Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 5. Sonntage nach Trinitatis.
Evang. Luc. 5, 1 - 11
Von Petri Fischzug.
Das war eine schöne Zeit, schöne Menschensohns-Tage, da der Heiland so umherging und Allen wohlthat, Alle errettete, die vom Satan überwältigt waren, Allen Trost zusprach, die da weinten, und Allen half, die keinen Helfer fanden. Das waren herrliche Tage! Doch können wir uns heute noch daran weiden; sie gehören auch uns; Er hat sie auch für uns gelebt, wenn wir sie betrachten und uns zueignen. Man freut sich, wenn man im heutigen Evangelio liest: Es begab sich aber, da sich das Volk zu Ihm drängte, zu hören das Wort Gottes; und Er stand am See Genezareth - Man freut sich darüber, daß sich so viel Volks zu Ihm drängte, sobald Er sich sehen und hören ließ, und denkt: ach wäre ich auch dabei gewesen, ich hätte mich auch hinzugedrängt zu Ihm, so nahe wie möglich; wenn ich damals gelebt hätte. Und wenn Er heute noch lebte, und zu erreichen wäre, ich wollte Welttheile durchreisen, bis an's Ende der Erde, wenn ich Ihn nur finden und sehen und hören könnte. O möchte sich heute noch alles Volk zu Ihm hinzudrängen, wenn Er in der Seinigen Mitte, so oft sie sich in Seinem Namen versammeln, erscheint, und bei ihnen ist, sich im Geiste ihnen offenbart und sie segnet; wenn Sein Wort verkündigt, Sein Sakrament gespendet wird! Er ist doch allemal da, und Allen nahe, die sich Ihm nahen; möchten Ihn nur Alle suchen; Er läßt sich gerne finden.
Er sah zwei Schiffe am See stehen; die Fischer aber waren ausgetreten, und wuschen ihre Netze. Er sieht alle Schifflein; besonders wenn die Fischer die Netze waschen, die von dem Fischen gerne schlammig werden und immer des Waschens bedürfen, auch oft Risse bekommen und geflickt werden müssen. Da trat Er in der Schiffe eines, welches Simons war, und bat ihn, daß er ein Wenig vom Lande führe, und setzte sich, und lehrte das Volk aus dem Schiffe. Jedes Herz ist ein Schifflein, das auf dem Meere dieses Lebens fährt nach dem Hafen der ewigen Ruhe; der Heiland, der der rechte Steuermann ist, tritt in jedes von selbst gerne ein, wenn es Ihm offen steht, und nicht schon besetzt ist von einem Steuermann, der nicht dem Hafen zusteuert. Er kam dieses Mal ungebeten in Petri Schifflein; sollte Er nicht gebeten in dein Schifflein treten? Ja der Heiland bat sogar hier den Petrus, dem Er wohl hätte befehlen können, daß er sein Schifflein ein Wenig vom Lande stoße. Die Demuth des Heilands hat nicht ihres Gleichen. Wer war Er? Wer war Petrus? und Er bittet den armen Fischer! Auch sehen wir, daß Er sich überall eine Kanzel, einen Predigtstuhl machte, wie Er es bequem fand; heute mußte das Schiff Petri dazu dienen - nur ein Wenig vom Lande entfernt, auf daß das Volk Ihn und Er das Volk recht sehen konnte. Er hatte Seine Zuhörer gern im Auge, und sie sollten Ihn recht in's Auge fassen. Beim Predigthören oder Lesen des Wortes soll Ihn auch kein Zuhörer und kein Leser aus dem Auge und Herzen lassen, und dabei fest glauben: Er sieht auch mich, und weiß, wie ich höre. - Heute predigt Er aus dem Schiffe, ein andermal auf dem Berge, und dann wiederum auf freiem Felde, wo Er Zuhörer findet. Du kannst Ihn auch überall hören, wo du bist, in der Stube, Werkstätte, auf dem Wege oder Felde, wenn du nur aufmerkst auf Seine Stimme; Er läßt sich überall hören, und spricht der Seele zu, wo sie es bedarf, wenn man nur innig und aufmerksam wäre auf Ihn, der im Herzen wohnt, und da stets Seine Kanzel hat.
