Melanchthon, Philipp - Rede gegen die Modesucht in der Kleidung

Melanchthon, Philipp - Rede gegen die Modesucht in der Kleidung

gehalten 1536.

Wenn es auch Euch, meine werthesten Zuhörer, ohne Zweifel sehr wunderbar scheinen mag, daß ich gewagt habe, diesen Rednerstuhl der gelehrtesten Männer zu besteigen und eine so schwierige Aufgabe zu übernehmen, so zweifele ich doch nicht, daß Ihr, da Ihr ja den Gebrauch unsrer Hochschule kennt, wie Ihr Allen, die hier als Redner auftraten, habt Nachsicht und Schonung angedeihen lassen, auch mich schonend und freundlich anhören wollet. Aber nicht um über den trojanischen Krieg, oder ein ähnliches, bekanntes, geschichtliches Thema zu sprechen, bin ich aufgetreten, sondern weil keine andere Eigenschaft Jünglinge so sehr ziert, als die Bescheidenheit, hab' ich mir vorgenommen, über einen besondern Theil derselben zu sprechen. Und diesen Stoff gerade ergriff ich um so lieber, um, wenn ich auch nicht Ansprüche auf den Ruhm der Beredtsamkeit mir hier erwerben möchte, doch wenigstens, wie jener Kitharist sagt, mir selbst indeß Etwas Vorzusingen, und mir selbst das Streben nach jener Tugend zu empfehlen. Ich habe aber meine Rede gegen die Sucht nach dem Neuen, und nach andern Thorheiten in der Kleidertracht gerichtet, welcher Fehler, wiewohl er mehr, als man meint, verderblich, dennoch so allgemein ist, so sehr die jugendlichen Gemüther ergriffen hat, daß er weder durch obrigkeitliche Gesetze, noch durch Reden gelehrter Männer sich bessern läßt. Denn wie oft sind in unserer Zeit in dieser Beziehung Gesetze gegeben worden! Wie viele große Männer führen darüber täglich Klage! Aber so gewaltig ist dieses Uebel, daß es weder unterdrückt, noch geheilt werden kann. Täglich werden neue Moden ersonnen. Heute gefallt ein französischer Hut, morgen ein spanisches Barret; Andere gefallen sich in polnischen Aermeln, und wie verschieden werden diese wieder gestaltet! Ein ganzes Kleidungsstück gilt gar nicht als schicklich für einen Mann; zerfetzt und mit tausend Farben bemalt muß es sein, wie alte Gemälde die Tracht der sonstigen Possenreißer darstellen; dann erst erregt es die größte Bewunderung, und auch dieses wird in der Regel täglich gewechselt. Kein Proteus hat sich in so verschiedene Gestalten gehüllt, als unsre Jünglinge, die unaufhörlich ihre Tracht wechseln, gerade wie auf der Schaubühne die, welche mehrere Rollen spielen. Wiewohl, nun dieser Fehler so tief gewurzelt ist, daß er nicht durch eine jugendliche Rede, welche kein durchdringendes Ansehen haben kann, nicht durch eine mittelmäßige Beredtsamkeit gehoben werden kann, so meinte ich doch, an einem so würdigen Gegenstande meine Kräfte versuchen zu dürfen. Ich bitte aber wiederholt, Ihr wollet mich, indem ich die ehrenvollste Sache vertrete, nach Eurer gewohnten Weise, geneigt und schonend hören. Das muß, wenn kein andrer Umstand, doch mein Alter von Euch erheischen, welches um feiner Schwachheit willen die übernommene Last nicht wird zu tragen vermögen, wofern Ihr nicht durch besondere Nachsicht mich ermuthigen wollt.

Es ist aber die Modesucht, wie sie an sich schon sehr schimpflich ist, so vorzüglich in der Hinsicht noch weit mehr zu fliehen, weil sie viele andre verderbliche Uebel aus sich erzeugt, und sehr Viele Fehler hervorbringt und nährt. Die Beweise für meine Behauptung darf ich nicht weit herholen. Denn da vor Kurzem hier Einer immer Amtsgenossen über die Bewahrung der alten Sitten sehr ernste Worte gesprochen, hoff ich, um so leichter Euch von der Verpflichtung zu überzeugen, daß man herkömmliche Trachten beibehalten müsse. Denn wie bei andern allgemeinen Einrichtungen die Sucht nach dem Neuen und Ungewöhnlichen tadelnswerth ist, so muß sie auch in Bezug auf die Kleidung gemißbilligt werden.

Stets aber war es die Ansicht der weisesten Männer, daß man alte Gebräuche und Gewohnheiten der Staaten und Völker angelegentlichst zu erhalten suchen müsse, weil Nichts so sehr die allgemeine Ruhe störe, als häufige Aenderungen der Gesetze und Sitten, gleichwie auch häufiger Wechsel der Lebensweise die körperliche Gesundheit zu erschüttern pflegt.

