Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 1.

Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 1.

1 Die erste Rede hab ich getan, lieber Theophilus, von alle dem, das Jesus anfing, beide, zu tun und zu lehren, 2 bis an den Tag, da er aufgenommen ward, nachdem er den Aposteln (welche er hatte erwählet) durch den heiligen Geist Befehl getan hatte.

V. 1. Um sich den Übergang zu den Ereignissen zu bahnen, welche auf Christi Himmelfahrt folgten, blickt der Schriftsteller kurz auf den Inhalt seines ersten Buches zurück. So verknüpft er die beiden Teile miteinander. Er gibt eine kurze Beschreibung der evangelischen Geschichte, indem er sie als den Bericht von alle dem bezeichnet, das Jesus anfing, zu tun und zu lehren, solange er auf Erden weilte. Damit blickt Lukas auf das Wort zurück, von welchem er am Ende der evangelischen Geschichte berichtet hatte (Lk. 24, 9): Christus ist „ein Prophet, mächtig von Taten und Worten“. Der Unterschied der beiden Aussagen ist nur der, dass die dort gepriesenen, mächtigen Taten allein die Wunder sind, während hier der Bericht von dem, was Jesus zu tun anfing, meines Erachtens alle seine hervorragenden Taten umfasst, welche sein eigentümliches Amt ausmachen, unter welchen Tod und Auferstehung die erste Stelle behaupten. Das Amt des Messias erstreckt ja sich nicht bloß auf die Lehre: er musste der Friedensstifter sein zwischen Gott und Menschen, der Erlöser des Volks, der Erbauer des Reichs und der Urheber ewiger Glückseligkeit.

Dies alles war über den Messias geweissagt, so dass man es von ihm erwartete. So sehen wir, dass das gesamte Evangelium diese beiden Stücke in sich begreift, Christi Lehre und Taten. Er hat nicht bloß die ihm vom Vater aufgetragene Sendung an die Menschen ausgerichtet, sondern auch mit der Tat alles geleistet, was man vom Messias verlangen konnte. Er hat sein Reich angefangen, mit seinem Opfer Gott versöhnt, mit seinem eigenen Blut die Sünden der Menschen gesühnt, hat Teufel und Tod überwunden und in die wahre Freiheit zurückgeführt, hat uns Gerechtigkeit und Leben erworben. Und um zu bekräftigen, was er tat und sprach, hat er sich durch Wunder als den Sohn Gottes bewiesen. So umfasst der Ausdruck an unserer Stelle freilich auch die Wunder, darf aber nicht auf sie beschränkt werden. Daraus entnehmen wir die wertvolle Erkenntnis, dass ein Mensch mit dem bloßen Wissen von der Geschichte das Evangelium durchaus noch nicht ergriffen hat. Es muss die Erkenntnis der Lehre hinzukommen, die uns die Frucht der Taten Christi erschließt. Hier besteht ein heiliger Zusammenhang, den man nicht zerreißen darf. So oft darum der Lehre Christi gedacht wird, sollen wir lernen, seine Werke als Zeichen beizufügen, welche ihre Wahrheit bekräftigten und sie in die Wirklichkeit überführten. Anderseits: sollen Christi Tod und Auferstehung für uns fruchtbar, seine Wunder für uns bedeutsam werden, so müssen wir gleicher weise auf seinen redenden Mund merken. Dies ist die wahre Regel des Christentums.

Bemerkenswert ist, dass Lukas von alle dem geredet hat, was Christus tat und lehrte, dass er also nicht den Anspruch erhebt, geradezu alles erzählt zu haben: Vollständigkeit wäre ja unerreichbar, wie auch Johannes (21, 25) daran erinnert, dass die Welt die Bücher nicht fassen würde. Weiter wollen wir darauf achten, dass Lukas seinen Bericht anhob mit dem Beginn des Wirkens Christi. Nachdem er aber Christi Geburt erzählte, sprang er sofort zu seinem zwölften Lebensjahr über; und nachdem er kurz davon berichtet, wie Jesus im Tempel sich unterredete, übergeht er achtzehn Jahre mit Stillschweigen, um dann erst in die richtige Erzählung von Christi Taten einzutreten. So steht fest, dass er hier nur diejenigen Taten und Reden meint, welche auf den Inbegriff unsers Heils abzielen. Denn nachdem Christus mit unserem Fleisch bekleidet ward und in die Welt einging, lebte er wie ein Privatmann im Hause bis zum dreißigsten Lebensjahre, in welchem ihm vom Vater eine neue Rolle aufgegeben ward. Jener erste Teil seines Lebens sollte nach Gottes Willen im Verborgenen bleiben, damit die Kenntnis dessen, was zur Auferbauung unsers Glaubens dient, dagegen umso heller strahle.

Die erste Rede oder das erste Buch des Lukas wird so genannt im Unterschiede von dem jetzt anhebenden, zweiten Teil. Wir sollen also wissen, dass der Evangelist anlässlich eines neuen Stoffes neu zu schreiben anheben wollte.

V. 2. Bis an den Tag, da er aufgenommen ward. Also ist die Auffahrt Christi in den Himmel der Schlusspunkt der evangelischen Geschichte. Ist er doch, wie Paulus sagt (Eph. 4, 10), aufgefahren, damit er alles erfülle. Gewiss empfängt daraus unser Glaube noch andere Früchte: hier aber mag der Hinweis darauf ausreichen, dass, als Christus zum Vater aufstieg, unsre Erlösung in allen Stücken vollständig abgeschlossen war, so dass also Lukas für den Teil seiner Aufgabe, der sich auf Christi Lehre und Taten bezieht, jetzt alles Erforderliche geleistet hatte. Dass Christus „aufgenommen“ ward, lässt keinen Zweifel darüber bestehen, dass er diese Welt tatsächlich verlassen hat. Darum dürfen wir nicht in den Wahn einstimmen, dass die Himmelfahrt keine Ortsveränderung bedeute.

Nachdem er den Aposteln Befehl getan hatte. Diese Worte erinnern daran, dass Christus mit seinem Scheiden aus der Welt sich der Sorge für uns nicht entledigt hat. Denn dass er eine beständige Leitung in seiner Gemeinde einsetzte, ist ein Beweis dafür, dass er auf unser Heil bedacht sein wollte. Er hat ja auch bezeugt, dass er bis zum Ende die Seinen regieren und geleiten will (Mtth. 28, 20), wie er den tatsächlich durch seine Diener bei ihnen ist. Lukas gibt also zu verstehen, dass Christus nicht eher Abschied nahm, als bis er die Leitung seiner Gemeinde fürsorglich geordnet hatte. Auf diese Fürsorge deutet Paulus ausdrücklich in der eben angezogenen Stelle hin: Christus hat alles erfüllt, „und Er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten“ usw. Den Befehl, welchen Christus seinen Aposteln gab, verstehe ich als Anweisung zur Predigt des Evangeliums. Pflegen doch Gesandte mit bestimmten Vorschriften versehen zu werden, damit sie nicht vorwitzig etwas unternehmen, was über den Willen ihres Auftraggebers hinausgeht. Diese Bemerkung dient also zur Empfehlung der Lehre, welche die Apostel vortrugen.

Damit dies noch deutlicher werde, wollen wir die einzelnen Aussagen der Reihe nach erwägen. Es heißt von den Aposteln, dass Christus sie erwählet hatte. So soll es uns gewiss und verbürgt sein, dass sie von ihm berufen wurden. Denn hier steht Gottes Erwählung nicht im Gegensatz zu menschlichem Verdienst, sondern die Meinung ist lediglich, dass die Apostel vom Herrn erweckt wurden und sich nicht vorwitzig in ihr Amt gedrängt haben.

Werden wir so ihrer Berufung vergewissert, so sollen wir lernen, nicht auf Menschen zu blicken, sondern auf den Sohn Gottes als den eigentlichen Urheber. Es muss eine bleibende Ordnung in der Gemeinde sein, dass niemand sich eine Ehre anmaße. Zum andern hören wir, dass die Apostel durch Christi Vorschriften für ihre Aufgaben unterwiesen wurden. Sie trugen also nicht eigene Erdichtungen vor, sondern überlieferten treulich, was ihnen vom himmlischen Meister aufgetragen war. Um dieser Anweisung noch tiefere Ehrfurcht zu verschaffen, wird hinzugefügt, dass sie durch den heiligen Geist ergangen sei. Gewiss bedurfte der Sohn Gottes, der die ewige Weisheit ist, nicht einer Leitung von außen. Aber weil er doch auch ein Mensch war, soll niemand glauben, dass aus menschlichem Geist entsprungen sei, was er den Aposteln übergab. Es wird ausdrücklich auf göttliche Autorität zurückgeführt, wie denn der Herr selbst mehr als einmal versichert hat, dass er nichts gelehrt habe, als was er vom Vater empfing (Jes. 7, 16; 12, 69): „Meine Lehre ist nicht mein.“ Es wird uns also eingeprägt, dass die Predigt des Evangeliums kein Menschenwerk ist, sondern auf Anordnung des göttlichen Geistes ruht, so dass die ganze Welt schuldig ist, sich ihr zu unterwerfen.

3 Welchen er sich nach seinem Leiden lebendig erzeiget hatte durch mancherlei Erweisungen, und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang, und redete mit ihnen vom Reich Gottes. 4 Und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen, dass sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr habt gehöret [sprach er] von mir; 5 denn Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem heiligen Geiste getauft werden, nicht lange nach diesen Tagen.