Als Er hatte aufgehört zu reden, sprach Er zu Simon: Fahre auf die Höhe, und werfet eure Netze aus, daß ihr einen Zug thut. Nach der Predigt muß man an's Werk gehen, und ausüben, was man gelehrt oder gehört hat. Er hat wohl vom Glaubens-Gehorsam gesprochen; nun wollte Er Seine Jünger gleich dazu in der That anleiten, und darin üben. Auch wollte Er gewiß dem Simon für die Gefälligkeit, daß er Ihn aus seinem Schiffe predigen ließ, eine Freude machen, und ihm reichlich bezahlen. Denn der Heiland läßt sich nichts umsonst thun, obwohl vorher Alles Sein ist, und wir Ihm Dank schuldig sind, wenn Er sich von uns etwas thun läßt.
Werfet eure Netze aus, ihr Menschenfischer, daß ihr einen Zug thut - fahret auf die Höhe - nicht auf die Höhen der Vernunft, in die Luft, wo nichts zu fangen ist, keine Gräte, sondern auf die Höhe des Glaubens und Vertrauens auf Gott und Sein Wort - des Gebets - da werdet ihr einen Zug nach dem andern thun.
Simon antwortete und sprach zu Ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet, und nichts gefangen; aber auf Dein Wort will ich das Netz auswerfen. Simon macht seine Einwendungen, folgt aber doch. Er dachte wohl: Das muß ich als gelernter und geübter Fischer wohl besser verstehen; denn gerade auf der Höhe des Meeres, da ist ja gar nichts zu fangen; da sind ja keine Fische; wir haben an andern Orten, wo sie sonst gewöhnlich sich aufhalten, nichts gefangen, was werden wir auf der Höhe bekommen? Doch nimmt er seine Vernunft und Kunst gefangen unter den Gehorsam des Glaubens, und thut was der Meister sagt, dem er doch zutraut, daß Er es besser wissen oder wenden könne. Des Meisters Wort gilt ihm doch mehr, als seine Kunst und Erfahrung. Man würde allemal besser thun und mehr fangen, wenn man sein bischen Wissen und Können dem Worte Gottes unterwerfen und sich darnach richten möchte. Wer das Netz nicht auf Jesu Wort, nicht im Namen Jesu, auf Seines Geistes Trieb auswirft, mag manche Nachte umsonst sitzen, studiren, arbeiten und sich plagen, und doch nichts ausrichten. Was Er sagt, das thut, so wird aus Wasser Wein, und eine Menge Fische gehen in euer Netz hinein. Wissen wir's doch nun: Mit unsrer Macht ist nichts gethan - wir können nichts zu Stande bringen in kleinen und großen Dingen, wenn Er nicht Anfänger und Vollender ist, wenn Sein Wort und Geist uns nicht treibt.
Menschenfischer! wenn du bisher nichts gefangen hast, bei aller saurer Mühe und Arbeit Tag und Nacht, so wisse gewiß, du hast das Netz nicht auf's Wort Jesu, und nicht an der rechten Stelle ausgeworfen; du hast dir den Ort selbst gewählt, und auf dich und deine Kunst und Kraft vertraut, und dich nicht vom Meister anstellen und anweisen lassen. Du mußt dich mehr von Ihm abhängig machen, von Ihm anweisen und leiten lassen. Er weiß, wo die Fische gern in's Netz gehen, und Er kann sie hineintreiben. Ach wie ist das menschliche, eigenmächtige, selbstsüchtige Treiben und Mühen so vergeblich! Wie viel würde zu Stande kommen, wenn man sich vom Herrn und Seinem Worte kindlich leiten ließe! Wie sind die meisten Netze so leer, und die Fische schwimmen im Meere der Welt, aus keiner andern Ursache, als weil die Fischer den Meister nicht fragen, nicht zu Seinen Füßen liegen und warten, bis Er sie anstellt, anweiset, und sagt, wo und wie sie fischen sollen.
