Zuletzt angesehen: Epheser, Kapitel 1

Epheser, Kapitel 1

Epheser, Kapitel 1

1:1 Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, den Heiligen zu Ephesus und Gläubigen an Christum Jesum:

1:2 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem HERRN Jesus Christus!

1:3 Gelobet sei Gott und der Vater unsers HERRN Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christum;
Es gibt einen leiblichen und einen geistlichen Segen; es gibt irdische und himmlische Güter. Der geistliche Segen und die himmlischen Güter sind den Glaubigen und Heiligen zugedacht, denen gemeiniglich der leibliche Segen und die irdischen Güter sehr mäßig zufließen, und die mit ihrem Verlangen darüber hinaufsteigen. Es besteht aber der geistliche Segen in himmlischen Gaben oder Gütern. Die Glaubigen auf Erden fangen nämlich an, vor Gott heilig und unsträflich in der Liebe zu werden, V. 4., wie diejenigen, die schon in den Himmel aufgenommen worden, in der Vollkommenheit sind. Sie sind Kinder Gottes, V. 5., wie die Bewohner des Himmels. Sie haben Gnade, und sind dem Vater angenehm gemacht in Seinem geliebten Sohn, V.6.; welches auch die größte Freude und Ehre derjenigen ist, die schon im Himmel sind. Sie haben die Vergebung ihrer Sünden, V. 7., deren sich auch die verklärten Menschen und Menschenseelen freuen. Sie haben den Heiligen Geist empfangen, V. 13., welcher auch die Geister der vollkommenen Gerechten und die auferweckten Heiligen, die im Himmel wohnen, erfüllt und belebt. Auf diese Weise ist den Glaubigen auf Erden schon viel Himmlisches geschenkt; ihr Zustand hat schon mit dem Zustand derer, die im Himmel wohnen, eine Aehnlichkeit, und deßwegen wird auch das Reich Gottes auf Erden, welches wir das Gnadenreich zu nennen pflegen, von Christo oft ein Himmelreich genannt. Gott gibt den geistlichen Segen, der in himmlischen Gütern besteht, wie Er dann schon mit Seiner Erwählung, ehe der Welt Grund gelegt ward, darauf gezielt hat. Er gibt ihn aber in Christo oder durch Christum. Um Christi willen empfängt man ihn, und wer ihn empfangen will, muß durch den Glauben in Christo Jesu sein und bleiben; da es dann billig ist, daß man Gott und den Vater unseres HErrn Jesu Christi wegen dieses Segens täglich lobe, V. 3. Wenn nun Jemand in unser Haus käme, und wir zeigten ihm unsern Vorrath von Gold, Silber, Kleidern, Wein und Korn, und nenneten dieses Alles mit dem gewöhnlichen Beisatz: Gottlob einen Segen Gottes, so müßten wir die Frage ertragen können, oder auch uns selber fragen, ob wir auch einen geistlichen Segen, der in himmlischen Gütern besteht, empfangen haben? Jener Vorrath beruhigt das Herz nicht, und ist vergänglich, da hingegen der geistliche Segen die Seele zur Ruhe bringt und ewig ist. Hier gilt aber auch das Wort des Täufers Johannes: ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm dann gegeben vom Himmel, Joh. 3,27. Zu Gott muß man sich bei seiner geistlichen Armuth wenden, und zwar durch Christum; den himmlischen Vater muß man anrufen, und zwar im Namen Jesu Christi. Der Fluch des Gesetzes steht dem Segen entgegen; jener wird aber durch die Rechtfertigung von denjenigen abgewendet, die durch Christum zu Gott nahen, und dem Segen dadurch Raum gemacht. Je treuer hernach eine Seele in dem Fortgang der Heiligung ist, und je williger sie ich dem Leiden unterwirft, desto reichlicher empfängt sie diesen Segen, aber immer durch Christum, welcher als Hoherpriester diejenigen segnet, die durch Sein Blut versühnt worden sind, und durch Ihn zu Gott nahen.(Magnus Friedrich Roos)


Christus verleiht den Seinen alle Segensgaben der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. In den geheimnisvollen Zeiten vergangener Ewigkeiten war der Herr Jesus der Ersterkorene seines Vaters, und in seiner Erwählung hat Er uns ein Erbteil geschenkt, denn wir sind durch Ihn und in Ihm erwählt vor Grundlegung der Welt. Er hatte von aller Ewigkeit her das Vorrecht der Gotteskindschaft, als seines Vaters eingeborner Sohn, an dem Er Wohlgefallen hat, und hat auch uns in dem Reichtum seiner Gnade durch Erwählung und Wiedergeburt zur Gotteskindschaft erhoben, also dass Er uns, die wir Ihn aufnahmen, „Macht gab, Gottes Kinder zu werden.“ Das ewige Testament, gegründet auf seine Bürgschaft und durch einen Eid bekräftigt, ist unser eigen, auf dass wir einen starken Trost haben und eine Zuflucht. In dem ewigen Vorsatz der berufenden Gnade, wie im Allmachts-Wort der Weisheit war der liebende Blick unsers Herrn Jesu stets auf uns gerichtet; und wir dürfen uns fest darauf verlassen, dass im ganzen Schicksalsbuch auch nicht ein Buchstabe gegen das Wohl seiner Erlöseten lautet. Die große Hochzeitsfreude des Königs der Herrlichkeit gilt uns, denn uns wurde Er vertrauet, und der Tag des Hochzeitsfestes ist nahe, der es dem ganzen Weltall verkündigen wird. Die wunderbare Menschwerdung des Gottes vom Himmel samt all der erstaunlichen Herablassung und Erniedrigung, die damit verbunden war, geschah um unsertwillen. Der blutige Schweiß, das verwundete Haupt, die Nägelmale: sie sind unser auf ewig. Alle Segensfrüchte, die aus seinem vollkommenen Gehorsam, aus seiner vollbrachten Versöhnung, aus seiner Auferstehung, Himmelfahrt und Fürbitte vor dem Throne entspringen, sind völlig unser eigen als seine freie Gnadengabe. Auf seinem Brustschildlein trägt Er unsre Namen; und in seiner alles vermögenden Fürsprache vor dem Throne gedenkt Er unser und unsrer Anliegen. Seine Herrschaft über die Fürstentümer und Gewalten und seine unumschränkte Majestät im Himmel handhabt Er zum Frommen und Segen derer, die auf Ihn trauen. Er, der sich selbst für uns dahingegeben hat in den Abgrund der Schmerzen und des Todes, entzieht uns auch jetzt seine Liebe nicht, wo Er erhöhet ist auf dem höchsten Himmelsthron. (Charles Haddon Spurgeon)


Im allgemeinen ist der Dank viel verbreiteter, wenn uns Gott im Irdischen segnet. Es gehört schon eine gewisse Höhenlage des geistlichen Lebens dazu, daß man für „geistlichen Segen in himmlischen Gütern“ so recht warm und tief danken kann. Ihr Wert steigt in demselben Maße, als die Einschätzung von Gold und Glück und Wohlgehen herabgeht. Nur muß das echt sein. Eine erkünstelte Übergeistlichkeit ist durchsichtig: ich pflege mir die Leute doch erst in gewissen Punkten scharf darauf anzusehen, ob sie auch so geistlich sind in andern Fragen. Ist's wahr, daß man die geistlichen, himmlischen Guter soviel höher schätzt, dann wird es auch am Gegengewicht gegen die Überhebung nicht fehlen. Wer sich neidlos an dem geistlichen Reichtum der Nebenmenschen freuen kann, pflegt selbst auch am meisten von ihm zu haben. Friede, Freude, Genuß der Gottesliebe in Christo, Sieg über die Sünde, Nächsten- und Bruderliebe und großes Vertrauen sind solche Segnungen, die uns zum Loben und Preisen zwingen. Nur lobe nicht nur, wenn andere dir zuhören, sondern auch im geheimen, daß Gott dein gerührtes Danken spüren kann in der Bewegung deiner Liebe auf ihn hin.
Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Ich lobe und preise dich, Herr Jesus, daß du mich durch deine Segnungen reich machst über Bitten und Verstehen. Führe du mich zum Vater, daß mein Leben ein Lobgesang sei auf seine Güte. Amen. (Samuel Keller)


Ich erscheine, du lieber himmlischer Vater, vor dem Thron deiner Gnade, um zu dir das Herz zu erheben und dich zu bitten um Alles, was mir nach deinem Willen gut und heilsam ist. Ich danke dir aus dem Grunde meines Herzens für alle Segnungen und Wohlthaten, die du mir ohne mein Verdienst und Würdigkeit fort und fort erweisest. Erwecke mich durch die Kraft des Heiligen Geistes zu rechtschaffener Buße, zu lebendigem Glauben und zu herzlicher Liebe. Erfülle mein Herz mit deinem Trost und entferne aus demselben alle sündige Gedanken und eitle Bestrebungen.
Gib mir den Geist der Weisheit, des Raths und der Kraft, und erhalte mich fest bei dem Einen, daß ich deinen Namen fürchte und dir diene mit meinem ganzen Leben und Wandel. Behüte mich vor Verführung, vor den Lockungen der Sünde, vor böser Gesellschaft und einem hoffärtigen Leben. Du mußt mir beistehen im Kampfe, wenn ich nicht unterliegen soll; du mußt mein Herz regieren, wenn nicht eitle Dinge es erfüllen sollen. Ach, wie ist's doch ein so köstlich Ding, mit seinem Gott reden zu dürfen, wie ein Kind mit seinem Vater redet, sich durch seine Obhut geschützt zu wissen bei allen Gefahren und seiner Liebe gewiß zu sein auch bei Fehltritten und Irrthum. Das danke ich dir und deinem Evangelium, Herr Jesu Christ, der du die Sonne der Gerechtigkeit, der Brunnquell aller Gnaden bist. Sei mein Geleitsmann durch alle Stunden dieses Tages und erhalte mich auf dem Wege des Heils und der Gottseligkeit. Sei mein Tröster in aller Widerwärtigkeit, mein Beschützer in allen Gefahren, mein Vorbild in allen Tugenden, ein Friedensbote bei allem Streit und Hader. Geh' mit mir an die Arbeit, zu den Freuden und Sorgen, zu den Mühen und Erquickungen des Tages. Du bist mein Hirt und ich bin ein Schäflein deiner Heerde. Du weidest mich auf einer grünen Au und führest mich zum frischen Wasser. Du erquickest meine Seele und führest mich auf rechter Straße um deines Namens willen. Amen! (Christian Wilhelm Spieker)

