Lobstein, Friedrich - Das Wirken der Gnade an den Seelen - IV. Der erste Schritt zur Liebe.

Lobstein, Friedrich - Das Wirken der Gnade an den Seelen - IV. Der erste Schritt zur Liebe.

Joh. 21,13-19.
15. Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petro: Simon Johanna, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer. 16. Spricht er zum andern Mal zu ihm: Simon Johanna, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Schafe. 17. Spricht er zum dritten mal zu ihm: Simon Johanna, hast du mich lieb? Petrus ward traurig, dass er zum dritten mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe. 18. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Da du jünger warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich gürten, und führen wo du nicht hin willst. 19. Das sagte er aber zu deuten, mit welchem Tode er Gott preisen würde. Da er aber das gesagt, spricht er zu ihm: Folge mir nach.

Wir wissen nicht, was aus Simon Petrus geworden von dem Augenblick an, wo, beim zweiten Krähen des Hahnes und vom Blick des Meisters getroffen, dieser Jünger mit bitterlichem Weinen den Hof des Hohenpriesters verließ. Wo mag er hingegangen sein, so allein in den Straßen Jerusalems? Hat er wohl den ganzen Sinn des Blickes Jesu verstanden? Und als, ans Kreuz geheftet, der Heiland für seine Feinde und Freunde betete, hat da wohl Petrus noch einen zweiten Blick von seinem geliebten Meister empfangen? Petrus wird nicht unter denen genannt, welche das Kreuz umstanden; aber am Auferstehungstag, da es noch dunkel war, sehen wir Petrus mit dem Jünger, den der Herr lieb hatte, zum Grab eilen. Das Grab ist leer; Petrus findet nicht was er sucht, aber Jesus hatte seine Apostel nicht vergessen. Am See Tiberias soll Petrus seinen Wunsch befriedigt sehen. Da sieht er als den Lebensfürsten und die Auferstehung den geliebten Meister wieder, den er verleugnet hatte. Unser Text beschreibt uns diese Erscheinung Christi und seine Zusammenkunft mit seinem Jünger. Der wunderbare Fischfang, welchen die Jünger im See gemacht, nachdem sie auf den Befehl jenes Unbekannten ihre Netze rechts hinauswarfen, dieses Wunder hatte dem Johannes die Augen geöffnet und er rief zuerst: das ist der Herr! Alsobald wirft sich Petrus in die Flut, als ob Christus nur für ihn gekommen wäre; er landet und liegt seinem Herrn zu Füßen. Nun beginnt ein Gespräch, das nicht menschlicher Erfindung ist. Simon Johanna, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Auf diese feierliche Frage wird Petrus dreimal zu antworten haben; aber auch für uns wird diese Frage gestellt. Simon Johanna. Warum Simon? Hatte der Meister nicht seinem Jünger einen andern Namen gegeben? Hatte er nicht zu ihm gesagt: Du bist Petrus und auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen? (Matth. 16.) Ja. Aber solche Worte hatte der Meister an den ihn bekennenden Jünger, nicht an den natürlichen Menschen, gerichtet. Der neue Name war für den neuen Menschen; der dreifache Fall aber des Petrus hatte ihm gezeigt, dass auch er noch nicht frei vom alten Menschen war. Diesem dreifachen Fall entspricht die dreifache Frage: Simon Johanna, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Du hattest dich für stärker als die Andern gehalten; siehst du nun, dass du schwächer bist als Alle und dass, wer sich auf sein Herz verlässt, ein Narr ist? Wenn aber Jesus uns demütigt, so tut er es, um uns zu erheben. Er verstößt nicht seinen armen Jünger; er nimmt ihn wieder in seine Dienste und spricht zu ihm: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe. Aber um dies zu können, muss sich Petrus selbst verleugnen, nicht mehr seine eigenen Wege gehen, seine Hände ausstrecken, und sich ganz seinem Herrn hingeben. So vorbereitet wird er seinen Herrn im Leben wie im Sterben verherrlichen und der Heiland kann zu ihm sprechen: Folge mir.

