Diedrich, Julius - Der elfte Psalm.

Diedrich, Julius - Der elfte Psalm.

David bekennt hier im heiligen Geiste sein unerschütterliches Vertrauen zu seinem Bundesgotte. In der Welt freilich stehen die Sachen des Reiches Gottes scheinbar so, dass man nur davon zu laufen raten könnte: Die Gottlosen bilden große Wasserfluten gegen uns, die uns ganz hinwegzureißen scheinen, darum raten die Halbherzigen, d. h. die Weltklugen unter uns, welche immer an der geschichtlichen Entwickelung ihren Anhalt haben und womöglich selbst die Geschichte mit Klugreden und menschlichen Mitteln machen wollen, nur das Leben und die eigne Wirksamkeit für künftige Zeiten in die Verborgenheit zu retten. Diese Gedanken und Reden soll man aber, wenn man in Gott, d. h. in Seinem lautern Worte steht, ähnlich wie David in Grund und Boden schlagen, denn Gott schlägt 1. sie bald darnieder, und Er hat's uns zuvor gesagt.

Dem Sangmeister ist auch dieser Psalm von David übergeben, damit er in der Gemeinde von allen Gottseligen gesungen und sein Inhalt allgemein nach erfahren werde. Und sind wir wirklich in Christo, so werden wir auch alles hier gesagte ähnlich wieder durchleben müssen.

Auf den HErrn vertraue ich das will ich, dabei bleibe ich, zu Ihm kehre ich täglich zurück aus aller Not! - so muss ich denn allen Unglauben und alles Misstrauen in mir verwerfen und verfluchen. Gott allein steht uns ewig fest und wenn alles andere wankt und stürzt, so macht man's damit wahrlich nicht besser, wenn man nun Gott auch verlässt. Halte Ihn allein fest; Er ist genug für alles, denn als einen solchen hat Er sich in aller früheren Offenbarung und in Seinem Worte kund getan. Doch will uns so vieles nicht an Gott bleiben lassen, und von diesem Anstürmen werden wir am meisten bewegt. Die Welt im Gewande des Christentums und mit frommen Mienen, ja in Gutmeinen will uns zum Weichen ermahnen, damit wir uns retten. Soll's zum Leiden gehen um der Menschheit willen, so sagen sie wohl zu uns: Das widerfahre dir doch nicht! da nimm dich doch in Acht! Dazu wiederholt unser Fleisch uns täglich dasselbe wie ein Echo. So müssen wir denn dagegen feststehen: Ich vertraue auf den HErrn, das ist meine Stellung: wie sprecht ihr denn zu meiner Seele: flieht ihr Bekenner nur gleich einem Vogel in euer Gebirge? Ja Welt und Fleisch meinen, es sei schon alles verloren, nur schnelle Flucht könne uns retten, weil zu viele. gegen uns verbunden stehen. Denn siehe die Bösen 2. spannen den Bogen, sie legen den Pfeil in zuversichtlicher Ruhe auf die Sehne, im Dunkel auf die Rechtschaffenen zu schießen; sie stehen durch ihre Finsternis, die sie nicht zu verlassen lieben, gedeckt; und die wir die Wahrheit bekennen, müssen ihnen ungedeckt unser Leben darbieten. Da scheint wohl alles verloren, der Kampf scheint zu ungleich. Denn die Grundfesten, darauf ein 3. christliches Volksleben sich erbauen sollte, das Bekenntnis der Wahrheit und Recht und Gerechtigkeit sind von ihnen schon umgerissen; was wirkt da der Gerechte? Die Zeiten sind zu böse, sagt die frömmelnde Welt und unser eignes Fleisch, mit den Feinden ist nicht auszukommen; weil die ersten Grundbedingungen, um mit ihnen noch streiten zu können, hinweggenommen sind, so müsse man sich wohl zurückziehen und andre Zeiten erwarten, oder man müsse sich, sagen auch noch andre, klüglich mit der bösen Welt vertragen, dass sie uns das Leben erlaube. Hieße das aber 4. auf den HErrn vertrauen?

Ich vertraue noch auf den HErrn!

