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4. Mose - Kapitel 22

4. Mose - Kapitel 22

(Leander van Eß)

Balak läßt Bileam rufen.

1 Und die Söhne Israels brachen auf, und lagerten sich in den Ebenen Moabs, jenseits des Jordans, Jericho gegenüber.
2 Da nun Balak, der Sohn Ziphors, Alles sah, was Israel gethan hatte an den Amoritern;
3 und daß Moab sich sehr fürchtete vor dem Volke, welches so groß war, daß es Moab grauete vor den Söhnen Israels;
4 und das Moab zu den Aeltesten Midians sprach: Jetzt wird dieser Haufe Alles rings um uns her wegfressen, wie ein Stier das Gras auf dem Felde wegfrißt; so schickte Balak, der Sohn Ziphors, welcher um jene Zeit König von Moab war,
5 Gesandte zu Bileam, dem Sohne Beors, nach Phetor am Strom, in das Land seines Volkes, ihn zu rufen; er ließ ihm sagen: Siehe! ein Volk ist ausgezogen aus Aegypten; siehe! es bedeckt das Angesicht der Erde, und liegt mir gegenüber.
6 So komm doch, verfluche mir dieses Volk, denn es ist stärker als ich; vielleicht vermöchte ich, es zu schlagen, und zu vertreiben aus dem Lande; denn ich weiß, wen du segnest, der ist gesegnet, und wem du fluchst, der ist verflucht.
7 Und es gingen die Aeltesten Moabs, und die Aeltesten Midians, mit dem Wahrsagerlohn in ihren Händen, und kamen zu Bileam an, und redeten zu ihm die Worte Balaks.
8 Und er sprach zu ihnen: Bleibet hier diese Nacht, so will ich euch Antwort bringen, wie Jehova zu mir spricht; da blieben die Fürsten Moabs bei Bileam. Und Gott kam zu Bileam, und sprach:
9 Wer sind diese Männer bei dir?
10 Und Bileam sprach zu Gott: Balak, der Sohn Ziphors, der König von Moab, hat zu mir gesandt (und gesagt):
11 Siehe! da ist ein Volk, das Aegypten gezogen ist, es bedeckt das Angesicht der Erde; jetzt gehe, verwünsche es mir, vielleicht vermöchte ich gegen dasselbe zu streiten, und es zu vertreiben.
12 Da sprach Gott zu Bileam: Gehe nicht mit ihnen, verfluche dieses Volk nicht; denn gesegnet ist es.
13 Da stand Bileam am Morgen auf, und sprach zu den Fürsten Balaks: Gehet in euer Land; denn Jehova will nicht zugeben, daß ich mit euch gehe.
14 Da machten sich die Fürsten Moabs auf und kamen zu Balak, und sprachen: Bileam hat sich geweigert, mit uns zu gehen.
15 Da sandte Balak noch einmal Fürsten, mehr und geehrtere als Jene.
16 Sie kamen zu Bileam und sprachen zu ihm: So spricht Balak, der Sohn Ziphors: Laß dich doch nicht abhalten, zu mir zu kommen!
17 Denn sehr hoch will ich dich ehren, und Alles, was du zu mir sagst, will ich thun; komme doch, verwünsche mir dieß Volk!
18 Und Bileam antwortete, und sprach zu den Knechten Balaks: Gäbe mir Balak sein ganzes Haus voll Silber und Gold; so könnte ich nicht übertreten den Befehl Jehova's, meines Gottes, weniger oder mehr zu thun.
19 Und nun, bleibet auch ihr hier diese Nacht, so will ich sehen, was Jehova wieder zu mir sagt.
20 Da kam Gott zu Bileam in der Nacht, und sprach zu ihm: Wenn diese Männer gekommen sind, dich zu rufen, so mache dich auf, gehe mit ihnen; aber das, was ich zu dir sage, mußt du thun!
21 Da stand Bileam am Morgen auf, und sattelte seine Eselin, und reisete mit den Fürsten Moabs.