1:4 wie er uns denn erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe;
Offenb. 13,8. wird gesagt, daß die Namen der Auserwählten, die in der letzten Zeit von der schärfsten Versuchung nicht hingerissen werden, vom Anfang der Welt in dem Buch des Lebens des Lämmleins geschrieben seien; Paulus aber sagt Eph. 1,4.: Gott habe uns in Christo Jesu erwählet, ehe der Welt Grund geleget worden. Vor der Einrichtung oder Schöpfung der Welt war keine Zeit; was vorher geschehen ist, geschah vor dem Anfang, folglich in der stillen, einförmigen, unendlichen Ewigkeit, die kein Menschenverstand begreifen kann. Ehe also die Welt gemacht war, erwählte Gott diejenigen, die selig werden, in Christo Jesu. Indem nämlich Gott dieselben erwählte, so beschloß er zugleich, das wesentliche Wort, das bei Ihm war, in die Welt zu senden, Fleisch werden zu lassen, und durch dasselbe eine große Erlösung auszuführen. Er sahe auch voraus, daß dieses Alles geschehen werde, und erwählte also diejenigen, die durch den Tod Seines Sohnes versöhnt werden, und diese Versöhnung durch den Glauben ergreifen und empfangen würden. Keine Gesetzes-Werke, welche diese Erwählten thun würden, und keine Würdigkeit, welche ihnen selbst ankleben würde, bewog Ihn, sie zu erwählen, sondern Er sahe dabei auf die Erlösung Seines Sohnes, und auf ihre glaubige Theilnehmung an derselben, wie es auch der Erfolg oder die wirkliche Ausführung dieser Erlösung bewies. Daß also die Menschen nur in Christo Jesu ihr Heil finden sollen, war keine Verordnung, die Gott erst in der Zeit gemacht hatte: die ewige Erwählung war schon so abgefaßt, folglich ist diese Verordnung unabänderlich. Weil aber die Menschen das Heil in Christo Jesu nicht genießen könnten, wenn sie in der Sünde beharreten, ja weil der völlige Genuß dieses Heils eine völlige Befreiung von der Sünde als dem größten Uebel erfordert, so sagt Paulus, Gott habe uns in Christo Jesu erwählt, daß wir vor Ihm heilig und unsträflich oder ohne Tadel in der Liebe sein sollen. Vor Ihm sollen wir so sein, denn Er kennet uns, Er richtet uns, Ihm müssen wir gefallen. Wie sollen wir aber vor Ihm sein, damit der Zweck Seiner Erwählung erreicht werde? Heilig sollen wir sein, weil Er heilig ist, und Ihm nichts gefällt, als was heilig ist. Unsträflich oder ohne Tadel sollen wir sein, weil der Tadel vor Ihm unanständig wäre, und unsere Seligkeit auch bei uns störte. Diese Heiligkeit und diese untadelhafte Beschaffenheit soll aber in der Liebe zusammengefaßt sein, weil Johannes den ganzen Ruhm, der Gott gebührt, darin zusammen gefaßt hat, daß er zweimal schrieb: Gott ist Liebe. Wenn ein Mensch ganz in das Element der Liebe hinein gekommen und ganz von der Liebe durchdrungen ist, oder ganz in der Liebe legt, so ist er ganz heilig, ganz ohne Tadel, folglich ganz Gott ähnlich, und gefällt Seinen Augen. Der Zweck der Erwählung ist also Liebe. Durch Jesum Christum sollen wir heilig und ohne Tadel in der Liebe werden. Darauf zielen alle Wirkungen des Heiligen Geistes in uns. Wohl uns, wenn wir denselben immer Raum geben! Es ist für einen Menschen gefährlich, wenn er vor oder bei dem Anfang seiner Bekehrung erforschen will, ob er zur Seligkeit erwählt sei oder nicht. Er soll nur trachten, durch den Glauben in Christo Jesu zu sein und bis an sein Ende der Heiligung nachjagen, alsdann hat er das Kennzeichen der Erwählung in sich selber.(Magnus Friedrich Roos)


Nimm die Feder und zeichne in kurzen und klaren Zügen das Charakterbild Christi, sodann beschreibe dich selbst, wie du gern im Himmel sein möchtest. Beschreibe dein Herz, deinen Charakter, deine Gesinnung, wie sie beschaffen sein sollen, wann Jesus dich vollenden und zur Herrlichkeit erheben wird; tue das, so weißt du, was Heiligung ist. Sie ist ja der normale Kindschaftsstand, nach dem alle Erweckten dürsten! Das, was jetzt von der Sünde vergiftet ist, das soll von Christi Wort geheilt und vom Heiligen Geiste durchtränkt sein. Unser Herz und unsere Nerven, alle Glieder unseres Leibes sollen rein, sollen Gott geweiht erfunden werden. Willst du deinen Heiland lieben, wie Er dich liebt? Willst du rein und frei werden von aller Sünde? So gib deinen unreinen Willen daran. Lass dich durchheiligen! Nicht nur die Seele, auch der Leib soll ein Tempel des Heiligen Geistes sein. Dann ist er verklärungsfähig, und wir können ruhig und freudig der Erscheinung des Herrn vom Himmel entgegensehen. Wer jedoch aus eigener Kraft die Sünde vermeiden und bekämpfen will, der ringt noch in gesetzlicher Weise und wird schmählich zuschanden. Willst du dich ihm jetzt nicht rückhaltlos ausliefern, nachdem Er sich für dich am Kreuze geopfert hat? Willst du Ihm so unbedingt gehorsam sein, wie es ein Kind den Eltern sein soll? (Markus Hauser)


Die Lehre von der ewigen Gnadenwahl kann mit der bloßen Vernunft, ohne Glauben, schlechterdings nicht gefaßt werden, wenn sie nicht entweder zum Leichtsinn oder zur Verzweiflung führen soll. So oft eine redliche Seele sich damit beängstigt, so ist ganz gewiß ein Mißverständniß dabei. Denn nach der Schrift ist sie den Glaubigen zum Trost, nicht aber zum Schrecken und zur Marter gegeben. Frage zuvor, lieber Leser! bin ich bekehrt oder nicht? bin ich glaubig oder nicht? stehe ich im Gehorsam des Evangelii oder nicht? Und wenn diese Fragen vergnüglich in’s Reine gebracht sind, alsdann erst, aber eher nicht, bist du im Stande, ohne Aergerniß und Verwirrung des Gewissens über deine Gnadenwahl zu denken. Mit gutem Bedacht hat Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes in dem Brief an die Römer erst K. 8. und 9. der Gnadenwahl gedacht, nachdem er zuvor die Lehre von der Sünde, von der Rechtfertigung und von der Heiligung ausführlich abgehandelt hatte. Diese Ordnung muß auch in der wirklichen Uebung des Christenthums beobachtet werden.
Gott ist es, der aus freiem, unaussprechlichem Liebeserbarmen alle die, welche das in Christo ihnen anzutragende Heil nicht verschmähen, sondern an sich kommen lasse würden, aus der Menge der übrigen Menschen heraus zu Seinem Eigenthum erwählet – und, ihnen zu gut, gleich bei der Grundlegung der Welt, Alles so ineinander gerichtet und zusammengeordnet hat, daß ihnen aller Vorschub geschehen möchte, den ihnen vorgesetzten seligen Zweck zu erreichen. Alle Mittel der Gnade, alle Anträge des Heils, alle Züge des Geistes an ihren Herzen und Gewissen, alle traurigen und fröhlichen Begebenheiten dieses Lebens, alle guten und bösen Tage in der Welt: - das Alles ist von Ihm dazu bestimmt, daß die hohe Würde der Kindschaft Gottes denen, die sie nicht selbst von sich stoßen, sein gewiß werden und unabänderlich bleiben soll. Wie ein kluger Baumeister, ehe der Grund eines Hauses gelegt wird, allemal zuvor in Betrachtung zieht, wozu das Haus gebraucht werden soll, und seinen Riß darnach einrichtet, so hat Gott, ehe der Welt Grund gelegt war, alle Zufälle, Veränderungen und Abwechslungen vom ersten Augenblick der Schöpfung an bis an’s Ende der Welt also zusammen geordnet, daß Ihm keiner von Seinen Auserwählten durchfallen, sondern alle die ihnen bestimmte Seligkeit und Herrlichkeit erreichen möchten. Darum sagt Jesus, aus Gelegenheit des Jammers, der bei der Zerstörung Jerusalems ausbrach: wo diese Tage nicht würden verkürzet, so würde kein Mensch selig: aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt. Matth. 24,22. So thut Gott Vieles in der Regierung der Welt um der Auserwählten willen, das Niemand merkt, und das auch ihnen selbst meistens in der Ewigkeit offenbar werden wird.
So wenig diejenigen, welche die Gnade Gottes muthwillig versäumen, sich damit entschuldigen können, sie seien eben nicht erwählt oder zur Kindschaft verordnet – denn sie wollen ja des Segens nicht, der ihnen angetragen wird -: so wenig haben andere, die der Seligkeit wirklich theilhaftig werden, es ihnen selbst zuzuschreiben. Doch steht 2 Petr. 1,3-11. deutlich geschrieben, wie man seinen Beruf und Erwählung, d.i. die frohe Gewißheit, daß man unter den Auserwählten sei, fest machen könne. In den Gefahren steht die vor Grundlegung der Welt gemachte Erwählung Gottes (der Niemand Unrecht thut, aber auch Niemand zwinget) vor den Riß, daß keiner von denen zu kurz kommt, denen es recht und ganz um die Sache zu thun ist. Hallelujah! (Magnus Friedrich Roos)