V. 3. Welchen er sich nach seinem Leiden lebendig erzeiget hatte. Dieser Zusatz hat den Zweck, die Auferstehung glaubwürdig erscheinen zu lassen. Dies ist eine vor allem notwendige Sache: denn ohne die Auferstehung stürzt das ganze Evangelium zusammen und verliert völlig seine Glaubwürdigkeit.

Um von anderm zu schweigen, will ich nur dies herausheben: die ganze Majestät des Evangeliums kommt ins Wanken, wenn wir nicht wissen, dass der lebendige Christus aus dem Himmel redet. Das ist es, worauf Lukas vor allem zielt. Um also jeden Zweifel an der Wahrheit der Sache zu heben, sagt er, dass sie durch mancherlei Erweisungen bestätigt worden sei. Damit die Auferstehung für die Apostel nicht im ungewissen bliebe, hat Christus sie durch viele einleuchtende Zeichen, welche die Kraft unwidersprechlicher Beweise befassen, bezeugt. Diese Zeichen oder Erweisungen zählt Lukas nun nicht auf, sondern bemerkt nur, dass Christus sich vierzig Tage lang häufiger sehen ließ. Eine einzige Erscheinung noch dem Verdacht unterlegen: da der Herr aber so oft sich den Blicken darbot, behielt der Zweifel keinen Raum mehr. Auf diese Weise tilgt Lukas den Vorwurf der Ungeschichtlichkeit, den man aus seiner früheren Erzählung gegen die Apostel entnehmen konnte (Lk. 9, 45. 46; 18, 34): er will der Glaubwürdigkeit ihrer Predigt keinen Abbruch tun.

Und redet mit ihnen vom Reich (oder der Herrschaft) Gottes. Noch einmal wird daran erinnert, dass die Apostel von dem einzigen Meister rechtschaffen unterwiesen wurden, ehe sie ihr Amt übernahmen, die Welt zu lehren. Was sie also über Gottes Reich mündlich und schriftlich vortrugen, sind die Reden, die Christus hielt. Diese Bezeichnung deutet übrigens kurz darauf hin, was die Lehre des Evangeliums bezweckt, nämlich, dass Gott in uns herrsche. Der Anfang dieser Herrschaft ist die Wiedergeburt, Ziel und Vollendung die selige Unsterblichkeit; zwischen hinein macht sie ihre Fortschritte in dem weiteren Wachstum des wiedergeborenen Lebens. Um die Sache aber deutlicher zu machen, wollen wir uns zuerst einprägen, dass wir außerhalb des Reiches Gottes geboren werden und leben, bis uns Gott zu neuem Leben umschafft. So darf man recht eigentlich die Welt, unser Fleisch und den ganzen Inhalt der menschlichen Natur als einen Gegensatz zu Gottes Herrschaft betrachten. Denn die Sinne des natürlichen Menschen halten sich völlig an die Elemente dieser Welt: hier sucht man das Glück und das höchste Gut. Dabei sind wir dem Reiche Gottes fremd, und Gott bleibt gleichsam uns fremd. Christus aber erhebt uns durch die Predigt des Evangeliums zum Trachten nach dem zukünftigen Leben. Um dies zu erreichen, wirkt er bessernd und umgestaltend auf unsere irdischen Neigungen ein, entkleidet uns der Sünden unseres Fleisches und sondert uns von der Welt ab. Ewiger Tod wartet aller, die nach dem Fleisch leben: in demselben Maße aber, wie unser innerer Mensch zum Fortschritt im geistlichen Leben erneuert wird, nähern wir uns der Vollkommenheit des Reiches Gottes, welches eine Gemeinschaft ewiger Herrlichkeit ist. Gott will also jetzt in uns herrschen, um uns endlich die Teilnahme an seinem Reich zu schenken. Wir schließen daraus, dass der Hauptinhalt der Reden Christi sich auf die Verderbnis des Menschengeschlechts und die Tyrannei der Sünde bezog, unter die wir geknechtet sind, ferner auf den Fluch und das Schuldverhängnis es ewigen Todes, dem wir alle unterliegen; weiter wird er geredet haben über den Weg, das Heil wiederzugewinnen, über die Vergebung der Sünden, die Verleugnung des Fleisches, die geistliche Gerechtigkeit, die Hoffnung auf himmlisches Leben usw. Wollen wir richtig im Christentum uns unterweisen lassen, so müssen wir auf diese Dinge unser Interesse richten.

V. 4. Und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen usw. Schon früher, aber nur für kurze Zeit, war den Jüngern eine Sendung zuteil geworden als Vorspiel ihres künftigen Apostelamts (Mt. 10, 7). Es handelte sich um einen Heroldsruf, mit welchem sie ihr jüdisches Volk aufwecken sollten, damit es Christus Gehör schenkte. In das ordentliche Amt der Apostel, als welche sie die ihnen anvertraute Lehre in der ganzen Welt verbreiten sollten, wurden sie erst nach der Auferstehung eingesetzt. Trotz ihrer Wahl für dieses Amt befiehlt ihnen aber Christus, dass sie mit Ausrichtung noch warten sollen. Dies war aus mehrfachen Gründen nötig. Es lag erst kurz zurück, dass sie ihren Meister so schmählich verlassen hatten; noch in letzter Zeit hatten sie viele Zeichen ihres Unglaubens gegeben. Obgleich sie so vollkommen unterrichtet waren, hatten sie plötzlich alles vergessen, - ein Beweis allzu roher Verständnislosigkeit. Dieser Fehler war auch durch ihre Trägheit verschuldet. So war es eine wohl angebrachte Züchtigung, dass die verheißene Gnadengabe aufgeschoben ward: dadurch sollte die Sehnsucht darnach gesteigert werden. Der bemerkenswerteste Grund dafür, dass der Herr einen bestimmten Zeitpunkt für die Sendung des Geistes setzte, ist aber der, dass auf diese Weise das Wunder umso augenfälliger wird. Des Weiteren hielt er die Jünger eine Zeitlang in der Stille, um ihnen die Größe des Auftrags, den er ihnen zu geben im Begriff war, desto mehr ans Herz zu legen. Auch für uns wird die Wahrheit des Evangeliums dadurch bekräftigt, dass die Apostel das Werk seiner Ausbreitung nicht eher angreifen durften, als bis sie eine genügende Vorbereitungszeit durchgemacht hatten. Es wurde ihnen nun befohlen, dass sie nicht von Jerusalem wichen. Sie sollten zusammenbleiben, um alle mit einem und demselben Geiste beschenkt zu werden. Hätten sie sich zerstreut, so wäre diese Einheit minder kenntlich gewesen. Später gingen sie freilich nach verschiedenen Richtungen auseinander: weil sie aber beibrachten, was sie aus derselben Quelle geschöpft hatten, so war es, als hätten sie immer nur einen Mund besessen. In Jerusalem musste die Predigt des Evangeliums anheben, damit die Weissagung erfüllt würde (Jes. 2, 3): „Von Zion wird das Gesetz ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem.“

Sondern warteten auf die Verheißung des Vaters. Die bald darauf das Joch Christi der Welt auflegen sollten, mussten zuvor selbst an Gehorsam gewöhnt werden. Ihr Beispiel ist ein Fingerzeig für uns, dass man immer nur nach Gottes Wink ruhen oder wirken soll. Wenn unser ganzes Leben ein Dienst unter seiner Fahne und Führung ist, so muss er bei uns ein nicht geringeres Ansehen besitzen als jeder irdischer Führer in seinem Heer. Wie es also die militärische Zucht mit sich bringt, dass niemand ohne Geheiß des Führers sich regen darf, so haben auch wir nicht das Recht, eher auszuziehen oder etwas zu unternehmen, als bis der Herr das Zeichen gibt; sobald er aber zum Rückzug bläst, ziemt es uns, Ruhe zu halten. Auch daran werden wir erinnert, dass es die Hoffnung ist, in welcher wir die Gaben Gottes ergreifen. Es gilt aber, auf die Natur der Hoffnung zu achten, wie sie uns hier beschrieben wird. Das ist nicht die rechte Hoffnung, die sich vorwitzig etwas ausdenkt, sondern die sich auf Gottes Verheißung gründet. Darum erlaubt Christus den Aposteln nicht, auf etwas zu warten, was ihnen gut dünkt, sondern deutet ausdrücklich auf das, was der Vater verheißen hat. Für diese Verheißung macht er sich selbst zum Zeugen: welche ihr habt gehöret von mir. Dieselbe muss uns ja so gewiss sein, dass uns auch wider alles Anstürmen der Unterwelt die Gewissheit im Herzen feststeht, dass wir dem Herrn geglaubt haben. So sagt Paulus (2. Tim. 1, 12): „Ich weiß, an wen ich glaube.“ Übrigens ruft uns der Herr hier die Worte ins Gedächtnis zurück, welche im 14. bis 16. Kapitel des Johannes-Evangeliums aufgezeichnet stehen (14, 16. 25; 15, 26; 16, 7 f.): „Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch bleibe ewiglich.“ Auch viel früher schon hatte der Herr gesagt (Joh. 7, 38): „Wer an mich glaubt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

