Calvin, Jean – Hiob 37, 14 – 20.

Calvin, Jean – Hiob 37, 14 – 20.

14) Merke auf diese Dinge, Hiob! Steh still und betrachte Gottes Wunder! 15) Weißt du, wie ihnen Gott ein Gesetz aufgelegt hat und wie er die Klarheit seiner Wolke leuchten lässt? 16) Kennst du den Abstand der Wolken und die Wunder dessen, der vollkommen an Wissen ist? 17) Weißt du, wie es kommt, dass deine Kleider warm werden, wenn der Wind von Mittag weht? 18) Warst du bei ihm, den Himmel auszubreiten, der fest steht wie ein Spiegel aus Metall? 19) Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn nichts kann man ihm richtig sagen um der Finsternis willen. 20) Wenn du redest, wer wird´s ihm erzählen? Und wenn´s ihm einer sagt, wird er nicht verschlungen werden?

Wenn wir wüssten, wie wunderbar Gottes Werke sind, so würde sich jeder die größte Mühe geben, sie zu betrachten, selbst bei seinem noch so schwachen und geringen Verständnis. Aber was geschieht? Wir halten uns für klug genug, um in einem Augenblick alles zu erfassen, was da zu sehen ist; dabei aber schätzen wir Gottes Werke längst nicht so, wie sie es verdienen, es sind uns alltägliche und alt gewohnte Dinge, und wir gehen gedankenlos daran vorüber. Darum mögen wir wohl auf unsern Text achten.

Elihu sagt einmal: Betrachte Gottes Wunder! Und sodann: Steh still! Denn unser Verstand ist viel zu blöde, um auf den ersten Blick die Dinge richtig zu erkennen. Darum wird uns ausdrücklich befohlen: Merke auf diese Dinge! Denn die Augen bleiben uns verschlossen, bis wir in die Schule Gottes kommen.

Sooft es sich um die Erkenntnis der Werke Gottes handelt, müssen wir unsere Sinne zu ihrer Anbetung erheben, oder vielmehr zur Anbetung der unendlichen Weisheit, Kraft und Gerechtigkeit Gottes, die in ihnen in die Erscheinung treten. Wer ohne Ehrerbietung an die Werke Gottes herantritt, der ist undankbar und schändet das Heilige. Doch müssen wir uns nicht für so klug halten, als könnten wir alles in einem Augenblick erkennen. Haben wir eine Zeitlang in der Welt gelebt und sind gleichsam noch Lehrlinge, so sollen wir den Mut nicht sinken lassen, wenn wir noch nicht alles so begreifen, wie es zu wünschen wäre, sondern unser Bemühen fortsetzen; denn es ist schon viel, wenn wir zeitlebens an den Wundern lernen, die in den Werken Gottes enthalten sind. Gewiss, wir müssen immer weiterkommen, und wenn uns gesagt wird: Stehet still! so ist das nicht so gemeint, als müssten wir uns müßigen Spekulationen hingeben; denn der Gedanke an Gott darf uns nicht hindern an seinem Dienst. Im Gegenteil, je mehr einer sich der Betrachtung der Werke Gottes ergibt, umso mehr soll ihm das ein Anreiz sein, die Pflicht des Gehorsams zu erfüllen, ja, gerade das soll ihn immer weitertreiben. Eben die, die in Betrachtung der Werke Gottes versunken stehen bleiben, die treten einen Schritt zurück, um besser springen zu können. Denn dieses Betrachten bewahrt uns davor, mit unsern Gedanken hin und her zu schweifen. Wer immer in Unruhe hin und her rennt, wird Arm und Bein brechen, aber kaum weiterkommen, weil er den geraden Weg nicht innehält. Wir müssen bei den Werken Gottes stillstehen und uns in Schranken halten, damit wir uns nicht ins Maßlose verlieren. Dabei aber haben wir uns um die Erfüllung des Willens Gottes zu bemühen; denn das ist unser Ziel.