1:5 und hat uns verordnet zur Kindschaft gegen sich selbst durch Jesum Christum nach dem Wohlgefallen seines Willens,
Wenn ein Mensch, der die Bibel noch nicht gelesen hat, alle Geschöpfe Gottes nach ihren verschiedenen Heeren oder Klassen übersehen könnte, so würde er staunen, wenn er sähe, daß unter denselben eine gewisse Klasse als ein Erstling weit oben stehe, welche aus Menschen besteht, die Gott Seine Kinder nennt, und die Ihn ihren Vater nennen dürfen. Diese Klasse oder dieses Heer würde er ohne Zweifel für sehr glückselig halten. Nun ist’s uns schon lange aus der Bibel bekannt, daß alle Glaubigen und heiligen Menschen Kinder Gottes seien: allein wir achten diese Gnade bei Weitem nicht hoch genug. Paulus sagt Eph. 1,4., Gott habe uns durch Christum erwählet, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor Ihm in der Liebe. Wenn Er uns dann wirklich zu heiligen und unsträflichen Geschöpfen machte, und als solche liebte, und Seine Knechte und Mägde nennete, so wäre es schon viel mehr, als wir Sünder hätten bitten und erwarten können. Allein der Vorsatz Gottes ging so weit, daß Er uns zur Kindschaft gegen Ihm selbst, das ist in dem Verhältniß gegen Ihn als den Vater, verordnete durch Jesum Christ. Er hat uns also bestimmt, Seine Kinder zu sein, und diese Bestimmung hat ihren Grund in Jesu Christo dem Sohn Gottes: denn wie Viele diesen aufnehmen, denen gibt Er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an Seinen Namen glauben. Jesus Christus ist der eingeborne Sohn Gottes, und kommt als ein solcher in keine Vergleichung mit andern. Er läßt sich aber auch mit einer unbeschreiblichen Liebe zu den Kindern Gottes, die es aus Gnaden sind, herab, und heißt alsdann der Erstgeborne, ja der Erstgeborne unter vielen Brüdern. Er theilt ihnen als der Sohn Gottes Seinen Namen und Seine Rechte mit, so viel sie davon fassen können. Er sagt: Mein Vater ist auch euer Vater. Er begehrt ihrethalben, daß die Liebe, damit der Vater Ihn liebt, auch in ihnen sein soll, Joh. 17,26. Und gleichwie Ihn der Vater zum Erben über Alles gesetzt hat, Hebr. 1,2., also läßt Er sie Seine Miterben sein, Röm. 8,17., und es wird Off. Joh. 21,7. zu ihnen gesagt: wer überwindet, der wird Alles ererben. Bei diesem Allem ist Sein Vorzug unermeßlich groß; denn Er ist der Eingeborne, das Haupt der Gemeinde, der König und Priester auf dem Thron, wo Er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat. Ihn beten alle Engel und Auserwählten an, denn Er ist nicht nur ein Menschensohn, sondern auch Gott über Alles gelobet in Ewigkeit.
Wegen der Kindschaft Gottes wird der Heilige Geist, der den Glaubigen gegeben wird, ein kindlicher Geist oder ein Geist der Kindschaft genannt, und von Ihm gesagt, daß Er, wenn Er dem Gebet der Glaubigen Seine neutestamentliche Form geben wolle, in ihnen rufe: Abba, lieber Vater. Eben derselbige Geist aber treibt sie auch an, gehorsame Kinder Gottes zu sein, und, weil sie denjenigen als Vater anrufen, der ohne Ansehen der Person richtet, ihren Wandel, so lange sie hier wallen, mit Furcht zu führen, 1 Petr. 1,14.17. Er ist aber auch das Angeld des Erbes, welches sie als Kinder in jener Welt empfahen sollen, Eph. 1,14. Gott gebe, daß wir Alle, und mit uns Viele dieser Kindschaft durch die Wiedergeburt und den Glauben an Christum theilhaftig werden, dieselbe bis an unser Ende behaupten, und die herrlichen Folgen derselben in jener Welt genießen.(Magnus Friedrich Roos)

1:6 zu Lob seiner herrlichen Gnade, durch welche er uns hat angenehm gemacht in dem Geliebten,
Welch ein Stand der Gnade! Er begreift in sich unsre Rechtfertigung vor Gott, aber der Ausdruck „angenehm“ bedeutet im Gericht mehr, als nur das. Er bezeichnet, dass wir der Gegenstand des göttlichen Wohlgefallens sind, je viel mehr, ein Gegenstand der göttlichen Freude und Wonne. Wie wunderherrlich, dass wir arme Würmer, Sterbliche, Sünder, sollen Gegenstände der göttlichen Liebe sein! Aber das alles sind wir nur „in dem Geliebten!“ Manche Christen sehen danach aus, als wären sie angenehm gemacht in ihren innern Erfahrungen, so wenigstens verstehen sie‘s. Wenn ihr Geist lebendig, wenn ihre Hoffnung strahlend ist, dann, meinen sie, seien sie Gott angenehm, denn sie fühlen sich so gehoben, so himmlisch-gesinnt, so über alles Irdische empor getragen! Aber wenn ihre Seelen in den Staub gebeugt sind, übernimmt sie die Furcht, sie seien nicht mehr angenehm in des Ewigen Augen. O, wenn sie doch nur fühlen könnten, dass all ihre adlergleich aufrauschende Freude sie nicht erhöht, und all ihre niederbeugende Traurigkeit sie nicht wirklich erniedrigt vor ihres Vaters Antlitz, sondern dass sie stets gleich angenehm gemacht sind in dem Einigen, der sich nie und nimmer verändert, in dem Einigen, der ewiglich der Geliebte Gottes ist, der allezeit vollkommen ist, allezeit ohne Flecken oder Runzel oder des etwas; o, wie viel glücklicher wären sie, und wie viel mehr würden sie eben damit ihren Heiland ehren! So freue dich denn, liebe gläubige Seele, darüber, dass du bist „angenehm gemacht in dem Geliebten.“ Du schauest in dein Inneres und sprichst: „Hier ist nichts, was Gott könnte angenehm sein!“ Aber blicke empor zu Christo, und siehe, ob nicht in Ihm alles Gott Wohlgefällige wohne; Gott aber hat deine Sünden hinter sich geworfen, und du bist angenehm gemacht in dem Gerechten. Du musst mit der Sündenverderbnis ringen und gegen die Versuchung ankämpfen, aber du bist schon angenehm gemacht in Ihm, der alle Macht des Bösen überwunden hat. Der Teufel versucht dich; sei gutes Muts, er kann dich nicht verderben, denn du bist angenehm gemacht in Dem, der der Schlange den Kopf zertreten hat. Selbst die Verklärten sind Gott nicht wohlgefälliger als du. Der Unterschied besteht nur darin, dass sie im Himmel angenehm gemacht sind „in dem Geliebten,“ und dass du schon hienieden auf Erden in Christo angenehm gemacht bist nach derselben Gnade. (Charles Haddon Spurgeon)

1:7 an welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,
Ist wohl in irgendeiner Sprache ein besseres Wort zu finden, als der Ausdruck „Vergebung“, wenn es in eines Sünders Ohr erklingt, wie die silberhellen Töne der Jubelposaune den Gefangenen aus Israel? Gelobt, ewig hochgelobt sei der teure Stern der Erlösung, der in die Gefängniszelle herniederstrahlt und dem Elenden inmitten der Mitternacht der Verzweiflung einen Hoffnungsschimmer gewährt. Ist es denn möglich, dass eine Sünde, so schwer wie die meinige, Vergebung empfangen kann, ganze Vergebung, ewige Vergebung? Die Hölle ist mein Teil, weil ich ein Sünder bin; es bleibt mir keine Möglichkeit, ihr zu entrinnen, weil die Sünde auf mir lastet. Kann die Schuldenlast erleichtert, die blutrote Befleckung abgewaschen werden? Können die diamantharten Steine meines Gefängnisses je aus ihrer Verbindung gerissen, oder die Tore je aus ihren Angeln gehoben werden? Aber der Herr Jesus verheißt mir, dass ich noch rein werden soll. Ewig hochgelobt sei die Offenbarung der versöhnenden Liebe, die mir nicht nur sagt, dass Vergebung möglich sei, sondern dass sie allen zugesichert sei, die sich auf den Herrn Jesum verlassen. Ich habe an die verordnete Versöhnung, an den gekreuzigten Jesum geglaubt, und darum sind mir meine Sünden in diesem Augenblick und auf immer vergeben, kraft seines stellvertretenden Leidens und Todes. Was ist doch das für eine Freude! Welch eine Seligkeit, wenn die Seele vollkommene Vergebung empfangen hat! Meine Seele weiht alle ihre Kräfte Dem, welcher aus eigener unverdienter Liebe mein Bürge wurde und durch sein Blut mir eine Erlösung zustandegebracht hat. Welche Reichtümer der Gnade offenbart doch diese freie Vergebung!
Ganze Vergebung, völlige Vergebung, freie Vergebung, ewige Vergebung! Hier ist eine Überfülle von Wundern; und wenn ich an die Größe meiner Sünden denke, an den unschätzbaren Wert der edlen Tropfen, die mich davon befreiten, an die Gnade, mit welcher mir die völlige Vergebung zugesichert und besiegelt wurde, dann versinke ich in staunender, bewundernder, anbetender Liebe. Ich beuge mich vor dem Throne, der mich entsündigt; ich umfasse das Kreuz, das mich befreit; von nun an will ich täglich meinem fleischgewordenen Gott dienen. (Charles Haddon Spurgeon)

1:8 welche uns reichlich widerfahren ist durch allerlei Weisheit und Klugheit;1)

1:9 und er hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, so er sich vorgesetzt hatte in ihm,

1:10 daß es ausgeführt würde, da die Zeit erfüllet war, auf daß alle Dinge zusammengefaßt würden in Christo, beide, das im Himmel und auf Erden ist, durch ihn,

