Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das vierte Kapitel. Danksagung für die Menschwerdung des Sohnes.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das vierte Kapitel. Danksagung für die Menschwerdung des Sohnes.

Ich danke dir, Jesu Christe, du einiger Mittler und Erlöser des Menschengeschlechts, daß du in der Fülle der Zeit die wahre menschliche Natur persönlich mit dir vereiniget und dir hast gefallen lassen, von einer Jungfrau geboren zu werden! Wie groß ist deine Menschenfreundlichkeit, daß du nicht die Engel, sondern den Samen Abrahams an dich genommen hast! Wie groß ist das Geheimniß der Gottseligkeit, daß du, der du wahrer Gott bist, dich im Fleische offenbaren wolltest! Wie groß ist die Zuneigung deiner Erbarmung, daß du um meinetwillen vom Himmel herabgekommen bist und dich der Geburt aus einer Jungfrau unterzogen hast. Um meiner, der verächtlichsten Creatur, willen bist du, allmächtiger Schöpfer, Mensch geworden; um meiner, des verworfensten Knechts, willen bist du, glorreichster Herr, Knechtsgestalt angenommen, daß du durch's Fleisch das Fleisch befreitest. Mir bist du geboren. Was du daher an himmlischen Gütern in der Geburt mitbringst, wird mein seyn. Mir bist du gegeben. Wie sollte mir nicht zugleich mit dir auch Alles gegeben seyn? Meine Natur ist in dir mehr verklärt worden, als sie in Adam durch die Sünde entehrt worden war. Denn du nimmst sie in die Einheit deiner Person auf, da sie vom Satan von einer nur hinzugekommenen Verderbniß geschwächt war; bist Fleisch von meinem Fleisch und Bein von meinen Beinen. Du bist Bruder; was wirst du mir versagen können, dem du durch Wesensgleichheit des Fleisches und durch Gesinnung der brüderlichen Liebe auf's Engste verbunden bist? Du bist Bräutigam, der du nach des himmlischen Vaters Wohlgefallen die menschliche Natur wie eine Braut in persönlicher Verbindung dir selbst vereiniget hast. Ich preise und erkenne mit dankbarer Seele an, daß auch ich zur Freude dieser Hochzeit geladen bin. Ich wundere mich nicht mehr, daß Gott Himmel, Erde, Meer und Alles, was darin und darauf ist, um des Menschen willen gemacht hat, da um des Menschen willen Gott selbst Mensch werden wollte. Du wirst mich nicht gänzlich verwerfen und verstoßen können, da du nicht läugnen kannst, daß du selbst Mensch und daher mein Bruder bist. Du wirst mich nicht gänzlich vergessen können, weil du mich in deine Hände gezeichnet hast; denn die Gemeinschaft des Fleisches selbst erinnert dich täglich und beständig an mich.

Du wirst mich nicht gänzlich verlassen können, da du dir die menschliche Natur mit dem engsten Bande der persönlichen Vereinigung verbinden wolltest. Obgleich daher mich meine Sünden zurückhalten, so stößt mich doch die Gemeinschaft der Natur nicht zurück. Ich will dir ganz anhangen, der du nach deiner ganzen Natur: mich ganz angenommen hast! Amen.

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