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Bunyan, John - Die Gnade

Bunyan, John - Die Gnade

Sünde ist es, zu verzweifeln, ehe man den Fuß über die Schwelle der Hölle gesetzt hat. Die, welche sich dort befinden, mögen verzweifeln; aber du hast keinen Grund dazu. Wie! am Brot verzweifeln in einem Lande, das Kornes die Fülle hat! an der Gnade verzweifeln, wenn unser Gott voller Gnade ist! an der Gnade verzweifeln, wenn Gott umhergeht und durch seine Diener alle Sünder bittet, sich versöhnen zu lassen mit Gott (2. Cor. 5,18-20)!

Obgleich die Menschen zu Christus gezogen werden durch die Macht des Vaters, so äußert sich diese Macht durch die Anwendung von Mitteln; und diese Mittel sind verschiedener Art, bald diese, bald jene; denn Gott ist frei zu wirken, wodurch und wann und wie er will. Doch mögen die Mittel sein, welche sie wollen, und so verächtlich als sie immer sein mögen, dennoch kann Gott, der das Licht aus der Finsterniß hervorleuchten läßt, auch das Schwache stark machen; er kann - ja er wirkt oftmals durch sehr unscheinbare Mittel die Bekehrung und das Heil seines Volkes. - Darum ihr, die ihr zu Christo gekommen seid, und zwar durch unscheinbare Mittel, steht still, verwundert euch, und indem ihr euch verwundert, so preiset die allmächtige Kraft, deren Mittel wirksam gemacht worden sind, um euch zu Christo zu bringen.

Ich habe welche gekannt, welche hingegangen waren, das Wort Gottes predigen zu hören, gegen ihren Willen; Andere sind hingegangen, nicht um zu hören, sondern um zu sehen und sich sehen zu lassen, ja, um zu kritisieren und zu spotten; Einige auch um Augenlust zu treiben. Und doch hat Gott sich dieser Dinge bedient, und selbst der gottlosen Vorsätze der Sünder, um sie unter den Einfluß der Gnade zu bringen, um ihre Seelen zu retten.

Hast du nicht manchmal so zu sagen die Wärme seiner Flügel empfunden, welche deine Seele beschatteten, - eine Wärme, welche dir gleichsam einen Feuerblick auf deinen Geist gab, wie die Strahlen der Sonne einen Blick auf deinen Körper werfen, wenn sie mit einem Mal aus einer Wolke bricht, obschon auf der Stelle Alles vorbei ist? Wohl, alles dies ist die gütige Hand deines Gottes, und es ist über dich gekommen, dich zu bewegen und willig zu machen, zu kommen, auf daß du zuletzt mögest gerettet werden.

Aus wie vielen Todesgefahren sind manche gerettet worden vor ihrer Bekehrung? Einige sind gefallen in die See, Einige in Flüsse, Einige in die Hände der Menschen. Ja, Einige sind gerechter Weise gefangen genommen und verurtheilt worden, wie der Schächer am Kreuz. Aber sie durften nicht sterben, ehe sie bekehrt waren. Sie waren bewahrt worden in Christo, und endlich doch berufen zur Seligkeit.

Unter Menschen erwartet man, daß der, welcher sich vergangen hat, der Erste sei, welcher Frieden zu machen suche: aber, Sünder, zwischen Gott und dem Menschen verhält es sich nicht so: nicht daß wir Gott geliebt oder auserkoren hätten, sondern „Gott hat in Christo die Welt mit sich selber versöhnt und hat ihnen ihre Sünden nicht zugerechnet.“ Gott ist der Erste, der Frieden sucht, und bittweise ladet er durch seine Diener die Menschen ein: „als wenn Gott durch uns bäte, so bitten wir an Christi statt: lasset euch versöhnen mit Gott.“

Da ist ein Mann, der hasset Gott, lästert seinen Namen, verachtet sein Dasein, ja er sagt: es ist kein Gott. Und doch gibt ihm Gott, den er so behandelt, sein Frühstück, sein Mittag- und Nachtessen, kleidet ihn gut, und wenn die Nacht kommt, so hat Er ein Bette für ihn und gibt ihm gute Ruhe; Er segnet sein Feld, sein Getreide, sein Vieh, seine Kinder, und erhebt ihn auf eine hohe Stelle. Ja, und dies thut unser Gott, nicht nur einmal oder zweimal, sondern bis diese Uebertreter alt werden. Seine Langmuth erstreckt sich so weit, Jahr um Jahr, auf daß wir von Ihm lernen möchten, wohl zu thun, ohne Dank und Vergeltung zu erwarten.

(Gnadenzeit). Alle seine Gnadenrufe und alle Verhärtungen des Sünders merkt sich Gott, schreibt sie nieder und versiegelt sie auf die kommende Zeit, und wird sie an's Licht bringen und ausbreiten vor ihm und sagen: Ich habe gerufen, und du hast dich geweigert; Ich habe meine Hand ausgestreckt und Niemand hat darauf geachtet; Ich habe Langmuth geübt und die ganze Zeit hindurch hast du mich gering geschätzt; und nun ist die Zeit und meine Geduld und Langmuth und meine tragende Liebe zu Ende. Deshalb will Ich mich nun erheben und zum Gericht kommen, das Ich gesetzt habe.

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