Die Erde und das Meer ist Sein, und Er kennt Alle Fische im Meere, hat sie alle gezählt; Ihm werden sie gefangen, darum kann man sie nicht ohne Ihn fangen.
Und da sie das thaten, beschlossen sie eine große Menge Fische. Und ihr Netz zerriß. Das war ein Vorbild vom Pfingsttage und der Pfingstpredigt. Er hatte auch dort sie angewiesen, sie sollten warten, harren, beten um die Ausgießung des heiligen Geistes, und da sie das einmüthig und anhaltend thaten, so thaten sie einen großen Zug, beschlossen eine Menge Fische, bekehrten drei tausend Seelen. Hätten sie Seinem Wort und Befehl nicht gefolgt, nicht gewartet und gebetet, bis der Geist kam, sondern hätten sie gleich angefangen zu predigen, sie würden nicht Eine Seele erweckt haben. Wenn ein Fischer, ein Handwerker keinen Segen in seiner Arbeit hat, ohne das Werk im Namen Jesu, auf's Wort Jesu anzufangen und zu treiben, wie soll ein Arbeiter im Reiche Gottes, an den Seelen der Erlösten in Segen wirken, und Seelen gewinnen, Menschen erwecken und bekehren können, ohne im Namen und Geiste Jesu das Werk anzufangen und fortzufuhren? O welch eine große Menge Seelen würde selig, wenn alle Menschenfischer es wie Petrus und die Apostel machten, wenn sie sich wie diese einfältig und kindlich nach dem Worte und der Anweisung Jesu richteten, und nicht in eigener Kraft und Vernunft, oder nach hergebrachter, väterlicher Weise und Kunst das Werk angriffen. Statt daß du ganze Nächte vergeblich in eigener Kraft arbeitest, und dich mühest, bete ganze oder doch halbe Nächte, setze dich zu des Meisters Füßen, flehe; halte an mit Flehen um den heiligen Geist, und warte, bis deine Zunge feurig wird vom Feuer des heiligen Geistes; bis dein Herz glüht in der Liebe Jesu, und dann rede und zeuge von dem, was dein Herz erfüllt und erfährt.
Der Segen war so reichlich und groß, daß das Netz zerriß - überschwänglich. Er thut ja immer mehr, als wir bitten und verstehen - wenn wir Ihn doch nur machen ließen, und thäten, was Er sagt! Es würde kein Fischer über Mangel an Fischen, kein Mensch über Mangel an irgend einem Segen und Guten klagen können, sondern alle Arbeiter in jedem Fache, im Geistlichen und Leiblichen die Fülle des Segens und des Guten genießen. Er segnet ja so gern; wenn man nur Sein Wort etwas gelten läßt, darauf merkt, und sich darnach richtet.