Petrus hatte geantwortet: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Zuerst mag er die Absicht Jesu nicht begriffen haben; bald aber erriet er sie. Durch die Demütigung hatte wohl Petrus etwas erhalten, was eine innigere Liebe sein mochte. Dieses will er seinem Heiland zu Füßen legen; und da Jesus noch zu zweifeln schien und zum dritten Mal dieselbe Frage stellt, so ruft der betrübte Jünger aus: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.

Nun aber sprechen wir von uns. Haben wir schon den ersten Schritt in der Liebe gemacht? Du hast wohl schon eingesehen, dass die Frage des Herrn die Lebensfrage ist; unser ganzes Christentum liegt in diesen Worten eingeschlossen: Simon Johanna, hast du mich lieb? Sage dir, dass Christus an deiner Türe steht, anklopft und eine Antwort begehrt. Lass ihn forschen in den Gedanken und Sinnen deines Herzens; wenn er dies Alles enthüllt hat, wirst du da sagen können: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe?

Der Gegenstand, den wir zusammen behandeln wollen, ist sehr einfach. Fragen wir uns: Was muss ich tun, um den Herrn lieb zu haben?

Du glaubst vielleicht, ich wolle dir einige Regeln oder eine Methode an die Hand geben; aber hier helfen. menschliche Methoden wenig. Der Herr selbst muss hier ins Mittel treten; denn die Liebe können wir uns am wenigsten selbst geben. Sieh dich näher an: du bist nur Dürre und Eigenliebe; gibst du dich aber dem Herrn hin, so wird es Anders werden. Diese Wirkung des Herrn sehen wir an Petrus; durch sie wird der alte Mensch zu einem neuen. Christus wiederholt dreimal seine Frage; das deutet drei Stufen in dem Werk des Herrn an der Seele an. Du wirst sehen, wie der Herr unser inneres Leben beginnt und wie er, der die Frage stellt, auch die Antwort gibt.

Den ersten Schritt in der Liebe wünscht du zu tun? Nun denn, was tut Jesus?

Erstes Werk des Herrn: Er erinnert an die Fehler. Ehe ich gedemütigt ward, irrte ich, nun aber halte ich dein Wort (Psalm 119), so spricht der Psalmist. Es sagt ein Kirchenvater: das Andenken an unsere Fehler ist uns vorteilhafter, als das an unsere Tugenden. Es hatte für Petrus der dreifache Fall mehr Wohltätiges, als ein dreifacher Erfolg gehabt hätte. Unser größter Feind ist unser Selbstvertrauen; und dieser Feind wird nur durch Demütigung überwunden. Es hatte Petrus auf seine natürliche Hingebung gerechnet, aber die wahre Liebe ist etwas Anderes. Nicht in den Stunden unseres natürlichen Heroismus, sondern wenn unser Herz gebrochen, unser Geist zerschlagen ist, findet der Herr sich ein. Hast du in deiner Vergangenheit Fehler? Wohl mehr denn einen; so bitte den Herrn, dass er sie lebendig mache. Ich kenne zwar deine Vergangenheit nicht, aber ich will dich auf etwas aufmerksam machen, das dich über alles demütigen kann; ich meine dein kaltes Herz. Bist du mit diesem eisigen Herzen glücklich? Aber selbst außer diesem allgemeinen fehlerhaften Zustand wirst du noch eine Menge Fehler finden, sobald du nur suchst. Man erinnert sich zwar nicht gern an seine Fehler. Wie verhalten wir uns meistens? Stehen wir nicht gleichsam Wache um unsere eigene Ehre, und wehe dem, der sie angreift! Wo ist der Mensch, der etwas bekennen mag; was gibt es Härteres, als sich sagen zu müssen: ich habe gesündigt und später auf diese Erinnerung wieder zurückkommen zu müssen? Es spinnt sich der alte Mensch in das Gewebe seiner eigenen Rechtfertigungen ein. Unter tausend Demütigungen gibt es kaum eine, welche aufrichtig, wahrhaft, gründlich sei.

