Luther, Martin - Von der Auferstehung - Die andere Predigt.
1. Cor. 15, 39-44.
Von der Auferstehung der Todten.
„Nicht ist alles Fleisch einerlei Fleisch; sondern ein ander Fleisch ist der Menschen, ein anders des Viehes, ein anders der Fische, ein anders der Vögel. Und es sind himmlische Körper, und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen, und eine andere die irdischen. Eine andere Klarheit hat die Sonne; eine andere Klarheit hat der Mond; eine andere Klarheit haben die Sterne: denn Ein Stern übertrifft den andern nach der Klarheit. Also auch die Auferstehung der Todten. Es wird gesäet verweslich; und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesäet in Unehre; und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesäet in Schwachheit; und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesäet ein natürlicher Leib; und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“
Sanct Paulus, wie eure Liebe heute acht Tage gehöret hat, weiset uns mit seiner Predigt, die er in dieser Epistel an die Corinther thut, von dem Artikel der Auferstehung, ins Feld und in Garten, auf daß wir sehen sollen, wie es da zugehet mit dem Samen, und unsern Glauben von der Todten Auferstehung stärken lernen mit dem Werk, so Gott durch seine Allmächtigkeit täglich übet an den Creaturen. Damit begegnet er auch denen, die da über diesem Artikel scharf fragen aus der Vernunft: Wie es zugehen werde in der Auferstehung? Mit welcherlei Leibe die Todten kommen werden? Wie sollte es zugehen, spricht er, siehe auf den Acker und in Garten, wie es da zugehet, und lerne daselbst Gottes Allmächtigkeit und Kraft, so er beweiset an den Creaturen, welche er auch aus dem Tode hervor bringet, und lebendig machet.
Ein Bauer gehet daher auf dem Acker, hat sein Tuch am Halse, darinne träget er Weizen, Rocken, Gersten, rc. und greift getrost mit der Hand in den Samen, wirft um sich, und besäet den Acker. Hinter ihm her folget ein Knabe, der führet die Egge, und scharret den Samen, der gesäet ist, zu, daß er mit der Erde wohl bedeckt werde. Solchen Samen wollen wir entgegensetzen einem groben Tölpel und unverständigen Narren, der doch trefflich klug seyn will, und wohl Gott im Himmel reformiren und meistern darf; wie man von dem Fuhrmann Hans Pfriemen saget, daß er im Paradies alles habe wollen überklügeln und meistern. Derselbe Hans Pfriem stehet den Bauer mit dem Tuch, und den Knaben mit der Egge, sähet an, und spricht: Lieber Mann, was machest du da? Bist du auch klug? Du wirfst das gute Getreide in die Erde; hast du nicht daheim Kinder, Gesinde und Vieh, die es essen können? Warum verderbest du denn das gute Korn so schändlich, und wirfst es in die Erden? Und hast dazu daran nicht Genüge, sondern ein anderer folget dir nach, der zertritt und zertemmet1) alles mit den Pferden, und scharret alles zu mit der Eggen; was gehet dich an, daß du das feine Getreide so jämmerlich umbringest, daß es niemand zu Nutze kommt?
Wäre der Bauer ungeduldig, und kurz angebunden, (wie man solcher viel findet, die da heiß seyn vor der Stirn, und nichts leiden können), so sollte er wohl auffahren, und meinen Hans Pfriemen gröblich abweisen, und sagen: Was hast du Narr mit mir zu schaffen, gehe du deines Weges, laß mich zufrieden; sollte auch wohl einen Erdenkloß nehmen, und solchen Meister Klügel damit grüßen, daß er auf dem Rücken läge, und die Augen verkehrete, wie ein Ochse, den man jetzt schlagen will. Aber ein vernünftiger Bauer thut das nicht, sondern spricht: Lieber, schweig stille, du verstehest jetzt nicht, was ich mache; komm aber über ein halbes Jahr, oder viertel Jahr wieder, so will ich dir alsdenn zeigen, was ich jetzt gemacht habe. Denn auf die Zeit wird ein jeglich Korn, so ich jetzt in die Erden werfe, und säe, einen Halm mit einer dicken, vollen Aehre bringen: alsdenn werde ich für den Samen, so jetzt in die Erden geworfen und zugescharret wird, zehnfältig, ja wohl zwanzig-, dreißigfältig wiedernehmen. Und dazu wird mir durch Gottes Werk dienen die liebe Sonne, und der Regen, daß das Korn auf dem Acker aufgehe, grüne und wachse.
Dawider setzt sich Hans Pfriem, und spricht: Ei, das ist nichts, das du vorgiebst; ich sehe weder Halm, noch Aehren, sondern sehe, daß du das schöne Korn in den Dreck wirfest, und es zuscharrest; wie sollte daraus etwas werden? Sey du zufrieden, spricht der Bauer, also will ich's haben, daß das Korn in die Erden geworfen und zugescharret werde: nicht, daß es in der Erden verderbe und umkomme; sondern daß sich's bewurzele, und Frucht bringe. Darum bitte ich auch Gott, wenn das Korn gesäet ist, daß er Regen, Sonne und Wetter gebe, daß es zuerst in der Erden weich werde, und verwese; darnach, wenn sich's nun bewurzelt hat, aus der Erden wieder hervor breche, wachse und Frucht trage.