22 Aber Gott wurde zornig, daß er ging, und ein Engel Jehova's stellte sich in den Weg, um ihm zu widerstehen; er aber ritt auf seiner Eselin fort, und seine zwei Diener waren bei ihm.
23 Da sah die Eselin den Engel Jehova's im Wege stehen, und sein Schwert gezückt in seiner Hand; und die Eselin beugte aus vom Wege, und ging auf's Feld. Bileam schlug die Eselin, um sie in den Weg zu lenken.
24 Da stellte sich der Engel Jehova's auf einen engen Pfad zwischen den Weinbergen; es war eine Mauer auf der einen Seite, und eine Mauer auf der andern.
25 Als die Eselin den Engel Jehova's sah, drängte sie sich an die Mauer, und drückte den Fuß Bileams an die Mauer; da schlug er sie noch mehr.
26 Nun ging der Engel Jehova's weiter, und stellte sich an einen so engen Ort, daß kein Ausweg war, rechts und links zu weichen.
27 Als die Eselin den Engel Jehova's sah, legte sie sich unter Bileam nieder. Da erzürnte Bileam, und schlug die Eselin mit dem Stocke.
28 Da öffnete Jehova den Mund der Eselin, und sie sprach zu Bileam: Was hab' ich dir gethan, daß du mich schlägst schon zum drittenmal?
29 Und Bileam sprach zu der Eselin: Weil du mich so mißhandelst; hätte ich ein Schwert in meiner Hand, fürwahr! so würde ich dich erwürgen!
30 Und die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du reitest von jeher bis heute? bin ich je gewohnt gewesen, dir dergleichen zu thun? Und er sprach: Nein!
31 Jetzt öffnete Jehova dem Bileam die Augen, daß er den Engel Jehova's sah im Wege stehen, und sein Schwert gezückt in seiner Hand; da neigte er sich; und fiel nieder auf sein Angesicht.
32 Da sprach zu ihm der Engel Jehova's: Warum doch hast du deine Eselin geschlagen schon zum drittenmal? Siehe! ich bin da gestanden, dir zu widerstehen; denn dieser Weg ist verkehrt vor mir.
33 Die Eselin sah mich, und beugte aus vor mir dreimal; wäre sie nicht ausgewichen vor mir, fürwahr! so hätte ich dich erwürgt, und die Eselin leben lassen.
34 Da sprach Bileam zum Engel Jehova's: Ich habe gesündigt, ich wußte aber nicht, daß du vor mir im Wege standest; noch jetzt, wenn es schlimm ist in deinen Augen, so will ich heimkehren.
35 Da sprach der Engel Jehova's zu Bileam: Gehe mit den Männern, jedoch sprich nur dasjenige, was ich dir sagen werde! Also ging Bileam mit den Fürsten Balaks.
36 Als Balak hörte, daß Bileam käme, ging er hinaus, ihm entgegen in die Stadt der Moabiter, die an der Grenze des Arnon liegt, an der äußersten Grenze.
37 Und Balak sprach zu Bileam: Hab' ich nicht zu dir gesandt, dich zu rufen, warum bist du nicht zu mir gekommen? vermag ich denn nicht, dich zu ehren?
38 Und Bileam sprach zu Balak: Siehe! ich bin jetzt zu dir gekommen; allein, vermag ich nun etwas zu reden? das Wort, das Jehova mir in den Mund gibt, muß ich reden.
39 Und Bileam ging mit Balak, und sie kamen nach Kirjath-Chuzoth.
40 Und Balak opferte Großvieh und Kleinvieh, und schickte davon Bileam und den Fürsten, die bei ihm waren.
41 Und es geschah am andern Morgen, da nahm Balak den Bileam, und führte ihn auf die Höhen Baals, und sah von da den äußersten Theil des Volkes.

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