Arnd, Johann - Wie ein Mensch durch's Gebet die Weisheit Gottes suchen soll - Capitel II.

Arnd, Johann - Wie ein Mensch durch's Gebet die Weisheit Gottes suchen soll - Capitel II.

Wie großer Schaden entspringt und folgt, so man das Beten unterläßt.

Jac. 4, 2.: Ihr habt Nichts, darum daß ihr nichts bittet.

Wo man das Beten unterläßt, wird 1) Gottes und des Herrn Christi Befehl übertreten. Der gebietet, ohne Unterlaß zu beten, Matth. 7, 7. Luc. 18, 1. ff. Nicht seinethalben; denn er ohne das weiß, was wir bedürfen, Matth. 6, 32. sondern unserthalben, damit wir gewahr werden des Schatzes und Erbtheils von Gott. Nicht beten ist eine große Sünde wider das erste und andere Gebot; gleichwie Gott lästern, fluchen rc. so große Sünde ist, wo nicht größere, als sich selber tödten.

2. 2) Ist's eine Verachtung der theuren Verheißung Gottes, die er an seinen Befehl hängt: „Rufe mich an, so will ich dich erretten“, Ps. 50, 15. „Bittet, so werdet ihr nehmen“, Joh. 16, 24. Und wird also Gott für einen nichtigen, losen Mann gehalten, der zusage, und nicht halte; dessen Güter Nichts werth seien.

3. 3) Wenn das Gebet nicht ohne Unterlaß geübt wird, so nimmt der Glaube ab, und verliert sich allgemach, welcher doch eine Kraft und Stärke sein muß des Menschen. Denn mit Waffen und Leibesstärke können wir Sünde, Tod und Teufel nicht überwinden, sondern durch den Glauben in Christo, 1 Joh. 5, 4. Das Gebet ist eine Nahrung des Glaubens. Dadurch müssen wir die Kraft des Glaubens üben. Das ist die Weisheit und das ewige Leben, die wir suchen sollen.

4. 4) Der Herr Jesus Christus weicht von denen, die nicht beten; damit werden sie blind, wandeln in Finsterniß, erkennen sich selbst nicht, noch Gott; Gottes Wille bleibt in ihnen unerkannt. Sie berauben sich selbst Gottes und seines Reiches; und weil sie kein Licht haben, Gottes Willen zu erkennen, müssen sie in der Anfechtung große Püffe leiden, oftmals wohl gar verzweifeln. Wo aber der heilige Geist und Glaube ist, da wird auch die Welt überwunden.

5. 5) Folgt hieraus ein sicher, frech Leben in allen Sünden und Schanden, und geräth der Mensch aus einem Laster in's andere. Denn ein nicht Betender fühlt nicht, wie tief er in Sünden steckt, thut dem Teufel Thüre und Fenster auf. Die Güter der Welt, die ihm Gott mittheilt, Gesundheit, Reichthum, meint er, fallen ihm ungefähr zu, oder er bekomme es durch eigenen Fleiß und Arbeit ohne Gott, und wird also seinem Schöpfer undankbar.

6. 6) Weil der Mensch nach dem Fall in Gefahr lebt Leibes und der Seele, so wirft er sich auch in Gewalt des Teufels, der bösen Geister und aller bösen Menschen, die, dem Teufel gleich, auch den Frommen nachstellen, öffentlich und heimlich, sie zu verderben. Wer nun ohne Gebet lebt, der wird von solchem Unglück getrieben, wie ein Schiff von Wellen des Meers, hat keinen Schutz, Hülfe noch Trost wider solche Gefahr.

7. 7) Ein solcher ist der Unglückseligste in seinem Wandel und Leben, steht immer in Angst und Furcht, ist ungewiß und zweifelhaft, wie sein Vorhaben einen Ausgang gewinnen werde. Mit Mühe und Arbeit sucht er, und findet Stückwerk; zuletzt kann es doch nie wohl gerathen. Es sagt wohl die Schrift, „es gehe den Gottlosen wohl; sie grünen und blühen eine Zeitlang; aber ehe du dich umsiehst, sind sie nimmer da“, Ps. 37, 35. 36. „Wie ein Pfeil durch die Luft fährt, und man sieht seinen Weg nicht“, B. d. Weish. 5, 12. „oder ein Vogel über die Stadt fliegt“, V. 11. „wie der Rauch verschwindet“, Ps. 1, 4. Aber die da beten, „grünen wie ein Palmbaum an den Wasserbächen rc.“ V. 3. „Der Gerechte muß viel leiden“, Ps. 34, 20. aber die Gottlosen siebenmal, ja hundertmal mehr, die Hölle zu erlangen, als die Frommen den Himmel, 3 Mos. 26, 18.

Gebet um Aufmunterung zum Gebet

O gnädiger und gütiger Vater! du weißt sehr wohl, daß der Mensch durch seine Faulheit und Nachlässigkeit sich selber quält und plagt, indem er dein Gebot verläßt, das Gebet versäumt, deine ungezweifelte Zusage und tröstliche Verheißung vernichtet und gering schätzt; darum treibst du ihn so heftig zum Anrufen. Denn du bist ein Liebhaber der Creaturen, und willst keinen verderben lassen, so viel an dir ist. Lehre mich solches bedenken, auf daß ich in Christo Jesu, deinem Sohn, recht mag beten; so werde ich gewißlich vor allem obgemeldeten Schaden und Unrath bewahrt und sicher sein. Amen.

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