Weil wir aber von Natur weder Klugheit noch Verstand besitzen, sind wir darauf angewiesen, auf Gott zu lauschen; denn es ist sein Amt, uns auf das aufmerksam zu machen, was wir an seinen Werken zu betrachten haben, um Gewinn daraus zu ziehen. Nun haben zwar die Heiden über die Geheimnisse der Natur gelehrte Disputationen gehalten, und es ist ihnen gleichsam nichts verborgen geblieben; aber das geschah nur zu ihrem Vergnügen und hat sie nicht zu Gott geführt. Nein, solche Art Weisheit ist nur ein verworrener Abgrund. Denn was ist das für ein Undank, wenn die Menschen bei all ihrem sorgsamen Durchforschen der Werke Gottes an den Schöpfer überhaupt nicht denken und nichts nach ihm fragen? Auch ihnen hat Gott Verstand gegeben, aber weil sie die Stimme Gottes nicht gehört und sein Wort nicht gehabt haben, um sich auf den rechten Weg führen zu lassen, darum sind sie auf dem Wege zusammengebrochen. Denn die Hauptsache wäre doch gewesen, sich Gott zu unterwerfen und seine Herrlichkeit zu betrachten, die aus allen seinen Werken herausleuchtet – das aber haben sie nicht getan. Wenn wir diese großen Philosophen reden hören, sie hätten alles das erkannt, was doch unbegreiflich ist, so sind sie uns nur ein Spiegel der Blindheit, bis sie Gott in seine Schule nimmt. Sind wir etwa klüger als sie? Keineswegs, aber das sehen wir deutlich, dass sie von Gott keine Ahnung haben.

Nun fährt Elihu fort: Weißt du, wie ihnen Gott ein Gesetz aufgelegt hat? Auch die Heiden, die noch etwas guten Samen der Religion behalten haben, haben wohl gewusst, dass Gott die Welt erschaffen hat, aber sie haben nichts begriffen von seiner Vorsehung, die alle Dinge erhält, so dass jetzt alles, was durch seine Kraft erschaffen ist, durch seine Güte, Weisheit und Gerechtigkeit seinen Bestand hat. Das haben die Heiden nicht erkannt. Darum lasst uns an dem festhalten, was unsere Stelle sagt; es stimmt überein mit dem Wort unseres Herrn Jesus Christus: „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch“ (Joh 5, 17).

So sammeln sich denn auch nicht die Wolken von ungefähr in der Luft, auch bringt sie die Erden nicht hervor, sondern Gott ist es, der alles leitet, der auch dem Sonnenschein und Regen Gesetz und Ordnung gibt. Auch diese Kreaturen werden im geheimen bewegt von dem, der alles regiert und über allem ist. Alles wird nach Gottes Willen regiert, aber in uns sitzt der grobe Unverstand. Wenn deshalb die Dinge das Maß unseres Verständnisses übersteigen, so dürfen wir nicht meinen, das sei nicht der Rede wert, sondern müssen aufmerken. Gott wird uns zeigen, was uns verborgen und unbekannt ist; wir haben nicht nach unserm Verstande darüber zu urteilen; denn unser Verstand ist ein schrecklicher Wirrwarr, wenn er sich Gott uns seinem Wort nicht unterwerfen kann.

Können wir aber über die sichtbaren Dinge dieser Welt nicht urteilen, ohne dass uns Gott durch seinen Heiligen Geist erleuchtet und uns durch sein Wort leitet, wie wird es dann erst mit dem ewigen Himmelreich Gottes werden, das doch unvergleichlich höher ist als alles, wovon wir hier reden!

