Kapff, Sixtus Carl von - Am Osterfest.
Text: 1 Kor. 15,1-20.
**Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, des Evangelii, das ich euch verkündigt habe, welches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch steht, durch welches ihr auch selig werdet, welcher Gestalt ich es euch verkündigt habe, so ihr es behalten habt, es wäre denn, dass ihr es umsonst geglaubt hattet. Denn ich habe euch zuvorderst gegeben, welches ich auch empfangen habe, dass Christus gestorben sei für unsere Sünden, nach der Schrift; und dass er begraben sei, und dass er auferstanden sei am dritten Tag, nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen; danach ist er gesehen worden von mehr denn fünfhundert Brüdern auf einmal, deren noch viele leben, etliche aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln; am letzten nach Allen ist er auch von mir, als einer unzeitigen Geburt, gesehen worden. Denn ich bin der Geringste unter den Aposteln, als der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, darum, dass ich die Gemeine GOttes verfolget habe. Aber von GOttes Gnade bin ich, das ich bin, und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet, denn sie Alle; nicht aber ich, sondern GOttes Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder Jene, also predigen wir, und also habt ihr geglaubt. So aber Christus gepredigt wird, dass Er sei von den Toten auferstanden; wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Toten sei nichts? Ist aber die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden aber auch erfunden falsche Zeugen GOttes, dass wir wider GOtt gezeugt hätten, er hatte Christum auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, sintemal die Toten nicht auferstehen. Denn so die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten, und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.
Christ ist erstanden Von der Marter alle
Des sollen wir Alle froh sein,
Christ will unser Trost sein. Halleluja!
Wär' Er nicht erstanden, So war' die Welt vergangen, \
Seit dass Er erstanden ist,
Lob'n wir den HErrn JEsum Christ,
Der aller Welt ein Tröster ist. Halleluja! Halleluja!
In diesen Jubelruf des großen Auferstehungsmorgens stimmen auch wir heute ein mit freudig bewegtem und Dank erfülltem Herzen. Je mehr wir getrauert haben unter dem Kreuz unseres Freundes, desto mehr freuen wir uns an dem leeren Grab unseres HErrn und Königs. Je mehr wir geweint haben über unsere Sünde, die den qualvollsten Tod Ihm verursacht hat, desto mehr dürfen wir nun auch der Freude uns überlassen über den Helden, der siegreich alle seine und unsere Feinde überwunden, Sünde, Tod, Teufel und Hölle zunichte gemacht und ewige Gerechtigkeit und ewiges Leben uns erworben hat, so dass wir jetzt nichts mehr zu fürchten, sondern Alles zu hoffen haben.
Diese Hoffnung wird uns verbürgt durch die glorreiche Auferstehung JEsu, den wir heute triumphierend mit der Siegesfahne des Kreuzes über seinem und über unserem Grabe stehen sehen und rufen hören: „Fürchte dich nicht, Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, Ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ Als er diese Siegesworte zu Johannes sagte, da war seine Stimme wie großes Wasserrauschen und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne. Solche Majestät und Herrlichkeit hat Er bekommen in seiner Verklärung, zu deren äußerer Erscheinung die Auferstehung der Anfang war.
Wie wohl tut es uns, Ihn in dieser Verklärungs-Schönheit zu sehen, nachdem seine Kreuzes- und Martergestalt uns mit Trauer und Schauer erfüllt hat! Und wie sehen wir durch seine Verklärung Alles in einem neuen Licht, sein Kreuz und unser Kreuz, seinen Tod und unseren Tod, Himmel und Erde, Gottheit und Menschheit! Alles, was unser Glaube umfasst, Versöhnung, Rechtfertigung, Kindschaft GOttes, Erbschaft des ewigen Lebens, Alles wird uns fest und gewiss durch die Auferstehung des großen Toten, der allen Kampf und alles Gericht ausgeführt hat zum Sieg, alles Leiden vollendet in Herrlichkeit, allen Tod verschlungen ins Leben.
Deswegen ist Christi Auferstehung die stärkste Befestigung unseres ganzen Glaubens. Ohne sie wäre nach unserem Text unser ganzer Glaube vergeblich und eitel, wir wären noch in unseren Sünden, und die, so in Christo entschlafen sind, wären verloren. Solch schauerliche Nacht ziehen die über sich herein, die das Wunder der Auferstehung nicht glauben wollen, weil sie nicht geistlich auferstehen wollen aus dem Leben des Fleisches.
Wer aber aus der Sünde und Natur sich heraussehnt nach dem seligen Geistesleben in GOtt, dem wird durch die Auferstehung JEsu die Verheißung erfüllt: „Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter desselbigen Flügeln“ (Mal. 4,2.). Wie bei der Auferstehung JEsu die aufgehende Sonne neues Licht brachte statt der finsteren Nacht, so ist eben diese Auferstehung für die ganze Menschheit die Geistessonne, die alle Punkte unseres Glaubens, wie alle Räume der Schöpfung erhellt. Darüber wollen wir weiter nachdenken, indem wir unter dem Segen des HErrn betrachten
Den auferstandenen JEsus als die Sonne der Gerechtigkeit,
- zur Erhellung unseres ganzen Glaubens,
- zum freudigsten Trost unseres Gewissens,
- zur seligsten Hoffnung für unsere ganze Zukunft.
O auferstand'ner Siegesfürst,
Du Leben aller Leben,
Heut' bringst du Friede, da du wirst
Zur Freude uns gegeben.
Einst bracht' die Not
Dich in den Tod;
Nun bist du auferstanden
Und frei von Todesbanden.
Erschein' uns, HErr, mit deiner Güte,
So oft wir vor dir weinen,
Und hilf, dass uns dein GOttesfriede
Zu ew'ger Freud' mög' scheinen;
so können wir,
O Held, mit dir
Die rechten Ostern feiern
Und uns in dir erneuern. Amen.
I. Der auferstandene JEsus ist uns die Sonne der Gerechtigkeit,
eine Sonne, die unsern ganzen Glauben erhellt und befestigt. So fasst unser Text die Auferstehung auf als Beweis von der Wahrheit und Gültigkeit unseres ganzen Glaubens. Müssten wir mit den Ungläubigen denken, JEsus sei nicht auferstanden, so wäre, wie Paulus sagt, die ganze apostolische Predigt vergeblich, die ganze evangelische Heilsbotschaft falsch und unser ganzer Glaube daran nichtig und eitel.
Unser Glaube an das Heil in Christo beruht hauptsächlich darauf, dass JEsus nicht ein Mensch war, wie wir, sondern dass er der ewige und eingeborene Sohn GOttes, ja selbst der wahrhaftige GOtt und das ewige Leben, und alles natürlichen Lebens Ursprung und Ziel ist. Die Gottheit Christi ist das Fundament aller christlichen Glaubenslehren. Nur als der heilige Gottmensch konnte JEsus unsere in Sünden erstorbene und ewig verlorene Menschheit retten, versöhnen und zur Vereinigung mit GOtt bringen, daher wir vorgestern sahen, dass nur vermöge seiner Gottheit sein ganzes Leben, Leiden und Sterben einen ewigen, unendlichen, für alle Menschen gültigen Wert hatte. Nur als Gottmensch kann Er uns zu Gotteskindern machen, nur als Gottmensch uns mit dem heiligen Geist erfüllen und so uns zum Leben in GOtt heiligen; nur als Gottmensch kann Er täglich bei uns sein und für alle unsere Bedürfnisse sorgen; nur als Gottmensch kann Er unsere Kinder in der heiligen Taufe in den Gnadenbund GOttes aufnehmen und im Abendmahl uns Allen die Ewigkeitskräfte seines verklärten Leibes und Blutes mitteilen; nur als Gottmensch konnte Er eine Gemeinschaft der Heiligen gründen, daher Er zu Petro sagte, auf das felsenfeste Bekenntnis von seiner Gottheit wolle Er seine Gemeine bauen, dass die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen sollen. Und nur als Gottmensch konnte Er hingehen und uns in des Vaters Hause die Stätte bereiten, dass wir sein sollen, wo Er ist, in der Herrlichkeit seines Reiches im Himmel. Als Gottmensch ist Er der Weltrichter, dem noch alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden müssen; als Gottmensch wird Er einst unsere sterblichen Leiber verklären, dass sie ähnlich werden seinem verklärten Leibe, und nur als Gottmensch kann Er einst die ganze Welt- und Menschheits-Entwicklung dahin bringen, dass der ursprüngliche Schöpfungs- und Liebes-Vorsatz GOttes zu seiner ganzen Vollendung kommt und GOtt ist Alles in Allem.