Und sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiffe waren, daß sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und fülleten beide Schiffe, also daß sie sanken. Das hatten sie sich doch nicht gedacht - sondern vielleicht: Das wollen wir doch sehen, was wir auf der Höhe fangen; das wild sich zeigen - wir wollen wohl folgen, aber da kann's nicht viel geben. Nun können sie de n Segen nicht allein ziehen, müssen Gehülfen haben, müssen zwei Schisse füllen - so füllen, daß sie fast versanken. So segnet der Herr den Gehorsam des Glaubens; so füllt Er die Hände, die Schiffe, die auf Sein Wort das Netz auswerfen, daß man's kaum ertragen kann. Doch hat Petrus die Fische, die er nicht in sein Schiff aufnehmen konnte, weil es schon zu voll war, nicht wieder in's Meer geworfen und fahren lassen, sondern er gestattete nicht nur, er bat darum, daß auch das andere Schiff angefüllt würde, ehe sie zu Grunde gingen. Es müssen nicht gerade alle gefangenen Fische in Einem Schiffe, und in Petri Schifflein seyn; andere Arbeiter, die auch ihr Netz aufs Wort Jesu auswerfen, dürfen auch ihr Schiff damit füllen; so wie man am gesegneten Netze eines Andern auch gern ziehen helfen muß, wenn man auch in seinem Schiffe Fische an's Land bringen will. O wenn nur alle Schiffe voll würden! O wenn doch alle Gesellen gerne ziehen helfen möchten! Wenn doch der Neid nicht wäre, der es nicht sehen kann, wenn Andere mehr Fische fangen und ihre Netze voll haben! - Sie sanken, versanken aber doch nicht. Es ist Gefahr, wenn der Segen groß ist, der gefangenen Fische viele sind; es ist Gefahr, daß man sinkt; wenn man aber an den Heiland denkt bei der Gefahr, daß Er, der den Segen gab, ihn auch bewahren und erhalten könne - was Petrus in der Gefahr gewiß gethan hat - so versinkt man nicht. Der Herr weiß zu bewahren und zu erhalten, was Er gegeben hat.
Es ist bei jedem großen Segen, im Zeitlichen und Geistlichen, große Gefahr, zu sinken. Unser Schifflein kann beide nicht tragen, sondern sinkt leicht. Darum muß man allezeit sich recht an die starke Jesus-Treue halten, und beten, daß man den Segen tragen kann; daß man nicht sich erhebt, sich selbst nichts zuschreibt, dem Herrn allein die Ehre giebt und läßt; daß Er uns stärke, daß wir's tragen können; denn, wie das Sprichwort sagt: es gehören starke Beine dazu, die guten Tage, ober den großen Segen zu ertragen.
Dieser große Fischzug hatte aber noch einen andern Segen im Geistlichen, der ungleich größer war, als der zeitliche; denn
Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesu zu den Knieen, und sprach: Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Er hätte sich verkriechen mögen vor Scham und Beugung im Gefühle seiner Sündhaftigkeit und vor Ehrfurcht und Hochachtung gegen Christum. Das große Wunder, der ungewöhnliche Segen hat ihm plötzlich die Augen geöffnet, daß er sich selbst und Jesum wie noch nie erkannte - sich als den größten unwürdigsten Sünder, Jesum als den Heiligsten und Geliebtesten Gottes, als den allmächtigen Herrn und Gebieter, dem Alles, was im Meere und auf Erden lebt, unterthan, dem kein Ding unmöglich ist. Er konnte es fast nicht aushalten in der Gegenwart Jesu; so schlecht fühlte er sich - und da er sein Schiff und die Fische nicht verlassen konnte, dachte er: Es ist besser, ich bitte Ihn, daß Er hinausgehe; denn er sey nicht werth, Ihm so nahe zu stehen. Das macht die