Jacoby, Carl Johann Hermann - Der erste Brief des Apostels Johannes in Predigten ausgelegt - XV. Das Evangelium der Liebe.

Jacoby, Carl Johann Hermann - Der erste Brief des Apostels Johannes in Predigten ausgelegt - XV. Das Evangelium der Liebe.

1. Joh. 4,7-11.
Ihr Lieben, lasst uns untereinander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und, wer lieb hat, der ist von Gott geboren und kennt Gott Wer nicht lieb hat, der kennt Gott nicht, denn Gott ist die Liebe. Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen. Darinnen steht die Liebe, nicht dass wir Gott geliebt haben; sondern, dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Ihr Lieben, hat uns Gott also geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.

Wie ein roter Faden zieht sich das Wort von der Liebe, von ihrer Herrlichkeit und Schöne, von ihrer Macht und Größe, von ihrer Unerlässlichkeit und Unentbehrlichkeit durch das Sendschreiben des Apostels Johannes an die Gemeinden. Lässt er einmal den Faden fallen, bald nimmt er ihn wieder auf; wendet sich sein Blick einer andern Beziehung der Heilswahrheit zu, bald kehrt er zum Preis der Liebe zurück. Die Liebe ist ihm des christlichen Lebens Herzschlag, weil er in ihr das Abbild des Lebens Gottes, den Grund des Heilswerks Gottes, den Grund des gnadenreichen Waltens Gottes erkennt. Die Liebe und das Evangelium sind ihm unauflöslich verbunden. Wenn er die Liebe preist, so schaut sein Auge nicht auf die Wunderwerke des Schöpfers, denn die Natur predigt Gottes Macht und Weisheit, nicht auf die verschlungenen Wege der Menschheit, denn sie bezeugen den heiligen Ernst der göttlichen Gerichte, sondern er blickt auf den Herrn Jesum Christum, dessen Bote er geworden ist, denn in ihm allein hat sich voll und ganz die Liebe Gottes offenbart. Hier entspringt ihm die Freudigkeit, das Wort von der Liebe in eine Welt ohne Liebe hineinzurufen und es der Gemeinde, die in der Liebe steht, immer von neuem zu verkündigen, damit sie in ihr wachse.

In der Tat, meine Lieben, das Evangelium und die Liebe sind miteinander vereinigt, wie die Quelle und der Strom. Wenn die Stimme des Evangeliums schwiege, würde die Liebe weichen, die Predigt vom Kampf des Daseins würde laut erschallen und die Leidenschaften der Selbstsucht entfesseln. Darum wollen wir bleiben bei dem Evangelium der Liebe. Der Apostel lässt uns heute in den letzten Grund hineinschauen, in dem die Liebe ruht, indem er unseren Blick auf das Liebeswerk richtet, das Gott für uns vollbracht hat, und auf das Liebeswerk, das er in uns vollbringt.

1.

