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Matthäus, Kapitel 21

Matthäus, Kapitel 21

21:1 Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, gen Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei

21:2 und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ihr Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir!
Beim Beginn seines königlichen Einzugs steht Jesus in seiner königlichen Armut vor uns. Vorbereitungen zur festlichen Feier seines Einzugs hatte er keine getroffen. Ohne Reittier war er von Bethanien weggegangen und erst, als sie sich dem Rand des Ölbergs näherten, sandte er Jünger nach Bethphage, um ihm einen Esel zu holen. Nach dem Urteil Jesu war dies nicht Armut. Der Sohn des himmlischen Vaters ist nicht arm. Braucht er einen Esel, so steht er für ihn bereit; denn der Vater weiß, was er jetzt nötig hat. Deshalb lautet der Befehl Jesu an seine Jünger nicht: Sucht, ob ihr einen Esel findet, sondern: bindet ihn los und bringt ihn her; er steht bereit. Königlich ist diese Armut, weil sie mit dem Willen Jesu, der nach der unbegrenzten Herrschaft über Jerusalem und ganz Israel und die ganze Menschheit greift, untrennbar verbunden war. Für Jesus war die Macht deshalb, aber auch nur deshalb, das Ziel seines Verlangens, weil sie ihm gegeben wird. Wie sollte er an ein Königtum denken, das er für sich begehrte und für sich erkämpfte? Auf seinem Standpunkt war dies nur Fall, Antichristentum und Bundesgenossenschaft mit dem, der die Welt beherrscht. Dass ihm aber der königliche Name mit seinem unausdenkbaren Inhalt, der die Ewigkeiten umfasst, gegeben war, bewährte er eben dadurch, dass er in der völligen Armut stand. Indem er sich auch das Kleine, auch das Reittier, das ihm jetzt dienen soll, nicht selber verschafft, sondern vom Vater empfängt, bleibt das Grundgesetz in Geltung, auf dem die ganze Sendung Jesu beruht: die Macht, durch die Gottes Herrschaft geschieht, wird nicht von Menschen begehrt und errungen, sondern gehört dem, dem sie gegeben ist. Es könnte scheinen, die Erzählung des Evangelisten über die Weise, wie der Esel geholt wurde, bleibe an Kleinlichem hängen; aber dieses Urteil wäre töricht. Die Jünger empfanden es mit Recht als eine große Sache, dass nicht nur die entscheidenden Entschlüsse, sondern auch die ungezählten kleinen Schritte, die die Geschichte Jesu bildeten, das heilige Gesetz sichtbar machten, unter dem der königliche Wille Jesu stand.
Deine Herrschaft zeigst Du uns, Du, der Du der Gott und Vater Jesu bist, nicht unsere Herrschaft, keines Menschen Herrschaft. Darum gibst Du uns Dein Reich durch Den, der ganz arm war und nichts hatte, als was Du ihm gabst, und ganz reich war und ist durch Dich. Amen.(Adolf Schlatter)

21:3 Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der HERR bedarf ihrer; sobald wird er sie euch lassen.

21:4 Das geschah aber alles, auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht:

21:5 „Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.“
Ist der König- sanftmütig, so muss es auch die Braut sein. Diesen Schmuck kann die Braut nicht entbehren. Sie will dem königlichen Bräutigam gefallen, darum lernt und zieht sie auch Sanftmut an. Er schenkt ihr diesen kostbaren Schmuck. Alle sind bestrebt, in der Sanftmut und in der Demut zu wandeln und Ihm zu dienen. Jesus war stets sanftmütig und von Herzen demütig. Die Braut Christi findet im Stillesein ihre Kraft. Sie trachtet darnach, in allem den Willen Gottes zu tun. Im ruhigen, klaren Wasser kann sich die Sonne spiegeln, und in stillen Herzen kann sich der Herr offenbaren. Sabbatstille und heilige Liebe erfüllen das Herz der Braut; so gefällt sie ihrem Bräutigam. Diese Herzensstille verschließt dem Feinde die Eingangstüren. Wie wohl ist es uns, wenn Sinnen und Denken in Jesus verankert sind, wenn der Wille stets auf Ihn gerichtet bleibt! Wir öffnen uns der himmlischen Welt, wenn wir stille sind vor Gott. So lasst uns die rechte Stille zu ernster Arbeit und nicht die Zerstreuung suchen. Ein unbedingtes Vertrauen ist ein weiteres Stück des Brautschmuckes. Die Braut kann ihrem Bräutigam vertrauen. Misstrauen liegt ihr ferne. Sie kennt nicht nur Jesu Liebe, sie kennt auch Seine Macht. Für sie wird alles im Himmel geordnet. Eine selige Stellung verleiht und schafft dies kindliche Vertrauen. Geht es zuweilen auch durch harte Proben, zuschanden wird bräutliches Vertrauen nie. „Der Herr wird alles wohlmachen“, spricht die Braut. Und Er tut es zu Seiner Ehre und zur Verherrlichung Seines Namens. (Markus Hauser)


