Hus, Jan - Predigt über Bileam und Bileams Esel (1410)

Hus, Jan - Predigt über Bileam und Bileams Esel (1410)

Aber auch sein Name Bileam, das ist übersetzt: „Eitles Volk“ oder „Der sie zu Fall bringt“, stimmt damit überein, denn es ist offenbar: Wer den Weg der Wahrheit kennt und mit Willen verlässt, ist nichts als „eitles Volk“. Christus nämlich befahl, an allen Orten zu predigen, auf dem Meer, in den Dörfern, auf den Plätzen (Mk. 16,15): „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“ Diese Bileamssöhne aber sagen dagegen: „Prediget nicht in Kapellen!“, und gegen das Gebot des Herrn verhindern sie die Predigt in bestätigten Kapellen . . . Und weiter: „Die zu Fall bringen“ ihre Hörer . . ., denen sie nichts Heilbringendes predigen, was zu ihrer Besserung dient, sondern Irriges, was ihnen Spaß macht: das ist der „Fall“. Sie sagen: „Gebt uns nur Geld, so sollt ihr Vergebung von Strafe und Schuld bekommen!“ Und das verblendete Volk gibt ihnen Geld und sündigt immer mehr. Und das Evangelium Christi lassen sie fahren, aber ihre Ablässe, die ihnen hilfreiche Hände gewährt haben, teilen sie aus. Und sie sagen ihnen nicht zuerst, wie Christus sprach: „Tut Buße“ und „Es wird das Himmelreich“ zu euch „kommen“ (Mt. 4,17) …

Da könnte nun einer sagen: Aber du, Hus, willst deinen Oberen nicht untertan sein. Du hörst nicht auf die Ältesten (1. Petr. 5, 5), du hast doch dem Erzbischof . . . - Darauf sage ich: Ich will Bileams Eselin sein. Denn die Bileamsprälaten sitzen auf mir und wollen mich gegen das Gebot des Herrn zwingen, nicht zu predigen, ich aber klemme ihnen die Füße ihrer Lust ein und will sie nicht hören. Doch in allen erlaubten und ehrbaren Dingen werde Ich Ihnen um Gottes willen untertan sein. Denn der Engel des Herrn steht mir im Wege. Wenn mir mein Vorgesetzter etwas Schickliches und mit Gottes Wille Übereinstimmendes sagt, so will ich ihm sehr gern gehorchen. Nein, nicht nur ihm, sondern einem jeden von euch, denn der Apostel sagt (1. Petr. 5,5): „Seid untertan“ in der Tugend. Wenn es aber etwas wider Gottes Willen ist, so will ich keinem gehorchen. Darum sagt er weiter: „Haltet fest an der Demut“, das ist: Zeiget in Demut, dass Gott den Hoffärtigen widersteht, aber den Demütigen gibt er Gnade.“. So mögen sich die Vorgesetzten demütigen und sagen, dass überall gepredigt wird, und sie mögen mir befehlen, überall zu predigen; ich will Ihnen gerne gehorchen…

Aber du könntest entgegnen: „Ich will lieber Barmherzigkeit üben als tadeln!“ - Nein, es ist nicht Liebe, sondern Schwäche, wenn die Bösen nicht getadelt werden…“

Aber sie sagen: „Da die Oberen nicht tadeln warum sollte ich es tun?“ - Ich antworte: Gott tadelt mit der Schrift und hat sie den Untergebenen anvertraut. Wenn dein Vorgesetzter in die Hölle fahren will, willst du es auch? - Die Schrift ist dein Widersacher. Wenn du mit der Schrift übereinstimmst, so stimmst du mit Christus überein; wenn du aber nicht mit der Schrift übereinstimmst, so wird dich die Schrift dem Richter, das ist: Gott, überantworten, und der Richter wird dich weiter überantworten den Henkern, das sind die Dämonen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hus/hus-predigt_ueber_bileam_und_bileams_esel_1410.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain