Girgensohn, Thomas - Der rechte Kampf.

Girgensohn, Thomas - Der rechte Kampf.

Kämpfe den guten Kampf des Glaubens.
(1. Tim. 6, 12.)

Alle Jünger Christi haben, so lange sie auf Erden weilen, mit der Welt und ihrem Fleisch, ja im letzten Grunde mit dem Teufel zu kämpfen, der bei allen Versuchungen im Hintergrunde steht und durch seine große Macht und List den Kampf so heiß und so gefährlich macht (Eph. 6, 12.) Darum gibt es so viele Niederlagen auch bei denen, die wirklich angefangen haben, die Sünde zu hassen, darum kommt es so sehr darauf an, das Wort des Apostels 2. Tim. 2, 5 zu beachten: so Jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht. Worin aber der rechte Kampf bestehe, das zeigen uns die vorstehenden Schriftworte; der rechte Kampf, der gute, siegreiche Kampf ist der Kampf des Glaubens. Der Kampf des Glaubens, das bedeutet einerseits einen Kampf, der in der Kraft des Glaubens geführt wird. Das zaghafte und doch zugleich trotzig selbstgerechte Menschenherz meint so leicht, dass es erst nach der Bewährung im Heiligungskampfe gegen eine Sünde zum Glauben an die vergebende Gnade Gottes in Christo gelangen werde. Aber im besten Falle können solche dem Glauben vorangehende Kämpfe nur zu vertiefter Erfahrung von der Macht der Sünde führen. Nein, einen siegreichen Ausgang kann der Kampf nur nehmen, wenn ihm der Glaube schon vorausgeht, wenn die Zuversicht auf Gottes Gnade den Kämpfenden belebt, stärkt und ermutigt; darum sieht der Apostel Ephes. 6, 16 den Glauben als die wichtigste Waffe im Kampf der Christen an, wenn er schreibt: vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichts; der Glaube gibt dem Kampfe Kraft und Erfolg. Aber gerade darum ist nun auch der Glaube der Gegenstand, um den es sich bei allem rechten Kampfe handelt; „kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ heißt also auch: achte in jedem Kampfe auf deinen Glauben, dass er dir nicht entrissen wird, halte ihn fest, halte, was du hast, das Niemand deine Krone nehme. Dem Feinde unserer Seele kommt es bei all' seinen Versuchungen nicht so sehr darauf an, uns in einzelne Sünden zu verstricken, als vielmehr darauf, uns den Glauben und damit alles, was des Kampfes wert ist, zu rauben. So kommt es zu der eigentümlichen Erscheinung, dass mancher, der die Versuchung zu einer bestimmten einzelnen Sünde überwindet, doch in Wirklichkeit besiegt ist, weil er den Glauben verloren hat, seiner eigenen Kraft und Tugend sich rühmt und Fleisch für seinen Arm, seine Kraft hält. Umgekehrt hat mancher, der von der Versuchung überrascht in eine Sünde gefallen ist, doch noch endlich gewonnen und den Sieg behalten, weil er sogleich nach dem Fall sich von dem Versucher nicht hat verzagt machen lassen, sondern in bußfertigem Glauben zu seinem Heilande geeilt ist und von ihm Vergebung empfangen hat; der freut sich nun des rechten Sieges, er hat Glauben gehalten, der ihm bekennen hilft: wo die Sünde mächtig geworden, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden. Solche hohe Bedeutung hat aber der Glaube für allen Kampf der Christen nur deswegen, weil dieser Glaube Jesum Christum ergreift und umfasst und in Christo die Fülle der Gnade, des Lichts und des Lebens; dem Gläubigen steht der Herr in allen Kämpfen zur Seite, in dem Gläubigen ist die Kraft des Herrn mächtig, dem Gläubigen gehört das Himmelreich in und mit dem Herrn; darum muss der Jünger Christi über alles seinen Glauben halten, den guten Kampf des Glaubens kämpfen und bekennen: unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet.

R. K. 95. Nr. 28.

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autoren/g/girgensohn_thomas/zur_erbauung/girgensohn_-_der_rechte_kampf.txt · Zuletzt geändert: von aj
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