V. 5. Denn Johannes hat mit Wasser getauft. Damit erinnert Christus die Apostel an ein Wort aus des Johannes eignem Munde. Einige von ihnen hatten ihn selbst sagen hören, was die Evangelisten berichten (Mt. 3, 11): „Ich taufe euch mit Wasser; der aber nach mir kommt, wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Nunmehr verkündigt Christus, dass sie die Wahrheit dieser Worte selbst erfahren sollten. Übrigens trug diese Aussage nicht wenig zur Bekräftigung des Vorangehenden bei: denn sie zieht einen Schluss aus dem Wirken Christi. Johannes ward gesandt, mit Wasser zu taufen: er hat seine Aufgabe vollendet, wie es einem Knechte Gottes ziemte. Dem Sohne ward die Taufe mit dem Geist übertragen. Es bleibt also noch übrig, dass er dieses sein Amt durchführe. Es kann ja nicht sein, dass er unausgeführt lasse, was der Vater ihm aufgetragen hat, und um dessentwillen er auf die Erde herabstieg. Es scheint aber ungereimt, dass auf die sichtbare Sendung des Geistes beschränkt wird, was allgemein von der Gnadengabe der Wiedergeburt gesagt war. Indessen war jene sinnenfällige Sendung des heiligen Geistes ein Zeichen der verborgenen Gnadenkraft, welche der Herr fortwährend den Seinen einflößt. Darum ist es ganz passend, das Zeugnis des Johannes auch auf sie anzuwenden. Diese Sendung war ja auch sicherlich gleichsam eine Taufe der ganzen Gemeinde. Abgesehen davon, dass die Apostel den Geist nicht für sich persönlich, sondern zum Nutzen für alle Gläubigen empfingen, wurde dabei wie in einem Spiegel Christi die Gemeinde als ein Ganzes umfassende Gnade gezeigt, da er die Gaben seines Geistes wie mit vollen Schalen ausgoss. Gewiss tauft Christus die Auserwählten seines Vaters an jedem Tage. Dem steht aber nicht entgegen, dass er auch diesen vor andern eindrücklichen Kraftbeweis geben konnte, um die Apostel wissen zu lassen, dass sie von Johannes nur eine erste Weihe empfangen hatten, die doch nicht vergeblich war, weil die Vollendung bevorstand. Wenn man aber aus dieser Stelle und ähnlichen Aussagen den Schluss zieht, dass die Taufe des Johannes eine andere sei als die Taufe Christi, so ist dies nichtig. Denn hier soll gar nichts über die Taufe behauptet, sondern lediglich ein Vergleich zwischen den beiden Personen angestellt werden. Als Johannes sagte, dass er mit Wasser taufe, sprach er nicht davon, was seine Taufe, sondern was er selbst sei: er wollte sich nicht anmaßen, was nur Christus zusteht. So dürfen auch heute die Diener am Wort für sich selbst nichts anderes beanspruchen: die Ehre für alles das, was in der Taufe dargestellt wird, müssen sie Christus geben; für sich dürfen sie nur die äußere Verwaltung in Anspruch nehmen. Denn wenn die Taufe als ein Bad der Wiedergeburt, eine Abwaschung von Sünden, als die Gemeinschaft des Todes und Begräbnisses mit Christus und als die Einsenkung in seinen Leib gepriesen wird (Tit. 3, 5; Röm. 6, 4), so ist dabei nicht von dem die Rede, was der Mensch, der Verwalter des äußeren Zeichens, sondern vielmehr was Christus selbst schafft, der allein dem Zeichen Wirkungskraft verleiht. Diese Unterscheidung müssen wir stets festhalten, damit wir nicht Menschen einen Schmuck geben, den wir Christus geraubt hätten. Indessen kann man fragen, warum gerade Johannes und nicht sonst irgendein Mensch genannt wurde. Es geschieht dies erstlich wegen der Anknüpfung an das bekannte Wort des Johannes. Er hatte ja außerdem gesagt (Joh. 3, 30): „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“ Zudem stand er bei den Aposteln noch in solchem Ansehen, dass Christi Ehre dadurch einigermaßen verdunkelt werden konnte. Darum will Christus sie an sich allein binden, indem er erklärt, dass sie von Johannes nur eine Weihe mit dem äußeren Zeichen empfingen: zugleich will er sie doch stärken, damit sie nicht an der Verheißung zweifelten. Denn viel trauten sie dem Johannes zu: darum waren sie fest überzeugt, dass die Taufe, die sie von seiner Hand empfangen hatten, nicht ein leeres Spiel sei.

Wenn man ihre wahre und kräftige Durchführung von Christus erwarten sollte, so mussten die Apostel mit Bestimmtheit hoffen, dass jetzt vollendet werde, was Johannes sinnbildlich darstellte. So müssen auch wir überzeugt sein, dass wir nicht vergeblich von der Hand eines Menschen mit Wasser getauft wurden, weil Christus, der dies anordnete, das Seine tun wird, uns mit dem Geist zu taufen. So zieht der Glaube von dem äußeren Zeichen den Schluss auf die innere Wirkung und schreibt dabei doch dem Zeichen oder dem Diener nicht mehr zu, als sich gebührt. Denn er sieht im Zeichen die Verheißung, die Christi Sache ist, und erkennt ihn allein als den an, welcher die Gnade schenkt. Wir sollen also nach beiden Seiten Maß halten, so dass wir Christi Ehre in keinem Stück schmähen und doch die hier beschriebene Frucht von unserer Taufe erhoffen.

Dass die Apostel nicht lange nach diesen Tagen mit dem heiligen Geiste getauft werden sollen, soll ihnen frohe Hoffnung machen. So ergibt sich ja, dass man Christi Tod nicht beklagen darf, der alsbald eine so kostbare Frucht bringt. Dass die Apostel getauft werden sollen, ist übrigens eine uneigentliche Redeweise, die um des nachdrücklichen Gegensatzes willen gewählt wurde. Ähnlich hat sich einmal Paulus veranlasst gesehen, statt vom Glauben vom „Gesetz des Glaubens“ zu reden, um einen Gegensatz gegen das „Gesetz der Werke“ zu gewinnen (Röm. 3, 27).

6 Die aber, so zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du auf diese Zeit wieder aufrichten das Reich Israel? 7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat; 8 sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

V. 6. Es wird berichtet, dass die Apostel zusammengekommen waren, als die folgende Frage aufgeworfen wurde: wir sollen wissen, dass es nicht die Torheit eines einzelnen, sondern aller zugleich war, die sie aufbrachte. Freilich war es eine ganz wunderbare Ungeschicklichkeit, dass sie nach einer so vollkommenen und sorgfältigen Belehrung dreier Jahre eine Unwissenheit verraten, als hätten sie überhaupt noch kein Wort vernommen. Ihre Frage enthält so viele Irrtümer wie Worte. Sie fragen nach dem Reich, träumen aber von einem irdischen Reich, das Reichtum, Genüsse, äußeren Frieden und ähnliche Güter bringt. Indem sie ein solches schon für die gegenwärtige Zeit erwarten, wollen sie triumphieren, ehe sie gekämpft haben. Bevor sie noch eine Hand an das Werk gelegt haben, für welches sie berufen sind, wollen sie eine Frucht genießen, die nur der Mühe gebührt.

Auch darin irren sie, dass sie Christi Reich auf das Israel nach dem Fleisch beschränken, welches sich doch bis zu den äußersten Grenzen der Welt erstrecken soll. Weiter leidet die ganze Frage an dem Fehler, dass ihre Wissbegier sich nicht innerhalb der rechten Schranken hält. Ohne Zweifel war ihnen bekannt, was die Propheten von der Wiederaufrichtung des Reiches Davids geweissagt hatten; sie hatten Christus häufiger über diese Sache reden hören, die ja auch allgemein derartig geläufig war, dass in der elendesten Knechtschaft des Volkes doch jedes Gemüt durch die Hoffnung auf das zukünftige Reich sich wiederaufrichtete. Die Herstellung desselben erwartete man vom Erscheinen des Messias.

So geschah es, dass die Apostel durch das Erlebnis der Auferstehung Christi sich reizen ließen, ihre Gedanken sofort diesem letzten Ziel zuzuwenden. Dabei zeigen sie aber, wie schlechte Fortschritte sie bei ihrem so trefflichen Lehrer gemacht haben. Darum tadelt Christi kurze Antwort, wie wir sofort sehen werden, geschickt jeden einzelnen ihrer Irrtümer. Dass Christus das Reich wieder aufrichten soll, besagt, dass er es von neuem gründen möge, nachdem es zusammengebrochen und durch vielfachen Einsturz verunstaltet war. Denn aus dem dürren Wurzelstamme des Isai musste ein Zweig aufschießen, und die jämmerlich zerfallene Hütte Davids musste wiederaufgerichtet werden.

V. 7. Es gebührt euch nicht usw. Darin liegt ein Tadel der ganzen Frage. Dieselbe war ja aus falscher Neugier entsprungen, indem die Apostel zu wissen begehrten, was der Herr verbergen wollte. Rechte Weisheit aber hat das Maß, dass wir auf der einen Seite zu lernen bereit sind, soweit er mit Lehren vorangeht, auf der anderen Seite aber uns bescheiden, nicht zu wissen, was er selbst uns verhehlt. Da aber beinahe uns allen eine törichte und eitle Neugier angeboren ist, zu der sich alsbald frecher Vorwitz gesellt, so müssen wir fleißig auf diese Mahnung Christi achten, welche den doppelten Fehler bessern will. Wollen wir aber seine Meinung recht verstehen, so müssen wir die beiden Satzglieder, die er miteinander verbunden hat, zugleich festhalten.

Jesus sagt: es ist nicht eure Sache, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Er redet zwar von der Zeit; aber da es mit allen Dingen eine gleiche Bewandtnis hat, so müssen wir hier eine allgemeine Vorschrift finden: wir sollen uns an Gottes Offenbarung genügen lassen und es für ein Unrecht halten, nach weiterem zu fragen. Das ist der rechte Mittelweg zwischen zwei Abwegen. Wir sollen lernbegierig sein, soweit der himmlische Meister uns lehrt; was er aber verbergen will, soll niemand anzurühren wagen: wir sollen keine höhere Weisheit kennen als die Nüchternheit. So oft also eine törichte und übertriebene Wissbegier uns reizt, sollen wir uns Christi Wort ins Gedächtnis rufen: Es gebührt euch nicht zu wissen usw.! Dies wird gewichtig genug sein, unsern ausschweifenden Geist zu zügeln, wenn anders wir nicht wider seinen Willen und Befehl durchbrechen wollen. Was nun das Vorauswissen der Zeit angeht, so verbietet Christus nur ein solches Fragen, welches das Maß der göttlichen Offenbarung überschreitet. Wir sagten schon, dass darauf das zweite Satzglied deutet: wir sollen nicht erforschen wollen, was der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Gewiss stehen Sommer und Winter, Kälte und Hitze, gutes oder regnerisches Wetter in Gottes Hand (1. Mos. 1, 14). Weil er aber bezeugt hat, dass der Lauf der Jahre ständig sich wiederholen soll (1. Mos. 8, 22), heißt es nicht, dass er seiner Macht vorbehalten habe, war er doch eben den Menschen mitteilte. Was die Menschen durch Kunst, Unterweisung, Urteil und Erfahrung theoretisch oder praktisch erarbeiten, das hat Gott sich nicht vorbehalten, sondern gleichsam in ihre Hand gelegt. Das gleiche Urteil gilt von den Propheten. Es war ja ihre Pflicht, zu wissen, was der Herr offenbarte. Blind aber müssen wir sein bezüglich des zukünftigen Ablaufs der Dinge, soweit er uns verborgen ward. Denn nichts zieht uns mehr von unsrer Pflicht ab als ein gar zu peinliches Fragen in diesem Stück. Denn immer wollen wir unsere Pläne nach dem zukünftigen Ausgang einrichten; der Herr dagegen verhüllt uns den Ausgang und schreibt uns vielmehr vor, was zu tun nötig ist. So entsteht ein Zwiespalt, weil wir nicht gern dem Herrn überlassen, was sein ist, dass er nämlich allein den Ausgang lenke, und uns mit fremden und unzeitigen Sorgen befassen. Alles in allem will Christus dem wehren, dass wir nicht uns anmaßen, was Gott für sich beansprucht. Dazu gehört auch das Vorauswissen von solchen Dingen, die er seiner eignen Regierung in einer Weise vorbehalten hat, die unser Vermuten und unser Begriffsvermögen übersteigt.

V. 8. Ihr werdet Kraft empfangen usw. Damit legt Christus der vorwitzigen Neugier den kräftigsten Zügel an, indem er die Jünger auf Gottes Verheißung und Gebot verweist. Solche Neugier pflegt aus Müßiggang und Misstrauen geboren zu werden; dieses Misstrauen wird geheilt, wenn sich die Gedanken in die Verheißung versenken. Gottes Gebote zeigen dann, worauf wir unsern Eifer wenden sollen. Darum heißt der Herr die Jünger geduldig auf das warten, was Gott verheißen hat, und sich der Ausführung der Pflicht entgegenstrecken, die er ihnen auflegte. Dabei tadelt er ihre übergroße Eile, dass sie, die noch nicht einmal mit dem heiligen Geist beschenkt waren, etwas unzeitig vorwegnehmen wollen, was doch nur seine Gabe sein kann. Es ist doch gewiss nicht der rechte Weg, statt der Arbeit sanfte Ruhe zu suchen, wenn man zum Kriegsdienst berufen wäre. Der Hinweis darauf also, dass sie Kraft empfangen sollen, erinnert sie an ihre Schwachheit, damit sie nicht vor der Zeit Dingen nachjagen, die sie nicht erreichen können. Übrigens ist eine doppelte Übersetzung möglich. Entweder: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird,“ oder: Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch kommen wird. Ich bevorzuge die zweite Möglichkeit, welche auch deutlicher ausdrückt, dass sie solange kraftlos sind, bis der Geist über sie kommt.

Und werdet meine Zeugen sein. Dies will besagen, dass der Landmann erst arbeiten muss, ehe er Frucht empfängt. Wir sollen also unsere Blicke lieber auf den Weg richten, der zu Gottes Reich führt, als uns über den Zustand des zukünftigen Lebens gar zu feine Gedanken machen. Man streitet darüber, wie unser künftiges Leben bei Christus beschaffen sein wird, - aber man denkt nicht daran, dass wir erst mit ihm sterben müssen, um dann mit ihm zu leben. Es halte sich also ein jeder an sein gegenwärtiges Werk. Wir wollen wacker unter Christi Führung streiten, standhaft und unermüdet im Lauf unsers Berufs vorangehen: die Frucht wird Gott zu seiner Zeit schenken. Noch eine zweite Zurechtweisung enthält aber Christi Wort. Es will den Jüngern die falsche Einbildung von einem irdischen Reich austreiben, indem es ganz kurz sagt, dass das Reich in der Predigt des Evangeliums besteht. Darum sollen sie nicht von Reichtum, Genuss, äußerer Macht oder anderen irdischen Dingen träumen; sie hören ja, dass Christus seine Herrschaft ausübt, wo er durch die Lehre des Evangeliums sich die Welt untertänig macht. Daraus ergibt sich, dass er in geistlicher, nicht in weltlicher Weise herrscht. Dass aber die Apostel mit der Voraussetzung eines fleischlichen Königreichs rechneten, entsprang aus dem allgemeinen Irrtum des ganzen Volkes.

Wir dürfen uns nicht wundern, dass sie in diesem Stück sich alle durch ein Wahngebilde täuschen ließen. Denn wenn wir Gottes Reich nach unserm Sinne entwerfen, können wir nur auf rohe und irdische Gedanken kommen. Außerdem lassen wir uns wie das Vieh ganz und gar zu Dingen ziehen, die unserm Fleische bequem sind. Wir ergreifen, was vor Augen liegt. Darum sind auch die Leute zu Fall gekommen, die für das tausendjährige Reich schwärmten; alle Weissagungen, die Christi Reich anschaulich unter dem Bilde irdischer Königreiche darstellen, deuteten sie nach dem Geschmack des Fleisches, während es doch Gottes Absicht war, ihre Gedanken höher empor zu führen. Um solchen Irrtum zu meiden, wollen wir immer tiefer in die Verkündigung des Evangeliums eindringen, welches dem Reiche Christi seinen Sitz in unseren Herzen anweist.

In Jerusalem und in ganz Judäa usw. Wenn die Apostel den ganzen Erdkreis mit der Lehre des Evangeliums durchlaufen sollen, müssen sie verstehen, dass dies nicht die Arbeit eines Tages ist. Außerdem schiebt dieser Hinweis auch die falsche Meinung beiseite, welche die Jünger über Israel gefasst hatten. Ihnen schwebten allein diejenigen vor, die nach dem Fleisch von Abraham abstammten. Christus aber bezeugt, dass man auch Samarien in Angriff nehmen solle, welches ihnen körperlich sehr nahe, geistlich aber sehr fern lag. Er bezeugt weiter, dass alle anderen Gegenden, so fern und so unheilig sie sein mochten, mit dem heiligen Volk vereinigt werden und an der gleichen Gnade Teil gewinnen sollten. Wie sich die Juden von den Samaritern zurückhielten, ist bekannt (Joh. 4, 9). Jetzt aber will Christus den Zaun abbrechen, aus beiden einen Leib machen und sein Reich allenthalben errichten (Eph. 2, 14). Indem aber der Herr Jerusalem und Judäa nennt, wo die Jünger Scharen von wütenden Feinden begegnen mussten, erinnert er sie daran, dass hinreichende Mühen und Beschwerden ihrer warten; sie mögen also aufhören, von einem nahen Triumph zu träumen. Den Juden wird nun der erste Platz angewiesen, weil sie gleichsam die Erstgeborenen waren (2. Mos. 4, 22). Doch nennt der Herr unterschiedslos auch alle Heiden, die zuvor von der Hoffnung auf die Seligkeit ausgeschlossen waren. Hieraus entnehmen wir, dass die Predigt, in deren Verfolg das Evangelium auch zu uns kommen sollte (Eph. 2, 7), auf einem ausdrücklichen Befehl Christi ruht.

9 Und da er solches gesagt, ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. 10 Und als sie ihm nachsahen gen Himmel fahrend, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern, 11 welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.

