Frommel, Max - Am Karfreitage. (Zweite Predigt.)

Frommel, Max - Am Karfreitage. (Zweite Predigt.)

Als Gott der Herr die Welt schuf, hat er in sechs Tagen Alles vollendet, und als er ansah Alles, was er gemacht hatte, siehe, da war es sehr gut. Und der Sabbat brach an, da er ruhte von allen seinen Werken, und himmlischer Friede lagerte über dem Paradiese, und das Wohlgefallen Gottes strahlte über der Schöpfung. Es lobten ihn Sonne, Mond und Sterne, ihm frohlockten mit hunderttausend Stimmen alle Kreaturen, und das Meer brauste seinen majestätischen Lobgesang. Es jauchzten die Engel, und die Seraphim beteten an mit dem „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, unser Gott, alle Lande sind seiner Ehre voll.“ Als die große Schöpfungswoche sich zu ihrem Ende neigte, da blickte das Auge Gottes voll Huld hernieder auf das erste Menschenpaar, das er zu seinem Ebenbilde geschaffen und zum Herrn über die Kreatur gesetzt hatte. Und die ersten Menschen schauten kindlich anbetend zu Gott empor, von dessen Liebe sie lebten, in dessen Haus und Garten sie wohnten. Da war Sabbat, Sabbat droben im Himmel, Sabbat drinnen im Herzen der Menschen, Sabbat draußen in der ganzen Kreatur.

Wahrlich, ein herrlicher Sabbat, aber für uns der Sabbat des verlorenen Paradieses! Denn es kam die Sünde, und mit der Sünde brach der Krieg an, und Gott verhüllte sein Angesicht, und der Mensch floh und verbarg sich vor seinem Gott. Es weinten alle Engel Gottes, als die Kunde durch den Himmel drang: der Mensch ist gefallen und das Werk Gottes ist verdorben! Durch die ganze Kreatur geht seitdem das Seufzen und Ängsten, und der Acker voll Dornen und Disteln, voll Schweiß des Angesichts, ist zum Acker voll Gräber geworden, weil der Tod der Sünde Sold ist. Da ist der Sabbat gewichen, droben im Himmel der Zorn Gottes gegen die Sünde, Unfrieden drinnen im Herzen der Menschen, Tod und Verwesung draußen in der Schöpfung.

Wir feiern Karfreitag und stehen heute am Ende der großen Leidenswoche, die mit dem Palmsonntag beginnt und mit der Grabesruhe des Erlösers schließt, „dem großen Sabbat“, wie ihn die Kirche nennt, welcher am Karfreitag Abend anbricht. Es ist die „stille Woche“, welche heute ihrem Ende sich neigt, eine Woche, größer als die Schöpfungswoche, weil in ihr das Werk der ewigen Erlösung zu Stande gekommen ist. In diese Sabbatstille möcht' ich euch rufen, die der Welt auf Golgatha angebrochen ist, dass wir Sabbat der Seele feierten zu den Füßen des Kreuzes und mit dem Sänger sprächen:

O, wie ist mir doch so wohl,
Wenn ich knie'n und liegen soll
An dem Kreuze, da du stirbest
Und um meine Seele wirbest.

In dieser Sabbatstille lasst uns hören das Wort:

Ebräer 4, 9.
Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.

Was im Alten Bunde ahnungsvolle Weissagung gewesen, was den Vätern winkte auf ihrem Pilgerzuge durch die Wüste als Ruhe Gottes in Kanaan, das ist in Christo zur herrlichen Erfüllung gekommen, Er hat die Ruhe Gottes seinem Volke gebracht. Aber die Erfüllung, die im Neuen Bunde geschehen, wandelt sich selbst wieder zu einer Weissagung auf die schöne Ewigkeit. Das wissen Gottes Pilgrime; denn sie haben die Erstlinge und warten auf die volle Ernte.

Darum lasst mich unter das Kreuz unseres Herrn treten und den Pilgern nach der Heimat zurufen: Brüder, es ist Sabbat worden auf Golgatha, Halleluja! Sabbat droben im Himmel durch die Versöhnung mit Gott, Sabbat hienieden im Herzen der Gläubigen durch die Vergebung der Sünden.

