Chalmers, Thomas - Der Kampf um die Herrschaft über den Menschen unter den höheren Ordnungen geistiger Wesen.
Kol. 2, 15.
Diese Reden gehen nun zu ihrem Schlusse, aber nicht, weil ich fühle, dass nicht noch viel mehr über den Gegenstand derselben gesagt werden könnte, sowohl in Beziehung auf Beweisgründe, als auf Erläuterung. Der ganze Widerstand der Ungläubigen beruht auf der Annahme, dass die Segnungen des Christentums ausschließlich den Menschen auf unserer Erde zu Gute kommen; dass dieser einzelne Planet in keiner Weise mit den Angelegenheiten einer höheren Geisterordnung verflochten ist; dass die Offenbarung, die wir von dem Walten Gottes in diesem Gebiete seiner Schöpfung haben, sich keinem System einer über sein ganzes Reich sich erstreckenden geistigen Herrschaft anpasst und unterordnet. Oder, mit anderen Worten, weil die Ungläubigen nicht zu der ganzen Wahrheit Zutritt haben, so verneinen sie einen Teil davon, wenn sie auch noch so sehr beglaubigt und bewiesen ist; weil ein dichter Schleier über das Tun und Lassen Gottes, wenn man es in seiner Unendlichkeit und Vollständigkeit betrachtet, ausgebreitet ist, wollen sie ihre Augen verschließen gegen den Strahl des Lichtes, das von Zeit zu Zeit durch kleine Öffnungen auf unsere Welt niederscheinen durfte; und bis ihnen kund geworden ist, welchen Anteil andere Planeten an diesen Mitteilungen der Gnade haben, wollen sie dieselben von der tatsächlichen Botschaft ausschließen, die auch vor ihre Türe gekommen ist, und weder ihre Glaubwürdigkeit prüfen, noch sich durch ihre Warnung beunruhigen, noch auch durch ihre liebevollen Einladungen sich gewinnen lassen.
An jenem Tage, wenn die Geheimnisse aller Herzen offenbar werden, wird eine so absichtliche Falschheit und Unlauterkeit des Herzens in diesem ganzen Verfahren an den Tag kommen, dass die Strafe einer gerechten Verdammnis darauf fallen muss. Und sogar jetzt schon verdient es den offenen Tadel der Wissenschaft, wenn ihre gesunden und konsequenten Grundsätze getreulich darauf angewendet werden. Würde man den Charakter der neueren Wissenschaft richtig verstehen, so sähe man auch, dass gerade die ihr eigene Demut des Geistes es ist, die ihr diese Kraft und Sicherheit gab zu allen ihren Schlüssen. Sie teilt gerne mit, was gesichertes Wissen ist, aber sie beobachtet die strengste Verschwiegenheit und Bescheidenheit über Alles, was man nicht weiß. Sie nimmt jeden Beweis, wo er auch zu finden ist, dankbar an, und weist dabei den geringsten Beitrag zu solchen Lehren, die durch menschliche Beobachtung bewiesen, oder durch menschliche Glaubwürdigkeit bezeugt werden können, nicht verächtlich zurück. Aber bei alledem kann sie jener Macht der Beredsamkeit und der Einbildungskraft, die oft einen wahren Zauber über einleuchtende und geistreiche Theorien wirft, den entschiedensten Widerstand leisten. Die Wahrheit ist der alleinige Gegenstand ihrer Verehrung; und würde sie zu jeder Zeit dieser Neigung treu bleiben, und sie nicht wegwerfen, wenn die Theologie ihre Ausführungen und Ansprüche zu ihrer Kenntnis brächte, so würden wir ohne Zweifel einen ebenso großen Umschwung in den an unseren hohen Schulen herrschenden Anschauungen hinsichtlich des Christentums erleben, wie derjenige ist, der sich tatsächlich in der Naturwissenschaft vollzogen hat. Hier ist das Feld, auf dem die Experimentalphilosophie Bakos so erfolgreich angewandt worden ist, und die, welche mit diesen Dingen vertraut sind, wissen, welche große und allgemeine Übereinstimmung der Methode jetzt in den Wissenschaften der Astronomie, der Physik, der Chemie und fast aller andern der Erforschung der Materie gewidmeten Zweige der Wissenschaft herrscht. Aber diese Einheit steht in auffallendem
Gegensatz zu der Verschiedenheit unserer philosophischen Systeme, zu dem rastlosen Schwanken des Ausdrucks sowohl wie der Meinungen, welches in der Philosophie zu Tage tritt, und zu der offenbaren Tatsache, dass jede neue Bearbeitung des Gegenstandes etliche neue Titel, oder etliche neue Erklärungen von eigentümlichem Gepräge aufweist; und all dies ist nicht dem Fortschritte der Wissenschaft, nicht einem Wachstum, sondern einem bloßen Wechsel, nicht ihrer fortwährenden Vermehrung, sondern ihren fortwährenden Schwankungen zuzuschreiben.
