Ps. 16,1
Predigten
Andachten
Kommst Du, Herr Jesu, dem schwachen Thomas entgegen: so eile auch zu meinem Trost und zur Hülfe herbei, wenn mein Glaube schwach und wankend wird, damit ich allezeit den 16. Psalm beten kann. Hast Du Thomä Verlangen erfüllt, weil es seiner Seele heilsam und notwendig war: ach, so gib mir auch die himmlischen Gaben in reichem Maaß, Deinen heiligen Geist, ein frommes Herz, Abscheu vor allen Sünden, eine heilige, aufrichtige und beständige Liebe zu Dir, einen lebendigen, mein Herz und Leben heiligenden Glauben. Du weißt, dass ich ohne diese Gaben nicht in Deiner Gnade bleiben und auch nicht selig werden kann; darum lass Deine Liebe mich umfassen und erfreuen. Warst du willig, Deine Wunden dem Thomas nach Verlangen zu zeigen, so sollen auch dieselben mir in meinem ganzen Leben und zu allen Zeiten zu meiner Seele Erquickung dienen. Ich will daran gedenken in gesunden Tagen, und in Betrachtung derselben vor der Sünde fliehen, wie vor einer Schlange. Sollte ich Den mit Wissen noch betrüben wollen, der sich für mich hat blutig schlagen lassen? Ich will an Deine Wunden gedenken in meinen Angststunden, wenn das Sündenregister mich schreckt. Wenn mir der Satan die Seligkeit abspricht, so will ich im Glauben sprechen: diese Wunden sind auch für mich geschlagen, sein Blut ist das Lösegeld für alle meine Sünden. Mein Jesu, reiche mir auch Deine Wunden dar in der Stunde meines Todes, dass ich darein fliehe, mich Deiner Genugtuung tröste und um derselben willen Gnade erlange. Du wirst ja nicht zugeben, dass ich verwese, sondern mir kund tun den Weg zum Leben; vor Dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu Deiner Rechten ewiglich. Erschienest Du dem Thomas bald zum Troste und ließest ihn nicht länger als acht Tage in seinem Zweifel und in seiner Ungewissheit: ach, so verzeuch auch nicht, wenn ich mit Trübsal umgeben bin, wenn ich allerlei äußerliches oder innerliches Elend an meinem Leibe oder Gemüte trage. Indessen lass meinen Glauben nicht aufhören, stärke und erhalte mich in Deiner Gnade, und erfreue mich, wie Du Thomas erfreut hast. Amen. (Friedrich Arndt)