Gnade, der Segen. Die Gnade beugt viel mehr, als das Gesetz und Gericht. Wenn auch das Gesetz Erkenntniß der Sünde verschafft; die Gnade thut es noch viel mehr. Christus macht viel demüthiger durch Seine Gnade und Huld, als Moses mit seinen Flüchen und Donnern. Indeß hat es wohl Petrus auch nicht so gemeint, daß der Herr von ihm weichen, ihn verlassen sollte, sondern nur, daß er Sein nicht werth sey. Er wußte nicht, was er sagte, wie dort auf Tabor. Der Herr ging auch nicht aus dem Schiffe, und verließ den demüthigen Petrus nicht. Er geht nicht, wenn Ihn die Demuth gehen heißt; aber dem Hochmuth wendet Er den Rücken. Wer sich bei großen Gnaden und Segnungen überhebt, und selbst etwas zuschreibt, von dem weicht der Herr; oder vielmehr: ein Solcher wendet sich mit seinem Herzen vom Herrn ab. Der geistliche Hochmuth stößt den Heiland aus dem Herzen. Wen Gnade nicht beugt, der hat wohl kaum die rechte Gnade, oder weiß nicht recht damit umzugehen. Wer Jesum nahe hat, hat ein doppeltes Gefühl: der Sündhaftigkeit und Heiligkeit; man fühlt sich als den größten Sünder und zugleich als einen Heiligen - aber dies nur aus Gnaden und in und durch Jesum. Die Gegenwart Jesu im Herzen deckt Einem Alles auf, erleuchtet den ganzen innern Menschen. - Es ist des Heilands Gegenwart ein Spiegel, der so rein und zart, daß sich auch nicht der kleinste Flecken vor Seinem Lichte kann verstecken.„ Er macht Alles offenbar, und wir wissen, was im Menschen ist: nichts Gutes. Wie könnte also Jemand, der sich im Lichte der Nähe Jesu erblickte, für rein halten, und sich erheben? - Doch aber wird er sich bei alle dem selig und heilig fühlen, wird anbeten und danken; denn er spürt und schaut zugleich, wie Jesus die Sünde wegnimmt, und durch und durch heiligt und beseligt. Das sind die heiligsten und seligsten Momente, wo der Sünder Jesum das erstemal so nahe erfährt, sich in sich selbst so sündig und in Jesu so begnadigt und geheiligt erblickt. Da ist Einem, wie es dem Petrus im Schiffe war.
Denn es war ihn ein Schrecken angekommen, und Alle, die mit ihm waren, über den Fischzug, den sie mit einander gethan hatten. Es war also den Uebrigen auch so, wie dem Petrus; sie waren Alle erstaunt über den unerwarteten Fischzug und großen Segen. Sie sahen Alle: das ist nicht unsere Kunst und unserer Hände Werk; das hat Er gethan.
Er ist wahrhaftig Gott, unser Herr; und wer sind wir, daß Er so mit uns thut? Sie hielten sich Alle der Gnade und des Segens unwürdig, und besonders deß, daß Er ihnen so nahe stehe, und sie so nahe bei Ihm. Wer kann stehen vor Seinem Angesicht, vor dem die Himmel nicht rein genug sind, der an den Engeln Flecken findet? Nun war es ihnen wohl gewiß, daß Er der Messias, Gottes Sohn wäre, und daß sie Sünder seyen. Wie oft aber hat Er ihnen das beweisen müssen durch Seine Wunder: und dennoch wurde ihr Glaube wieder klein und schwach, wenn es wiederum den gewöhnlichen Gang ging; ja wenn es den Kreuzweg ging, verläugneten sie wohl gar den Glauben und kannten - den Menschen“ nicht mehr; bis sie endlich den heiligen Geist empfingen und ganz wiedergeboren wurden. Man sieht daher, daß solche wunderbare Gnaden-Erfahrungen nicht ausreichen, uns im Glauben zu befestigen, und vor dem Rückfall und vor Verläugnung nicht sicher stellen; sondern es bleibt dabei: Es sey denn, daß Jemand von Neuem geboren werde, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen.