Wir sind nicht imstande, über das zu urteilen, was diese Welt angeht, die doch sichtbar und vergänglich ist – wie sollte dann unser Urteil heranreichen an das geistliche Reich Gottes? Müssen wir da nicht zu Schanden werden? Wir müssen also auf alle Weise lernen, demütig und bescheiden zu werden. Und wollen wir zunehmen im Verständnis der Dinge, die unsere Seligkeit angehen, so müssen wir vor allem daran denken: Wir sind nicht fähig, etwas zu wissen, was uns nicht Gott gelehrt hat; darum müssen wir uns ihm ergeben und uns von seinem Worte leiten lassen.

Dabei redet Elihu von dem, was man sehen kann und dessen Ursache uns gleichwohl unbegreiflich ist. Gewiss, man kann wohl dies und das darüber sagen, aber am Ende kommt alles darauf hinaus: Die Wunder Gottes sind viel zu hoch für uns. Weißt du, wie es kommt, dass deine Kleider warm werden, wenn der Wind vom Mittag weht? Warst du bei Gott, den Himmel auszubreiten, der fest steht wie ein Spiegel aus Metall? Kannst du die unermessliche Gotteskraft begreifen, die in allen diesen Dingen sichtbar wird? Gewiss, Kälte und Hitze haben ihre natürlichen Ursachen, aber deshalb können wir doch nicht sagen, dass wir begriffen, was es für eine Bewandtnis damit habe. Endlich steht man doch immer wieder vor der verborgenen Gotteskraft. Was ist es doch für eine Hoffart, sich so frech an Gott heranzumachen und mit ihm disputieren zu wollen! Man will Gott eine Lektion aufgeben, wie einem Schulkind, hat tausend Entschuldigungen und Ausflüchte gegen ihn; was er tut, darüber murrt man und lässt sich merken, dass man recht unzufrieden mit ihm ist – was für eine Vermessenheit! Was für ein teuflischer Stolz!

Sooft wir dem natürlichen Geschehen etwas von Gottes Gedanken und er Art seines Wirkens erkennen, sooft wir seine Gerechtigkeit, Kraft und Weisheit wahrnehmen, müssen wir daraus den Schluss ziehen: Wir begreifen noch lange nicht alles, ja nicht den hundertsten Teil; es ist schon viel, wenn wir eine schwache Ahnung davon haben und auch nur soviel davon schmecken, wie man mit der äußersten Zungenspitze lecken kann; aber selbst das wird uns nur dann zuteil, wenn es uns von oben geschenkt wird. Und dabei dient alles, was wir an Erkenntnis haben, doch nur dazu, uns die Stumpfheit unseres Begriffsvermögens spüren zu lassen! So werden wir demütig vor Gott; wenn wir erst unser Unvermögen kennen, dann verlangen wir auch nach Unterricht und immer größerer Einsicht. Dabei aber lasst uns unermüdlich der Betrachtung der Werke Gottes unser Bemühen zuwenden; auch schon das Geringste, was wir davon lernen und schmecken, bedeutet für uns einen ganz unermesslichen Schatz; denn wenn wir dieser Betrachtung unser ganzes Leben widmen, so ist es schon viel, wenn wir bis zur Mitte des Weges gelangt sind, ehe Gott uns gänzlich zu sich versammelt. Das gilt von der Hitze, von der unser Text redet, es gilt auch von dem Kunstwerk, das wir am Himmel sehen, der einem metallischen Spiegel gleicht und dennoch bis in die Unendlichkeit sich dehnt – o was muss das für ein wunderbarer Werkmeister sein!

Sodann heißt es weiter: Zeige uns, was wir ihm sagen sollen; denn nichts kann man ihm richtig sagen um der Finsternis willen. Elihu spottet über Hiob, aber dieser Spott trifft uns alle: Wer sich untersteht, Gott dreinzureden und den Mund wider ihn aufzureißen, der muss uns erst zeigen, wie man mit Gott reden soll und was man ihm denn vorbringen kann, wenn man ihm beweisen möchte, dass an ihm und seinen Werken etwas auszusetzen ist. Es ist, als wollte der Heilige Geist sagen: Es wird doch wohl keiner unter euch so übermütig und vermessen sein, an den Werken Gottes etwas verbessern zu wollen! Wie vermessen doch alle Menschen sind! Keinem kann Gott es recht machen, und wenn wir nur könnten, wir wollten schon jeder sein Teil dazu tun! „Warum ist dies gerade so gemacht!“ Kurzum, es gäbe ein schreckliches Durcheinander, wollte Gott auf unsere Wünsche hören uns sich ihnen anbequemen. Aber das kommt nur von unserm teuflischen Hochmut her, dass wir so weise sein wollen, als könnten wir an dem, was Gott tut, herumnörgeln. Das ist die Hoffart, über die der Heilige Geist spottet: Wenn sich denn jeder wirklich für einen solchen Meister hält, dann zeigt uns doch, wie man mit Gott reden muss! Und wenn ihr zu ihm kommt und sagt ihm: Siehe, ich möchte dies und das gern so haben – nun, dann müsst ihr doch einen Grund vorbringen! Und was wird das für ein Grund sein, den ihr Gott vorbringen könntet? Ja, wenn die Menschen mit Gott und seinen Werken unzufrieden sind, so verrennen sie sich in immer törichtere Gedanken. Wie können wir uns denn überhaupt die Freiheit nehmen, so trotzig gegen ihn aufzutreten, immer mit unsern Widersprüchen und Einwendungen zu kommen und alles besser wissen zu wollen? Den Mut können wir doch nur haben, wenn wir gar nicht an seine Majestät denken! Denn bei jedem Gedanken daran müssten wir doch zittern und beben. Ja, es geschieht nicht ohne Grund, dass der Heilige Geist uns vor Gott stellt: Nun heraus mit der Sprache und knurre nicht immer nur hinter seinem Rücken! Du machst es immer wie ein armer Tropf mit einem verständigen und angesehenen Manne, mit dessen Tun er nicht zufrieden ist: er findet allerlei an ihm auszusetzen, aber er wagt es ihm nicht ins Gesicht zu sagen, er knurrt und murrt immer vor sich hin und schimpft über ihn, ohne dass er´s hört, und wenn er dann bei seinesgleichen ist, dann speit er alle seine Gedanken aus. Geradeso machen wir´s mit Gott: so viel Mut haben wir nicht, dass wir in seiner Gegenwart das Maul wider ihn aufzureißen wagten – davor schaudert doch schon natürliches Empfinden zurück, uns gegen unsern Schöpfer aufzulehnen -, dabei aber sind wir unverschämt genug, im geheimen gegen ihn zu murren und zu knurren und dies und das an ihm auszusetzen! Nein, sooft wir in Versuchung kommen, an Gottes Handeln Kritik zu üben, wollen wir an dies Wort des Elihu denken: Zeige uns, was wir ihm sagen sollen! Was sollen wir ihm denn sagen? An welchem Ende sollen wir anfangen? Dann werden wir schon den Mund halten, dann werden wir unsere törichten Gedanken schon für uns behalten.

