Krummacher, Emil Wilhelm - Gideon, der Richter Israels - Vorwort
Der Verfasser dieser Betrachtungen hat in der Trinitatiszeit des Jahres 1860 über die Geschichte Gideons, wie sie im 6., 7. und 8. Capitel des Buches der Richter enthalten ist, in der Salvator- und Marienkirche seines Wohnort: gepredigt. Er hat absichtlich die hier erscheinende Beleuchtung und Auslegung der Geschichte Gideon nicht „Predigten“, sondern „Betrachtungen“ genannt. Predigten sind zum Hören und weniger zum Lesen bestimmt. Predigten haben ihre locale und temporäre Tendenz und ihre spezielle Bedeutung für die Gemeinden, vor welcher sie gehalten werden. Betrachtungen sind universelleren Charakters und lassen die Beziehungen auf die specielleren Zustände und Bedürfnisse der Einzelgemeinden, sowie das Paränetische und Applicative fallen. So ist es auch hier geschehen und darum hat der Verfasser seiner Beleuchtung der Geschichte Gideons nicht den Namen „Predigten“ gegeben; er hätte sie allenfalls Homilien nennen können, hat aber dafür die deutsche Bezeichnung: „Betrachtungen“ gewählt.
Daß aber die so bedeutungsvolle Geschichte Gideons, dieses Richters und Helden Israels, über welche meines Wissens bis dahin keine Serie von Betrachtungen erschien, der eingehenden Erwägung werth und, wie alle Schrift, von Gott eingegeben, gar sehr „nütze ist zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werke geschickt“, das werden, wie der Verfasser hofft, diese Betrachtungen, welche der Herr aus Gnaden mit seinem Segen begleiten wolle, den Lesern deutlich kund thun.
Duisburg in den Adventstagen 1860.
Krummacher.