Unsere Seele ist stille zu Dir. Rede, Herr, denn Deine Kinder hören. Amen.

I.

Kommt, wir wollen miteinander hinauf gen Golgatha gehen und die Geschichte sehen, die dort geschehen ist. Dort stehen drei Kreuze aufgerichtet auf der Schädelstätte, zu beiden Seiten hängen Schächer, Verbrecher, Mörder, in der Mitte trägt das Kreuz die Inschrift: Jesus von Nazareth, der Juden König. Es hängt daran der Heilige in Israel, der unter die Übeltäter gerechnet ist, der Fürst des Lebens, der in den Tod geht, Gottes und Marien Sohn, der Mittler zwischen Gott und den Menschen. Anfangs ist noch voller Werktag nicht etwa in dem Sinne, weil so lautes Getümmel da oben ist: Kriegsknechte, die da würfeln um die Kleider des Gekreuzigten, Hohepriester und Schriftgelehrte, welche spotten: „Bist du Gottes Sohn, so steig' herab vom Kreuz,“ Frauen, die abseits stehen und ihre bitteren Tränen weinen; nein, Werktag ist's in dem Sinn, dass der Erlöser noch in voller Arbeit steht, in der Gehorsamsarbeit, in der Sühnarbeit, in der Opferarbeit eines ewigen Hohenpriesters; weil von ihm gilt: „Ich trete die Kelter des Zornes Gottes allein“, darum ist sein Antlitz so bleich und das Priestergewand seines heiligen Leibes so blutbespritzt. Aber als nun um den hellen Mittag die Finsternis hereinbricht und ihre langen dunkeln Schatten den Leidenden bedecken, da ist's mit Einem Male stille geworden auf Golgatha, stille unter dem Kreuz, weil Einer um den Andern davon schlich von der unheimlichen Stätte; stille droben am Kreuz, weil der Hohepriester der Menschheit hinein ging ins Dunkel des Allerheiligsten an diesem großen Versöhntage und das Lamm Gottes verstummte und seinen Mund nicht auftat; stille droben im Himmel, wo die Engelchöre schwiegen und den Seraph gelüstete zu schauen in das Geheimnis, da der Herr gesagt, er wolle im Dunkeln wohnen; stille ward's auch drunten in der Tiefe, weil die Hölle bebte und der Satan lauschte, was mit dem einzig Herrlichen, dem einzig Heiligen, dem Weibessamen werden würde, der gekommen war, ihm den Kopf zu zertreten. Hier in der Nacht, hier im tiefen Grauen, hier auf Moriah, wo der Vater mit dem eingebornen Sohne handelt, da ist der vollste Werktag der Erlösung, da ist das Chaos der neuen Schöpfung, wo es wüste und leer war und finster auf der Tiefe; hier ist die Opferarbeit, in deren unaussprechliche Schwere uns nur der Schlussruf einen Blick tun lässt und auch da nur ein Schriftwort, ein Psalmvers, geschrien aus der Tiefe des Zitterns und Zagens mit der brechenden Stimme: „Eli, Eli, lama asabthani.“ Auf den Seufzer der tiefsten Seelennot noch den Seufzer der letzten Leibesnot: „Mich dürstet“ und auch diesen nur auf dass die Schrift erfüllt würde.“ Nun ist der Werktag. zu Ende, und die Arbeit ist aus, und die Sühne ist vollzogen, und das Opfer ist geschehen. Und wie ein Löwe, der seinen Jungen den Raub austeilt, wie ein Sieger, der aus der gewonnenen Schlacht kommt, wie ein Bräutigam, der seiner Braut, die er vom Tode errettet hat, ins Auge blickt, ruft er mit lauter Stimme: „Es ist vollbracht!“