Und nun wird uns noch deutlicher gesagt, was für Dummköpfe wir sind: Nichts kann man ihm richtig sagen um der Finsternis willen! So völlig sind wir eingehüllt in lauter Dunkelheit, dass wir nicht die Hand vor Augen sehen können. „Gott wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann“ (1. Tim 6, 16). Ein sterblicher Mensch kann nur sehen, wenn die Sonne scheint; wenn ein Mensch am hellen Mittag einhergeht, so kann er seinen Weg wohl sehen; wenn er etwas unternehmen will, so zeigt ihm das Mittagslicht Weg und Richtung an, und wenn er seine Äcker besichtigen will, so braucht er nur seine Augen aufzumachen. Davon aber ist Gott nicht abhängig: er wohnt in einem so großen, unendlichen Licht, dass ihm nichts verborgen ist; alles liegt vor seinen Augen offen, bei ihm ist keine Vergangenheit noch Zukunft, er dringt in die tiefsten Abgründe ein. Und da wollten wir ihm eine Lektion aufgeben, die wir mitten in der Finsternis wohnen? Das wäre gerade, als wenn einer in einem dunklen Keller eingesperrt wäre, wo er keinen Schimmer von Licht sieht, und er wollte dann zu einem andern sagen: Du machst alles verkehrt! Kann auch ein Blinder einem andern den Weg zeigen und ihm sagen: Du bist auf ganz verkehrtem Wege, du siehst gar nicht, was du tust!? Vergleichen wir uns einmal mit Gott, dann ist es doch ganz sicher: Die Blinden sind wir; er aber sieht nicht, wie Menschen sehen, er sieht wahrlich besser als wir! Ist es dann aber nicht der ungeheuerliche Wahnsinn, wenn wir uns unterstehen, ihm zu widersprechen und zu meinen, wir wüssten alles besser? Das ist hier gemeint mit der „Finsternis“.

Was ist das aber für eine unendliche Güte von unserm Gott, dass er uns mitten in der Finsternis durch sein Wort erleuchtet! Wir haben ja kein volles und ganzes Verständnis davon, wie er die Welt erschaffen hat, verstehen auch nicht, wie er bis auf den heutigen Tag noch wirkt; aber soviel uns heilsam ist, lässt er uns in seine Gedanken hineinschauen. Darum heißt es auch von der Weisheit Gottes: „Der Herr hat mich gehabt im Anfang seiner Wege“ (Spr 8, 22); die Weisheit hat ihm Gesellschaft geleistet, als er die Welt aufbaute, da er die Berge hoch und die Täler niedrig machte, da er die Ordnung aufrichtete, die wir noch heute wahrnehmen. Aber daneben heißt es auch von der Weisheit: „Ich war der Werkmeister bei ihm und hatte meine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit und spielte auf seinem Erdboden, und meine Lust ist bei den Menschenkindern“ (Spr 8, 30.31). Wenn also die Weisheit Gottes, die doch an sich unbegreiflich ist, bekennt, es sei ihr Vergnügen und ihre Lust, bei uns zu wohnen und ganz freundlich mit uns umzugehen, ist das nicht Trost genug für uns, und müssen wir dann nicht wacker sein, immer tiefer einzudringen in das, was Gott uns offenbart, natürlich immer in der Nüchternheit und Bescheidenheit, die nichts mehr wissen will, als was er uns lehrt, und immer nur ihn verherrlichen und ihm das Lob spenden möchte, das ihm zukommt?

Endlich aber heißt es: Wenn du redest, wer wird´s ihm erzählen? Und wenns ihm einer sagt, wird er nicht verschlungen werden? Alle unsere frechen und leichtfertigen Reden gegen Gott, all die vermessenen Gedanken, die wir in unserm Hirn ausbrüten, sind wie ein Murmeln im Winkel; Gott aber gibt sich gar nicht die Mühe, auf unsere Reden zu hören. Nein, damit haben wir bei Gott kein Glück, denn wer wird´s ihm erzählen? Es ist, wie ein Bettler über einen großen König spricht: Der König sollte besser aufpassen, er müsste es so und so machen! Ja, mein lieber Freund, da musst du dir einen Boten suchen, der ihm deinen guten Rat übermittelt! Ja, wenn ein armer Bettler so über seinen König spräche, so würde jedermann sich über ihn lustig machen! Aber vielmehr Grund hätten wir, über unsere eigene Torheit lustig zu machen, wenn wir uns unterfangen, so leichtfertig über Gott und seine Werke zu reden!

