Nr. 581 (C. R. – 2958)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (581).

Im neunundsechzigsten Lebensjahr beschloss Farel zu heiraten und verlobte sich mit Marie Torel, der Tochter seiner Haushälterin, einer Witwe aus Rouen. Er war zur Besprechung dieser und anderer Sachen kürzlich in Genf gewesen. Francois de Cherpont war Schulmeister in Neuchatel.

Farels Verlobung.

Da ich dir bereits mündlich gesagt habe, dass ich zu deiner Hochzeit oder Verlobung nicht kommen werde, da es weder möglich ist, noch mir nützlich schien, so wundert es mich, was die erneute Einladung will. So gern ich deinen Wunsch erfüllte, so geht es doch aus manchen Gründen nicht. Du weißt, Macard ist noch fort, Raymond und ein andrer Kollege liegen krank; wir sind kaum genug, die Amtslast zu tragen. Ich könnte tatsächlich nicht fort, ohne dass einige Predigten ausfallen müssten. Auch gäbe mir der Rat unter solchen Umständen überhaupt keinen längeren Urlaub. Dass ich sonst reisebereit wäre und dir nicht unrecht tun will, weißt du zur Genüge; aber während jetzt noch alles im Reinen ist, würde mein Kommen den böswilligen Leuten gleich ein Anlass werden, Übles zu reden, und ich glaube, du handelst nicht klug, mich herbeizurufen, und von mir wäre es unbedacht, dir zu folgen. Hättest du doch meinen Rat befolgt und gleich nach deiner Rückkehr von Genf die Verlobung schleunigst veröffentlicht! Durch den Aufschub hast du zweifellos viel heimlichem Geschwätz Stoff geboten, das nachher noch frei losbrechen wird. Denn wenn du meinst, die Sache sei noch ganz unbekannt, so täuschest du dich sehr. Der Pfarrer von Bonneville wusste es neulich bereits, als de Collonges dort durchkam. Du musst wissen, dass viele, die dir gegenüber schweigen, heimlich davon flüstern. So habe ich, als ich die Sache abgeschlossen wähnte, meinen Kollegen gesagt, sie sollten, was sie darüber hörten, ruhig berichtigen, dabei sie aber gebeten, es nicht selbst weiter zu verbreiten. Als neulich Joinvilliers auf meine Bitte von Cherpont herausbringen wollte, wie man das Ereignis in Neuchatel aufnehme, geschahs, weil ich wünschte, meine Angst einigermaßen zu mindern. Der Schreiber selbst wusste nicht, was das bedeutete; ich aber war der Meinung, es sei alles bereits in Ordnung.

Dass du die Metzer Angelegenheit offenkundig betreibst, ist meines Erachtens nicht ratsam. Die Gründe dafür habe ich im Brief nach Metz, den dir der Bote hoffentlich gezeigt hat, auseinandergesetzt. Obschon ich Pierre Alexandre nicht für ganz geeignet halte, so musste ich ihn doch nennen. Ob jetzt für diese Angelegenheit just die beste Zeit ist, weiß ich nicht, da es heißt, der neue Kaiser drohe den Protestanten, weil sie kein Geld zum Türkenkrieg lieferten. Doch wird man etwas tun müssen, ihre Kräfte zu stärken; denn sie werden vielleicht bedroht.

[12. September 1558.]

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