Freilich gibt es Solche, die wohl eingestehen, und doch keinen Gewinn aus ihren Geständnissen ziehen. Man begnügt sich mit einer unwirschen, niedergeschlagenen Stimmung. So ists, wenn man sich allein seinen Fehlern gegenüber befindet. Allein soll man aber hierbei nicht sein. In der Gegenwart Jesu breite deine Fehler aus; nur so kann deren Erinnerung heilsam sein. Prüfe deine Fehler nach der Frage: Simon Johanna, hast du mich lieb? Und diese Frage wird deinem alten Menschen den Todesstoß geben; der neue Mensch wird daran aufleben. Demütigt dich Jesus, so wird es dir ganz anders zu Mut, als wenn du dir selbst lange Predigten hältst oder wenn Andere es tun. Seine Demütigungen sind friedsam, wo aber Friede ist, da ist Vergebung, Freude, ewiges Leben.

Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst. Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er; er stäupt aber einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt. So ihr die Züchtigung erduldet, so erbietet sich euch Gott als Kindern; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt.

Seid ihr aber ohne Züchtigung, welcher sie Alle sind teilhaftig geworden, so seid ihr Bastarde und nicht Kinder. (Hebr. 12.) So ward Simon Petrus gezogen; so ist sein Herz zu dem seines Meisters hingelenkt worden. Unterwerfen wir uns derselben Schule, so werden auch wir sagen lernen: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.

Gehen wir nun zu dem zweiten Werk Jesu über. Er zeigt dir, dass du Schafe zu weiden hast, und Schafe, welche ihm angehören. Welche Schafe? Öffne die Augen und du wirst sehen, dass dir Seelen anvertraut sind, für welche du ein Segen sein kannst. Die Seelen aber gehören dem Herrn und der Preis, um welchen er sie erkauft, mag dir zeigen, wie hoch er sie hält. Zur Erschaffung der Welt gebrauchte Gott nur sieben Worte; aber um die erschaffenen Seelen selig zu machen, hat er seinen eigenen Sohn gegeben und ihn zum Fluch gemacht. Die am tiefsten gefallene Seele ist noch kostbarer als Himmel und Erde; denn es ist die Sünde nicht das Wesen des Menschen, sondern nur dessen Verderben, und in der beflecktesten Seele erkennt Gott dennoch die Spuren seines Bildes. Noch kann dieses Schaf errettet werden und du bist vielleicht zum Werkzeug hierzu auserlesen. Der Bettler, der dir entgegen tritt, der Arme in seiner Dachkammer, der Kranke auf seinem Strohlager, der Gefangene, der bis jetzt alle Mahnung von sich wies, der Wilde, der das Blut seines Feindes trinkt, sie Alle mögen noch so tief stehen, ein Jeder hat eine Seele, welche zum Bild Gottes geschaffen ward. Der Vater hat sie geschaffen, der Sohn will sie selig machen, der heilige Geist will sie heiligen. Verstehst du nun den Ruf: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe? Du brauchst nicht weit zu gehen, um diejenigen, die gerade dich angehen, anzutreffen. Fange an deinem Haus an. Schätzt du diese Seelen nach dem Wert, den sie vor Gott haben, nicht aber nach dem, was sie deinem eigenen Fleische Angenehmes oder Unangenehmes bieten? Und begegnest du nicht täglich andern Seelen? Hast du nichts für diese Schafe, nichts für diese Lämmer? Denke an deine letzte Stunde; da wirst du nur das besitzen, was du gegeben hast. Geben ist seliger, denn nehmen; von allen Gewissensbissen ist aber keiner bitterer als dieser: Ich hätte können für meine Brüder Etwas sein, bin es aber nicht gewesen; nun aber ist es zu spät! Erspare dir diesen Vorwurf um deiner selbst willen; in der Eigensucht liegt die Hölle, in der Selbsthingebung die ewige Freude. Es gibt aber keinen Menschen, der so arm, so enterbt wäre, dass er sagen könnte: Ich habe kein Lamm, kein Schaf vom Herrn zu weiden. Was heißt denn, ein Schaf weiden? Einen heilsamen Einfluss auf eine Seele haben. Zeige ihr, dass du Friede hast und dass dieser Friede umsonst zu haben ist; was du selbst empfangen, hast du es nicht auch für deine Brüder empfangen? Wenn du aber bekehrt bist, so stärke deine Brüder; so sagt Jesus zum Petrus. Gesetzt aber, du hättest keine Seele um dich, hast du nicht etwa einen Beruf? Zu den Schafen des Herrn gehören nicht nur die Personen, auch die Dinge. Das geringste Werk, in der Liebe Jesu getan, ist ein Gottesdienst. Die armseligste und trockenste Arbeit erhält eine höhere Weihe, wenn du dir sagst: der Meister ist da und er ruft mir. Treu sein im Kleinen, ungesehen von Allen, ohne Lohn von Menschen, auch darin besteht das Weiden. Frage dich jeden Abend: Wozu habe ich heute gelebt? In welchem Geist habe ich gewirkt? Was uns Leiden macht, ist nicht unser Beruf, sondern unser irdisch gesinntes Herz, unser knechtischer Geist, unser vom wahrhaftigen Wesen abgekehrter Wille. Wo aber Jesus ist, da ist sein Lohn mit ihm. Du wirst nicht mehr vergeblich arbeiten, noch deine Kraft unnütz anwenden, wenn, was du tust, du von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, tust. Was deine Rechte im Verborgenen getan hat, das wird der Vater, der ins Verborgene sieht, dir öffentlich vergelten. So wirst du das Wort recht verstanden haben: Weide meine Schafe, weide meine Lämmer, und es wird Jesus nur noch ein letztes Wort an dich richten.

