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3. Johannes, Kapitel 1

3. Johannes, Kapitel 1

1:1 Der Älteste: Gajus, dem Lieben, den ich liebhabe in der Wahrheit.

1:2 Mein Lieber, ich wünsche in allen Stücken, daß dir's wohl gehe und du gesund seist, wie es denn deiner Seele wohl geht.
Die Frage: „Wie geht es dir?“ und der Wunsch: „Es möge du wohl gehen!“ wird häufig unter den Menschen gehört, bezieht sich aber meistentheils nur auf den Leib und das, was des Leibes Wohlsein betrifft. Wenn ein Mensch leiblich gesund ist, wenn er äußerlich Frieden hat, wenn sein Geschäft ihm gut von Statten geht, sein Nahrungszweig grünet und blühet und Frucht bringt, so sagt man: „Es geht dem Menschen wohl.“ Wie es seiner Seele gehet, darnach fragt man nicht, oder setzt voraus, daß es ihr wohl gehe. Die Frage: „Geht es auch deiner Seele wohl?“ würde sich mancher höchlich befremden lassen. Und doch ist gerade dieses die Hauptfrage. Sind sie nicht Sünder allzumal? Ist nicht die Sünde eine Krankheit, die weder Kraut noch Pflaster heilet; ein Schade, der verzweifelt böse ist? Kann es der Seele wohlgehen, so lange sie von dieser Krankheit noch nicht genesen, von diesem Schaden noch nicht geheilt ist? Nein, das ist unmöglich. Erst dann, wenn eine Seele bei dem großen Arzt der Kranken, bei dem Herrn Jesu, Rath und Hülfe gesucht, wenn sie im Glauben angenommen, was von ihm zu ihrer Heilung und Reinigung zuvor bereitet ist, und sich seiner Vorschrift in Gehorsam unterzogen hat, fangt ihr Wohlsein und Wohlergehen an, Sie bekommt je mehr und mehr erleuchtete Augen des Verständnisses; Ohren, die da hören und gehorchen; Geschmack an Gottes Wort, Willen und Wegen; ihr Riechen ist in der Furcht des Herrn; und ihre Zunge saget Lob dem, der ihr alle Sünde vergiebt und heilet alle Gebrechen, der ihr Leben vom Verderben erlöset, und sie krönet mit Gnade und Barmherzigkeit. Nun richten sich auch allgemach auf die lässigen Hände und die müden Kniee zu gottgefälligem Werk und fröhlichem Wandel, daß man's sieht, wie wohl es der Seele gehet. O mein Lieber, ich wünsche in allen Stücken, daß dir's wohl gehe und gesund seist am Leibe; aber vor allem, daß es deiner Seele wohl gehe. Fehlt es dir da - siehe hier ist Christus, der Arzt der kranken Seelen. Hier ist sein Blut zur Vergebung der Sünden, zur Reinigung von den tödten Werken, und zur Kraft, alles zu überwinden. Hier ist sein Geist, sein Wort, seine Sakramente. Hier sind Heilmittel, Stärkungsmittel, Bewahrungsmittel für die Seele. Glaube, traue, folge diesem Arzte. Genieße und gebrauche, was er dir gilbt. Was er dir sagt, das thue, was er dir untersagt, das meide. Wahrlich, du wirst es inne werden, wie es deiner Seele wohl gehet. (Carl Johann Philipp Spitta)

1:3 Ich bin aber sehr erfreut worden, da die Brüder kamen und zeugten von deiner Wahrheit, wie denn du wandelst in der Wahrheit.
Die Wahrheit war in Gajus, und Gajus wandelte in der Wahrheit. Wäre das erstere nicht der Fall gewesen, so hätte das zweite nicht stattfinden können; und hätte dieses nicht können von ihm bezeugt werden, so wäre auch jenes eine grundlose Behauptung gewesen. Die Wahrheit muss eindringen in die Seele, muss sie erfüllen und durchwürzen, sonst ist sie ohne Wert für dieselbe. Lehren des Heils, die nur mit dem Verstande erfasst werden, sind wie Brot, das man in der Hand behält, und das dem Leibe nicht zur Nahrung dargereicht wird: aber eine Lehre, die ins Herz aufgenommen wird, ist wie eine verdaute Speise, die durch Umwandlung in Nahrungsstoff und Aufnahme in Fleisch und Blut den Leib erhält und aufbaut. In uns muss die Wahrheit zu einer lebendigen Kraft werden, zu einer wirksamen Tätigkeit, zu einer inwohnenden Wirklichkeit, zu einem Teil des Webens und Lebens unsers Wesens. Wenn die Wahrheit einmal in uns ist, so können wir fortan nicht mehr ohne sie leben. Ein Christ kann sterben, aber er kann die Wahrheit nicht verleugnen. Nun ist‘s ein allgemeines Naturgesetz, dass das Inwendige sich durch seine Wirkung nach außen offenbaren muss, gleich wie ein Licht seine Strahlen durch das Glas der Laterne sendet; wenn darum das Licht der Wahrheit im inwendigen Menschen angezündet ist, so strahlt sein Glanz bald aus seinem äußern Wandel und Wort hervor. Man behauptet, dass die Nahrung gewisser Raupen die Seidenkapseln färbt, in die sie sich einspinnen; und gerade so gibt die Nahrung, von welcher eines Menschen inwendige Natur lebt, jedem Wort und Werk, das von ihm ausgeht, eine bestimmte Färbung. Wenn wir in der Wahrheit wandeln, so erwächst für uns daraus ein Leben in Rechtschaffenheit, Heiligkeit, Treue und Einfalt, als natürliche Folge jener Grundsätze der Wahrheit, die das Evangelium lehrt, und welche der Geist Gottes in uns aufzunehmen uns fähig macht. Wir können über die verborgenen Geheimnisse der Seele daraus urteilen, wie sie sich im Wandel und Umgang eines Menschen offenbaren. Möge es uns heute geschenkt werden, o Gott, Heiliger Geist, dass wir uns leiten und regieren lassen von Deinem göttlichen Willen, also dass nichts Falsches und Sündliches möge in unsern Herzen herrschen. (Charles Haddon Spurgeon)

1:4 Ich habe keine größere Freude denn die, daß ich höre, wie meine Kinder in der Wahrheit wandeln.

1:5 Mein Lieber, du tust treulich, was du tust an den Brüdern und Gästen,

1:6 die von deiner Liebe gezeugt haben vor der Gemeinde; und du wirst wohl tun, wenn du sie abfertigst würdig vor Gott.

1:7 Denn um seines Namens willen sind sie ausgezogen und nehmen von den Heiden nichts.

1:8 So sollen wir nun solche aufnehmen, auf daß wir der Wahrheit Gehilfen werden.

1:9 Ich habe der Gemeinde geschrieben, aber Diotrephes, der unter ihnen hochgehalten sein will, nimmt uns nicht an.

1:10 Darum, wenn ich komme, will ich ihn erinnern seiner Werke, die er tut; denn er plaudert mit bösen Worten wider uns und läßt sich an dem nicht genügen; er selbst nimmt die Brüder nicht an und wehrt denen, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde.

1:11 Mein Lieber, folge nicht nach dem Bösen, sondern dem Guten. Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der sieht Gott nicht.

1:12 Demetrius hat Zeugnis von jedermann und von der Wahrheit selbst; und wir zeugen auch, und ihr wisset, das unser Zeugnis wahr ist.

1:13 Ich hatte viel zu schreiben; aber ich will nicht mit der Tinte und der Feder an dich schreiben.

1:14 Ich hoffe aber, dich bald zu sehen; so wollen wir mündlich miteinander reden. Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde bei Namen.1)
In diesem Briefe empfiehlt Johannes der Gastfreiheit eines christlichen Freundes, Namens Gajus, (ein damals häufig vorkommender Name!) Boten des Evangeliums, die unter die Heiden ausgegangen waren. Er ist ein rechter Missionsbrief; wahrscheinlich zugleich ein Empfehlungsschreiben für Demetrius, einen der ausgezeichnetsten Missionare, der das Schreiben an Gajus überbrachte, weil Diotrephes solche Missionare nicht annahm von Johannes. Der Hauptzweck des Briefes ist: in der Uebung thätiger Liebe für die Missionssache zu stärken, indem er über das im rechten Sinn bereits dafür Geschehene seine Freude bezeugt (V. 1-6), darauf ermuntert, so fortzufahren (V. 6-8.) vor dem Gegentheil durch das Beispiel des Diotrephes warnt (V. 9-11.), den Demetrius für solche Liebe empfiehlt (V. 12) und die Gemeinschaft der Liebe nachdrücklich hervorhebt (V. 13-15.) Es ist also der Christen Aufgabe, das Christenthum unter die Heiden zu bringen. So ist erst in den einzelnen Ländern, Syrien, Kleinasien, Griechenland, Italien, dann in dem Welttheile Europa, und jetzt auf der ganzen Erde das Evangelium immer sprungweise in immer weiteren Sprüngen aus christlichen Gemeinden unter die nichtchristlichen Völker gebracht. In der Wüste der Heidenwelt waren die christlichen Gemeinden Oasen, von denen dann wieder mitten in der heidnischen Wüste neue christliche Oasen entstanden. Nicht wie ein Baum seinem Stamme Jahresring um Jahresring zuwächst, sondern wie eine samenreiche Pflanze auf den Flügeln des Windes vom Himmel sich aussäet in größere und kleinere Fernen oder Nähen, hat das Christenthum sich verbreitet. Und Unterstützung der Missionare ist Hülfe, die wir der Wahrheit selbst erzeigen. Der Erfolg ist der gewesen, daß man zur apostolischen Zeit 10 Millionen Christen zählte, zur Reformationszeit bereits 100 Millionen, jetzt 300 Millionen. O möge das Liebesfeuer Christi immer mehr unsere Herzen aufschließen zum Gebet, unsern Mund zum Predigen, unsere Hand zum Geben und Arbeiten für das Werk des Herrn! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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