Als der HErr Jesus auf’s letzte Osterfest nach Jerusalem kam, so zog Er mit einer gewissen Feierlichkeit zu Jerusalem ein, und das Volk rief Ihm zu: gelobet sei, der da kommt in dem Namen des HErrn, gelobet sei das Reich unseres Vaters Davids, das da kommt u.s.w. Auch sagt Matthäus, daß damals die Weissagung des Zacharias erfüllt worden sei: saget der Tochter Zion: siehe, dein König kommt zu dir. Es ist auch merkwürdig, daß der HErr Jesus in Seinen letzten Tagen, ob Er schon Seinen schmählichen Tod als nahe vor sich sah, öfter und deutlicher als sonst von Sich selbst als einem HErrn, König und Richter geredet hat. Er blieb auch so fest bei diesen Vorstellungen, daß Er hernach vor dem Pilatus in der tiefsten Niedrigkeit ein gutes Bekenntniß von Seiner königlichen Würde und von Seinem Königreich ablegen konnte. Durch dieses Sein unvergleichliches Beispiel hat Er uns gelehrt, daß ein glaubiger Christ bei der Schmach, die er vor sich sieht, an die Ehre, bei der Armuth an den Reichthum, und bei dem Sterben an das Leben denken, und sich überhaupt in seinem Geist über das Sichtbare erheben solle.
Was nun insonderheit das Königreich Jesu anbelangt, so ist es ein herrliches, unbewegliches und ewiges Reich. Wenn ich glaube, daß Jesus König sei, so darf ich dafür halten, daß Er herrsche, schütze, rette, kriege, strafe, richte, von demjenigen, was Sein ist, Gaben austheile, und eine große Herrlichkeit habe. Ich bin Ihm als meinem König Ehrerbietung, Vertrauen und Gehorsam schuldig. Alles muß Ihm als einem König unterthan werden; wo Ihm aber noch nicht Alles unterthan ist, da will Er noch als König hinkommen, wie die Schrift zu reden pflegt, und Seine königliche Würde und Macht erweisen. Er komme denn auch zu mir und den Meinigen und zu allen Menschen, die jetzt leben; Er bringe, wie Ps. 72. geweissagt ist, das Volk Gottes zur Gerechtigkeit, und errette Seine Elenden. Er lasse die Berge den Frieden bringen, und die Hügel die Gerechtigkeit. Er erhalte das elende Volk bei Recht, helfe den Armen, und zerschmeiße die Lästerer. Ihn fürchte man, so lange die Sonne und der Mond währt, von Kind zu Kindeskindern. Er fahre herab (in Seinem Königreich), wie der Regen auf das Fell (Gideons), wie die Tropfen, die das Land feuchten. Es blühe unter Ihm der Gerechte, und es sei unter Seiner Regierung großer Friede, bis der Mond nimmer sei. Er herrsche von einem Meer bis an’s andere, und vom Wasser an bis zu der Welt Ende. Vor Ihm sollen sich die in der Wüste neigen, und Seine Feinde Staub lecken. Alle Könige sollen Ihn anbeten, und alle Heiden Ihm dienen u.s.w. Zur gegenwärtigen Zeit fehlt freilich an diesem Allem noch Vieles. doch darf ein Christ darum bitten, weil es verheißen ist, und dabei hoffen, daß dasjenige, was noch nicht ist, werden werde. Derjenige, der dieses Alles vorher verkündigt hat, wird’s auch thun. Ja Er wird’s thun, ob’s schon unmöglich scheint. Sein Rath ist wunderbar, Er führt ihn aber herrlich hinaus. Weil Er aber seit Seiner Himmelfahrt Sein Reich auf Erden durch den Dienst Seiner Knechte ausbreitet, so sei ein Jeder zu diesem Zweck gern Sein Knecht, und opfere sich zu Seinem Dienst gern auf. Durch die vereinigten Bemühungen aller Seiner Knechte wird etwas Großes ausgerichtet, wiewohl Keiner weiß, wie viel er dazu beigetragen habe. (Magnus Friedrich Roos)


