Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXV. Von der Kraftlosigkeit des menschlichen Willens zu guten Werken ohne die Gnade.
So habe ich dir nun allerdings mein Bekenntnis getan, o HErr, mein Gott, der Du bist das Lob meines Lebens, die Kraft meines Heils! Ich verließ mich etwa auf meine Kraft, die doch keine Kraft war; und da ich mir hatte vorgenommen also zu laufen, da ich dünkte am festesten stehen zu bleiben, da bin ich am Meisten gefallen, und bin also mehr hinter, denn vor mich gekommen und das ich zu erlangen meinte, ist je Länger je mehr von mir gewichen. Nachdem ich nun durch viele dergleichen Dinge meine Kräfte also versuche, erkenne ich allererst, dass du mich erleuchtet hast; denn was ich am Meisten durch mich fest ausrichten zu können glaubte, das habe ich allezeit am Wenigsten tun können. Denn ich sagte: Ich will dies tun, ich will jenes vollbringen, und ich tat weder dies noch jenes. War der Wille da, so fehlte das Vermögen, weil ich mich auf meine Kräfte verließ.
Nun aber bekenne ich Dir, o HErr, mein Gott, Vater Himmels und der Erden, dass Niemand Etwas vermöge aus eigener Kraft, dessen sich der törichte Vorsatz alles Fleisches vor Dir zu rühmen hätte. Denn es steht nicht in des Menschen Gewalt, also zu wollen, dass er's auch tun könnte, oder zu vermögen, was er will, oder zu wissen, was er wollen und tun könne; ja viel mehr werden der Menschen Tritte von Dir geleitet, der Menschen, sage ich, die da bekennen, dass sie nicht von sich selbst, sondern von Dir geleitet werden. Deshalb bitten wir Dich ganz inbrünstig nach Deiner grundlosen Barmherzigkeit, Du HErr, wollest erhalten, was Du geschaffen hast. Denn so Du willst, kannst Du uns erhalten und selig machen und in Deinem Willen stehet die Kraft unseres Heils! - Amen.