Um Beispiele dieses Uebels aus alter Zeit zu übergehen, so hat die unsrige ein trauriges Beispiel davon gesehen. Denn nachdem nur erst einige wenige Kirchengebrauche, welche auf irgend eine Weise sollten verfälscht worden sein, abgeschafft waren, so erfolgte eine unglaubliche Verachtung alles göttlichen und menschlichen Rechtes. Und nicht nur bürgerliche Zucht und Sitte und das Ansehen der Obrigkeiten wurde allmälig gefährdet, sondern alle Religion, Glauben und Treue, Eidschwur und alle Bande der menschlichen Gesellschaft wähnt das Volk aufgelöst. Wie nun daraus täglich die größten Unruhen in den Staaten hervorgehen, so habt ihr ja auch selbst gesehen, wie vor zwei Jahren unter unsern Mitbürgern in ganz Deutschland der traurigste Krieg entbrannte. Glaubt daher mit mir, daß kein Gift dem Staate verderblicher ist, als die Aenderung der bestehenden, allgemein , angenommenen Sitte und Weise, was unter dem Volke Zügellosigkeit und Frechheit, Geringschätzung der Obrigkeit, kurz, jede Art von Uebeln erzeugt, die so oft Staaten dem Untergange nahe führen. Drum gilt billig jener Vers als classisch:

Roma's Herrschaft besteht durch ererbete Sitten und Männer1)

Da wir überdieß die Alten als den Göttern am nächsten uns denken, so ist kein Zweifel, daß die ältesten Sitten die besten sind, indem sie nämlich unsere Vorfahren, die Begründer der Staaten, von den Göttern selbst erlernet zu haben scheinen. Demnach verdienen nur unsern Tadel, welche die ehrwürdigen Gebräuche und Einrichtungen der Alten verachten, die alte gute Sitte auflösen, bald diese, bald jene Gebräuche in das Vaterland herein ziehen und nach Belieben Gesetze aufstellen und aufheben. Auch ist bekannt, daß sonst in den Republiken die ausgezeichnetsten Männer alte Einrichtungen und Sitten eifrigst verfochten. Denn wie oft wurde, um andere frühere Beispiele zu übergehen, in Rom das Gesetz, den Aufwand betreffend, erneuert, daß Hie Bürger nach der Weise der Vorfahren sich kleiden sollten! Mit welchem Eifer nimmt Cato im Livius das oppische Gesetz in Schutz, welches den Frauen Beschränkung im Aufwande vorschrieb! Als Augustus sah, daß die Römer an fremden Trachten Geschmack fanden, verwies er dieses, in der Ueberzeugung, wie verderblich es sei, in einer langen Rede seinen Bürgern nachdrücklichst, und ermahnte sie, zum Gebrauch der Toga zurück zu kehren, wobei er jenen Vers Virgils anführte:

„Unsere Römer, die Länderbeherrscher, das Volk mit der Toga.“

Wenn es auch keinen andern Grund gäbe, jene Ausschweifungen in der Kleidertracht zu mißbilligen, so muß es uns doch schon ehrenvoll erscheinen, dem Beispiele ausgezeichneter Männer zu folgen, denen nicht beipflichten zu wollen, nur Wahnwitz verrathen würde. Und was Cato, was August hierüber geurtheilt, das hat, wir dürfen es sicher glauben, die Beistimmung edler großer Männer, über deren Urtheil nur die größte Unverschämtheit leichtsinnig sich hinweg setzen könnte.

