welchen Du den Bauch füllst mit Deinem Schatz, die da Kinder die Fülle haben und lassen ihr Übriges ihren Jungen. Ich aber will schauen Dein Antlitz in Gerechtigkeit. Ich will satt werden, wenn ich erwache nach Deinem Bilde (Ps. 119; 42; 17).

Unter den mancherlei väterlichen Kreuzschlägen aber, dadurch unser lieber Gott Seinen Kindern in dieser Welt Ursache gibt, dem zeitlichen und vergänglichen Wesen täglich abzusterben und nach dem ewigen Gut, welches macht beständigen Mut, ohne Unterlass zu forschen: hat uns jetziger Zeit die schwere Seuche und Plage der wütenden Pestilenz getroffen. Die Ebräer heißen sie in ihrer Sprache Deber, welches so viel ist als ein Wort oder Predigt, sintemal uns Gott hierdurch von Seinem gerechten Zorn und über der Welt Bosheit angesteckten und brennenden Grimm und Eifer öffentlich predigt und zur Buße vermahnt, dass man von Sünden ablasse, an Christum glaube und ein durstig Verlangen nach den ewigwährenden himmlischen Gütern trage.

Mit einem solchen Deber hat Er auch, im letztvergangenen 1597. Jahr, dieser Stadt Unna ernstlich zugerufen und sie mit der Pestilenz, die im Finsteren schleicht und mit der Seuche, die im Mittag verderbt, dermaßen angegriffen, dass in kurzer Zeit ohngefähr über die vierzehn Hundert daran zu Bett bis hin zum jüngsten Tag gegangen sind. Auch damit fast den Anfang solcher Strafe dieses Orts in Westfalen machen wollen, indem das Sterben hierauf an anderen umliegenden Orten erfolgt und noch hin und wieder sein grausam Würgen in Städten, Flecken und Dörfern beweist.

In solchem Jammer und Elend, als es hier zu Unna in allen Gassen rumorte und oftmals etliche Tage hintereinander über die zwanzig, jetzt vier, sieben, dann acht oder neun und zwanzig und bis in die dreißig Tote nicht weit von meiner Wohnung auf dem Kirchhof unter die Erde verscharrt worden -: habe ich mit Todesgedanken mich immer schlagen müssen und war mir mehr als einmal zu Mut wie dem König Hiskia, da er sprach: Nun muss (werde) ich nicht mehr sehen den HErrn, ja den HErrn im Land der Lebendigen. Meine Zeit ist dahin und von mir aufgeräumt wie eines Hirten Hütte, und reiße mein Leben ab wie ein Weber (Jes. 38).

Es überfiel die Pest mit ihrem Sturm und Wüten die Stadt wie ein unvorhergesehener Platzregen und Ungewitter, ließ bald kein Haus unbeschädigt, brach endlich auch zu meiner Wohnung herein, und gingen die Leute meistenteils mit verzagtem Gemüt und erschrockenem Herzen als erstarrt und halb tot daher, dass einer hätte mögen hierher ziehen, was Moses schreibt (V. 28): Der HErr wird dir ein bebend Herz geben, und verschmachtete Augen, und verdorrte Seele, dass dein Leben wird vor dir schweben. Nacht und Tag wirst du dich fürchten, und deines Lebens nicht sicher sein. Des Morgens wirst du sagen: ach dass ich den Abend erleben möchte! Des Abends wirst du sagen: ach dass ich den Morgen erleben möchte! Vor Furcht deines Herzens, die dich schrecken wird, und vor dem, das du mit deinen Augen sehen wirst.

Zu Lübeck, Hamburg, Lüneburg, Hildesheim, Göttingen, desgleichen in Niederhessen, und in der Grafschaft Waldeck, meinem lieben Vaterland: zu Korbach, Wildungen und Mengeringhausen fehlte es auch nicht. Und was einer an solchen Orten hin und wieder von Freunden und Bekannten hatte, davon hörte er fast nichts denn von ihren Krankheiten und tödlichem Abschied von diesem Leben. Wie denn auch mir eitel traurige Zeitungen und traurige Botschaft zu Ohren kamen von etlichen meiner Schwestern, Blutsfreunden und Schwägern, durch die Pest erwürgt und hingerissen - welches mir meine Bekümmernis vermehrte und so viel mehr Anlass gab, all mein Datum, Herz und Gedanken von der Welt abzuwenden.

