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Epheser, Kapitel 4

Epheser, Kapitel 4

4:1 So ermahne nun euch ich Gefangener in dem HERRN, daß ihr wandelt, wie sich's gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid,
Der Beruf, darinnen wir berufen sind, ist: durch den Glauben Mitglieder des Himmelreichs, Kinder Gottes zu sein. Ein herrlicher Beruf, dessen Größe wir hienieden nicht zu überschätzen vermögen! Er schließt das ein, daß wir einmal in die nächste und innigste Gemeinschaft mit Gott kommen sollen, dem Gott, der Himmel, Erde und alles erfüllt - und der doch uns aus großem Erbarmen, sowenig wir's auch verdient haben, in Seiner unmittelbaren Nähe eine Stätte gönnen will.
Solchem Beruf nun soll sich unser ganzes Wesen und Leben angemessen darstellen. Welche Charakterzüge werden da an uns hervortreten müssen, wenn man's an uns sehen soll, daß wir zum Himmelreich berufen sind? Ach, wie oft sagt uns das der Apostel und sagt's uns der HErr selbst! Demut ist's und Sanftmut und Geduld und Vertragsamkeit in der Liebe. Das ist's, was in unser von Natur böses Wesen hereinwachsen soll. Damit zieren wir unsern Beruf; und wenn dieser Schmuck nicht an uns ist, so wandeln wir nicht, wie sich's unsrem Beruf gebührt.
Das vierte von den Vieren ist besonders wichtig, nämlich die Vertragsamkeit in der Liebe. Auf das muß wenigstens alles hinauslaufen. Wenn oft Verschiedenheit in Meinung und Gesinnung da ist, hat ein zum Himmelreich Berufener sich vorzüglich zu hüten, daß es bei ihm nicht an der Verträglichkeit in der Liebe fehle. Hat er's mit minder geförderten Christen zu tun, so bedenke er, daß man diesen nicht wie ihm befehlen kann. An ihm liegt also das meiste, die Liebe zu erhalten. Aufbrausen aber, wo man Recht zu haben glaubt oder wenn man andere in der Verblendung und Verirrung sieht, bringt Mißstimmung, Hader und Feindschaft hervor, stört mithin die Verträglichkeit. Auf solche Weise wird die Liebe gekränkt und stimmt's nicht zu unserm Beruf. Lerne man also stille sein, sachte und verträglich, um ja die Liebe nicht zu stören! Lerne man auch nachgeben, wo es nur immer sein kann! Lerne man auch auf eine gelegene Zeit warten, da man mit Liebe reden und mit Liebe aufgenommen werden kann! So vertrage einer den andern in der Liebe; und damit wandeln wir, wie sich's unsrem Berufe gebührt.
Aber auch die drei andern Zierden der Reichskinder: Demut, Sanftmut, Geduld - wie wichtig sind sie! Ruht doch auf ihnen die Verträglichkeit und sind deren Schutzwehr. Wer sich im Gegenteil finden läßt - also stolz, rauh und ungeduldig ist -, bringt alles durcheinander und schändet seinen Beruf. Wie wenige bedenken doch das! Wie wenige nehmen's nur auch zu Herzen, daß sie demütig, sanftmütig, geduldig sein sollten! Die meisten lassen sich gehen, wie sie sind und wie einmal ihre Art ist. Aber da fehlt eben doch das Rechte, wenn auch sonst vieles da zu sein scheint.
Hüten wir uns doch, es am Besten nicht fehlen zu lassen, und lernen wir doch, nach dem, wie wir's da hören, zu wandeln, wie sich's unsrem Beruf gebührt! (Christoph Blumhardt)

4:2 mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe
So zur Not sich schließlich hineinschicken in des andern Sonderart, in seine Wunderlichkeiten und seine Engherzigkeit, das bringt man mit etwas gutem Willen und einem bißchen Gebetsleben schon fertig. Ihn ertragen - das deutet darauf hin, daß er uns schon mehr Last macht, und dann werden wir noch mehr um Kraft und Geduld bitten müssen. Aber vertragen scheint noch mehr zu sein! Das klingt so, als läge Streit und Gegensatz in der Luft, und man soll doch derjenige sein, der für die höhere Einigkeit sorgt. Das ist nur möglich, wenn Liebe von Jesus vorhanden ist. Nur die Liebe, die darauf aus ist, dem andern zur Erreichung seines wahren Lebenszweckes zu verhelfen, kann es verstehen, daß gerade die täglichen Reibflächen der Punkt sind, wo die Hilfe offenbar werden muß. Wenn der andere auch ein Christ ist und ihm dieselbe Klarheit zuteil geworden ist, dann ist das Schwerste schon überwunden; dann wird man sich im gleichen Liebesstreben eher verstehen und finden. Ist der andere nicht gläubig, so ist es natürlich schwerer, weil von seiner Seite weder Verständnis noch Mithilfe zu erwarten ist. Aber vielleicht ist das die Stelle, wo der andere gewonnen werden kann.
Herr Jesus, nimm dich unser an und fülle uns die Seele mit deiner Liebe. Hast du uns in dem andern eine besondere Aufgabe gestellt, dann hilf uns, sie auch zu lösen in deiner Kraft. Wir schauen auf dich. Amen. (Samuel Keller)


Abraham, der Knecht Gottes, sprach einst zu Lot, als das ^and nicht mehr ausreichte für die Heerden Beider, und alle Tage Streit war zwischen ihren Knechten: „Lieber, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten, denn wir sind Gebrüder.“ Von der ersten Christengemeinde zu Jerusalem, diesem Musterbilde christlicher Eintracht, heißt es: „Die Menge der Gläubigen war Ein Herz und Eine Seele.“ Und selbst die Heiden mußten den Christen nachrühmen: sehet, wie haben sie sich so lieb! Wie stehet es aber bei uns mit dem Frieden und der Eintracht? Ist nicht überall unter den Menschenkindern Neid und Mißgunst, Haß und Feindschaft, Zorn und Rache? Will nicht Jeder in Hoffarth allen Raum für sich haben, sich auf Kosten des Andern erhöhen, und Keiner dem Andern weichen? Ist nicht manches Haus eine Wohnung böser Geisler, weil zwischen Mann und Weib, Eltern und Kindern, Brüdern und Schwestern, Herren und Knechten Streit und Unfrieden vom Morgen bis zum Abend herrscht? In solche friedlose Herzen und Häuser ruft der Apostel Paulus: „Vertraget Einer den Andern in der Liebe!“ Wir müssen Einer den Andern vertragen. Es ist Keiner von uns ohne Schwächen und Gebrechen, auch der Allerbeste nicht. Soll uns der Nächste tragen, so müssen wir ihn auch tragen. Hat Gott Geduld mit unsern Sünden, so dürfen wir nicht schon die Geduld verlieren, wo sich der Nächste an uns einmal oder etliche Mal versündigt und uns wohl nur mit seiner Unerfahrenheit beschwerlich fällt. Als Kinder Eines Vaters, als Knechte Eines Herrn, als Erlöste Eines Heilandes, als Erben Eines Himmels wollen wir einander die Hand reichen und Einer den Andern vertragen nach dem Spruch: „Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder bei einander wohnen!“ (Christian Wilhelm Spieker)