Ich will damit nicht die Wertlosigkeit der Philosophie behaupten oder ihre Wichtigkeit leugnen, oder die Versuche sie zu fördern als ganz aussichtslos bezeichnen. Die Baconsche Methode wird wahrscheinlich ihre Entdeckungen nicht mit solcher Schnelligkeit oder in solchem Umfange machen, wie viele ihrer sanguinischen Anhänger zum Voraus angenommen haben. Aber wenn jederzeit nach dem Geiste und den Grundsätzen dieser Philosophie verfahren würde, so wäre das sicherlich ein Hemmschuh für jene Raschheit und Mannigfaltigkeit in der Auffassung, vermöge deren man fast sagen kann, dass jede neue Behandlung uns mit einem neuen System beschenkt, und dass jeder neue Lehrer die eine oder andere Eigentümlichkeit hat, die ihn charakterisiert. Sie mag wohl eine genaue Beschreibung der geistigen Phänomene geben; und indem sie das tut, liefert sie einen höchst wichtigen Beitrag zu dem Schatz menschlicher Kenntnisse. Wenn sie aber versucht, ihren dunkeln Weg durch die Ratschlüsse Gottes und die zukünftigen Zustände in seiner Regierung tastend zu finden; wenn sie, ohne auch nur vorübergehend die Botschaft anzuerkennen, die von ihm zu stammen behauptet, oder die Tatsachen und Beweise zuzugeben, durch die sie so glänzend gerechtfertigt worden ist, ihre eigenen Spekulationen über das Wesen Gottes und die Bestimmung des Menschen zum Besten gibt; wenn sie, obschon das ein Gegenstand ist, über den weder ein Rückblick auf die Weltgeschichte, noch die kurze Erfahrung eines einzelnen Lebens eine einzige Beobachtung zur Erklärung liefern kann, dennoch ihre eigenen plausiblen Mutmaßungen vorbringen will, und das nicht bloß mit einer verächtlichen Übergehung der Bibel, sondern in offenem Widerspruch gegen sie, dann ist es hohe Zeit, sie an den Unterschied zu erinnern, der zwischen dem Wahnwitz dessen, der Gott nicht gesehen hat, und dem wohlbeglaubigten Zeugnis dessen, der im Anfang bei Gott und Gott selber war, besteht, und ihr zu zeigen, dass dies, weit entfernt davon, das Argument eines unedlen Fanatismus zu sein, sogar in Harmonie mit eben dem Argumente steht, auf dem die Erfahrungswissenschaft erbaut worden ist, und durch das sie endlich von dem Einfluss der Theorie befreit und von all ihrem nichtigen und geträumten Glanze gereinigt worden ist.
In meinen letzten Reden habe ich versucht, aus den Erzählungen von den tatsächlichen Beziehungen Gottes zur Welt diejenigen Spuren der Verwandtschaft zwischen anderen Klassen von Wesen und der großen Familie des Menschengeschlechtes zu sammeln, welche den Beweis leisten, dass das Christentum kein so armseliges und rohes System ist, wie der Unglaube es ihm unterschiebt. Und, wie schon bemerkt, ich habe nicht Alles erschöpft, was mit Fug und Recht über dies Thema aus den Belehrungen der heiligen Schrift geschöpft werden kann. Es ist wahr, ich habe meine Aufmerksamkeit auf die Kenntnis unseres inneren Lebens gerichtet, welche in anderen Provinzen der mit Vernunft begabten Schöpfung zu finden ist. Ich habe die allgemeine Wichtigkeit hervorgehoben, welche dies den Begebenheiten auf einem einzelnen Planeten verleihen kann, insofern es den Ruhm Gottes in allen Wohnungen seiner unermesslichen Schöpfung zu verbreiten geeignet ist. Ich habe versucht, mich über das Argument auszusprechen, dass ein an sich unbedeutendes Ereignis so folgenschwer sein kann, dass es allen Anbetern des Himmels ein Thema des Lobes und Preises für alle Ewigkeit gibt. Ich habe dargetan, dass in ihren Augen nichts groß ist, als was dazu dient, den Vater ihrer Geister ihnen teuer zu machen, oder einen Glanz auf die Herrlichkeit seiner unbegreiflichen Eigenschaften zu werfen; und dass also auch aus der Erlösung unseres einzigen Menschengeschlechtes eine solche Entfaltung des göttlichen Wesens offenbar werden kann, dass dadurch der Triumph seines Namens bis an die äußersten Enden des Weltalls getragen wird.
Weiter habe ich auf einen anderen deutlichen Wink in der Schrift aufmerksam gemacht, dass nämlich der Zustand des gefallenen Menschen nicht nur Sache des Wissens für andere Wesen der Schöpfung, sondern auch Sache des tiefen Bedauerns, des liebevollen Mitgefühls war; dass, gemäß denjenigen Gesetzen der Sympathie, die wir auch aus der Beobachtung des Menschen genau kennen, gerade das Elend unseres Zustandes geeignet war, die Gefühle und die Aufmerksamkeit und die Dienste der Himmlischen auf uns zu konzentrieren, uns zu erwählen, und eine Zeit lang ihren ernsten, durchdringenden Blick nur auf uns zu richten, alle ihre Güte und Barmherzigkeit zusammen zu nehmen und ganz im Verhältnis zu der Not und Hilflosigkeit von uns armen, aus der Familie Gottes Verbannten die Beziehungen zu uns enger zu knüpfen und das liebevolle und kräftige Eingreifen derer hervorzurufen, die sich nie von Gott entfernt und verirrt haben. Dies scheint nach der Bibel die Art jener Güte zu sein, welche den Thron des Himmels in lebendiger, feuriger Bewegung umkreist. Es ist eben die Güte, die vom Throne selber ausgeht, und deren Fürsorge seit Jahrtausenden die Bewohner unserer Welt beglückt hat. Das scheint für eine so armselige Welt eine lange Periode zu sein. Aber wie sind die Ungläubigen zu dem Begriffe gekommen, dass unsere Welt so armselig sei? Indem sie Umschau hielten über die zahlreichen Systeme der Unendlichkeit. Aber warum ist ihnen denn der Gedanke entgangen, dass die Zeit dieser besonderen Heimsuchungen, die ihnen zu der Größe dieser Erde in keinem Verhältnis zu stehen scheinen, gerade so verschwindend kurz ist, wie die Erde selber unbedeutend ist? Warum sehen sie sich nicht um nach den zahllosen Generationen der Ewigkeit, und kommen so zurück zu dem Schluffe, dass am Ende die Erlösung unseres Menschengeschlechts nur ein ephemeres Werk in der Geschichte der mit Verstand begabten Kreatur ist; dass sie ihrem Urheber Raum lässt, für die Durchführung einer reifen und unparteiischen Herrschaft; und, was kaum der Erwähnung bedarf, dass sie sogar während ihres Werdens nicht einen einzigen Gedanken oder eine einzige seiner Kräfte anderen Gebieten seiner Schöpfung entzieht; dass ihm Zeit genug bleibt, über den ganzen Umfang seines großen und allumfassenden Reiches die Gnadenheimsuchungen einer nicht weniger eigentümlichen und wunderbaren Liebesmacht auszudehnen?
Es mag ferner dazu dienen, die Angelegenheiten unseres Planeten mit der allgemeinen Geschichte der geistigen und vernünftigen Wesen zu verbinden, wenn wir nicht bloß die Kenntnis, die sie von uns haben, auch nicht bloß das warme Mitgefühl, das sie für uns empfinden, hervorheben, sondern zugleich die Wichtigkeit dartun, die unsere Welt dadurch erlangt, dass sie der wirkliche Schauplatz eines ernsthaften und rücksichtslosen Kampfes zwischen den höheren Ordnungen der Schöpfung ist. Ihr wisst, dass um den Besitz eines sehr kleinen Inselgebietes die mächtigsten Reiche der Welt alle ihre Streitkräfte aufgeboten haben, und Monarchen haben den Stolz des Landes, die Klügsten und Besten desselben, die Blüte und die Kraft ihres Volkes übers Meer geschickt, damit sie auf irgend einem Schlachtfelde im Kampfe miteinander den Sieg gewinnen. Die einsame Insel, um die herum so viele Flotten sich bewegen, an deren Ufern so viele Bewaffnete ans Land steigen, als begäben sie sich auf die Arena des Wettkampfes, mag sich wohl über ihren eigenen ungeahnten Wert verwundern. Aber andere Interessen geben der Schlacht ihre Bedeutung; der Ruhm der Nationen steht auf dem Spiele, und jede Partei hat ein viel höheres Ziel im Auge als den Gewinn einer so kleinen Errungenschaft, die der ursprüngliche Gegenstand des Krieges war; und die Ehre, manchem Herzen teurer als das Leben, ist nun der Punkt, dem so viel Blut und so viel Schätze geopfert werden; und der erregte Geist des Wetteifers hat nun die Streitenden ergriffen; und bei aller Geringfügigkeit des materiellen Ursprungs des Streites erhält sowohl die Heftigkeit als die Ausdehnung desselben aus der Beschaffenheit unserer Natur ihre volle und ausreichende Erklärung.