Solcher Hans Pfriem und grober Narr, spricht St. Paulus, bist du auch, wenn du fragest, wie werden die Todten auferstehen? Denn wie es zugehet mit dem Samen, also gehet es auch zu mit unserm Leibe, der wird auch in die Erden gesäet. Denn ob schon die Menschen auf mancherlei Weise umkommen, etliche ersaufen im Wasser, und werden von den Fischen gefressen, etliche kommen an den Galgen, und werden gefressen von den Raben, etliche werden mit Feuer verbrannt rc., so fasset doch St. Paulus alles zusammen, und heißt solches alles, das Korn in die Erden werfen und zuscharren, daß es seine Gestalt verliere. Kannst du nun, spricht er, solchen Glauben haben auf dem Acker, daß, wenn das Korn vor dem Winter gesäet, und mit der Egge zugescharret ist, über ein halb Jahr hernach schön, jung, köstlich Korn da stehen werde; solches lernest du aus der Erfahrung, und liesest es in deinem Buch, und in deiner Bibel, nämlich wenn Gott deine Arbeit segnet, Sonn, Regen, und Wetter gibt, daß der Same, den du gesäet hast, unverdorben sey, und zu seiner Zeit werde wieder lebendig werden, und Frucht bringen. Warum glaubest du denn nicht auch dieser Bibel, daß Gott in seinem Wort dir verkündiget und zusaget, daß unser Leib, wenn er in die Erden gescharret und begraben wird, aus der Erden werde auferstehen, und wieder lebendig werden?
Unser Herr Gott ist ein guter Ackermann, der trägt uns alle in seinem Tuch, das ist, in seinem Gesetz: weil wir alle Sünder seyn und Uebertreter seiner Gebote, so müssen wir auch alle sterben, Röm. 5, 12. ob wir schon nicht alle auf einerlei Weise sterben, sondern einer stirbt auf dem Bette, am Fieber, an der Pestilenz rc., der andere stirbt im Kriege in der Feldschlacht; so nimmt uns doch der Tod alle dahin, daß es alles heißt, Gott greift in sein Tuch, streuet um sich, wie der Säemann, und säet uns dahin in die Erde. Wie du nun auf dem Acker glaubest, daß aus dem Korn, so in die Erde gesäet wird, etwas werde: also sollst du auch hier unserm Herrn Gott glauben, daß aus dem verstorbenen Leibe, so in die Erde gescharret wird, etwas werde. Denn unser Herr Gott scharret unsern Leib eben so wenig der Meinung in die Erden, daß er in der Erden bleibe und ewig verwese; als wenig der Bauer das Korn der Meinung in die Erden wirft, daß es da zunichte werde und verderbe. Ja, es ist viel weniger Gottes Meinung, daß unser Leib ewig in der Erden bleibe, denn des Bauers mit dem Korn. Gleichwie das Korn der Meinung gesäet und zugescharret wird, daß es seine Gestalt verliere, daß man es nicht mehr kenne, daß man weder Korn noch eines Korns Gestalt da sehe, und dafür ein schöner Halm aufwachse, der Frucht bringe: also wird auch unser Leib der Meinung in die Erden begraben, daß er seine Gestalt verliere, daß man weder menschlichen Leib, noch Leibes Gestalt sehe, und dafür ein schöner, klarer, lieblicher und lustiger Leib auferstehe, in ein ander Wesen und Leben.
Aber wir sind kluge Hans Pfriemen, auf gut deutsch, grobe, unverständige Narren, lassen uns immer predigen, und hören täglich, daß Gott unser Ackermann sey, der uns nicht allein in die Erde säet, sondern auch spricht, er wolle zu rechter Zeit Regen und Sonne, Feuchte und Saft, Gedeihen und Segen geben, reichlich und überschwenglich, auf daß sein Korn grüne und wachse; wie er denn auch treulich thut. Die Predigt des Evangelii und die heiligen Sacramente, die Taufe, und des Herrn Christi Abendmahl, sind der Regen; den läßt unser Herr Gott fallen auf seine Saat, und macht sie dadurch feuchte. Der heilige Geist ist die Sonne, durch welche er sein Korn lebendig macht, und endlich von den Todten auferwecken wird. Aber wir gehen dahin, schlagen es in Wind, bleiben grob und unverständig, wollen doch trefflich klug seyn, und sind rechte Hansen Pfriemen, die Gott thüren 2) übermeistern.
Darum antwortet hier St. Paulus denen, die da fragen, wie die Todten werden auferstehen, und spricht: Du bist ein Narr, und bleibest ein Narr. Dein eigener Acker, und dein Glaube und Wissenschaft auf deinem Acker gibt dir deß Zeugniß, daß du ein Narr in der Haut bist. Du glaubest, daß dein Korn, so du auf deinen Acker säest, zu seiner Zeit hervor wachsen, einen Halm gewinnen, schön blühen, und viel Früchte bringen werde; und kannst nicht glauben, daß Gottes Korn, so er auf seinen Acker säet, am jüngsten Tage wieder hervorkommen werde und lebendig werden. Dir und deinem Ackerwerk kannst du glauben; aber Gott und seinem Ackerwerk kannst du und willst du nicht glauben. Bist du nicht ein grober Narr? Gottes Ackerwerk sollte dir je viel gewisser seyn, denn dein Ackerwerk; sintemal Gott ein anderer Ackermann ist, denn du bist.
Solch Gleichniß vom Acker und Samen gibt er hier; als wollte er sagen: Du Narr, gehe hin zum Ackermann, derselbe hat eine feine Bibel über den Artikel, von der Todten Auferstehung; darinne sollst du studiren, und verstehen lernen, was du im Kinderglauben betest, da du sprichst: Ich glaube eine Auferstehung des Fleisches. Denn derselbe Artikel stehet auf dem Felde und im Garten geschrieben und abgemalet vor deinen Augen, und kann dich dein Feld und Acker, den du besäet hast, lehren, was du halten sollst von der Todten Auferstehung. Wenn der Sommer angehet, so scheußt das Korn hervor aus der Erden, und wenn es Sonne, Regen, und Wetter hat, so grünet es, wächset, schosset, blühet und stehet lustig, und ist an ihm zu sehen keine Verwesung, kein Tod, wie zuvor im Winter; sondern eitel lustige Gestalt und Leben.