Aber es könnte wohl Jemand sagen, solche Thorheiten in der Kleidung hätten weder auf das Verhalten im Einzelnen, noch auf den Staat Einfluß, und ich zöge in eifernder Rede gegen, eine Sache los, die eben nicht fehlerhaft zu nennen sei. Aber möcht' ich doch in meiner Rede der Wichtigkeit dieses Gegenstandes entsprechen! Denn es liegt so viel Schimpfliches darin, daß keine alltägliche Beredtsamkeit hinreicht, dasselbe gebührend aus einander zu setzen. Wenn nämlich das Kleid nicht weniger, als die Rede, der Charakter und das Abbild des Innern ist, wie kann man zweifeln, daß die, welche in abenteuerlichen Trachten sich so sehr gefallen, auch eine abenteuerliche Denkungsart im sich tragen? Da schreitet Einer einher, bedeckt mit einem spanischen und zwar buntbemaltem Hute; das Wammes ist nach französischem Schnitt, und seine langen Aermel stehen so wenig im Verhältniß zu den Armen, daß sie gerade da, wo der Arm am schmächtigsten, unmäßig weit sind. Das Kleid soll doch der natürlichen Gestalt angepaßt sein; jene gefallen sich gerade im Entgegengesetzten. Und was weiter? Es ist eine gemeine Kleidung, wenn sie nicht recht bunt gefärbt ist, gleich einem Pfau; dazu muß sie durchlöchert sein, wie ein Bettlermantel; dann ist's recht hofmäßig! Ich komme zum Mantel. Der Mäntel und Oberkleider aber gibt's so viele und so verschiedene Formen, daß, wollt' ich sie alle einzeln aufzählen, dieser ganze Tag nicht hinreichen würde. Hierbei fällt mir eine deutsche Anekdote bei. Vermuthlich habt Ihr auch von Euren Vätern erzählen gehört, daß ein türkischer Großherr die Trachten aller Nationen sich habe malen lassen. Als nun der Maler vieler Völker Trachten dargestellt hatte, malte er zuletzt einen nackten Menschen, und daneben bunte Stückchen Tuch. Auf Befehl des Großherrn, das Gemälde zu deuten, sagte der Maler, nachdem er die übrigen Trachten erklärt hatte, jener Nackte sei ein Deutscher, für den eine bestimmte Tracht nicht gemalt werden könne, weil er täglich neue ersinne. Wie Leid thut es mir, daß diese einzige Nation, die übrigens auf den Ruhm des Ernstes und der Beständigkeit Anspruch macht, gerade in dieser Beziehung den Vorwurf des Leichtsinnes auf sich ladet! Denn die Sache selbst nöthigt, einzugestehen, daß bei uns eine unglaubliche Mannigfaltigkeit in der Kleidung zu finden sei. Was soll ich über die Schuhe sagen? Sonst waren sie geschnabelt; jetzt macht man sie in der Gestalt eines Triangels oder Deltoton. Kann man wohl Einen für etwas Anderes als eine abenteuerliche Phantasiegestalt halten, der in einer so verschrobenen Kleidung, so bunt geschmückt einherschreitend, sich ringsum beschaut, und gleich dem Vogel der Juno sich selbst bewundert? Ja wahrlich, hätte nicht die Gewöhnung an diesen Uebelstand uns die Verwunderung benommen, Viele würden glauben, vielmehr ein überseeisches Ungeheuer, als einen Menschen zu sehen. Wenn Ihr aber den weisesten Männern, ja wenn Ihr der heiligen Schrift glaubt, so müßt Ihr in einer solchen Kleidung ein deutliches Abbild des Gemüthes erkennen. Denn es heißt im Sirach (19,27.):

„Seine Kleidung, Lachen und Gang zeigen den Mann an.“

Aehnliche Unbeständigkeit, ähnliche Veränderlichkeit in den Neigungen, wie du sie in der Kleidung wahrnimmst, aber auch ähnliche Geringschätzung der vaterländischen Gesetze haftet im Charakter. Und wenn auch außerdem nichts Schimpfliches darin läge, so müßte doch das schon ernstlich gerügt werden, daß man gegen das Vaterland, welches uns erzeugt, uns erzogen hat, welches unser Leben durch die trefflichsten Gesetze beschützt, so undankbar sein kann, daß man jetzt nur das Ausländische schön findet! Denn was soll einem Jeden theurer und werther sein, als das Vaterland? Wenn nun aber diese Modesucht auch die Sittlichkeit schändet, wer möchte nicht glauben, sie ernstlich fliehen zu müssen? Schließt nicht Turnus da, wo er im Virgil den Trojanern den Vorwurf der Weichlichkeit macht, von der Kleidung aus, wenn er spricht: „Unterkleider mit faltigen Aermeln, bebänderte Mützen.“

Denn es haben gelehrte Männer bemerkt, daß Rede, Haltung, Gang und andere Bewegungen des Körpers gleichsam eine Aeußerung der Seele seien, so daß man darin, wie in einem Spiegel, den Charakter. eines Jeden erkennen könne. Denn wie bei Pferden und Löwen Schwanz und Ohren die innern Bewegungen anzeigen, eben so spricht sich auch in der Rede nicht nur, sondern auch in der Kleidung, welche gleichsam ein stiller Ausdruck des Innern ist, die Gesinnung des Menschen aus. Darum sagten nicht ohne Grund die Griechen sprichwörtlich: „Das Kleid macht den Mann.“ Denn wie eine anständige Tracht dem Menschen Ansehen verschafft, und für sein Betragen ein empfehlendes Zeugniß gibt, eben so schadet eine abenteuerliche Kleidung, welche das Auge und das Urtheil vernünftiger Leute für abgeschmackt erklären muß, der Achtung sehr. Denn was Anderes bezeichnet eine solche, mannichfaltig zusammengesetzte, theils Franzosen, theils Spanier, theils Polen nachäffende Kleidung, als eine abenteuerliche Denkungsart? Welche Beständigkeit kann in einem Charakter vorhanden sein, der jeden Tag als sich selbst unähnlich geworden erscheint? Sokrates wollte nicht, seiner Gewohnheit entgegen, Schuhe aus Sikyon tragen, obgleich sie nach seinem eignen Geständniß den Füßen gut paßten. Meinet nicht, daß er in einer so geringfügen Sache pedantisch sich gezeigt habe; vielmehr war es eben ein Theil seines Ernstes und seiner Beständigkeit, daß er auch in kleinlichen Angelegenheiten sich gleich bleiben wollte. Eben so sagt Homer, daß eine an-, ständige Kleidung die gute Meinung von Einem erhöhe, Ihr kennt ja den Vers:

„Denn ein ehrbares Kleid erhöhet die Zierde des Mannes.“

Es liegt das nicht etwa im Werthe des Kleides; denn weder Edelsteine, noch Gold, noch Purpur, deren Gebrauch in Staaten von guter Verfassung anständigen Leuten sogar verboten ist, zieren Männer sehr, sondern weil fast Jeder feiner Denkungsart und seinen Sitten gemäß auch seine Meidung einrichtet, so dienet anständige Kleidung zu großer Empfehlung, weil man voraussetzt, daß wackere, vernünftige Leute dergleichen gern haben. Jeder also, der bei allen Vernünftigen eine gute Meinung sich zu erwerben strebt, richte nach ihrem Urtheile, wie seine Lebensweife überhaupt, so auch seine Kleidung ein; denn wie man in unsrer Zeit fürstliche Familien nach dem Schnitt der Kleidung unterscheidet: es beurtheilen vernünftige Männer das Betragen und die Bildung der Jünglinge nach der Tracht derselben. Es darf aber gerade dieses Alter kein Erbe, keine Reichthümer höher achten, als eine gute Meinung. Und eine solche kann sich zum großen Theil erwerben, wer das Urtheil Jener in Bezug auf Kleidung sorgfältig berücksichtigt. Wenn aber Manche so ganz Scham und Scheu verloren haben, daß sie auf eine gute Meinung keine Rücksicht nehmen, und über das Urtheil des Vernünftigen sich hinweg setzen, von Solchen muß man annehmen, daß sie nicht sowohl Menschen sind, als vielmehr nur unter menschlicher Gestalt thierische Neigungen verbergen. Meine Rede gilt nur Keilbaren Gemüthern, die Andern müssen durch öffentliche Strafen zur Vernunft gebracht und gezügelt werden.

Bisher hab' ich gezeigt, daß Thorheiten und Abgeschmacktheiten in der Kleidung für Kennzeichen einer verdorbenen Denkart zu halten sind. So wie aber Niemand, war' er auch unschuldig, absichtlich das Brandmal sich zuziehen möchte, welches denen, die eines Verbrechens überführt sind, aufgebrennt zu werden pflegt, so, meine ich, müsse man auch, damit sie dem guten Namen nicht schaden, jene Zeichen einer verächtlichen Denkungsart fliehen. Aber solche abgeschmackte Possen thun nicht nur der guten Meinung Eintrag, sondern ein anderes, größeres Uebel ist damit verbunden; denn unter die Verirrungen, welche, Staaten ihrem Verderben entgegen führen, muß namentlich auch die Sucht nach dem Neuen sowohl, als nach dem Ausländischen in Bezug auf Kleidung gerechnet werden. Ich erbitte mir, indem ich darüber mich erklären will, Eure besondere Aufmerksamkeit. Denn Ihr werdet einsehen, daß viele furchtbare Laster darin ihren Ursprung haben; denn gleich wie die Zinsen eines Capitals stufenweise anwachsen, eben so gewinnt aus kleinen Anfängen die Dreistigkeit allmälig Kraft, bis sie alle Scham und alle Furcht vor göttlichem und menschlichem Rechte aus dem Herzen gänzlich vertilgt. Keiner, sagt der Dichter, wird auf Einmal ein ganz schändlicher Mensch, sondern stufenweise sinken die Sitten zum Schlechtem herab. Es bedürfte bei einer Sache, die so klar vorliegt, keiner weitem Beispiele. Indessen, weil ich zu Jünglingen rede, welche dem Studium der christlichen Lehre sich widmen, so will ich Euch als Beispiel anführen, was Augustin in seinen Selbstbekenntnissen von seiner Mutter schreibt. Diese sei, erzählt er, von ihrer Amme in ihrer Kindheit mit ungewöhnlicher Sorgfalt zur Mäßigkeit erzogen worden, und habe, außer den gewöhnlichen Mahlzeiten, nicht einmal Wasser trinken dürfen. Als man die Amme gefragt, aus welcher Absicht sie dem Mädchen sogar das Wassertrinken verbiete, habe sie geantwortet: Lernen sie nicht in diesem Alter Durst ertragen, so werden sie später als Hausfrauen, wenn ihnen Wein vollauf zu Gebote steht, eben so unmäßig sich voll Wein füllen, als sie jetzt Wasser trinken. Es ist demnach eine besondere Klugheit, den Samen zu Fehlern voraussehen, und in Zeiten ihn ertödten.

Denn wie es zur Heilung körperlicher Krankheiten zu spät ist, dann erst Heilmittel zu suchen, wenn die Krankheit schon auf den höchsten Grad gestiegen ist, eben so wendet man gegen sittliche Gebrechen vergebens Heilmittel an, wenn sie sich ganz ausgebildet haben.

Welche Fehler erzeugt denn nun die Modesucht in der Kleidung? Außer vielen andern vorzüglich den allerverderblichsten, daß er die jugendlichen Gemüther zur Verachtung der Gesetze führt. Denn haben sie einmal in unbedeutenden Dingen von dem allgemeinen Gebrauche der Bessern und von öffentlichen Einrichtungen sich entfernt, dann wächst auch allmälig die Dreistigkeit so weit, daß sie auch in wichtigen Dingen das Urtheil vernünftiger Männer nicht nur, sondern alle Gesetze überhaupt verachten. Und der, welcher jetzt, indem er an solchen Kleiderpossen Geschmack findet, nur zu spielen scheint, wird bald gegen alle Gesetze und Obrigkeiten sich aufblähen. So verderbliche Folgen kann eine Sache haben, die man dem Anscheine nach für geringfügig halten möchte. Aber das Beispiel haben wir allenthalben vor uns; denn haben sie nur Einmal die Riegel des Gesetzes durchbrochen, dann werden sie auch kein Gesetz überhaupt mehr für fester, als das Gewebe einer Spinne halten, und, wie Ihr wißt, ist „der Anfang die halbe Ausführung schon.“ Wiewohl man nun dieses im täglichen Leben schon sehen kann, so wird es doch noch weit sichtbarer bei dem Verfalle der Staaten. Denn welcher Staat ist nicht eben darum verfallen, daß man Anfangs Zucht und Ordnung in geringfügigen Dingen vernachlässigte, wodurch Leichtfertigkeit und Muthwille bei der Menge genährt wurde, bis sie zuletzt auch in den wichtigsten Angelegenheiten den Gehorsam verweigerte! Weil ferner, wie ich eben gesagt, die Kleidung die innere Gesinnung nachahmt, so geschieht es dadurch auch, daß gerade den im Herzen verschlossenen Neigungen und Leidenschaften, welche gebändigt und unterdrückt werden müßten, der Zügel überlassen wird. Es gibt Leute, welche ihrer wilden rauhen Gesinnung zu Folge, in solcher Tracht sich gefallen, die denen, welche sie sehen, Schrecken einjagen soll. Bei Solchen nun wächst, eben weil sie ihrer Neigung nachgeben, die wilde Denkungsart. Andere putzen sich wegen eines weichlichen Charakters ganz nach Frauen Weise; Solche macht ihre Kleidung nur noch weibischer. Denn wie das Fieber genährt wird, wenn man ihm willfahret, und Alles trinkt, wonach die krankhafte Natur begehrt, so wachsen auch geistige Krankheiten, wenn man ihnen gewährt, und ihnen keine Heilmittel entgegen setzt. Unter Allen aber schaden dem Gemeinwohl am meisten die, welche die Tracht irgend eines ausländischen Volks lieben. Denn so wie , der Liebhaber die Farbe seiner Auserwählten nachahmt, so geben solche durch die Nachahmung fremder Moden zu erkennen, daß sie auch die Sitten, den Luxus oder andere Laster einer solchen Nation lieben, und die vaterländischen Gebräuche und Gesetze verachten. Welche Fürsten haben zuerst Diademe, und viele fremde Trachten in Rom eingeführt? Waren es nicht die, welche, nachdem sie alte Gesetze umgestürzt, von Außen her schändliche religiöse Feierlichkeiten, wie die Bacchanalien, außerdem die scheußlichsten Beispiele ausländischer Ueppigkeit nach Rom brachten?

Wir sehen in unsrer Zeit gewisse Leute in türkischer Tracht sich brüsten, - ich kann mir keinen andern Grund denken, als weil sie unsrer Religion und unsrer Gesetze überdrüssig geworden sind, und solche, weil sie ihr Verlangen nach fremder Herrschaft, fremden Sitten und fremder Religion an den Tag legen, nenn' ich unbedenklich Feinde des Vaterlands. Denn nicht nur die, welche in andern Ländern gegen ihr Vaterland die Waffen ergreifen, sind als Feinde desselben zu betrachten, sondern weit mehr noch diejenigen, welche, in der Meinung, daß bürgerliche Ordnung und Einrichtungen der Väter sie nichts angehen, fremde Sitten von andern Völkern herein ziehen.

Es hießen die Lakedämonier einen milesischen Gastfreund, der außerdem, daß er mit allen Zeichen der Ueppigkeit sich umgab, auch nach spartanischer Sitte zu kostbar sich kleidete, ihre Stadt verlassen, um seine milesischen Künste zu Hause zu treiben. So verfuhren Jene gegen einen Gastfreund; um wie viel weniger sollte man Staatsbürgern gestatten, solche Beispiele dem Vaterlande zuzuführen, welche der alten heiligen Sitte Eintrag thun müssen! Denn es geht das durchaus nicht ohne öffentliches Sittenverderbniß ab, weil das Volk, wie es von Natur das Neue liebt, sogleich auch solche Thorheiten nachahmt, allmälig alle Scheu vor dem Gesetze ablegt, und auch die Liebe zu fremden Lastern annimmt; und man kann bei dem Untergange der größten Staaten sehen, daß immer von diesen Grundursachen aller Verfall und alle Zerrüttung ausging. Billiger Weise müßten daher gegen Alle die, welche solche Beispiele zur Nachahmung aufstellen, als gegen Vaterlandsfeinde, die härtesten Strafen festgesetzt werden.

Glaubt mir, das Vaterland wird bekriegt, es wird belagert, zwar nicht von Außen, aber innerhalb seiner Mauern, wenn man die väterliche Tracht ablegt. Ja als solche betrachtet sie, die mit auswärtigen Feinden in heimliche Bündnisse getreten sind, und gegen Gesetz und Vaterland sich verschworen haben, welche Sitten und Gebräuche der Ausländer und Feinde mehr als die heimischen lieben. Denn wer also auftritt, beabsichtigt nichts Anderes, als durch Auflösung und Zerrüttung häuslicher und öffentlicher Zucht die Gemüther aller Bürger zur Annahme fremder Herrschast, fremder Religion, und aller Arten von Abscheulichkeiten geneigt zu machen. Wie nun eine solche Neuheitssucht für alle Menschen überhaupt schimpflich ist, so sollte sie vornehmlich von den Sitten der Christen fern sein, denen es ziemt, in allen Lebensbeziehungen ganz besondern Ernst und Würde zu bewähren. Hören wir doch, daß, die Türken und andere nichtchristliche Nationen mit besonderer Treue an den vaterländischen Trachten hangen. Da nun aber die Lehre des Christenthums vornehmlich Bescheidenheit, Sittsamkeit und Beharrlichkeit im Guten uns zur Pflicht macht, so gereicht es uns zum schimpflichen Vorwurf, daß wir in dieser Beziehung leichtsinniger uns bezeigen als die Völker, denen die Gebote des Christenthums fremd sind.

Seht nur auf David, wie sorgfältig er auch in solchen, obwohl geringfügig scheinenden Dingen den Wohlstand meinte beobachten zu müssen. Denn als ein benachbarter König den Gesandten aus seinem Volke zur Verhöhnung hatte die Röcke abschneiden und gegen ihre Sitte die Bärte ihnen abscheren lassen, befahl er ihnen, daß sie in der äußersten Stadt des Reichs sich verweilen, und nicht eher öffentlich sich zeigen sollten, als bis ihre Barte wieder gewachsen wären. Welche andere Ueberzeugung, meint Ihr, leitete wohl darin jenen frommen König, als die, daß auch eine solche Sorgfalt und Rücksicht des edlen Mannes Pflicht sei, um nicht durch Kleidung oder Aehnliches in Jemandes Augen anstößig zu erscheinen? Ganz vorzüglich aber müßten wir Gelehrte eine solche Rücksicht beobachten. Aber du mein Gott! welcher Stand, welche Leute lieben solche Kinderthorheiten mehr, als gerade die, welche sich den Wissenschaften widmen? Die meisten gefallen sich in militärischer Tracht, die sie auf mannichfache Weise entstellen, und Jeder möglichst abenteuerlich gestaltet, und dann erst halten sie sich für tapfere Männer, dann für Bassa's, ja für die Glücklichsten unter der Sonne, wenn sie eine ganz neue, dem Anblick aller Vernünftigen möglichst widerliche Tracht ersonnen haben. Einige Moden übergehe ich, weil ich sie anständiger Weise nicht erwähnen kann; denn es wäre zu wünschen, daß sie diejenigen Theile bedeckten und verbärgen, welche die Natur selbst verborgen wissen wollte, damit sie nicht dem Anblicke ausgesetzt wären, und nicht eitel zur Schau getragen würden. Diesen Gegenstand haben auch die weisesten Gesetzgeber in den griechischen Staaten nicht übergangen. Denn Tenophon schreibt in seiner Schilderung der lakedämonischen Verfassung: Lykurg habe verordnet, daß die Knaben auf öffentlicher Straße die Hände unter den Kleidern haben, schweigsam ihres Weges gehen, und nicht umher gaffen, noch ihre Augen anders wohin richten sollten, als auf das, was vor ihren Füßen wäre. Und das gerade wurde als zur Grundlage der Erziehung zur Tugend gehörig betrachtet. Denn Tenophon sagt, diese Vorschrift habe beabsichtigt, die Knaben von frühster Kindheit an zu einem sittsamen, schamhaften, bescheidenen Betragen zu gewöhnen. Um wie vielmehr mußten wir, die wir in, Schulen geschickt worden sind, um nicht nur die Wissenschaften zu erlernen, sondern auch in Allem, was zu einem gesitteten Betragen gehört, unterwiesen zu werden, diese Grundzüge der Sittsamkeit in Kleidung und äußerer Haltung ausdrücken!