Da war mir nichts Süßeres, nichts Lieberes und nichts Angenehmeres, als die Betrachtung des edlen hohen Artikels vom ewigen Leben, durch Christi Blut erworben. Lies denselben Tag und Nacht in meinem Herzen wallen und durchforschte die Schrift, was sie hiervon zeugte; las auch des alten Lehrers St. Augustini liebliche Traktätlein, darin er dies hohe Geheimnis als ein Nüsslein aufbeißt und den wundersüßen Kern herauslangt. Brachte danach meine Meditationen von Tag zu Tag in die Feder, befand mich Gott Lob dabei sehr wohl, von Herzen getrost, fröhlich im Geist und wohlzufrieden, gab meiner Schrift den Namen und Titel eines Freuden-Spiegels und nahm mir vor, denselben verfassten Freuden-Spiegel, so mich Gott von dieser Welt abfordern würde, als ein Zeugnis meines friedlichen, fröhlichen und christseligen Abschieds zu hinterlassen; oder aber, so er mich gesund ließe bleiben und noch aufsparte, anderen notleidenden Christen, welchen er die Pest auch ins Haus senden würde, aus christlicher schuldiger Liebe damit zu dienen und gleich als mit gegenwärtigem Trost beizuwohnen.

Nun hat mich der gnädige fromme Gott mitten unter den Sterbenden vor der grausamen Pest allergnädigst bewahrt und mein Leben, über alle meine Gedanken und Hoffnung, wunderbarlich gefristet, dass ich mit dem Propheten David zu ihm sagen kann: Wie groß ist Deine Güte, die Du verborgen hast denen, die Dich fürchten! HErr, Du hast meine Seele aus der Hölle geführt, Du hast mich lebendig behalten, da die in die Hölle fuhren. Ihr Heiligen, lobsingt dem HErrn, dankt und preist Seine Herrlichkeit! Denn Sein Zorn währt einen Augenblick, und Er hat Lust zum Leben. Den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens die Freude. Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen. Du hast meinen Sack ausgezogen und mich mit Freuden gegürtet (Ps. 31; 30).

Wie soll ich dem HErrn, sage ich ferner, vergelten alle Seine Wohltaten, die Er mir tut? Ich will den heilsamen Kelch nehmen und des HErrn Namen predigen. Ich will meine Gelübde dem HErrn bezahlen, vor allem Seinem Volk. O Herr, ich bin Dein Knecht. Ich bin Dein Knecht, Deiner Magd Sohn. Du hast meine Bande zerrissen. Dir will ich Dank opfern. Ich will Deinen Namen predigen meinen Brüdern, ich will Dich in der Gemeinde rühmen. Rühmt den HErrn, die ihr Ihn fürchtet! Es ehre Ihn aller Same Jakob und vor Ihm scheue sich aller Same Israel. Denn Er hat nicht verachtet noch verschmäht das Elend des Armen und Sein Antlitz vor ihm nicht verborgen. Und da er zu Ihm schrie, hörte Er es. Dich will ich preisen in der großen Gemeinde (Ps. 116; 22).

Derwegen, auf dass ich solche Gelübde dem HERRN bezahle, so richte und wende ich nun diese meine Vorrede zu Ew. Ehrenveste, Hochachtbarkeit, Weisheit und Gunst, wie auch zu der ganzen Gemeinde, damit die Troststimme vom ewigen Leben aus Gottes Wort vor Ihren Ohren klinge und das traurige Herz in diesen Sterbensläuften2)) auch erfreut werde. Denn weil der allmächtige HErr Zebaoth, der da tötet und macht lebendig, führt in die Hölle und wieder heraus, die giftige ansteckende Pestilenzseuche Denselben E. E. H. W. und G. auch zugeschickt und einen großen Riss damit getan hat, dass viel vornehme Häupter des Rats und sonst ansehnliche Leute daran gestorben sind: so trage ich, als der Geringsten einer, um des lieben Evangelii willen und wegen unserer geistlichen Verdammnis, hierüber ein herzlich christlich Mitleiden und bitte den Vater meines HErrn und Heilandes JEsu Christi, gleichwie Er Sich über dies Unna zuletzt gnädiglich erbarmt und die grimmige Plage abgewendet hat, also wolle Er Sich auch das zugeschickte Übel über Ew. Chr. Hoch. W. und G. und über die ganze Gemeinde reuen lassen und dem Verderber, wie zur Zeit Davids, zurufen: Es ist genug! dass er sein Würgeschwert einstecke und ablasse.

