Diedrich, Julius - Der sechzehnte Psalm.

Diedrich, Julius - Der sechzehnte Psalm.

David spricht hier, mitten in den Drangsalen des Lebenskampfes sein Vertrauen und seine Hoffnung zu Gott aus, dass derselbe ihn nimmer untergehen lassen werde, nachdem Er ihm in Seiner Offenbarung eine so herrliche Welt habe aufgehen lassen. Wo Gott wohnt und eingekehrt ist, da muss wohl der Sieg sein ewiglich. Dieser Psalm hat seine höchste Erfüllung in Christo, dem Gottmenschen, welcher wohl aus dem Tode wiederkommen musste, da in Ihm alle Fülle der Wahrheit und Gnade persönlich wohnte; der aber nun auch schafft, dass die in Ihm sterben, nicht mehr sterben, und am Ende doch nimmer eine Beute der Verwesung geworden sein werden…

David nennt den Psalm sein goldenes Kleinod oder, wie andre erklären, sein Geheimnis. Die Gnade Gottes zu haben und sie als ewig sieghaft zu kennen, das ist das goldene Geheimnis, der herrliche himmlische Reichtum der Gläubigen, und den hat ihnen Gott ganz in Seinem Worte gegeben.

Den Inhalt des ganzen Psalms gibt gleich der erste Vers: Bewahre mich Gott, denn ich traue auf Dich: d. h. zu Dir steht mein ganzes Vertrauen und all meine Hoffnung in meiner Not und unter meinen Kämpfen, darum tue ich diese gläubige Bitte an Dich, Du wollest mich nur als Dein Eigentum bewahren. Bleibe ich Dein, so bin ich schon genug behütet, denn Du wirst Dein Eigentum Dir nimmer verderben noch entreißen lassen. Unser Heil liegt in starken Händen, wenn wir uns im Glauben bewahren lassen, und so werden wir endlich über alles triumphieren.

Nun bekennt der heilige Sänger im Namen aller 2. Gotteskämpfer seine freudige Zuversicht in all seinem Kampfe. Du sprachst, meine Seele, zu dem HErrn: Du (Gott) bist der HErr über Alles und hast sichern Sieg wider alle deine Feinde, mein Heil ist nicht neben Dir: nicht außer Dir suche ich mein Gut, sondern ganz in Dir, dem höchsten HErrn, so kann ich ja nimmer verlassen sein, wenn ich an Dir meinen Hirten gefunden habe.

Und so stehe ich mit den Heiligen, welche auf 3. Erden sind zu allen Zeiten und in allen Landen, mit ihnen, den Herrlichen, an denen all mein Wohlgefallen hängt. Die Heiligen Gottes, welche an Gott ihr höchstes Gut haben, sind allein die wahrhaft edlen, wenn sie hier gleich arm erscheinen, mit denen bildet man Eine Körperschaft, eine in inniger Liebe durch Gott verbundene Verwandtschaft, mit ihnen ist man recht eins, wenn man nur an Gott seinen Trost hat, denn in Ihm kommen sie alle zusammen. Sind wir aber mit allen Gläubigen eng in Gott verbunden, 4. so sind wir auch innerlich von den Ungläubigen geschieden und wer sich für jene erklärt, muss sich auch von diesen getrennt fühlen, und ihren Stand als unglückselig, ihr Wesen als Bosheit und verloren bekennen. Viel sind die Schmerzen derer, die einem andern als dem Gotte des Evangeliums nacheilen, die irgend einem anderen Gotte grob oder fein nachtrachten; lauter Unglück und Elend hat sich der Ungläubige erwählt, wenn er gleich hier in der Zeit oft über den um Gottes Bewahrung flehenden zu triumphieren scheint.