So sollen wir denn allen jenen Zumutungen tapferen Widerstand leisten und vom HErrn zeugen: Wir müssen Ihn nur zu unserm Troste ansehen, welch' ein Gott Er ist: Der HErr ist in Seinem heiligen Tempel auf Erden, Er ist doch noch mitten unter Seinem Volke durch Seine Gnadenmittel, Wort und Sakrament; so werden ja Diejenigen auch bleiben, welche sich um dieselben treulich scharen. Sein Wort wird ja die Macht noch haben Seine Bekenner zu erhalten und zu erquicken. Er wird uns den Sieg ja doch geben, welchen die Schrift Sieg nennt, nämlich den Sieg über Fleisch, Welt und Teufel, durch Kreuz und Tod hindurch. Der HErr ist Er, auf den wir trauen, im Himmel ist Sein Thron, dass Er ja alles, alles unter Seinen Füßen hat. Seine Augen sehen, Er ist fürwahr nicht blind, dass Er unsre Kämpfe nicht sähe, Er hat schon alles geordnet, wie es kommen soll, und das Ende muss Seines Namens Ehre und unsre Seligkeit sein: Seine Wimpern erforschen die Menschenfinder, indem Er die unverwandt auf sie gerichtet hat. Gott hat ja Sein eigenstes und, eifrigstes Wirken an der Menschheit, wie sollte Er denn Seine Bekenner verderben Lassen, so lange sie eben Seine Bekenner bleiben? Sie sind nie verlassen, wenn sie an Seinem Worte bleiben. 5. Der HErr prüft den Gerechten und macht ihn Sich durch manche Trübsal bewährt, das ist all Sein Weltregieren: aber den Gottlosen, der Frevel liebt und nimmer wahre Buße tut, den hasst Seine Seele, Sein inwendigstes Wesen. Das bleibt alles ewig sicher, darum sollen wir's uns auch immer wieder zu unserm Troste vorhalten, wenn wir im Augenblicke die Gottlosen obenauf sehen.

6. Er, Gott, unser HErr, wird über die Gottlosen Schlingen, Feuer und Schwefel regnen lassen: Gott macht's schon so, dass sie am Ende alle ewig gefangen sind und alles Feuer auf sich herabstürzen sehen, und Glut-Wind, der endlich alles ausdörrt und zerpulvert ist ihr Becherteil: solch Gericht müssen sie, nachdem sie hier nur Wollust einzuschlürfen trachteten, danach ewig austrinken. Das sieht man deutlich, wenn man Gott nur aus Seinem Worte immer gründlicher kennen lernt; und wie kann man danach diese Welt noch so fürchten, vor ihr das Feld zu räumen?

Denn gerecht ist der HErr, der auch 7. Gerechtigkeit liebt, auf den Redlichen schaut Sein Angesicht. Gott unser HErr ist die Gerechtigkeit selbst in Person, und an uns sündigen Menschen beweist Er sich so, dass Er Sein Gnadenwort doch hält, wenn man's nur auf dasselbe wagt, die Wahrheit gegen alle Welt zu bezeugen. Er. ist ja der Gott, welcher Seine Liebe an Menschenkindern beweisen will: an welchen anders kann Er sie nun beweisen, als an denen, welche Sein Gnadenwort sich ihren höchsten Schatz sein lassen und darüber willig der Welt Gehässigkeit tragen? Er kann sich doch nicht die Gottlosen oder die klugen Schwätzer, welche uns zum Weichen ermahnen, zu Seinem Volke erwählen. Darum wage es nur mit der Redlichkeit, d. h. erkenne Sein Gnadenwort und handle nach deinem Gewissen also, dass du dich von Seiner Wahrheit durch Nichts trennen lässt, so sollst du dessen auch gewiss sein, dass Gott dich mit Seinen Augen weislich und liebend leitet. Er ist fürwahr der Mann danach dich gegen die ganze Welt zu erhalten und dir den Sieg über alle Welt und den Tod zu verleihen. Nimm keinen Frieden von der Welt an als nach entschiedenem Siege und lass dein Bekenntnis nur täglich dieses sein: Ich traue auf den HErrn.

Gebet. O HErr unser Gott, der Du in uns armen sündigen Menschen Dein Werk führst Deine Gnade zu offenbaren, verleihe uns Geduld im Kreuze, wenn wir von dieser Welt mit ihrer Bosheit und ihren vergeblichen Worten überflutet werden, dass wir Dich doch beständig unsern HErrn und unsre Kraft bleiben lassen und zum endlichen Triumphe gelangen: durch Jesum Christum. Amen.

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autoren/d/diedrich/psalmen/psalm_11.txt · Zuletzt geändert: von aj
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