V. 9. Was Christi Himmelfahrt uns nützt, mögen die Leser aus meinem „Unterricht in der christlichen Religion“ (II, 16, 8) entnehmen. Weil sie aber eins der Hauptstücke unseres Glaubens ist, wendet Lukas viel Fleiß an, sie glaubhaft zu machen. Ja, der Herr selbst wollte sie über jeden Zweifel hinausrücken, indem er so öffentlich in den Himmel emporstieg und auch durch sonstige Umstände die Gewissheit seines Aufstiegs bezeugte. Denn, wäre er heimlich verschwunden, so hätten die Jünger erschreckt und in Zweifel gestoßen werden müssen. Nun aber sehen sie den, in dessen Umgang sie standen, den sie soeben noch reden hörten, in die Höhe emporsteigen; sie begleiten ihn mit ihren Augen und sehen, wie die Wolke ihn wegnimmt: so brauchen sie nicht zu zweifeln, wohin er gegangen ist. Außerdem sind Engel zur Stelle, die durch ihr Zeugnis dies bekräftigen. Die Geschichte musste aber um unsertwillen so genau aufgezeichnet werden, damit wir wissen, dass der Sohn Gottes im Himmel lebt, wenn er auch jetzt nirgend mehr in der Welt erscheint. Dass aber eine Wolke ihn den Blicken entzog, noch ehe er in die himmlische Herrlichkeit einging, ist geschehen, damit die Jünger sich innerhalb ihrer Schranke halten und nicht weiter forschen sollten. Auch wir sollen uns mit ihnen belehren lassen, dass unser Scharfsinn nicht ausreicht, zur Höhe der Herrlichkeit Christi emporzusteigen. Die Wolke soll eine Schranke sein, die unsere Kühnheit zurückhält, gleichwie unter dem Gesetz die Rauchsäule, welche den Eingang der Stiftshütte erfüllte.

V. 10. Zwei Männer. So werden die Engel um ihrer Gestalt willen genannt. Mochten sie, worüber ich nach keiner Richtung hin etwas behaupten will, wirklich mit menschlichen Leibern bekleidet gewesen sein, so waren sie doch ganz sicher keine Menschen. Weil aber diese Ausdrucksweise in der heiligen Schrift, besonders im ersten Buch Mose, häufig vorkommt, halte ich mich nicht länger dabei auf. Weiße Kleider sind das Zeichen seltener und beachtenswerter Würde. Dadurch wollte Gott die Engel von der Schar der Menschen auszeichnen und die Aufmerksamkeit der Jünger für ihre Rede wecken. Auch wir sollen heute noch daraus abnehmen, dass diese ihre Schauung göttlichen Ursprungs war.

V. 11. Ihr Männer von Galiläa. Auch dies musste die Aufmerksamkeit erregen, dass sie als Unbekannte und niemals gesehene Leute von den Engeln wie Bekannte angesprochen werden. Ungerecht scheint aber die tadelnde Frage: Was stehet ihr und sehet gen Himmel? Denn an welcher passenderen Stelle sollte man Christus suchen? Weist uns die Schrift nicht immer wieder dorthin? Aber nicht darum werden die Jünger getadelt, dass sie ihre Augen aufheben, sondern dass sie mit ihren Augen Christus suchen, obwohl doch die soeben zwischengeschobene Wolke allen Sinnen des Körpers verbieten wollte, nach ihm zu forschen. Zum andern, dass sie auf eine baldige Rückkehr hofften, um Jesu Anblick wieder zu genießen, während er doch auffuhr, um im Himmel zu bleiben, bis er zum zweiten Male als Richter der Welt erscheinen wird. Darum sollen wir aus dieser Stelle lernen, dass man Christus sowohl im Himmel als auf Erden nur im Glauben suchen und nicht auf eine körperliche Gegenwart rechnen darf, mit der er bei uns in der Welt weilen sollte. Wer sich an solche Dinge hält, wird sich nur immer weiter von ihm entfernen. So wird die Verwunderung der Jünger nicht schlechthin getadelt, sondern nur, weil sie sich durch die Neuheit der Sache bestürzt machen ließen, wie wir ja oft zur Größe der Werke Gottes uns in unüberlegter Stimmung hingezogen fühlen, aber uns nicht Mühe geben, ihren Zweck zu erwägen.

Dieser Jesus usw. Der Satz hat zwei Glieder. Zuerst wird gesagt, dass Jesus aufgenommen ist gen Himmel; so soll man ihn nicht mit törichtem Wunsch wieder auf die Erde zurückziehen. Zum Trost wird aber sofort das andere hinzugefügt: er wird zum zweiten Mal kommen. Aus diesen beiden verbundenen Stücken und aus jedem einzelnen besonders lässt sich ein unwiderleglicher Beweis wider die Papisten und jeden andern entnehmen, der von einer fleischlichen Gegenwart Christi in den Zeichen des Brotes und Weines träumt. Denn wenn Christus in den Himmel aufgenommen ward, haben wir doch gewiss an eine örtliche Entfernung zu denken. Freilich wird das Wort „Himmel“ in verschiedenem Sinne gebraucht: bald für die Luft, bald für den ganzen oberen Weltenraum, bald für Gottes herrliches Reich, in welchem Gottes Majestät ihren eigentlichen Sitz hat, obwohl sie die ganze Welt erfüllt. Unter diesem Gesichtspunkt sagt Paulus (Eph. 4, 10), dass Christus über alle Himmel aufgefahren sei: denn er ist erhaben über die Welt und nimmt an jener Stätte seliger Unsterblichkeit die oberste Stufe ein, ragt über alle Engel empor, deren Haupt er ist. Damit stimmt dennoch zusammen, dass er sich von uns entfernt hat; und eben die Erinnerung an den Himmel deutet auf sein Scheiden aus der Welt. Darum wollen die Engel der Sehnsucht nach einer fleischlichen Gegenwart entgegenwirken und kündigen an, dass man Christus vor seiner zweiten Ankunft körperlich nicht wieder erwarten darf. Diesem Schluss glaubt man sich freilich in spitzfindiger Weise entziehen zu können, indem man sagt: dann werde Christus in sichtbarer Gestalt erscheinen, jetzt aber komme er täglich unsichtbar. Indessen ist von der Gestalt hier keine Rede: die Apostel werden lediglich daran erinnert, dass man Christus im Himmel lassen muss, bis er am letzten Tage erscheinen wird. Das Begehren nach seiner körperlichen Gegenwart wird als töricht und verkehrt verurteilt. Denn dass man ihm einen unbegrenzten Leib zuschreibt, ist ein alberner und verwerflicher Traum. Bei alledem bekenne ich mit Freudigkeit, dass Christus zum Himmel aufgestiegen ist, um alles zu erfüllen; er durchdringt aber allem mit der Kraft seines Geistes, nicht mit der Substanz seines Fleisches. Ich bekenne des Weiteren, dass er im Wort und in den Sakramenten uns gegenwärtig ist; ohne Zweifel wird auch seines Fleisches und Blutes teilhaftig, wer die Zeichen derselben im Glauben empfängt. Aber diese Gemeinschaft ist etwas ganz anderes, als was die Papisten träumen.

Indem Christus uns im heiligen Mahle das Brot darreicht, lockt er uns aufwärts zum Himmel, damit wir durch den Glauben Leben aus seinem Fleisch und Blut schöpfen. Wenn sein Fleisch uns lebendig machen soll, so wird es nicht etwa in uns übergeführt, sondern lässt durch verborgenes Wirken des heiligen Geistes seine Kraft in uns ausstrahlen.

Wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren. Ich sagte schon, dass dieser tröstliche Hinweis auf Christi Wiederkunft die Traurigkeit über seinen Abschied lindern, ja ganz vertreiben soll. Denn zugleich müssen wir an den Zweck der Wiederkunft denken; Christus wird als Erlöser erscheinen, der uns zu sich in die selige Unsterblichkeit nimmt. So kann allein das Harren auf ihn die unzeitige Sehnsucht unseres Fleisches zähmen, in allen Widrigkeiten unsere Geduld aufrecht halten und unsern Überdruss heilen. Diese Wirkung ergibt sich bei den Gläubigen, die Christi als ihres Erlösers gewiss sind; den Gottlosen erweckt der Gedanke an seine Wiederkunft nur das Gefühl des Schreckens und Entsetzens. Mögen sie dabei jetzt spotten; sie werden ihn, über dessen Worte sie sich jetzt erhaben dünken, dereinst als Richter auf seinem Stuhle sehen müssen.

12 Da wandten sie um gen Jerusalem von dem Berge, der da heißet Ölberg, welcher ist nahe bei Jerusalem, und liegt einen Sabbatweg davon. 13 Und als sie hineinkamen, stiegen sie auf den Söller, da denn sich aufhielten Petrus und Jakobus, Johannes und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon Zelotes und Judas, des Jakobus Sohn. 14 Diese alle waren stets beieinander einmütig mit Beten und Flehen samt den Weibern und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

Im Übergang zu einer andern Geschichte wird erzählt, dass die Jünger nach ihrer Rückkehr nach Jerusalem in einem einzigen Gemach beisammen waren. Ein Söller war ein Obergemach, welches man an Fremde zu vermieten pflegte, während der Besitzer des Hauses den unteren, bequemeren Teil für sich behielt. So deutet Lukas mit diesem Worte an, dass die Jünger auf einen engen Raum zusammengedrängt waren. Und doch veranlasste sie diese Unbequemlichkeit nicht, sich voneinander zu trennen. Sie hätten ja dann viel bequemer leben können; aber es wäre doch nicht recht gewesen, vor Empfang des heiligen Geistes auseinander zu gehen. Die genaue Angabe der Entfernung lässt die Geschichte umso glaubwürdiger erscheinen. Ein Sabbatweg betrug 2000 Schritte; dies stimmt zusammen mit der Angabe des Johannes (11, 18), dass Jerusalem von Bethanien 15 Stadien entfernt war, was ungefähr 1900 Schritte ausmacht. Und der Ölberg lag seitwärts von Bethanien. Das Gesetz enthielt keine Anordnung über den Sabbatweg, sondern nur über die Sabbatruhe; aber weil die Juden sich nicht leicht von ihren Geschäften am Sabbat abhalten ließen - wie denn der Herr klagt, dass sie Lasten durch die Tore trugen (Jer. 17, 24) - so wird man anzunehmen haben, dass zur Einschränkung dieser frechen Willkür eine allgemeine Versammlung von Priestern oder Schriftgelehrten die betreffende Verordnung gab.

Da denn sich aufhielten usw. Die Meinung wird nicht sein, dass sie dort wohnten, sondern dass sie sich dieses gemieteten Raumes bedienten, sich zu versammeln, bis der heilige Geist käme. Dass die Papisten den Primat des Petrus damit begründen wollen, dass er hier an erster Stelle unter den Aposteln genannt wird, ist lächerlich. Gewiss war er der erste unter den Zwölfen, aber darum doch nicht der ganzen Welt. Wollte man solchen Schluss darauf gründen, dass sein Name im Apostelverzeichnis zuerst genannt wird, so könnte ich umgekehrt auch den Schluss ziehen, den sie gewiss nicht zulassen würden, dass die Mutter Christi die geringste unter den Weibern sei, weil sie hier an letzter Stelle steht. Doch lassen wir dies und achten lieber auf die Absicht des Lukas. Da die Jünger schmählich von Christus geflohen und auseinander gelaufen waren, wohin einen jeden seine Furcht trieb, so hätten sie um dieser feigen Fahnenflucht willen verdient, ihre Ehrenstellung zu verlieren. Damit wir also wissen, dass sie unter des Herrn Leitung wieder gesammelt und zu ihrer Stufe wieder erhoben wurden, verzeichnet Lukas den Namen jedes einzelnen.

V. 14. Samt den Weibern. Ich möchte fast übersetzen: samt ihren Weibern. Denn wenn nach dem Zeugnis des Paulus (1. Kor. 9, 5) die Apostel später von ihren Ehefrauen begleitet waren, so ist nicht wahrscheinlich, dass sie sich gerade jetzt von ihnen getrennt hätten. Es war ja viel leichter, an einem Orte mit ihnen ruhig zu bleiben, als auf der Reise fortwährend den Ort zu wechseln. Sollten die Apostel, da sie die nahe Ankunft des Geistes erwarteten, ihre Frauen von der Teilnahme an solch großem Gut ausgeschlossen haben? Das Weib des Petrus sollte alsbald seine Gehilfin werden; ebenso wird es mit den übrigen gewesen sein. Dazu bedurften jene Frauen heroische Stärke und Beständigkeit, um nicht zu ermatten. Sollte man glauben, dass die Männer sie dahinten gelassen hätten, als sie auf die Kraft des Geistes warteten? Will man also an Weiber ganz allgemein denken, so scheint es mir doch vernünftig, die Eheweiber darunter wenigstens mitzubefassen. Wie dem auch sei, Lukas will daran erinnern, welche Umwandlung zum Besseren die Herzen erfahren hatten. Waren vorher die Männer voll Furcht geflohen, so haben sich jetzt mit ihnen auch die Weiber gesammelt und fürchten keine Gefahr. Auch die Mutter Jesu war unter ihnen, von der wir doch wissen (Joh. 19, 27), dass Johannes sie zu sich in sein Haus genommen hatte. Aber wir hörten ja, dass sie nur für kurze Zeit sich sammelten. Später sind sie ohne Zweifel auseinander gegangen. Zu den Brüdern rechneten die Hebräer bekanntlich alle Verwandten.

Diese alle waren beieinander. Diese Beschreibung zeigt, wie ihre Seele auf die Erwartung des Geistes gespannt war. Denn ihr Beten zielte eben darauf, dass Christus seinen Geist senden möge, wie er verheißen hatte. Ein echter Glaube ist also nur der, der uns zur Anrufung Gottes reizt. Die Gewissheit des Glaubens ist ja ganz etwas anderes als Sorglosigkeit. Der Herr macht uns nicht dazu seiner Gnade gewiss, damit unsere Seele sich in stumpfe Gleichgültigkeit verliere, sondern damit er sie zu eifrigem Gebet treibe. Das Beten ist auch nicht ein Anzeichen des Zweifels, sondern vielmehr ein Zeugnis der Zuversicht. Wir erbitten ja vom Herrn, er möge auf unser Gebet hin schenken, was er, wie wir sicher wissen, uns verheißen hat.

So sollen auch wir nach dem Beispiel der Jünger am Gebet anhalten, um täglich neuen Zufluss des Geistes zu empfangen. Zufluss sage ich; denn mit den Erstlingen müssen wir bereits beschenkt sein, um überhaupt beten zu können. Denn nur der Geist, der nicht nur die Worte uns eingibt, sondern auch die Stimmung des Herzens lenkt (Röm. 8, 26), kann uns in rechter Weise beten lehren. Im Übrigen weist Lukas noch auf zwei Stücke hin, die zum rechten Beten gehören: sie trieben es stets und einmütig. Es war dies eine Übung ihrer Geduld, dass Christus sie eine Zeitlang in gespannter Erwartung hielt, obwohl er ihnen den Geist sofort hätte senden können. So lässt uns Gott oft warten und müde werden, um uns zum Ausharren zu erziehen. Überstürzung im Gebet ist sündhaft und schädlich; wir sollen uns nicht wundern, wenn der Herr züchtigend gegen sie einschreitet. Wollen wir nicht vergeblich beten, so dürfen wir uns durch keinen Verzug ermüden lassen. Was sodann die Einmütigkeit angeht, so steht sie im Gegensatz zu der Zerstreuung, wie sie die Furcht herbeigeführt hatte. Doch können wir hier auch ganz im Allgemeinen lernen, wie nötig sie beim Beten ist. Lehrt doch auch Christus den einzelnen für den ganzen Körper und gleichsam im Namen der Gesamtheit beten: Unser Vater, gib uns usw. Woher anders kommt diese Einigkeit der Zungen als von dem einen Geist? Wenn darum Paulus Juden und Heiden einen Fingerzeig zum rechten Beten geben will (Röm. 15, 5 f.), so bringt er allen Streit zum Schweigen, damit wir „einmütiglich mit einem Munde“ Gott loben. Sicherlich ist es so: sollen wir Gott als Vater anrufen, so müssen wir Brüder sein und brüderlich zusammenstimmen.

15 Und in den Tagen trat auf Petrus unter die Jünger und sprach (es war aber eine Schar zuhauf bei hundertundzwanzig Namen): 16 Ihr Männer und Brüder, es musste die Schrift erfüllet werden, welche zuvorgesagt hat der heilige Geist durch den Mund Davids von Judas, der ein Vorgänger war derer, die Jesum singen; 17 denn er war mit uns gezählet, und hatte dies Amt mit uns überkommen. 18 (Dieser hat gewonnen den Acker um den ungerechten Lohn, und ist abgestürzt und mitten entzwei geborsten, und all sein Eingeweide ausgeschüttet. 19 Und es ist kundgeworden allen, die zu Jerusalem wohnen, also dass derselbige Acker genannt wird auf ihre Sprache: Hakeldama, das ist, ein Blutacker.) 20 Denn es stehet geschrieben im Psalmbuch: „Seine Behausung müsse wüste werden, und sei niemand, der drinnen wohne“, und: „Sein Bistum empfahe ein andrer.“ 21 So muss nun einer unter diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, welche der Herr Jesus unter uns ist aus und ein gegangen, 22 von der Taufe des Johannes an bis auf den Tag, da er von uns genommen ist, ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden.

V. 15. An die Stelle des Judas musste Matthias gesetzt werden, damit es nicht scheine, als sei durch die Untreue eines einzigen Menschen zusammengestürzt und umgerissen, was Christus einmal verordnet hatte. Es hatte ja seinen guten Sinn, dass er gleich im Anfang zwölf Männer als die ersten Verkündiger seines Evangeliums erwählte. Wenn er verkündet, dass sie die zwölf Stämme Israels richten sollen (Mt. 19, 28), so erkennt man die Absicht, dass sie die über den ganzen Erdkreis zerstreuten Stämme Israels zur Einheit des Glaubens sammeln sollten. Nachdem aber die Juden die ihnen angebotene Gnade verachtet hatten, musste das Israel Gottes auch aus allen Heiden gesammelt werden. Es handelt sich also gleichsam um eine heilige Zahl; wäre dieselbe durch das Verbrechen des Judas vermindert worden, so würde auch die Predigt des Evangeliums bis zur Stunde an Glaubwürdigkeit verloren haben; sie hätte ja ihren Lauf, sozusagen, mit Hinken begonnen. Obwohl also Judas an seinem Teil Christi Einsetzung schädigte, blieb sie doch fest und unverletzt bestehen. Er selbst ging zugrunde, wie er es verdiente; das Amt der Apostel aber blieb unversehrt.

Bei hundertundzwanzig Namen. Gemeint werden nicht bloß die Männer sein, unter deren Namen die Weiber mitbegriffen wurden, sondern alle einzelnen Häupter oder, wie man sagt, Seelen. Die Zahlenangabe will ausdrücken, dass damals alle versammelt waren, die sich sonst auch wohl entfernten, als Petrus seine Ansprache hielt. Da es sich um eine ernste Sache handelte, trat auf Petrus, nachdem man die ganze Gemeinschaft berufen hatte.

V. 16. Es musste die Schrift erfüllet werden. Daran erinnert Petrus, damit niemand sich durch den schrecklichen Fall des Judas beirren lasse. Denn es schien ein schwerer Anstoß, dass ein Mann, den Christus zu einem so herrlichen Amt ausgesondert, sofort bei Beginn seines Laufes so schmählich zu Fall kam. So ist es auch für uns allezeit nützlich, dass wir den Weissagungen der Schrift die Ehre geben und sie zur Stillung unserer Unruhe bei unerwarteten Zufällen dienen lassen. Denn nichts verwirrt uns schlimmer, als wenn wir bei den eigenen Gedanken hängen bleiben und uns dadurch selbst Anstöße schaffen. Der Herr seinerseits wäre bereit, sie zu heben, wenn nur dies eine uns feststände, dass nichts widersinnig sein kann, was er vorausgesehen, beschlossen und sogar vorausgesagt hat, um uns zu stärken. Indessen wird Judas nicht etwa schuldlos, weil sein Falle geweissagt war; denn er fiel nicht durch Antrieb der Weissagung, sondern durch die Bosheit seines Herzens. Die Rede des Petrus hat nun zwei Glieder. Zuerst begegnet er dem Anstoß, der frommen Gemütern aus dem Sturz des Judas erwachsen konnte; ja er zieht die mahnende Folgerung, dass die übrigen lernen sollen, den Herrn zu fürchten. Zum andern schlägt er vor, was noch übrig bleibt, dass nämlich ein anderer an seine Stelle gewählt werde. Beides bekräftigt er mit einem Schriftzeugnis.

Welche zuvorgesagt hat der heilige Geist. Es dient zur Verstärkung des Ansehens der heiligen Schrift, wenn wir durch derartige Wendungen daran erinnert werden, dass David und alle Propheten unter ausschließlicher Leitung des Geistes redeten, dass nicht sie die Urheber ihrer Weissagungen sind, sondern der Geist, der sich ihrer Zunge als seines Werkzeugs bediente. Da unsere Gleichgültigkeit der Schrift die schuldige Ehrfurcht oft verweigert, so sollten wir fleißig solche Wendungen uns einprägen und uns an sie halten, damit wir zur Stärkung unseres Glaubens immer wieder die Autorität Gottes uns vergegenwärtigen.

V. 17. Denn er war mit uns gezählet usw. Aus diesem Hinweis folgt, dass der Organismus verstümmelt sein würde, wenn dies eine Glied fehlte. Freilich war es eine erstaunliche Sache, dass er von der erhabenen Ehrenstufe, zu welcher Christus ihn erhoben hatte, in solches Verderben herabgestürzt wurde. Dieser Umstand macht sein Verbrechen besonders schrecklich und mahnt die übrigen, sich zu hüten und zu fürchten. Ohne Zweifel war die Erinnerung an Judas den Jüngern traurig und bitter. Aber absichtlich spricht Petrus von seinem erhabenen Amt, damit man umso ernstlicher und sorgfältiger Abhilfe schaffe.

V. 18. Dieser hat usw. Wahrscheinlich hat Lukas diese Erzählung über das Ende des Judas eingefügt; ich habe sie darum in Klammern gesetzt, damit sie sich von der Predigt des Petrus abhebe. Denn wie hätte Petrus selbst dazu kommen sollen, den Jüngern eine bekannte Sache vorzutragen? Auch passt in seinen Mund nicht die Übertragung aus der hebräischen Sprache in die griechische (V. 19). Damit also die Worte des Petrus den Lesern, welche die Tatsache noch nicht kannten, nicht undurchsichtig blieben, hat Lukas seinerseits die Sätze über den Tod des Judas zwischengeschoben. Dass Judas den Acker gewonnen hat, will nicht besagen, dass er selbst ihn kaufte; er wurde ja erst nach seinem Tode gekauft (Mt. 27, 7). Vielmehr war die Meinung des Lukas, dass diese Begräbnisstätte mit dem Merkmal ewiger Schande, welche Judas nun hatte oder bekam, der Lohn für sein treuloses Verbrechen war. Um die dreißig Silberlinge hat er eigentlich nicht Christus, sondern sein apostolisches Amt verkauft. Das Geld konnte er nicht behalten, sondern nur den Acker. Weiter geschah es durch Gottes wunderbare Vorsehung, dass der im Volk geläufige Name Blutacker ein öffentliches Denkmal der Schande für die Priester wurde, die unschuldiges Blut von dem Verräter gekauft hatten. Lukas, der selbst ein Grieche war, sagt, dass die Hebräer den Acker auf ihre Sprache nannten: Hakeldama.

V. 20. Denn es stehet geschrieben im Psalmbuch. Die Autorität der Schrift muss den Anstoß heben, den sonst der Hingang des Judas bereitet hätte. Es scheint aber, als wäre die Stelle aus dem 69. Psalm (V. 26) gewaltsam umgedeutet; denn David redet in der Mehrzahl und flucht nicht einem Menschen, sondern seinen Feinden. Wie konnte Petrus dies auf Judas beziehen? Es diene zur Antwort, dass was David dort von sich selbst sagt, die Lage des Reiches Christi beschreiben will. Jener Psalm entwirft ein allgemein gültiges Bild der ganzen Gottesgemeinde, welche ja der Leib des Sohnes Gottes ist. Darum musste sein Inhalt am Haupte selbst erfüllt werden, von welcher Erfüllung die Evangelisten nun berichten. Wenn also David auch die ganze Gemeinde mit befasst, so macht er doch den Anfang mit dem Haupt, beschreibt also vornehmlich, was Christus von den Gottlosen leiden sollte. Lehrt uns doch Paulus (Kol. 1, 24), dass alle Leiden der Heiligen zu den Trübsalen Christi gehören und auf deren vollständige Durchführung abzielen. Sicherlich hat David, oder vielmehr der Geist Gottes, der durch seinen Mund die ganze Gemeinde lehren wollte, diese Verknüpfung beobachtet. Was aber die Verfolger Christi im allgemeinen tun, wird mit Recht auf ihren Anführer übertragen, dessen gottloses Verbrechen ebenso hervorragt, wie seine Strafe handgreiflich und denkwürdig sein muss. Sollte man aber wiederum einwenden, dass der Psalm verwünschende Gebete, nicht Weissagungen enthält, dass also Petrus vergeblich schließt, er müsse erfüllt werden, so ist die Antwort leicht. Denn David ließ sich nicht durch sündhafte, fleischliche Stimmung zum Rachegebet treiben, sondern durch den Geist. Was er unter seiner Anregung betete, hat also das Gewicht einer Weissagung; denn der Geist erbittet nur, was Gott zu leisten bei sich beschlossen hat, und was er auch uns versprechen will.

Sein Bistum, d. h. sein Aufsichtsamt, empfahe ein anderer. Das Gebet geht nicht bloß dahin, dass dem Gottlosen sein Leben, sondern dass ihm auch seine Ehre genommen werde (Ps. 109, 8), und damit die Strafe verdoppelt erscheint, soll ein anderer an seine Stelle treten. Zwischen den Zeilen können wir auch lesen, dass der bundbrüchige und verbrecherische Mensch, von dem die Rede ist, nicht dem gemeinen Volk angehört, sondern mit einer Würde begabt ist, aus der er doch herausfallen wird. Übrigens können wir aus dieser Stelle lernen, dass den Gottlosen ihre Verfolgung der Gemeinde Gottes nicht ungestraft hingehen wird. Denn solch unglückliches Ende wartet ihrer aller.

V. 21. So muss nun usw. Weil sich die Jünger mit dem Aufbau der Gemeinde betraut wussten, zieht Petrus mit Recht den Schluss, dass sie auszuführen haben, was sie als dem Herrn wohlgefällig erkannten. Da Gott unseren Dienst gebrauchen will, seine Gemeinde zu regieren, so dürfen wir nicht säumen, wacker durchzuführen, was im Bereiche unseres Amtes liegt, sobald wir über Gottes Willen gewiss geworden sind. Indem nun Petrus von der Wahl eines Apostels spricht, erklärt er, dass ein solcher ein Zeuge der Auferstehung Christi sein müsse. Es gehört also zum Dienst eines Apostels unweigerlich die Verkündigung des Evangeliums. Petrus fordert zudem, um die Glaubwürdigkeit zu vermehren, Augenzeugenschaft, wie auch Johannes von sich sagt (19, 35): „Der das gesehen hat, der hat es bezeugt.“ Dabei bindet doch Petrus sich und seine Amtsgenossen an die Notwendigkeit des Lehrens, wenn er sie zu Herolden der Auferstehung Christi macht. Die Auferstehung nennt er, nicht als sollten sie von ihr allein zeugen, sondern erstlich, weil unter ihr die Predigt vom Tode Christi mitbegriffen ist; sodann haben wir an ihr das Ziel und die Vollendung unserer Erlösung.

