Matheson, George - Zweifel
Wen rufe ich um Hilfe an, wenn ich Zweifel habe? Sicherlich nicht den Menschen. Maag ich meinen Unglauben auch vor noch einer so großen Menschenmenge bekennen, wenn ich ehrlich bin, muß ich gestehen, daß ich auch dann nur vor ihnen, aber nicht zu ihnen spreche; mein wahrer Zuhörer ist Gott. Mein Ruf ist der Ruf, die Nägelmale berühren zu dürfen. Hier auf Erden klingt es wie eine Verleumdung, aber oben bei Gott wird es als Bitte aufgenommen. Die Menschen auf Erden sagen: „Er lästert Gott“, aber die Engel im Himmel rufen: „Siehe, er betet.“ Meine Seele, bist du von den Problemen des Geistes verwirrt? Schlägst du gegen die Stangen des Gefängnisses, die dich vom Flug des Gebetes ausschließen? Nein, dieses Aufbäumen ist schon ein Teil deines Gebetes! Denkst du, dein Zweifel sei dein Suchen nach Gott? Nein, es ist Gottes Suchen nach dir. Nur durch Gott kannst du die Scheidewand gegenüber Gott erfahren. Ohne die Erfahrung der Freiheit wüßte kein Mensch, was ein Gefängnis ist. Warum schlagen deine Schwingen gegen den Käfig? Wenn nichts außerhalb des Käfigs zu sehen wäre, gäbe es kein Aufbäumen gegen das Gefangensein; der Käfig würde das Universum sein. Aber wenn das, was draußen ist, sichtbar wird, bist du leidenschaftlich bestrebt, frei zu sein. Das Bewußtsein, gefangen zu sein, stammt aus deiner Vision des Jenseitigen. Es ist Gott, der ein Verlangen nach Gott in dir weckt. Dein Schrei ist ein Gebet. Es ist noch nicht das Gebet aus dem Glauben, aber es ist die Bitte um den Glauben. Sie hat nichts vor Gott zu bringen als das Gefühl der eigenen Leere. Jedoch Gott wird deine Hand fassen und seine eigene in sie legen.