Das ist eine starke Predigt von der Auferstehung. Denn gleichwie das Korn in den Acker gesäet wird, und in der Erden seine Gestalt verleuret, und verweset, aber aus der Erden wieder heraus schießt und vor unsern Augen gleichsam vom Tode wieder auferstehet sehr lustig fein: also werden wir auch in die Erde gesäet und bescharret, wie das Korn. Aber es ist um einen Winter zu thun, daß wir in der Erden liegen und verfaulen: wenn unser Sommer angehet, am jüngsten Tage, wird unser Korn hervorbrechen, daß wir sehen werden nicht allein ein grün Gräslein und aufgerichteten Halm, sondern auch eine starke, dicke Aehre, und werden reiche Bauern, das ist, ewig selig werden. Dazu bereitet uns der Regen, die Sonne, und der Wind, das ist, das Wort, die Sacramente, und der heilige Geist.
Mit solchem großen Ernst nennet er uns Narren. Denn gleichwie der kluge Hans Pfriem den Säemann für einen thörichten, unsinnigen Bauern hielt, darum, daß er das Korn in die Erden wirft, und doch selbst ein grober Hans Worst, und unverständiger, thörichter Narr ist: also sind die auch grobe Hans Wörste, so da fragen: Wie werden die Todten auferstehen? Mit welcherlei Leibe werden sie kommen? Werden sie auch essen und trinken? „Du Narr, das du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn zuvor.“ Das Korn muß zuerst verwesen und seine Gestalt verlieren, soll es lebendig werden und Frucht bringen. Denn sein Verwesen dienet dazu, daß es eine andere, schönere Gestalt kriege. Also muß unser Leib, wie er jetzt lebet, auch seine Gestalt verlieren, und eine neue Gestalt anziehen, soll er gen Himmel kommen, und ewig leben. Wo der Leib nicht in der Erden verwesete, so würde nimmermehr ein neuer, lebendiger Leib draus: das Leben muß kommen aus dem Tode.
Item: „Das du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloß Korn, nämlich Weizen, oder der andern eins. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, und einem jeglichen von dem Samen seinen eigenen Leib.“ Er will also sagen: Des Menschen Leib, wenn er todt ist und begraben wird, ist nicht der Leib, der werden soll. In der Auferstehung wird er eine andere Gestalt gewinnen, viel schöner und herrlicher seyn, denn er jetzt ist: gleichwie das Korn, nachdem es verweset, viel schöner wieder daher wächst. Es behält wohl sein Wesen und Natur; aber es kriegt eine andere Gestalt, ist nicht ein dürr, gerunzelt Korn, wenn's aus der Erden wächset, sondern ein grün, frisch, lebendig Korn. Also wird es auch mit dem menschlichen Leibe zugehen: wenn er in der Erden verfaulet ist, wird er viel schöner und herrlicher auferstehen. Es wird wohl eben derselbe Leib eines Menschen bleiben, wie er geschaffen ist; aber es wird eine andere Gestalt und Brauch des Leibes seyn, wird nicht essen, trinken, verdauen, Kinder zeugen, haushalten rc., sondern wird der keines bedürfen, was zu diesem vergänglichen Leben und Erhaltung des Leibes gehört. Derselbe Leib und Seele, so ein jeglicher gehabt hat, wird in seiner Natur bleiben, mit allen Gliedmaßen; aber die Gestalt wird er nicht behalten, so er jetzt hat, ohne was zu, seinem Wesen gehört, wird auch nicht derselbe Brauch des Leibes seyn, wie er jetzt ist.
Doch wird der Unterschied Mannes und Weibes bleiben, wie Gott einen jeden geschaffen hat. Gleichwie das Korn seine Art und Natur behält. Aus einem Weizenkorn wächset nichts anders denn ein Weizenhalm; aus einem Gerstenkorn nichts anders, denn ein Gerstenhalm, und so fortan: ein jedes bleibet in seiner Natur und Wesen; das Korn bringet derselben Art, das Gerstenkorn gehet nicht in einen Weizenhalm. Das Weizenkorn nicht in einen Haferhalm. Wie die Natur geschaffen ist, und bleibet nach dem Wort, daß ein jegliches nach seiner Art soll Frucht tragen, und seinen eigenen Samen bei sich selbst haben, ein jegliches nach seiner Art, 1 Mos. 1,12. also wird auch Gott in der Auferstehung einem jeglichen geben seinen eigenen Leib. Was ein Mensch geschaffen ist, das soll ein Mensch bleiben, Mann oder Weib; Gott wird sein Geschöpf und Creatur nicht ändern. Wie ein jeglicher gesäet wird, also wird er eben derselben Art und Natur wieder auferstehen; aber viel schöner und herrlicher seyn, denn er gesäet ist, wird scharfe Augen haben, die durch einen Berg sehen, und leise Ohren haben, die von einem Ende der Welt bis zum andern hören können.
So nun Gott solches durch deine Hand und Arbeit vermag, daß das Korn, welches du auf den Acker säest und unter die Erden verbirgest, so schön und herrlich hervorkommt, daß jedermann, wer es stehet, seine Lust daran hat; sollte er denn nicht auch, ohne dein Werk und Arbeit, allein durch sein Werk, unsern menschlichen Leib, den er unter die Erden säet, wieder hervorbringen, kleiden, schmücken, und ihm eine neue Gestalt geben können? Was willst du denn hier disputiren und fragen, wie solches möglich sey? Ei, du Narr, solltest du nicht an den Creaturen gelernet haben, daß solches bei Gott nicht unmöglich ist?