Aber welch Wunder! es lautet die Sprache unsrer Akademiker anders, wenn sie über die Pflichten des Anstandes und der Sittlichkeit sprechen, etwas Anderes spricht ihre Kleidung aus, die gerade die größte Unverschämtheit an den Tag legt. Daher kann ich mich nicht genug wundern, was sie nur denken mögen, wenn sie überlegen, wie sehr sie mit sich selbst im Widerspruche stehen, wie ihre Tracht mit ihren Aeußerungen, mit ihren Studien so ganz und gar nicht übereinstimmt! Wenn Agamemnon auf der Bühne im Anzuge eines Possenreißers aufträte, würde Jedermann laut ausrufen, der Schauspieler habe keinen Geschmack; er verstehe, wie man sich ausdrückt, die Anforderung an die Bühne nicht zu befriedigen. So eigensinnig ist unser Urtheil in Bezug auf Schauspiele. Wie meint Ihr wohl, mögen Männer von Einsicht und Würde über solche wichtige Angelegenheiten urtheilen! Welche Ansprüche machen sie wohl an uns, den Anforderungen der Bühne zu genügen (denn es wird ja unsre Anstalt eben mit einem öffentlichen Spiele verglichen, wo wir nicht nur wissenschaftliche, sondern die Kenntniß alles Guten und Löblichen überhaupt erlernen sollen), auf welche wir gebracht worden sind, um von hier aus, in jeder Hinsicht tüchtig gebildet, dem Staate gute Sitten zuzuführen? Welche Sitten werden aber solche zum Staatsleben mitbringen, welche, gleich als hatten sie sich auf einer Anstalt, wo Schamlosigkeit gelehrt würde, befunden, sich gewöhnt haben, dem Urtheile aller Vernünftigen Hohn zu sprechen? Welche Scheu und Scham aus ihren Innern gänzlich verbannt, alle Ehrfurcht vor dem Gesetze abgelegt haben, und wähnen, ihnen sei Alles erlaubt? Denn, wie ich sagte, die Sucht, solche Abgeschmacktheiten nachzuahmen, nährt viele Laster.

Zu welchen Hoffnungen von sich berechtigt wohl derjenige, welcher schon in früher Jugend durch Gesetze sich weder zügeln, noch lenken ließ, sondern gleich als ein unumschränkter Machthaber, nur nach eigner Willkür sich kleiden, nach eigner Neigung leben wollte? Traun! Niemand wird, ihm für irgend ein Lebensverhältniß die nöthige Bescheidenheit oder Achtung gegen die Gesetze zutrauen. Und dieser Vorwurf der Unverschämtheit trifft gerade die Meisten, welche später nicht nur um Staatsämter, sondern um das weit würdigere evangelische Lehramt sich bewerben, zu welchem man mit ganz besonderer Bescheidenheit sich nahen muß.

Ich habe gehört, es habe im Schwabenlande ein überaus verständiger frommer Fürst gelebt, Eberhard der Bärtige genannt. Zu diesem, erzählt man, kam ein junger Mann, mit der Bitte um ein Predigtamt. Zufällig schlug ihm der Wind den Rock aus einander, so daß der Fürst seine nach Soldatenweise ausgezackten Stiefel sah. Zu unsrer Zeit sucht das Niemand zu verbergen; so weit ist die Unverschämtheit vorgeschritten; bei diesem hatte es der Zufall aufgedeckt. Da wurde der Fürst, ein sehr strenger Beobachter, der sehr über das äußere Betragen wachte, so ergrimmt, daß, - obwohl er nie lateinisch zu sprechen pflegte, dennoch der Zorn die Worte ihm auspreßte: Vade! So befahl er ihm, weil er zornig auf ihn sei, von seinen Augen wegzugehen, und weit entfernt, ihm das Predigtamt zu geben, schickte er ihn vielmehr sogleich fort, und schält ihn tüchtig, daß er sich unterstanden, im Aufzuge eines Possenreißers vor seinen Fürsten zu treten und um ein Pfarramt zu bitten, mit den Zeichen der Unverschämtheit, des Leichtsinnes, die bei einem Geistlichen am wenigsten gefunden werden dürfen.

Eine rühmenswerthe Strenge, und, meine werthen Zuhörer, Euer Aller Beachtung werth! Denn es muß das Urtheil eines solchen Mannes, von dem bekannt ist, daß ihm im ganzen deutschen Reiche allgemein unbedingter Ruhm der Weisheit zugesprochen wird, Eindruck aus uns machen. Denn wenn in den deutschen Reichsversammlungen alle Völker und alle Stände in Betreff der wichtigsten Angelegenheiten seinem Urtheil beigestimmt haben, so wollen auch wir in dieser Beziehung ihm beistimmen, und der Ueberzeugung folgen, daß, wie es denn auch in Wahrheit ist, solche Abgeschmacktheiten für jeden Stand überhaupt, vorzüglich aber für Studierende unanständig sind. Aber nicht Dieser allein urtheilte also; es ist dieses auch jetzt noch die Ueberzeugung aller Vernünftigen, und alle anständige Leute treffen darin einstimmig zusammen. Denn wer ist unter Euch, der, wofern er überhaupt eine anständige Erziehung genossen, ohne ganz unverschämt zu sein, sich unterstehen würde, in einer ungewöhnlichen Tracht vor seinem Vater zu erscheinen? Und eben so dürft Ihr sicher glauben, daß solche Thorheiten der allgemeine Unwille aller Rechtlichen und Vernünftigen trifft.