Nun halten wir Diener am Evangelio Christi in der Kirche zu Unna einmütigen und einhelligen Konsens mit dem ehrwürdigen Ministerio in E. Chr. Hoch. W. und G. weitberühmten Stadt, da in allen Pfarrkirchen Gott Lob und Dank Sein heilig, teuer wertes Wort rein, klar und von allen sektiererischen Korruptelen3) unverfälscht, nach der ungeänderten Augsburgischen Konfession gelehrt und gepredigt wird, und die Herren Pastoren ihr Amt mit christlicher Sorgfältigkeit treulich verrichten, sobald mit Strafen und Warnen, wo es der Sache Notdurft erfordert, als auch mit tröstlicher Unterrichtung und Stärkung der geistlich zerschlagenen und gedemütigten Herzen zur Zeit der regierenden Pest. Wie solches die drei nützlichen und gelehrten Predigten des Ehrwürdigen, Achtbaren und wohlgelehrten Herrn Johannis Schwarz, Pfarrherrn zu St. Thomas, meines günstigen lieben Bruders in Christo, darin er aus Gottes Wort gründlich anzeigt, woher die Pest ihren Ursprung habe, was für Mittel man dawider gebrauchen möge, und wie sich ein Christ gegen Furcht, Schrecken und Grausen derselben trösten und, so er damit angegriffen würde, zum seligen Abschied schicken und bereiten solle öffentlich bezeugen.

Desgleichen erinnere ich mich der von Euer H. W. und G. mir erzeigten Ehre und Freundschaft, da Sie vor fast zwei Jahren einem Ehrsamen Rat dieser Stadt Unna zu nachbarlichem Gefallen bei meiner ersten Ankunft aus der Grafschaft Waldeck die günstige Beförderung taten, dass auf Ihre Unkosten mein Gerätlein bis in Ihre Stadt von Brilon übergeführt und überbracht ward, damit Sie Ihr wohlgeneigtes Herz gegen meine geringe Person dazumal spüren und merken ließen.

Daher Ew. Ehrenv. Hoch. W. und G. ich wiederum jetziger Zeit nächst meinem Gebet zu Gott dem Allmächtigen in diesen großen Nöten gern womit tröstlich wollte zu Diensten sein. Kann aber solches füglicher und besser nicht wohl tun denn mit Vorstellung des wunderlieblichen angenehmen Artikels vom ewigen Leben: wie nämlich unser lieber Gott sein Volk nach der mühseligen Pilgrimschaft dieses wegflüchtigen Lebens droben im Himmel erquicke, wische ab die Tränen von den Augen seiner Auserwählten, die hier auf Erden haben geweint, lasse weder Hitze noch Frost auf sie fallen, führe sie zu den lebendigen Wasserbrunnen, speise sie mit dem verborgenen himmlischen Manna des ewigen Lebens, sei selbst ihr Schild, ihr sehr großer Lohn und ihr allerhöchstes Gut, tränke sie mit den reichen Gütern Seines Hauses, dass sie in vollkommener Liebe, Freude und prächtiger Herrlichkeit sich einmütiglich zusammenhalten, jauchzen, frohlocken und wissen nicht mehr von irgend einer Angst, Schmerzen, Krankheit noch Bekümmernis.

Mit solchem edlen Artikel haben wir uns in allerlei vorfallenden Nöten und Anfechtungen Leibes und der Seele zu trösten, zu stärken und zu erquicken, der gewissen Zuversicht und unfehlbaren Hoffnung, dass uns, die wir glauben an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes, unser himmlischer Vater über eine kleine geringe Zeit von aller Angst und Traurigkeit erlösen und in dasselbe freudenreiche Paradies von diesem elenden Jammertal zu Sich abfordern und heimholen werde.

