Ziethe, Friedrich Wilhelm - Andachten

Lukasevangelium

Vergebt, so wird euch vergeben!
(Luk. 6,37.)

Das ist eine schwere Forderung für den natürlichen Menschen. Wir hoffen in getroster Zuversicht, dass uns Gott unsere Sünden täglich und reichlich vergibt. Wir lassen uns das sehr gern gefallen, ja wir sind oft mit unserer Hoffnung und Zuversicht auf die vergebende Gnade Gottes zu schnell fertig. Wenn aber einer unserer Brüder uns irgend etwas zuleide getan hat, so wollen wir ihm nicht vergeben. Viele sagen: Vergeben will ich wohl, aber vergessen kann ich es nicht. Das ist Torheit. Was nicht vergessen ist, das ist auch nicht vergeben. Wenn wir nicht vergeben, so sind wir nicht rechte Jünger Jesu Christi, der uns dies Gebot gegeben und selbst am Kreuz für Seine Feinde gebetet hat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Ja, wir schaden uns selbst dadurch am meisten. Wenn wir nicht vergeben, so wird uns auch nicht vergeben, wie dieses aus den Worten unsres Heilandes klar und deutlich hervorgeht. Durch unsere Unversöhnlichkeit sagen wir uns von dem Versöhner und der Versöhnung, die Jesus Christus in Seinem Blut gestiftet hat, ausdrücklich los und haben keinen Teil an unserem Heiland. Das alles weiß der rechte Christ. Und weil er die Barmherzigkeit seines Gottes reichlich und täglich erfährt, so erweist er dieselbe Barmherzigkeit auch seinem Bruder. Amen. (W. Ziethe.)

Johannesevangelium

Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse Ich die Welt und gehe zum Vater.
(Joh. 16,28.)

Mein Heiland ist um meinetwillen vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; mein Heiland hat um meinetwillen den Thron Seiner Herrlichkeit verlassen und Armut und Niedrigkeit, Spott und Hohn getragen; mein Heiland hat auch um meinetwillen die Welt verlassen und ist zum Vater gegangen, ist um meinetwillen gestorben; auferstanden und gen Himmel gefahren. Das Verdienst und die Gerechtigkeit, die Er mir erworben hat, das ist der Grund, darauf ich mich stellen kann. Nun bitte ich wohl noch als ein armer Sünder, aber als ein begnadigter Sünder. Und der Grund kann nimmer weichen oder wanken, da das Verdienst Seines lieben Sohnes bei dem Vater in alle Ewigkeit gelten muss und gelten wird. Jakob wurde von seinem Vater Isaak gesegnet, da er in Esaus Kleidern vor ihm erschien. Wir arme Sünder dürfen es nicht wagen, in dem Kleid unserer eigenen Gerechtigkeit vor Gott zu erscheinen. Aber wenn wir Christum anziehen, den Rock Seiner Gerechtigkeit und die Kleider des Heils anlegen, so dürfen wir vor das Angesicht Gottes treten und Seinen Segen empfangen. Amen. (W. Ziethe.)

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