Der Liebe Ursprung ist die Liebe. Liebe weckt Gegenliebe. Wenn wir uns geliebt wissen, erwidern wir die Liebe. Wohl ist die Liebe ein Gebot, das höchste und größte, denn es schließt alle Gebote in sich, aber die Liebe ist zuerst Gabe, die größte und höchste, denn sie schließt alle Gaben in sich. Nur, wer Liebe empfangen hat, kann Liebe geben. Erst die Kraft der Liebe, dann die Tat der Liebe, und empfangene Liebe ist gebender Liebe Kraft. Im Empfang der Liebe erwachen wir für die Liebe. Die Liebe Gottes zu den Menschen hat die Liebe der Menschen zu Gott und zu einander entzündet. Sie ist ein Wiederhall der Liebe Gottes zu uns. Die Geschichte der Menschheit ist Erziehung zur Liebe durch Erfahrung der Liebe Gottes. Die Liebe Gottes hat sich immer den Menschen bezeugt und ist nie völlig unerkannt geblieben. Aber nur in dunkler Ahnung ergriff der sündige Menschengeist die Zeichen der göttlichen Liebe, und der Hass war eine größere Macht in der Menschheit als die Liebe. Höhere Stufen der Erkenntnis erhoben sich zur Ahnung der Weisheit und Gerechtigkeit, welche die göttliche Allmacht leiten, aber die Liebe Gottes blieb ihnen verborgen. Und sie konnte sich den blöden Augen nicht offenbaren, sie musste sich verhüllen, weil der Sinn für die Herrlichkeit der Liebe noch nicht geweckt war. Da Gottes Liebe die Menschheit für die Liebe erzog, musste sie ihr Angesicht verschleiern, konnte sie nur in der Gestalt der Weisheit und Gerechtigkeit erscheinen. So hält wohl eine leichte Wolke das Licht der Sonne zurück und lässt es doch hindurchscheinen. Auch im alten Bunde fühlten nur heilige Menschen Gottes in geweihten Stunden, dass der Gott Israels die Liebe ist, tröstete sich der Psalmist, dass der Herr sein Hirte sei (Ps. 23), empfing der Prophet das Gebot Gottes: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3. Mos. 19,18). Aber ein Schleier lag doch auch dann auf den Augen der Frommen Israels; denn der Nächste, dem die Bruderliebe galt, war doch nur der Israelit, und nur Israel ruhte sicher in den Vaterarmen Gottes. Die Zeit war noch nicht erfüllt, der Boden noch nicht bereitet, um das Saatkorn der vollkommenen Wahrheit aufzunehmen. Denn Gott kann sich nur da als die Liebe offenbaren, wo Ehrfurcht vor seinem heiligen Willen, tiefe Beugung vor ihm in den Herzen Wurzel gefasst hat; ohne sie wird die Botschaft von der Liebe Gottes zum Freibrief für die Zügellosigkeit. Nur der demütige und gehorsame Knecht Gottes hat Recht und Erlaubnis, sich der Freiheit und Seligkeit eines Kindes Gottes in der Erfahrung der Liebe Gottes zu rühmen und zu getrösten. Deshalb hat die Weisheit der Liebe Gottes die Menschenkinder durch die Schule des Gesetzes und der Gerechtigkeit zur Erfahrung der Herrlichkeit der Gotteskindschaft in der Liebe erzogen. Aber im Lichte des neuen Bundes erkennen wir auch im Angesichte des Heiligen Israels die Züge des Vaters, die Züge der ewigen, unendlichen Liebe.