Nicht opfern will ich ihr Trankopfer von Blut, noch ihren Namen in meinem Munde führen. Der Ungläubigen Religion ist voll Hass, die Eigensucht hat bei ihnen alles vergiftet, sie suchen alle das Ihre, weil sie die ewige Liebe in Gottes lauterem Worte verschmäht haben: so will ich sie auch nimmer für Freunde und Bundesgenossen halten. Wer noch mit den Weltlingen Vertraulichkeit erhält, der steht nicht wahrhaft in der Gemeinschaft der Gläubigen 5. und Gottes. Der HErr aber ist mein Anteil und mein Becher, an Dem ich mir völlig genügen laffe: ich bin fröhlich in Ihm durch Seine Erquickung. Nicht aus der Natur suche ich meine Begeisterung; sondern aus dem Geiste Gottes durch Sein Wort, und in demselben gibt mir Gott Seines Liebeswesens zu genießen. Welcher höhere Genuss kann noch je erdacht werden? Ja Du, mein Gott, machst mein Erbteil herrlich und reich, dass ich keines andern als Deiner Gnade bedarf. In Gott ist der Fülle genug, dass man nicht bei der Welt betteln zu gehen braucht, und nur wer Ihn so erkennt, der erkennt 6. Ihn recht. Das Los fiel mir aufs liebliche, da mein Gott mir mein Leben gestaltete und mich in Seine Zucht nahm, ja ein schönes Erbe ward mir, da Gott mit Seiner Gnade mein Eigentum sein wollte, sollte ich darüber auch mancherlei Kreuz tragen.

7. Kurz: loben will ich den HErrn, der mir geraten und für mich, wie ich hier wandeln sollte, gewählt hat, auch mahnen mich meine Nieren, all mein Inneres, des Nachts, dass ich meinen treuen und gnadenreichen Gott preisen soll. So fühle ich mich trotz alles Kampfes und aller Drangsale in dieser Welt. An Gott habe ich überschwänglich genug, wenn Er mich nur hält. 8. Ist mir Gott aber in meiner Gegenwart so tröstlich, so bin ich aller Zukunft gewiss. Ich stelle mir den HErrn allezeit vor Augen, denn Er steht gar treulich zu meiner Rechten, so kann ich Ihn wohl leicht sehen, und ich werde so nicht wanken. Gott steht ewig fest und hat sich uns zum nächsten Anhalt unsrer Rechten gegeben, so müssen wir durch Ihn wohl bleiben. Darum freuet sich mein 9. innerstes Herz und meine Ehre d. h. meine Seele jubelt, auch mein Fleisch wird sicher wohnen. Der Gott, welcher uns innerlich mit sich selbst erfüllt, kann wohl nichts von uns völlig verderben lassen, denn Du, gnaden- 10. reicher freundlicher Gott, wirst meine Seele nicht der Hölle lassen und nicht deine Frommen hingeben, die Grube zu schauen: das weiß ich schon jetzt im Genuss Deiner Liebe. Bei Dir kann man nicht in den Tod sinken; Leib und Seele sind bei Dir ewig wohl verwahrt, drum will ich Dir mich getrost befehlen.

Du tust mir kund den Weg des Lebens: Fülle 11. der Freuden sind vor Deinem Angesichte, liebliches Wesen zu Deiner Rechten ewiglich! So tust Du es schon jetzt, so wirst Du es auch immer tun nach Deinem Wesen, welches lauter Liebe ist. So will ich denn Dir trauen und fröhlich hoffen, und allen gegenwärtigen Kampf mich desto inniger zu Dir treiben lassen.

Diese Zuversicht und Hoffnung in David ist aber ein Abglanz in ihm von der Herrlichkeit des Gottmenschen, welche alle Heilige aller Zeiten erfüllt. Christi Sieg ist hier geweissagt, wie Er, der allverachtetste und von aller Welt verworfene doch der ewige, über alles triumphierende HErr ist. Ein solcher war Christus vorbildlich in David, als solcher will Er sich auch noch in uns beweisen durch die Kraft Seiner Auferstehung. Auf den Gott und Vater unsers HErrn Jesu Christi ist voller Verlass für uns, Er ist der lebendige und uns Menschen ewig getreue Gott.

Gebet. stärke unsern Glauben, Du wahrhaftiger ewiger Gott, dass wir in Dir selbst und in Deinem Worte alle unsre Kraft, unsern Trost und unsre Freude suchen und danach alle Feinde in uns und um uns siegreich überwinden, bis wir Dich ohne Sünde loben: durch Jesum Christum. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/d/diedrich/psalmen/psalm_16.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain