Beste, Wilhelm - Wegweiser zum inneren Frieden - 16. Missverständnis der Liebe Gottes.

Beste, Wilhelm - Wegweiser zum inneren Frieden - 16. Missverständnis der Liebe Gottes.

Eine alles Feste aufweichende und alles Starke durch Verwässerung abschwächende und auflösende Zeitströmung hat die arme Christenheit dahin irre geleitet, sich die Liebe Gottes als eine gutmütige, schwachsinnige, gesinnungslose Nachsicht vorzustellen.

Die Majestät Gottes erbleicht vor den Augen der Menschenkinder. Geheiligt werde, o Gott, Dein Name wie im Himmel, also auch auf Erden. Aber von dem Preise des himmlischen Lobgesanges „heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, „der da war und der da ist und der da kommt1)“ hallt kein Nachklang in den Herzen der Menschen. Der liebe Gott ist immerdar in ihrem Munde; aber von seiner Heiligkeit werden sie nicht durchschauert. Sie hören nicht auf das Wort: „Gott ist ein rechter Richter und ein Gott, der täglich dräut. Will man sich nicht bekehren, so hat er sein Schwert gewetzt und seinen Bogen gespannt und zielt; und hat darauf gelegt tödliches Geschoss; seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben2).“ Es ist keine Gottesfurcht mehr in diesem Geschlechte. Und doch kann sich der Liebe Gottes nur getrösten, wer Ihn fürchtet. Die heilige Schrift ist von dieser Wahrheit voll. In die mildesten Tröstungen des Wortes Gottes ist ihr strenger Ernst verflochten. Betrachte den erhabenen Preis der göttlichen Güte, den der 103. Psalm anstimmt; da kannst du drei Mal ihre ernste Stimme hören. „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte!“ Das ist die sanfte Verheißung dieses Psalms. Aber überhöre nicht die strenge Bedingung: „So hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über Die, so ihn fürchten!“ Vernimm es, o Seele, „über Die, so ihn fürchten.“ „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über Die, so ihn fürchten.“ Vernimm es, o Seele, „über Die, so ihn fürchten.“ „Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über Die, so ihn fürchten.“ Vernimm es, o Seele, „über Die, so ihn fürchten!“

Lausche dem Lobgesange der begnadetsten aller Jungfrauen. Der von der Liebe Gottes entzückten unterlässt der heilige Geist nicht, einzugeben den Gedanken an der Gnade Bedingung, und indem sie singt: „Seine Barmherzigkeit währt immer für und für!“ muss sie hinzufügen: „bei Denen, die ihn fürchten3).“

Und hörst du nicht aus dem Munde deines Heilands das Wort: „Fürchtet euch nicht vor Denen, die den Leib töten und die Seele nicht mögen töten. Fürchtet euch aber vielmehr vor Dem, der Leib und Seele verderben mag in die Hölle!4)

Siehe, der Gott der Bibel ist ein anderer Gott, als der deine, welchen du dir gestaltet hast nach dem Bilde des schwachen Eli, der nicht einmal sauer zu seiner Kinder Sünden sah5).

Nur zu Denen, die Ihn fürchten, spricht Er, wie der Engel zu den Hirten auf Bethlehems Fluren: „Fürchtet euch nicht.“ Nur wer Gott fürchtet, hat Nichts zu fürchten. O lasst uns bitten um die Gnade, „durch welche wir sollen Gott dienen, ihm zu gefallen, mit Zucht und Furcht; denn unser Gott ist ein verzehrend Feuer6).“

1)
Offenb. 4, 8.
2)
Ps. 7, 12-14.
3)
Luk. 1, 50.
4)
Matth. 10, 28.
5)
1 Sam. 3, 13.
6)
Hebr. 12, 28. 29.
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