Und wenn nun von diesen Grundsätzen auch höhere Wesen beseelt sind, wenn, auf der einen Seite, Gott auf seine Ehre eifersüchtig ist, und auf der andern stolze und hochfahrende Geister sind, die ihm und seiner Herrschaft frechen Trotz bieten; wenn auf der Seite des Himmels sich ein Heer von Engeln um die Fahne der Treue sammelt, die, freudig seiner Befehle gewärtig, den Allmächtigen umschweben, die seinem Ruhme sich weihen und an der Ausführung seiner Ratschläge frohen Anteil nehmen; und wenn auf der Seite der Hölle eine finstere Schaar des Widerstandes ist, ein unauslöschlicher Hass und eine ebenso unauslöschliche Bosheit, eine unvergleichliche Rachsucht und Frechheit, die Weisheit des Herrn zu verhöhnen, seine Hand zu hemmen und die Absichten der Allmacht zu vereiteln, dann mag der materielle Gewinn des Sieges noch so unbedeutend sein, es ist der Sieg an sich, der diesem scharfen Wettstreit seinen Sporn und Stachel gibt. Wenn durch den Scharfsinn Eines höllischen Geistes ein einziger Planet zum Ungehorsam verführt und unter die Gewalt dessen gebracht worden ist, der in der Schrift der Gott dieser Welt genannt wird; und wenn die Mission unseres Erlösers die war, die Werke des Teufels zu zerstören, dann mag dieser Planet ganz so klein sein, wie die Astronomie es nachgewiesen hat, und den Namen haben, eines der kleinsten Inselchen zu sein, welche auf dem Ocean des leeren Raumes schwimmen: er ist doch der Schauplatz eines solchen Wettstreites geworden, dass möglicherweise alle Begierden und alle Kräfte eines entzweiten Universums auf ihm zusammengetroffen sind. Er dient noch anderen Zwecken, als nur der Wiedergewinnung unseres Menschengeschlechtes. Er entscheidet höhere Fragen. Er ist mit der höchsten Gewalt Gottes verfettet, und wird zuletzt zeigen, in welcher Weise Gott die Strafe und den Untergang über seine Feinde verhängen wird. Ich weiß nicht, ob unsere rebellische Welt die einzige Festung ist, die der Satan inne hat, oder ob sie nur ein einzelner Posten eines weit ausgedehnten Kampfes ist, der eben jetzt zwischen den Mächten des Lichtes und der Finsternis vor sich geht. Aber sei dem wie ihm wolle, die Parteien stehen in Schlachtordnung und der Geist des Kampfes ist in Tätigkeit, und die Ehre von mächtigen Streitern steht auf dem Spiele; und wir wollen uns daher nicht mehr wundern, dass unser geringer Wohnsitz der Schauplatz einer so angestrengten Tätigkeit geworden ist, oder dass der Ehrgeiz höherer Wesen hier seinen ganzen Eifer und seine ganze Tapferkeit aufgeboten hat.
Hierdurch erscheint uns die hohe und weitreichende Bedeutung, welche die geistige Geschichte unserer Erde im Systeme der ganzen Weltregierung Gottes hat, in einem neuen Lichte. Würde ein Feind das Ufer dieses stolzen Landes berühren, und nur eines seiner geringsten Dörfer besehen und seine Einwohner zum Vaterlandsverrat verführen, und sich mit ihnen verschanzen und allen Drohungen und allen Zurüstungen eines beschimpften Reiches Trotz bieten, o wie würde da der Schrei verwundeten Stolzes durch alle Klassen und Rangstufen unserer zahlreichen Bevölkerung ertönen; und diese Bewegung des Unwillens würde auch den König auf seinem Thron erreichen und unter denen sich Bahn machen, die ihm in der Größe ihrer Würde am nächsten stehen, und in der Beredsamkeit des Parlamentes würde sie einen Wiederhall finden, und einen so unwiderstehlichen Appell an die Ehre und den Patriotismus einer Nation bilden, dass auf den Ruf der Kriegsposaune aller Mut und alle Bereitwilligkeit in unserm Königreiche sich zu tatkräftigem Handeln zusammenfinden würde; und eher als in geduldiger Ergebung die brennende Schmach eines solchen Übergriffes sich gefallen zu lassen, würde seine ganze Streitmacht sich zum Kampfe aufmachen; und nie, nie würden wir die Feindseligkeiten einstellen oder irgend ein Opfer scheuen, bis entweder unsere verblendeten Landsleute wieder die Unsrigen wären, oder bis die ganze Beleidigung durch einen rechtmäßigen Akt der Rache gänzlich von dem Lande weggefegt wäre, das dadurch entehrt worden war.