Brüder, da ist Sabbat worden, Halleluja! „Es ist vollbracht“ das ist das Sabbatwort der neuen Schöpfung. Denn als Jesus ansah Alles, was er gemacht, was er geredet, was er gelebt und was er gelitten hatte, siehe, da war Alles sehr gut. Es ist das größte Wort, das je auf Erden geredet worden ist; denn dies Wort: es ist vollbracht, das ist der Grund, der unbeweglich steht, wenn Erd' und Himmel untergeht. Und als dies Wort erklang, da riefen die Seraphim: Amen, und die vierundzwanzig Ältesten warfen ihre Kronen hin und die tausendmaltausend Engel sangen das neue Lied: Lob und Ehre und Dank sei dem Lamm, das erwürgt ist, von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Und als das Wort erklang, da sprach das Herz des Vaters zum dritten Male und auf ewig: Amen, du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Und als dies Wort erklang und die Dämonen die Kunde in die Tiefe brachten, da hat die Hölle gezittert und Satan geknirscht, weil Der gesiegt, der da war und der da ist und der da kommt, der Allmächtige, und hat die Schlüssel der Hölle und des Todes in seine durchgrabenen Hände genommen, der auftut und Niemand zuschließt, der zuschließt und Niemand auftut. Und als er dies Majestäts- und Siegeswort geredet, da setzt er frohlockend hinzu: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Das ist das letzte Scheidewort unseres sterbenden Herrn, es ist gleichsam sein eigenes großes Amen auf sein Leben, auf sein Leiden, auf seinen Opfertod, schon durchhaucht und umwebt von dem Morgenhauch der wesentlichen Heimat des Sohnes, also dass sein erstes Wort auf Erden, das wir aus seinem Munde kennen: „Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, das meines Vaters ist?“ hier wiederhallt voller, reicher, seliger in dem letzten Wort: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Und der Feierabend brach herein auf Golgatha, und die Sonne war hervorgebrochen aus der schaurigen Finsternis, und „um den Abend war es licht“ geworden, und golden umsäumten die Scheidestrahlen des glühenden Abendrots die Stätte des ewigen Sieges, und er neigte sein Haupt und verschied.

Brüder, da ist Sabbat worden, Sabbat droben im Himmel, Sabbat im Herzen des Vaters und des Sohnes, denn „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung;“ Sabbat unter den Engeln Gottes, die sich freuen über den Sieg des Sohnes und über die Rettung einer gefallenen Welt, Sabbat im Eden droben, in seinen Palmenwäldern und unter seinen Lebensbäumen hat es gerauscht vom Sieg und Frieden auf ewig, vom ewigen Sabbat.

II.

Brüder, es ist Sabbat auf Golgatha aber wahrlich dazu, dass es Sabbat werde in unsern Herzen durch den Frieden mit Gott.

Ihr kennt alle das majestätische Wort der Schrift, das im dumpfen Glockenklang so oft mit starkem Ton darinnen läutet: „Die Gottlosen haben keinen Frieden.“ Und los von Gott sind wir alle von Natur durch unsere Sünde. Die Sünde ist's, die uns in den ruhelosen, rastlosen Werktag gestürzt, voll Sorgen; voll Weh, voll Tränen; die Sünde ist's, die uns den Hader und Streit, die friedlose, freudlose Unruhe gebracht; die Sünde ist's, die uns das Welken, das Bleichen, das Sterben und all den furchtbaren Jammer bringt, den das Eine Wort „Tod“ in sich schließt; die Sünde ist's, die uns das Entsetzlichste bringt, was es gibt: das böse Gewissen vor unserm Gott, die Unruhe des Herzens, die stumme, ruhlose, rastlose Flucht vor seinem Angesicht. Denn die Gottlosen haben keinen Frieden. Wie soll Friede werden, so lange die Sünde herrscht?

Brüder, es ist Sabbat worden droben auf Golgatha. „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Er warf unser aller Sünde auf ihn, und fürwahr, Er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.“ Hier ist, was uns retten kann: Jesus nimmt die Sünder an. Es führt kein anderer Weg zum Frieden als der Weg nach Golgatha. Wer mit David gebetet hat: „Stricke des Todes hatten mich umfangen, und Angst der Hölle hatte mich getroffen; ich kam in Jammer und Not,“ der knie nieder und bete mit Paul Gerhardt:

„Diese Füße will ich halten,
Auf das Best' ich immer kann,
Schaue meiner Hände Falten
Und mich selbsten freundlich an
Von des hohen Kreuzes Baum
Und gib meiner Bitte Raum,
Sprich: lass all dein Trauern schwinden,
Ich, ich tilg' all deine Sünden.“

Horch auf, liebe Seele, er spricht dies wirklich zu dir vom Kreuz und vom Thron herab. Denn die ganze Predigt von Christo ist zusammengefasst in das Wort vom Kreuz, und Paulus sagt, dass er seinen Korinthern nichts zu predigen wisse, als Jesum Christum den Gekreuzigten. Dieses Wort von der Versöhnung predigt dir auch heute: Es ist vollbracht, „dieser ist's, der da kommen sollte, du darfst keines Andern warten“, kommt, es ist Alles bereit.“ „Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen.“ Die heilige Taufe ist eine Taufe in Christi Tod, und „darum wirkt sie Vergebung der Sünden, erlöst von Tod und Teufel und gibt die ewige Seligkeit Allen, die es glauben.“ Das heilige Abendmahl bringt uns Christus den Gekreuzigten und Auferstandenen mit seinem wahren Leib und seinem wahren Blut, für uns gegeben, für uns vergossen zur Vergebung der Sünden. Horch auf, liebe Seele Wort, Taufe und Abendmahl, das sind die hellen Sabbatglocken, die von erlösten Jüngerhänden geläutet werden in alle Welt, an deren Strängen ich auch heute unter euch ziehe als armer Glöckner im großen Tempel der Christenheit, ob es gelingen wollte, dass der süße, volle, silberhelle Ton das Ohr einer mühseligen und beladenen Seele träfe und tief innen den Sabbat des Herzens anrichtete. Denn hier innen muss Frieden werden, wenn auch das äußere Leben voll Unruhe bliebe, hier innen muss Sabbat werden, sollte auch draußen lauter Werktag bleiben bis zum Sterben. Ich will nicht müde werden, euch wieder und wieder zu sagen: dort an deinem Herzen liegt's, weil Viele nicht müde werden, immer wieder zu klagen: es liegt an meiner Umgebung, o nein, Israel, dass du verdirbst, ist deine eigene Schuld. Wem aber darüber die Augen aufgegangen sind, dass nur die eigene Sünde uns so unglücklich und so unzufrieden macht, dem zeigt Gott in dem Wort seiner Gnade, wie aller Friede ruht in der Vergebung der Sünden. Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott, durch unsern Herrn Jesum Christum. Haben wir aber Frieden mit Gott, leuchtet uns nur wieder sein Antlitz, so genesen wir, und wir sind selig in solchem Gottesfrieden, wenn wir auch von lauter Krieg und Hader umgeben wären. So gewiss es wahr ist: die Gottlosen haben keinen Frieden, so gewiss ist es wahr: die Gottseligen haben ewigen Frieden. Das ist der innere Sabbat, davon wir reden, das ist die Ruhe, die schon hienieden vorhanden ist dem Volke Gottes und die da anbricht in der Vergebung der Sünden, in der Rechtfertigung eines Sünders vor Gott. Vergebung der Sünden haben, das heißt hier schon aus dem ungestümen Meer in den sicheren Hafen gelangen, aus der Dissonanz und aus dem grellen, schrillen Misston der Sünden in die Harmonie der Gerechtigkeit, aus dem Werktag vergeblichen Ringens in den Sabbat des Friedens kommen. Denn wer die Gerechtigkeit des Gekreuzigten im bußfertigen Glauben ergreift, wer inne geworden ist, dass mit dem Wort am Kreuz: Es ist vollbracht, der große Sabbat der Versöhnung vor Gott angebrochen ist für alle Mühseligen und Beladenen, die zu Jesu kommen, dem bricht der innere Sabbat an, sobald er von Herzen sprechen kann: Ich glaube eine Vergebung der Sünden.

Denn Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubt, der ist gerecht.“ So ist Christus auch das Ende der Unruhe in Gesetzeswerken, und wer an ihn glaubt, der hat den Sabbat der Rechtfertigung vor Gott.

In diesem Sabbat lasst heute unsere Seele ruhen, feiern und anbeten die Macht der Liebe, die sich in Christo offenbart. Denn Jesus Christus ist die menschgewordene Liebe Gottes, also dass er sagt: „Wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Aber sich' ihn am Kreuz, denn da prangt diese Liebe am herrlichsten, weil sie den schwersten Opfergang nicht scheut und den letzten Blutstropfen nicht spart und sich des bitteren Kelchs nicht weigert, um die Versöhnung zu finden für eine gefallene Sünderwelt. „Ich habe dich je und je geliebt und dich zu mir gezogen aus lauter Güte“, so tönt's herab vom Kreuz. Und von uns soll's hinauftönen:

Ich will dich lieben, meine Stärke,
Ich will dich lieben, meine Zier;
Ich will dich lieben mit dem Werke
Und immerwährender Begier;
Ich will dich lieben, schönstes Licht,
Bis mir das Herze bricht.

Denn von Golgatha geht ein heller, lichter Strahl über das ganze Leben eines Christen. Bei allem Werktag der Liebe, die aus dem Glauben wächst, bei allem Werktag des irdischen Berufs, in welchem sein irdisches Leben sich vollziehen muss, bei allem Werktag des täglichen Kampfes gegen Sünde, Welt und Teufel ist es in seinem inneren Leben doch Sabbat geworden. Durch den Sabbat auf Golgatha ist selbst sein Sterben zum seligen Feierabend geworden, und das Sterbeglöcklein hat lauter Sabbatklang. Weil Christus für uns sagen durfte: es ist vollbracht, so dürfen Christen Ihm nach, wenn Leib und Seele voneinander scheiden, beten: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Das große Amen des Herrn wird zum Sterbeseufzer seiner Jünger. Ja, wie Moses vom Berg Nebo aus hineinblickte ins Land Kanaan und sah das Erbteil der Kinder Israel von ferne schimmern, so hebt ein Christ sein Auge von seinem Sterbebette aus hinüber in den ewigen Sabbat der Vollendung, in die ewige Ruhe, die noch vorhanden. ist dem Volke Gottes. Denn in der geschehenen Versöhnung mit Gott liegt die zukünftige Erneuerung und Vollendung der Welt schon mit beschlossen. Und wenn die Erde erbebte und die Felsen zerrissen und die Gräber sich auftaten, als der Herr sein Auge schloss, so ist das wie eine Vorahnung des ewigen Sabbats, der auch der Kreatur einst anbrechen soll, wie ein Vorspiel des jüngsten Tages, wo die Erde erbeben und die Gräber sich auftun werden, wie eine sinnbildliche Weissagung auf den neuen Himmel und die neue Erde, wo Sabbat und ewiger Sonntag sein wird.

Ihr habt vorhin am Altare die Verlesung jenes erhabenen fünften Kapitels aus der Offenbarung Johannis gehört, wo droben am kristallenen Meer vor dem Stuhl Gottes Preis und Anbetung gebracht wird dem Lamm, das erwürgt ist, dem Löwen Gottes, der überwunden hat und der nun auftut die sieben Siegel, d. h. der das Geheimnis Gottes zur Vollendung bringt. Ich lese die Stelle Jahr um Jahr, und immer wird sie mir hehrer, erhabener, hinreißender. Meine Lieben, so wird droben Karfreitag gefeiert von den Engeln und Erzengeln, von den Seraphim und der himmlischen Gemeinde. Und Johannes mit dem geistgeöffneten Ohr hört alle Kreatur, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde und im Meer und Alles, was darinnen ist, einstimmen im wunderbaren brausenden Chorgesang, hört sagen zu dem, der auf dem Stuhl sitzt und zu dem Lamm: „Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ So feiern Himmel und Erde Karfreitag und du, o Seele, du, für welche der Herr gestorben ist, du, den zu suchen und selig zu machen er gekommen, er erwürgt ist, du, für den er lebt und auf den er wartet, du wolltest nicht einstimmen? Der Gekreuzigte bildet den Mittelpunkt der himmlischen Anbetung, und du, o Mensch, wolltest schweigen, stumm und kalt und herzlos? Brüder, es ist Sabbat worden auf Golgatha Brüder, lasst uns Sabbat feiern hier im Glauben, dort im Schauen, in der Ruhe, die noch vorhanden ist dem Volke Gottes. Amen. Amen. Halleluja. Amen.

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autoren/f/frommel_max/frommel_max_-_karfreitag_2.txt · Zuletzt geändert: von aj
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