Nagel, Gustav Friedrich - Glaubenswege zu Glaubenszielen

Nagel, Gustav Friedrich - Glaubenswege zu Glaubenszielen

„… Wie konnte Paulus sagen: Ich will Christus gewinnen, wenn er ihn doch hatte? Wie konnte er sagen: Ich will haben die Gerechtigkeit, die durch den Glauben an Christum kommt, wenn er sie doch längst besaß? Wie konnte er sagen: Ich will Christus erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, wenn er doch längst an dieser Kraft Anteil hatte und in der Gemeinschaft dieser Leiden stand? Es wird hier noch einmal ganz klar: Alle diese herrlichen Dinge in Christo werden nicht in Besitz genommen, wie man irgendein Kapital einheimst, in den Schrank verschließt, den Schlüssel einsteckt und dann erklärt: So, nun habe ich es ein für allemal. Alles, was wir in Christo haben, haben wir auf der Grundlage des Glaubens. Der Glaube ist aber nie etwas Gestriges, Vollendetes, Abgemachtes. Er ist etwas Lebendiges, Gegenwärtiges, Wachsendes. Der Glaubensstandpunkt ist der des Kampfes, der Arbeit, des Wachstums. Der lebendige Glaube schließt nie ab. Er macht nie Erreichtes zum Polster für Fleischesruhe. Er macht den, den er hat und der ihn hat, zu einem Wettläufer und Kämpfer. Paulus läuft in der Rennbahn: „Ich jage dem Kampfpreis nach“ (Phil. 3,14). Er sieht die großen Ziele und jagt ihnen nach. Im Rahmen dieser Ziele liegt Nächstliegendes: Die Gerechtigkeit aus dem Glauben, aber auch Höchstes und Letztes: Die Herausauferstehung aus den Toten.

Möchte der Gott des Lichts diese Ziele ganz klar auch in unseren Gesichtskreis stellen können, so daß sie mit ihrer Anziehungskraft auf uns wirken! Und möchte durch unsere Tage und Nächte gehen, was Pauli Leben so völlig beherrschte: zu kämpfen den guten Kampf des Glaubens, zu ergreifen das ewige Leben.

Es gibt Leute, die viel von der Gnade reden, aber sie wissen wenig damit zu machen und die Gnade macht wenig aus ihnen. Es hat ja freilich niemand so umfassend Zeugnis von der Gnade abgelegt als Paulus, aber als ein Denkmal ihrer Macht tritt sein Leben und Wirken vor uns hin. Wieviel einer von der Gnade hat, das zeigt sich darin, wie stark er für ihre Ziele interessiert ist. Insbesondere in unserer Zeit, in der das Diesseitige Menschen furchtbar unter seine Macht zwingt, tut es not, daß Jenseitswerte und -ziele stark zur Geltung kommen. Wo das nicht geschieht, da ist das Reden und Rühmen von der Gnade eitel. Die Gnade bringt zur Geltung die Ziele der Christenhoffnung. Die sichtbare Welt liegt im Argen. In bezug auf ihre Zukunft haben wir keine Hoffnung. Hier glauben wir nicht an allmählichen Aufstieg, sondern an eine fortschreitende Verderbnis. Wir glauben nicht an eine schließliche Weltverklärung, sondern an ihre zunehmende Gerichtsreife und ihren schließlichen Untergang. Aber diese Weltbeurteiluung macht uns nicht etwa zu tatenlosen Pessimisten. Es wird ja aus dem Feuerbade großer Gerichte erstehen der neue Himmel und die neue Erde. Es wird schließlich auch der Materie ihr Recht. Sie ist nicht an und für sich die Domäne Satans. Zur Herausauferstehung aus den Toten wird die Gemeinde Christi einmal gelangen. Dann wird ihr Leibesleben Anteil gewinnen an der Herrlichkeit des leiblich verherrlichten Christus. „Es wird das verweslich Gesäte auferstehen in Unverweslichkeit, das in Schwachheit Gesäte in Kraft.“ (1. Kor. 15,42f). Der natürliche Leib, der durch den Fall zum Leibe der Sünde und des Todes wurde, wird auferstehen als ein geistlicher, Verherrlichte Leiblichkeit, Geistlichkeit ist das Ende der Wege Gottes.“

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1926

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