Jesaias weissagte K. 40,9.10., man werde bei dem Anbruch der Neutestamentlichen Gnadenzeit zu den Städten Juda sagen: siehe, da ist euer Gott; denn siehe, der HErr HErr kommt gewaltiglich, Sein Arm wird herrschen u.s.w. Zacharias aber sprach weissagend K. 9,9.: du Tochter Zion freue dich sehr, und du Tochter Jerusalem jauchze: siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin. Fürwahr ein großer König, der auch Gott ist! Darum wird Jes. 52,7. von den Boten Gottes gesagt, daß sie zu Zion sagen: dein Gott ist König. Dieser König aber ist Jesus Christus, auf den man, da er im Stand der Erniedrigung auf Erden lebte, mit Fingern weisen, und sagen konnte: siehe, da ist Er, und der auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin zu Jerusalem eingeritten ist. Damals konnte man der Tochter Zion, das ist der Bürgerschaft zu Jerusalem, sagen: siehe, dein König kommt zu dir. Um einigermaßen sich durch Zeichen als ein König zu offenbaren, ließ Er Sich bedienen, und ritt auf einem Esel, welches Er sonst zu thun nicht gewohnt war. Er nahm auch die Ehrenbezeugungen und den lauten Zuruf des Volkes an, welches, wie Lukas K. 19,38. bezeugt, unter Anderem sagte: gelobet sei, der da kommt, ein König im Namen des HErrn, und wie Markus Kap. 11,10. sagt, auch ausrief: gelobet sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt im Namen des HErrn. Der Gedanke von Jesu als einem König und von Seinem kommenden Reich hatte also damals alle Gemüther erfüllet. Sie glaubten, das Reich David komme jetzt, und werde von dem HErrn Jesu, als dem Messias und Sohn Davids, auf eine herrliche Weise angerichtet werden. Es war dieses an sich selbst auch wahr: nur geschahe es nicht auf diejenige Weise, wie die Israeliten insgemein hofften.
Zacharias hatte den König Jesus einen Gerechten und einen Helfer und einen Armen genannt. Nun kann man das hebräische Wort, welches arm heißt, auch sanftmüthig übersetzen. Matthäus, welcher bei dem Einritt Jesu zu Jerusalem gegenwärtig gewesen war, und Seine Gestalt und Art zu reden und zu handeln bemerkt hat, ist besonders bei dem Wort sanftmüthig stehen geblieben, weil damals aus allen Worten und Werken Jesu eine besondere Sanftmuth herausleuchtete. Der HErr Jesus ist aber noch jetzt sanftmüthig. Er besänftiget die Seelen: Er lehrt und gibt Friede, Zach. 9,10. Die Seelen der Menschen werden wegen der Armuth, wegen mißlungener Anschläge, Beleidigungen des Nächsten und allerhand Plagen beunruhigt, verwundet, und in Kummer und Verdruß hineingetrieben. Dazu kommt noch das Gesetz Gottes, welches drohet, flucht, verdammt. Nun kommt Jesus als ein sanftmüthiger König, und richtet Frieden in der Seele an, erquickt sie, und läßt sie Ruhe finden. Er macht sie nicht unempfindlich gegen das Leiden, stellt ihr aber dasselbe auf der evangelischen Seite vor. Er entschuldigt die Sünde nicht, vergibt sie aber, und erläßt die Strafe. Er schenkt Licht und Leben, züchtigt mäßiglich, und erlöset endlich von allem Uebel.
Er kommt auch noch jetzt zu den Menschen, nämlich in demjenigen Verstand, in welchem Er’s Matth. 16,28. verkündigte, da Er sagte: es stehen etliche hie, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie des Menschen Sohn kommen sehen in Seinem (Gnaden-) Reich. So komme den der HErr Jesus jetzt in Seinem Reich zu Vielen, und auch zu mir und den Meinigen als ein sanftmüthiger König, und Sein Name werde allenthalben erkannt und gepriesen!(Magnus Friedrich Roos)

21:6 Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,

21:7 und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf und setzten ihn darauf.

21:8 Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

21:9 Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des HERRN! Hosianna in der Höhe!1); 2); 3); 4); 5); 6); 7); 8); 9) 10)
So sang Israel, als Jesus seinen feierlichen Einzug hielt in Jerusalem, und so singen wir heute, wo wir in ein neues Kirchenjahr eingetreten sind und der Herr seinen Einzug halten will in unsere Herzen. Die Pforten des Heils haben sich von neuem geöffnet, eine neue Reihe von Sonn- und Festtagen rückt uns entgegen und im Vordergrunde leuchtet das fröhliche Weihnachtsfest mit seinen Hirten und Engeln, als ein Fest des Himmels und der Erde zugleich, in hoher Bewegung. Wie können wir die neue Zeit des Jahres gesegneter für uns beginnen, als mit dem Rufe: Hosianna! d.h. Herr, hilf uns. Hilf uns heraus aus der alten Zeit und dem alten Wesen unseres Herzens, daß Alles, was sündhaft ist, in uns untergehe und versinke in das Meer der Vergessenheit; und hilf uns hinüber in die neue Zeit, daß Alles in uns neu werde, unser Herz neu, unser Leben neu, mit den neuen Gnadenmitteln neue Gnadenwirkungen uns zu Teil werden, mit jedem neuen Sonntage die Sonne des Heils neu belebend, erwärmend und erleuchtend uns aufgehe, und mit jedem neuen Festtage wir ein Vorgefühl der Feste erhalten, die vor Deinem Angesichte gefeiert werden ohne Aufhören immer und ewiglich. Herr, hilf uns! Du kannst, Du willst, Du wirst uns helfen; und wir bedürfen Deiner Hülfe und sind ohne Dich rettungslos verloren. - Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Wir begrüßen Ihn mit offenen Armen, mit den Armen unserer Hingebung und Begeisterung. Keine fröhlichere Kunde kann uns der Advent bringen, als daß Christus wieder zu uns kommt. O, wo Er kommt, da kommt mit Ihm das Heil; Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist; da werden die Herzen errettet von der Obrigkeit der Finsternis und zu Königen und Priestern gemacht im Reiche Jesu Christi. Herr Jesu, sei denn unserm Herzen willkommen! Wir wollen Dich gern und willig haben, Du bist uns ja der Allerliebste vor andern Heiligen, Engeln und Menschen. Laß unser Herz Dein königliches Adventsschloß sein, ziehe hinein, als in Deinen fürstlichen Palast und in Dein selbsterworbenes Eigentum, regiere da wie ein gebietender Herr, gebeut allen unsern Gedanken, Reden, Gebärden, Tritten, Adern, Blutstropfen und Gliedmaßen, daß sie Dir dienen! Trag' in unser Herz Deine königlichen Schätze, Gerechtigkeit, Hülfe, Sanftmut und Liebe! Verleihe uns ein recht bußfertiges Herz; hilf, daß wir unser Sündenkleid in Demut ablegen, Dich für unseres Glaubens und Lebens gebietenden Regenten erkennen und Dir ein fröhliches Hosianna klingen, so lange ein Atem in uns ist. Herr Jesu, wir schwören noch einmal zu Deiner königlichen Krone: Mit Leib und Seele alleine Dein, wollen wir, Du König der Ehren, Jesu in Ewigkeit sein! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


So haben die Leute gerufen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, da Er Seinen letzten Besuch in Jerusalem machte. Am ersten Tage zog Er auf einer Eselin reitend in die Stadt ein. Da kam es unwillkürlich an die Leute, ihrerseits es recht öffentlich kundwerden zu lassen, daß sie in dem Kommenden den Heiland der Welt erblickten. Es war ganz ihre Tat; und der HErr konnte sich's um so mehr gefallen lassen, da es Ihm nicht mehr schaden konnte; denn Sein Ende war ohnehin nahe. Sie bezeugten es nun zu Tausenden, wie wenn sie sagen wollten: »Das ist Der, den wir erwarteten, auf den längst ganz Israel wartet!„ Darum nennen sie Ihn den Sohn Davids, den, der im Namen des HErrn komme, und lobsingen Ihm und Gott.
Es war das freilich eine vorübergehende Begeisterung des Volkes, wie das oft vorkommen kann. Indessen hofften sie, sie würden Anklang finden bei der ganzen Bevölkerung Jerusalems. Es durchzuckte auch gewaltig die ganze Stadt, und jedermann sah nach und erkundigte sich. Aber doch trat den Begeisterten Kälte entgegen; denn die Obersten murrten, schalten, hießen die Rufenden stille sein. So wurde gleichsam kaltes Wasser über sie hingeschüttet - und in der Folge wurde an das Ganze gar nicht mehr gedacht. Es war eben doch noch nicht die Zeit des Triumphs. In vieler Herzen hinein war's wohl ein aufflackerndes Licht; aber eine tiefe Nacht folgte. Denn ein paar Tage darauf hing der HErr, der König der Juden, wie es Pilatus anheftete, am Kreuz.
Erschollen aber war einmal der Hosiannaruf, und ganz verstummt ist er seitdem nicht mehr. Schon bei der Auferstehung des HErrn vernahm man den Nachklang, dann bei der Ausgießung des Heiligen Geistes und bei den raschen Bekehrungen von Tausenden, die nachfolgten.
Aber langsam muß sich der König Sein Reich erobern; und so bleibt der Hosiannaruf immer nur bei kleineren Kreisen. Auch wir nehmen ihn immer wieder gerne auf, mitten unter den Ängsten, in denen wir noch schweben.
Er wird aber immer größere Bedeutung bekommen durch alle Welt hindurch, wenn die Zeit da ist, da der HErr - wie wir erwarten dürfen - wieder durch Boten, die in der Vollkraft des Heiligen Geistes stehen, mit Macht Seine Stimme erschallen läßt unter allen Völkern.
Wie groß aber wird doch noch einmal Angst und Not und Anfechtung werden, bevor der HErr mit dem gültigen Hosiannaruf vom Himmel herabkommen wird! Dann aber wird alle Welt jauchzen, und Seine Gläubigen werden dem Kommenden zum letzten Male entgegenrufen: »Komm, 0 komm, HErr Jesu!“
»Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer und alles, was darinnen ist, wird sagen zu Dem, der auf dem Stuhl sitzet und zu dem Lamm: Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!„ (Off. 5) (Christoph Blumhardt)

21:10 Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der?

21:11 Das Volk aber sprach: Das ist der Jesus, der Prophet von Nazareth aus Galiläa.

21:12 Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer

21:13 und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen “; ihr aber habt eine Mördergrube daraus gemacht.

21:14 Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.

21:15 Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrieen und sagten: Hosianna dem Sohn Davids! wurden sie entrüstet
„Sei uns tausendmal gegrüßet, Du treuer Hoherpriester unserer Seelen, der Du Dein Blut vergossen hast zur Versöhnung für unsere und der ganzen Welt Sünden; sei uns gegrüßt, Du König der Herrlichkeit, der Du gekommen bist zur Tochter Zion, ein Gerechter und ein Helfer, sanftmüthig und von Herzen demüthig, daß in Dir alle Mühseligen und Beladenen Ruhe finden sollen für ihre Seelen. Hosianna Dir, dem Sohne Davids! Gelobet seist Du, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ So jauchzte Dein Volk Dir entgegen, da Du als König einzogst in Deine Stadt und über sie weintest und feierlich Alle beriefest in Dein Reich. Hosianna, rufen auch wir aus tiefstem Herzensgrunde, und wie sie dort ihre Kleider unserer eignen Gerechtigkeit wegwerfen und zu Deinen Füßen legen. Du aber, barmherziger Heiland, gehe ein bei uns, siehe nicht an unsere große Unwürdigkeit, in der wir freilich nicht werth sind, daß Du uns nur anblickst. Aber Du bist ja auch in jene mit Blutschulden bedeckte Stadt eingezogen als das große Opfer für die Sünden der Welt; in der Kraft dieses Opfers erbarme Dich auch über uns und verachte nicht, zu uns zu kommen. Du kannst auch aus uns, wie aus Deinem Tempel, den ganzen Kram und Markt aller irdischen Dinge austreiben, und uns heiligen zu einem reinen Bethaus, darinnen Du wohnen kannst sammt dem Vater in dem heiligen Geist. O es ist Dir ein Kleines, zu machen, daß alle Thäler erhöhet und alle Berge und Hügel geniedrigt werden, so bereite Dir selbst den Weg und mache Dir eine ebnen Bahn in unsere Herzen, wirf allen sadducäischen Leichtsinn und Unglauben und allen pharisäischen Sauerteig und Hochmuth aus uns hinaus, und mache uns gleich den Kindern im Tempel, aus deren Munde Du Dir ein so feines Lob zugerichtet hast. Ja, zu Kindern mache uns, daß wir nichts begehren als Dich allein, Du ewige Liebe. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

21:16 und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen: „Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet “?
Das Loblied der Jünger, mit dem sie die königliche Sendung Jesu priesen, war verstummt. Die Stadt hatte es nicht gewagt, sich zu Jesus zu bekennen. Wer ihn den Christus nannte, ergab sich ihm ganz und gar und machte ihn zum Herrn über sich selbst und über die ganze Stadt und das ganze Volk. Dem Christus Gottes glaubt man, gehorcht man und erkennt in ihm den, dem alles von Gott übergeben ist. Dazu waren auch die Frommen Jerusalems nicht bereit. Nur die Knaben wiederholten noch den jubelnden Ruf: Hosianna dem Sohne Davids! Sie waren durch die Bedenken der Alten nicht gebunden; war es nicht herrlich, dass der Christus gekommen war? Jesus war nicht betrübt, dass nur die Kinder ihn feierten. Freilich schützte ihn ihr Lob nicht vor dem Kreuz und das Schweigen der Alten verkündete das kommende Unheil. Dennoch war das Lob der Knaben Jesu Freude. Es muss sein, dass Gott gelobt wird; das ist unzerbrechliche Notwendigkeit. Wird ihm das Lob versagt, so ist das Tod; denn daran hängt der Fluch der Gottlosigkeit. Auch das, dass es nur Kinder sind, die ihn preisen, ist Gottes würdig und macht sein Reich offenbar. Indem er sich aus dem Mund der Unmündigen die Anbetung bereitet, macht er die Größe des Menschen zunichte und füllt die Kleinheit des Menschen mit seinen gnädigen Gaben. So wird sichtbar, wozu er seinen Sohn gesandt hat und was seine Gegenwart uns bringt. Mit ihm endet alles Großsein des Menschen und sein Ruhm wird hinausgesperrt und stattdessen beginnt die Danksagung des Menschen, der Gottes Gnadengabe empfängt. Die Lehrer begriffen nicht, weshalb Jesus dem Rufen der Kleinen nicht wehre. Was hatte es für einen Sinn, wenn nur Kinder ihn priesen, während die Alten schwiegen? Jesu Antwort hat sie überrascht; denn sie macht die gänzliche Verschiedenheit sichtbar, die unsere Gedanken von denen Gottes trennt. Unsere Gedanken hängen an dem, was wir Menschen sind, wollen und leisten, und Gottes Gedanken schauen auf das, was er schafft und gibt.
Nun darf auch ich zu Dir reden, lieber Herr, denn Du hörst es, wenn die Kleinen Deinen Namen nennen, und darf Dich loben, da auch das Lob der Unmündigen Dir wohlgefällt. Du hast von Deiner Sendung gesagt, sie sei erfüllt, weil sie den Kleinen Gottes Gnade zeigte. Nach dieser Deiner Weise hast Du sie auch mir gezeigt. Auch die kommenden Tage werden mir nichts Großes bringen, sondern sich mit Kleinem füllen. Darum danke ich Dir, dass von Dir klein und groß nichts gilt und Du auch die Herzen Deiner Kleinen mit Deinem Lobe füllst. Amen.(Adolf Schlatter)

21:17 Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus gen Bethanien und blieb daselbst.

21:18 Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn;

21:19 und er sah einen Feigenbaum am Wege und ging hinzu und fand nichts daran denn allein Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort nimmermehr eine Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte alsbald.

21:20 Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so bald verdorrt?

21:21 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solches mit dem Feigenbaum tun, sondern, so ihr werdet sagen zu diesem Berge: Hebe dich auf und wirf dich ins Meer! so wird's geschehen.

21:22 Und alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, werdet ihr's empfangen.

21:23 Und als er in den Tempel kam, traten zu ihm, als er lehrte, die Hohenpriester und die Ältesten im Volk und sprachen: Aus was für Macht tust du das? und wer hat dir die Macht gegeben?

21:24 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; so ihr mir das sagt, will ich euch auch sagen aus was für Macht ich das tue:

21:25 Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie sei vom Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht?

21:26 Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten; denn sie halten alle Johannes für einen Propheten.

21:27 Und sie antworteten Jesu und sprachen: Wir wissen's nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich das tue.

21:28 Was dünkt euch aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute in meinem Weinberg.11)

21:29 Er antwortete aber und sprach: Ich will's nicht tun. Darnach reute es ihn und er ging hin.

21:30 Und er ging zum andern und sprach gleichalso. Er antwortete aber und sprach: Herr, ja! -und ging nicht hin.
Zweierlei Söhne hat Gott und keiner ist so, wie er sein soll. Denn beide sagen zugleich ja und nein. Der Trotzige, dem seine eigenen Anliegen den Kopf füllen, weil er hinter den natürlichen Gütern herläuft, sagt zuerst nein und erst, wenn er auf seiner Jagd nach dem Glück ins Elend kommt, sagt er ja. Der Fromme, der die Bibel zu sich reden lässt, Gottes Gesetz hört und weiß, was er dem zu verdanken hat, dass er ein Glied des Volkes Gottes ist, sagt zuerst ja, dann aber wieder nein, weil er trotz seiner religiösen Bildung und gottesdienstlichen Gewöhnung im Grunde seiner Seele das bleibt, was der andere Sohn auch ist, ein eigensüchtiger, begehrlicher Mensch, der seinem Futter nachläuft. Diese Beschreibung der Menschheit nach ihren beiden Hälften, der irreligiösen und der religiösen, der heidnischen und christlichen, ist wahr, wie jedermann sehen kann. Dann ist aber auch das andere wahr, was das Gleichnis sagt, dass Gott noch einen anderen Sohn hat, nicht nur diese ungeratenen und widerspenstigen, sondern einen mit ihm einträchtigen Sohn, nämlich den, durch den er beiden, dem Unfrommen und dem Frommen, dem Wilden und dem Ehrbaren, sagen lässt: Geht in meinen Weinberg. Dieser Sohn, der uns Gott gehorsam macht, ist ebenso gewiss vorhanden wie die beiden anderen und durch ihn wird sowohl dem, der in seinem natürlichen Gewand herumstolziert, als dem, der sich eine fromme Tracht angelegt hat, den Weg zeigt, wie sie zu Söhnen Gottes werden, die Gott dienen. Sie werden es dadurch, dass sie den Ruf hören, den der Eine, der in unserer ganzen Schar der einzige gehorsame Sohn Gottes ist, uns bringt.
Ja sagen zu Deinem Willen, Herr, heiliger Gott, habe ich gelernt; Du weißt aber, wie oft mein Wort umfällt, weil sich mein natürliches Verlangen gegen Deinen Willen sträubt. Meine Hilfe ist, dass ich, o Jesus, auf Dich höre. Mache Dein Wort in mir so stark, dass es mich Dir gehorsam macht. Amen. (Adolf Schlatter)

21:31 Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen denn ihr.

21:32 Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihr's wohl sahet, tatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr ihm darnach auch geglaubt hättet.12)

21:33 Höret ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausvater, der pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und tat ihn den Weingärtnern aus und zog über Land.

21:34 Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, daß sie seine Früchte empfingen.

21:35 Da nahmen die Weingärtner seine Knechte; einen stäupten sie, den andern töteten sie, den dritten steinigten sie.
Es ist eine ernste Pflicht und ein heiliges Anliegen der gesamten Christenheit, für diejenigen Männer zu sorgen, denen sie das für sie unentbehrliche Amt übergibt. Sie muss es bitter büßen, wenn sie die Träger ihres Amts auf eine Bahn drängt, die sie neben die von Jesus beschriebenen Weingärtner stellt. Diese Weingärtner zeigen uns nicht, was man Unglauben nennt. Dann ließen sie den Weinberg im Stich, begehrten seine Früchte nicht und machten nicht den Versuch, ihn als ihr Eigentum in ihren Besitz zu bringen. Sie wissen wohl, was der Weinberg wert ist und dass er kostbare Früchte trägt. Weder die Gemeinde noch ihre Führer zweifelten am Verzug Israels vor allen Völkern und keiner verbarg sich, dass dieser Vorzug aus der Gemeinschaft Gottes mit ihnen entstand. „Der Herr unser Gott“, das war das mit Kraft ergriffene und mit Glut verteidigte Bekenntnis aller, und daraus entstand ihre Schuld. Was sie tun, ist Raub an dem, was Gottes ist. Für sich zur eigenen Erhöhung und Beglückung ist Israel Gottes Volk. Unsere studierende Jugend geht dieselbe Bahn, wenn sie das kirchliche Amt wegen des Vorteils begehrt, das für sie aus ihm entsteht. Diese Gefahr liegt nahe. Es ist lockend, Theologie zu studieren. Hebt das nicht über die „Laien“ empor? Tritt man nicht so in die Reihe de „Akademiker“ und gehört zu einem privilegierten Stand? Aber die Versuchung ist noch feiner, noch mächtiger. Ist nicht das ein wirksames Mittel, das uns die Selbstbefriedigung verschafft, dass wir vom Gelderwerb befreit in gesammelter Stille das christliche Wort verwalten? Gibt das nicht den gehobenen, geweihten Christenstand des „Geistlichen“? Mit all dem sind wir in die Gemeinschaft der Weingärtner geraten, die den Raub an Gott begehen. Was schützt unsere Kirche und die Träger ihres Amtes vor diesem Verderben? Das Gleichnis Jesu zeigt uns das Einzige, was uns schützt. Jesus stellt neben die Weingärtner den Sohn, er den Weg zum Kreuz geht. Das ist unser Schutz. Haben wir unseren Standort beim Kreuz Jesu, dann endet aller eigensüchtiger Machtmissbrauch des Christentums und auch alle eigensüchtige Entstellung des kirchlichen Amts.
Richte uns, Herr Gott, nach Deiner barmherzigen Gerechtigkeit und führe uns zum Kreuz Deines lieben Sohnes. Er trug es auch für unseren Pfarrstand und für die, die ihn unterweisen. Amen. (Adolf Schlatter)

21:36 Abermals sandte er andere Knechte, mehr denn der ersten waren; und sie taten ihnen gleichalso.

21:37 Darnach sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.
Die Knechte gingen voran, ehe der Sohn seinen Gang zu den Weingärtnern antrat. Das Schicksal der Knechte war ihm wohl bekannt. Jesus hat dabei nicht nur an das gedacht, was zur Zeit Elias, Jesajas und Jeremias geschehen ist. Denn die Weingärtner, von denen er redet, lebten nicht nur damals, sondern sind jetzt vorhanden und betreiben ihren Aufruhr gegen Gott jetzt. So sind auch die Knechte Gottes am Werk und mahnen die Weingärtner an ihre Pflicht. Mose bezeugt der Gemeinde auch heute, dass Gott sie als seinen Weinberg für sich geschaffen hat, und die Rede der Propheten ist nicht verstummt, sondern mahnt Israel unaufhörlich: gebt Gott seine Frucht. Sie mahnt aber umsonst, und deshalb, weil die Knechte umsonst zu den Empörern reden, tritt nun der Sohn unter sie. Jesus zeigt hier den starken Zusammenhang, in dem sein Ende mit der alttestamentlichen Schrift steht. Die Schrift, sagte er, muss erfüllt werden. Der Sohn muss tun, was bisher die Knechte taten, und es muss dem Sohn ebenso ergehen wie den Knechten. Es muss ans Licht kommen, dass die Weingärtner Räuber sind, und sie müssen ihren Aufruhr dadurch vollenden, dass sie den Sohn umbringen. Dadurch gab sich Jesus im tiefsten, herrlichsten Sinn die Gestalt des Knechts. Er trug sie nicht nur dadurch, dass er willig der Natur gehorchte, auch nicht nur in der Dienstbereitschaft, durch die er sich für die zum Knecht machte, die seine Hilfe begehrten. Er tat auch das, was die alten Knechte Gottes taten, und trat in den Weinberg zu den Empörern, damit sie an ihm ihren bösen Willen ausüben. Er tat es, weil er Gottes Recht an den Weinberg vertritt und Gottes Barmherzigkeit den Schuldigen zeigt, ehe ihre Schuld sie begräbt. Er kommt zu ihnen, um sie zu retten; weil er aber vergebens kommt, wird aus seiner Sendung das große Ärgernis, an dem Jerusalem zerbrechen muss.
Durch Deinen Gang in den Tod hast Du, Herr Jesus, uns erkauft und erworben, dass wir, Deine Christenheit, Gottes Weinberg seien und seine Frucht ihm bringen. Du trugst die Knechtsgestalt, damit wir aus Empörern Knechte Gottes würden, die ihm dienen, und hast Dich zum Wort der Schrift bekannt und es zu Deinem Wort gemacht, damit wir aus ihren Verächtern ihre Täter würden. Das ist die große Gnade, die Du uns in Deinem Sterben erwiesen hast. Amen. (Adolf Schlatter)

21:38 Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt laßt uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen!

21:39 Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn.

21:40 Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern tun?

21:41 Sie sprachen zu ihm: Er wird die Bösewichte übel umbringen und seinen Weinberg anderen Weingärtnern austun, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben.

21:42 Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem HERRN ist das geschehen, und es ist wunderbar vor unseren Augen “?

21:43 Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt.

21:44 Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.

21:45 Und da die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, verstanden sie, daß er von ihnen redete.

21:46 Und sie trachteten darnach, wie sie ihn griffen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten.13); 14)
Was willst Du Größeres, meine Seele, als mit dem verbunden werden, der der Erbe des Weinbergs ist und sich von den Knechten tödten und kreuzigen ließ? Nur gleiches Loos vereinigt. Wer mir nachfolgen will, spricht Jesus Christus, der nehme sein Kreuz auf sich.. Wer mit dem Herrn auferstehen will zum Leben der Herrlichkeit, der lasse sich mit Ihm tödten. Dich selbst sollst du nicht kreuzigen aus Willkühr oder Hochmuth; sich kreuzigen heißt, sich kreuzigen lassen; das Leben hat Holz, Hände und Nägel genug, wodurch dieser Dienst an dir verrichtet wird. Halte du nur stille. Der Herr hat es sie geheißen: Kreuziget ihn! Theil am Kreuze haben, heißt, Theil an Christo haben. – Das verborgene Kreuz aber ist am kräftigsten. Die Zerknirschung, der man’s nicht ansieht, ist die tiefste. Der verborgene Mensch des Herzens allein ist köstlich vor Gott. Nicht nur unser Leben, sondern auch unser Tod muß verborgen sein mit Christo in Gott: das heißt, du sollst weder die Kreuzigung noch die Auferstehung zur Schau tragen. – Du sollst dich auch den menschlichen Gesellschaften nicht entziehen, Gott erlaube es denn; du sollst nicht mit Gewalt nur unter deinen Geistesverwandten zu leben suchen. Nach Gottes Willen sollst du außer der Welt in Gesellschaft, und nach Gottes Willen mitten in der Welt einsam leben. – Es giebt insbesondere ein dreifaches Kreuz im Dienste Christi: das Märtyrer- und Zeugenkreuz, das Prüfungs- und Bewährungskreuz und das Züchtigungs- und Strafkreuz. Hilf mir, Herr Jesu, daß ich mich nicht sträube gegen dieses Dein Kreuz, vielmehr in demselben Dich um so treuer bekenne, Geduld und Standhaftigkeit, Liebe und Gehorsam beweise und bewähre, und Züchtigung wohl anwende, daß sie mir eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit gebe und mich im rechten Selbstverläugnungs- und Leidenssinn immer mehr übe. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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