Die Bibel ist immer sehr ausführlich und klar in jenen Punkten der Offenbarung, welche die Menschen persönlich angehen. Aber sie bietet bisweilen nur eine trübe Durchsichtigkeit, durch welche wir teilweise einen Einblick in jene Pläne und Absichten gewinnen können, die nur in den höheren Ordnungen der Geisterwelt in der Ausführung begriffen sind. Sie erzählt uns von einem mächtigen Kampfe, der gekämpft wird um die geistige Herrschaft über die Herzen dieser Weltbewohner. Sie erzählt uns, dass unser Geschlecht zum Ungehorsam gegen Gott verführt würde durch den erfinderischen Scharfsinn von Einem, der als das Haupt der Heerhaufen einer sich weit ausdehnenden Rebellion sich wider ihn auflehnt. Sie erzählt uns von dem Haupte der Erlösung, der es unternahm ihm seinen Triumph zu rauben; und durch die ganze Kette der herrlichen Prophezeiungen hindurch, die auf ihn hindeuten, beschreibt sie das Werk, das er zu tun hatte, als einen Kampf, in welchem alle Kraft aufgeboten, ein peinliches Leiden erduldet, und Wut über die Feinde ergossen, und Fürsten entthront, und alle jene Mühen und Gefahren und Beschwerden ertragen werden mussten, die auf dem dornenvollen Pfade lagen, welcher ihn zum Siege führen sollte.
Aber es ist ein Streit, der nicht weniger Übung als Kraft und Einfluss erfordert. In diesen ernsten Wettstreit um die Herrschaft sind alle Kräfte der Engel verwickelt. Und während die Bibel (zwar, wie wir gerne zugeben, nur zart und teilweise) von der feinen und hinterlistigen Machenschaft auf der einen Seite erzählt, so hören wir auf der andern Seite auch, dass der ganze Reichtum einer unergründlichen Weisheit dem Plane der Wiederherstellung unserer Welt ohne Bedenken zum Opfer gebracht worden ist. Es hat den Anschein, dass zur Erreichung seiner Absicht der große Feind Gottes und der Menschen alle seine Verschlagenheit anwendete, und alle Ränke seiner tiefgewurzelten Bosheit gegen unser Menschengeschlecht richtete und dachte, dass, wenn er uns in die Sünde verwickeln könnte, Gott dabei beharren müsste, uns Menschen fern von dem Reiche der Gerechtigkeit zu verbannen; und so führte er seinen Überfall auf die sittliche Welt der bisher Sündlosen aus, und sich seines Erfolges rühmend bildete er sich wirklich ein, eine ewige Trennung zwischen dem Gotte, der im Himmel thront, und wenigstens einer der von ihm erbauten Planetenwohnungen zu Stande gebracht zu haben. Die Sendung des Heilandes hatte zum Zwecke die Erneuerung dieser sündigen Welt und die Wiederaufnahme ihrer Bewohner in den Schoß der reinen sündlosen Familie des Himmels. Aber bei der Regierung des Himmels sowohl, als bei derjenigen der Erde gibt es gewisse Schranken, an denen nicht gerüttelt werden kann; und gewisse Grundsätze in der Leitung, von denen nie gewichen werden soll; und ein gewisses Gepräge von Majestät und Wahrheit, auf dem auch nicht die leiseste Spur einer Verlegung geduldet werden darf; und eine gewisse Autorität, die durch die Unwandelbarkeit ihrer Gesetz und die unfehlbare Erfüllung ihrer weisen und gerechten Bestimmungen aufrecht erhalten werden muss. Alles dieses wusste der Erzengel, und ein Strahl boshafter Freude durchzuckte ihn, als er seinen Plan fasste, unserm unglücklichen Geschlecht eine Falle zu stellen, aus der kein Ausweg mehr wäre; und so gewiss als Sünde und Heiligkeit nicht in Gemeinschaft mit einander treten können, so gewiss, dachte er, dass, wenn die Menschen einmal zum Ungehorsam verführt würden, es für die Wahrheit und Gerechtigkeit und Unwandelbarkeit Gottes eine unübersteigliche Schranke wäre, sie wieder auf- und anzunehmen. In jenem Plane der Erlösung, dessen Anfänger und Vollender Jesus Christus war, stieß aber der Feind der Menschen auf eine Weisheit, die die seinige weit übertraf. Es ist wahr, er