Wir sitzen hier unten auf der Erde und machen großes Geschwätz, aber dabei sind wir wie die Frösche; die können auch mächtig quaken in ihren Sümpfen und Löchern, aber wir gehen vorüber, und niemand regt sich darüber auf. Gerade so ist es mit den Reden, die die Menschen halten – es ist keine Vernunft darin. Sie können nur stammeln und schwatzen, und dabei meinen sie noch, Gott werde dazu schweigen und werde alles tun, wie sie es begehren. Nein, sooft wir das Maul wider Gott aufreißen, haben wir kein Glück damit, alle unsere Reden verfliegen in der Luft und verschwinden wie Rauch. Dabei aber fallen unsere Worte nicht einfach auf die Erde, sondern werden zu unserer schrecklichen Schande und großen Schmach ins Register eingetragen. Wenn nun unsere Hoffart so groß ist, dass wir wider Gott zu murren wagen, so kommen alle solche Gotteslästerungen auf unsere Rechnung und bleiben nicht ungestraft. Nein, wir mögen unsere Zunge auch so wetzen, bis sie sticht und in die Luft schneidet, Gott bleibt genau, wie er ist, und er braucht sich überhaupt nicht die Mühe zu machen, uns darauf zu antworten oder gar vor uns zu entschuldigen – das ist vollkommen überflüssig! Wollen wir mit Gott reden, so muss das mit solcher Ehrerbietung geschehen, dass unser Reden auf das Lob Gottes ausgerichtet ist und dass Gott es annehmen kann. Das wird uns aber nur gelingen, wenn er unsere Zungen gereinigt hat und wir nichts aussprechen, als was aus seinem Wort hervorgeht und was wir in seiner Schule gelernt haben.

Elihu schließt mit den Worten: Und wenn´s ihm einer sagt, wird er nicht verschlungen werden? Das ist also das schmähliche Los derer, die sich unterstehen, sich gegen Gott aufzulehnen und an seinen Werken etwas auszusetzen finden: sie werden verschlungen. Schon vor seiner Majestät müssen alle Kreaturen erzittern – wie wird´s ihnen erst gehen, wenn sie offen Rebellion machen? Vor einem einzigen Blick unseres Gottes zerschmelzen Berge und Felsen, das Meer gerät in Bewegung, und die Erde versinkt in den Abgrund, wenn es ihm gefällt. Und dabei findet sich doch bei allen diesen Kreaturen nicht die geringste Widerspenstigkeit. Aber der Mensch, der nichts ist als eine Handvoll Asche, der will wider seinen Schöpfer streiten – und dabei am Leben bleiben! Die ganze Welt ist unter Gottes Hand, und sie geht dennoch unter, und das arme Würmlein Mensch will Gott schweigen gebieten? Und nicht das allein, nein, er will Gott sogar seine Ehre rauben; Gott soll nicht mehr als gerecht und weise gelten, wie es ihm doch zusteht! Ach, müssen wir denn nicht mehr als blind sein, wenn wir es wagen, mit solcher Frechheit gegen ihn aufzutreten? Lassen wir so unser Gegacker gegen Gott laut werden, so rennen wir in unser Verderben und legen es darauf an, verschlungen zu werden.

Möchten wir unter der Hand und Hut unseres Gottes bleiben, dann müssen wir uns unter ihn demütig beugen, damit er sich uns offenbare und uns darnach die Gnade verleihe, allezeit einen bescheidenen Wandel zu führen und immer daran zu denken, dass wir ihm Ehre schuldig sind. Sind wir ihm aber Ehre schuldig, so müssen wir uns ihm auch völlig unterwerfen. Dann können wir uns auch zu unserm Gott nahen, ohne das schreckliche Feuer seines Zornes fürchten zu müssen; dann wird er uns eine Erquickung sein, und seine Gnade erhält uns. Ja, kommen wir zu ihm in aller Demut, ohne uns zu weit vorzuwagen im Fragen nach ihm und seinen Werken, dann wird es uns gelingen. So müssen wir uns denn genügen lassen an seinem Wort. Ihm steht es zu, uns die Hand zu reichen, uns aber, zu gehen, wie er uns führt.

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