Das dritte Werk des Herrn ist ausgedrückt in folgenden Worten: Strecke deine Hände aus und lass dich führen; wandle, wo du nicht hin wolltest. Als Petrus jung war, gürtete er sich selbst und wandelte, wo er hin wollte; aber später hat er die Hände ausgestreckt und ein Anderer hat ihn geführt, wo er in der Jugend nicht hin wollte.

Es ist die Jugend das Alter der Täuschungen; man hat vor sich eine lange Zukunft, die man mit den glänzendsten Farben bekleidet; man fühlt Kräfte, die man gebrauchen kann, ein Herz, das man verschenken will, einen tatkräftigen Willen, und so geht man siegesmutig, wie ein Held, allen Schwierigkeiten entgegen. Später wird Alles anders. Es entfärbt sich die Welt, die Hoffnungen schwinden, die eigenen Kräfte reichen nicht mehr aus, das Herz und der Wille werden niedergeschlagen, Man hatte eben das Leben nicht verstanden; man hatte sich löcherige Brunnen gegraben, den Quell des Lebens sah man nicht. So war es dem Petrus ergangen; so ists mehr denn Einem unter uns ergangen. Was siehst du in deinen vergangenen Tagen? Da war eine Zeit, wo du, nach deinem eigenen Willen, dem Weltlauf folgtest, ohne zu erkennen, was zu deinem Frieden diente. Wie aber steht es heute mit dir? Ist auch in dein Leben derjenige eingetreten, der für den Petrus gekommen? Hat er auch an dich die Frage gerichtet: Simon Johanna, hast du mich lieb? Hast du die Welt satt? bist du dir selbst überdrüssig? Wahrlich! es ist eine feierliche Stunde, wenn endlich die neue Welt über uns aufgeht und unser Wille ergriffen wird: Es sollte für Petrus ein Anderer kommen, sollte seine Arme ausstrecken, ihn gürten und ihn führen, wo er nicht hin wollte. Dieser Andere war der Scharfrichter, und der Weg, den er wandeln sollte, war der Weg zum Kreuz. Forderst du aber den Weltmenschen auf, seinen abgöttischen Willen dranzugeben, so erscheinst du ihm wie der Scharfrichter; der neue Weg, den du ihm vorhältst, ist ihm wie der Weg zur Hinrichtung, zum Kreuz; sobald aber derselbe Mensch zu lieben anfängt, so erkennt er, dass Jesus und das Kreuz unzertrennlich sind; und nicht mehr wie eine Stimme zum Tode, sondern wie die Stimme des lebendigen Gottes ertönt ihm die Frage: Simon Johanna, hast du mich lieb? In der Wahl zwischen zwei Welten, zwischen zwei Willensrichtungen wird die Seele, welche die Gnade ergriffen, nicht länger zaudern; sie wird zu sich selbst sagen: da ich jung war, gürtete ich mich selbst, und wandelte, wo ich hin wollte; seitdem aber ist ein Anderer gekommen, zu Ihm strecke ich meine Hände aus, Er gürtet mich und führt mich, wo ich nicht hin wollte. Da fällt denn jeder Widerstand; der Wille ist geneigt, das Herz auf immer gewonnen. Die Gnade hat die Natur überwunden; etwas Anderes will man nicht mehr wissen, als Jesum Christum, und zwar Jesum Christum den Gekreuzigten. O ihr, die ihr euch hingegeben habt und nicht mehr euch selbst angehört, sehnt ihr euch zurück in jene Zeit, da ihr jung wart und nach euerm Willen tatet, ihr, zu denen seitdem jener Andere gekommen ist und die er sich untertänig gemacht hat? Möchtet ihr jene verlorenen Jahre zurückrufen, da ihr nach Schatten jagtet, ihr, die ihr nun sagen könnet: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe!