4:3 und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens:1)

4:4 ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung;

4:5 ein HERR, ein Glaube, eine Taufe;

4:6 ein Gott und Vater unser aller, der da ist über euch allen und durch euch alle und in euch allen.2)
Es ist für uns schwer, einander zu finden und zusammenzukommen, obwohl die Natur uns zusammentreibt und uns unser Leben nur dadurch darreicht, dass sie zwischen uns Gemeinschaft stiftet. Aber keine natürliche Gemeinschaft verbürgt, dass wir zusammen leben. Das schenkt erst die göttliche Gnade. Jesus ist der, der die Menschheit einigt, der Schöpfer der einträchtigen Gemeinde. Paulus zeigt uns, wie die Gemeinschaft zwischen uns zustande kommt, in der jeder mit den anderen und für sie lebt. Einen Leib gibt es, weil es einen Geist gibt. Gottes Gnade wird in unserem inwendigen Leben wirksam und gibt unserem Denken und Wollen die von ihm gewollte Bewegung. Durch den Geist vernehmen wir Gottes Ruf. Der Ruf ruft uns zu Gott und darum auch zu den Menschen. Wir haben seinen Ruf nicht verstanden und ihm nicht gehorcht, wenn er uns nicht zu den anderen bringt. Ist der Geist in uns wirksam, so sind wir Hoffende. Denn die Gabe Gottes hat in unserem natürlichen Leben noch nicht Raum. Es stiftet aber zwischen uns eine feste Gemeinschaft, dass wir gemeinsam Hoffende sind und alle zum selben Ziele wandern, weil jeder von uns nach der kommenden Offenbarung Gottes begehrt. Allein wenn Paulus nur von dem sprechen könnte, was uns der Geist gewährt, so wäre unsere Gemeinschaft noch nicht gesichert. Dann könnte es uns scheinen, jeder müsse einzig auf das lauschen, was in seinem eigenen Inneren geschieht und ihm dort Gottes Willen kundtun. Allein der eine Geist führt uns zum einen Herrn und heftet unser aller Blick fest an den Einen, der Gottes gnädigen Willen an uns vollbringt. Dadurch ist uns allen nicht nur das Hoffen, sondern auch das Glauben beschert. Wir sind alle von uns selber weggewendet und suchen alle unseren Stützpunkt nicht in uns, sondern in Gott. Am Glauben erstirbt unser selbstisches Begehren und damit das, was unsere Gemeinschaft beständig verdirbt. Wir könnten nicht glauben, träte nicht Jesus als der vor uns, der uns die Taufe gibt, weil er uns unter Gottes Vergebung stellt. Weil uns unsere Bosheiten vergeben sind, darum können wir zusammen leben. Es ist keine Gemeinschaft möglich, wenn wir nicht vergeben können, und wie könnten wir es, wenn wir nicht selber Gottes Vergebung empfangen hätten? Im einen Geist und einen Herrn offenbart sich uns der eine Gott, der über allen steht, für alle der Verborgene, für alle der, vor dem wir uns schweigend beugen, und der durch alle wirkt und jedem seinen Willen zeigt und jedem seinen Dienst zuteilt und jedem an seinem Werk einen Anteil gibt, und der in allen ist, weil er allen, die ihm glauben, seine gnädige Gegenwart gewährt. Das sind die allmächtig wirkenden Kräfte, die uns zusammenführen und beieinander halten und aus uns eigensüchtigen Menschen das machen, was unerreichbar ist, den einen Leib.
Vor unserem Zank und Streit weicht, Vater, Dein Geist. Mit unserer Zwietracht widersetzen wir uns der Herrschaft Deines Sohnes und verleugnen Dein Evangelium. Mit unserer eigensüchtigen Vereinsamung verdunkeln wir Deine göttliche Herrlichkeit. Du aber zeigst uns Deine Gnade dadurch, dass Du stärker bist als unser sündliches Tun und wegtust, was uns trennt und uns einigst vor Dir. Amen.(Adolf Schlatter)

4:7 Einem jeglichen aber unter uns ist gegeben die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi.

4:8 Darum heißt es: „Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangengeführt und hat den Menschen Gaben gegeben.“
Himmelfahrt ist das Fest der Christen, Kinder dieser Welt wissen damit nichts anzufangen. Leider haben auch Hunderte von Gläubiggewordenen noch keinen rechten Blick in die selige Himmelfahrtsfreude. Nehmt euch Zeit zur Versenkung in biblische Realitäten! Je kräftiger der Heiland in euch lebt, desto stärker ist eure Himmelshoffnung. Gottes Haus ist kein Gedankending, kein flüchtiges, eitles Nebelgebilde. Sichtbar und leiblich stand der Herr unter unseren Brüdern, und Er ist sichtbar und leiblich aufgefahren in den Himmel. Zu Seiner Herrlichkeit gehört Seine echte, bleibende, göttliche Leiblichkeit. Die Güter und Reichtümer der Gotteswelt sind echt, wesenhaft und leiblich. Ein liebliches Heim, eine goldene Stadt bereitete Jesus den Seinen. Dort gibt's keine feindlichen Gewalten, keinen Mangel, keine Krankheiten, keinen Tod. Dort durchdringt und erfüllt stiller, süßer, ununterbrochener Friede die glücklichen Bewohner und die ganze Natur. Dort gibt's keine Unvollkommenheit, keine Armut, keine dürftige Entwickelung, kein Unbefriedigtsein. O seliger Ort, wo Jesus ist, wo Seine Geliebten Ihn schauen und genießen dürfen! Wir müssen unser Vaterland kennen und lieben lernen, es wird uns wert und teuer, je mehr wir mit ihm uns beschäftigen. O, wie freut sich der Herr, wenn Er unser volles Vertrauen besitzt, und wenn Seine Herrlichkeit unsere Freude und Wonne ist! „Wo euer Schafe ist, da wird auch euer Herz sein“, hat Er gesagt. Mögen nun Er und Sein Himmel unser teurer Schale sein! Dann ist unser Bürgerrecht im Himmel, und einstens nimmt uns Jesus auf in Seine Herrlichkeit. Mit unaussprechlicher Freude sehen wir diesem Augenblick entgegen. (Markus Hauser)

4:9 Daß er aber aufgefahren ist, was ist's, denn daß er zuvor ist hinuntergefahren in die untersten Örter der Erde?

4:10 Der hinuntergefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, auf daß er alles erfüllte.
Daß es viele Himmel gebe, ist daraus klar, daß Paulus 2 Kor. 12,2. des dritten Himmels, und Salomo 1 Kön. 8,27. des Himmels aller Himmel, das ist des höchsten Himmels, Meldung thut, Paulus aber Eph. 4,10. von allen Himmeln redet. Es ist gewiß, daß diese Himmel, und Alle, die in denselben wohnen (Offenb. 12,12.), von Gott erschaffen, übrigens aber der herrlichste Theil der Welt seien. Christus ist aber über alle Himmel aufgefahren, weil der Vater ihm Alles, folglich auch die Himmel, unter Seine Füße gethan hat, und Seine Herrlichkeit größer und Sein Name höher ist als der Engel, Hebr. 1,4. Er ist aber über alle Himmel aufgefahren, auf daß Er Alles erfülle; denn dieses Auffahren setzt, wie Paulus Eph. 4,9. erinnert, voraus, daß Er vorher in der Niedrigkeit, nämlich in den untern Gegenden der Erde gewesen sei. Nun machen Himmel und Erde nach dem perspektivischen Blick die zwei Theile des großen Weltalls aus: zu der Erde gehört aber nach dieser Eintheilung auch die Hölle (Hades), worein Christus nach Seinem Tod hinabgestiegen ist, und wo Er den Geistern im Gefängniß gepredigt hat. Nun erfüllt Christus die bewohnbare Erde mit Seiner Herrlichkeit durch das Evangelium, das Er aller Kreatur zu predigen befohlen hat; die Hölle aber oder das Reich der Todten hat Er durch Seine Erscheinung in derselben mit der Offenbarung Seiner Majestät erfüllt. Da Er nun auch über alle Himmel aufgefahren ist, so hat Er vollends Alles erfüllt. Es ist gewiß, daß bei der Himmelfahrt oder Erhöhung Jesu in allen Himmeln große Bewegungen vorgegangen seien. Alle Inwohner derselben sahen und bewunderten Ihn und beteten Ihn mit großer Demuth und Freude an. Er ging in das himmlische Heiligthum hinein, und eröffnete es auch für die Menschen. Er führte alle Menschenseelen, die in den Himmeln auf Ihn gewartet hatten, in dasselbe hinein, und näher zu dem Thron Gottes hin. Er setzte sich auf diesen Thron, wohin kein Erzengel und keine andere Kreatur erhoben wird. Nun ward Er auch nach Seiner menschlichen Natur der Allerhöchste, wie Ihn denn Johannes Offenb. 5,6. mitten auf dem göttlichen Thron als ein Lämmlein sahe, und das Lob hörte, welches Ihm und dem Vater zugerufen wurde. So weit ist derjenige erhöht worden, der als ein Kind in einer Krippe gelegen ist, zu Nazareth Zimmerarbeiten verrichtet hat, vor dem Kaiphas und Pilatus als ein Verklagter gestanden, von losen Leuten angespieen, geschlagen und verhöhnt worden, und zwischen zwei Uebelthätern am Kreuz gehangen ist.
Ist Christus über alle Himmel aufgefahren, so kann man zu Ihm sagen: wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde (weil Du höher bist als die Erde und alle Himmel), (weil Du höher bist als die Erde und alle Himmel), wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Theil, Ps. 73,25.26. Assaph, der diese Worte Ps. 73,25.26. schrieb, hatte eine so klare Erkenntniß, und ein so reines Gefühl, daß er auch die Himmel, zu geschweigen die Erde, nicht angenommen hätte, wenn man ihm dieselben ohne Gott gegeben hätte. Wir, die wir das Licht des Neuen Testaments genießen, sind noch mehr verpflichtet, also gesinnt zu sein. Gott, der allein gut ist, Christus, der über alle Himmel aufgefahren ist, soll allein unsers Herzens Trost und unser Theil sein.(Magnus Friedrich Roos)

4:11 Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche aber zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern,

4:12 daß die Heiligen zugerichtet werden zum Werk des Dienstes, dadurch der Leib Christi erbaut werde,

4:13 bis daß wir alle hinkommen zu einerlei Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi,

4:14 auf daß wir nicht mehr Kinder seien und uns bewegen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, womit sie uns erschleichen, uns zu verführen.

4:15 Lasset uns aber rechtschaffen sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus,
Manche Christen bleiben unentwickelt und zwerghaft in geistlichen Dingen, so dass sie Jahr um Jahr denselben Zustand wahrnehmen lassen. Sie bleiben an Dem, doch sie „wachsen“ nicht „in allen Stücken an Dem, der das Haupt ist.“ Aber sollten wir beim „Gras“ stehen bleiben, wo wir könnten in „die Ähren“ treiben, und vielleicht gar zum „vollen Weizen in den Ähren“ heranreifen? Sollten wir‘s dabei bewenden lassen, dass wir an Christum glauben und sagen: „Ich bin geborgen,“ und nicht viel mehr wünschen, aus eigener Erfahrung mehr von der Fülle kennen zu lernen, die sich in Ihm vorfindet? Es soll allerdings nicht so sein, wir sollen als kluge Kaufleute auf dem himmlischen Markt danach streben, reich zu werden in der Erkenntnis Jesu Christi. Es ist ganz recht und gut, wenn man anderer Leute Weinberg hütet, aber nur dürfen wir darüber nicht unser eigenes geistiges Wachstum und die Förderung unserer Reife vernachlässigen. Warum sollte es denn in unseren Herzen stets öder Winter bleiben? Wir müssen eine Saatzeit haben, das ist wohl wahr; aber, o, dass doch ein Frühling käme, ja, noch mehr, ein fruchtbarer Sommer, der uns eine reichliche und frühe Ernte verheißt! Wenn wir unter der Gnade reif werden wollen, so müssen wir zu Jesu kommen, in seine Gegenwart, müssen zeitigen in dem Sonnenschein seines milden Lächelns. Wir müssen liebliche Gemeinschaft mit Ihm pflegen. Wir müssen den Anblick seines Angesichts aus der Ferne aufgeben und nahe herzutreten, und wie Johannes das Haupt an seinen Busen schmiegen; alsdann werden wir erfahren, dass wir zunehmen in der Heiligung, in der Liebe, im Glauben, in der Hoffnung, ja, in jeder köstlichen Gabe. Gleichwie die Sonne zuerst nur den Gipfeln hoher Berge aufgeht, und sie mit ihren Strahlen vergoldet, und so dem Auge des Wanderers einen unvergleichlichen Anblick bereitet: so ist‘s eine der wonnevollsten Erfahrungen in der Welt, wenn man die feurige Glut vom Lichte des Geistes das Haupt eines Heiligen verklären sieht, der in geistlicher Gestalt, einem Paulus gleich, alle seine Genossen überragt, bis dass er gleich einem mächtigen, schneebedeckten Alpenriesen vor seinen Miterwählten die Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit wiederstrahlt, und den Schimmer seines Glanzes hoch aufleuchten lässt, dass alle es sehen und ihren Vater im Himmel preisen können. (Charles Haddon Spurgeon)

4:16 von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hanget durch alle Gelenke, dadurch eins dem andern Handreichung tut nach dem Werk eines jeglichen Gliedes in seinem Maße und macht, daß der Leib wächst zu seiner selbst Besserung, und das alles in Liebe.
Alles, was in der Christenheit Wert hat und Frucht schafft, hängt an Christus; das ist das eine, was uns Paulus sagt. Zum Bestehen und Gedeihen der Kirche ist die Arbeit aller unentbehrlich; das ist das andere, was uns Paulus sagt. Vom Haupt aus wächst der Leib, nicht gelöst von ihm, nicht in eigener Kraft, sondern durch das, was er vom Christus empfängt. Er gelangt aber dadurch zum Wachstum, dass er ineinander gefügt und zum gemeinsamen Leben verbunden ist. Jeder Lebenslauf ist mit dem der anderen verschlungen. Vor Christus steht jeder als ein Glied des Ganzen und wird als solches von Ihm behandelt. Die Gabe, die Ihm dargereicht wird, erhält Er nicht für sich allein, sondern als ein Teil des Leibes, als ein Glied der Gemeinde. In der engen Verbundenheit, in der wir alle miteinander stehen, die uns alle wechselseitig zu Gebern und Empfängern der göttlichen Gabe macht, wird die Gemeinde Jesu zum Ort der Liebe. Das wäre nicht so, wenn der eine nur regierte, der andere gehorchte, der eine die Arbeit täte, der anderen nur in der Ruhe bliebe. Nun aber, weil Christus jeden als Glied seiner Gemeinde in Seine Gnade aufnimmt und jeden dazu begabt, dass alle durch ihn gesegnet werden, und jedem die ihm zugeteilte Arbeit gibt, jetzt hat die Liebe auf unserer friedlosen Erde eine Heimat gefunden.
Gepriesen bist Du, unerschöpflicher reicher Gott, dass Du uns den einzigen Sohn Deiner Liebe zum Haupt gegeben hast, der über dem ganzen Leibe steht und für alle seine Glieder sorgt. Gepriesen bist Du, Gott der Geduld, dass Du allen, auch uns Kleinen, an Deinem Werk einen Anteil gibst, dass auch wir am Wachstum Deines Leibes teilhaben dürfen und empfangen und geben, hören und reden, Liebe erhalten und Liebe spenden nach Deinem Willen, der uns reich und selig macht. Amen. (Adolf Schlatter)

4:17 So sage ich nun und bezeuge in dem HERRN, daß ihr nicht mehr wandelt, wie die andern Heiden wandeln in der Eitelkeit ihres Sinnes,
Freilich soll ein Christ, welcher bekehrt heißen soll, nicht mehr wandeln, wie er selbst vor seiner Bekehrung gewandelt hat, und wie andere Weltmenschen wandeln, sie mögen Christen oder Heiden heißen. Wie wandeln aber diese? Sie wandeln in der Eitelkeit des Sinnes, welcher die Wahrheit oder das rechtschaffene Wesen in Christo Jesu V. 1. entgegengesetzt ist. Diejenigen wandeln in der Eitelkeit des Sinnes, deren Begierde und Lust in dem Bezirke derjenigen Dinge eingeschlossen ist, die Salomo in seinem Prediger eitel nennt, und von denen er sagt, daß sie mit einem Nichts anfangen und mit einem Nichts aufhören. Solche Leute dichten und reden wohl auch von unvergänglichen und rechtschaffenen Dingen, nämlich von der Tugend, Frömmigkeit, Gnade Gottes und dem ewigen Leben: aber es ist Alles nur gedichtet und geschwätzt; denn sie haben von allem diesem nichts. Sie sind den Bettlern gleich, die von Gold- und Silbermünzen Vieles reden, und doch keine derselben besitzen, oder wie die Träumenden, welche sich Vorstellungen von einem Schatz machen, den sie gefunden haben, und wenn sie aufwachen, nichts haben. Leute, die in der Eitelkeit des Sinnes wandeln, haben einen verfinsterten Verstand, und sind entfremdet von dem Leben Gottes, das der Seele durch Christum mitgetheilt werden und sie allein sättigen kann, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, durch die Blindheit ihrer Herzen, V. 18. Es bleibt aber nicht allein bei dem Mangel dessen, was wahrhaftig gut ist, und bei der Unwissenheit, sondern solche Leute verfallen, indem sie sich mit ihrer lebhaften Seele in dem Bezirk der Eitelkeit umdrehen, auf viele thörichte Ausschweifungen und schändliche Thaten. Sie sind etwa ruchlos, und ergeben sich der Unzucht und allerlei Unreinigkeit mit einer unersättlichen Begierde, V. 19. Und wenn sie auch dieses nicht thun, so brechen doch andere Laster bei ihnen aus, deren Paulus viele Eph. 4,25-5,18. namhaft macht. Wenn man aber täglich wahrnimmt, wie so viele Hohe, Niedere, Gelehrte, Ungelehrte, Reiche, Arme, Alte und Junge in der Eitelkeit des Sinnes wandeln, so darf man den Christen, die bekehrt heißen wollen, zurufen: ihr aber habt Christum nicht also gelernet, so ihr anders von Ihm gehöret habt, und in Ihm gelehret seid, wie in Jesu ein rechtschaffenes Wesen oder Wahrheit sei, V. 20.21. Wer geistlich ist, ist auch geistlich gesinnt ist, Röm. 8,5., die aber geistlich gesinnt sind, glauben das Wort Jesu, suchen, finden und genießen die wahrhaftige Gnade, dass wahrhaftige Leben Gottes in Jesu. Ihr sinn ist über den Bezirk der eiteln Dinge erhaben. Sie bemühen sich zwar auch damit zur nöthigen Pflege ihres Leibes, aber ihr Verlangen und ihre Hoffnung steigt höher, bis zu Gott, bis zu Christo, bis zu dem unbeweglichen Reich Gottes. Sie sind gesinnt wie Assaph, der Ps. 73. zu dem HErrn sagte: dennoch bleibe ich stets an Dir, denn Du hältst mich bei meiner rechten Hand, Du leitest mich nach Deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an, und wiederum: wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden. Wer so gesinnt ist, wandelt auch anders, als diejenigen, die nach der Eitelkeit des Sinnes wandeln. (Magnus Friedrich Roos)

4:18 deren Verstand verfinstert ist, und die entfremdet sind von dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, so in ihnen ist, durch die Blindheit ihres Herzens;

4:19 welche ruchlos sind und ergeben sich der Unzucht und treiben allerlei Unreinigkeit samt dem Geiz.

4:20 Ihr aber habt Christum nicht also gelernt,

4:21 so ihr anders von ihm gehört habt und in ihm belehrt, wie in Jesu ein rechtschaffenes Wesen ist.

4:22 So legt nun von euch ab nach dem vorigen Wandel den alten Menschen, der durch Lüste im Irrtum sich verderbt.

4:23 Erneuert euch aber im Geist eures Gemüts
Alt werden ist den Sachen eigen und ist Menschenlos. Täglich wird die Oberseite unseres Innenlebens abgenutzt; nicht nur staubig und müde, sondern abgegriffen. Wenn da nichts Neues geschieht, kein Auffrischen möglich ist, muß die natürliche Folge sein, daß wir schwächer, schlechter, gleichgültiger werden. Was da in schlechtem Sinn die Gewöhnung für verderbliche Wirkung hat, kann man an den Berufsfehlern der edelsten Berufe sehen: Ärzte, Geistliche, Armenpfleger, Diakonissen haben die Gefahr, durch die tägliche Beschäftigung mit fremder Not abgestumpft zu werden. Da tut eine Erneuerung unseres Tastsinnes not. Der Geist unseres Gemüts, die Seele unseres geistigen Menschen muß von innen heraus frisch werden. Das kann nur durch Zustrom von oben, durch Berührung Christi geschehen. Wir müssen uns wieder seinem Licht aussetzen; uns durch ihn mit himmlischen Kräften laden lassen, damit uns die Spannkraft und Beweglichkeit des Geistes nicht verloren gehe. Hast du deine tägliche stille Gelegenheit, wo Jesus dich erneuern kann? Wenn nicht, dann wird deine Liebe lahm, deine Arbeit mechanisch, dein Zeugnis hohl, deine Anziehungskraft auf andere gleich Null!
Ach, Herr Jesu, laß du dich des erbarmen! Komm und erneuere mich im Geiste meines Gemüts. Fülle mich mit deiner Liebe und segne jeden stillen Augenblick, wo ich dir in die Augen sehen darf. Ich schmachte nach deiner Auffrischung meiner Seele. Hilf mir! Amen. (Samuel Keller)

4:24 und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.

4:25 Darum leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind.
Wir werden gar leicht zur Lüge oder doch zu einer feinen Unwahrheit hingerissen, besonders aus Hochmut und Menschenfurcht. Oft kommt es vor, daß auch Christen übertreiben; namentlich wenn sie von sich selbst reden, von ihren Erfahrungen und Zuständen Mitteilung machen, sagen sie leicht unbewußter Weise mehr, als sie der Wahrheit gemäß sagen sollten, reden zu stark von ihrer Buße, von ihren Gnadenerfahrungen, Anfechtungen, Kämpfen und Siegen, so daß man sie den Worten nach für lebendiger und eifriger halten muß, als sie in der Tat sind. So versichern wir oft auch mehr Liebe, als wir wirklich haben.
Der Gedanke daran, daß der Teufel ein Lügner von Anfang ist und der Vater der Lüge (Joh. 8) und daß auch der Lügner Teil ist im Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt (Off. 21,8), sollte uns billig zur Wahrhaftigkeit, und zwar zur gewissenhaftesten Wahrhaftigkeit antreiben.
Besonders aber sollte uns der Blick auf unser Haupt, den Herrn, der die Wahrheit selber ist, dazu bewegen, die Wahrheit zu reden und uns überhaupt der Wahrheit gemäß zu bezeugen gegen unsern Nächsten, desgleichen der Blick auf unsere Stellung in der christlichen Gemeinde als Glied am Leibe Christi, wie überhaupt auf unsern Posten in der menschlichen Gesellschaft. Wahrhaftigkeit ist eine Grundbedingung für den Bestand der christlichen Gemeinden und Gesellschaften. Wo die Lüge im Schwange geht, da muß auch Vertrauen und Glauben weichen, da hört die gegenseitige Achtung auf; da kann man einander nicht mehr in der Liebe nötige Handreichung tun; da lösen sich die Bande der Gemeinschaft ganz. (Hermann Heinrich Grafe)

4:26 Zürnet, und sündiget nicht; lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.

4:27 Gebet auch nicht Raum dem Lästerer.
Wodurch bekommt der Lästerer Raum? Dadurch, daß man ihm zuhört, sich aus seinen Reden viel macht und trotz alles Widerwillens gegen ihn sich für seine Klatschereien interessiert. Wie kann man aber als Christ diesem gefährlichen Gewächs soviel Interesse entgegenbringen, daß des Apostels Mahnung überhaupt einen Sinn bekommt? Aus Neid und der Sucht, sich auf Unkosten des andern selbst erhöht zu sehen, entspringt jene Lust, Schauderhaftes über den Rivalen zu vernehmen. Christliche Klatscherei, fromm und entrüstet scheinende Verleumdung, heuchlerisches Achselzucken und Kopfschütteln, vielsagende Mienen und zweideutige Ausdrücke schlauer, schlechter Feigheit, die nicht dafür gefaßt werden will - o wer kennt das alles nicht auch noch heute! Wenn wir wirklich als „die von einem Stamme stehen auch für einen Mann“, wenn wir wirklich mit wahren Gotteskindern uns eins wissen - dann weg mit dem Lauschen auf solche Verleumdung! Wenn der Lästerer keine bereitwillige Aufnahme, sondern Ablehnung seiner Geheimnisse und Neuigkeiten erfährt, kann ihm selbst das zur Ernüchterung und Bekehrung gereichen.
Lieber Heiland, vergib mir, daß ich so oft in meinen Beziehungen zu andern Brüdern auf solche Lästerer gehört und durch sie betört, unrecht getan habe. Reinige mich; mein Herz mit Liebe, mein Mund mit Wahrheit sei in deiner Hand. Amen. (Samuel Keller)

4:28 Wer gestohlen hat der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf daß er habe, zu geben dem Dürftigen.

4:29 Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, wo es not tut, daß es holdselig sei zu hören.

4:30 Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.3)
Der Tag der Erlösung ist bei den Gerechten der Todestag, denn an diesem geschieht, was Paulus nach 2 Tim. 4,18. hoffte, indem er schrieb: der HErr wird mich erlösen von allem Uebel (bösen Handel), und aushelfen zu Seinem himmlischen Reich, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der Tag der völligen Erlösung ist aber der Tag der Auferstehung, an welchem dasjenige bei den Gerechten geschehen wird, was 1 Kor. 15,53.54. geschrieben steht: dieß Verwesliche muß anziehen das Unverwesliche, und dieß Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit. Dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben steht: Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Nicht alle Menschen erlangen diese Erlösung. Viele kommen durch den Tod in höllische Gefängnisse, wo sie mit großer Angst unter dem Gefühl des Zorns Gottes auf den Gerichtstag warten; und diese sind es, die zum Gericht oder zur ewigen Schmach und Schande aufstehen, und deren Ende die Verdammniß (oder Verderben) ist (Phil. 3,19.). Wenn man aber das ganze menschliche Geschlecht übersehen könnte, so wäre die Frage, woran man diejenigen erkennen könne, oder durch was diejenigen ausgezeichnet seien, welche die Erlösung von allem Uebel zu hoffen haben? Paulus antwortet aber, daß sie an der Gabe des Heiligen Geistes, welche sie empfangen haben, zu erkennen, oder durch den Heiligen Geist versiegelt seien. Wie man dieses Siegel empfange, lehrt Paulus Eph. 1,3., da er sagt: durch Christum habt ihr gehört das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit, und durch denselben seid ihr, da ihr glaubet (oder glaubig wurdet), versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung. Der Mensch hört also durch Christi Gnade das Evangelium von seiner Seligkeit, er glaubt es, und indem er’s glaubt, empfängt er den verheißenen Heiligen Geist als ein Siegel, wodurch er ausgezeichnet wird als einer von denjenigen, welche die Erlösung von allem Uebel zu hoffen haben. Ein glaubiger Christ kann und soll sich dieses Siegels bewußt sein, denn der Heilige Geist ist in ihm lebendig, und offenbart Sich durch alle diejenigen Wirkungen, welche Ihm in der Heiligen Schrift zugeschrieben werden. Weil auch bei dem Fortfahren in der Heiligung diese Wirkungen immer völliger und deutlicher werden, so wird sich auch der Mensch seiner geschehen Versieglung, folglich auch seines Gnadenstandes immer besser bewußt, und seine Hoffnung der Erlösung von allem Elend wird immer fester. Uebrigens ist freilich dieses Siegel Gott allein sichtbar. Er kennt die Seinen mit der allerhellsten Erkenntniß, weil Er das Siegel in ihnen sieht, welches sie von Ihm selbst empfangen haben. Den Menschen aber, welche geistliche Sachen geistlich richten oder beurtheilen können, wird dieses Siegel durch die Worte, Werke und Geberden an Andern offenbar, wenn sie nämlich Andere eine geraume Zeit und unter verschiedenen Umständen, welche keiner Verstellung Raum lassen, beobachten können. Welch ein großes Glück ist’s aber, versiegelt zu sein auf den Tag der Erlösung! Wenn in der letzten Krankheit der Leib und die Seele in gewissem Maße verschmachtet sind, und der Todestag endlich kommt, und die Seele kann denselben durch die Kraft des Heiligen Geistes als den Tag ihrer Erlösung ansehen; und wenn der Tag des Gerichts einbricht, da ein Jeder empfahen soll, nach dem er bei Leibesleben gehandelt hat, und der Mensch kann diesen Tag als den Tag der völligen Erlösung von allen Folgen der Sünden ansehen: welch eine Glückseligkeit ist das!(Magnus Friedrich Roos)


Alles, was der Gläubige Gutes hat, stammt von Christo und ist seine Gabe, aber es kommt ihm einzig und allein durch die Vermittelung des Geistes aller Gnade zu. Und weil also alle Segnungen dir durch den Heiligen Geist zufließen, so kann auch kein Gutes an heiligen Gedanken, an inbrünstiger Andacht, an Werken der Liebe von dir ausgehen, ohne dass es in dir gewirkt würde durch die heiligende Kraft desselben Geistes. Selbst wenn der gute Same in dich ist gelegt worden, so bleibt derselbe dennoch schlummernd liegen, wenn Er nicht in dir wirket beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Möchtest du gern für Jesum Christum Zeugnis ablegen, wie ist das anders möglich als dadurch, dass der Heilige Geist deine Zunge berührt? Möchtest du gern beten? Ach, was ist doch unser Beten so matt und träge, wenn nicht der Heilige Geist für uns ins Mittel tritt! Möchtest du gern der Sünde absterben? Möchtest du geheiligt werden? Möchtest du deinem Herrn und Meister nachfolgen? Möchtest du gern erhoben werden ins höhere Wesen des geistlichen Lebens? Sehnst du dich danach, den Engeln Gottes gleich zu werden und erfüllt zu sein mit Eifer und Feuer für deines Herrn Sache? Das alles vermagst du nicht ohne den Heiligen Geist: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ O Rebe, du kannst keine Frucht bringen ohne den Saft vom Weinstock! O Kind Gottes, du hast kein Leben in dir, wenn du ferne bist von dem Leben, das Gott dir schenkt durch seinen Heiligen Geist! Darum wollen wir Ihn nicht betrüben, wir wollen Ihn nicht zum Zorn reizen mit unsrer Sünde. Wir wollen seine zartesten Regungen und Bewegungen in unsrer Seele nicht auslöschen; wir wollen jeder seiner Eingebungen Gehör geben, und bereitwillig jeder seiner Forderungen folgen. Wenn der Heilige Geist in Wahrheit solche Macht hat, so wollen wir nichts unternehmen ohne Ihn; wir wollen uns in kein Vorhaben einlassen, an kein Unternehmen Hand anlegen, und kein Werk zu Ende bringen, ohne Ihn um seinen Segen anzuflehen. Bringen wir Ihm die gebührende Huldigung dar, indem wir unsre gänzliche Ohnmacht ohne Ihn offen bekennen und aufrichtig fühlen, und uns allein auf Ihn verlassen; und unser Gebet sei: „Tue Du mein Herz und mein ganzes Wesen Dir auf, und mache Wohnung in mir, und Dein freudiger Geist erhalte mich, nachdem ich denselbigen Geist empfangen habe in meinem inwendigen Menschen.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Die erfahrene Gewißheit des Heils ist solch eine Versiegelung. Mancher hat sich dem Herrn zugewandt, glaubt an das geschehene Heil, ist eigentlich auch überzeugt davon, daß Jesu Blut für ihn geflossen ist und kommt doch noch immer nicht zum Genuß des Friedens. Sonst läßt sich nichts herausfinden: keine geheime Unehrlichkeit, kein Bann einer Schuld, die noch nicht erkannt und vergeben wäre, keine neue Untreue, die zu dem Wandel im Licht nicht stimmte, und doch fehlt voller Friede und volle Gewißheit. Wenn das längere Zeit so fortgeht, kann die Seele in neue Zweifel kommen, ob sie Sündenvergebung habe oder nicht. Da haben schon manche beim ersten Abendmahlsgang nach ihrer Hingabe an den Herrn jene schmerzlich gesuchte Versiegelung empfangen. Andere in der Privatbeichte mit Handauflegung oder in der ersten selbstlosen Arbeit für den Herrn. Der Mittel und Wege gibt es viele, und unser Gott führt die Menschen nicht nach einer Schablone. Außerdem ist diese Versiegelung für dich da und nicht zum Prahlen vor andern. Im ersten Augenblick ist sie ob überwältigend - später gleicht sie der Gesundheit eines unsrer Glieder: dann spürt man es am wenigsten, wenn es ganz gesund arbeitet.
Wir danken dir, Herr Jesu, daß du unserer Seele Leben in deinen treuen Händen hast und wollen dir zutrauen, daß du das gute Werk auch ausführen wirst, das deine Barmherzigkeit in uns anfing. Wir trauen auf dich. Hilf du uns! Amen! (Samuel Keller)


Neben den vielen verborgenen und uns selbst unbewussten Fehlern und Sünden gibt es leider auch Dinge, die immer und immer wieder brennen und laut rufen in unserem Gewissen. Kennst du jene Stimme, die verklagend gegen dich auftritt? Ach, was hast du getan? Auf welchem Gebiete hast du gegen besseres Wissen gesündigt? Wie treu hat der Geist der Gnade dich gestraft. Du aber wolltest nicht lassen vom Giftbecher der Lust. Welch ein strafbarer Ungehorsam! Wenn du nicht Buße tust, wird dein ferneres Leben sich noch schwerer gestalten. Ungehorsam ist die Mutter vieler Sünden. Beuge dich, bis dein Heiland den Frieden der Vergebung hineinspricht in deine schuldbeladene Seele. Durch fortgesetzten Widerspruch und Ungehorsam können wir des Heiligen Geistes Erziehungsamt an uns sehr erschweren. Er kann uns ja nicht lehren und in alle Wahrheit leiten, wenn wir störrig und widersetzlich sind. Er kann des Heilands Jünger nicht fördern, nicht salben, nicht erfüllen, wenn sie mit Lüsten spielen, sich der „Welt“ gleichstellen und in ihren eigenen Gedanken und Wegen verharren. Was spricht dein Herz? Verdammt es dich? Wirf dich auf die Knie nieder und flehe herzlich um Gnade. Wer sich beugt über seine Abirrungen, der findet Frieden in dem Gekreuzigten. Wisse es, der Gott aller Gnade neigt sich in Christus huldvoll zu dir, sieht deinen Schmerz, und um Seines Namens willen tilgt Er aus deine Übertretungen. Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde. Jesus ist da. Er will dich heiligen. Willst du rein werden? (Markus Hauser)


Du musst auf den Tag Jesu Christi versiegelt sein mit dem Heiligen Geiste. Dann ist Öl in deiner Lampe und in deinem Gefäße. Dann ist dein Licht brennend, deine Lenden sind umgürtet. Dann kannst du beten im Geist und in der Wahrheit, kannst wachen und in sehnsuchtsvoller Liebe dem kommenden Heiland entgegensehen. Reichsbürger haben Gottes Geist. Das ist ihr Kennzeichen. Dieser Geist macht aus ihnen allen ein Herz und eine Seele. Darum ist der Heilige Geist verheißen, und darum werden wir eingeladen, um den Geist zu bitten. Wie sollte es möglich sein, eine reine, völlig einige Gemeinde, eine Familie mit lauter gleichgesinnten Gliedern herzustellen, ohne die Versiegelung mit ein und demselben Gottesgeiste? Alle Reichsgenossen Christi sind der ,,Salbung„ teilhaftig geworden; der Heilige Geist ist in ihnen. Wenn du nun zum Hause des Herrn gehören willst, wann wirst du um den Heiligen Geist bitten? Erkennst du es nicht, dass niemand das Reich Gottes ererben kann, der nicht den Heiligen Geist hat? Der Geist macht lebendig, verbindet die Herzen mit Gott und miteinander; der Geist ist das Siegel des lebendigen Gottes und Er ist das Unterpfand der Zugehörigkeit zur Brautgemeinde Jesu Christi. Ist es dein Wille, ein lebendiger Tempel des dreieinigen Gottes zu sein? Dann lebe in Seinem Wort und lass es in dir Kraft, Geist und Leben sein. Dann ist eine wirkliche Verbindung zwischen Gott und dir. Der Herr kann in dir wohnen, Er kann dich leiten. Ohne Hingabe aber geht es nicht. Dringe durch im Glauben, lass dich aus Satans Netzen retten und werde ein Geheiligter des Herrn. (Markus Hauser)


Auserwählte und begnadigte Menschen tragen das Bild des irdischen Adams wie andere Menschen, auch kann man aus ihren äußerlichen Schicksalen nicht wahrnehmen, daß sie seien, was sie sind; denn es begegnet Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen: wie es dem Guten geht, so geht es auch dem Sünder, wie Salomo Pred. 9,2. sagt. Und doch sind begnadigte Menschen vor andern ausgezeichnet: durch was aber? durch den Heiligen Geist, der ihnen gegeben ist. Weil sie Kinder Gottes sind, so hat Gott gesandt den Geist Seines Sohnes in ihre Herzen, der da schreiet: Abba lieber Vater! Gal. 4,6. Welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder; wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein. Röm. 8,14.9. Wenn man also die Zahl derjenigen Menschen wüßte, die den Heiligen Geist empfangen haben, so wüßte man auch die Zahl der Kinder Gottes. Paulus deutet dieses damit an, daß er sagt, die begnadigten Menschen seien mit dem Heiligen Geist versiegelt; denn ein Siegel ist ein aufgedrücktes Zeichen, woran man erkennen kann, von wem etwas herkomme, oder wem etwas angehöre. Wenn ich also aus den Früchten erkennen kann, daß ein Mensch den Heiligen Geist in sich wohnend habe, so kann und soll ich ihn für ein Kind Gottes halten, weil er das rechte Kennzeichen der Kindschaft Gottes in sich hat; und wenn ich mich über meinen eigenen Zustand besinne, und wissen will, ob ich ein Kind Gottes sei, und in Seiner Gnade stehe, so kann ich durch nichts zu einer Gewißheit gelangen, als durch das Siegel des heiligen Geistes, wenn ich es in mir gewahr werde. Treibt und tröstet mich dieser Heilige Geist, hält Er mich immer in Seiner genauen Zucht, verklärt Er den HErrn Jesum in meinem Herzen, eignet Er mir Sein Evangelium zu, macht Er mir die Worte Gottes kräftig; erweckt Er mich, Abba Vater zu Gott zu sagen, und Ihn mit einem kindlichen Glauben anzurufen: so bin ich ein Kind Gottes. Wenn ich aber von diesem Allen nicht nur eine Stunde oder einen Tag, sondern ganze Wochen, Monate und Jahre nichts erfahre, so bin ich noch ein todter Weltmensch, und wenn ich doch gut von mir denke, so betrüge ich mich selbst, und dieser Selbstbetrug wird wenigstens an meinem Ende zu meiner großen Schande entdeckt werden.
Ein Siegel ist etwas, das nicht verletzt, zerbrochen oder abgerissen werden darf, besonders wenn es das Siegel einer hohen Obrigkeit ist. Wehe dem, der durch Verführung getaufte Kinder oder erwachsene Leute ihres göttlichen Siegels beraubt: wehe dem, der sich selbst dessen beraubt! Paulus warnte davor, da er sagte: betrübet nicht den Heiligen Geist, durch welchen ihr versiegelt seid. Er redet von dem Heiligen Geist nach menschlicher Weise. Er bleibet in Seinem Wesen wie Er ist: aber gleichwie man Ihn erbitten kann, (Jes. 63,10.), also kann man Ihn auch betrüben. Wenn nämlich ein glaubiger und begnadigter Christ sich auf’s Neue von denjenigen Sünden überlisten und gefangen nehmen läßt, vor welchen Paulus Eph. 4. warnt: so weicht der Heilige Geist von ihm, wie ein Gast, den man betrübt hat, aus dem Hause auszieht, in welchem er sich vorher gern aufgehalten hatte. Der Heilige Geist ist in Sich selbst keiner Betrübniß fähig: Er kann aber so handeln, und Sich gegen den Menschen so erzeigen, wie einer, der beleidigt und betrübt worden ist, zu thun pflegt. Davor hüte sich ein Jeder, denn wenn der Heilige Geist weicht, so wird des Menschen Zustand schlimmer, als er vor seiner Bekehrung gewesen war. Paulus sagt aber auch, die begnadigten Christen seien durch den Heiligen Geist auf den Tag der Erlösung versiegelt; weil sie durch die Mittheilung dieses Geistes eine rechtmäßige Hoffnung bekommen haben, von allem Uebel erlöset zu werden. Kinder Gottes sollen nicht immer wallen, sondern auch endlich heimkommen, nicht immer in der Niedrigkeit leiden, sondern auch zur Herrlichkeit erhaben werden; und dieses zu hoffen, berechtigt sie der Heilige Geist, welchen Gott ihnen gegeben hat, und welcher, wie Paulus Eph. 1,14. sagt, das Pfand oder Angeld des himmlischen Erbes ist. (Magnus Friedrich Roos)

4:31 Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.

4:32 Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch auch vergeben hat in Christo.4)
Der Centralspruch des ganzen Kapitels ist der 22-24. Vers: “So leget nun von euch ab den alten Menschen und ziehet den neuen Menschen an.“ Der Leib hat viele Glieder, und die Sünde viele Richtungen. Das gesammte Sündenwesen in uns nennt die Schrift den alten Menschen, und was diesem Grundverderben Kraft und Nahrung giebt, das sind die Lüste, die wider die Seele streiten. Der alte Mensch verderbt sich durch die Lüste, und das, wonach er jagt, ist ein Irrthum. Wenn die Sünde nämlich erhalten hat, was sie wollte, so ist die Frucht des Erjagten ein höllischer Betrug; aus einem Schlangenei kommt eine Otter, und Spinnweben geben ein Gewand, das zerreißt. Wem sein Leben lieb ist, der lege also den alten Menschen ab, der durch Lüste in Irrthum sich verderbet, und erneuere sich im Geiste des Gemüths und ziehe die Schlangenhaut aus; wer wirklich will, der kann auch, dem hilft Gott, dazu ist Jesus gekommen, dazu gießt er aus von seinem Geist. Aber die Erneuerung muß geschehen im Geiste des Gemüths; der Apostel meint den Sitz des Göttlichen im Menschen. Ein neuer Lappen auf ein altes Kleid macht den Riß nur größer, und einzelne Aenderungen im Betragen, wo das ganze Haupt krank und das ganze Herz matt ist, machen nur einen Pharisäer, keinen Christen. Es muß ein neues Blut in den Kranken kommen, wenn er soll gesunden. Die Grundgesinnung muß anders werden, nicht der oder jene Fleck des Lebens. Im Geist des Gemüths, da, wo Gott redet, wirkt und seine Siege anfängt, muß ihm wiederum Gehör gegeben werden; was herrschen sollte, muß wieder herrschen; was dienen sollte, muß sich bücken. So kommt es zu einem neuen Menschen, denn wie es ein gegliedertes Sündenwesen giebt, so giebt es auch ein Gnadenwerk, das nach allen Richtungen des Herzens den Menschen verändert, reinigt und wieder ähnlich macht. Dieser neue Mensch muß angezogen oder im Glauben ergriffen werden; das Leben Christi wird dem Sünder aus Gnaden mitgetheilt, wenn der alte Mensch den Todesstoß erhalten hat, und so wirkt Gott dann statt der unfläthigen eine rechtschaffene Gerechtigkeit, und statt der Lüste, die in lauter Irrthum hinein verderbten, einen Zustand von Heiligkeit und allmäliger Verklärung. Herr, hilf mir dazu. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Solch eine schlichte Ermahnung bekommt einen scharfen Akzent, sobald man an das Wörtchen „gleichwie“ aufmerksamer herantritt. Die Großartigkeit des Erbarmens, wie wir es in Christo erfahren haben, können wir natürlich nicht nachmachen wollen: das Verhältnis zu unsern Nächsten ist ja nie so wie das von Gott zu uns. Und doch ist die eigentliche Triebfeder unserer Liebe nicht nur zu Gott, sondern auch zu unseren Brüdern, daß uns viel vergeben worden ist. Schmerzte uns eine bestimmte Sündenerfahrung besonders tief, und die Vergebung Gottes in Christo nahm so freundlich die ganze Last von unserer Seele, dann müßte es doch wunderbar zugehen, wenn wir nicht jetzt am aufgeschlossensten wären zum Lieben? Jetzt wissen wir, wie das tut, geliebt zu werden; jetzt strahlt noch das Licht in unsern Augen: eh es abnimmt, laß einen andern etwas Freundlichkeit erfahren. Gott läßt uns in Christo Vergebung anbieten; wie wenn in deinem Handel mit deinem Bruder es nur auf diesen Schritt von deiner Seite ankäme, daß du ihn spüren läßt, wie herzlich gern du ihm diese verzeihende Liebe entgegenträgst?
Herr, lehre uns lieben, wie du uns geliebt hast. Hilf uns so verzeihen, daß keine bittere Wurzel nachbleibt! Gib du uns alle die Herzlichkeit und Freundlichkeit, auf die der Nächste sehnsüchtig wartet, damit dein Reichtum an uns Armen offenbar werde. Amen. (Samuel Keller)


Hier ist eine schöne apostolische Ermunterung zum gottseligen Wandel, daß Christen, die aus Kindern des Satans Kinder Gottes worden sind, wandeln sollen, wie sich's gebühre ihrem Beruf, daß sie insonderheit der Demuth sich befleißigen, Sanftmuth und Geduld üben - und das Band des Friedens in der Einigkeit des Geistes fest und unzertrennt zu erhalten fleißig seyn sollen. Bei der Ungleichheit der Gaben, die Gott und unser Heiland JEsus Christus zum gemeinen Nutzen und zur Erbauung Seines geistlichen Leibes austheile, solle sich keiner überheben - oder andere verachten. Vielmehr sollen sie sämmtlich und beständig den alten sündlichen Menschen ablegen - und einen neuen anziehen, der zu dem Bilde Gottes in rechtschaffener Heiligkeit und Gerechtigkeit erneuert werde. Darum sollen sie sich vor Lügen, Zorn, Diebstahl, faulem Geschwätz und andern Sünden hüten - und die entgegengesetzten Tugenden in ihrem ganzen Leben leuchten lassen. Daraus sollen wir denn sonderlich lernen, daß ein lasterhaftes Leben und das Christentum nicht beisammen stehen mögen, sondern daß es ein schädlicher und verdammlicher Wahn sey, wenn einige glauben, sie seyen gute Christen, wenn sie nur etwas von Christo wissen und reden können, obgleich sie ein sündliches Leben führen. O nein, sagt Paulus, die dieses Sinnes sind, die haben Christum noch nicht recht gelernet; sie müssen auch von Ihm und in Ihm erst gelehret werden, wie in Jesu ein rechtschaffenes Wesen, eine wahrhaftige Heiligkeit und eine aufrichtige Gottseligkeit sich finde. Christen sind Gesalbte des HErrn. die Er mit Seinem heiligen Geist gesalbt und versiegelt hat; den dürfen sie nicht durch fortgesetzte Sünden betrüben - und endlich gar austreiben und verjagen.
Gott gebe, daß wir je mehr und mehr den falschen Schein des Christenthums ablegen - und dagegen durch Seine Kraft mit aufrichtiger Redlichkeit in ungefärbtem Glauben, in rechtschaffener Liebe gegen Gott und den Nächsten - und in andern rührenden christlichen Werken unsere Herzen und unser Leben schmücken und also Ihm, unserm Herrn, in Zeit und Ewigkeit gefallen mögen. (Veit Dieterich)

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