1:11 durch welchen wir auch zum Erbteil gekommen sind, die wir zuvor verordnet sind nach dem Vorsatz des, der alle Dinge wirkt nach dem Rat seines Willens,
Als der Herr Jesus sich für uns hingab, schenkte Er uns alle Rechte und Gnaden, die in Ihm und mit Ihm vereinigt sind, und obgleich Er als der ewige Gott wesentliche Eigenschaften und Rechte besitzt, die kein Geschöpf sich anmaßen darf, so hat Er doch als Jesus kein Erbteil, wovon wir ausgeschlossen wären. All der herrliche Lohn seines Gehorsams bis zum Tode ist der gemeinsame Schatz aller derer, die in Ihm sind, und um derentwillen Er den göttlichen Ratschluss erfüllt hat. Siehe, Er geht ein zur Herrlichkeit, doch nicht für sich allein, denn es steht geschrieben: „Dahin der Vorläufer für uns eingegangen“ (Hebr. 6, 20). Steht Er vor Gott? „Christus ist in den Himmel selbst eingegangen, um zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns“ (Hebr. 9, 24). Das betrachte, liebe gläubige Seele. Durch dich selbst hast du kein Recht an den Himmel: Dein Recht steht in Christus. Hast du Vergebung deiner Sünden, so hast du sie durch sein Blut; bist du gerechtfertigt, so bist du es durch seine Gerechtigkeit; bist du geheiligt, so bist du es darum, dass Er dir von Gott zur Heiligung gemacht ist; wirst du vor der Sünde behütet, so geschieht‘s, weil du in Christus bewahrt bist; und wenn du zuletzt vollendet wirst, so wirst du es, weil du in Ihm vollkommen geworden bist. Also wird Jesus verherrlicht, denn alles ist in Ihm und durch Ihn erschaffen; das Erbteil wird uns gewiss zufallen, denn wir empfangen es in Ihm; und so wird jeder Segen köstlicher und selbst der Himmel himmlischer für uns, weil es der Herr Jesus, unser Freund, ist, „in welchem“ wir alles empfangen haben. Wo ist der Mensch, der unser himmlisches Erbteil ganz zu würdigen vermöchte? Wäget die Reichtümer Christi mit Gewichten und seine Schätze in Schalen, so werdet ihr imstande sein, den Lohn der Herrlichkeit zu überrechnen, der seinen Heiligen zuteil wird. Ergründet die Tiefe des Freudenmeeres in Christus, und dann erst hoffet, die Seligkeit zu begreifen, die Gott denen zubereitet hat, die Ihn lieben. Überspringt die Grenzen der Güter Christi, und dann träumet von einer Grenze des herrlichen Erbteils seiner Auserwählten. „Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Unser Glaube an Gottes Weisheit setzt als unbedingte Notwendigkeit voraus, dass Er einen Ratschluss und Plan festgestellt habe, wonach Er das Werk der Erlösung hinausführt. Was wäre aus seiner Schöpfung geworden ohne seine weisen Absichten fürs Ganze wie für‘s Einzelne? Ist auch ein Fisch im Meer, oder ein Vogel in der Luft, dessen Dasein dem Zufalle überlassen gewesen wäre? Selbst in jedem Knochen, Gelenk und Muskel, in jeder Sehne, Fiber und Ader erkennst du das Walten eines Gottes, der alle Dinge wirket nach dem Ratschluss seiner unendlichen Weisheit. Und sollte Gott bloß in der Schöpfung schalten und alles regieren und ordnen, und nicht auch im Reich der Gnade? Soll in der neuen, geistlichen Schöpfung das wankelmütige Wesen des freien Willens alles beherrschen, während der göttliche Ratschluss die alte Schöpfung überwacht? Schaue auf die Vorsehung! Wer weiß nicht, dass auch kein Sperling auf die Erde fällt ohne euren Vater? Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte alle gezählet. Gott wiegt die Berge unsrer Leiden mit einem Gewicht, und die Hügel unserer Trübsal mit einer Waage. Und soll Gott nur Gott sein in dem Walten der Vorsehung, und nicht auch im Wirken der Gnade? Nein, Er kennt das Ende schon im Anfang. Er schaut alles im voraus weise geordnet; nicht nur den Eckstein, den Er im Schmuck glänzender Farben festgelegt und gebettet hat in das Blut seines teuren Sohnes, sondern Er erblickt an dem zuvor versehenen Ort und an der richtigen Stelle einen jeden auserwählten Stein, den Er herausgebrochen hat aus dem Steinbruch der Natur und geglättet durch seine Gnade; Er überblickt alles vom Grundstein bis zum Giebel, vom Fuß bis zur First, von der Schwelle bis zur Spitze. Er hat in seinem Gemüt eine genaue Kenntnis von einem jeglichen Stein, der an seine bestimmte Stelle zu liegen kommen soll, und ein klares Bild von der Größe und Gestalt des Bauwerks, und eine untrügliche Gewissheit von dem Zeitpunkt, wo der Schlussstein eingesetzt werden wird unter dem lauten Jubelruf: „Heil! Heil! Heil!“ In der Vollendung wird sich‘s deutlich zeigen, dass Jehovah in einem jeglichen auserwählten Gefäß der Gnade mit seinem Eigentum gewaltet hat nach seinem Willen; und dass Er in jedem Teil des Gnadenwerks sein Ziel erreicht und seinen Namen verherrlicht hat. (Charles Haddon Spurgeon)


So die Gnade kommt aus Gottes ewigem Fürsatz, wie Paulus Eph. 1,11. redet, so muß sie kommen, und kommt nicht um unsers Fleißes oder Verdienstes willen.(Martin Luther)

1:12 auf daß wir etwas seien zu Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christum hofften;
Paulus schrieb dieses von sich und allen glaubigen Israeliten. Diese hatten zuvor auf Christum gehofft, oder in Christo eine Hoffnung des ewigen Lebens gehabt, ehe die Heiden zu dieser Hoffnung gelangten. Schon zur Zeit des alten Testaments war die Hoffnung rechtschaffener Israeliten auf den zukünftigen Christum gebaut, und da Er erschienen war, offenbarte Er Sich zuerst den Israeliten, und der erste Ansatz der christlichen Kirche bestand aus Juden. Paulus sagt aber V. 13.: durch Christum habt auch ihr Epheser und Andere, die ihr von Heiden abstammet, das Wort der Wahrheit gehört, und seid, da ihr glaubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.
Ich lerne aber aus den Worten Pauli, daß Christen etwas sein sollen zum Lob der Herrlichkeit Gottes. Darauf geht der Vorsatz Dessen, der alle Dinge wirket nach dem Rath Seines Willens, V. 11., die Herrlichkeit Gottes oll also an den Christen geoffenbart und deßwegen gelobt werden. Die Herrlichkeit Gottes ist Alles, was man von Gott rühmen kann: Seine Güte, Erkenntniß, Weisheit, Kraft, Gerechtigkeit. Dieses Alles zusammen genommen ist, wenn es sich offenbart, Seine Herrlichkeit. Und dieses Alles wendet Gott an, wenn Er Menschen selig macht. Durch die Erlösung, die Christus vollbracht hat, ist dieses Alles schon geoffenbart und erwiesen worden; hernach fließt dieses Alles auch in das Werk der Heiligung ein. Christen sollen deßwegen sich dem großen Gott ganz hingeben, daß Er Seine Herrlichkeit an ihnen offenbaren könne, und sich’s nicht befremden lassen, wenn bei dem Werk der Heiligung oft eine züchtigende und zermalmende Schärfe vorkommt, denn auch diese gehört zur Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, und ist nöthig, wenn etwas Ganzes herauskommen soll.
Diese Herrlichkeit Gottes soll, wie sie sich an ihnen offenbart, gelobt werden. Darum sind sie, was sie sind, damit dieses geschehen könne. Nicht uns, HErr, nicht uns (zweimal wird dieses Ps. 115,1. gesagt, weil der Mensch gern sich selber Lob und Ehre gibt), aber nicht uns, HErr, sondern Deinem Namen gib Ehre, um Deiner Gnade und Wahrheit willen. Christen werden dadurch nicht unglücklich, wenn alle Ehre und alles Lob auf den Namen oder die Herrlichkeit Gottes geleitet wird; denn sie sind dadurch genug gesegnet und beglückt, daß Gott als ihr Gott die Bedeutung Seines Namens an ihnen erfüllt, und Seine Herrlichkeit an ihnen offenbart. Demjenigen gebührt das Lob, dessen dieser Name und diese Herrlichkeit ist: sie aber werden dadurch überschwänglich beglückt, und wenn sie selber Gott loben, oder die Herrlichkeit Gottes ihretwegen gelobt wird, so gereicht es zu ihrer großen Wonne, und Gott erfüllt dabei das Wort: wer Mich ehret, den will Ich wieder ehren. HErr, lasse auch mich etwas sein zum Lobe Deiner Herrlichkeit. Du bist das A und das O. Von Dir, durch Dich und zu Dir sind alle Dinge. Gleichwie alle Dinge ihr Wesen von Dir haben, also werden sie auch durch Dich bearbeitet und zu ihrem Ziel geführt. Dieses Ziel aber bist Du selber, o Gott. Deinem Namen sei Ehre in Ewigkeit! (Magnus Friedrich Roos)

1:13 durch welchen auch ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium von eurer Seligkeit; durch welchen ihr auch, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung,

1:14 welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zu Lob seiner Herrlichkeit.2)
Wenn von Weissagungen gesagt wird, daß sie versiegelt werden, so wird dadurch angedeutet, daß sie den Menschen eine Zeit lang verborgen werden, wie die Schrift eines versiegelten Briefs verborgen ist. Dan. 12,4. Offenb. Joh. 22,10. Wenn aber von Menschen gesagt wird, daß sie versiegelt werden, so wird dadurch angezeigt, daß sie unter Andern als ein Eigenthum Gottes ausgezeichnet werden, s. Offenb. 7,2.3. Eph. 4,0. 2 Kor. 1,22., gleichwie das Siegel, das man auf einen Brief drückt, ein Zeichen ist, woran man denjenigen erkennen kann, von dem er herkommt. Welches ist aber das Siegel, durch welches die Auserwählten gezeichnet, und von allen andern Menschen unterschieden werden? Paulus sagt, der Geist der Verheißung, das ist der verheißene Geist, sei es, den man empfange, wenn man an Christum glaubig werde. Wer nämlich Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein, wer Ihn aber hat, ist Sein. Welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder. Unter dem ganzen menschlichen Geschlecht sind also diejenigen, die den verheißenen Geist empfangen haben, versiegelt und ausgezeichnet als das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthum, das heilige Volk, das Volk des Eigenthums, und diese sollen verkündigen die Tugenden Deß, der sie berufen hat von der Finsterniß zu Seinem wunderbaren Licht (1 Petr. 2,9-). Der Heilige Geist ist aber nicht nur das Siegel, womit sie gezeichnet sind, sondern auch das Pfand oder Angeld ihres himmlischen Erbes. So gewiß derjenige, der ein Angeld empfängt, die ganze Bezahlung einer versprochenen Schuld von einem ehrlichen Mann hoffen darf, so gewiß, ja noch viel gewisser ist’s, daß derjenige das ganze himmlische Erbe, welches das ewige Reich Gottes heißt, hoffen dürfe, der den verheißenen Geist empfangen hat. Wir werden mit demselben versiegelt zu unserer Erlösung von allem Uebel, folglich zur völligen Befreiung von der Sünde und von allem Elend, welches die Sünde in unserer ganzen Wallfahrt und bis auf die Verwesung des Leibes hinaus nach sich zieht. Von diesem Allem werden diejenigen erlöst, die mit dem Heiligen Geist versiegelt sind, und wenn sie so erlöst worden, sind sie ein errettetes Eigenthum Gottes. Andere gehen verloren, sie aber werden selig. Zu Andern sagt der Richter: gehet hin, ihr Verfluchten, zu diesen aber: kommet her, ihr Gesegneten Meines Vaters. Andere müssen in die ewige Pein gehen, sie aber dürfen in’s ewige Leben gehen. Diese Glückseligkeit widerfährt allen denjenigen, aber auch nur denjenigen, die mit dem verheißenen Geist versiegelt worden sind, und dieses Alles gereicht zum Lob der Herrlichkeit Gottes. Die herrliche Gnade, der herrliche Reichthum, die herrliche Macht und Pracht Gottes wird nämlich an diesen Versiegelten offenbar, und an ihnen gepriesen, wenn sie auch herrlich werden.
Die Welt hat Titel, Wappen, Kleidungen und andere Zeichen, wodurch viele Menschen als Leute von hoher Geburt, von vornehmerem Stand, und als Mitgenossen gewisser Orden ausgezeichnet werden. Dieses alles ist unter dem Ausspruch enthalten: das Wesen dieser Welt vergehet. Die Kindschaft Gottes aber ist eine ewige Würde, und das Siegel, welches die Kinder Gottes empfangen, ziert und beglückt sie in dieser und in der zukünftigen Welt.(Magnus Friedrich Roos)