Und so will mit solchem Trost und Freuden-Spiegel E. E. H. W. und G. und die ganze löbliche Gemeinde ich verehrt (dankbarlichst bedacht) und denselben meine Meditationen vom ewigen Leben dediziert4) und zugeeignet haben, auf dass Sie und alle gottseligen Bürger und Bürgerinnen, verlassene Witwen und Waisen, traurige und bekümmerte Herzen, so ihrer nahen Freundschaft in den währenden Pestilenzläuften durch den zeitlichen Tod auf dieser Welt beraubt worden, sich hieran ergötzen, den seligen freudenreichen Zustand aller Auserwählten bei unserem lieben Gott in Seinem Reich des Schauens daraus vernehmen, sich dessen trösten und daher auch alle ihre Gedanken von der Welt ab zu Gott gen Himmel und nach dem ewigen Vaterland hinwenden mögen.

Ich bin der guten Hoffnung und Zuversicht, sintemal5) E. Chr. H. W. und G. samt der christlichen Gemeine zu der heiligen reinen Lehre des göttlichen Wortes, in prophetischer und apostolischer Schrift verfasst, nun von vielen Jahren her sich öffentlich und ungescheut bekennen, auch wohl wissen und in dieser Sterbens-Zeit aus der Erfahrung lernen: wo das Herz traurig ist und vor Todesangst, Furcht und Schrecken alle zeitliche Freude, Hoffnung und Herrlichkeit zerrinnt, dass da allein Gottes Wort ist der beste Stecken und Stab, von dem Baum des Lebens gebrochen, der uns tröstet, wie David sagt: Dein Wort erquicke mich, Deine Gnade müsse mein Trost sein! Wenn Dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend. Erhalte mich HErr, durch Dein Wort, und lass mich nicht zu Schanden werden über meiner Hoffnung (Ps. 23; 119): so werden Sie in Betrachtung solcher Ursachen diese meine Arbeit, aus Gottes Wort verfasst und mit fleißiger Erwägung zusammengebracht, Ihnen günstiglich belieben und gefallen lassen.

Der ewige allmächtige Gott und Vater unseres HErrn und Heilandes JEsu Christi wolle vor der giftigen Plage E. E. W. und G. samt der ganzen christlichen Gemeinde, so noch übrig, ganz väterlich bewahren, Sie nach Ihrem großen Leid wieder erfreuen, die Augen Seiner grundlosen Güte und Barmherzigkeit über die Kirche, politische Regierung, Schulen und den Hausstand gnädiglich offen halten, mit reichem Segen zur Heiligung Seines Namens und Fortpflanzung Seines Reichs Ihnen beiwohnen, Sie vor allem Unheil der Seele, Leibes, Ehre und Gutes gnädiglich bewahren, und uns allen verleihen, dass wir in diesem zeitlichen Leben einen christlichen Wandel führen, in der Buße, im Glauben, in der Erkenntnis Gottes, in der seligen Hoffnung, in der Liebe, im neuen Gehorsam, Geduld und guten Werken wachsen und zunehmen, und zuletzt, wenn das Sterbestündlein kommt, seliglich in Christo entschlafen, durch den Tod zum Leben hineindringen und am Tage der letzten himmlischen Posaunen zur ewigen Freude und fröhlichen Gemeinschaft mit der ganzen heiligen Dreifaltigkeit, wie auch zur himmlischen Gesellschaft der lieben Engel und aller auserwählten Menschen auferstehen und ewige Bürger der himmlischen neuen Stadt Jerusalem sein und bleiben mögen. Amen. Datum Unna, den 10. Augusti anno 1598. E. Ehrenveste, Hochachtbarkeit, Weisheit und Gunsten dienstwilliger

Philippus Nicolai, Dr. Ecclesiast6), daselbst.

1)
beendet
2)
läufte: Vorgang, Ablauf, menschlichem Einfluss nicht ausgesetzter Lauf von etw. (z.B. der Welt, einer Zeitspanne), aber auch Vorgang, Ablauf, menschlichem Einfluss nicht ausgesetzter Lauf von etw. (z. B. der Welt, einer Zeitspanne
3)
Verderbnissen in Bezug auf Textstellen
4)
zueignen, widmen
5)
zumal, weil
6)
Prediger
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/n/nicolai/nicolai-freudenspiegel/nicolai-freudenspiegel-einleitung.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain