Christlieb, Alfred - Die Hirten in Bethlehem

Christlieb, Alfred - Die Hirten in Bethlehem

Lukas 2, 8- 20

Wir wollen auf 9 Bilder achten:

1. Die Hirten in der Dunkelheit

„Sie hüteten des Nachts ihre Herde.“ Die Arbeit des Wachens gegen wilde Raubtiere wird nicht leicht gewesen sein. Wir wissen aus Jakobs Hirtenleben, wie er darüber klagte, daß er des Nachts unter Kälte zu leiden gehabt und den Schlaf oft entbehrt habe (1. Mo. 31, 40).

Aber tausendmal finsterer ist das Bild aller Menschen, die in innerer Nacht dahinleben, die im Dunkel der Sünde stecken. Das erste Bild jener Hirten ist gleichnishaft auch das erste im menschlichen Leben.

2. Die von einem Strahl göttlicher Herrlichkeit getroffenen Hirten

„Des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.“ Welch ein wunderbarer Augenblick muß es gewesen sein, als ihr dunkles, gewöhnliches Alltagsleben plötzlich von einem Schein aus der himmlischen Welt erhellt wurde!

Aber nicht weniger wunderbar ist die Stunde in einem Menschenleben, wo vielleicht im stillen Kämmerlein oder unter dem göttlichen Wort oder in der Gemeinschaft der Gläubigen ein Strahl von oben uns erleuchtet und eine bisher nie gekannte Klarheit die bisherige Finsternis vertreibt. Dann kommt die Freude der Erlösung über uns, und der helle Schein wird in unsere Herzen gegeben, der auch andere zur Erleuchtung und zur Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi verhilft (2. Kor. 4, 6). Aber nicht nur in diesem großen Wunder der Errettung trifft uns der Strahl von Gottes Herrlichkeit, immer wieder fällt auf das Dunkel unserer Wege und in unser Fragen hinein das Licht von oben.

3. Die sich fürchtenden Hirten

„Und sie fürchteten sich sehr.“ Welch ein Schrecken mag die gar nichts ahnenden Hirten durchdrungen haben, als plötzlich die himmlische Erscheinung vor ihnen stand!

Wenn das Herz eines Sünders von göttlicher Klarheit erleuchtet wird, dann erkennt es plötzlich vor dem Lichte Gottes seine ganze Unwürdigkeit. Dann ist oft große Furcht da. Erschrak nicht sogar ein Jesaja, als er den Herrn sah? „Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen“, so rief er (Jes. 6, 5). Wenn schon die Brüder Josephs bei dem Wort ihres Bruders: „Ich bin Joseph“ so erschraken, daß sie nicht antworten konnten (1. Mo. 45, 3), wie viel mehr erschrickt ein Sünder, wenn er es mit dem zu tun hat, der viel höher und herrlicher ist als Joseph! Aber es ist eine heilsame Furcht, wenn ein Herz spürt, daß es vergehen müßte vor dem heiligen Auge Gottes. Dann ist der Weg zum göttlichen Frieden nicht weit.

4. Die lauschenden Hirten

Nun hörten die Hirten der Engelsbotschaft zu: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude.“ Und sie vernahmen den himmlischen Lobgesang: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“

Wer mag die Aufmerksamkeit der Hirten ausdenken, mit der sie der Botschaft der Engel folgten und sie Wort für Wort in sich aufnahmen? Ihr späteres Weitererzählen (V. 17) beweist uns ihre Aufmerksamkeit.

Laßt uns den hörenden Hirten gleich werden, die das teure Wort aus Gottes Munde begierig aufnahmen! Laßt uns jede Silbe beachten, die Gott uns als gute Botschaft sagen läßt! So wird auch der Kerkermeister gelauscht haben, als Paulus und Silas ihm vom Glauben an Jesus erzählten (Apg. 16, 32), so auch der Hauptmann Kornelius, als Petrus ihm Lebensworte brachte (Apg. 10, 33 ff.), so auch der Kämmerer, als Philippus ihm auf dem Wagen die Schrift erklärte (Apg. 8, 35). Laßt uns recht hörende Leute sein!

5. Die sich gegenseitig ermahnenden Hirten

Sie sprachen untereinander: „Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“

Wie oft ist es leider der Fall, daß Menschen sich untereinander abhalten, den Weg zu Jesus zu gehen! Aber das sind gesegnete Gespräche, wo einer den andern ermuntert, dem Wort Gottes gehorsam zu sein und hinzugehen zu dem, der uns Leben und Seligkeit gibt. Solche Gespräche führten die Hirten. Solche sollen auch unter uns gefunden werden, besonders in dieser weihnachtlichen Festzeit.

6. Die eilenden Hirten

„Sie kamen eilend.“ Gottes Wort hat sie behende gemacht. Es macht auch heute noch Menschen flink. Die Hirten brachten keine Ausreden vor. Sie sagten nicht: „Was wird aus unsern Schafen, wenn wir nach Bethlehem gehen?“ Wenn Gott nach Bethlehem gehen heißt, so wird er die Herden wohl zu schützen wissen, daß kein Raubtier sie beschädigen darf. O daß wir von der Eile der Hirten etwas lernten!

Bei Nebukadnezar hieß es: „Des Königs Gebot mußte man eilends tun“ (Dan. 3, 22). Wie viel mehr gilt dies von dem Willen des himmlischen Königs! Es gilt zu eilen, wenn Gott befiehlt, Sodom zu verlassen (1. Mo. 19, 22). Laßt uns mit David sprechen:

„Ich eile und säume nicht, zu halten deine Gebote“ (Ps. 119, 60)!

7. Die findenden Hirten

„Sie fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen.“ O seliges Wort: finden! Welche Freudenstunde war es, als der Mann den Schatz im Acker, als der Kaufmann die köstliche Perle (Mat. 13,44-46), als das Weib den verlorenen Groschen (Luk. 15,9) fand! Aber schöner als alles irdische Finden ist das, wovon Andreas dem Simon berichtete: „Wir haben den Messias gefunden“ (Joh. 1,41). Wer den Spuren des göttlichen Wortes folgt wie die Hirten, der wird auch den finden, der uns in der Heiligen Nacht als ein ewiger Erretter geboren ist.

8. Die ausbreitenden Hirten

„Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war“ (V. 17).

Die Welt braucht Evangelisten, nicht solche, die nur aus Büchern etwas gelernt haben, sondern solche, die mit Johannes sagen können: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch“ (1. Joh. 1, 3). In unserer Zeit wird viel Giftsamen ausgebreitet. Viel Irrlehre und Unglaube verwüstet die Herzen der Menschen. Wo sind die Christen, die sich zum Ausbreiten der Worte, die von Jesus gesagt sind, bereit finden? Diese Worte müssen ausgebreitet werden bis an die Enden der Erde; denn es sind die Worte voll Leben und Heil.

9. Die lobpreisenden Hirten

„Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten“ (V. 20).

Mit diesem lieblichen Bild schließt die Weihnachtsgeschichte. Der Engel Lobgesänge sind verstummt, jetzt sollen die Hirten fortfahren zu loben und zu preisen. In der Welt sucht jeder seine eigene Ehre zu erhöhen. Unter Gottes Leuten wird Gottes Lob gesungen in immer neuen Weisen, bis es einst ganz rein und schön droben in der Herrlichkeit erklingt. Gott helfe uns allezeit, daß wir - wenn manchmal auch unter Tränen - dennoch sein Lob mehren helfen wie die Hirten!

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