Geßner, Georg - Noah oder die Arche - Dritte Rede. Die Benutzung der Gnade.

Geßner, Georg - Noah oder die Arche - Dritte Rede. Die Benutzung der Gnade.

Text: 1. Mos. 6, 22.

Und Noah that es; nach Allem, was ihm Gott gebot, that er.

Der HErr schaut vom Himmel herab; Er sieht auf Alle Menschenkinder; von seinem hohen Thron blickt Er auf Alle, die auf Erden wohnen.
Erkennet seine Gnade, denn sie währet ewig; ergreifet sie mit vertrauenvollem Glauben, und folget ihr mit kindlichem Gehorsam!
Gott, Vater deiner Menschenkinder! zur frohen Anbethung deiner Gnade sind wir vor deinem Angesichte versammelt. Wie groß ist deine Huld und Treue gegen die Menschen von Anfang der Welt her!
Dieser Tag, der uns zur Erbauung auf unsern allerheiligsten Glauben zusammenruft, er ist jedesmal für deine Kinder, für die Verehrer deines Sohnes, ein neues Pfand deiner heiligsten Gnade, indem er uns in's Andenken ruft, daß Du deinen eingebornen Sohn, den Du dahingabst um unsrer Sünde willen, wieder auferweckt hast um unsrer Begnadigung willen.
Lehre uns, o Heiliger Vater! deine Gnade recht weise und treu benutzen. Erwecke und belebe in uns den festen Glauben an dein heiliges Wort, und mach ihn so fruchtbar in unsern Herzen, daß er zum treuen kindlichen Gehorsam gegen Dich uns leite.
Auch diese Stunde, segne Du uns dazu, daß unser Sinn Dir wohlgefälliger, und wir empfänglicher werden für die Barmherzigkeit und Gnade, mit der Du uns hinführen willst zum ewigen Leben, zum hohen Ziele der Vereinigung mit Dir, und dem, den Du uns zum HErrn und Heiland gesandt hast.

Den Blick Gottes auf die Erde suchten wir uns letzthin zu vergegenwärtigen, damit er in seiner Gerechtigkeit uns eine heilige Scheu einflößt; denn wie das war vor Jahrtausenden, so ist es heute noch, und so bleibt es: Gott sieht den Sünder; Gott warnt den Irrenden; Gott straft den Frevler.

Aber wir vergegenwärtigten uns auch den Blick seiner Gnade, damit er uns heiliges Vertrauen, Muth und Hoffnung einflöße; denn auch das ist und bleibt, wie es vor Jahrtausenden war: Gott sieht den Frommen; Gott sagt ihm seine Gnade zu; Gott räth ihm und leitet ihn; Gott rettet ihn aus der Noth. Die treue Benutzung der Gnade stellt sich uns in unserm heutigen kurzen Texte so lieblich, so einladend zur Nachahmung, so unaussprechlich einfach, und doch Alles sagend dar: Noah that es; nach Allem, was ihm Gott gebot, that er. Gott hatte geboten, und im Gebote lag große, ernste Vorherverkündigunq, und große, gnädige Verheissung. Die Verdorbenen will ich vertilgen durch eine Wasserfluth; aber mit dir will ich meinen Bund aufrichten: baue dir eine Arche, darin sollst du gerettet werden. Und Noah glaubte dem Gottes-Worte, und gehorchte der Aufforderung; er baute die Arche, und so ward seine Rettung möglich, und durch ihn die des Menschengeschlechtes.

Ihr denkt vielleicht: Was war auch leichter, als nach einer solchen erhaltenen Anzeige, einer solchen Gottesverheissung, einer so bestimmten Aufforderung, was war leichter und natürlicher, als was von Noah gesagt wird: Er that es; nach Allem, was ihm Gott geboten hat, that er. Freylich für einen Glauben, wie Noahs Glaube war, mußte auch das Gehorchen natürlich werden; aber denkt ihr wohl, daß ihm der Glaube durch nichts erschwert, der Gehorsam durch nichts verbittert worden?

Gewiß, wenn wir uns in seine Lage hineindenken, auch da sein Alleinstehen beherzigen, und was Alles ihm im Wege stand, so müssen wir wohl finden, daß es so leicht nicht war. Freylich hatte er den göttlichen Ausspruch vernommen, daß eine Wasserfluth auf Erden kommen, und die Sünder, wenn sie sich nicht bessern, vertilgen werde; allein, was war es nun, als bloßer Glaube an dies Gottes-Wort, das sein Thun leiten konnte? Man denke sich die Rohheit der Spötter um ihn her, den Hohn derer, die seine gerechte Seele Tag für Tag ängstigten, da sie ihn auf dem Trocknen ein Schiff bauen sahen; wenn lange noch Alles blieb, wie es war, durchaus kein andrer Grund zu einer solchen Arbeit, als ein Wort, das seine Seele vernommen, das ausser ihm Niemand wußte, und wem er's sagte, der verlachte ihn darüber. Nein, denkt nicht, daß sein Glaube nicht eine schwere Prüfung zu bestehen hatte.

Und doch vom Feststehn dieses Glaubens hieng Alles ab. Wenn dieser wankte, wenn er sich irre hätte machen lassen von den quälenden Spöttern, wo wäre dann die Arbeit, wo die Arche geblieben? Und wenn diese nicht lang im Voraus wäre erbaut, mit Treu daran gearbeitet worden, wenn Noah nicht nach Allem, was ihm Gott geboten, gethan hätte, dem Unwesen nicht länger werde zusehen, daß Er ihm ein Ende machen müsse, so hätte er bey dieser Unbestimmtheit nicht gewußt, welches Gericht über sie komme; und wie hätt' er wissen können, womit er sich und den Seinen Rettung schaffen könnte? Gottes Offenbarung hatte es ihm ausgesprochen: Ich will eine Wasserfluth auf Erde kommen lassen, alles Fleisch zu vertilgen. Darum baue dir eine Arche; denn mit dir will ich einen Bund aufrichten, und du sollst in die Arche gehen, um darin gerettet zu werden. Diesem Gottes Wort glaubte Noah; glaubte, daß es Gottes Wort sey; glaubte, daß es wahr werden und seine Erfüllung finden müsse, weil es Gottes Ausspruch war. So manches ihm auch nachher mag aufgefallen seyn, was ihm Zweifel hätte erwecken können, so sehr auch der Hohn verkehrter Menschen um ihn her ihn in seinem Glauben hat irre machen wollen, Noah glaubte dem Gottes Worte. Und dieser Glaube, der ihm wehe und wohl machen mußte sein Herz verwundete und mit banger Sorge füllte, wenn er an all den Jammer dachte, der über die Erde kommen soll; aber ihn auch wieder erquickte, wenn er an die Erbarmung dachte, die ihm wiederfahren soll, an den Bund, den Gott mit ihm aufrichten, die Rettung, die ihm und den Seinen soll zu Theil werden - dieser Glaube und das Festhalten desselben, war weise Benutzung; Anwendung der göttlichen Gnade war die Begründung seiner Thätigkeit, die wirkliche Erfahrung der Gnade, ohne die auch die ihm zugesagte Rettung ihm nicht hätte zu Theil werden können.

2.

Geliebte! so wichtig, so unumgänglich nothwendig ist der Glaube an Gottes Wort. Er ist und bleibt die natürliche, ganz unveräusserliche Bedingung der Erfahrung aller verheissenen Gnade, weil er die Begründung auch des von Gott vorgeschriebenen Verhaltens ist. Alle Rettung jedes Einzelnen, und die Rettung des gesammten Menschengeschlechtes ist von Gott selbst an den Glauben geknüpft, den Glauben an sein Wort, seine Offenbarung. Dort sehet ihr Menschen, ein ganzes Menschengeschlecht, das dem von Noah ihm bekannt gemachten Gottesworte nicht glaubte - und die Folge war ein Loos, das nicht trauriger hätte seyn können. Ihr sehet aber auch in ihrer Mitte einen Menschen, der fest hielt am Glauben an die von Gott ihm gegebene Offenbarung, der durch nichts sich ließ wankend machen, und die Folge davon war Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes, und heilvolle Rettung mitten aus dem Verderben. Zu welchem wünschet ihr zu gehören? zu dem über Gottes Offenbarung höhnisch spottenden, sie verwerfenden, und dem Verderben schnell entgegengehenden Geschlechte der Ungläubigen? oder zu dem, freylich schwer geprüften, und auf mannigfache Weise geübten Glaubenden, der am Gottes Worte, trotz alles Spottes und aller erfahrnen Kränkung, fest hielt und gerettet ward, und durch sich und mit sich Alle gerettet sah, die in seine Fußstapfen, in die Fußstapfen des Glaubens traten?