O welch eine Klarheit, welch eine Freude, welch ein Trost, welch eine Wonne des Herzens erfährt der Mensch, der gelernt hat, sich nur an Jesu, ganz allein an Jesu zu sättigen. Und doch ist der Genuss, den wir von der Lieblichkeit und dem köstlichen Wesen Christi in diesem Leben empfangen, im besten Falle noch immer etwas Unvollkommenes. Wie ein alter Schriftsteller sagt: „Es ist nur ein Vorschmack!“ Wir haben geschmeckt, „dass der Herr freundlich ist,“ aber noch wissen wir nicht, wie gut und gnädig Er ist, obgleich das, was wir von seinem lieblichen Wesen erkannt haben, in uns die Sehnsucht nach einer noch innigern Gemeinschaft erweckt. Wir haben die Erstlingsfrüchte des Geistes gekostet, und sie haben uns hungrig und durstig gemacht nach der Fülle der himmlischen Ernte. Wir seufzen innerlich und sehnen uns nach Gotteskindschaft. Hienieden sind wir wie Israel in der Wüste, das nur eine einzige Traube von Eskol sah, dort werden wir im Weinberg selber wohnen. Hier sehen wir das Manna in kleinen Körnern vom Himmel fallen, wie Koriandersamen, dort aber werden wir Himmelsbrot und das Korn des Königreichs essen. Jetzt sind wir erst Neulinge in der geistlichen Erziehungsanstalt; denn obgleich wir die ersten Buchstaben des Alphabets gelernt haben, so können wir doch noch keine zusammenhängende Wörter lesen, noch weniger vermögen wir ganze Sätze zusammenzusetzen; aber „wer nur einmal fünf Minuten lang im Himmel gewesen ist,“ wie‘s einer ausdrückt, „der weiß schon mehr, als die Versammlung aller Gelehrten der Erde.“ Mancher unsrer Wünsche muss hienieden noch unbefriedigt bleiben, aber bald wird jedes Verlangen erfüllt werden; und alle unsre Fähigkeiten werden in jener Welt der ewigen Wonne und Freude reichlich Arbeit bekommen. O Christ, versetze dich doch schon jetzt im Geiste in den Genuss des Himmels. Nach kurzer Zeit wirst du aller Trübsale und Leiden entledigt sein. Deine jetzt von Tränen getrübten Augen werden dann nicht mehr weinen. Du wirst in unaussprechlichem Entzücken den Glanz Dessen schauen, der auf dem Throne sitzt. Ja, noch mehr, du wirst selber mit ihm auf dem Throne sitzen. Du wirst mit teilhaben am Triumph seiner Herrlichkeit; seine Krone, seine Freude, sein Paradies wird dein sein, und du wirst sein Miterbe sein an der Herrschaft über alle Dinge und mit Ihm regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Charles Haddon Spurgeon)

1:15 Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den HERRN Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen,

1:16 höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet,

1:17 daß der Gott unsers HERRN Jesus Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner selbst Erkenntnis
Die Versiegelung (V. 13) schließt zwei Dinge in sich. Zunächst wirkt der Geist in dem Gläubigen durch den Glauben an Christum die Gewißheit des Heils. Da drückt Gott dem Menschen das Siegel auf. Dann schließt die Versiegelung die Bewahrung in sich - die Bewahrung der Gläubigen zur Seligkeit. Als ich zur Bekehrung kam, war das für mich die Frage: wirst du auch beharren? - In der Versiegelung ist die Antwort darauf gegeben. - Wir lesen in Eph. 4,30 „Betrübet nicht den Heiligen Geist, womit ihr versiegelt worden seid“, und Johannes sagt: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen“ u.s.w. (1.Joh. 2,20). -
Darauf wollte ich den Finger legen, daß der Apostel, nachdem er dafür gedankt hat, daß die Epheser an Christum gläubig geworden waren, und dafür, daß sie Liebe zu allen Heiligen hatten, fürbittend für sie fleht, daß Gott ihnen gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner selbst Erkenntnis. Sie hatten also den heiligen Geist, sie waren versiegelt mit dem heiligen Geist. Nun bittet er für sie, daß sie empfangen sollten mehr und mehr den Geist der Weisheit und Offenbarung.
Was ist denn das - Geist der Weisheit und Offenbarung? Ist das auch der heilige Geist? Ja, das ist auch der heilige Geist; aber der heilige Geist hat verschiedene Eigenschaften. Wird er oft genannt der Geist der Liebe, oder der Geist der Wahrheit, so hier der Geist der „Weisheit und Offenbarung“.
Diese Stelle ist sehr wichtig in Bezug auf die Frage: „Können und dürfen wir um mehr heiligen Geist bitten?“ Es wird das ja von etlichen bestritten. Wenn wir gläubig geworden sind, so sind wir gewiß mit dem heiligen Geist versiegelt; aber das ist nicht so aufzufassen, als ob das Empfangen des heiligen Geistes eine vollendete und abgeschlossene Sache wäre. Wir müssen mehr und mehr, in zunehmendem Maße den Geist der Weisheit empfangen. Der Apostel hat im ersten Teil des Kapitels darauf hingewiesen, daß die Gläubigen mit dem Ratschluß Gottes bekannt werden sollen. Wir müssen wachsen in dem Geist der Wahrheit, um mit Gottes Rat und Wesen immer inniger bekannt zu werden. Deshalb müssen wir auch um den Geist der Weisheit bitten. - Es ist ein weites Gebiet - der Geist der Weisheit und Offenbarung. Laßt uns aber vor allem die Tatsache beachten, daß der Geist uns keine außerordentliche Offenbarung außer der Bibel gibt. Der Geist Gottes schließt uns das Wort auf. Wenn er in uns ist und wir unter seiner Leitung stehen und wir immer wieder neu getränkt werden von ihm, dann werden wir erfahren, daß der Geist Gottes der Geist der Offenbarung ist. Er öffnet uns die Augen, daß wir sehen die Wunder in seinem Gesetz. Der Geist Gottes schenkt uns neue Blicke in die Wahrheit, indem er uns die Wahrheit mehr und mehr aufschließt und indem er uns immer neue Blicke in den großen Ratschluß Gottes schenkt. - Das ist der Geist der Offenbarung, und da müssen wir ja darauf sehen, daß wir den Geist nicht betrüben. In der Schrift offenbart sich der Geist. Die Schrift ist durch den Geist geschrieben. Wenn ich die Schrift lese, dann merke ich, daß der Geist zu mir spricht…. der alte Hebich sagte einmal vor Jahren: „Lies im alten Testament und lies im neuen Testament solange, bis dir Gott begegnet.“
Wir brauchen nicht lange Gottes Wort zu lesen, so begegnet uns Gottes Geist. Wie Gott einst unter den Bäumen im Paradies wandelte, so wandelt Gott hier durch sein Wort. Ich lese die Bibel nie, ohne zu beten: „Herr, öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder in deinem Gesetz.“ Aber ich kann das hier bekennen vor Menschen und Gott, daß ich selten die Bibel lese, ohne daß ich neue Blicke und neue Eindrücke in alle Wahrheiten bekomme, die ich glaubte, längst verstanden zu haben. Und das ist der Segen, die tägliche Erfrischung, der tägliche Tau von oben, der das Herz füllt. Die Wahrheit wird uns immer neuer, immer größer, immer herrlicher. Das ist also der Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner selbst Erkenntnis. O, das ist ein Thema! Mein erstes Gebet, das ich unter freiem Himmel im Jahre 1850 betete, hieß: „Wenn du, Gott, existierst, dann offenbare dich mir!“ Und es ist erhört worden. Aber es wurde erhört auf einem schweren Wege, durch schwere innere Führungen, wo ich zusammenbrach, bis ich Gott und mich kennen lernte. Aber ich habe ihn damals auch kennen gelernt, und auch heute noch ist es mein Gebet und mein Verlangen, Gott zu erkennen. Was das alles in sich schließt - Geist der Offenbarung - kann ich in Worten nicht ausdrücken. Das empfindet nur die Seele. Aber soviel wissen wir: Gott wird uns dadurch größer und herrlicher; wir kommen ihm näher, näher! „Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!“ Das ist das rechte Wachstum, daß Gott größer wird. Und Gott wird in Christo größer und größer, und wir kleiner und kleiner. Also die mit dem Geist Versiegelten haben auch noch nötig, um den Geist der Weisheit und Offenbarung zu beten. (Leopold Bender)


Die Menschen prangen mit nichts, das ihrer Natur eigen ist, lieber, als mit ihrem Verstand, und trauen keiner Kraft ihrer Seele so viel zu, als ihrem Verstand. Sie gestehen leichter ein, daß ihr Wille böse sei, als daß ihr Verstand verderbt sei. Und doch warnt Salomo Spr. 3,5. einen Jeden vor dem Vertrauen, das er auf seinen Verstand setzen könnte, indem er sagt: verlaß dich auf den HErrn von ganzem Herzen, und verlaß dich nicht auf deinen Verstand. Ueberdieß nennt die heilige Schrift alle diejenigen Thoren, denen es an der Furcht Gottes als dem Anfang der Weisheit fehlt. Auch sagt Christus Matth. 11,25.: der himmlische Vater habe die geheime Beschaffenheit Seines Reichs den Weisen und Klugen verborgen, und Paulus 1 Kor. 2,14.: der natürliche Mensch vernehme nichts von dem Geist Gottes u.s.w. Jakobus aber verweist die Menschen, denen Weisheit mangelt, nicht eben auf die Erlernung und Ausübung menschlicher Regeln (wiewohl diese in der rechten Ordnung ihren Nutzen haben), sondern vielmehr auf das Gebet, indem er Kap. 1,5. sagt: wem Weisheit mangelt, der bitte von Gott – so wird sie ihm gegeben werden. Er nennt auch diese Weisheit, die von dem höchsten Gott den Betenden gegeben wird, Kap. 3,17. eine Weisheit von oben. Wie gibt aber Gott diese Weisheit? So daß Er den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntniß gibt. Der Heilige Geist hat in der heiligen Schrift viele Namen, welche von demjenigen hergeleitet sind, das Er dem Menschen mittheilt, oder in ihm wirkt. Er heißt der Geist der Wahrheit, in so fern Er in alle Wahrheit leitet, der Geist der Kraft, in so fern Er stärkt, der Geist der Liebe, insofern Er die Liebe Gottes zu fühlen gibt, und Liebe wirkt u.s.w. Also heißt Er dann auch der Geist der Weisheit, insofern Er den Menschen weise macht zur Seligkeit, und der Geist der Offenbarung, insofern Er den Menschen die Geheimnisse des Evangeliums, die in der heiligen Schrift enthalten sind, offenbart oder klar macht, oder insofern der himmlische Vater Seinen Sohn durch Ihn in uns offenbart, und der Sohn den Vater. Die Propheten und Apostel haben hierin einen großen Vorzug gehabt, indem ihnen der Heilige Geist Dinge geoffenbart hat, welche vorher nicht nur ihnen selbst, sondern auch allen Heiligen verborgen gewesen waren, und sie zugleich als untrügliche Lehrer unter dem Volk Gottes aufgestellt hat: uns aber will der himmlische Vater den Geist der Weisheit und der Offenbarung geben, damit wir Ihn erkennen, wie Er im Evangelium schon lange den Menschen vor die Augen gemalt ist. Gott ist ein Licht, es sind aber erleuchtete Augen nöthig, um das Licht zu sehen: diese Augen aber schafft Gott in uns durch Seinen Geist, V. 18., da dann das Sehen die Weisheit ist. Das Wort Gottes ist vorhanden: lasset uns aber das Wort Gottes nie ohne den Geist Gottes fassen, gleichwie wir auch nicht meinen sollen, daß uns der Geist Gottes in Glaubenssachen jemals über das Wort hinausführen werde. Der Geist der Weisheit und der Offenbarung wird zur Erkenntniß Gottes gegeben; denn Gott erkennen ist die größte Weisheit, obschon viele Leute diese Erkenntniß eine geringe und leichte Sache zu sein dünkt. So gebe uns denn der Gott unseres HErrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntniß. (Magnus Friedrich Roos)


Der Heilige Geist ist der Geist der Weisheit, der Kraft, der Stärke. Durch Ihn können wir uns entwickeln und entfalten zur Ehre Gottes; durch Ihn können wir das sein und werden, was unseren Geist wahrhaft befriedigt. Außerordentlich wichtig wird es für uns sein, was für eine Stellung wir im zukünftigen Leben einnehmen werden. Wollen wir dem Herrn nahestehen, wollen wir durch unsere berufliche Stellung im Himmel, durch unseren Rang, den wir in der Gesellschaft der Verklärten einnehmen werden, Gott so sehr verherrlichen, als dies einem Geschöpfe nach Seinem Bilde irgendwie nur möglich ist, so müssen wir hier im Erdenleben schon die uns geschenkten Anlagen, Fähigkeiten und Kräfte möglichst ausbilden und sie zur Verwertung der empfangenen Talente treu und mit vielem Fleiße anwenden. Unsere Stellung in der Ewigkeit hängt innig zusammen mit dem, was wir durch den Heiligen Geist hier aus uns haben machen lassen. Das bedenken leider viele gar nicht. Nicht nur, damit du glücklich sein kannst, begehre erfüllt zu werden mit Heiligem Geiste, sondern vor allem, damit du durch dein Wesen und durch dein Tun Gott zu verherrlichen vermagst. Wenn du Gott durch irgendeine Handlung verherrlichen kannst, o, so unterlasse es ja nicht! Wir leben in der Vorschule der Ewigkeit. Gott behandelt uns nicht wie Maschinen und auch nicht wie willenlose Pflanzen; wir müssen dabei sein, wenn etwas aus uns werden soll zur Ehre Gottes. Nur durch beharrliches Üben der nächstliegenden Pflicht lernen und gewinnen wir in der Schule des Heiligen Geistes jene Bildung, die uns hier und in der Ewigkeit als Glieder Seines Hauses tüchtig sein lässt. (Markus Hauser)

1:18 und erleuchtete Augen eures Verständnisses, daß ihr erkennen möget, welche da sei die Hoffnung eurer Berufung, und welcher sei der Reichtum seines herrlichen Erbes bei seinen Heiligen,
Gleichwie einem Blinden nicht geholfen ist, wenn die Sonne hell scheint, oder ein Licht angezündet wird, weil es ihm an der Tüchtigkeit zum Sehen fehlt, also ist einem natürlichen Menschen nicht damit geholfen, wenn ihm Gott die Wahrheit in Seinem Worte vorlegt, weil er als ein solcher nichts vom Geist Gottes vernimmt. Soll ihm diese Wahrheit klar und heilsam sein, so muß ihm Gott auch einen Sinn oder Verstand dazu geben (1 Joh. 5,20.), die Augen öffnen (Ps. 119,18.), das Verständniß öffnen, um die Schrift zu verstehen (Luk. 24,45.), und so erleuchtete Augen des Verständnisses geben. Christus heißt deßwegen nicht nur ein Lehrer, sondern auch ein Licht, und zwar in demjenigen Verstand, in welchem der Täufer Johannes, der doch viel Gutes predigte, nicht das Licht war (Joh. 1,8.9.). Auch betete David, ob er schon das geschriebene Wort Gottes vor sich hatte, noch besonders um die Oeffnung seiner Augen (Ps. 119,18.), und Jakobus, hieß Kap. 1,5. Gott um die Weisheit bitten, die er Kap. 3,15.17. die Weisheit von oben nennt. Auch wünschte Paulus Eph. 1,18., daß der Gott unsers HErrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, den Ephesern (die an der Lehre keinen Mangel hatten) den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu Seiner selbst Erkenntniß gebe. Lasset uns also auf unsern natürlichen Verstand nicht stolz sein, denn er ist nicht fähig, geistliche Dinge zu erkennen und zu fassen. Lasset uns nicht damit uns beruhigen, daß die Sonne der geoffenbarten Wahrheit uns scheint, und uns in der Bibel und andern guten Büchern das Licht aufgesteckt ist, denn es muß uns auch die Fähigkeit von Gott geschenkt werden, dieses Licht zu sehen. Wir haben insonderheit erleuchtete Augen des Verständnisses nöthig, um die Hoffnung unseres Berufs zu erkennen. Wir sind nämlich zum ewigen Leben, oder zur himmlischen Freude und Ruhe berufen, und dürfen dieses Alles vermöge unseres Berufs hoffen. Diese Hoffnung des Berufs erkennen, ist eine selige Sache; denn man erkennt sie mit einem erquickenden und stärkenden Eindruck, mit einer Gewißheit, die auch im Tode getrost macht, und mit einem Vorschmack der Kräfte der zukünftigen Welt, welcher den Glaubigen zuweilen gegeben wird. Ebenso verhält es sich mit allen andern Artikeln des christlichen Glaubens, wie denn Paulus Eph. 1,19 – 23. mehrere anführt. Wer sie recht erkennt oder versteht, wird dadurch getröstet, gestärkt, bestraft, geheiligt, und zur Gemeinschaft mit Gott dem Vater und Seinem Sohn Jesu Christo geleitet. Dazu hat man aber geöffnete Augen des Verständnisses nöthig, denn durch diese allein kann das göttliche Licht, welches ein Licht des Lebens heißt, folglich kräftig und wirksam ist, in die Seele eindringen. Wir wollen also fleißig, wie David mit allen Heiligen gethan, und Jakobus befohlen hat, um geöffnete Augen und Weisheit bitten. Wir wollen aber auch mit dem Wort Gottes fleißig umgehen, und dasselbe gern hören, lesen und betrachten, weil Gott mit demselben und durch dasselbe die Erleuchtung wirkt und Seinen Geist mittheilt. Uebrigens wollen wir der Wahrheit auch gehorsam sein, weil die Weisheit nicht in eine boshaftige Seele kommt und Gott, wenn Er durch Sein Wort erleuchtet, heilige Leute bilden will. Sein Licht war und ist noch das Leben der Menschen.(Magnus Friedrich Roos)


