Franz Graf-Stuhlhofer - Das Ende naht

Franz Graf-Stuhlhofer - Das Ende naht

Inhalt

Teil A

Fehler im Umgang mit den biblischen Endzeitaussagen

Teil B

Die Folgen der Demnächsterwartung

Teil C

Haben wir aus den Fehlern gelernt?

Teil D

Wie sollen wir nun wirklich mit den biblischen Endzeitaussagen umgehen?

Teil E

Untersuchung der verbreitetsten evangelikalen Endzeitautoren

Einleitung

Es ist bekannt, daß es Glaubensgemeinschaften gibt, die bei der Deutung der biblischen Endzeitaussagen voreilig waren: Zeugen Jehovas, Neuapostolische, die Vorläufer der Adventisten …: „Das Ende naht!“ Immer wieder konnte man diese Ankündigung hören, mitunter auf bestimmte Daten präzisiert. Für einen solchen Umgang mit der Bibel gibt es auf Seiten der Evangelikalen auch scharfe Kritik. Wie reagieren wir jedoch, wenn in unseren eigenen Reihen Ähnliches vorkommt? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß wir hier oft mit zweierlei Maß messen. Was bei anderen - etwa Zeugen Jehovas - scharf verurteilt wird, wird bei uns selbst wesentlich nachsichtiger beurteilt: 'Irren ist menschlich', 'Natürlich gibt es manchmal Einseitigkeiten - wer wäre da frei davon?', 'Man darf nicht vergessen, was der Betreffende Positives gewirkt hat', so und ähnlich lauten die Reaktionen. Wer wegen solcher 'Geringfügigkeiten' einen Endzeitautor kritisiert, dem wird liebloses Verhalten vorgeworfen, der verstoße - so heißt es - gegen den brüderlichen Umgang.

Vielleicht sollte ich kurz den Begriff „evangelikal“ erläutern. Darunter versteht man eine Strömung innerhalb der evangelischen Christenheit, die dreierlei betont: Die Erfahrung von Bekehrung und Wiedergeburt als grundlegend für eine Beziehung zu Gott; die Autorität der Bibel als Ausdruck des Willens Gottes; die Evangelisation als vorrangige Aufgabe.

In der christlichen Basis-Urkunde, der Bibel, finden wir starke Warnungen davor, im Namen Gottes falsche Vorhersagen zu machen - Näheres dazu in Teil A. Wir werden darüber hinaus auch verschiedene negative Folgen mitbedenken - Näheres dazu in Teil B.

In Teil E werde ich dann im deutschen Sprachraum stark verbreitete evangelikale Endzeitautoren unter die Lupe nehmen, um festzustellen, inwieweit ihre vor 10 oder 20 Jahren erfolgten Vorhersagen eingetroffen sind: Hal Lindsey, David Wilkerson, Wim Malgo und einige weitere. (Diese drei Autoren habe ich auszugsweise von Juli bis Nov. 1991 bereits in der Jugend-Zeitschrift PUNKT [heute dran] behandelt.) Ich habe mich bei der Untersuchung auf jene Endzeitliteratur beschränkt, die in deutscher Sprache vorliegt. Teils handelt es sich um original deutsch geschriebene Bücher, teils um Übersetzungen aus dem Englischen.

Die genannten Autoren sind aber nicht die einzigen - und schon gar nicht die ersten -, die sich bei der Auslegung der biblischen Endzeitaussagen zu weit vorgewagt haben. Hier gibt es im evangelischen Bereich schon eine lange Tradition, beginnend mit dem Reformator Martin Luther. Wichtiger als alle Namen ist dabei aber die Ermittlung der dahinterstehenden Faktoren: Welche Fehler waren es, die manche von uns dazu verleitet haben, bei der Auslegung biblischer Endzeitaussagen zu falschen Annahmen zu kommen? Diese Fehler sollen benannt und charakterisiert werden, wobei uns die Zeugen Jehovas als negatives Vorbild dienen können. Es handelt sich im wesentlichen um vier Fehler: eine Überbewertung schwacher Anhaltspunkte, die fixe Annahme 'Wir sind die letzte Generation', eine selektive Zitat-Auswahl, und die dogmatische Verkündigung der eigenen Vermutungen.

In den weiteren Teilen besprechen wir die Folgen dieser Art von Endzeitliteratur, weiters die Frage, inwieweit sich Korrekturbereitschaft zeigt, und einige Leitlinien zum Umgang mit den biblischen Endzeitaussagen.

Wenn der Leser sich durch diese Teile durchgearbeitet hat, mag ihm der letzte Teil, die detaillierte Untersuchung des Vorhersage-Ergebnisses der bekannteren evangelikalen Endzeitautoren, weniger wichtig erscheinen. Ja, auch mir erscheint es durchaus sinnvoll, wenn ein Leser sich auf die Lektüre der ersten vier Teile beschränkt und vom Teil E nur die Behandlung jener Endzeitautoren liest, von denen er schon Bücher gelesen hat. Ganz verzichten wollte ich auf eine umfassende Untersuchung solcher Endzeitautoren jedoch nicht, und zwar aus folgendem Grund: Bei der systematischen Betrachtung der verschiedenen Fehler, wie sie von Endzeitautoren begangen werden, könnte ein Leser versucht sein zu denken: 'Ja, bei diesen Endzeitautoren gab es gewisse Einseitigkeiten, aber im großen und ganzen war ihre Endzeitauslegung doch wertvoll.' Um zu verhindern, daß manche Leser vorschnell bei einem insgesamt positiven Eindruck stehenbleiben, war eine solche gründliche Analyse nötig. Diese Analyse zeigt, daß konkrete, eine Überprüfung ermöglichende Vorhersagen samt und sonders danebengegangen sind.

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