24. Melanchthon's erster Aufsatz von den Compositions-Mitteln.
Wenn Kaiserl. Majestät sagen wird, sie nehme die vorgeschlagenen Mittel an, so muß man sich vor allen Dingen einer Copie der erstatteten Relation ausbitten, um zu wissen, wie die Widersacher die Sache hinterbracht haben.
Wenn der Kaiser von den Vereinigungsmitteln einige Vorschläge oder Worte herausnehmen wollte, so soll man dieses nicht verstauen.
Sollten sie fragen, ob der Kaiser sich versündige, wenn er sich nur die eine Gestalt reichen lasse, so ist zu antworten, daß wir die Kirche nicht verdammen. Die ganze Kirche war unter dieser Satzung des verbotenen Gebrauchs des Kelchs gleichsam gebunden und gefangen. Ist also die Kirche an sich unschuldig, da ihr hierin Gewalt geschehen. Allein das Verbot ist höchst ungerecht.
Von der Messe.
Warum wollt ihr die Privatmessen nicht annehmen?
Antwort: Die Privatmessen sollen in der Meinung geschehen, daß sie Andern ex opera operato appliciret werden, um Gnade damit zu verdienen. Derhalben ist diese Meinung gottlos.
1) Deßwegen, weil, wenn das opu, operatum Jemand Etwas verdienen soll, die Gerechtigkeit aus dem Verdienst der Werke kommt und nicht aus dem Glauben; welches grundfalsch ist.
2) Ist das Leiden Christi ein hinlängliches Opfer, wie die Schrift bezeuget: „Er habe durch ein einiges Opfer in Ewigkeit vollendet, die geheiliget werden.“ Also ist kein anderes Opfer für die tägliche Sünde mehr nöthig,
3) Ist kein Zueignungsopfer von Nöthen, dieweil keine Zueignung ohne Glauben Statt hat: durch ein bloß äußerliches Werk geschiehet also keine Zueignung.
Daß aber keine Application ohne durch den heiligen Geist geschehe, wird aus nachfolgenden Gründen bewiesen: „Der Buchstabe tödtet; der Geist machet lebendig!“ „Wie sollen sie glauben, von dem sie Nichts gehöret haben.“ „Aus der Predigt habt ihr den Geist des Glaubens empfangen.“ „Er hat unter uns aufgerichtet das Wort der Versöhnung.“ Obgleich daher die Messe ein Zueignungsopfer wäre, so würde sie doch ex opera operatus keine Kraft haben, weil der Buchstabe tödtet.
Deßgleichen spricht Christus: „Solches thut zu meinem Gedächtniß!“ Gedenken aber ist so viel als Glauben. Item, die Sein nicht gedenken, denen ist es Nichts nütze! Also ist die Messe den Todten Nichts nütze!
Auch befiehlet er, man solle predigen. Wozu soll man den Todten predigen?
Der Canon hält die Application in sich, darum ist er nicht zu leiden. Wenn sie ihn von dem Opfer nicht verstehen wollten, so muß man sie fragen: ob ein Unterschied sei unter der Communion der Laien und der Geistlichen.