MacDuff, John - Bethanien - XV. Jesus betet.

MacDuff, John - Bethanien - XV. Jesus betet.

Daher er auch selig machen kann immerdar, die durch ihn zu Gott kommen, und lebt immerdar und bittet für sie.
(Heb. 7,25)

Der Stein ist abgewälzt. Feierliche Stille!

„Jesus betet.“ Der gottmenschliche Mittler, der Herr des Lebens, der dem Tode die Macht genommen, steht am Grabe und hebt betend seine Augen gen Himmel. Wie oft sind im Leben unseres Heilandes deutliche Zeichen seiner göttlichen und menschlichen Natur gleichzeitig zu sehen. Bei seiner Geburt der wunderbare Stern und die unscheinbare Krippe, bei seinem Sterben die verfinsterte Sonne - und das Kreuz. Hier ist er der leidende und doch allmächtige Heiland. Sein Name ist Immanuel „Gott mit uns.“ Wahrscheinlich war jetzt der Leichnam des Lazarus, nach dem Abwälzen des Steins, sichtbar, ein demütigender Anblick: Staub und Erde. Aber der Herr, der Erlöser, zeigt nun, wo allein Trost in dieser Stunde zu finden ist. Er weist die Trauernden auf die alleinige Quelle des Trostes und Friedens, auf Gott selbst hin. Das Gebet allein bringt uns dem Herzen Gottes nahe, es öffnet die Tore des Himmels und lässt uns einen Blick in das Unsichtbare tun. Die um den Verlust ihrer Lieben trauern, wollen sich doch nicht nur der Tränen, sondern auch des Gebetes des Herrn erinnern: Jesus hob seine Augen auf und sagte: „Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast, und ich weiß, dass du mich allezeit hörst.“

Dieses Gebet hat noch immer denselben unschätzbaren Wert für uns; dieselbe Stimme, welche hier am Grabe ertönte, ist die unseres himmlischen Mittlers. Was der Herr zu Petrus sagte, hat jetzt erst recht seine Gültigkeit: „Ich habe für dich gebetet, ich bitte noch immerfort für dich, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ „Für dich!“ Ja in jedem einzelnen Fall vertritt er die Seinigen zur Rechten des Vaters.

Er denkt an dich, trauernde Seele, als ob kein anderes gebrochenes Herz zu heilen, als ob keinem anderen die Tränen zu trocknen wären. Seine eigenen Worte, die jedem einzelnen gelten, lauten: „Ich will deinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.“ (Offenb. 3,5.) Der zueignende Glaube spricht: „Er liebt mich, er gab sich selbst für mich, er vertritt mich, er trägt mich mit all meiner Schwachheit und Sünde, ich bin in seine durchgrabenen Hände gezeichnet. Sind deine Gebete auch noch so schwach, kommen sie auch von sündigen Lippen und aus kleinem Glauben: Jesus vertritt dich und hilft dir! Er bittet für seine Auserwählten immerdar, dass sie bewahrt werden in der Versuchung, dass sie bleiben in der Gnade, dass sie fortschreiten in der Heiligung, und dass sie endlich, erlöst von allem übel, aufgenommen werden in die ewige Herrlichkeit. Die Fürbitte Jesu ist der Schlüssel, welche der abscheidenden Seele die Tore des Paradieses öffnet. Beim Sterben eines Gotteskindes sind wir oft zu sehr von dem bevorstehenden irdischen Verluste hingenommen, unsere Tränen hindern uns oft, gerade da die Herrlichkeit des Herrn zu schauen. In der Stille des Sterbezimmers würden wir vielleicht das Schlussgebet des Sterbenden vernehmen und die Antwort des göttlichen Mittlers: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast.“

So nahe auch du dich dem Gnadenthrone in völligem Vertrauen auf deinen Mittler, sein Versöhnungswerk und sein Blut, er ist dein Hoherpriester im Himmel, Jesus, der Sohn Gottes. - Alle Not, alle Schwierigkeiten können wir vor ihn bringen. Und was wirklich gut für uns ist, wird er uns gewähren, was uns aber nicht heilsam ist, in gleicher Barmherzigkeit uns versagen. Die Schatzkammer der Gnade ist für jeden Bittenden weit geöffnet. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben“ (Joh. 16,23). Wir brauchen uns nicht zu wundern, dass Paulus solche große Bedeutung dem Mittleramt des Heilandes beilegt, dass er so begeistert davon spricht Römer 8,34: „Wer will verdammen, Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns“ und dann in den Jubelruf ausbricht: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes?“

„Es ist das ewige Erbarmen,
Das alles Denken übersteigt,
Es sind die offenen Liebesarme
Des, der sich zu dem Sünder neigt.“

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autoren/m/macduff/macduff_bethanien/macduff_bethanien-xv.txt · Zuletzt geändert: von aj
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