Ja, sprichst du, wie können die todten Leiber aus den Gräbern gehen, weil sie verfaulet, und zur Erden worden sind? Wie ist das möglich? Ei, wie bleibest du doch immer ein Hans Pfriem; du meinest, es sey unmöglich, darum, daß alle Menschen in der Erden verfaulen und verwesen; aber siehe dein eigen Werk und Arbeit an auf dem Acker. Du wirfest das Korn in den Koth, verscharrest es, daß es verfaule, und wartest, bis der Winter vorüber sey, daß du es wieder sehest, viel schöner und reichlicher, denn du es gesäet hast. Also mußt du hier auch warten, bis der Winter vorüber sey, und unser Leib wieder auferstehe. Wenn er auferstehet, so wirst du sehen, wie er wieder hervor kommt. Dazu ist Christus mit seiner Auferstehung uns vorgegangen, und hat uns die Bahn gebrochen, und den Weg gemacht, daß wir ihm nachfolgen sollen. Darum wir ja nicht an diesem Artikel zu zweifeln haben.
Und zwar nicht allein an dem Korn, sondern auch an andern Creaturen zu sehen ist, wie das Leben aus dem Tode kommt, durch Gottes Geschöpf und Allmächtigkeit. Gehe hin zum Kirschbaum, greif sein Reislein an um Weihnachten, so findest du an dem ganzen Baum kein grün Blättlein, keinen Saft noch Leben; sondern findest einen dürren, kahlen Baum, der eitel todt Holz hat. Kommst du aber nach Ostern wieder, so beginnet der Kirschbaum wieder lebendig zu werden, das Holz ist saftig, und die Reislein gewinnen Aeuglein und Knötlein; näher Pfingsten werden aus den Aeuglein Sträuchlein, dieselben thun sich auf; und aus den Sträuchlein kommen weiße Blümlein. Wenn sich das Blümlein aufthut, so siehest du ein Stielichen; aus dem Stielichen kommt ein Kern, welcher härter ist, denn der Baum: inwendig in dem harten Kern wächset ein andrer Kern, nicht so hart, wie der erste Kern, sondern etwas weicher, daß er zu essen dienet, gleichwie das Mark im Bein wächset. Auswendig um den harten Kern, rings herum, wächset die Kirsche mit einer Haut überzogen, wie das Fleisch um das Bein wächset, und mit der Haut umgeben ist; und wächset die Kirsche so fein lustig rund, daß sie kein Drechsler so rund machen kann.
Wie gehet das zu, daß durch das Reislein am Kirschbaum, welches um Weihnachten dürr und todt ist, wie Besenreiß, wächst ein Knötlein, und aus dem Knötlein kommt ein weiß Blümlein, aus dem Blümlein kommt ein Stielichen, und durch das Stielichen wächset ein Kern; der bringt inwendig wieder einen Kern, und auswendig eine Kirsche? Das Stielichen ist erstlich ein klein Spitzlein im Blümlein, also, daß man kaum mit einer Nadelspitz hindurch stechen könnte; dennoch wächset herdurch ein Kern, derselbe hat sein Mark, Fleisch, Blut und Haut.
Ist das nicht ein wunderbar Geschöpf Gottes? Keine Creatur kann solch Geschöpf also machen; kein Mensch, kein König, wie mächtig er auch sey; kein Doctor, wie gelehrt, weise und klug er auch sey, kann ein einiges Kirschlein schaffen. Und wenn wir's nicht jährlich vor unsern Augen sähen, so glaubten wir es nicht, daß aus einem dürren Reislein solche schöne, liebliche Frucht so wunderbarlich wachsen sollte.
Woher kommt nun der Kirschbaum? kommt er nicht aus einem dürren, todten Kern? Wenn die Vögel die Kirschen abfressen auf dem Baume, und die Kerne stehen bleiben auf dem Stielichen, so werden sie welk und dürre, fallen herab unter den Baum, oder werden auch, sonst im Garten gcstreuet; da gehet man überhin mit Füßen, und achtet's nicht. Ueber ein Jahr schießt aus dem Kern ein Bäumlein; dasselbe wird von Jahr zu Jahr größer, daß es über zehn, zwanzig Jahr ein großer Baum ist, und für einen Kern, daraus er gewachsen ist, viel tausend Kirschen trägt. Sprichst du um Ostern: Ho, wie sollte aus dem Aeuglein eine Kirsche, und aus dem Kern ein Baum werden? Du Narr, hast du es zuvor nie gesehen? Laß Margarethentag kommen, so will ich dir die Kirschen zeigen, welche aus den Aeuglein gewachsen sind. Und siehe über ein Jahr, zwei, fünf, zehen darnach, ob nicht ein großer Baum stehen werde, da jetzt ein kleiner Kern liegt.
Darum, lieber Hans Pfriem, thue die Augen auf, siehe den Kirschbaum an, derselbe wird dir predigen von der Todten Auferstehung, und dich lehren, wie das Leben aus dem Tode kommt. Wenn der Kirschbaum reden könnte, so würde er dir sagen: Lieber, siehe doch mich an zu Winterszeit, wie dürre, wie kahl, wie unfruchtbar, wie gar todt ich bin; da findest du an mir weder Laub noch Frucht, weder Saft noch Leben: aber komm wieder nach Ostern, so habe ich Saft und Leben, bin weiß von Blüthe, grün von Blättern: komm um Margaretha wieder, so habe ich reift Kirschen, und ist mir alle Welt hold; wer mich anstehet, verwundert sich über mich, und spricht: Siehe dort, wie voll hänget der Kirschbaum; wie eine wunderbare Creatur Gottes ist das?
Ja, sprichst du, das mit dem Kirschbaum ist alles gemein Ding, und geschieht jährlich, darum kann ich's für kein Wunder achten, denn ich sehe es vor meinen Augen: daß aber die Todten auferstehen sollen, das sehe ich nicht. Deß danke dir Hans Pfriem, daß du Gottes Wunderwerk aus den Augen thust, und so grob und unverständig von seinem Geschöpf redest. Ist es nicht Sünde und Schande, daß du vor Gottes Creaturen und Werken so vorüber gehest, als wärest du ein Klotz und Stein, so keinen Verstand hat. Du hast Augen, Ohren, Vernunft und Sinne; und bist doch nicht so klug und verständig, als ein Kirschbaum. Du sprichst wohl mit dem Munde: Ich glaube an Gott Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden; aber du glaubst nicht von Herzen, und gibst keine Achtung auf sein Geschöpf und Werk. Ob es schon gemein Ding ist mit dem Kirschbaum, und jährlich geschieht, so geschieht es doch nicht ohne Gottes Kraft, Geschöpf und Allmächtigkeit, daß Kirschen aus einem dürren, todten Reise, und Kirschbäume aus kleinen, todten Kernen hervor wachsen.
Gott hat im Anfang der Creatur gesprochen 1 Mos. 1, l2.: „Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht, trage, und habe seinen eigenen Samen bei ihm selbst auf Erden.“ Dasselbe Wort, das der Schöpfer gesprochen hat, bringet die Kirschen hervor aus dem dürren Reis, und den Kirschbaum aus dem kleinen Korn. Und gehet Gottes Creatur und Werk so gewiß, daß keines aus seiner Art tritt, sondern ein jegliches trägt Frucht nach seiner Art, er werde denn in eine andere Art versetzt und gepfropfet; sonst gehet's alles so gewiß, daß es nicht fehlet.
Also predigt uns Gott täglich, von der Todten Auferstehung, und hat uns so viel Ercmpel und Erfahrung dieses Artikels vorgestellt, wie viel Creaturen sind, so wir drauf Achtung geben. Was geschieht in unsern Häusern? Woher kommen Hühner, Enten, Gänse? Kommen sie nicht aus todtem Dinge? Eine Matrona (Hausfrau) nimmt Eier, dieselben leget sie unter eine Henne, Ente, Gans rc. Kommt Hans Pfriem, und spricht: Was nimmst du für, du närrisches Weib, daß du die Henne, Gans rc. über die Eier setzest? Sie werden dir die Eier zertreten und zerbrechen; iß viel lieber die Eier mit deinen Kindern, das ist dir viel besser, denn daß sie zertreten und zerbrochen werden. Nein, spricht die Matrona, laß mich zufrieden, ich will sie nicht essen; du bist ein Narr, und weissest nicht, was ich mache: über vierzehen Tage, über einen Mond, über sechs Wochen, will ich dir die Schalen von den Eiern zeigen, und sollen dafür in dem Neste sitzen junge Hühnlein, Enten, junge Gänslein; da soll mir denn ein Ei, von den Eiern, so ich jetzt unter die Henne lege, ein ganz Schock Eier legen.
Solches sehen wir in der Erfahrung, daß es geschieht: In der Fasten sind es Eier, um Ostern sind es junge Gänse, dieselben legen über ein Jahr wieder Eier. Was macht das? Das Wort macht es, daß Gott die webenden und lebendigen Thiere im Wasser, desgleichen die lebendigen Thiere auf Erden, und die Vögel unter dem Himmel gesegnet hat, und gesagt 1 Mos. 1, 28.: „Seid fruchtbar, und mehret euch, und erfüllet das Wasser, und die Erden.“ Dasselbe Wort thut es, daß Gott zur Henne, Gans rc. gesagt hat: Setze dich auf die Eier, und brüte junge Hühner, Gänse rc. aus. Und über ein Jahr legen dieselben Hühner, Gänse rc. wieder Eier.
Also ist unser Haus, Hof, Acker, Garten, und alles voll Bibel, da Gott durch seine Wunderwerke nicht allein prediget, sondern auch an unsere Augen klopfet, unsere Sinne rühret, und uns gleichsam ins Herz leuchtet, so wir's haben wollen, auf daß wir sollen aufmerken, und wahrnehmen, wie dieser Artikel, von der Todten Auferstehung, in den Creaturen gebildet und vorgemalet ist. Das Ei muß so werden, daß es weder zu sieden noch zu braten, weder zu essen, noch zu trinken tauge. Es verlieret seine Gestalt, daß man weder Dotter noch Weißes darin unterscheiden kann, und alles, was darinnen ist, wird dotterweiß, eben als wäre es faul; dennoch kriecht aus demselben Ei, welches seine Gestalt verloren hat, und zu nichts mehr taugt, ein junges, lebendiges Hühnlein. Ist das nicht Todten auferwecket? Ja, es ist mehr, denn Todten auferwecket. Denn zuvor war es noch nicht so viel, als ein todt Huhn, sondern ein bloß Ei; und dazu ein solch Ei, welches keine Gestalt eines Eies mehr hatte: Nun aber wird's nicht wieder ein Ei, sondern ein lebendig Huhn. Sind das nicht eitel Wunderwerke Gottes? und gehet doch alle Welt dahin, und achtet solches gar nicht.
Daß Christus mit fünf Gerstenbroden und zween Fischen speiset fünftausend Mann, Joh. 6, 11., ist ein groß Wunderwerk, darüber man sich billig verwundert. Was ist es aber gegen dem Wunderwerk, daß Gott alle Jahr mit neuem Korn, so er wachsen läßt aus der Erden, speiset, nicht etliche hundert tausend, sondern viel tausend mal tausend, das ist, Menschen ohne Zahl, Ps. 104, 24. u. folg. Darum auch St. Augustinus spricht: Quotidiana miracula Dei non facilitate, sed assiduitate viluerunt: Gottes Wunderwerke, so täglich geschehen, werden geringe geachtet, nicht deshalben, daß sie so leicht wären, sondern daß sie so stets und ohne Unterlaß geschehen. Daß Gott die Welt regieret, und die Creaturen erhält, dcß Wunderwerks sind die Leute gewohnet, und weil es täglich im Schwang gehet, so scheinet's geringe, und achtet's niemand werth seyn, daß er darauf merke, und es für Gottes Wunderwerk halte, ob es schon ein größer Wunderwerk ist, denn daß Christus mit fünf Broden fünf tausend Mann gespeiset, Joh. 6, 11., und aus Wasser Wein gemacht hat, Joh. 2, 9.
Ich habe oft von meinem lieben Vater gehört, daß er sagte: Er hätte es von seinen Eltern, meinen Voreltern, gehört, daß viel mehr Menschen wären auf Erden, die, da essen, denn Garben von allen Ackern in der ganzen Welt jährlich eingesammlet werden möchten. Nun kann sich kein starker, gesunder Mensch von einer Garben das Jahr über erhalten; sondern ein Mensch muß jährlich drei oder vier Scheffel aufs wenigste haben. Mache nun die Rechnung, so wirst du befinden, daß mehr Brod jährlich wird gegessen, denn Korn von allem Acker jährlich eingeschnitten und gesammlet wird. Woher kommt nun so viel Brod? Mußt du nicht hier selbst bekennen und sagen: Es ist Gottes Wunderwerk, der segnet und mehret das Korn auf dem Acker, in der Scheuren, das Mehl im Kasten, das Brod auf dem Tisch; aber wenig sind, die darauf Achtung geben, und merken, daß es Gottes Wunderwerke seyn.
Sage mir, ist es nicht ein Wunderwerk der Allmächtigkeit Gottes: Ein Weib empfähet, trüget, gebieret einen Sohn, derselbe hat Leib und Seele, wächset, wird stark und groß, stehet, gehet, lebet und webet. Fragest du, woraus solcher Sohn komme? So saget die Vernunft, Arzeneikunst, Erfahrung, desgleichen auch Gottes Wort: Dieses Sohns erster Anfang sey ein Blutströpflein. Wie gehet nun das zu, daß aus einem kleinen Blutströpflein soll werden ein solcher lebendiger, vernünftiger Mensch, so großer Person und Länge, so scharfen Verstandes, so reicher Sinne? St. Petrus, Paulus, Augustinus, Ambrosius, Johannes Huß, ich Doctor Martinus, woraus sind diese alle worden? Ist nicht ihr erster Anfang ein Blutstropfe? Aber wir sind Hans Pfriemen, die nichts verstehen noch merken wollen.
Eine Hausmutter sollte sich schier zu todt darüber verwundern, wenn sie es recht bedenken wollte. Heute hat sie eine Mandel Eier, dieselben leget sie unter eine Henne, Gans rc. Ueber vier, sechs Wochen hat sie einen Korb voller junger Hühner und Gänse, dieselben essen, trinken, wachsen, und werden groß. Woher kommen sie? Die Eier thun sich auf zu seiner Zeit, da sitzen die Hühnlein, Gänslein inne, kucken herfür mit den Schnäblein, bis sie endlich gar hervor kriechen. Die Mutter, die alte Henne, die Gans, thut nichts hierzu, denn daß sie über den Eiern sitzet und dieselben wärmet. Aber Gottes Allmächtigkeit ist es, so da schaffet, daß aus den Eiern junge Hühner und Gänse werden.
Also verhält sich's auch mit den Fischen im Wasser, und mit allem Gewächs, so aus der Erden wachset. Woraus werden die Fische? Ihr erster Anfang ist das Geleich, so im Wasser schwimmet, aus demselben werden, durch Gottes Wort und Allmächtigkeit, Karpfen, Barmen, Hechte, und allerlei Fische, daß es davon im Wasser wimmelt. Eine Eiche, Buchen, Fichtenbaum, wächset aus der Erden etliche Klafter dick, und viel Ellen hoch; was ist ihr erster Anfang? Erde und Wasser; die Wurzel zeucht an sich aus der Erden ihren Saft und Feuchte; denselben treibt sie über sich, mit aller Macht, daß der Baum davon groß, dick, und lang wird rc.
Aus denselben Creaturen stehet man, wer nur drauf merken will, eitel Exempel des Artikels von der Todten Auferstehung. Denn alles kommt hervor aus lauter todtem Ding: die Fische, so im Wasser wimmeln; die Bäume, so im Walde stehen und grünen; die Menschen und Thiere, so auf Erden wedeln. Denn das Geleich, aus welchem die Fische werden; der Saft, den die Wurzel an sich zeucht aus der Erden; die Eier, aus welchen Hühner und Gänse hervor kriechen; der Blutstropf, aus welchem der Mensch anfänglich wird, was ist's anders, denn lauter todt Ding? Dennoch werden lebendige Creaturen daraus. Was macht das? Gottes Allmächtigkeit und Wort, das der ewige, allmächtige Schöpfer gesprochen hat 1 Mos. 1, 20.: „Es errege sich das Wasser mit webenden und lebendigen Thieren, und mit Gevögel, das auf Erden unter der Beste des Himmels fleuget.“ Item v. 24.: „Die Erde bringe hervor lebendige Thiere, ein jegliches nach seiner Art, Vieh, Gewürm, und Thiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art.“ Item, vom Menschen v. 28.: „Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde.“ Solch Wort und Allmächtigkeit Gottes thut es.
Weil wir nun so viel Exempel haben an allen Creaturen, welche allesammt zeugen, daß Gott alle Dinge aus Nichts geschaffen, das ist, aus dem Tode hervorgebracht hat, und noch heutiges Tages die Creaturen aus dem Tode hervorbringt: so sollen wir unsern Glauben von diesem Artikel, daß die Todten werden auferstehen, stärken, auf daß wir keinen Zweifel daran haben; sondern gewiß glauben, unser Leib, wenn er in die Erde verscharret und begraben ist, werde zu seiner Zeit wieder hervorkommen, und lebendig werden.
Was sind Himmel und Erden, Thiere, Menschen, Engel und alle Creaturen gewesen vor sechs tausend Jahren? Nichts. Gott aber hat sie durch sein Wort und Allmächtigkeit hervorgebracht und geschaffen. Er hat keinen Samen gehabt, daraus er sie machete: er schaffete den Samen aus Nichts, und aus demselben machete er Himmel und Erden, und alles, was drinnen ist. Es war ein roher Samen, welchen Gott zuerst schaffete aus Nichts; wie Moses spricht 1 Mos. 1, 2.: „Die Erde war wüste und leer.“ Aus demselben Samen bringet Gott hervor Himmel und Erden. ' Darnach spricht er zu dem Himmel v. 3.: Du Himmel, gib Lichter, Sonne, Mond, Sterne, daß sie scheinen auf Erden. Und zu der Erden spricht er v. 11.: „Du Erde, laß aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage.“ Item v. 24.: „Du Erde, bringe hervor lebendige Thiere, ein jegliches nach seiner Art, Vieh, Gewürm, und Thiere auf Erden, ein jegliches nach seiner Art.“ Und zum Wasser spricht er v. 20.: „Das Wasser errege sich mit webenden und lebendigen Thieren, und mit Gevögel, das auf Erden unter dem Himmel fleugt.“ Darnach spricht er weiter zu den Fischen v. 22.: „Seyd fruchtbar, und mehret euch, und erfüllet das Wasser im Meer, und das Gevögel mehre sich auf Erden.“ Und zu den Menschen spricht er v. 28.: „Seyd fruchtbar, und mehret euch, und erfüllet die Erde“ rc.
Weil nun Gott durch sein Wort und Allmächtigkeit Himmel und Erden, und alle Creaturen, aus Nichts geschaffen, das ist, aus dem Tode hervorgebracht hat, und noch täglich aus dem Tode hervorbringet; sollte er nicht nach derselben seiner Kunst, das ist, durch sein kräftiges Wort und göttliche Allmächtigkeit, die Todten auferwecken können? Ich meine ja, er ist ein allmächtiger Ackermann, was er bauet, säet, pflanzet, das ist unverloren. Er läßt uns seine Kunst und Allmächtigkeit, daß er die Todten auferwecken werde und könne, sehen an allen Thieren auf Erden, an den Früchten auf dem Acker, und an allen Creaturen.
Darum, wenn wir krank werden, seucheln, dahin sterben, in die Erde verscharret und begraben werden, sollen wir nicht grobe, unverständige Narren, noch kluge Hansen Pfriemen seyn, und sagen: wie werden die Todten auferstehen? Wie ist es möglich, daß aus dem todten Leibe, der in der Erden verfaulet und verweset, etwas werde? Sondern sagen: Lieber Hans Pfriem, gehe in Garten, und frage den Kirschbaum darum, wie es möglich sey, daß aus einem dürren, todten Zweiglein wüchset ein Aeuglein, und aus demselben Aeuglein wachsen Kirschen? Gehe in's Haus, und frage die Matrona darum, wie es möglich sey, daß aus den todten Eiern, so sie unter die Henne legt, lebendige Hühnlein werden? Denn weil Gott solches thut mit den Kirschen, Hühnlein rc., solltest du nicht Gott die Ehre geben, daß, wenn er schon den Winter kommen läßt über dich, dich sterben, und in die Erde verscharren, er gleichwohl auf den Sommer dich aus der Erden wieder hervorbringen, und von den Todten auferwecken werde?
Der Leib, so in die Erde verscharret wird, ist nicht der Leib, der werden soll; er ist wohl derselben Natur und Art, aber viel schöner und herrlicher. „Denn es wird gesäet ein todter, verweslicher Leib; und wird auferstehen ein lebendiger, unverweslicher Leib. Es wird gesäet in Schande und Unehre; und wird auferstehen in Ehre und Herrlichkeit. Es wird gesäet ein schwacher, unkräftiger Leib; und wird auferstehen ein starker, kräftiger Leib. Es wird gesäet ein natürlicher Leib; und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“ Es wird gesäet ein irdischer Leib: und wird auferstehen ein himmlischer Leib. Gleichwie das Korn, so in die Erde gesäet wird, zu rechnen ist ein irdischer Leib, gegen dem Korn, so aus der Erde wächset, mit dem Halm, und mit der vollen Aehre; denn es ist schöner, lieblicher und herrlicher: also werden wir auch in der Auferstehung viel schöner seyn, wenn wir diesen verweslichen, sterblichen Leib ausziehen, und einen unverweslichen, unsterblichen Leib anziehen werden. Alsdenn werden wir nicht mehr essen, trinken, arbeiten, schwitzen, Hunger, Durst, Ungemach leiden; sondern werden leben in Gott ewiglich, und unser Leib wird blühen, viel schöner weder die Rosen, wird nicht mehr verdauen, auswerfen rc., sondern ewig gesund und frisch, und ohne alle Sünde und böse Lust seyn.
Also ist dieser Artikel, von der Todten Auferstehung, gewaltiglich erweiset durch das Korn auf dem Felde, durch den Kirschbaum und andere Bäume im Garten, durch die Fische im Wasser, durch die Vögel und Thiere auf Erden, und endlich durch unsern eignen Leib und Leben. Wer es nicht glauben will, der fahre immer hin, und bleibe ein grober Narr und Hans Pfriem. Etliche disputiren und fragen: Wo unser Herr Gott so viel Feuers nehmen werde am jüngsten Tage, daß er die Welt durch's Feuer richte. Item, wenn Gott sonst Blitz und Donner geschehen läßt, disputiren sie darüber, und geben vor, in der Luft sey ein Feuer, das sey größer, denn die Weltrc., daher komme Blitz und Donner. Sind das nicht grobe Tölpel und unverständige Narren, ob sie schon sich dünken lassen sehr klug seyn? Eben solche Narren sind auch, von denen hier St. Paulus sagt, die da fragen (v. 35.): „Wie werden die Todten auferstehen? Und mit welcherlei Leibe werden sie kommen?“
Plinius ist auch ein solcher kluger Narr. Da er hat hören predigen von der Todten 'Auferstehung, stößt und ärgert er sich daran, und spricht: So unser todter Leib, welcher zu Pulver verbrannt wird oder in der Erden verfaulet, wieder aus dem Staube und Erden auferstehen soll; wo will er Gehör, Gesicht, Vernunft und Verstand nehmen? Oder, so er Gehör, Gesicht, Vernunft rc. hat, wozu will er derselben brauchen? So er aber der keines hat, was will es für ein Wesen und Leben seyn? Wo wollen sie allesammt Raum, Herberge und Wohnung haben, so sie von den Todten auferstehen sollen? Und schleußt endlich, es sey lauter kindisch Narrenwerk, und eitel faul Gedicht der elenden, sterblichen Menschen, die da gerne wollten immerdar leben, und nimmermehr aufhören; welches doch unmöglich sey, sintemal kein Unterschied sey zwischen dem Odem eines Menschen und unvernünftigen Thieres.
Von dem Plinio ist solches kein Wunder, sintemal er ein Heide ist, und kein Gottes Wort, noch heilige Schrift hat. Denn ein Heide, der Gottes Wort und die Schrift nicht hat, kann nicht anders halten und reden. Von den Hohenpriestern aber und Sadducäern im jüdischen Volk, von Hanna und Caipha, war es Wunder; denn dieselben hatten Gottes Wort und die heilige Schrift, und waren die obersten Regenten und Häupter im Volk Gottes: dennoch waren sie rechte Hans Pfriemen, und staken in solchem Sauglauben, daß sie von der Todten Auferstehung gar nichts hielten; gleichwie heutiges Tags Cardinäle, Bischöfe, und der Pabst mit seinem ganzen Hofgesinde, in solchem Sauglauben stecken.
Billig hätten die Hohenpriester und Sadducäer Mosi und den Propheten glauben sollen, weil sie dieselben auf alle Sabbathertage lasen in ihren Schulen; aber sie verstunden weder Mosen, noch die Propheten; wie Christus solches ihnen aufrückt Matth. 22,29., lehreten und predigten dazu wider diesen Artikel öffentlich, waren ersoffen im Geiz und Wollust dieses Lebens: gleichwie Pabst, Cardinäle, Bischöfe auf Geld und Gut, Herrschaft und Gewalt sehen, und sprechen: Lasset uns Geld und Gewalt nehmen, große Herren seyn, regieren, und im Sause leben; wenn wir todt seyn, so wird nichts mehr draus. Das sind rechte Epicurer3) und Säue, die haben weder Furcht vor dem Tode, noch Hoffnung auf das ewige Leben. Warum sollten wir uns fürchten, sagen sie, oder was sollten wir hoffen, weil kein Leben nach diesem Leben ist?'
Wohlan, laß gehen, es gehet recht, wie es gehen soll. Gott sey Lob und Dank, daß wir die Zeit erlebet haben. Denn weil unsere höchsten Häupter des christlichen Glaubens, wie sich der Pabst mit den Seinen nennet, in der Hohenpriester und Sadducäer Fußstapfen getreten sind, und weder Auferstehung, noch Engel, noch Geist, noch Gott, das ist, gar nichts glauben, Apg. 23, 8., so wird, ob Gott will, der jüngste Tag nicht ferne seyn. Denn gleichwie Christus in seiner ersten Zukunft kommen ist, zur Zeit der jüdischen Sadducäer; also wird er in seiner andern Zukunft kommen, zur Zeit der christlichen, ich hätte schier gesagt, unchristlichen Sadducäer. Sie glauben so viel, als eine Kuh und Schwein glauben; und wollen doch der Kirchen Häupter, und des Glaubens Meister seyn, und verdammen unser Evangelium, und thun uns in den Bann.
Laß sie machen. Finsterniß hat sie umgeben; doch scheinet das Licht in dem dunkeln Ort, selig ist, der darauf achtet, der Tag wird bald anbrechen, und der Morgenstern aufgehen. 2 Petr. 1, 19. Die heilige Schrift leuchtet hervor; ich hoffe, wir wollen den lieben Herrn auch schier einmal sehen kommen in den Wolken des Himmels, daß er seine Stimme hören lasse: Auf, auf, die ihr unter der Erden liegt, kommt hervor, Dan. 12. v. 2., stehet auf von den Todten, Eph. 5. v. 14.
Denn unser lieber Herr Jesus Christus muß es doch thun mit seinem Reich; sonst ist es verloren. Er ist's, der vor Himmel und Erden gewest, und dieselben gemacht hat, und sie auch wiederum ändern und verneuen wird. Er wird das alte Wesen dieses Lebens veralten lassen, und alles besser machen, wie David im 102. Psalm v. 26. 27. sagt: „Deine Jahre währen für und für, du hast vorhin die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie vergehen; aber du bleibest. Sie werden alle veralten, wie ein Gewand. Sie werden verwandelt wie ein Kleid, wenn du sie verwandeln wirst.“ Darum sollen wir bitten, daß sein Reich und der jüngste Tag komme. Amen.
Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 2