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Lukas, Kapitel 16

Lukas, Kapitel 16

16:1 Er aber sprach zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward von ihm berüchtigt, als hätte er ihm seine Güter umgebracht.

16:2 Und er forderte ihn und sprach zu ihm: Wie höre ich das von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten; denn du kannst hinfort nicht Haushalter sein!
Wenn es Neujahr werden will, dann pflegen die Handelsleute ihre Rechnungen nachzusehen, Einnahmen und Ausgaben miteinander zu vergleichen und hernach fürs künftige ihre Sachen einzurichten. Womit haben wir das vergangene Jahr zugebracht? Was haben wir gemacht? Wozu haben wir die Zeit angewandt? Was haben wir gesucht? Wir sind in der Welt, nur um Jesus zu suchen, Jesus zu finden; somit verdirbt alle Zeit, wo man nicht daran gedenkt. O wenn wir unsere vorige Zeit und auch die in dem verflossenen Jahre nachsehen und überdenken vor Gottes Angesicht, dann werden wir alle Ursache haben, uns zu schämen und zu beugen, aber auch aufs neue Mut zu fassen, Jesus zu suchen.
Ich wünsche uns allen in der Kraft des Namens Jesu ein seliges, neues Jahr aufs Zukünftige. Hier sind noch tote, sicher Sünder, die bis dahin nicht Jesus, sondern die Welt und was in der Welt ist, gesucht haben. O, wie herzlich wünsche ich denen ein seliges, neues Jahr, worin sie durch die Gnade kräftiglich mögen aufgeweckt werden aus dem Schlafe der Sünden und der Sicherheit, ihr Seelenheil zu bedenken mit einem wahren Ernst, einen neuen Vorsatz zu fassen, einenn neuen Weg zu suchen, ein neues Leben anzufangen. Ach, das Jahr ist dahin; alle Vergnügungen, alle Freuden sind auch mit dahin. Wo ist es, was wir in dem verflossenen Jahr in der Eitelkeit gehabt haben? Wo ist es, wo ist es?
Es ist alles dahin. Nichts als ein unruhiges Gewissen ist davon übrig. Wo ist doch all unsere Mühe und Arbeit, die wir angewandt haben, nur umd die Welt, Ehre und Ansehen, Geld und Gut und andere weltliche Dinge zu suchen? Es ist ja nun alles für unsere Seele fruchtlos und dahin. Hätten wir aber unsere Zeit und Kraft Gott und dem Heil unserer Seele gewidmet, so könnten wir vergnügt und freudiger sein.
Laßt uns dem zugehören, der uns das Gute zu essen gibt, so wird unsere Seele volles Genüge haben. Ach, laßt uns doch durch die Stimme des Geistes uns auwecken lassen aus dem Schlafe der Sicherheit! (Gerhard Tersteegen)

16:3 Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben kann ich nicht, so schäme ich mich zu betteln.

16:4 Ich weiß wohl, was ich tun will, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde, daß sie mich in ihre Häuser nehmen.

16:5 Und er rief zu sich alle Schuldner seines Herrn und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig?

16:6 Er sprach: Hundert Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief, setze dich und schreib flugs fünfzig.

16:7 Darnach sprach er zu dem andern: Du aber, wie viel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Malter Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und schreib achtzig.

16:8 Und der HERR lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlecht.

16:9 Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.1)
Mit Hilfe des irdischen Besitzes sollen sich Jünger Jesu Freunde machen. Es gibt ein Geben, das die Herzen verbindet; da ist das Geld am allerbesten angelegt, denn es trägt reiche Frucht für die Ewigkeit. Aus Matth. 10, 40-42 erkennen wir klar, welche Leute wir uns zu Freunden machen sollen. Das Werk Christi hienieden erfordert Leute und Geld. Die einen tun den Dienst, die anderen geben Geld dazu her; die einen bauen Bethäuser, die andern helfen mit. Gott aber belohnt alles, was Ihm getan wird. Da kann nun die ganze Jüngerschar ihre Talente, ihre Kräfte, ihre Gelder anlegen und in den Dienst Gottes stellen. Hütten, „ewige Hütten“ stehen den Gliedern Christi, Seinen Brüdern, Seinen Bauleuten in Aussicht. Und wenn sie im Besitz ihrer Erbgüter sind, so können sie damit schalten und walten, wie man das jetzt mit irdischem Besitze tut. Da kann es denn vorkommen, dass ein treuer Knecht über vieles gesetzt wird, während ein anderer ziemlich ärmlich gestellt ist. Hat sich nun letzterer im Leibesleben Freunde gemacht, die nun in ewigen Hütten wohnen und daher über vieles verfügen, so kann ihm das unendlich viel eintragen. In ewigen Hütten Freunde haben, das hat hohen und weittragenden Wert. Wer den irdischen Besitz nur für sich verwendet und ihn für seine Nachkommen fein zusammenhält, der ist untreu; wer aber damit Gottes Werk treibt und dem Herrn dient, der ist treu. Wir möchten aber nicht nur guter Freunde willkommene Gäste in der Ewigkeit sein, ach, wir hätten auch dort so gern eine eigene Hütte! So lasst uns denn Tag für Tag treu erfunden werden! (Markus Hauser)

16:10 Wer im geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.

16:11 So ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das Wahrhaftige vertrauen?

16:12 Und so ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was euer ist?2)

16:13 Kein Knecht kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott samt dem Mammon dienen.

16:14 Das alles hörten die Pharisäer auch, und waren geizig, und spotteten sein.

16:15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.

16:16 Das Gesetz und die Propheten weissagen bis auf Johannes; und von der Zeit wird das Reich Gottes durchs Evangelium gepredigt, und jedermann dringt mit Gewalt hinein.

16:17 Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, denn daß ein Tüttel am Gesetz falle.

16:18 Wer sich scheidet von seinem Weibe und freit eine andere, der bricht die Ehe; und wer die von dem Manne Geschiedene freit, der bricht auch die Ehe.

16:19 Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.

16:20 Es war aber ein armer Mann mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären
Wohin soll sich ein Armer legen? Dahin, wo Reichtum ist. Wo hat ein Hungernder seinen Platz? Da, wo man herrlich und in Freuden lebt. Der Überfluss zieht die Darbenden herbei; das ist ihr von der Natur ihnen gegebenes Recht. Der Reiche sagte: Es ist ein Zufall, dass Lazarus gerade hier an meiner Tür liegt, ein widerwärtiger Zufall, da es kein Vergnügen ist, ihn anzusehen, doch nicht mehr als ein Zufall, der mich nicht weiter berührt. Bei Jesus gibt es jedoch keinen Zufall. Nach dem Urteil Jesu lag Lazarus beim Tor des Reichen, damit der Reiche ihn sehe. Ist er in seinem prächtigen Gemach, dann sieht er und die Schönheit seiner Umgebung entgeht ihm nicht. Er sieht, wie hübsch ihn sein Purpurmantel kleidet, und sieht, wie vergnügt die Augen seiner Festgenossen leuchten. Du sollst sehen, o ja, aber nicht nur dann, wenn du in deinem Haus bist, sondern auch dann, wenn du vor deine Türe trittst und Lazarus vor dir liegt. Nun sieh dich vor, werde nicht plötzlich blind, wende dein Gesicht nicht weg. Du sollst sehen, was Gott dir zeigt. Siehst du nichts, so tust du nichts; tust du nichts, so tust du Sünde. Es ist dir nicht möglich, nichts zu tun. Entweder hilfst du oder du verdirbst. Entweder sorgst du für Lazarus oder du machst, dass er unter den Hunden stirbt. Handeln musst du, es sei Gutes oder Böses, und zum Handeln musst du sehen, und wenn du nicht sehen willst, so stirbst du an deiner Schuld. Du kannst dein Auge nicht für immer verkleben. Einst lernst du sehen.
In allem, was Du, Vater, uns zeigst, liegt weise Absicht, liegt Stoff für uns zum Aufmerken, liegt Aufruf zur Tat. Aber wie viel reicher und größer ist das Leben als unser Herz und unsere Kraft. Darum bitte ich Dich: gib mir offene Augen auch für das, was dieser Tag mir zeigt. Amen. (Adolf Schlatter)

16:21 und begehrte sich zu sättigen von den Brosamen, die von des Reichen Tische fielen; doch kamen die Hunde und leckten ihm seine Schwären.

16:22 Es begab sich aber, daß der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben.
Auch dieses gehört zu dem Dienst Gottes, um deßwillen die Engel auf die Erde gesandt werden, daß sie den Seelen der Gerechten, wenn sie aus ihren Leibern gehen, Beistand leisten, bis sie an dem guten Ort sind, den ihnen Gott bereitet hat, wo sie aber wiederum in der Gemeinschaft heiliger Engel stehen werden. Lazarus war auf Erden ein elender Bettler, und hatte zuletzt einen Leib voll von Geschwüren. Weil diese nicht verbunden, ja nicht einmal mit Kleidern bedeckt waren, so kamen Hunde und leckten ihm dieselben. Er starb endlich, und genoß auch bei seinem Sterben die Pflege und Wartung nicht, welche viele Andere genießen. Wer hätte gedacht, daß dieser in der Welt unglückselige Mann von Gott so geliebt und werthgeachtet sei, daß er Engel senden werde, um ihn in Abrahams Schooß zu tragen. Es geschahe aber, und Lazarus verwunderte sich ohne Zweifel sehr, daß er, der vor der Thüre des reichen Mannes gelegen und Jedermanns Fußtuch gewesen war, so vornehme Träger haben, und von ihnen – wohin? bis zu dem Abraham, dem berühmten Heiligen, dessen sich alle Juden rühmten, getragen werde. Die Engel setzten ihn in Abrahams Schooß nieder, und Abraham nahm ihn in denselben auf, weil er ihn für einen Menschen hielt, der sein ächter Sohn durch den Glauben geworden sei. Da konnte nun Lazarus ruhen, da wurde er getröstet, da war er von denjenigen, welche Qual leiden, durch eine große Kluft geschieden.
Ich werde auch sterben. Wenn aber meine Seele aus dem Leib gehen wird, so wird sie in eine neue Welt gehen, von welcher ich zwar Vieles in der heiligen Schrift gelesen, die ich aber nie gesehen habe. Wie soll sie da den Weg finden? Dieses wird ohne mein Sorgen geschehen. Gott wird sie aufnehmen. Er wird Seinen Engeln über ihr Befehl thun, und sie wird ohne Zweifel auch von gerechten Seelen, die schon vor ihr dahin gekommen sind, Handreichung genießen. Nur soll ich bis an mein Ende in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams wandeln, und nach seinem Vorbild Gott, der in Seinem Wort mit mir redet, glauben, und gewiß sein, daß Er, was Er verheißt, auch thun könne, und daß Er Todte lebendig mache, und dem, was nicht ist, rufe, wie dem, was ist, Röm. 4,17.21. Die Gemeinschaft der Heiligen im Himmel wird sehr erquicklich sein. Lazarus hatte den Abraham bei Leibesleben nie gesehen, weil dieser viele hundert Jahre vor ihm gestorben war: nun kamen sie aber in einem guten Ort zusammen; gleichwie auch Moses und Elias mit einander auf dem Berg erschienen, auf welchem Jesus verklärt wurde. Auch Johannes sahe die seligen Menschenseelen in der Offenbarung immer bei einander, und hörte ihr harmonisches Lob Gottes. Ohne Zweifel kennen sie einander, und die Liebe unter ihnen ist größer und reiner, als sie auf Erden ist.
So lange wir auf Erden wallen, soll uns die Gemeinschaft mit Kindern Gottes theuer, und das Angedenken derer, die vor uns ihren Lauf vollendet haben, wichtig sein. Wenn wir aber sterben, so genießen wir etwa die Fürbitte, den Zuspruch und die thätige Hülfleistung von christlichen Freunden, bis wir dahin fahren. Alsdann hören sie auf, uns zu dienen. Niemals werden wir also ohne eine Gemeinschaft sein. Doch wird Gott über Alles von uns geliebt und gepriesen werden. Ihn sehen, Ihn als das höchste gut genießen, wird unsere größte Glückseligkeit sein.(Magnus Friedrich Roos)

16:23 Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob er seine Augen auf und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.
Vom Wiedersehen sprechen die Menschen oft, wenn der Tod sie trennt, und es geht mir nicht anders als den anderen, ich denke auch oft ans Wiedersehen. Auch Jesus spricht hier von einem Wiedersehen, freilich nicht nur vom Wiedersehen alter Bekannter. Der Reiche sieht auch Neues. Jetzt sieht er Abraham, von dem er nur gehört hat, dass er sein Vater sei und dass er seinen Anteil an Gott von Abraham her besitze. Nun wird, was er gehört hat, Wahrnehmung. Denn er sieht, dass Abraham die von seinen Söhnen zu sich nimmt, die die Engel zu ihm tragen. Er sieht aber auch Lazarus, den er oft gesehen hat, solange er am Torbau seines Hauses lag. Denn es ist zwischen ihm und Lazarus eine Verbundenheit entstanden, die der Tod nicht löst. Beim Reichen entstand diese Verbindung durch seine Schuld und Schuld weckt Erinnerung und führt zum Wiedersehen. Ich will auch jetzt, lieber Herr, ernstlich auf dich hören, obwohl ich vor den Gedanken erschrecke, dass das Verschulden uns Menschen mit einem Band aneinander bindet, das nicht einmal der Tod zersprengen kann. Schuld kann zwischen uns nur dann entstehen, wenn du uns in der irdischen Zeit zusammenführtest. Deine Gnade hat uns zusammengebracht, damit wir aneinander deinen guten Willen tun. Wer ihn nicht tut, den bindet nun die Schuld mit dem anderen zusammen und das ist ein Band, das durch Gottes Gesetz unzerreißbare Festigkeit bekommt. Nun darf ich aber fortfahren und sagen: auch die Liebe bindet uns zusammen nach deinem festen und wirksamen Gesetz. Schafft nicht auch sie die unvergängliche Berührung? Bringt nicht auch sie uns das Wiedersehen? Dann aber ist das Wiedersehen selig, wenn du, Herr Christus, dabei bist und wir uns an deinem Tisch und Fest begegnen. Wir haben nicht Abraham zum Vater. Für uns bist du der Anfänger und Vollender des Lebens. Darum verlangt unser Hoffen für uns und für alle unsere Lieben nach deiner Versichtbarung.
Ich kann mit meinen Gedanken und Wünschen nicht nur im Gegenwärtigen verweilen. So hast Du es uns verordnet, heiliger Gott, dass wir vorwärts schauen, nicht in das Grab hinein, sondern in das Leben hinauf, und es ist Dein Wille, dass das, was Du uns jetzt gibst, unser ewiges Leben und unser ewiges Eigentum werde. Wir empfangen von Dir kein größeres Eigentum als die Menschen, die Du uns anvertraust. Mache uns füreinander zum ewigen Segen. Amen.(Adolf Schlatter)


Es ist sehr wahrscheinlich, daß dasjenige, was der HErr Christus von dem armen Lazarus und dem reichen Mann erzählt hat, eine wirkliche Geschichte gewesen sei, weil Er den Namen des Armen ausgedrückt hat, welches Er in keinem Gleichniß zu thun pflegte, und weil der Evangelist nicht sagt, daß Er ein Gleichniß vorgetragen habe. Es gibt freilich in dieser Erzählung auch verblümte Redensarten vom Finger, vom Wasser, von der Zunge u.s.w., welche Christus darum hat brauchen müssen, weil die Dinge, die in der Geisterwelt vorgehen, sich (wenigstens bei Seinen damaligen Zuhörern) mit eigentlichen Worten nicht lebhaft genug haben ausdrücken lassen. Der reiche Mann war also nach seinem Tod in der Hölle (Hades), welche am jüngsten Tag in den feurigen Pfuhl geworfen wird (Offenb. Joh. 20,14.), und alsdann ohne Zweifel ihren Namen verliert: folglich ging Alles, was Christus hier erzählt, noch vor dem jüngsten Tag her. Er war bald nach seinem Tod in der Hölle, alldieweil seine fünf Brüder auf der Erde noch lebten. Er dachte an sie, und sie an ihn: aber seinen kläglichen Zustand stellten sie sich vermuthlich nicht vor. Indem er in der Hölle war, war er in der Qual, und litt Pein, und seiner Empfindung nach war er in einer peinigenden Flamme. Hier darf man nun freilich an keine erleuchtende Flamme gedenken, denn bei den unseligen Todten ist’s finster: auch darf man jene Flamme nicht derjenigen gleich achten, die das Holz auf Erden verzehrt, und wenn es verzehrt ist, verlöscht; denn in der Hölle ist Alles anders, als auf Erden. Doch sah der eiche Mann den Lazarus, wie denn ein Jeder, der in der Finsterniß sitzt, denjenigen sieht, der im Licht ist, und Abraham sah den reichen Mann, obschon dieser in der Finsterniß war, weil jener Licht in sich selber hatte. Der reiche Mann war also einer von denjenigen Todten, die sich verlassen hatten auf ihr Gut, und getrotzt hatten auf ihren großen Reichthum, da man denn an seinem Beispiel sah, daß solche Weisen doch sterben, sowohl als die Thoren und Narren umkommen, und müssen ihr Gut Andern lassen. Das war ihr Herz oder höchster Wunsch bei Leibesleben, daß ihre Häuser immerdar währen, ihre Wohnungen für und für bleiben, und sie immer große Herrlichkeit auf Erden genießen möchten: aber sie konnten nicht bleiben in solcher Würde, sondern mußten davon wie ein Vieh, das ungern und ohne Hoffnung stirbt. Nun liegen sie in der Hölle wie Schafe, der Tod naget sie, ihr Trotz ist vergangen, in der Hölle müssen sie bleiben. Im Sterben konnten sie nichts mitnehmen, und ihre Herrlichkeit ist ihnen nicht nachgefahren: sie fuhren aber ihren unglaubigen Vätern nach, und sehen das Licht nimmermehr. Ps. 49.
Wenn man nun heut zu Tag Jemand fragen wollte, ob er sich in den damaligen Zustand des reichen Mannes hinein wünsche, so würde Niemand so thöricht sein, daß er’s bejahe. wenn man aber vielen eiteln Menschen den reichen Mann zeigen könnte, wie er bei Leibesleben sich hoffärtig gekleidet, und alle Tage herrlich und in Freuden gelebt ha, so würden sie thöricht genug sein, sein Thun zu loben und sich in seine Stelle hinein zu wünschen. Und fürwahr, es gibt noch immer Leute, von denen man sagen muß, was Ps. 49,19.14. steht: sie preisen’s, wenn einer nach guten Tagen trachtet, sie loben das Thun der Weisen dieser Welt, die jetzt in der Hölle liegen; welches doch lauter Thorheit war. Wenn ein Weltmensch klug sein will, muß er seinen Sinn ändern, und anders denken, sagen und thun lernen als vorher. Was Moses und die Propheten, Christus und die Apostel gelehrt haben, ist wahr, und dieses glauben ist Weisheit. Bei dieser Weisheit wandelt man im Licht, und entgeht der finstern Hölle, wo man durch’s Feuer gepeinigt wird, und wird in das himmlische Licht versetzt, und da über allem ausgestandenen Leid getröstet.(Magnus Friedrich Roos)

16:24 Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme.

16:25 Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun aber wird er getröstet, und du wirst gepeinigt.

16:26 Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, daß die wollten von hinnen hinabfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüberfahren.

16:27 Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus;

16:28 denn ich habe noch fünf Brüder, daß er ihnen bezeuge, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.

16:29 Abraham sprach zu ihm: Sie haben Mose und die Propheten; laß sie dieselben hören.

16:30 Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun.

16:31 Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.3); 4)
Heiliger Gott, himmlischer Vater, ich rufe Dich an durch Deinen geliebten Sohn, dass Du mein Herz durch den heiligen Geist vom Irdischen abziehest und es zum Verlangen nach dem Himmlischen erhebest, damit es mir nicht einst ergehe, wie dem reichen Manne in der Hölle. Wie das Feuer seiner Natur nach aufwärts fährt, so strebe das geistige Feuer der Liebe und Andacht in meinem Herzen gen Himmel empor! Was ist doch dies Irdische alles, und wie ist es beschaffen? Es ist zerbrechlicher als Glas, beweglicher als die Meereswogen, flüchtiger als der Wind. Ein Thor wäre ich daher, wenn ich mit meinem Herzen ihm anhinge und die wahre Seelenruhe darin suchte! Im Tode muss man endlich alles Irdische selbst wider Willen verlassen: o wirke in mir, ich bitte Dich, dass ich dasselbe aus freiem Herzenstriebe früher verlasse! Töte in mir die Liebe zur Welt, dass die heilige Liebe zu Dir wachse! Bewahre mich, dass ich nicht diese Welt liebe, dass mein Herz nicht von ihr verunreinigt werde! Die Gestalt dieser Welt vergeht, es vergeht ihre kurze Herrlichkeit, nahe ist der Untergang des Himmels und der Erde. Beuge daher mein Herz, dass ich das Leben liebe, das ewig dauert, nicht aber das Leben dieser Welt, das so gar schnell entflieht! Was in der Welt ist, ist Fleischeslust, Augenlust und Hoffahrt des Lebens. Aber wie eitel ist es, die Fleischeslust zu lieben; wie gefährlich, der Augenlust nachzuhängen; wie schädlich, die Hoffahrt des Lebens zu erwählen! Der kann sich nicht frei zu Gott erheben, dessen Herz von der Liebe dieser Welt gefangen ist. O Gott, meine Liebe, tilge daher in mir aus die Begierde nach dem Irdischen, nimm weg das Band der Weltliebe; gieße aus und reinige das Gefäß meines Herzens, dass ich mit reiner Liebe Dich liebe und mit vollkommenem Herzen Dir anhange. Ach, warum sollte ich das lieben, was in der Welt ist, da es das Verlangen meiner für die Ewigkeit geschaffnen Seele nicht stillt, und mir überhaupt keine Liebe vergilt? Wo mein Schatz ist, da soll auch mein Herz sein. Gib mir Taubenflügel, dass ich empor zu Dir fliege und mich in den Felslöchern verberge, dass mich nicht der höllische Jäger mit den Stricken der Weltliebe fange und meine Seele wieder zum Irdischen ziehe. Die ganze Welt werde mir bitter, damit Christus allein meiner Seele süß werde! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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