Gott hat uns das Erbe, welches den Wiedergebornen im Himmel behalten ist, mit vielen Worten und nach mancherlei Weisen in der Bibel beschreiben lassen: es sind aber erleuchtete Augen des Verständnisses nöthig, um den Reichthum dieses herrlichen Erbes zu erkennen. Warum wird es ein Erbe genannt? Ein Erbe bekommt man umsonst. Wer sich noch einbildet, er verdiene etwas, und mache Gott durch seine Werke oder Leiden zu seinem Schuldner, versteht noch gar nicht, was dieses Erbe sei. Ein Erbe bekommt man aber nach dem Kindesrecht. Wie wird man aber ein Kind Gottes? Wie empfindet und bewahrt man die göttliche Kindschaft unter den mancherlei Zufällen des menschlichen Lebens? Dieses erkennet Niemand ohne Erleuchtung und Erfahrung. Gott hat das Erbe für Seine Heiligen bestimmt. Welches sind denn die Heiligen Gottes? Wie unterscheiden sie sich von den übertünchten Todtengräbern, deren jetzt die Welt voll ist? Wer versteht ihre Würde, ihre Niedrigkeit, ihre Empfindungen, ihre eigenen Leiden? Niemand, als wer erleuchtet, und selber ein Heiliger Gottes durch die Gnade ist. Das Erbe, das Gott Seinen Heiligen bereitet hat, ist herrlich, und die Herrlichkeit ist bei demselben nicht sparsam angebracht, so daß nur hie und da ein kleiner Glanz hervorleuchtete: sondern es ist ein Reichthum der Herrlichkeit vorhanden. Man sehe nur das neue Jerusalem an, wie es Off. Joh. 21. und 22. beschrieben ist. Welch’ ein Reichthum der Herrlichkeit ist an demselben wahrzunehmen! Gassen von Gold, Thore von Perlen, Gründe von Edelsteinen, Mauern von Jaspis. Freilich wird jenes Gold nicht wie unser unreines und undurchsichtiges Gold sein, auch werden die Perlen und Edelsteine den irdischen nicht gleich sein. Es wird aber ein Gold von einer himmlischen Feinheit, es werden Perlen und Edelsteine von einer himmlischen Vortrefflichkeit sein. Ueberdieß wird der Thron Gottes, der jenes Alles übertrifft, in dieser Stadt sein. Was aber noch das Allerhöchste ist, so wird der HErr der Allmächtige und das Lamm selber der Tempel in dieser Stadt sein, die Herrlichkeit Gottes wird sie erleuchten, und ihre Leuchte wird das Lamm sein. Seine Knechte werden Ihm dienen, und sehen Sein Angesicht, und Sein Name wird an ihrer Stirne sein, und sie werden als Könige regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit. Ist dieses nicht ein Reichthum der Herrlichkeit? Und zwar der Herrlichkeit des Erbes? Denn wer überwindet, der wird’s Alles ererben. Wer erkennt aber diesen Reichthum? Kein Sterblicher erkennt ihn vollständig. Auch die Heiligen auf Erden denken und reden wie Kinder davon, und haben eine Erkenntniß, die ein Stückwerk heißt und aufhören wird. Doch haben sie eine wahre und kräftige Erkenntniß, zu deren kindischer Schwachheit sich der große Gott durch bildliche Vorstellungen und Gleichnißreden herabgelassen hat. Sie bekommen auch zu dieser Erkenntniß von Ihm erleuchtete Augen des Verständnisses. Ihnen ist also die Beschreibung des ewigen Erbes und Seiner reichen Herrlichkeit so klar und so eindrücklich, daß sie zur Beweisung der Geduld in der Hoffnung dadurch gestärkt werden.(Magnus Friedrich Roos)

1:19 und welche da sei die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke,
Es gibt Leute, welche meinen, man werde so zum Glauben bewogen, wie man bewogen wird eine Reise zu machen, ein Haus zu bauen, oder sonst etwas, das ohnehin in des natürlichen Menschen Vermögen steht, vorzunehmen, da es dann nur auf deutliche Beweggründe ankommt, daß der Entschluß gefaßt werde. Allein mit dem Glauben, den Paulus Eph. 2. eine Gabe Gottes nennt, verhält es sich gar anders. Das Herz, welches voll Feindschaft gegen Gott und voll Furcht ist, soll sich mit Zuversicht zu Gott neigen. Es soll unter der Verleugnung der eigenen Gerechtigkeit und Kraft Christo als dem Erlöser die Ehre geben, daß Er allein der Grund der freimüthigen Ansprache an Gott sei. Es soll sich zu einer ewigen und innigen Vereinigung mit Gott und Christo hinneigen und hergeben. Wer kann dieses Alles wirken? Niemand als Gott, und zwar nach der überschwenglichen Größe Seiner Kraft und nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke, mit welcher Er Jesum von den Todten erwecket hat; denn die Verwandlung eines Unglaubigen in einen Glaubigen ist kein geringeres Werk als die Auferweckung eines Todten. Gott wendet aber Seine große Kraft und mächtige Stärke hiebei o an, daß Er sie mit Seinem Wort verbindet, welches dem Verstand die Wahrheit, die man glauben soll, vorhält, alldieweil sie der Seele von dieser Wahrheit einen Eindruck macht, der in das Innerste der Seele hineindringt. Ungeachtet aber die Kraft Gottes groß und Seine Stärke mächtig ist, so ist sie doch nicht unterdrückend und zwingend. Gott wendet sie so mild und weislich an, daß Niemand glauben muß, wenn er nicht glauben will. Sie ziehet sich auch zurück, wenn der Mensch im Unglauben sich lieber zu der Sünde als zu ihrem Erlöser hinneigen will, und alsdann sagt man, daß der Mensch dem Heiligen Geist widerstrebe. Er setzt diesem allmächtigen Geist freilich keine größere Kraft entgegen: er verursacht aber durch seinen unglückseligen Entschluß, unglaubig und ein Sklave der Sünde zu bleiben, daß der Heilige Geist Seinen Zweck nicht bei ihm erreichen kann, und von ihm abläßt. So kann ein starker Mann einen Knaben bei der Hand nehmen, um ihn irgend wohin zu führen. Weil er ihn aber nicht schleifen, oder tragen, sondern führen will, so läßt er ihn fahren, und ziehet die Hand von ihm ab, wenn er sich aus Halsstarrigkeit nicht führen lassen will. Niemand verzage also, wenn er die Macht seines Unglaubens fühlt. Niemand halte es für unmöglich, daß der glaube in ihm und Andern noch gewirkt werden könne; denn Gott wendet seine große Kraft und mächtige Stärke dazu an. Niemand warte aber auch auf einen unwiderstehlichen Zwang, weil Gott durch’s Wort wirket, und mit der Seele als einem vernünftigen Geist umgeht. Wer den Glauben hat, halte ihn mit einem demüthigen Dank für eine Gabe Gottes, und beweise vornehmlich darin seine Treue, daß er den Unglauben als die Wurzel aller Sünden verabscheue, und den Glauben täglich übe, und durch’s Evangelium stärken lasse; denn wer ihn verloren hat, kann ihn nicht mehr nach seiner Willkühr und aus eigenen Kräften wieder bekommen.(Magnus Friedrich Roos)

1:20 welche er gewirkt hat in Christo, da er ihn von den Toten auferweckt hat und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel
In der Auferstehung Christi wurde nicht weniger als in unserer Erlösung eine göttliche Machtvollkommenheit offenbar. Was sollen wir von denen denken, die da meinen, die Bekehrung sei das Werk des freien Willens eines Menschen und das Verdienst selbstgewirkter Besserung der Gesinnung und des Wandels? Wenn wir einmal die Toten aus eigener Macht sich aus ihrem Grabe erheben sehen, dann mögen wir erwarten, dass gottlose Sünder sich aus freiem Antrieb zu Christo bekehren. Nicht vom gesprochenen Wort der Verkündigung, noch vom gelesenen Inhalt der Heiligen Schrift geht die Neubelebung aus, sondern vom Heiligen Geist. Diese Macht ist unwiderstehlich. Alle Kriegsknechte und Hohepriester konnten den Leib Christi nicht im Grabe zurückhalten, der Tod selbst konnte Jesum nicht in seinen Fesseln gefangen führen; und gerade so können weder die Teufel in der Hölle, noch die Gottlosen auf Erden die Gnadenhand Gottes hindern, wenn sie einen Menschen bekehrt. Wenn der allmächtige Gott spricht: „Du musst“, so kann der Mensch nicht sagen: „Ich will nicht.“ Beachte, dass die Kraft, die Christum von den Toten auferweckte, sich herrlich offenbarte. Sie brachte Gott Ehre, aber Schmach den Heerscharen der Bosheit. So wird Gott auch durch die Bekehrung eines jeden Sünders sehr verherrlicht. Es war eine ewige Kraft. „Wir wissen, dass Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort über Ihn nicht herrschen.“ Und wenn wir auferweckt sind von den Toten, so wenden wir uns nicht wieder zu den toten Werken und alten Sünden, sondern leben Gott. „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ „Gleichwie Christus ist auferwecket von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ Endlich tritt uns in unsrer Schriftstelle der Zusammenhang unsers neuen Lebens mit Jesu entgegen. Dieselbe Kraft, die das Haupt auferweckt hat, wirkt auch das Leben in den Gliedern. Welch ein Segen, dass wir mit und in Christo lebendig gemacht werden! (Charles Haddon Spurgeon)

1:21 über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden, nicht allein auf dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen;
Wer hätte beim Tode Christi Gott zu loben das Herz gehabt, und nach unserer Losung ausrufen mögen: „Lobe den HErrn meine Seele?„ Und doch ist in der Folge nichts so sehr der Gegenstand des Lobes Gottes geworden, als eben dieser Tod, der Opfertod des Lammes Gottes, das der Welt Sünde trug. Denn Er ist nicht unter den Toten geblieben, sondern ist wieder auferweckt worden. Es war, wie wenn Christus vorher, bereits siegesfroh, gesagt hätte: „Machet mit Mir, was ihr wollet, Ich bin doch Sieger.“ Wenn die Jünger völliger geglaubt hätten, würden sie haben ähnlich reden können: „Machet mit Ihm, was ihr wollt, ihr gewinnet's doch nicht über Ihn.“ Aber so weit hatten sie sich noch nicht in den Glauben an Seine alsbaldige Auferstehung erhoben. Doch ist Er auferstanden; und durch den heiligen Geist ist den Jüngern auch das gewiß geworden, daß Er nun der HErr ist, über alles gesetzt, sowohl in dieser, als in der zukünftigen Welt. Solches hatte der HErr schon vor Seiner Auferstehung gesagt, mit den Worten: „Alle Dinge sind mir übergeben von Meinem Vater“ (Matth.11,27); und vor Seiner Himmelfahrt sagte Er noch bestimmter: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Matth.28,18). Von da an glaubten's Seine Jünger; und sie freuten sich dessen unter allen Kämpfen und Anfechtungen.
Uns ist es alles auch gesagt; und da nun die Hoffnung uns offen steht, daß wir einst auch werden auferweckt werden, um zu sein, wo Er ist, und bei Ihm zu bleiben in Seiner Gemeinschaft und Herrlichkeit, wie können wir doch getrosten Mutes sein, und herzlich loben und danken, mit allem, was in uns ist, sei die Angst, die uns noch umgibt, noch so groß! Ist Er doch auch über alle Herrschaften gesetzt, also daß kein Feind uns schaden kann, und nichts uns aus Seiner Hand zu reißen im Stande ist! - Aber wohl denen, die im Glauben ausgekämpft und den rechten Weg gefunden haben! Die sind vieler Angst, Not und Sorge enthoben, davon wir hienieden noch so viel zu tragen haben. Gelobt sei Gott, der uns den Sieg gewiß gemacht hat! (Christoph Blumhardt)