Am Schluss unseres Textes heißt es: Und nachdem er solches geredet, sagte Jesus zu Petrus: Folge mir nach.

Ihr, die ihr dieses Wort des Meisters vernahmt, wem folget ihr nach? Das Leben ist eine Reise; das hat man oft gesagt, doch wenig beherzigt man's. Mit wem hast du bis zu diesem Augenblick gereist? Welches ist die Hauptrichtung deiner Seele, dein Hauptinteresse? Ist es Jesus, er allein, er immer und überall? Siehst du endlich, dass jeder andere Führer täuscht? Wirst du endlich inne, dass du geliebt wirst und dass dein himmlischer Freund sein Leben für dich gegeben? Im Evangelium findest du Jesum Christum; aber du kannst ihn auch in deinem eigenen Leben finden; du kannst ihn wie mit den Fingern betasten. Ist er dir auf diese Weise bekannt? So ihn kennen, ist das ewige Leben haben. Du kennst ihn aber, wenn er dir die lebendige Erinnerung an deine Fehler gegeben hat; wenn er dir gezeigt hat, dass du Schafe zu weiden hast; wenn er deine Gedanken und Neigungen sich zugewendet hat. Eins ist not: Folge mir nach, so sagt Jesus; betritt diesen schmalen Pfad, wo du das Leben und volle Genüge haben wirst. Der euch berufen, ist treu und seine Wege sind nicht unsere Wege, und seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken, aber alle Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit für die, so seine Gebote und seinen Bund halten. Wandle mit festem Tritt; du bist nicht allein; Eisen und Erz wird an deinen Schuhen sein, dein Alter wie deine Jugend. (5 Mos. 33.)

Wie arm sind wir und könnten doch so reich sein. Erkenne doch den, der da fragt: Simon Johanna, hast du mich lieb? Seinem Wirken gib dich hin und du wirst antworten lernen. Schon auf dem Kreuzesweg konnte Petrus sagen: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb habe; aber die wahre Antwort werden wir erst dann geben, wenn wir erkennen werden, wie wir erkannt sind. Heute sehen wir, wie in einen dunkeln Spiegel, und das Herz sagt nicht immer: Herr, du bist die Liebe! Sehen wir aber den Herrn von Angesicht zu Angesicht und liegt entschleiert unser eigenes Leben vor uns; ist das, was heute Verworrenheit ist, in Harmonie aufgelöst; ergeht dann aus dem ewigen Lichte die Frage Jesu an uns: Simon Johanna, hast du mich lieb? dann werden wir Augen haben, die da sehen, und ein Herz, das da spricht. Bis dahin, meine Seele, wandle weiter in der Stille, die Augen fest auf die Krone gerichtet. Es gibt eine unerschöpfliche Fülle, und leicht ist der Kampf, wenn der Sieg gesichert ist und nach dem Schweiß der Gerichtsstunden erwartet dich eine ewige Ruhe.

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autoren/l/lobstein-das_wirken_der_gnade/lobstein-wirken_der_gnade_-_iv.txt · Zuletzt geändert: von aj
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