Wer die Gottheit Christi nicht glaubt, der kann alle diese Heilswahrheiten nicht glauben. Die Gottheit Christi aber wird uns nicht leicht durch Etwas so hell bewiesen und bestätigt, als durch die Auferstehung Christi. Daher sagt Paulus (Röm. 1,3.4.): „Christus ist geboren von dem Samen Davids nach dem Fleisch, aber nach seiner göttlichen Natur kräftig oder herrlich als Sohn GOttes erwiesen durch seine Auferstehung von den Toten.“ Wie hier Paulus die Gottheit Christi aus seiner Auferstehung beweist, so haben alle Apostel in ihrer Heilsbotschaft an Juden und Heiden sich auf die Auferstehung berufen, als auf den Hauptbeweis, dass man an seinem Kreuz sich nicht ärgern dürfe, sondern Ihn als den erkennen müsse, den die Rechte des allmächtigen GOttes erhöht und zu einem HErrn und Fürsten und Heiland aller Welt gemacht habe.
Als Werk des Vaters war die Auferweckung Christi ein Beweis, dass GOtt das ganze Leben und Werk JEsu aufs Vollkommenste billige und ihn als den anerkenne, durch den der ganze Erlösungs-Ratschluss GOttes vollkommen ausgeführt sei, so dass alle Worte, Lehren, Leidenswege und Taten JEsu durch die Auferstehung von GOtt das Siegel der herrlichsten Bestätigung erhalten haben.
Aber die Auferstehung war auch das Werk JEsu selbst, wodurch Er bewies, dass Er allerdings Macht habe, sein Leben nicht nur zu lassen, sondern es auch wieder zu nehmen. Wer von uns kann das Leben aus dem Tod wieder nehmen? wo hat je ein Mensch die Macht gehabt, nachdem er wirklich gestorben war, sich aus eigener innerer Kraft wieder zu beleben? Alle würden es tun, wenn sie konnten; denn der Tod ist für uns Alle ein König der Schrecken nach unserer Natur. Aber kein Mensch hat eine Macht über ihn, und außer Christo gilt für alle Menschen, was Hiob (7,9.) sagt: „wer in den Scheol, d. h. in die Unterwelt, durch den Tod hinabführt, kommt nicht wieder herauf und kommt nicht wieder in sein Haus und sein Ort kennt ihn nicht mehr.“ Was kein Mensch vermag, das hat Christus getan, in eigener Lebenskraft ist er aus dem Tod in das Leibesleben zurückgekehrt, hat seinen erblassten und erstarrten Leichnam lebendig gemacht, wie Er einst als Schöpfer dem Erdenkloß, aus dem Adam gebildet wurde, den lebendigen Odem einblies.
Aber der neubelebte Leib Christi war ein solcher, in welchem alle irdischen Teile verklärt wurden in einen geistlichen, himmlischen Leib, wie das schwere Wasser übergeht in luftige Dünste, die als leichte, lichthelle Wolken frei unter dem Himmel dahinschweben. Der neue Geistleib JEsu wurde verklärt in die Herrlichkeit der göttlichen Natur, deren Rechte alle JEsus für seine menschliche Natur in seinem irdischen Lauf errungen hatte. Der durch Leiden des Todes mit Preis und Ehre gekrönte Sohn GOttes durfte selbst seine Menschheit und ihren Leib verklären in das Geistes- und Himmels-Leben seiner göttlichen Natur. Dass Er das konnte, dass sein verklärter Auferstehungsleib wirklich als Geistleib erhaben war über alle Schranken unserer an den Raum gebundenen Leiblichkeit, und dass er so, wie Er wollte, mit diesem Geistleib sich hinaufschwingen konnte in den Himmel bis auf den Thron der göttlichen Majestät, das ist ein tatsächlicher Beweis von seiner ewigen Gottheit und von der Kraft seines unauflöslichen Lebens.
