Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXIV. Unser Heil aus GOtt!

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXIV. Unser Heil aus GOtt!

Ich aber als Deiner Hände Werk will Dir Dank sagen in Deiner Furcht; denn ich verlasse mich nicht auf meinen Bogen und mein Schwert kann mir nicht helfen, sondern Deine Rechte, Dein Arm und das Licht Deines Angesichts. Sonst müsste ich verzweifeln; aber Du bist meine Hoffnung, der Du mich erschaffen hast, und verlässt die nicht, so auf Dich hoffen. Denn Du, unser HErr und GOtt, bist sanftmütig und geduldig und in Erbarmung ordnest Du alle Dinge. Sündigen wir, so sind wir Dein, sündigen wir nicht, so sind wir auch Dein, denn wir sind in Deiner Rechnung! Wir sind alle mit einander wie ein Blatt und ist ein eitel Ding um alle lebendige Menschen, und unser Leben ist ein Wind auf Erden. Ach wolle doch nicht zürnen, wenn wir Deine Unmündigen fallen, denn Du, o HErr unser GOtt, weißt wohl, was für ein Gemächte wir sind.

Willst Du nun, der Du ein an Stärke unermesslicher GOtt bist, wider ein fliegendes, vom Winde verwehtes Blatt Deine Macht beweisen und einen dürren Halm verfolgen? Willst Du, Du ewiger König Israels, einen toten Hund verdammen? willst Du einen Floh1) verdammen? O HErr, wir haben von Deiner Barmherzigkeit gehört, dass Du den Tod nicht machest, noch Gefallen hast am Tode des Sünders. Darum bitten wir Dich, o HErr, lass Du nicht von Deiner von Dir erschaffenen Kreatur das zur Herrschaft kommen, was Du nicht gemacht hast. So es Dir nur leid ist, wenn wir sterben, was hindert Dich denn, o allmächtiger HErr, Dich allezeit zu erfreuen an unserer Beseligung? Wenn Du willst, kannst Du mich selig machen, aber ich, selbst wenn ichs wollte, vermöchte es nicht. Sehr groß ist die Menge meines Elends in mir!

Das Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht. Den Willen zum Guten kann ich nicht haben, Du wollest es denn. Ich vermag auch nicht zu tun, was ich will, es stärke mich denn Deine Macht. Und was ich zu tun vermag, das will ich nicht tun, es geschehe denn Dein Wille wie im Himmel, also auch auf Erden. Und was ich will und vermag, das weiß ich nicht, es erleuchte mich denn Deine Weisheit. Und wenn ich zuweilen schon weiß, auch es begehre und vermag, so vergeht doch diese meine Weisheit, als die da unvollkommen und nichtig ist, wenn mir Deine wahre Weisheit nicht hilft.

Aber in Deinem Willen steht Alles und es ist Niemand, der Deinem Willen widerstehen möge. Du bist ein HErr über Alles, Du bist hoch und gewaltig über alles Fleisch, und tust Alles, was Du willst im Himmel und auf Erden, im Meer und in aller Tiefe. Darum so lass Deinen Willen geschehen in uns, über welche Dein Name ist angerufen worden, damit dies Dein edles Geschöpf nicht verderbe, welches Du um Deiner Ehre willen erschaffen hast. Und welcher Weibgeborne ists, der da lebt und nicht sterben oder seine Seele aus der Höllen Hand erretten möge, wenn Du nicht errettest, der Du bist das wahrhaftige Leben alles Lebens, durch welches alle Dinge leben?

1)
Hund - Floh 1. Sam. 24,15;26,20
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