Desgleichen auch den Jakobus und Johannes, die Söhne Zebedäi, Simons Gesellen. Denen war es eben so; das Wunder hat sie eben so klein gemacht, und mit derselben Ehrfurcht gegen Jesus erfüllt. Es war ihnen ihr Lebelang unvergeßlich; wovon sie oft erzählt haben werden, um Andere von Seiner göttlichen Würde zu überzeugen. Und wie wichtig war es, das aus ihrem Munde zu hören, die Augen- und Ohrenzeugen waren, die selbst an dem Netze ziehen halfen, welches Jesus mit so viel Fischen erfüllt hatte. Wie stärkend auch für sie und Alle, die ihrem Zeugniß glauben, daß Er auch zum geistlichen Fischzug eben so viel oder noch mehr Segen geben könne und werde, weil Ihm doch an Menschen mehr als an Fischen gelegen seyn muß. Darum sagte Er auch gleich darauf zu Simon:
Fürchte dich nicht, denn von nun an wirst du Menschen fangen. Wenn du einmal dich recht bekehrt haben und mit dem heiligen Geist getauft seyn wirst, so wirf das Netz getrost aus; ich will dir Seelen genug in das Netz treiben, wie ich hier dein Netz und deine Schiffe mit Fischen erfüllte, weil du gefolgt und das Netz in meinem Namen ausgeworfen hast. Das war Weissagung und Verheißung auf den Pfingsttag und alle folgenden Tage. So wußte der Heiland selbst das Handwerk Seiner Jünger zu benutzen, um sie zu rechten Aposteln und Menschenfischern zu machen. Das war die beste Apostel- und Missions-Schule. Dennoch war das Alles, was sie bei Ihm gesehen und gehört und von Ihm gelernt hatten, noch nicht genug, und konnte den heiligen Geist nicht ersetzen oder überflüssig machen, der mußte doch erst über sie kommen und sie tüchtig machen. Darum ließ sie Jesus auch vorher nicht predigen und in die Welt gehen, um die Völker zu lehren; sie mußten Pfingsten abwarten. Die vierzig nach Ostern sind zwar schöne Tage, wo man den Herrn so oft lebendig erfahrt, und die Finger in Seine Wunden legen kann, den Frieden von Ihm empfängt, der höher ist, als alle Vernunft, und Einem das Herz im Leibe brennt, wenn Er Einem die Schrift so schön öffnet - aber dennoch darf man noch nicht ausgehen, zu zeugen; es muß erst Pfingsten werden und Feuer regnen. O wie Viele laufen vor Pfingsten, um Menschen zu fangen; können nicht warten, wollen nicht harren und beten, bis der heilige Geist kommt, sondern glauben, schon genug zu wissen und zu können! Wie Viele werden auch gesendet, ehe sie recht getauft sind mit dem heiligen Geiste, und angethan mit Kraft aus der Höhe. Apg. 1,8. Luc. 24,48. Das merke sich ein Jeder, der Menschen fischen will für das Himmelreich, alle Lehrer, Zeugen, Boten, alle Eltern, Freunde und eifrigen Christen, die gern Andere, die Ihrigen oder wen immer bekehren und selig sehen möchten. Das Gebet um den heiligen Geist, die Taufe des heiligen Geistes muß allemal vorhergehen und folgen - muß immer das Erste und das Letzte seyn. Die Menschenfischerei ist eine schöne, ergiebige Sache; man muß sie aber beim Heiland gelernt haben, und nicht ohne Pfingstregen beginnen und fortführen.
O Geist von oben stamm uns an, denn wir sind ja Dein eigen;
Was wir bisher nicht recht gethan, das soll uns vor Dir beugen.
Wir sind ja doch Dein Eigenthum bei allen diesen Sachen,
Und lieben Deines Namens Ruhm, ach hilfs uns besser machen.
So laß doch Deinen Friedenswind uns sänftiglich durchwehen,
Daß Herz und Herz sich fest verbindt, als Eins vor Dir zu stehen.
Geh mit uns, wenn wir Botschaft gehn, wir dienen Deinem Willen,
Und wenn wir vor dem Altar stehn, wollst uns die Hände füllen.
Die Sach* ist Dein, Herr Jesu Christ, die Ehre und die Schande,
Weil Deine Zeit gekommen ist zur Heiligung der Lande.
Dein Testament bringt's also mit; die Taufe (Luc. 12, 40.) ist geschehen;
Nun gehen wir, und Du gehst mit, Dein Feuer auszusäen.
Die Funken zünden überall von Deinen Liebesflammen;
Des Gnadenwortes süßer Schall ruft Dir ein Volk zusammen.
Gedenk an Dein Verheißungswort, das Dir gefiel zu sagen:
Du wollst Dein Volk von Ort zu Ort bis in das Alter tragen.