In Jesu Christo ist uns die vollkommene Liebe Gottes auch vollkommen offenbar geworden. Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, dass wir durch ihn leben sollen. Nun wissen wir es, eine unendliche Vaterliebe waltet über die Welt, sie führt und trägt uns, sie tröstet und erquickt uns. Ob wir wandern im dunkeln Tal, so fürchten wir uns nicht, denn der Vater ist bei uns, sein Stecken und Stab, des treusten Hirten Stecken und Stab, schützen und schirmen uns. O denkt es euch aus, der Heiland Jesus Christus wäre nicht erschienen, wie einsam und verlassen wären wir, der Wanderung durch eine Wüste gliche unser Pilgerweg, das Leben erschiene uns in nächtliches Dunkel gehüllt, wir müssten glauben, die Sonne hätte ihren Schein verloren. Eine Welt ohne Heiland eine Welt ohne Heil, ohne Licht und Wärme. Aber nun preisen wir unseren Gott und Vater, dass er seinen eingebornen Sohn Jesum Christum in die Welt gesandt hat und ihr in ihm ein helles Licht gegeben, das nie erlöscht, eine Sonne, die in der Erdenzeit aufgegangen ist, die aber keinem Niedergang unterliegt. In Jesu Christo ist die Liebe Gottes offenbar geworden, das Licht und das Leben der Welt; wenn wir in sein Angesicht schauen, so erblicken wir die Züge der Liebe Gottes. Sein Leben ist das Leben der Liebe. Hier ist alles Liebe; nicht getrübt durch die Selbstsucht, die das ihre sucht, nicht gelähmt durch die Trägheit, die sich selbst nicht zu besiegen vermag, strahlt diese Liebe in hellstem Glanz. Wie wenig gleicht sie unserer Liebe, die erlischt, sobald schwere Opfer von ihr verlangt werden, die vielleicht gibt, was sie hat, aber das Beste, sich selbst, das eigne Herz, vorenthält, die sich allen zuneigt, zu denen innere Verwandtschaft sie zieht, und sich allen versagt, denen eine fremde Sinnesart eignet, die jetzt hell auflodert, um bald nur noch matt fortzuglimmen, die dem Wollen Raum gibt, aber das Vollbringen nicht findet. Die Liebe Christi ist die lautere, vollkommene Liebe. Sie nimmt nicht, sondern gibt, sie gibt, was sie ist, und, was sie hat, sie verzehrt sich im Opfer, sie umfasst alle Menschen und zieht sie als Brüder an das Herz, sie neigt sich den Hohen und Geringen, den Reichen und Armen, den Glücklichen und Elenden, den Fröhlichen und Traurigen zu, sie segnet die Kindeseinfalt, sie erquickt im heißen Kampf des Lebens, sie stärkt den Müden; wenn die Erdenschatten länger werden, erfüllt sie das Herz mit Geduld und Hoffnung und zeigt dem Scheidenden die ewigen Wohnungen, das himmlische Vaterhaus. Diese Liebe hat die unter dem Bann der Schuld und der Last der Sünde seufzende Menschheit befreit, versöhnt und erlöst, Friedlosigkeit in Frieden, Tod in Leben verwandelt. Diese Liebe stammt nicht von der Erde, sie ist himmlischen Ursprungs, sie ist nicht Menschenliebe, sie ist die Liebe Gottes. Die Erfahrung dieser Liebe hat den Glauben an Jesum Christum als den Sohn Gottes geweckt und weckt ihn immer von neuem. Diese Liebe beugt uns tief, dass wir ausrufen: „Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch“ (Ev. Luk. 5,8) und erhebt uns doch so hoch, dass wir freudig bekennen: „Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Ev. Joh. 6,68.69).

2.

Meine Lieben! Wenn das Evangelium die Botschaft von dem Liebeswerk ist, das Gottes Gnade zu unserer Erlösung vollbracht hat, wenn das Evangelium uns zuruft: Gott ist die Liebe, und diese Liebe gilt der ganzen Menschheit und deshalb einem jeden von uns, dir und mir, dann kann die Beantwortung der Frage, welche Wege wir betreten müssen, um diese Liebe uns anzueignen, einem Zweifel nicht unterworfen sein. Wir müssen an diese Liebe glauben, wir müssen dessen gewiss werden, dass unser Gott uns liebt. Das ist der Anfang des Weges. Aber aus dem Glauben an Gottes Liebe zu uns erwächst unsere Liebe zu Gott. Liebe ruft Gegenliebe hervor. Das ist des Weges Fortgang. Aber Gottes Liebe gilt der ganzen Menschheit, unsere Liebe zu Gott ist nur dann eine Erwiderung seiner Liebe zu uns, wenn wir in ihm die Brüder lieben. Wir können nicht glauben, dass wir Gottes Kinder sind, ohne zu glauben, dass alle Menschen zu unseren Brüdern berufen und alle Gläubigen zu unseren Brüdern erwählt sind. Wenn wir uns als Brüder in Jesu Christo wissen, müssen wir uns auch als Brüder in ihm lieben. Die Gewissheit der Bruderschaft schließt die Bruderliebe in sich. Wir sind durch den Herrn und in ihm eine Familie geworden, so sind wir durch das Band der Bruderliebe unauflöslich miteinander vereinigt. Die Bruderliebe ist des Weges Ziel. So klingt uns auch die Mahnung des Apostels, die wir heute vernehmen: „Ihr Lieben, Lasst uns einander lieb haben, denn die Liebe ist von Gott“, „hat uns Gott also geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben“, vertraut und findet einen kräftigen Wiederhall in unseren Herzen. Und doch, so selbstverständlich uns die Forderung erscheint, in dem Herrn die Brüder zu lieben, so willig unser geistiger Mensch ist, sie zu erfüllen, so bleibt sie doch für den natürlichen Menschen in uns unlösbar. Freilich wurzelt die Liebe in der Natur des Menschen, und deshalb ist sie auch dem natürlichen Menschen nicht fremd. Die Kraft der Liebe wohnt ursprünglich in unseren Herzen und sie entfaltet sich unwillkürlich, wo wir Wohlgefallen aneinander finden, wo Verwandtschaft der Sinnesart und Geistesrichtung zusammenführt, wo erfahrenes Wohlwollen und empfangene Wohltat Dankbarkeit weckt. Aber diese natürliche Liebe ist in enge Schranken gebannt. Sie ist kräftig, so lange sie Freude und Genuss gewährt, sie schwindet, wenn uns dieser Lohn versagt bleibt. Wenn uns eine fremde Weise der Neigungen und Bestrebungen begegnet, wenn kein verwandter Ton in uns angeschlagen wird, gehen wir gleichgültig vorüber; wenn des Bruders Wege unsere Wege kreuzen, seine zeitliche Förderung zeitliche Nachteile für uns in sich schließt, wir sinken, indem er steigt, oder sein Steigen uns auf niederer Stufe zurückhält, dann wandelt sich Güte in Bitterkeit, Wohlwollen in Neid, Liebe in Hass. So müssen wir bekennen, dass die Liebe unserer Natur entspricht und widerspricht, dass Liebe und Lieblosigkeit zugleich im Menschenherzen wohnen. Soll die Liebe allein in uns Raum haben, dann müssen wir ganz und völlig neu geboren und umgeschaffen werden, dann muss unser natürlicher Mensch sterben, der geistige Mensch leben. Ohne Neugeburt keine Bruderliebe im Sinne des Evangeliums, nach dem Maße unserer Erneuerung christliche Bruderliebe. Daher sagt der Apostel: „Wer lieb hat, der ist von Gott geboren und kennt Gott“.

Wenn das Liebeswerk Gottes für uns sich nicht im Liebeswerk Gottes fortsetzt, so bleiben wir ohnmächtig, die Liebe in uns zu erwecken und zu bewähren, die Gott von uns fordert. Diese Neugeburt beginnt im Glauben, aber nur in dem Glauben, der die Liebe in sich schließt. Ein Glaube, der nicht die Frucht der Liebe aus sich erzeugt, ist tot, hat keinen Wert, Gott erkennt ihn nicht an, er hilft uns nicht zum Heil. Er baut nicht das Reich Gottes. Daher ruft uns der Apostel Paulus, der Herold der Glaubensgerechtigkeit, zu: „Hätte ich allen Glauben, also, dass ich Berge versetzte und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts“ (1. Kor. 13, 2). Ein Glaube an die Liebe Gottes, der nicht die Bruderliebe entzündet, ist nichtiges Verstandeswerk ohne Lebenskraft oder die Selbsttäuschung einer Genusssucht, die das natürliche Ich pflegt, aber nicht ertötet. Wir müssen von neuem geboren werden. Wenn die Liebe Gottes uns nicht umschafft zu einem, wenn auch getrübten Abbild ihrer selbst, wenn die ewige Liebe nicht auch uns in ihr Leben, in das Leben der Liebe, versetzt, dann bleiben wir, was wir von Natur sind, lieblos, voll Bitterkeit, Neid und Hass. Aber, in dem Herrn Geliebte, die ewige Liebe, die uns in Christo erschienen ist, will uns umschaffen, will ihr heiliges und seliges Werk an einem jeden von uns vollbringen. Sie will einen tiefen Eindruck ihrer Größe und Herrlichkeit in uns erzeugen, damit ein lebendiger, in Liebe sich offenbarender Glaube an sie entstehe. Ach, dass wir doch recht an die Liebe Gottes glauben, sie wahrhaft erkennen, an und in uns erfahren möchten! Lasst uns doch immer in das Herz unsers Gottes, in seine Liebe, hineinblicken, und lasst uns nicht bloß auf die unendliche Barmherzigkeit schauen, die uns selbst zu teil geworden ist, sondern es uns immer lebendig vor Augen stellen, dass dieselbe Liebe alle unsere Brüder trägt, dass sie einem jeden von ihnen vorgeht und nachgeht, dass ihrer aller Namen in das Buch der ewigen Liebe gezeichnet sind. Diese Liebe spricht nun zu uns: Ich will mich durch eure Liebe an euren Brüdern offenbaren, an eurer Liebe sollen sie meine Liebe erkennen.

Und, wenn ich euch untereinander in besondere nahe Gemeinschaften gestellt habe, in Haus und Beruf, in Freundschaft und Nachbarschaft, in Gemeinde und Volk, so soll ein jeder in der Liebe des andern meine Liebe spüren. Und meine Liebe soll der Wegweiser für eure Liebe sein. Meine Liebe ist aber unendlich groß, denn ich bin die Liebe selbst, deshalb habe ich meinen eingebornen Sohn zu euch gesandt und für euch in den Tod gegeben, ich habe ihn gesandt nicht bloß für dich, sondern für alle Menschen, dass sie alle in ihm verbunden seien. So gewaltig redet die Liebe Gottes zu uns, sie klopft mächtig an die Tür unsers Herzens; sie will die Fesseln lösen, welche die Liebeskraft in uns binden, sie will uns für die Liebe gewinnen, für das Leben und die Arbeit in der Liebe; der heilige Liebesgeist Gottes will in unsere Seele einziehen und mit seinem verzehrenden Feuer die in uns wohnende Selbstsucht vernichten. Wenn wir von der Herrlichkeit der Liebe Gottes bewegt werden, wenn wir begehren, in ihren Dienst uns zu stellen, dann erkennen wir es, dass der heilige Geist in unseren Herzen wirkt. Wir fühlen Frühlingswehen, des Eises Rinde springt. Aber freilich, diese Neugeburt durch die Liebe für die Liebe ist nicht ein Werk, das im Verlauf weniger Tage, Monate oder Jahre vollbracht wird, auf das wir als auf ein abgeschlossenes, unveränderlich und unerschütterlich Feststehendes blicken könnten. Wir können vielleicht seine Grundlegung, seinen Anfang, bestimmen, aber sein Fortgang zieht sich durch unser ganzes Erdenleben hindurch, und erst, wenn wir unseren letzten Atemzug tun und in Gottes Hand unseren Geist befehlen, wenn wir in Christo entschlafen, um im himmlischen Vaterhause zu erwachen, erst dann hat die Neugeburt das Ziel der Vollendung erreicht, für welches der heilige Geist während unserer irdischen Pilgerschaft uns bereiten will. Denn, so lange wir in dieser Zeitlichkeit weilen, streitet noch immer das Fleisch, das die selbstsüchtige Begierde nährt, gegen den Geist und die Liebe, und wir müssen uns immer von neuem in die heilige Liebe unsers Gottes versenken, damit die so leicht sinkende und erlöschende Flamme unserer Liebe gestärkt und bewahrt werde. Nur unter stetem Kampf des Geistes gegen das Fleisch, der Liebe gegen die Selbstsucht wächst in uns der neue Mensch und reift dem Tage der Vollendung entgegen. Zu diesem Kampf wollen wir uns heute ermuntern. Die Kraft zum Kampf, die Hoffnung auf den Sieg schöpfen wir aus dem Aufblick zur Liebe Gottes, die uns in Christo erschienen ist. Ihr geloben wir uns aufs neue.

„Ihr Lieben, so spricht der Apostel Johannes im lockenden Tone der Freundlichkeit und Güte, hat uns Gott also geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.“ Wir wollen ihm freudig antworten: Gott hat uns zuerst geliebt, wir wollen ihn wieder lieben, ihn in Christus, in Christus die Brüder. Amen.

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autoren/j/jacobi/1_johannesbrief/jacoby-1_johannesbrief-15.txt · Zuletzt geändert: von aj
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