Wenn ihr dem einfachen Offenbarungsglauben auch solltet Hohn sprechen hören, oder ihn mitleidig stolz verlachen sehen, wenn die Fürwahrhaltung dessen, was das lautere Wort Gottes sagt, von manchem, der sich vielleicht weiser dünkt, als Andre, für eine Thorheit gehalten wird, wie Noahs Glaube und sein Bau der Arche, wollet ihr euch abwendig machen lassen von dem Offenbarungsglauben, von dem Festhalten am Worte Gottes?

Nein, Freunde! nein, der Gnade Gottes erste Benutzung ist das Festhalten an seinem Worte, das unbedingte Annehmen dessen, was Gott sagt, Gott gebietet, Gott verheißt. Mit uns spricht Er in den heiligen Schriften, die Er uns aufbewahren ließ ; mit uns spricht Er durch seinen Sohn im Evangelium. Da liegt Warnung und Ermunterung, Rath und Lehre und Verheissung. Wenn die Fluth des Verderbens - ich spreche hier nicht von einer Wasserfluth - wenn das, was zu noch größerm Jammer die Menschen hinführt, Gottesvergessenheit und Verschmähung der Wahrheit, Sünde und Laster uns nicht soll wegreissen; wenn die Gnade, die uns winkt, das Heil, das uns zugesagt ist, uns soll wirklich zu Theil werden, o so halten wir fest am Glauben, an Gottes Wahrheit, Gottes Offenbarung, Gottes Verheissung. Wer glaubt, wird gerettet, wird selig.

II.

Die Benutzung der göttlichen Gnade, der Glaube an Gottes Wort, führt aber auch ganz unfehlbar zum Gehorsam gegen Gottes Rath und Willen.

1.

Was hätt' es Noah geholfen, wohin ihn geführt, wenn er auch überall es würde ausgesprochen haben, was Gott ihm geoffenbaret, wenn er's geglaubt und noch so viel von seinem Glauben würde geredet haben, was hätt' es ihm geholfen, wenn nicht sein Glaube würde sein Thun begründet haben? Darum, weil er glaubte an Gottes Offenbarung, darum that Noah, nach Allem, was ihm Gott geboten hatte, that er.

Er baute sich die Arche; und wenn ihm auch die Arbeit sauer ward, und wenn der Hohn über den Mann, der auf dem Trockenen zu ertrinken wähne, und wenn der beissende Spott: der schwärmende Thor gebe vor, Gott habe ihm's geboten, weil Er ihn retten wolle; und wenn die mit Bosheit verbundene tägliche Neckerey ihn noch so tief verwundete und ihn entmuthigen wollte, den Bau fortzusetzen, dennoch auch in diesen prüfenden Gefahren bestand er treu, und sein Gehorsam ließ nicht nach; Noah that es; nach Allem, was ihm Gott geboten hatte, that er; und doch hatte er keinen andern Grund seines Thuns, als den Glauben an Gottes Wort. Noch sah er nicht den Zweck, warum er eine Arche sich bauen mußte; er glaubte Ihm nur, weil Gott es ihm gesagt hatte, daß er dadurch seine Rettung finden würde. Sein Glaube war die Wurzel seines Thuns.

Und dies, Freunde! dies ist der lebendige Glaube immer. Ein Glaube, der nicht zum Thun wird, ist nie das, was er seyn soll, ist nicht ein lebendiger. Und wenn er das nicht ist, so kann er auch nicht weise Benutzung der angebotenen Gnade beißen.

2.

Auch uns räth Gott, was wir thun sollen, um zu entgehen dem Verderben, das dem Sünder droht; auch uns sagt Er seinen Willen. In deine und meine Hand, in eines jeden Hand ist es gelegt, sich eine Arche zu bauen, und dadurch die Rettung zu sichern vor dem Verderben, das die Sünde bringt. Und die Befolgung des Raths, des Willens Gottes, geht aus dem Glauben hervor, daß es der Rath, der Wille Gottes sey.

Ist es nicht ein fast unbegreifliches Irren der Menschen, indem sie immer sich herumtreiben - die Einen bauen nur auf den Glauben; das wäre schon recht, wenn nur ihr Glaube nicht bloßes leeres Wort wärt, das nicht in's Leben eingreift; wenn nur ihr Glaube würde, was Noahs Glaube war, die Wurzel ihres Thun, so daß sie nach Allem, was Gott ihnen geboten hat, thäten. Die Andern verschmähen den Glauben, und sprechen blos vom Thun des Willens Gottes. Auch das wäre schon recht, wenn nur ihr bloßes Sprechen davon einen Kraft und Stärke gebenden Einfluß hätte. Ein Baum, dem die Wurzel abgeschnitten ist, trägt sicher keine Früchte mehr - denn er ist verdorret. Freylich lag Noahs Rettung daran, daß er die Arche bau, und darein eingieng; aber diese Arche würde nimmermehr gebaut worden seyn, wenn Noah nicht dem Worte seines Gottes geglaubt hätte.

Also, Geliebte! lasset uns nicht voneinander trennen, was Gott unzertrennlich mit einander verbunden wissen will, und nur in seiner Verbindung für uns zum Rettungsmittel bestimmt hat - Glauben und Gehorsam; oder vielmehr, als ein Ungetrenntes gedacht - lebendiger Glaube, der Gehorsam gegen Gott ist. O! wenn's auch von uns wahr würde: Sie thun's - nach Allem was Gott geboten hat, thun sie.

So greift der rechte Glaube in alle Fugen des Lebens ein, und das Leben der Frommen, des Christen Gesinnung und That, sein Reden und Handeln wird eine Darstellung des Glaubens, der in seiner Seele lebt. So wirkt es gegenseitig in einander. Man zeigt seinen Glauben in seinen Werken, und die Ausübung des kindlichen Gehorsams fließt nur aus kindlichem Glauben.

Freunde! wenn es auch wohl schwer wird, wie dem Noah sein Thun nach Allem dem, was Gott ihm geboten hatte, da soll uns der Glaube heben und stärken, daß es Gottes Wille ist, daß der HErr es geboten, und nur darum geboten habe, weil es kein anderes Mittel giebt, um seine Seele zu retten, um zu entgehen dem Verderben, das denen droht, die ungehorsam, nach ihren eigenen Lüsten, leben. Und sollte uns auch oft die spottende Einwendung entgegen kommen, die dem Noah entgegen kam - was magst du dich mühen, dich anstrengen, dir Aufopferungen zur Pflicht machen, wo du keinen Grund dafür hast als ein vermeyntes Gottes Gebot -o! dies Gebot Gottes sey dir heilig, das im Worte des HErrn dich anspricht, das in deinem Gewissen dich dringt, verlaß den Glauben nicht, daß es Gottes Wort ist; und wenn die Stimme der Verführung dir noch so täuschend sagen würde: „Sollte es denn wirklich wahr seyn, daß Gott dir dieses geboten, Er dir jenes untersagt habe?“ Laß dich nicht weglocken von dem Glauben, dem ins Leben eingreifenden Glauben an Gottes Wort; denn die Gnade, die es dir zusagt, kann nur dann dir zu Theil werden, wenn du sie fest hältst auch da, wo du dich erst durch Gehorsam für sie mußt empfänglich machen. Sobald du es nur als der Menschen Wort, oder als deine eigene Sache, wohl gar als einen Wahn deiner Einbildung ansiehst, dann ist es der Verführung gelungen, und dein Thun wird erliegen, wozu du nur dann Muth und Kraft hast, wenn das, was du thun sollst, vor deiner Seele steht als Gottes Rath, als deines Vaters Wille.

Dein Glaube mache dich fest, zu wandeln auf dem Pfade des heiligen Gehorsams.

III.

So, meine Theuern! die Gnade Gottes treu benutzt im Glauben und im Thun, so lange wir wallen im Lande der Prüfung, so macht sie die Rettung möglich, und uns derselben empfänglich.

1.

Jener zweyte Stammvater des Menschengeschlechtes, Noah, bestand in der Probe des Glaubens und des Gehorsams; jener wankte nicht, dieser ermüdete nicht. Er beharrte in dem von Gott ihm aufgetragenen Werke, und was auch immer ihn wollte zu dem Zweifel verleiten, als sey es nicht von Gott ihm aufgetragen; was immer ihn irre machen wollte, er siegte durch sein kindliches Festhalten am Worte Gottes. „Was Gott verkündigt“, muß er gedacht haben, „das geschieht, und wär' ich dann nicht bereitet, wie Gott will, daß man es seyn soll, so würde mich auch das Gericht ereilen, und ich möchte nicht entfliehen - aber werd' ich getreu erfunden, so ist mir zugesagt die Gnade meines Gottes, ich werde geschützt, von Gottes Hand bewahrt werden mit den Meinen in der Arche, die ich mir erbaue.“ So wurden durch den Glauben immer wieder neu gestärkt die sinkenden Kräfte, gehoben der Muth, und befestigt die Treue, bis vollendet, ganz vollendet war das von Gott ihm aufgetragene Werk; vollendet, was er selbst thun konnte, thun mußte zu seiner Rettung. So ward sie möglich, so wirklich - weil Noah that, nach Allem, was ihm Gott befohlen hatte, that.

2.

Wer kennt die Geschichte der Führungen Gottes, nicht die mit Noah nur, die mit Allen, die Gott auf Erden gesetzt, die vor Noah oder nach ihm lebten, und weiß es nicht, daß aller dieser Gottes-Führungen Summe ist: durch Glauben und Gehorsam werden die Menschen gerettet - ohne Glauben und Gehorsam gehen sie zu Grund und in's Verderben.

Gnade und Heil war allen, ist allen, bleibt allen Kindern Gottes, den Menschen, angeboten. Warum denn sind unter denen, an die Gottes Wort ergeht, so Viele immer, die der Gnade nicht froh, des Heils nicht theilhaftig, nicht gerettet werden aus dem Verderben? Warum? Liegt es denn an dem Gnädigen und Barmherzigen? Nein, nur an der Benutzung seiner Gnade liegt's. Wo der Glaube sein Wort erfaßt und festhält, wo der Gehorsam Gottes Willen thut und den Glauben krönt, da ist Rettung, Heil und Leben gewiß. Vom ersten bis zum letzten der Menschen ist Glauben und Gehorsam die Bedingung der Rettung und Beseligung.

Darum soll es uns klar werden schon aus der Urgeschichte der Menschheit, was Verderben und was Heil und Rettung bringt. Unglaube zuverlässig jedesmal und zu aller Zeit die Wurzel des Ungehorsams, und Ungehorsam zuverlässig und jedesmal des Verderbens Quell; so war es bey den ersten Sündern, die des Verführers Stimme mehr, als Gottes Worte glaubten, verletzten sein warnendes Gebot, und ihr Glück zerstörten, sich selber ausschlossen vom Paradiese, und Jammer brachten über ihre Nachkommen, die das Verderben erbten. Aber Glauben und Gehorsam im heiligen Vereine zuverlässig immer das Mittel der Rettung und des Heils; so war's bey dem zweyten Stammvater des Menschengeschlechtes, er hielt fest am Wort seines Gottes, und that seinen Willen, Alles, nachdem der HErr ihm geboten hatte, that er, und wurde nicht nur aus dem Verderben gerettet, sondern wurde der zweyte Stammvater des Menschengeschlechtes, also in ihm und mit ihm hindurch gerettet das Lieblingsgeschlecht der Gottheit - damit es sich einpräge allen Zeitaltern und allen Geschlechtern der Menschen, daß nur Glauben und Gehorsam die Menschen vom Verderben errettet, den Einzelnen rettet und das ganze Geschlecht.

Wollen wir dies uns nicht merken? nicht es tief einschreiben in unser Herz? O Menschen! was einst euer Geschlecht noch bewahrte vor gänzlichem Untergang und Vernichtung, was durch alle Jahrtausende hinab jeden Einzelnen allein zur Rettung führte, was einst das ganze Geschlecht, Alle, die dazu sich fähig und empfänglich machen, hinüberretten wird in's ewige Leben, das ist Glauben und Gehorsam. Wollet ihr sie nicht ergreifen, nicht sie euch eigen machen? O! thut es; nach Allem, was der HErr euch gebietet, thut! Dazu ladet euer Christus euch ein, daß ihr glaubet, mit Vertrauen ergreifet den, der euer Heil war und euer Retter; mit unwandelbarer Zuversicht haltet an seinem Worte, und mit heiliger Treu wandelt dem Evangelium Christi gemäß. Glauben und Gehorsam rettet euch allein, zuverlässig allein in's ewige Leben! Amen.

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