Deswegen haben zu allen Zeiten die Feinde Christi diese große Tatsache seiner Auferstehung geleugnet. Gegen solche Ungläubige bemüht sich der Apostel in unserem Text recht viele Zeugen der Auferstehung anzuführen. Nicht nur bezeugte es die Schrift, d. h. die Weissagungen des Alten Bundes, sondern der Auferstandene wurde leibhaftig gesehen von Petro, Jakobo und allen Aposteln, ja von fünfhundert Brüdern. Wer darf es wagen, eine Tatsache zu leugnen, die von so vielen Augenzeugen bezeugt worden ist? Auch Paulus selbst war der kräftigste Zeuge; denn mitten aus der tiefsten Feindschaft gegen JEsum wurde er durch den Anblick des Auferstandenen ein anderer Mensch, und je mehr er den Gekreuzigten gehasst hatte, desto eifriger liebte er den Auferstandenen, so wie er Ihn als solchen erkannt hatte, so dass er in unserem Text bezeugen kann, er habe mehr gearbeitet als alle Apostel.
Das ist eine Frucht der Auferstehung JEsu, und da die Bekehrung eines Menschen ein größeres Wunder ist, als die leiblichen Wunder, so zeugt das größte geistliche Wunder der Bekehrung Pauli für das größte leibliche Wunder der Auferstehung Christi, und nur wer von den geistlichen Wundern der Bekehrung nichts weiß und nichts will, nur der kann zweifeln an dem Wunder der Auferstehung Christi, das durch die geistlichen Wunder der Kirche Christi in allen Jahrhunderten bestätigt wird. Der auferstandene Christus hat tausend wilde Saulus in gläubige Paulus, tausend in die Welt versunkene Feinde in himmlisch-gesinnte Freunde umgewandelt und sein Siegeszug durch die Nationen der Erde wird fortgehen, bis Alle unter seinem Kreuze anbeten.
Das Alles setzt unseren Glauben mit allen seinen Wundern, Wahrheiten und Verheißungen in das hellste Licht, so dass wir um der Auferstehung JEsu willen an Nichts mehr zweifeln dürfen, was unser Glaube von der Gottheit Christi und von dem ewigen Heil in Ihm lehrt und für die Zukunft noch verheißt. Wie für den, der die Schöpfung aus Nichts glaubt, kein Wunder GOttes mehr unglaublich ist, so ist für den, der die Auferstehung JEsu glaubt, kein Wunder des Glaubens mehr zu groß; Alles kann er seinem GOtt und Heiland zutrauen, Alles sieht er an als beherrscht von der Macht JEsu, den der Vater auferweckt und gesetzt hat zu seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was nur genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Indem so die Auferstehung Christi uns alle Wahrheiten unseres Glaubens verbürgt, so wird sie uns
II. zum freudigsten Trost unseres Gewissens.
Wer noch nicht zur Versöhnung und Rechtfertigung in Christo gelangt ist, dem macht sein Gewissen über unzählige Sünden des natürlichen Lebens fortwährend Vorwürfe und so Angst und große Not. Da kann Einer Alles glauben, was wir in unserem ersten Teil als Wahrheiten des Glaubens genannt haben, aber der Glaube ist nur im Kopf, nicht lebendig im Herzen, nicht ein in GOtt seliger Glaube. Einen solchen aber soll die Auferstehung Christi in uns wirken, durch sie soll es dahin kommen, dass wir nach unserem Text nicht mehr in unseren Sünden sind, sondern als versöhnt und gerechtfertigt durch das Zeugnis des Geistes mit Christo aufzustehen zu einem neuen Leben der Gnade und Wahrheit GOttes. Wer danach nur ernstlich verlangt, wer in bußfertiger Erkenntnis seiner Sünde das Heil in Christo sucht, der bekommt durch JEsu Auferstehung die Gewissheit, dass unsere Sündenschulden alle von Christo bezahlt und unsere Strafe gebüßt und eine vollkommene Gerechtigkeit von Ihm erworben sei.
Wie Paulus in unserem Text sagt: „ist Christus nicht auferstanden, so seid ihr noch in euren Sünden,“ so sagt er Röm. 4, 25.: „die Gerechtigkeit Christi soll uns zugerechnet werden, so wir glauben an den, der unseren HErrn JEsum auferweckt hat von den Toten, welcher ist um unserer Sünden willen dahingegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt.“ Nach dieser Stelle ist unsere Versöhnung oder die Vergebung unserer Schuld geschehen durch den Tod JEsu, unsere Rechtfertigung aber durch seine Auferstehung. Durch die Versöhnung kommen wir nicht in die Hölle, aber noch nicht in den Himmel; in der Rechtfertigung aber rechnet GOtt uns die Gerechtigkeit Christi so zu, als hätten wir nicht gesündigt, und als wären wir von jeher gerechte und heilige Kinder GOttes und würdig, das ewige Leben zu ererben, wie Christus der Herrlichkeit, die Er in seiner Auferstehung und Himmelfahrt annahm, vollkommen würdig war.
Dass so durch die Auferstehung Christi die Gerechtigkeit, die vor GOtt gilt, uns zugerechnet wird, das hat seinen Grund in der wunderbaren Stellvertretung Christi, die wir vorgestern betrachteten. Wie seine Geburt die Geburt einer reinen und heiligen Menschheit ist und wie sein Leiden und Sterben gilt, als hätten wir Alle die Strafe der Sünde gebüßt, 'so ist seine Auferstehung gleichfalls für uns und uns zu gut geschehen, und das Wohlgefallen, das der Vater dadurch an Ihm ausgesprochen hat, zeigt das Wohlgefallen an, das der versöhnte Vater jetzt wieder an der erlösten Menschheit hat. Durch die Auferweckung Christi hat der Vater erklärt, dass das ganze Versöhnungswerk Christi vollkommen gelungen und dass von allen unseren Sünden und Schulden nichts mehr übrig sei, das uns im Gericht verklagen könnte. Deswegen singt Luther:
Hier ist das rechte Osterlamm,
Davon GOtt hat geboten;
Das für uns an des Kreuzesstamm
In heißer Lieb' gebraten,
Des Blut zeichnet unsere Tür,
Das hält der Glaub' dem Tode für;
Der Würger kann uns nicht rühren. Halleluja!
Wie die Israeliten Alle vom Tode verschont blieben, weil ihre Häuser mit dem Blut des Osterlamms bezeichnet waren, während in den Häusern, die dieses Blut nicht hatten, alle Erstgeburt starb, so macht das Blut des wahrhaftigen Osterlammes, des auferstandenen JEsu uns frei und sicher vor den Todesstrafen, die wir mit der Sünde verschuldet haben, während dagegen Alle dem Tod und Gericht verfallen bleiben, die den gekreuzigten und auferstandenen Heiland sich nicht in lebendigem Glauben zueignen.
Gläubige Seelen dürfen erfahren, was die Brüder Josephs erfuhren, als ihr Bruder sich ihnen zu erkennen gab und zu ihnen sagte: „tretet doch her zu mir, ich bin Joseph, euer Bruder, bekümmert euch nicht und denkt nicht, dass ich euch darum zürne, dass ihr mich hierher verkauft habt, denn um eures Lebens willen hat mich GOtt vor euch hergesandt.“ Danach küsste er alle seine Brüder und sie redeten frei mit ihm; so sehr sie ihn vorher gefürchtet hatten, so herzliche Freudigkeit und Liebe hatten sie jetzt zu ihm. Wie da der erhöhte Joseph seinen schuldbeladenen Brüdern Alles vergab und danach von seiner Herrlichkeit ihnen mitteilte, so viel er konnte, so tritt der in seiner Auferstehung erhöhte Heiland vor eine bußfertige und heilsbegierige Seele hin und spricht zu ihr: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein; weil du so wert bist vor meinen Augen geachtet, musst du auch herrlich sein und Ich habe dich lieb; so fürchte dich nun nicht, denn Ich bin bei dir; die Sünde soll dich nicht mehr ängsten, Ich habe ihre Schuld und Macht aufgehoben; das Gesetz soll dich nicht mehr verdammen, Ich habe es nach dem strengsten Recht für dich erfüllt; der Satan soll dich nicht mehr schrecken, Ich habe ihm den Kopf zertreten; der Tod soll dir nicht bange machen, Ich habe ihm den Stachel genommen; die Hölle soll nicht auf dich warten, Ich habe ihr ihre Beute entrissen und ihre Pforten verschlossen für Alle, die es mit mir halten und die mich als ihren Bruder lieben. Auch soll dein Elend dich nicht kränken, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig, und wer nur eine Rebe ist an mir, dem Weinstock, den will mein himmlischer Vater selbst reinigen, dass er mehr Frucht bringe.“
So tröstlich redet der HErr JEsus jedem erschrockenen Gewissen zu durch seine Auferstehung. Und wenn Eines glaubt, es habe Ihn zu sehr beleidigt mit seinen Sünden, so blicke es auf Petrum, von dem unser Text sagt, dass der Heiland ihm zuerst erschien als der Auferstandene. Wir hätten gedacht, keiner wäre des so wenig würdig gewesen, wie Petrus, der durch seine arge Verleugnung sich so schwer an Ihm verschuldet hatte. Aber weil er so bitterlich geweint und in so tiefer Buße sich mit JEsu zu gleichem Tod hatte pflanzen lassen, darum ging auch ihm zuerst die Freudensonne des Auferstandenen auf und der HErr zeigte ihm so, dass Alles vergeben und auch er wieder gerechtfertigt sei in Ihm.
Ach, so kommt doch Alle herzu und nehmet an, was dieser unaussprechlich gnädige Heiland euch anbietet! Lasst euch Alle versöhnen mit GOtt und erkennt, wie in dem Auferstandenen eine ewige Gerechtigkeit für Alle zu finden ist! O wie darf Eines von uns dieses hohe Gut unbenutzt liegen lassen? Soll JEsus für die ganze Welt gestorben und auferstanden sein, nur für dich nicht, weil du in deinem alten Wesen bleiben und dich nicht aufwecken lassen willst zu einem neuen Leben? Ist denn der Tod dir lieber als das Leben, die Hölle lieber als der Himmel, die peinliche Gewissensunruhe und Angst lieber als der selige Friede GOttes? Ach, wer nicht mutwillig seine arme Seele verderben will in die Hölle, der lasse heute, heute noch - denn morgen kann's zu spät sein - den Freudenruf der Auferstehung JEsu in sein Herz dringen und von der Auferstehungssonne sich erleuchten, dass die Gerechtigkeit JEsu heute uns Alle schmücke als ein herrliches Ehrenkleid, in dem wir freudig vor den Thron GOttes treten und seiner ewigen Gnade uns getrosten können. So ist uns dann der Auferstandene auch eine helle Sonne
III. zur seligsten Hoffnung für unsere ganze Zukunft.
Unser Text sagt: „Ist Christus nicht auferstanden, so sind die, so in Christo entschlafen sind, verloren“ (weil aber Christus auferstanden ist, so sind sie nicht verloren, sondern ihre Seligkeit ist gewiss). Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, als wäre es nichts mit der Auferstehung, so wären wir die Elendesten unter allen Menschen, weil wir so viel zu dulden und zu verleugnen haben, und dafür nur die Hoffnung der Auferstehung uns einen Ersatz gibt. Wäre es damit nichts, so wäre unser ganzer Glaube eitel. „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling worden unter denen, die da schlafen.“ Wenn am Osterfest in Jerusalem die Erstlinge der Ernte dargebracht wurden im Tempel, so fing die Ernte an und ging fort, bis dass alle Garben eingeerntet waren. So ist die Auferstehung JEsu als des Erstlings der Anfang und Grund der Auferstehung aller Gestorbenen und Sterbenden, und so gewiss JEsus auferstanden ist, so gewiss teilt Er sein unauflösliches Leben mit an Alle, die durch den Glauben Ihm ein geleibt sind. Daher haben wir heute früh gesungen:
JEsus, Er mein Heiland lebt,
Ich werd' auch das Leben schauen;
Sein, wo mein Erlöser schwebt,
Warum sollte mir dann grauen?
Lässet auch ein Haupt sein Glied,
Welches es nicht nach sich zieht?
Wie innig hat uns diese Hoffnung erquickt, da heute die aufgehende Sonne die Gräber so Vieler bestrahlte, die unserem Herzen ewig teuer bleiben! Ach! es ist schwer, denken zu müssen: da unten unter dieser Erde liegen die modernden Gebeine meines Vaters, meiner Mutter, meiner Gattin, meines Bruders, meiner Schwester, meines Sohnes, meiner Tochter, und der Bruder, der im Leben uns so teuer war, aus dessen Mund so manchmal ein Friedensgruß und Segenswort uns erquickte, jetzt ist er nicht mehr da, und das Letzte, was wir von ihm hatten, hat das Grab weggenommen. Und auch das ist schwer, denken zu müssen: auch ich werde einst vielleicht bald meinen Leib hergeben müssen, als eine Beute der Verwesung; diese Glieder alle, die heute sich froh bewegen, werden vielleicht bald starr und vom Tod zerschlagen in das tiefe Grab hinuntergelegt. Dann ist's aus mit Allem, was jetzt die Erde Schönes und Liebliches für mich hat.
Trauert darüber unsere Natur, so frohlockt unser Geist über dem Siegesruf, der aus dem leeren Grab JEsu erschallt: deine Toten werden leben und mit dem Leichnam auferstehen; wacht auf und rühmt, die ihr liegt unter der Erde; denn dein Tau ist ein Tau des grünen Feldes, aber das Land der Toten wirst du stürzen. Gehe hin, mein Volk, in deine Kammern, und schließe die Tür nach dir zu, verbirg dich im Grab einen kleinen Augenblick, bis der Zorn vorübergehe, bis der Tod, als der Sünden Sold, sein Recht geübt hat, es soll nicht lange währen. JEsus ist die Auferstehung und das Leben, wer an Ihn glaubt, der soll leben, ob er gleich stürbe, ja wer da lebt und glaubt an Ihn, der soll nimmermehr sterben. O wie wohl hat dieses Siegeswort uns heute früh getan und wie freundlich haben die blühenden Bäume, die unsere Gräber beschatteten, uns ein Bild und Unterpfand sehen lassen, dass der, der die erstorbene Natur mit so schönem Auferstehungskleid schmückt, auch eben so gut unsere sterblichen Leiber wieder lebendig, blühend und herrlich machen kann. Gern wollen wir's uns gefallen lassen, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, sahen wir nicht heute die lieblich grünenden Saatfelder, auf denen das Leben hervorquillt aus dem Tod? Ist nur ein göttlicher Same in uns durch den Geist der Neugeburt, so fließt heute schon aus dem auferstandenen JEsu Auferstehungskraft auch in unser sterbliches Gebeine und es wird sich unter der Hülle unseres verweslichen Fleisches ein unverweslicher Geistleib jetzt schon im Keim bilden, dem das große Wort gilt: „er wird nimmermehr sterben,“ und wird, je mehr wir in JEsu leben, desto bälder reifen zu dem herrlichen Auferstehungsleib, der leuchten soll wie die Sonne, deren Glanz unsere Augen jetzt nicht einmal vertragen. Ja
Auferstehen (süßes Hoffen!)
Auferstehen werd' ich einst,
JEsu, wenn die Zeit verloffen,
Und du mir zum Heil erscheinst,
Dein Geist lehrt mich, dass ich glaub',
Du verklärst einst meinen Staub.
Kannst du es glauben? Hast du diese Hoffnung? Wenn der Geist sie dir noch nicht gegeben hat, so ruhe nicht, bis du deiner seligen Auferstehung gewiss bist, ruhe nicht, denn Schrecklicheres gibt es Nichts, als sterben müssen ohne Hoffnung der Auferstehung. Lieber verlierst du die ganze Welt, als dich selbst, lieber bist du im ganzen Leben ein armer Lazarus und dann selig im Tod, selig in der Auferstehung, lieber so, als im ganzen Leben ein reicher Mann und dann verdammt und des ewigen Todes Beute. - Wenn der Geist uns zeugt, dass JEsu Auferstehung unsere Auferstehung sei, dann gibt es für uns im Himmel, auf der Erde und in der Hölle nichts mehr zu fürchten, und wenn heute vor unseren Augen unser Grab gegraben würde und selbst ein Martertod sollte uns ins Grab legen, - wir könnten es im Glauben an den, der dem Tod die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat, dass wir nun sagen können: „der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? GOtt sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unseren HErrn JEsum Christum.“
Darum seid getrost und hoch erfreut;
JEsus trägt euch meine Glieder.
Gebt nicht Statt der Traurigkeit,
Sterbt ihr, JEsus ruft euch wieder;
Dann wird Schwachheit und Verdruss
Liegen unter eurem Fuß.
Nur dass ihr den Geist erhebt
Von den Lüsten dieser Erden,
Und euch dem schon jetzt ergebt,
Dem ihr beigesellt sollt werden;
Schickt das Herze da hinein,
Wo ihr ewig wünscht zu sein.
Geistliche Auferstehung aus dem Leben des Fleisches, aus der Lust und dem Hochmut unserer sündlichen Natur, neues Leben in der Liebe des, der uns so hoch geliebt hat und in der Liebe zu allen Menschen, Geistesleben zu GOttes Ehre und nach seinem Willen, - das ist der Ruf, den JEsu Auferstehung auch an uns ergehen lässt, wozu aber aus ihr reichliche Kraft und Freudigkeit uns zufließt. Das Leben ist uns lieber als der Tod, Gerechtigkeit lieber als Sünde, Friede lieber als Angst, Himmel lieber als Hölle.
Ist so das Leben und die Liebe JEsu in uns mächtig und sehen wir so in seiner Auferstehung unsere Auferstehung, dann verbreitet sich von Ihm aus ein neues Licht über die ganze Schöpfung und mit seliger Hoffnung warten wir des neuen Himmels und der neuen Erde, die als der Auferstehungsleib der verklärten Menschheit erst die höchsten Wunder GOttes enthüllen wird, dann wenn GOtt abwischen wird alle Tränen von aller Augen, weil kein Tod mehr ist im ganzen All, und kein Leid und kein Geschrei und kein Schmerz mehr, denn das Erste ist vergangen, und der auf dem Stuhl sitzt, spricht: „Siehe, ich mache Alles neu;“ dann wird in der großen Stadt, die da ist eine Hütte GOttes bei den Menschen, im heiligen himmlischen Jerusalem, da wird die Herrlichkeit GOttes und des Lammes herausleuchten aus der Geistleiblichkeit der Auferstandenen und aus der Pracht der verklärten Kreatur aus den Toren von Perlen, aus den Gründen von Edelsteinen, aus den Gassen von lauterem Gold als durchscheinendem Glas.
Dann werden die Überwinder in seligster Wonne und Herrlichkeit Ihm dienen dem großen Wiederbringer alles Verlorenen und werden sehen sein Angesicht, und sein Name wird an ihren Stirnen sein, und sie werden als Priester und Könige regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Solche Verklärung der Menschheit und der Erde und des ganzen Schöpfungsalls fließt aus der Auferstehung des heiligen Gottmenschen, der als der Erstling Alle nach sich zieht, die Er als seine Brüder geliebt, versöhnt und mit GOtt vereinigt hat.
Das ist der Gottheit Wunderwerk,
Und seines Herzens Augenmerk,
Ein Meisterstück aus Nichts gemacht,
So weit hat's Christi Blut gebracht!
Hier forscht und betet an, ihr Seraphim,
Bewundert uns und jauchzt und danket Ihm!
Amen.