Wiewohl nun das einstimmige Urtheil aller vernünftiger Männer billiger Weise gesetzliches Ansehen haben sollte, so laßt doch, wenn anders fremdes Ansehen Euch nicht so viel gilt, ein Jeder wenigstens das Ansehen seines Vaters Etwas gelten, welches ja die Pietät vor Allem hoch und heilig geachtet wissen will! Und wenn nun solche Thorheiten in der Kleidung Euren Aeltern mißfällig sind, und das müssen sie unbezweifelt sein, - so möge denn ihr Wille als Gesetz Euch gelten. Denn nicht das nur dürfen wir für Gesetz halten, was als solches öffentlich niedergeschrieben ist; es ist dieses Gesetz nicht in Erz geprägt, noch in steinerne Tafeln eingegraben, sondern von Gott in unsre Herzen geschrieben, daß wir den Willen unsrer Aeltern eben so achten sollen, als irgend eine obrigkeitliche Vorschrift. Und doch sind auch obrigkeitliche Verordnungen über diesen Gegenstand, und außer den Lehren einsichtsvoller Menschen, auch in der heiligen Schrift die nachdrücklichsten Ermahnungen vorhanden, daß wir sollen „ehrbarlich wandeln vor den Menschen“ (Röm. 13, 13.) d. h. daß wir weder im Gange, noch in der Rede, noch in der Kleidung etwas Unanständiges uns erlauben sollen; und Paulus heißt uns „die Lüste der Jugend fliehen“ (2. Tim. 2, 12.), womit er, nach der Erklärung der Gelehrten, eben auf jene Neigungen in Beziehung auf Kleidung und andre äußerliche Dinge deutete. Ist's aber etwas Anderes, als Wahnsinn, wenn man weder durch das Urtheil ehrbarer Männer, noch durch das Ansehen der Aeltern, noch der Gesetze, noch der heiligen Schrift sich bestimmen lassen will? Es muß das auch wahrlich keine geringe Sünde sein, was alle ehrbare Männer einstimmig verdammen; sie sehen aber gar wohl, welches Unheil solche Ansänge nach sich ziehen; sie wissen, welche Zerrüttung aller Zucht daraus folgt.

Diese Gründe müssen uns denn bestimmen, meine werthesten Commilitonen, daß wir solche Modethorheiten förder gänzlich abthun, stets eingedenk, daß sie nicht weniger schimpfliche Zeichen sind, als die Brandmäler, welche man verurtheilten Verbrechern einbrennt; denn - „das Kleid macht den Mann.“ Ist es also unanständig, so schadet es der guten Meinung nicht weniger, als jene so genannten thrakischen Malzeichen. Aber in solchen Schandmälern seine Freude finden, das ist doch wahrlich der unerhörteste Wahnwitz! Dazu kommt, daß, indem Ihr diesen Neigungen, die scheinbar so gleichgiltig sind, zu sehr nachhängt, indeß viele andere Fehler, Verachtung der Gesetze, hochfahrender Sinn überhand nehmen; dann werden verderbliche Verbrüderungen geknüpft, aller wissenschaftliche Eifer geht unter, es tritt träge Gemächlichkeit ein, die zu allen Ausschweifungen einladet. Und welchen Ausgang, welche Wendung zuletzt das Alles nehme, sehen wir oft! So ist's denn wahrlich gar nicht gefahrlos, wenn Manche wähnen, in solchen so genannten Spielereien sich Etwas nachsehen zu dürfen. Nur zu wahr ist, daß solche Spielereien ernste Folgen haben. Ein alter Vers sagt, man könne Wichtiges nicht behaupten, wenn man des Geringen nicht sorgfältig wahrnehme:

„Wachst du über Geringeres nicht, so verlierst du das Größ're!“

Das sehen wir auch hier bestätigt. Denn wer nicht Festigkeit genug besitzt, den leichteren Neigungen zu widerstehen, den werden früher, als er's wähnt, andere schlimmere unterjochen. Vor Allem aber geziemt es uns, die wir Christi Dienst uns gewidmet haben, Sittsamkeit und Bescheidenheit in jeder Beziehung des Lebens zu üben, nicht nur, weil diese Tugenden vorzüglich Gott gefallen; sondern auch, um durch unser gutes Beispiel auch Andere gesitteter zu machen.

1)
Kneius nach Cicero de Republic
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