Sie zieht auch Christi himmlisches Reich und sein mächtiges Geisteswalten nach sich, mit welchem er die Seinen schützt, Recht und Gerechtigkeit schafft, seine Ordnung aufrichtet und auf der andern Seite die Herrschaft der Sünde zerbricht, sowie alle Feinde der Gemeinde niederschlägt. Wir sollen also wissen, dass der Hinweis auf die Auferstehung keineswegs ausschließt, was notwendig mit ihr zusammenhängt. Sie wird vor den anderen Stücken genannt, weil sie das Hauptstück des Evangeliums ist, wie auch Paulus lehrt (1. Kor. 15, 17). Aber waren nur die Apostel Zeugen der Auferstehung? Hatten nicht auch die andern Jünger den gleichen Auftrag? Petrus will aber die Apostel nur besonders ehren, weil sie zunächst mit der Ausrichtung dieser Botschaft betraut waren; sie standen jedoch nicht allein, sondern nur an der Spitze.

Von der Taufe des Johannes an. Dies deutet auf den Zeitpunkt, in welchem Christus zuerst der Welt sich bekannt gab, nachdem er ungefähr bis zum dreißigsten Jahre als ein Privatmann im Verborgenen lebte. Denn er wollte sich nur insoweit erkennen lassen, als es für unser Heil nützlich war. Als der Zeitpunkt kam, das ihm vom Vater auferlegte Amt anzutreten, trat er wie ein neuer und soeben geborener Mensch auf. Hier kann jedermann ersehen, wie sehr dies zur Zügelung unserer Neugier dient.

Sicherlich hätte das ganze Leben Christi ein bewundernswürdiger Spiegel mehr als vollendeter Vollkommenheit sein können; aber er wollte den größten Teil seines Lebens verhüllen und verdecken, um uns bei der Versenkung in das festzuhalten, was zu erkennen unerlässlich ist. Wer sollte nun wagen, über Christus hinauszuschweifen, da er selbst sich zur Erbauung unseres Glaubens nur in bestimmter Beschränkung zu erkennen gibt? Dass der zu wählende Apostel mit den Jüngern aus und ein gegangen sein soll, besagt, dass er mit ihnen in Lebensgemeinschaft gestanden haben muss. In diesem Sinne heißt es von den Bewohnern einer Stadt, dass sie durch ihre Tore aus und ein gehen, - wie auch Jesus sagt (Joh. 10, 9): „So jemand durch mich eingeht, der wird ein und aus gehen und Weide finden.“

23 Und sie stelleten zwei, Joseph, genannt Barsabas, mit dem Zunamen Just, und Matthias, 24 beteten und sprachen: Herr, aller Herzen Kündiger, zeige an, welchen du erwählet hast unter diesen zweien, 25 dass einer empfahe diesen Dienst und Apostelamt, davon Judas abgewichen ist, dass er hinginge an seinen Ort. 26 Und sie warfen das Los über sie; und das Los fiel auf Matthias; und er ward zugeordnet zu den elf Aposteln.

V. 23. Und sie stelleten zwei. Da nur ein Ersatzmann für Judas zu bestellen war, lässt sich fragen, warum sie zwei ins Auge fassen. Waren die beiden etwa in einem Grade gleichwertig, dass sie nicht unterscheiden konnten, wer geeigneter wäre? Vielmehr wurde das Los angewandt, um kundzutun und zu bezeugen, dass Matthias nicht durch menschliche Stimmen erwählt, sondern durch göttliches Urteil eingesetzt ward. Denn darin unterscheiden sich die Apostel von den Pastoren, dass sie göttlich berufen werden mussten, während diese einfach von der Gemeinde gewählt werden. Unter diesem Gesichtspunkt bekräftigt Paulus im Eingang des Galaterbriefes, dass er ein Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch Menschen sei. Entsprechend der einzigartigen Würde des Amtes ziemte es sich also bei der Wahl des Matthias, dass man dem Herrn das oberste Urteil überließ, wenn auch Menschen dabei das Ihre taten. Christus hatte die anderen durch seinen Ruf bestimmt. Wäre nun Matthias nur durch menschliche Wahl in ihren Kreis eingetreten, so hätte er eine geringere Autorität besessen. So ergab sich der Ausweg, dass die Jünger ihre trefflichsten Leute dem Herrn anboten, er selbst aber für sich annahm, den er als den Geeignetsten erkannte. So verkündet Gott durch den Ausfall des Loses, dass ihm Matthias als Apostel angenehm ist. Doch scheint es vorwitzig und verkehrt, dass die Jünger eine so wichtige Sache dem Los anvertrauen.

Welche Gewissheit konnte dies bieten? Ich antworte, dass sie nur unter Antrieb des Geistes zum Los ihre Zuflucht nahmen. Wenn dies Lukas auch nicht ausdrücklich sagt, so will er doch den Jüngern nicht etwa Eigenmächtigkeit vorwerfen; da er vielmehr erzählt, dass Gott diese Wahl als rechtmäßig anerkannte, so zweifle ich nicht, dass sie diesen Weg unter der Leitung des heiligen Geistes betraten.

V. 24. Beteten und sprachen usw. Das Gebet wird nicht wörtlich, sondern nur in seinem Hauptinhalt mitgeteilt; weil beide Männer ein bewährtes Leben führten, ja sich durch Heiligkeit und andere Tugenden auszeichneten, so bitten die Jünger, dass Gott, der allein die Rechtschaffenheit des Herzens kennt, auf die es doch vor allem ankommt, ans Licht bringe, was Menschen verborgen ist. So haben wir auch heute zu bitten, wenn es sich um eine Pastorenwahl handelt. Gewiss sind nicht immer zwei statt eines aufzustellen; da wir aber nur zu leicht der Täuschung unterliegen und die Unterscheidung der Geister eine Gabe des Herrn ist, so müssen wir immer Gott bitten, er möge uns zeigen, wen er zum Diener haben will, und unsre Überlegungen leiten. Wir können hier auch entnehmen, dass bei der Wahl von Pastoren das stärkste Gewicht auf ein unbescholtenes Leben fallen muss, ohne welches Bildung, Beredsamkeit und alle sonst erdenklichen Vorzüge in Rauch aufgehen.

V. 25. Diesen Dienst und Apostelamt. Weil das Wort „Dienst“ einen geringen Klang hat, wird das „Apostelamt“ hinzugefügt, welches würdiger lautet. Nach einem der Schrift geläufigen Sprachgebrauch ließe sich vielleicht am klarsten sagen: „Dienst des Apostelamts.“ Ohne Zweifel will Lukas neben der Last auch auf die Ehre des Amtes hinweisen, um demselben Ehrfurcht und Ansehen zu verschaffen; zugleich aber will er daran erinnern, dass die Apostel zu einer arbeitsreichen Aufgabe berufen werden.

V. 26. Und sie warfen das Los. Die Leute, die jedes Losen für Unrecht halten, haben zum Teil keine Erfahrung, zum Teil fassen sie nicht, was der Name besagt. Es gibt ja nichts, was nicht menschliche Eitelkeit und Frechheit verderben könnte. So ist es auch geschehen, dass man das Los in abergläubischer Weise missbrauchte. Aus dem Lose zu wahrsagen, ist ja vollkommen teuflisch. Wenn aber Beamte ihre Arbeitsgebiete, oder Geschwister ihr Erbe auslosen, so ist dies eine erlaubte Sache. Dies bezeugt Salomo deutlich, indem er dem Herrn den Ausgang zuschreibt (Spr. 16, 33): „Los wird geworfen in den Schoß; aber es fällt, wie der Herr will.“ Um des Missbrauchs willen wird diese Einrichtung an sich nicht verwerflicher als die echte Sternkunde durch die eitle Sterndeuterei.

Das Los fiel auf Matthias. So geschah, was niemand erwartete; denn aus dem Vorangehenden lässt sich schließen, dass man ihn hinter den andern zurückstellte. Erstlich stellte man den Joseph, genannt Barsabas, an die Spitze; zum andern deutet auch dieser Doppelname auf eine besondere Schätzung. Barsabas heißt: Sohn des Schwurs oder des Friedens; so wird er genannt worden sein, weil er ein Beispiel unanfechtbarer Zuverlässigkeit oder aber ein sanfter und bescheidener Geist war. Er also war nach Menschenurteil der erste; aber Gott hat ihm den Matthias vorgezogen. Ein Fingerzeig, dass wir uns nicht rühmen dürfen, wenn uns die Meinung der Menschen bis zum Himmel erhebt und ihre Stimmen uns die höchsten Vorzüge zusprechen; vielmehr soll dies unsre Sorge sein, dass wir uns dem Herrn empfehlen, der allein der zuständige Richter ist, durch dessen Urteil wir stehen oder fallen. Auch dies lässt sich oft beobachten, dass Gott Leute übergeht, die in den Augen der Menschen hervorragen, um jeden Stolz des Fleisches niederzuschlagen.

Dass Matthias zu den elf Aposteln zugeordnet ward, wehrt allem Verdacht ab, als hätte man mit dem Losen vorwitzig gehandelt. Die Gemeinde nahm den, auf welchen das Los gefallen war, als den von Gott Erwählten an.

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