hatte in der Schuld, zu der er uns verführte, diesem erhabenen Unternehmen ein mächtiges Hindernis in den Weg gelegt. Aber als das große Rettungsmittel offenkundig, und das Blut des Sühnopfers, durch das die Sünder sich wieder nahen dürfen, willig dargebracht wurde, um für uns vergossen zu werden, und der ewige Sohn Gottes, um das Wunder wahr zu machen, unsere Natur annahm, da war der Anführer jenes mächtigen Aufstandes, in welchen das Schicksal und die Geschichte unserer Welt so eng verflochten sind, in sichtbarer Unruhe um die Sicherheit seiner Eroberungen. Die Schrift kann auch in der Erzählung dieser wunderbaren Geschichte nicht fortfahren, ohne uns flüchtige Blicke in einen höheren Kampf der Geister tun zu lassen, in welchem wir dunkel wahrnehmen können, wie um den Preis der geistigen Herrschaft über unser Geschlecht, den erhabensten Talenten und allen zum Wohl der Menschen gefassten Plänen auf jedem Punkte ihrer Entfaltung der Widerstand einer ebenbürtigen Kraft und eines ebenbürtigen Scharfsinnes entgegentritt und den Sieg streitig macht.
Wir lesen dort von einem Kampfe, den unser Erlöser zu bestehen hatte, als der Glanz seiner Gottheit verdunkelt und seine Kraft und Allmacht geheimnisvoll niedergedrückt war unter die Schwachheit unserer Natur, wie Satan ihn fand und zum Kampfe in der Wüste herausforderte, welchen Widerstand alle seine Tücken und Anschläge fanden, wie er unseren Herrn im vollen Triumphe unbezwungener Treue verließ, wie die Erreichung dieses mächtigen Erfolges durchaus den Charakter eines Kampfes trägt, wie viele der Wunder in den Evangelien ebenso viele direkte Eingriffe in die Macht und das Reich einer großen geistigen Rebellion waren, wie in einer kostbaren Stunde unter den wenigen frohen, welche die dunkle Bahn der Erniedrigung unseres Erlösers erhellten, er sich freute im Geiste, und seinen Jüngern als Grund davon sagte, er habe den Satan vom Himmel fallen sehn als wie einen Blitz; wie die augenblicklichen Vorteile, die über ihn gewonnen wurden, der Wirkung dieses höllischen Wesens zuzuschreiben sind, welches in das Herz des Judas fuhr und den Jünger verführte, seinen Herrn und Freund zu verraten. Ich weiß, dass ich den schwankenden Boden des Mysteriums betrete. Ich kann nicht sagen, wie die Schlacht war, die er schlug. Ich kann den Schrecken oder die Macht seiner Feinde nicht beschreiben. Ich kann nicht sagen, denn ich habe es nicht vernommen, wie es kam, dass sie in geordneter und furchtbarer Schlachtordnung gegen ihn standen; auch kann ich nicht ermessen wie groß der feste Wagemut seiner Seele war, als er den Kelch in seiner ganzen Bitterkeit kostete, von dem er flehte, er möchte an ihm vorübergehen, als er, mit dem Gefühl der Gottverlassenheit die Kelter allein trat, als er ganz allein jene trüben Stunden der Seelenangst, der Verspottung, der Todesnot durchlebte, in welchen er auf dem Gange von Gethsemane nach Golgatha die Last der Sühne einer ganzen Welt zu tragen hatte. Ich kann es in meiner eigenen Sprache nicht aussprechen, aber ich kann von den Tagen und Nächten dieser großen Tat in der Bibelsprache sagen, dass es die Zeit war, da seine Seele bekümmert war bis in den Tod; dass es die Stunde und die Macht der Finsternis war; dass das Werk unserer Erlösung von den Anstrengungen, dem Ungestüm und der Wut eines Kampfes begleitet war, in dessen Verlaufe das Feuer der Schlachten und an dessen Ende der Triumph des Sieges nicht fehlte; und nachdem er ausgerufen: es ist vollbracht, nachdem er aus dem Gefängnisse des Grabes befreit und in den Himmel aufgefahren war, da heißt es von ihm, er habe die Gefangenen gefangen geführt und ausgezogen die Fürstentümer und die Gewaltigen, und sein Wohlgefallen gehabt an seinen Feinden und sie zur Schau getragen öffentlich.
Ich will nicht eine höhere Weisheit erkünsteln, als die ist, welche geschrieben steht, indem ich eine ausführliche Erzählung erdichte, die uns in der Bibel nicht vorliegt. Aber wenn man sich nur um das Verständnis dessen bemüht, was geschrieben steht, so darf man behaupten, dass, um die Erlösung unserer Welt zu vollenden, Krieg geführt werden musste; dass in den höheren Regionen. der Schöpfung über diesen Punkt ein scharfer und lebhafter Streit entgegengesetzter Interessen stattfand; dass der Ausgang davon etwas Größeres und Gewichtigeres in sich schloss als selbst das Schicksal unserer Erdbewohner; dass er eine Frage der Rivalität zwischen dem gerechten und ewigen Monarchen des Weltalls und dem Anführer einer großen und ausgedehnten Rebellion entschied, von der ich nicht weiß, wie hoch ihre Bedeutung, noch auch wie wichtig und mannigfaltig ihre Tragweite ist: und so liefert uns diese Betrachtung ein anderes, deutliches Argument, das uns erklären hilft, warum auf die Erlösung unseres Geschlechtes allein so viel Aufmerksamkeit konzentriert, so viel Kraft verwendet worden zu sein scheint.
Aber nach der Schrift möchte es scheinen, dass der Kampf noch nicht zu Ende ist; dass auf der einen Seite der Geist Gottes tätig ist, der Wahrheit des Christentums den Weg zum Menschenherzen mit aller Macht der Überzeugung zu bahnen, dass auf der anderen Seite aber ein Geist tätig ist, der in den Kindern des Ungehorsams wirksam ist; dass auf der einen Seite der heilige Geist die Menschen aus der Finsternis zu dem wunderbaren Lichte des Evangeliums ruft, und dass auf der anderen der, welcher der Gott dieser Welt genannt wird, ihre Herzen verblendet, damit das Licht des herrlichen Evangeliums Christi nicht darin einziehe; dass es von denen, die unter der Herrschaft des Einen sind, heißt, sie haben überwunden, weil der, der in ihnen ist größer ist, als der in der Welt, und dass es von denen, die unter der Herrschaft des anderen sind, heißt, sie seien Kinder des Teufels und in seinem Netze gefangen und müssen tun, was er will. Wie diese Kräfte wechselseitig wirken, ist eine Frage. Die Tatsache ihrer Wirksamkeit ist eine andere. Wir sehen von der ersteren ab. Wir bleiben bei der letzteren und schließen daraus, dass der Fürst der Finsternis immer noch unter uns herumgeht; dass er immer noch Böses zu tun beflissen ist, wenn auch nicht durch lebendige Hoffnung ermutigt, so doch mit der rasenden Energie der Verzweiflung; dass, weil der Anfang der Versöhnung durch die ganze Welt bekannt ist, er alle seine Kunstgriffe gebraucht, um den Eindruck davon zu verwischen und auszulöschen; oder, mit anderen Worten, weil vom Himmel aus eine Reihe von herzlichen und verlockenden Einladungen an die Menschen ergangen ist, um sie wieder zum Gehorsam der Treue zurück zu rufen, so wird diesem Entgegenkommen auf allen Punkten Widerstand geleistet von Einem, der jedes Mittel in Bewegung setzt und eine geheimnisvolle Macht entfaltet, um jene zu verführen und zu unterjochen.
Dem Ohre eines Ungläubigen erscheint dies Alles wie eine verworrene Vision. Aber wer sollte nicht, trotzdem wir davon nur durch das Medium der Offenbarung wissen, erkennen, dass es mit dem, was die menschliche Erfahrung uns an die Hand gibt, im Großen und Ganzen übereinstimmt? Wer hat nicht schon die Wirkungen eines Kampfes zwischen der Macht des Gewissens und der Macht der Versuchung in seinem Innern gefühlt? Wer erinnert sich nicht solcher stiller Stunden, wo Ewigkeitsgedanken einen Augenblick die Oberhand im Herzen gewonnen haben und die Zeit mit all ihren Interessen und Sorgen vor ihnen zu einem Nichts zerronnen ist? Und wer erinnerte sich nicht, dass, wenn er sich viel mit den Dingen dieser Zeit beschäftigte, diese eine so große und unbedingte Herrschaft über ihn gewannen, wie wenn das ganze Gewicht der Ewigkeit an ihnen hinge; wie sie einen solchen Eindruck auf sein Herz machen, dass der ganze Mensch, von ihrem Zauber gebannt, ihnen dienstbar wurde; wie, trotzdem er ihre Wertlosigkeit völlig erkannt hat, da sie ihm bei jedem Wechsel zu Gemüte geführt wird durch die schnelle Flucht der Jahre, die Unbeständigkeit im Leben, das unaufhaltsame Schwinden der Zahl seiner eigenen irdischen Lebenstage, die sichtbaren Verheerungen des Todes unter seinen Freunden überall, die Lücken im Kreise seiner eigenen Familie, die immer neuen Risse in den geknüpften Freundschaftsbanden und das ergreifende Schauspiel, dass Alles was lebt und webt verwelkt und zum Grabe eilt; o, wie kommt es, dass trotz aller dieser Erfahrungen seine hohen Vorsätze, die er in einer Stunde besserer Einsicht fasste, verloren gehn und vergessen werden? Woher die Macht und woher das Geheimnis jenes Zaubers, der uns so sehr verblendet und an die Welt kettet? Wer überredet uns denn so, die ganze Kraft unserer Begierden und Wünsche zur Verfolgung von Interessen einzusehen, von denen wir wissen, dass nach ein paar kurzen Jahren nichts mehr von ihnen wird übrig geblieben sein? Wer ist es, der ihnen allen Reiz und alle Farben einer sichern Dauer verleiht? Wer ist es, der einen solchen Schein der Beständigkeit auf unser irdisches Wanderzelt wirft, dass es dem bezauberten Menschenauge wie eine Wohnung für die Ewigkeit vorkommt? Wer ist es, der die sinnlichen Gegenstände in so schönen Farben malt und die Genüsse, die wir von ihnen haben werden, so verherrlicht und die törichte Einbildungskraft so trügt und blendet, dass der Blick auf die uns noch übrigen Lebenstage uns erscheint wie der Ausblick oder die Fernsicht in ungezählte Jahrhunderte? Er ist es, der der Gott dieser Welt genannt wird; er, der die Torheit ihrer wachen Träume in das Kleid der Wirklichkeit hüllen kann; er, der einen verführerischen Glanz über das Gemälde ihrer vergänglichen Vergnügungen und ihrer eitlen Hoffnungen ausgießen kann; er, der sich in ein Werkzeug des Betruges verwandeln und damit eine so vollständige Herrschaft über alles Gefühl erlangen kann, dass der Mensch zum Götzendiener und zum blinden Sklaven ihres Zaubers geworden, die Autorität des Gewissens und die Warnungen des Wortes Gottes und den Antrieb des heiligen Geistes und alle Belehrungen der Vernunft, ja auch die ganze Weisheit seiner eigenen gesunden und nüchternen Erfahrung von sich weist.
Aber dieser wunderbare Kampf wird einmal ein Ende nehmen. Die Einen werden zur Treue zurückkehren und die Andern werden rebellisch bleiben; und am Schlusse des Dramas, das die Geschichte dieser Welt darstellt, wird den Myriaden der verschiedenen Geisterordnungen der Schöpfung sowohl die Gnade als auch die Rache der Majestät des Ewigen offenbar werden. O wie eitel werden an jenem Tage die Behauptungen der ungläubigen Astronomie erscheinen, wenn das Tun der Menschen in Gegenwart einer unzählbaren Schaar geprüft wird, und Wesen der erhabensten Natur sich um den Richterstuhl drängen; und der Erlöser an unserem Firmament erscheinen wird mit einem himmlischen Ges folge, das von weit her mit ihm gekommen ist, um Zeuge seines Waltens zu sein, und ernst und feierlich Anteil zu nehmen an allen seinen Entscheidungen, und die Geschicke unseres Menschengeschlechtes, das die Ungläubigen ganz und gar, als hätten sie durchaus keine Bedeutung, vom Universum losreißen wollten, sich mit höheren Geschicken mischen und verschmelzen werden die Guten, um die Ewigkeit mit den Engeln zu durchleben, die Bösen, sie mit den Teufeln zu verbringen; die Guten, um wieder in den Schoß der allumfassenden Familie treuer Anbeter Gottes aufgenommen zu werden, die Bösen, um an der ewigen Pein und Schmach der besiegten Heere der Aufrührer ihr Teil zu empfangen; und die Bewohner dieses Planeten durch den ganzen Verlauf der nie endenden Geschichte hindurch verflochten sein werden mit den höheren Klaffen und weiter verbreiteten Ordnungen der Geister. Und so werden wir einst sehen, dass die bis ins Kleinste gehende Leitung Gottes, unter der wir jetzt stehen, sowohl in Hinsicht auf ihre Wirksamkeit als auf ihre Erhabenheit mit allem dem, was die neuere Wissenschaft über die ungeheure Ausdehnung des Reiches der Natur entdeckt hat, sich in voller Harmonie befindet.