1:22 und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles,
Unter allen Klassen vernünftiger Geschöpfe gibt es Solche, welche die Ersten und Obersten unter Allen von ihrer Klasse, und denselben vorgesetzt sind, und deßwegen Fürsten heißen. Ein solcher Fürst ist der Engel Michael, welcher deßwegen ein Erzengel oder Engelfürst genannt wird; es erhellt aber aus Dan. 10,13., wo Michael der vornehmsten Fürsten Einer genannt wird, daß es mehrere solche Engelfürsten gebe, deren ein jeder seiner Klasse vorgesetzt ist. Daß es auf Erden Fürsten gebe, deren jeder einen Theil des menschlichen Geschlechts regiert, weiß Jedermann. Ist nun der HErr Jesus auch nur Einer von den vornehmen himmlischen oder irdischen Fürsten? Nein. Er ist über alle Fürstenthümer, das ist über alle Klassen vernünftiger Geschöpfe, die von Fürsten regiert werden, gesetzt. Er ist der Fürst der Könige auf Erden, Offenb. 1,2., und das Haupt eines jeden himmlischen oder irdischen Fürstenthums, Kol. 2,10. Alle Fürsten haben auch Gewalt, wiewohl es auch Gewalthaber gibt, die nicht als Fürsten oder Vorsteher andern vernünftigen Geschöpfen vorgesetzt sind, aber doch das Recht haben, etwas zu thun oder zu verwalten. So werden diejenigen, die Seine Gebote halten, Gewalt haben über Holz des Lebens, und das Recht, zu den Thoren des neuen Jerusalems einzugehen, Offenb. Joh. 22,14. Der Engel, der Offenb. Joh. 14,18. erscheint, hat Gewalt über das Feuer. Auch auf der Erde hat ein jeder Mensch, wenn er auch keine Obrigkeit ist, Gewalt über dasjenige, was sein eigen, oder ihm anvertraut ist. ist nun der HErr Jesus auch nur Einer dieser Gewalthaber, deren jeder seinen eingeschränkten Bezirk, und viele andere neben sich hat? Nein, Er ist über alle diese Bezirke der Gewalt gesetzt. Er hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Es gibt auch Dinge, die nach ihrer Natur kräftig, viel vermögend und durchdringend sind, wie dann die Engel, einige Menschen, viele Thiere und Gewächse, die Gestirne, das himmlische und das irdische Feuer, das Wasser über und unter der Feste, und viele andere Dinge große Kräfte haben. Der HErr Jesus ist aber über alle diese kräftigen und wirksamen Dinge gesetzt. Ihm stehen sie zu Gebote. Er kann sie gebrauchen, wann und wie Er will. Es gibt aber auch Personen im Himmel und auf Erden, welche ohne Absicht auf eine fürstliche Herrschaft über Personen, oder auf eine Gewalt über Sachen, oder auf die Stärke ihrer Natur, nur um ihrer Vortrefflichkeit, oder um ihres von Gott beigelegten Adels oder Vorzugs willen Herren, oder Herrschaften, oder vornehme Personen genannt und so geehrt werden. Aber auch über diese ist der HErr Jesus gesetzt, wie Er dann überhaupt über Alles gesetzt ist, das genannt mag werden, nicht allein in dieser, sondern auch in der zukünftigen Welt, und alle Dinge unter seine Füße gethan sind. Dieses Alles soll unser Vertrauen, das wir auf Ihn setzen sollen, stärken, uns willig machen, Ihm von Herzen unterthan zu sein, und uns antreiben, Ihm die höchste Ehre zu geben.(Magnus Friedrich Roos)


Christus wird Kol. 2,10. das Haupt aller Fürstenthume und Obrigkeit genannt, auch wird Eph. 1,10. gesagt, daß alle Dinge, die im Himmel und auf Erden seien, in Christo und durch Christum unter Ein Haupt gefaßt werden sollen. Diese Aussprüche bedeuten eben so viel als dasjenige, was Paulus Eph. 1,20.21.22. schrieb: Gott hat Christum gesetzt zu Seiner Rechten im Himmel über alle Fürstenthum, Gewalt, Macht, Herrschaft und Alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen, und hat alle Dinge unter Seine Füße gethan. Ueber dieses Alles aber reichet dasjenige, was Paulus weiter sagt: Gott hat Christum gesetzt zum Haupt der Gemeinde. Daß hier etwas Ausnehmendes und Besonderes gesagt werde, erhellt daraus, daß die Gemeinde, deren Haupt Christus ist, Sein Leib genannt wird. Sonst wird nichts der Leib Christi genannt, kein Fürstenthum, keine Gewalt und überhaupt nichts von Allem, was in dieser oder in der zukünftigen Welt genannt werden mag, außer der Gemeinde oder Kirche. Von dieser sagt Paulus Eph. 4,16. und Kol. 2,19., daß sie aus Christo als Sein Leib durch Gelenke und Fugen Handreichung empfahe, und daß so ein Glied an dem andern hange, und der ganze Leib zu seiner selbst Besserung wachse zu einem Wachsthum, welches Gottes würdig sei. Christus ist also in einem besondern Verstand das Haupt der Kirche, und die Verbindung zwischen Christo und der Kirche, welche durch diese Redensart angezeigt wird, geht über Alles, was von dem Verhältniß Christi gegen andere Geschöpfe in der heiligen Schrift gesagt wird. Er ist das Haupt: die Kirche ist Sein Leib. Aus Ihm empfängt die Kirche Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, Gerechtigkeit und Stärke, und deßwegen sollen wahre Christen als Glieder, an diesem Leib einander Handreichung thun, oder einander eine geistliche Hülfe leisten, oder Eines des Andern Mangel erstatten, aber auch untereinander Eines sein in der Liebe. Und so wächst der Leib sowohl innerlich als äußerlich zu einer Größe, die Gottes Vorsatz und Ehre gemäß ist.
Ein jeder Christ soll sich an Christum als das Haupt Seines Leibes halten; denn Paulus bestraft etliche Irrgeister, die zu seiner Zeit aufgestanden waren, Kol. 2,18. deßwegen, daß sie die Engel verehren, um von ihnen eine Hülfe zu empfahen, und sich nicht an das Haupt Christum halten. Es gibt viele sichtbare und unsichtbare Geschöpfe in der Welt, welche zum Theil eine große Macht und Herrlichkeit haben: aber über alle dieselben muß unser Glaube aufsteigen. An Christum muß sich ein wahrer Christ unmittelbar halten, weil Er das Haupt Seines Lebens, und ein wahrer Christ ein Glied an diesem Leib ist. Dünkt es Jemand ein Stolz zu sein, wenn man sich geradezu an den eingebornen und hochgelobten Sohn Gottes hält: so bedenke man dagegen, daß Paulus diejenigen, die mit ihrer Verehrung und Zuversicht sich zu den Engeln wandten, einer falschen Demuth beschuldige, Kol. 2,18., und daß der Vater selbst Christum zum Haupt der Kirche gesetzt habe. Wir sind also geradezu an Ihn gewiesen. Was wird hernach die Hochzeit des Lammes, was wird der ewige Ehebund zwischen Christo und der Kirche mit sich bringen? Selig sit, wer an diesem Allem einen Antheil hat.(Magnus Friedrich Roos)


Es sey wie ihm wolle, es sey gesündiget, oder wohl gethan, darum unverzagt und unerschrocken. Den nwie wir auf unsere Wohlthat nicht trotzen, also zagen wir auch nicht in unsern Sünden, wir dancken aber GOtt, daß unser Glaube höher ist, denn Wohlthat und Sünde. Und wenn es der Satan noch höher, und noch ärger versucht, so soll er uns doch nicht ehe müde machen, er greiffe denn ein solches an, damit der Christum von der rechten Hand GOttes niederreisse, weil Christus droben sitzen bleibet, so wollen wir auch bleiben Herrn und Junckern über Sünde, Tod, Teuffel und alle Dinge, da soll nichts für seyn. (Martin Luther)

1:23 welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allem erfüllt.3)
In diesem Kapitel erörtert Paulus nicht nur den Umfang des Gnadenreiches Christi, sondern auch die zukünftige Herrlichkeit der Gemeinde des Herrn, und fordert zum Dank für diese große Wohlthat der Erwählung und Erlösung, wie zur Bitte um Wachsthum an Erkenntniß und Erfahrung auf. Christus ist der Gemeinde Haupt, die Gemeinde ist Christi Leib. Wie das Haupt früher da ist, als der Leib, wie das Haupt den Leib sich anbildet, wie das Haupt des Leibes, den es sich angebildet hat, als seines Werkzeuges sich bedient, und wie zwischen dem Haupte und dem Leibe ein ununterbrochener, allerinnigster Verkehr Statt findet, so gilt dies auch von dem Verhältniß Christi zu seiner Gemeinde. Indem die Gemeinde aber der Leib Christi ist, ist sie eben dadurch die Fülle deß, der Alles in Allem erfüllet, von Gott erfüllt, beseelt und regiert. Doch ist ein Unterschied zwischen der jetzigen und der dereinstigen Gemeinde Christi; jene ist die noch im Werden und Wachsen begriffene Fülle Gottes, diese die vollendete und ausgewachsene Fülle des Herrn. Jene ist aber dennoch der wahre und wirkliche Leib, welchen Christus sich angebildet hat und unzweifelhaft bis zur gänzlichen Vollendung ausbilden wird. Diese wird die überschwängliche Macht Gottes, die sich an Christo wirksam erwiesen, sich auch an sich wirksam erweisen; sie wird verklärt und himmlisch sein wie Christus, sie wird wie Er einen Namen haben über alle Namen und ihr Name wird heißen Immanuel: mit uns ist Gott; das geringste Glied derselben wird herrlicher sein als der herrlichste Engel; der Vater wird ihr das Reich geben und sie wird sitzen auf dem Stuhl des Herrn. Erkenne denn diese zukünftige Herrlichkeit der Kinder Gottes! Trachte nach ihr, bitte um sie, tröste dich mit ihr in der gegenwärtigen Schmach und Bedrängniß der Gemeinde. Du aber, o Herr, bereite uns zu ihr, und laß uns hier mit Christo dulden und dereinst mit Ihm herrschen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/10_eph/eph_kapitel_1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain