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1. Korinther, Kapitel 1

1. Korinther, Kapitel 1

1:1 Paulus, berufen zum Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Sosthenes

1:2 der Gemeinde zu Korinth, den Geheiligten in Christo Jesu, den berufenen Heiligen samt allen denen, die anrufen den Namen unsers HERRN Jesu Christi an allen ihren und unsern Orten:1)

1:3 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem HERRN Jesus Christus!

1:4 Ich danke meinem Gott allezeit eurethalben für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christo Jesu,

1:5 daß ihr seid durch ihn an allen Stücken reich gemacht, an aller Lehre und in aller Erkenntnis;

1:6 wie denn die Predigt von Christus in euch kräftig geworden ist,

1:7 also daß ihr keinen Mangel habt an irgend einer Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unsers HERRN Jesu Christi,

1:8 welcher auch wird euch fest erhalten bis ans Ende, daß ihr unsträflich seid auf den Tag unsers HERRN Jesu Christi.

1:9 Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesu Christi, unsers HERRN.2)
Wie oft hieß es in meinem und deinem Leben: du warst nicht treu. Wieviel Unterlassung und Versäumnis! Wie wenig entsprach unser Werden und Wachsen der auf uns gewandten Mühe und der gewinnenden Barmherzigkeit Gottes. Denken wir nur den heute durchlebten Tag daraufhin noch einmal durch. Hätten wir da nicht anders reden oder dort nicht liebreicher oder tapferer oder demütiger sein sollen? Je heißer wir uns sehnen, von der eigenen Unvollkommenheit und Untreue loszukommen, desto stärkeren Widerhall müßte es in unserer Seele wachrufen: Dein Gott ist treu! Dieser Ton ist nicht hart, nein, seine Treue wird hier gedacht im Zuge der Barmherzigkeit, daß er uns beruft zur Gemeinschaft Jesu Christi! Wie viel Vergebung, wie viel Freundlichkeit, wie viel Trost und Kraft liegt in dieser Gemeinschaft, und wie mutet uns die Vorstellung an, daß Gott gerade in solchem Liebeswerk nicht ablassen will noch kann, weil er treu ist. Wer das wirklich glaubt, der spürt doch, wie die erregten Wellen der Vorwürfe, Anklagen Stimmungen und Verstimmungen sich legen müssen; denn die Wirkung solcher Gottestreue auf uns heißt Friede.
Herr, unser Gott! Wir bedürfen als letzten Ton, als Schlußakkord, am Ende jedes Tages deines Friedens. Bestätige uns den Bund der Vergebung. Laß die Gemeinschaft mit Jesu lebendig hervortreten und gib uns deinen Frieden. Amen. (Samuel Keller)

1:10 Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unsers HERRN Jesu Christi, daß ihr allzumal einerlei Rede führt und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest aneinander in einem Sinne und in einerlei Meinung.3)

1:11 Denn es ist vor mich gekommen, liebe Brüder, durch die aus Chloes Gesinde von euch, daß Zank unter euch sei.

1:12 Ich sage aber davon, daß unter euch einer spricht: Ich bin paulisch, der andere: Ich bin apollisch, der dritte: Ich bin kephisch, der vierte; Ich bin christisch.

1:13 Wie? Ist Christus nun zertrennt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf des Paulus Namen getauft?

1:14 Ich danke Gott, daß ich niemand unter euch getauft habe außer Krispus und Gajus,

1:15 daß nicht jemand sagen möge, ich hätte auf meinen Namen getauft.

1:16 Ich habe aber auch getauft des Stephanas Hausgesinde; weiter weiß ich nicht, ob ich etliche andere getauft habe.

1:17 Denn Christus hat mich nicht gesandt, zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen, nicht mit klugen Worten, auf daß nicht das Kreuz Christi zunichte werde.

1:18 Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden ist's eine Gotteskraft.
Wie könnte ich es seltsam heißen, dass Paulus von Menschen spricht, denen das Leben durch das göttliche Urteil genommen wird? Wenn er die Menschen einteilt in solche, die sterben, und in solche, die gerettet werden, so ist daran nicht die erste, sondern nur die zweite Aussage wunderbar. Dass wir weggerafft werden und der Blume des Grases gleichen, die abfällt, ohne dass ihre Stätte kenntlich bleibt, das ist die einleuchtende Ordnung Gottes, gegen die es keine Einrede gibt. Aber geheimnisvoll, überraschend und unser Erstaunen erweckend ist die andere Tatsache, dass es in dieser sterbenden Schar solche gibt, die aus dem Tod heraus ins Leben gelangt sind durch Gottes rettende Tat. Wie unterscheiden sich die beiden Klassen von Menschen? Du siehst, sagt mir Paulus, wohin du gehörst, an der Weise, wie du dich zum Kreuz Jesu stellst; sagst du, es sei eine Torheit, so gehörst du zu den Sterbenden. Das Urteil, der Gang Jesu an das Kreuz sei eine Torheit gewesen und die Verkündigung desselben, die aus ihm die herrliche Gnade Gottes macht, sei närrisch, entsteht nicht durch eine Erkrankung unseres Gehirns oder durch eine seltsame Verengung unseres seelischen Vermögens; wir kommen vielmehr alle zu diesem Urteil, wenn wir nur das haben, was die Natur uns gibt. Dem natürlichen Begehren gefällt der, der sich selbst erhöht, nicht der, der sich erniedrigt, der, der für sich sorgt und sich Macht erwirbt, nicht der, der für andere stirbt, und wenn wir fromm sind, wird der Anstoß am Kreuz Christi noch besonders hart.
Werden wir vor sein Kreuz mit der Mahnung: sieh hier, was Gott will und dir gibt, so wenden wir uns ab, weil wir eine Gnade begehren, die uns in die Höhe hebt und uns unangreifbar und selig macht. Es gibt aber unter den Menschen nicht nur Sterbende, sondern auch solche, die gerettet werden, und ihr Merkmal ist, dass ihnen das Wort vom Kreuz Gottes Kraft offenbart. Sie reden nicht von einem tragischen Schicksal, das Jesus erlitten habe, durch das die göttliche Verheißung verkürzt worden und Gott vor der Sünde der Menschen zurückgewichen sei. Die Kraft Gottes war am Werk in dem, was auf Golgatha geschah, und die Kraft Gottes ist in dem Wort verborgen, das mir vom Sterben Jesu erzählt, die Kraft, die vergibt, und Vergebung ist Stärke, weil sie die Sünde ans Licht stellt und überwindet, Kraft, die Versöhnung schafft und Gemeinschaft stiftet, die Kraft der Liebe, die stärker ist als Schuld und Tod. Und nun senkt sich die kraft, die am Kreuz Jesu ihr Werk vollbracht hat, in unsere Seele hinein und macht das Gewissen still, wenn es verklagt, und die Sünde tot, wenn sie uns lockt, und den Glauben wach, der sich Gott ergibt, und die Liebe lebendig, die dem Vater an den Brüdern dient. Weil solche Gotteskraft aus dem Kreuz Jesu strömt, gibt es unter uns Gerettete.
Wenn ich den Blick zu Deinem Kreuz erhebe, Herr Jesus Christ, dann sterben die dunklen Gedanken, die das schwach und töricht nennen, was Gottes Kraft und Weisheit schuf. An Dir, dem Gekreuzigten, erkenne ich, dass Gott Licht ist und ist nicht Finsternis in ihm und dass er Liebe ist in rettender Gerechtigkeit. Wird mein Blick trübe, dann schenke mir aufs neue den Anblick Deiner Gnade. Amen. (Adolf Schlatter)

1:19 Denn es steht geschrieben: „Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.“
Dieser Vers ist eine Drohung, soweit er die Weltlich-Weisen betrifft, aber für den einfach Gläubigen ist er eine Verheißung. Die, welche sich Gelehrte nennen, versuchen beständig, den Glauben des demütig Gläubigen zunichte zu machen, aber ihre Versuche schlagen fehl. Ihre Beweisegründe halten nicht Stich, ihre Theorien sinken unter ihrem eignen Gewicht, ihre tiefangelegten Pläne kommen zutage, ehe ihr Zweck erfüllt ist. Das alte Evangelium ist noch nicht ausgestorben und wird nicht aussterben, so lange der Herr lebet. Wenn es ausgerottet werden könnte, so wäre es schon längst von der Erde verschwunden.
Wir können die Weisheit der Weisen nicht zunichte machen und brauchen es auch nicht zu versuchen, denn diese Arbeit ist in viel besseren Händen. Der Herr selbst spricht: „Ich will,“ und Er beschließt nie vergeblich. Zweimal erklärt Er in diesem Verse seinen Vorsatz, und wir können versichert sein, daß Er ihn nicht aufgeben wird.
Wie gründlich verfährt der Herr mit der Philosophie und dem „Neuen Denken“, wenn Er seine Hand daran legt! Er vernichtet es, so schön sein Aussehen auch ist. Er zerstört gänzlich das Holz, das Heu und die Stoppeln. Es stehet geschrieben, daß es so sein wird, und so wird es sein. Herr, thue es bald. Amen und Amen. (Charles Haddon Spurgeon)

1:20 Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?

1:21 Denn dieweil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben.
Paulus spottet hier der Welt auf eine heilige Weise, und sagt, sie sei eine weise Welt, habe aber in ihrer Weisheit Gott in Seiner Weisheit nicht erkannt, da doch die Erkenntniß Gottes die einzige wahre Wahrheit sei. Deßwegen habe es aber Gott gefallen, durch eine thörichte Predigt selig zu machen, die daran glauben. Die thörichte Predigt ist das Evangelium von Christo, dem Gekreuzigten, welches der Welt, die sich weise zu sein dünkt, und darüber verdammt wird, thöricht zu sein scheint, wie es Paulus V. 18. selber erklärt, da er sagt: das Wort vom Kreuz ist eine Thorheit denen, die verloren werden. Daß aber die Weisheit der Welt, in so fern sie am Glauben hindert, nicht nur dem Scheine nach, sondern wahrhaftig eine Thorheit sei, bezeugt Paulus dadurch, daß er V. 19.20. sagt: es steht geschrieben: Ich will zu nichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen. Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Thorheit gemacht? Ein Jeder prüfe sich also, was seine Weisheit oder seine Art zu denken, die ihm richtig zu sein dünkt, sei. In Künsten und Wissenschaften, die zum irdischen Leben gehören, können es die Menschen auch ohne den Glauben an Christum und ohne Seinen Geist weit bringen; auch macht sie das in’s Herz geschriebene Gesetzeswerk tüchtig, von demjenigen, was recht oder unrecht ist, in gewissem Maße richtig zu urtheilen. Bis hieher haben es auch die Heiden gebracht; es ist aber eine Schande für die Christen, wenn sie es nicht weiter bringen. Diese sollen die Frage entscheiden können, worüber die Heiden vergeblich nachgedacht haben: wie soll ein Sünder Gnade bei Gott finden? wie soll er selig werden? Wenn nun hier der Christ sich selber einen weisen Plan macht, so ist er ein weiser Thor, und geht, wenn er sich nicht davon abbringen läßt, verloren. Hier soll Niemand ein Erfinder oder Richter sein wollen. Hier ist nichts nöthig, als Hören, Lernen, Glauben. Gott selbst hat diese Frage entschieden. Er hat ein Evangelium geoffenbart, nach welchem der gekreuzigte Christus unsere Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung sein soll. Dünkt dich diese Predigt thöricht zu sein, so bist du zu bejammern. Gott wird um deinetwillen Sein Evangelium nicht anders einrichten, und keinen andern Weg zum ewigen Leben öffnen. Glauben, was Gott durch Seinen Geist geoffenbart hat, 1 Kor. 2,10., ist die größte Weisheit, und der Preis, der darauf gesetzt ist, ist kein geringerer als die ewige Seligkeit. Aber die Menschen wollen lieber Erfinder und Meister als Schüler Gottes sein. Sie bauen gern Festungen mit ihrem Verstand, worin sie meinen sicher zu sein, und machen Vernunftschlüsse, und fahren hoch her, und wollen mit ihrer Vernunft frei sein; ein Prediger des Evangeliums aber, dem Gott eine Thüre aufthut, zerstört diese Festungen und diese Vernunftschlüsse und alle Höhen, und nimmt alle Vernunft unter den Gehorsam Christi gefangen, 2 Kor. 10,5. Selig ist, dem es so geht; unselig aber, der seine Festung, seine Vernunftschlüsse und seine Höhe bis an’s Ende behauptet, und lieber das Evangelium verkehrt, und mit einer falsch berühmten Kunst zu einer Weltweisheit macht, als daß er von seiner eigenen thörichten Weisheit etwas abgäbe. HErr, erleuchte mich, daß ich weise werde zur Seligkeit. (Magnus Friedrich Roos)

1:22 Sintemal die Juden Zeichen fordern und die Griechen nach Weisheit fragen,

1:23 wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;

1:24 denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christum, göttliche Kraft und göttliche Weisheit.

1:25 Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind; und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.

1:26 Sehet an, liebe Brüder, eure Berufung: nicht viel Weise nach dem Fleisch, nicht viel Gewaltige, nicht viel Edle sind berufen.

1:27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er die Weisen zu Schanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, daß er zu Schanden mache, was stark ist;

1:28 und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das da nichts ist, daß er zunichte mache, was etwas ist,
Wandelt bei Mondlicht durch die Straßen einer großen Stadt, wenn ihr‘s euch getraut, so könnt ihr Sünder sehen. Wachet, wenn die Nacht finster ist, und der Wind heult, und die Grille zirpt, und der Wurm nagt in der Tür, so werdet ihr Sünder sehen. Gehet in jenes Gefängnis und besucht seine Zellen und Arbeitssäle, und achtet auf die Menschen mit finstern, überhängenden Augenbrauen, Menschen, denen ihr nicht gern nachts oder an einsamen Orten begegnen möchtet; - dann habt ihr Sünder vor euch. Gehet hin in die Besserungs- und Zwangsarbeitsanstalten, und betrachtet die jugendlichen verderbten Verbrecher, in deren Gemüt das wuchernde Böse einen fruchtbaren Boden gefunden hat, so seht ihr Sünder. Fahret hin übers Meer zu den Inseln, wo ein Mensch einen Knochen abnagt, der noch nach Menschenfleisch riecht, so habt ihr einen Sünder vor euch. Gehet hin, wo ihr nur wollt, so braucht ihr nicht lange zu suchen, um Sünder zu finden, denn sie sind eine allgemein anzutreffende Rasse; ihr könnt sie an jeder Ecke und auf allen Straßen aller Städte treffen, in Flecken, Dörfern und Weilern. Und für solche Leute ist der Herr Jesus gestorben. Wenn ihr mir den allerruchlosesten aller Menschen auf dem Erdboden auslest, wenn er nur von einem Weibe geboren ist, so will ich die Hoffnung über ihn nicht aufgeben, weil Christus Jesus gekommen ist, Sünder zu suchen und selig zu machen. Die erwählende Liebe hat sich etliche der Allerverdorbensten auserlesen, um sie zu den Allerbesten zu machen. Kiesel aus dem Bache verwandelt die Gnade in Edelsteine für ihre Königskrone. Wertlose Schlacken verändert sie ins reinste Gold. Die versöhnende Liebe hat sich manchen der allerverdorbensten Menschen zum Lohn für die Leiden des Heilandes ersehen. Die seligmachende Gnade beruft viele der Gottlosesten aus den Gottlosen, dass sie mit am Gnadentische sitzen sollen, und darum darf keiner verzweifeln. Lieber Leser, bei der Liebe, die aus Jesu tränenvollen Augen blickt, bei der Liebe, die aus seinen blutenden Wunden strömt, bei dieser treuen Liebe, bei dieser starken Liebe, bei dieser reinen, uneigennützigen, dauernden Liebe; bei dem Herzen und bei dem Mitleid des Heilandes beschwöre ich dich, wende dich nun nicht ab, wie wenn es dich nichts anginge; sondern glaube an Ihn, so wirst du selig. Vertraue deine Seele Ihm an, so wird Er dich zur Rechten seines Vaters bringen, zur ewigen seligen Herrlichkeit. (Charles Haddon Spurgeon)

1:29 auf daß sich vor ihm kein Fleisch rühme.
Im 1. Korintherbrief Kapitel 1 führt der Apostel Paulus die fünf Dinge auf, die Gott gebraucht: das Törichte vor der Welt, das Schwache vor der Welt, das Unedle vor der Welt, das Verachtete, und das da Nichts ist. Und warum? „Damit sich kein Fleisch vor Ihm rühme.“
Als Gott 3 Millionen Menschen aus Ägypten ausführen und von der Sklaverei befreien wollte, - wie fing Er es an? Befreite Er sie nicht auf eine ganz andere Weise, als wir es getan hätten? Wir hätten eine mächtige Armee nach Ägypten hinabgesandt, ein Heer mit Wagen und Waffen, oder, wenn wir einen Mann hinabgeschickt hätten, um Fürsprache bei dem Pharao für das Volk einzulegen, dann würden wir doch gewiss nicht einen Mann gewählt haben, der wegen Totschlags aus dem Land entflohen, vierzig Jahre lang in einer abgelegenen Wüste verweilt hatte, einen Mann, der in Wahrheit ganz unbekannt war. Moses war so lange von Ägypten weg gewesen, dass sein Name vergessen worden war, und er bei Hofe gar nichts mehr galt, wenn er je etwas gegolten hatte; und er sagt selbst, dass er eine schwere Zunge hätte, dass er nicht beredt sei. Ich denke, er war, was wir hier zu Lande einen Stotterer nennen - gewiss der allerletzte Mann, den wir an einen Königshof gesandt hätten. Wir hätten einen großen Redner, einen zungenfertigen Mann gewählt, um alles dem Pharao gehörig vorzulegen; doch des HErrn Wege sind nicht unsere Wege.
Nun seht Gottes unausgefüllten Gutschein. Als Mose zu Gott sprach: „Siehe, wenn ich zu den Kindern Israels komme und spreche zu ihnen: 'Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt,' und sie mir sagen werden: 'Wie heißt sein Name?' - was soll ich ihnen sagen?“ da antwortete Gott: „Ich werde sein, der ich sein werde. Sage: der 'Ich werde sein' - hat mich zu euch gesandt“. - Das war, wie ein erleuchteter Christ gesagt hat, ein unausgefüllter Gutschein, und Gott sagte ihm, er solle es ausfüllen. Als sie z.B. in der Wüste waren und es an Wasser gebracht, da füllte Mose das Formular aus, und zog Wasser aus dem Felsen; als es dann an Brot gebrach, füllte er wiederum das Formular aus, und Gott gab ihm Brot vom Himmel. Ja, der 'Ich werde sein' sendete ihn, und Gott erlöste drei Millionen Menschen aus Ägyptens elendem Diensthause. Pharao blickte ihn höhnisch und verächtlich an: „Wer ist der HErr,“ fragte er, „dessen Stimme ich hören müsse?“ Doch er entdeckte bald, wer Moses' Gott war.
Darum müssen wir vor allen Dingen mit dem Geist Gottes erfüllt werden, und dann wird die Welt bald entdecken, wer unser Gott ist. Es hat sehr wenig zu sagen, wer wir sind oder was wir sind; wir dürfen nur Gefäße sein, die zum Dienste des Meisters bräuchlich sind, und die der allmächtige Gott hinstellen kann, wo Er will. (Dwight Lyman Moody)

1:30 Von ihm kommt auch ihr her in Christo Jesu, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung,4)
Wir nehmen unter den Christen eine gesetzliche, drückende und eine natürliche, reale, selige Heiligung wahr. Die gesetzliche ist selbstgemacht, krampfhaft errungen, die selige aber eine beständig aus Jesus quellende Heiligung. Er ist's, der Sein Volk von den Sünden seligmacht. Die selbsterworbene Heiligung stürzt unversehens wie ein Kartenhaus zusammen. Und dann ist der Geist namenlos unglücklich. Verzagtheit kommt über einen solchen Menschen. Die Heiligung aber, die aus unserer Verbindung mit dem Herrn fließt, ist uns keine Qual und kann unmöglich wie ein Nebel entweichen. Ist unser Leben mit Christo in Gott verborgen, sind wir wahre Glieder an Ihm, dem heiligen Haupte, so teilt Er uns fort und fort Sein Leben und Wesen mit. Dann ist Sein Lebensgeist in uns; darum wird nun die Frucht, die wir bringen, als aus Ihm erkannt. Aus dem Herrn und für den Herrn leben die Seelen, die im Glauben Ihm verbunden sind. Kinder Gottes bitten darum, dass Christus in ihnen verherrlicht wird, dass der im Himmel Thronende in ihnen wohnen und wirken kann. Dann können sie auch als solche, in denen Er ist, aus Ihm heraus die Welt überwinden, aus Ihm heraus den Nächsten lieben, aus Ihm heraus, in Seiner Kraft und in Seiner Gegenwart sich bewegend, demütig und sanftmütig, gütig und selbstlos sein. Aus Ihm, der in uns ist, haben wir Frieden, Freude, Ruhe, Trost, Kraft, Hoffnung. Diese wahre und selige Heiligung ist ein Bleiben im Herrn, und ihre Frucht ist Hineingestaltung in das Bild Gottes. (Markus Hauser)


Paulus schrieb 1 Kor. 1,27.: was thöricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählet, daß Er die Weisen zu Schanden mache, und dieser sein Ausspruch kommt mit der Rede Christi überein: Ich preise Dich Vater und HErr Himmels und der Erden, daß Du (das Evangelium) den Weisen und Klugen verborgen hast, und hast es den Unmündigen geoffenbart. Matth. 11,25. Es gibt also Weise unter den Menschen, welche Gott nicht erwählen, oder welchen Er Sein Evangelium nicht offenbaren kann, und man darf hiebei nicht nur an staatskluge oder hochgelehrte Leute gedenken, wiewohl auch solche von dieser Art sein können: denn es gibt unter dem geringen Volk viele, welche sich in falschen Vorstellungen und Meinungen oder auch in lügenhaften Ränken und Behelfen so fest setzen, daß das Evangelium, welches nichts als Wahrheit enthält, bei ihnen keinen Raum oder Kredit findet. Gottes Gedanken, die er im Evangelio geoffenbaret hat, sind nicht ihre Gedanken: weil sie nun in ihre eigenen Gedanken verliebt sind, und sie nicht aufopfern wollen, so sind sie zum Glauben untüchtig. Besser ist’s, thöricht vor der Welt zu heißen. Niemand schäme sich dieses Namens, da Paulus 1 Kor. 1. sogar von einer göttlichen Thorheit und von einer thörichten Predigt geredet hat, weil nämlich Gott selber und Sein Evangelium der Welt, die sich in ihrer Weisheit gefällt, thöricht zu sein scheint. Es ist also auch derjenige Mensch thöricht vor der Welt, der geradezu glaubt, was man ihm als Gottes Wort sagt, und sich nach dem Maß seiner Einsicht und Kraft im Thun und Reden darnach richtet. Einen solchen Menschen hält die Welt für einfältig: sie sagt von ihm, er sei zu ehrlich für den gegenwärtigen Zeitlauf; sie weissagt ihm, er werde sein Glück nicht machen; sie hält ihn für einen Thoren, dem es an der rechten Lebensart fehle, und der zu Welthändeln, die man ohne Lügen und Betrug nicht durchsetzen kann, nicht zu gebrauchen ist. Allein solche Leute sind es, die Gott erwählt, und denen Er das Evangelium von Seinem Sohn nach und nach offenbaret.
Christus Jesus ist nämlich den Menschen zur Weisheit gemacht. Wer weise sein will, muß Ihn erkennen, und diese Erkenntniß schafft der Geist der Wahrheit, welcher von Christo Jesu und um Seinetwillen zu den Menschen gesendet wird, um sie zu erleuchten, und Christum Jesum in ihnen zu verklären. Niemand denke, daß diese Erkenntniß Christi Jesu etwas Enges und Eingeschränktes sei, und daß die Menschen dadurch nur zur Andacht bei den Religionsübungen tüchtig gemacht werden, zu allen andern Dingen aber ungeschickt bleiben. Die Erkenntniß Jesu breitet ihr Licht auch auf den Weg aus, auf dem man in der Welt wandeln muß. Wer nämlich Jesum kennet, erkennt auch Seinen Sinn, und hat Sein Vorbild und Seine Fußstapfen vor Augen, wie sie nicht nur in Seiner historischen Lebensbeschreibung, sondern auch in Seinen Lehren und Geboten ausgedrückt sind; und dieses ist fürwahr die rechte Weisheit, wenn man gesinnt ist, wie Er war, wandelt, wie Er gewandelt hat, und Seinen Fußstapfen der Geduld, Demuth, Liebe, Sanftmuth, Keuschheit, Gerechtigkeit u.s.w. nachfolgt. Freilich haben die Menschen viele Wissenschaften und Künste erfunden, allein in diesen Wissenschaften und Künsten ist die Weisheit nicht selber enthalten, sondern sie dienen nur zur Anwendung der Weisheit auf die Bedürfnisse des menschlichen Lebens. Himmlischer Vater! mache uns weise durch die Erkenntniß Deines Sohnes Christi Jesu. (Magnus Friedrich Roos)


Des Menschen Geist sucht Ruhe und sucht sie von Natur außerhalb des Herrn Jesu Christi. Menschen von Bildung sind, auch wenn sie bekehrt sind, stets geneigt, auf die Einfalt des Kreuzes Christi mit einem zu wenig achtungs- und liebevollen Blick hinabzuschauen. Sie lassen sich in das alte Netz locken, in welchem die Griechen gefangen wurden, und haben eine Neigung, ihre Philosophie mit der Offenbarung zu verflechten. An einen Menschen von scharfem Verstande und guter Erziehung tritt die Versuchung heran, von der einfachen Wahrheit des gekreuzigten Christus abzugehen, und eine geistiger gefasste Lehre aufzustellen, wie man sich auszudrücken pflegt. Dies führte die ersten christlichen Gemeinden zum Gnostizismus und bezauberte sie mit allerlei ketzerischen Lehren. Dies ist die Wurzel der Gottesverleugnung und andrer Aster-Weisheit, die in vergangenen Tagen in Deutschland wucherten, und noch jetzt auf gewisse Richtungen unter den Gottesgelehrten großen Zauber ausüben. Wer du auch bist, lieber Freund, und welche Erziehung du genossen hast; wenn du des Herrn bist, so sei versichert, dass du in einer philosophierenden Religion keine Ruhe findest.
Du kannst dir hier die Lehre irgendeines großen Denkers, dort den Traum eines tiefen Forschers aneignen; aber was die Spreu am Weizen ist, ist dies alles an der reinen Wahrheit des göttlichen Wortes. Alles, was auch die bestgeleitete Vernunft zu erforschen vermag, ist nur das ABC der Wahrheit, und auch da noch fehlt es an Gewissheit, weil in Christo Jesu alle Fülle der Weisheit und der Erkenntnis vereinigt ist. Alle Versuche, sich mit einer Vereinigung aller christlichen Bekenntnisse zu befreunden, sind gescheitert; die wahrhaften Erben des Himmelreichs kommen stets auf die großartig einfache Tatsache zurück, die des Ärmsten Auge mit freudigem Glänzen erfüllt und des Elendesten Herz mit Wonne erquickt: „Christus Jesus ist in die Welt gekommen, die Sünder selig zu machen.“ Jesus gewährt dem höchstgebildetsten Weisen volle Befriedigung, wenn Er gläubig ins Herz aufgenommen wird, aber außer Ihm findet das Gemüt des Wiedergebornen keine Ruhe. „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang; das ist eine feine Klugheit; wer danach tut, des Lob bleibet ewiglich.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Gleichwie sich die Weisheit und die Heiligung, zu welcher uns Christus von Gott gemacht ist, auf unsere Natur bezieht, in welcher eine große Veränderung vorgehen soll, nach welcher wir aus Thoren Weise, und aus unreinen Menschen reine und heilige werden sollen, und gleichwie sich die Erlösung, zu welcher uns Christus Jesus ebenfalls gemacht ist, auf unsere Feinde und auf alles Uebel, das uns drückt und plagt, bezieht: also hat die Gerechtigkeit ihren Bezug auf das Verhältniß, in welchem wir mit Gott als unserm Richter stehen. Als ein Richter kann Gott Sünde zurechnen oder nicht zurechnen; Er kann Gnade oder Zorn erzeigen; Er kann ein Urtheil zum Leben oder zum Tod sprechen; Er kann segnen oder verfluchen. Und welcher Mensch darf sich erkühnen zu sagen, daß Gott keine Sünden bei ihm finde, die Er ihm zurechnen, oder wegen welcher Er über ihn zürnen, ihn zum Tod verdammen und ihn verfluchen könnte? Es ist also etwas sehr Wichtiges um die Gerechtigkeit, mit welcher man in Gottes Gericht so bestehen kann, daß Gott keine Sünde zurechnet, Gnade erzeigt, über den Menschen den Ausspruch thut: du sollst leben, und ihn unter Seine Gesegneten rechnet. Diese Gerechtigkeit aber entsteht nicht aus den Werken des Menschen, wie die heilige Schrift an vielen Orten bezeugt, sondern aus dem Glauben an Christum Jesum, welcher uns von Gott zur Gerechtigkeit gemacht ist. Der himmlische Vater hat nämlich Seinen Sohn auch deßwegen in die Welt gesandt und in den Tod hingegeben, damit wir durch Ihn gerecht werden könnten. Zu diesem Ende wurden dem Sohn Gottes alle unsere Sünden zugerechnet, oder es wurden, wie Jesaias sagt, alle unsere Sünden auf Ihn geworfen; da Er aber alsdann dem Vater an unserer Statt und als unser Sachwalter den reinsten und tiefsten Gehorsam leistete, und überdieß um unserer Missethat willen verwundet, und um unserer Sünden willen zerschlagen, ja, wie Paulus sagt, ein Fluch für uns wurde: so werden uns Sein Gehorsam als für uns geleistet, und Sein Leben als für uns übernommen, zugerechnet, wenn wir an Ihn glauben, und dadurch werden unsere Sünden bedeckt, unsere Schulden für bezahlt geachtet, und das Wohlgefallen Gottes wird auf uns geleitet. Der HErr Jesus ist nicht nur für Seine Person, sondern auch als der Mittler zwischen Gott und den Menschen gerecht: diese Seine Gerechtigkeit aber wird unser durch den Glauben an Ihn. Es setzt aber dieser Glaube voraus, daß der Mensch seine ungeheure Sündenschuld erkenne und eingestehe, und sich nicht mehr einbilde, dieselbe mit eigenen Werken oder Leiden selber bezahlen zu können. Wenn aber der Mensch zu dieser Ueberzeugung in der Buße gekommen ist, so ergreift der Glaube Christum, beruft sich auf dessen Gerechtigkeit, und bittet um derselben willen um Gnade: ja er ergibt sich an den HErrn Jesum, um in Ihm zu sein, und in Gottes Gericht nur als ein Erlöster durch Christum, nur als ein Schuldner, für den Christus bezahlt hat, und nur als ein Glied und Rebe an Ihm angesehen zu werden. Auf diese Weise wird Christus des Menschen Gerechtigkeit, gleichwie Er ihm von Gott dazu gemacht ist; Gottes Rathschluß und des Menschen Glaube begegnen einander: wie sollte also der glaube können zu Schanden werden? So oft also eine eigenliebige Betrachtung eigener Tugenden und Werke in uns entsteht, so mache sie der Heilige Geist durch Seine scharfe Zucht zu nichte: damit Jesus in uns als unsere Gerechtigkeit recht verklärt werde, und der Ruhm Ihm allein bleibe.(Magnus Friedrich Roos)


Durch den Sündenfall Adams ist das ganze menschliche Geschlecht unrein und verwerflich worden, und wer alle Namen überdenkt, welche Gott in Seinem Wort den Sündern beilegt, da Er sie Uebertreter, Abtrünnige, Ungerechte, Thoren u.s.w. nennt, ja wer ihre Beschreibung betrachtet, die Röm. 3,10-18. enthalten ist, kann erkennen, daß Niemand Ursache habe, sich seines menschlichen Namens außer Christo Jesu zu rühmen und zu freuen. Wie werden aber die Menschen wieder ehrlich vor Gott? Wie bekommen sie wieder einen guten Namen? Wie werden sie tauglich, vor dem heiligen Gott zu stehen, und in Seinem Haus oder in Seiner Stadt zu wohnen? Dieses Alles können sie nur durch Christum Jesum erlangen, wenn sie durch Ihn Weisheit und Gerechtigkeit, aber auch die Heiligung erlangen. Ohne Heiligung wird Niemand den HErrn sehen. Der Name heilig gereicht dem Menschen zur höchsten Ehre; denn Gott selbst kann nicht höher gepriesen werden, als daß man sagt: Er ist heilig. Seine Engel heißen heilige Engel. Heiligkeit ist die Zierde Seines Hauses ewiglich. Wer sollte also nicht begierig sein, heilig zu werden? Paulus hatte 1 Kor. 1,28. gesagt: Gott habe aus dem menschlichen Geschlecht, das an sich selbst schon in der Schande der Unreinigkeit steckt, das Unedle vor der Welt und das Verachtete erwählet, und das da Nichts ist, auf daß Er zu Schanden mache, was Etwas ist. Nun kommt es freilich im Reich Gottes nicht auf das Urtheil der Welt an. Was vor der Welt unedel ist, ist’s nicht auch vor Gott, und was von der Welt verachtet wird, wird von Gott nicht auch verachtet: doch soll die Welt wissen, daß Gott durch Seine Erwählung das Unedle wirklich adle, und das Verachtete wirklich ehre, und dasjenige, was Nichts ist, und gleichsam weggeschätzt wird, zu Etwas, ja zu etwas Großem macht. Dieses geschieht aber durch die Heiligung. Wie erlangt man aber diese Heiligung? Paulus sagt, Gott habe Christum Jesum uns zur Heiligung gemacht. Wir werden nämlich, wenn wir uns zu Ihm bekehren, in die Gemeinschaft Seines Todes hineingezogen, wodurch wir der Sünde absterben, und in die Gemeinschaft Seiner Auferstehung, wodurch wir ein neues geistliches und ewiges Leben empfangen, wie Paulus Röm. 6. und Eph. 2. ausführlich lehrt, und dieses Alles geschieht durch den Heiligen Geist, den wir von Ihm und um Seinetwillen empfangen; denn wenn Er nicht zu dem Vater gegangen wäre, so käme dieser Tröster nicht zu uns: da Er aber hingegangen ist, so hat Er den Vater gebeten, daß Er Ihn zu uns sende, und Er sendet Ihn auch selbst zu uns. Joh. 14,16. 15,26. 16,7. Weil Er auch gebeten hat, daß diejenigen, die Ihm der Vater gegeben hat, dereinst bei Ihm sein, und Seine Herrlichkeit sehen möchten (Joh. 17,24.), ja weil die Auferstehung der Gerechten eine Folge und Frucht Seiner Auferstehung ist, so ist klar, daß wir auch die Vollendung der Heiligung dem HErrn Jesu zu danken haben.
Lasset uns den HErrn Jesum zu allem demjenigen annehmen, wozu Er uns von Gott dem Vater gemacht ist. Es gibt Leute, welche nur die Erlösung von allem Uebel von Ihm begehren. Der Rath Gottes, nach welchem Christus Jesus in die Welt gesandt worden ist, läßt sich aber nicht zerstückeln, und wer Christum Jesum gewinnen und Seiner froh werden will, muß Ihn ganz annehmen. Die Heiligung, wozu Er uns gemacht ist, ist vorzüglich der Prüfstein unserer Redlichkeit.(Magnus Friedrich Roos)


Bei allen Religionen gibt es gewisse wahre oder falsche Heiligthümer, und es wird überall eine gewisse Heiligkeit erfordert, um der Gottheit, die man verehrt, zu gefallen. Die griechischen Heiden, unter welche die Korinther gerechnet wurden, hatten insonderheit eine feine Sittenlehre unter sich, welche hernach zu den Römern, und von diesen zu allen Völkern in Europa überging, und von diesen, seitdem sie etwas Besseres, nämlich das Evangelium von Christo haben, nur allzuhoch geschätzt wird. Paulus schrieb an die Korinther: Christus ist uns von Gott zur Heiligung gemacht. Es sei ferne von uns, diese Worte nur auf die Lehre Jesu zu deuten, welche freilich die wahre Heiligkeit beschreibt und gebietet: allein wer hat jemals von einem Sittenlehrer, dergleichen Salomo und alle Propheten und Apostel waren, gesagt, daß er seinen Schülern von Gott zur Heiligung gemacht sei. Jesus Christus muß auch in Ansehung der Heiligung mehr als nur ein Lehrer sein, weil diese ungemeine Rede nur von Ihm gebraucht wird. Paulus verbindet auch diese Rede mit dem Ausspruch: daß sich vor Gott kein Fleisch rühmen dürfe, und wer sich rühmen wolle, müsse sich des HErrn rühmen, V. 29.31. Wenn nun unsere Natur noch so gut beschaffen wäre, daß sie zur Heiligung nichts nöthig hätte als einen Lehrer, der ihr eine gute Sittenlehre predigte und gerechte Gebote vorlegte, aber auch selbst ihr Vorbild bei der Haltung derselben wäre, so hätte sie zwar bei ihrer Heiligung den Ruhm nicht allein, weil auch der Lehrer einen Theil desselben für sich bekäme; sie könnte sich aber doch auch rühmen, daß sie mit ihren eigenen Kräften seine Lehre und Gebote vernommen, gebilligt und nach seinem Vorbild befolgt habe: allein Paulus spricht dem Fleisch oder dem natürlichen Menschen allen Selbstruhm, und 1 Kor. 2,14. alle Fähigkeit ab, und will, daß man sich nur des HErrn rühmen solle, von dem alle Weisheit, alle Gerechtigkeit, alle Heiligung und alle Erlösung herkomme. Was nun insonderheit die Heiligung anbelangt, so besteht dieselbe in der Reinigung von Sünden, in der Ausziehung des alten Menschen, und in der Anziehung des neuen, in der Erneurung zum Bild Gottes, in der Verklärung in das Bild Jesu von einer Klarheit zu der andern u.s.w. Sie wird in der heiligen Schrift oft als ein Werk Gottes beschrieben, oft aber auch dem Menschen als eine Pflicht geboten. Die Worte mögen aber lauten, wie sie wollen, so ist gewiß, daß dieses immer zum Grund gelegt sei: Christus Jesus ist uns von Gott zur Heiligung gemacht. Es ist klar, daß Paulus hier auf das Mittleramt Christi Jesu weise, denn um desselben willen trägt Er die Namen: Christus Jesus, und nur in der Absicht auf dasselbe sagt die heilige Schrift von Ihm, daß Er vom Vater gesandt, gesalbt, gesetzt, versiegelt, gegeben und zu etwas gemacht worden sei. Von Ihm also, als dem Mittler zwischen Gott und Menschen, und um Seinetwillen empfangen wir den Heiligen Geist. Sein Blut macht uns rein von den Sünden, Seine Wunden heilen uns. Sein Tod tödtet die Sünde in uns, und Seine Auferstehung ist die Quelle eines heiligen Lebens. Sein heiliger Leib und Sein heiliges Blut befördern die Heiligung, wenn sie im heiligen Abendmahl genossen werden. Durch Ihn und um Seinetwillen wird endlich die Heiligung bei uns vollendet. Wer ist aber nun, der den HErrn Jesum Christum so ergreifen und genießen will, wie Er uns von Gott nicht nur zur Weisheit, und zur Gerechtigkeit, und zur Erlösung von allem Uebel, sondern auch zur Heiligung gemacht ist?(Magnus Friedrich Roos)(Magnus Friedrich Roos)


Adam und Eva wurden durch die Lüsternheit nach einer hohen Weisheit zum Essen von dem verbotenen Baum verleitet, und verfielen dadurch in die größte Thorheit. Sie verloren zugleich ihre Gerechtigkeit vor Gott, und ihre Unschuld und Heiligkeit, und zogen sich und ihren Nachkommen vieles Leiden, ja den Tod zu. Christus ist uns hingegen von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung gemacht, damit wir Alles durch Ihn überschwenglich bekommen möchten, was wir in Adam verloren haben. Was nun die Erlösung anbelangt, so hat sie ihren Bezug auf Feinde, die uns gefangen halten, und auf die Noth, die uns drückt und bevorsteht. Der Satan ist der gefährlichste, mächtigste und grimmigste Widersacher der Menschen. Er hält sie gefangen, so lang sie seinen Willen gern thun, und widersteht ihnen, wenn sie sich zu Jesu wenden, und Ihm dienen wollen. Es gibt Leute, denen er wider ihren Willen unzüchtige, zweifelhafte, ja gotteslästerliche Gedanken gibt. Gegen dieses Alles ist kein Hülfsmittel als dieses, daß ein Mensch den Gedanken fest fasse: Christus ist mir von Gott zur Erlösung gemacht, oder ich bin erlöst durch Christum, daß ich keiner fremden Gewalt mehr unterworfen sein, sondern Ihm leben, Ihm dienen, und ewiglich Sein eigen sein soll. Wer dieses glaubt, entrinnt dem Satan, und wird von seiner Obermacht befreit. Gesetzt, daß man auch bei diesem Glauben seine Anfälle noch eine Zeit lang leiden müßte, so könnte man doch dabei getrost und ruhig sein. Sie müssen dem Glaubenden zum Besten dienen, und der Teufel kann, ob er schon wie ein brüllender Löwe umhergeht, den, der da glaubt, niemals verschlingen. Hat ein Christ Feinde unter den Menschen, so glaube er: Christus ist mir von Gott zur Erlösung gemacht; Er wird mich also bewahren, daß ich nicht zu Schanden werde, und meine Feinde sich nicht über mich freuen können. Er wird nicht zugeben, daß Stolze über mich herrschen, und mich zur Theilnehmung an ihren Missethaten hinreißen. Er wird mich nicht in den Willen meiner Feinde hingeben, Seine Hand über mir halten, Seinen Liebesrath an mir erfüllen, und mir Alles zum Besten dienen lassen; denn ich bin erlöst, und wegen dieser Erlösung Sein Eigenthum. Ebenso stehe ein Christ im Glauben an die geschehene Erlösung fest gegen alle Noth, welche ängsten, drücken, quälen kann, gegen alle Schrecken, welche der Tod und die Hölle verursachen können. Er ist von Christo erlöst, darum soll er nicht unterdrückt und verschlungen werden. Er soll also nirgends verzagen, nichts Gegenwärtiges und Zukünftiges ängstlich fürchten. Er soll sich befleißigen, Paulo seinen triumphirenden Glaubensruhm nachzusprechen, der Röm. 8,31-39. steht; denn Paulus bauet diesen Ruhm nicht auf seine Apostolischen Vorrechte, sondern auf die Erlösung, die durch Christum geschehen ist, und alle Menschen angeht. Auch soll er am Ende seines Lebens mit Paulo sprechen lernen: der HErr wird mich erlösen von allem Uebel, und mir aushelfen zu Seinem himmlischen Reich. Ihm sei Ehre in Ewigkeit.
Lasset uns die Anfechtungen, welche zu unserer Bewährung über uns kommen, im Glauben dulden. Am Ende werden wir fröhlich sagen können: aus allen hat mich der HErr erlöset.(Magnus Friedrich Roos)


Das Wort heilig bedeutet etwas sehr Großes. Als die Seraphim den Dreieinigen Gott hoch preisen wollten, so sagten sie Je. 6,3.: heilig, heilig, heilig ist Gott, der HErr Zebaoth, und die ganze Erde ist Seiner Herrlichkeit voll, und als Petrus alle Gebote Gottes kurz zusammenfassen wollte, so sagte er 1 Petr. 1,14.15.16.: als gehorsame Kinder stellet euch nicht wie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebet: sondern nach dem, der euch berufen hat, und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel; denn es stehet geschrieben: ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig. Auf diese Weise schrieb Paulus 2 Kor. 7,1.: lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen, und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes, und Hebr. 12,14.: jaget nach dem Frieden gegen Jedermann und der Heiligung, ohne welche Niemand wird den HErrn sehen. Die Heiligung ist also bei den Menschen den sündlichen Lüsten, nach welchen man in der Unwissenheit lebt, oder der Befleckung des Fleisches und des Geistes oder des Leibes und der Seele entgegengesetzt, welche durch Sünden entsteht, die man durch den Leib, oder auch nur durch böse Gedanken und Begierden in der Seele begeht. Wer also heilig werden soll, darf nicht mehr in Unwissenheit nach den Lüsten leben, und muß sich von dieser doppelten Befleckung reinigen durch das Anziehen des HErrn Jesu, dessen Kraft die Finsterniß vertreibt und die Sünde tödtet. Der treue und liebreiche Gott läßt es aber daran nicht bewenden, sondern so viel man von der Unsauberkeit gereinigt wird, so viel Licht und Leben bekommt der Mensch aus Christo durch Seinen Geist, um dem heiligen Gott ähnlich zu werden. Er wird erneuert nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat. Er wird in das Bild Christi verkläret von einer Klarheit zu der andern. Er wird also eine schöne, herrliche, edle Kreatur, welche würdig ist, vor dem Thron Gottes zu stehen, in Seinem himmlischen Tempel Ihm zu dienen und dereinst im neuen Jerusalem Sein Angesicht zu sehen. Zu dieser Heiligung ist uns Christus gemacht. Er ist nicht nur das vollkommene Vorbild, nach welchem wir gebildet werden wollen, und hat uns nicht nur Gebote und Lehren hinterlassen, nach welchen unser Sinn und Wandel, wenn er heilig sein soll, eingerichtet sein muß, sondern man stirbt auch durch den Glauben an Ihn der Sünde, und wird mit Ihm lebendig gemacht, auferwecket, und in’s himmlische Wesen versetzt. Um Seinetwillen nahet Gott zu dem Menschen, um ihn durch Seinen Geist zu bearbeiten, und zu einer neuen Kreatur zu machen. Er ist’s auch, der unsere Leiber auferwecken und Seinem verherrlichten Leib ähnlich machen wird. Herrlichkeit ist die geoffenbarte oder ausleuchtende Heiligkeit, und Heiligkeit ist eine verborgene Herrlichkeit. Was die heidnischen und alle andern Weltweisen, ohne das Evangelium von Christo dazu zu nehmen, von der Tugend geschrieben haben, reicht, ob es gleich etwas von der Wahrheit enthält, bei Weitem nicht an die Vorstellung von der Heiligkeit hin, welche uns das Evangelium macht, und welche man durch Christum erlangen kann und soll. HErr Jesu, ich liebe Dich deßwegen, weil Du mir zur Heiligung gemacht bist, denn mich verlanget nach der Heiligung.(Magnus Friedrich Roos)


Dieses verstehest du alsdenn, wenn du erkennest, daß alle deine Weißheit eine verdammliche Thorheit, deine Gerechtigkeit eine verdammliche Ungerechtigkeit, deine Heiligkeit eine verdammliche Unreinigkeit, deine Erlösung eine elende Verdammung ist, und also empfindest, daß du vor GOtt und aller Creaturen ein Narr, Sünder, unreiner, verdammter Mensch seyst, und das nicht mit Worten, sondern aus gantzem Herzen, auch mit Wercken erzeigest, daß dir kein Trost und Heyl bleibe, denn daß dir Christus von GOTT gegeben ist, an welchen du glauben, und also sein geniessen solt, daß seine Gerechtigkeit dich alleine behalte. (Martin Luther)

1:31 auf daß (wie geschrieben steht), „wer sich rühmt, der rühme sich des HERRN!“5)
Hätten die Korinther sich recht an den Herrn gehalten, so hätten sie sich nicht um Menschen willen zerspalten. Lerne du denn, meine Seele, wozu dir dein Heiland Jesus Christus gemacht ist! Er ist dir gemacht zur Weisheit, und es ist darunter die höchste Weisheit gemeint, die Weisheit zur Seligkeit. Die Weltweisheit macht Niemanden selig und verläßt vielmehr uns, wo wir am meisten Trost nöthig haben, im Sterben. Christus aber ist die Weisheit und giebt sie uns in seinem Worte. Laß dich denn von Ihm erleuchten und folge Ihm, als deinem wahrhaftigen Propheten. – er ist dir ferner gemacht zur Gerechtigkeit. Nicht, was du aus dir selbst bis und werden kannst; nicht, was du aus dir selbst thut und thun kannst; auch nicht, was andere Menschen mögen aus dir machen, kann deine Gerechtigkeit vor Gott sein; denn das Alles ist unrein, mangelhaft, ungenügend und dürftig. Christi Blut allein ist deine Gerechtigkeit: nimm sie denn an, laß dich durch Ihn entsündigen und mache Ihn zu deinem alleinigen und ewigen Hohenpriester. – Er ist dir weiter gemacht zur Heiligung. Heiligt Er dich nicht durch seinen heiligen Geist und befreit dich nicht von deinem angeborenen Ungehorsam und von allen Befleckungen des Fleisches und des Geistes, so daß du sie ernstlich meidest, sie ablegst, ihnen abstirbst in immer größerer Durchdringung der Kräfte des ewigen Lebens, so bleibst du unheilig durch und durch, und kannst niemals Gott schauen. Mache Ihn denn zu deinem regierenden König. – Er ist dir endlich gemacht zur Erlösung vom Tode und der Hölle, und versetzt dich, wenn du Ihm treu verbleibst, in den Himmel. So ist Er dir ein treuer Heiland bis zur letzten Lebensstation. O mache Ihn zu deiner Auferstehung und zum Leben. – Herr Jesu, die Welt weiß nicht, was sie mit Dir machen soll; aber ich weiß wohl, wozu Du mir von Gott gemacht worden. Ich will Dich zur Krone meiner Seele, zum Bräutigam meines Herzens, zum Ziel meines Lebens, zur Weide meiner Gedanken, zum Brunnquell meiner Freude machen; Du sollst mein Paradies, mein Himmel, mein Ein und Alles sein, daß nichts Geistliches und Ewiges sei, wozu ich Dich nicht gebrauche. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichthums, wer sich aber rühmen will, der rühme ich des HErrn. Wie soll man sich aber des HErrn rühmen? So daß man sich rühme, man wisse und kenne Ihn, wie es Jer. 9,23.24. ausgedrückt ist. Aber auch dieses Wissen und Kennen muß man nicht für etwas Eigenes halten, oder sich selbst zuschreiben, denn es soll sich vor dem HErrn überhaupt kein Fleisch rühmen, 1 Kor. 1,29., folglich ist auch die Erkenntniß Jesu Seine Gnadengabe. Man erkennt Ihn in Seinem eigenen Licht, wenn Er sich durch das Evangelium der Seele offenbart.
Wenn also ich als ein Mensch mich rühmen will, so kann ich mich mit allen Menschen rühmen, daß wir einen Heiland haben. Dieser ist die Ehre und das Glück des ganzen menschlichen Geschlechts. Der abgefallenen Engel hat Er sich nicht angenommen, aber unserer hat Er sich angenommen, und durch Seinen Tod uns mit Gott versöhnet. Gelobet sei Sein herrlicher Name ewiglich! Ich könnte mich aber Seiner nicht rühmen, wenn ich Ihn nicht wüßte und kennete: Er hat Sich aber den Menschen durch das Evangelium, dessen Schall in alle Länder ausgegangen ist, kund gethan, und offenbart sich auch in ihren Herzen durch dasselbe, wenn der Tröster, der Heilige Geist, sie erleuchtet. Welch’ eine Seligkeit ist’s aber, wenn man sich des HErrn Jesu rühmen kann! Wenn ich mich Seiner rühme, so werde ich nicht zu Schanden. Aller andere Ruhm ist eitel. Die Weisheit, außer Seiner Erkenntniß, oder außer dem Glauben an Ihn, wenn sie auch unter den Menschen einigermaßen brauchbar gewesen, ist unbrauchbar im Sterben; das Alter schwächt die Stärke meines Leibes, und der Tod schlägt sie ganz darnieder; die Stärke meiner Seele aber wird, wenn ich nicht in Christo erfunden werde, durch die Anklage meiner im Gericht Gottes, wogegen ich nicht bestehen kann, zernichtet werden. Was aber den Reichthum anbelangt, so kann er bei Leibesleben des Reichen zerrinnen, und wird ihm wenigstens im Sterben nicht nachfahren. Aber die Nachwelt wird mich vielleicht noch als einen Weisen, Starken und Reichen rühmen. Gesetzt auch, es geschähe, wiewohl sich Viele fälschlich auf einen solchen Nachruhm Rechnung machen: was werde ich für Kraft und Trost in der Geisterwelt davon haben? Und wird wohl Gottes Urtheil diesen Nachruhm bestätigen? Wenn ich mich aber allein meines HErrn Jesu rühme, so rühme ich mich eines HErrn, der mich nie verlassen, überschwänglich segnen, zur Gemeinschaft Seiner Herrlichkeit erhöhen, und aus einer unbegreiflichen Liebe, deßwegen, weil ich mich von Ihm habe lieben und regieren lassen, am Tage Seiner herrlichen Erscheinung loben wird. Ich aber werde, wenn ich Ihn sehen, und vor Seinem und Seines Vaters Thron stehen werde, Ihm mit den heiligen Engeln Kraft und Reichthum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob (Offenb. Joh. 5,12.), folglich alles Gute zuschreiben, und mich alsdann nur dessen rühmen, daß das Lamm auf dem Thron auch mein Heiland und HErr, und Gott mein Gott sei. (Magnus Friedrich Roos)


Hebr. 10, 10; 1. Kor. 1,30.31; Röm. 6. Es ist wichtig, sich darüber klar zu werden, daß wir schon mit der Rechtfertigung auf den Boden der Heiligung gestellt sind. Daß wir geheiligt sind durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi, sagt schon Hebr. 10, 10. Was heißt das aber, Gott geheiligt sein?
Mit seinem „Hier bin ich“ heiligt der Sohn sich, weiht sich dem Vater. Und auf die Erde herabgekommen, ist sein ganzes Leben ein sich Gott heiligen. Wie das? Indem er nie etwas aus sich selber tat, allezeit und für alles des Vaters Wink und Wort erwartete, nur redete, was er vom Vater hörte, nur tat, was er den Vater tun sah. So lebte er Schritt für Schritt ein Leben der Heiligung bis ans Kreuz, daß durch seinen gebrochenen Leib ein neuer und lebendiger Weg geschaffen werde, und solche wie du und ich nicht mehr unser eigenes, sondern ein heiliges, von Gott ausgehendes Leben leben können.
So können wir verstehen, was Röm. 6, 6 sagt: „mit Christus gekreuzigt.“ „Aus ihm seid ihr in Christus“ (1. Kor. 1, 30); in Christus können wir nicht sein, ohne mit ihm gekreuzigt zu sein. Durch unendliche Liebe hat er sich mit der Menschheit in Eins zusammengeschlossen, bis unter ihren Fluch hinunter. „Er wurde zur Sünde gemacht“ für uns, daß wir „Gottes Gerechtigkeit“ würden in ihm (2. Kor. 5, 21). Was wäre über uns gekommen, wo nicht seine Person und sein Kreuz Schirm und Schild für uns und die ganze Welt geworden wäre! So sind wir denn nun durch sein Opfer ein für alle Mal geheiligt. Manche liebe Christen haben versucht Röm. 6, 13 und Röm. 12,1 auszuleben, aber es ist ihnen nicht gelungen, weil sie nicht bis auf den Grund des Wortes durchgeschaut haben. Sie verstanden nicht die erste Hälfte von Kap. 10 im Hebräerbrief, sie begannen mit der zweiten Hälfte. Die Grundlage ist und bleibt: Er tat etwas für uns. „Wisset ihr nicht, daß alle, die in Christus sind, in seinen Tod (d. h. in seine Verbannung, in seinen Fluch) hineingetauft sind“, -„damit der Leib der Sünde abgetan sei“? (Röm. 6,3.6.) Wir wurden mit ihm (in ihm) gekreuzigt und begraben, auf daß, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also wir in Neuheit des Lebens wandeln sollen. Denn wenn wir mit ihm verwachsen sind in Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in seiner Auferstehung sein, indem wir dieses wissen, daß unser alter Mensch, - nicht unsre Sünden, sondern das, was wir vor unsrer Bekehrung waren, und nie wieder werden können, - „mitgekreuzigt worden ist“ (V. 4-6). Ober unsern alten Menschen ist das ergangen, was über Jericho erging, als die Greise, Männer, Weiber und Kinder ohne Barmherzigkeit vertilgt wurden.
Was wir vor unsrer Bekehrung waren, war so untrennbar und unlösbar von Sünde durchzogen, daß die Person selbst, der ganze Mensch, gekreuzigt werden mußte. Nicht ein Glied Christi, sondern er selbst, der ganze Mensch Jesus, wurde gekreuzigt. Mein „alter Mensch“, nicht ein Prinzip, sondern eine Person ist mit Christus gekreuzigt worden. Zu welchem Zweck?, „daß der Leib der Sünde zerstört, abgetan sei“. Es heißt nicht „das Prinzip der Sünde“, es heißt „der Leib der Sünde“, in der vollen Bedeutung des Wortes. Unser ganzer Leib mit all seinen Gliedern ist ein Leib der Sünde geworden und mußte abgetan werden. Nach Röm. 7, 2. 3 ist meine Person, mein Ich, verbunden mit dem Leibe der Sünde wie ein Weib mit ihrem Manne. Die schmachvollen Bande, die mich . an den Leib der Sünde ketten, können aber nur durch den Tod des alten Menschen gelöst werden. Nur durch den Tod ihres Mannes wird das Weib frei, sich mit einem andern zu verbinden. Ist der Leib der Sünde zerstört, so bin ich frei, eines andern zu werden.
Nach vollzogenem Gericht kann ich nun durch den Glauben Gott die Glieder darbieten, die bisher Glieder der Sünde waren und die es wieder werden können, sobald ich zurückgehe und nicht bleibe in Christo. Der Glaube ist keine Einbildung, er repräsentiert die höchsten, einzigen Realitäten. Das, was über unsern Herrn erging, ist Tatsache. Wie sich Christus durch die Macht seiner Liebe wesenhaft mit der Menschheit in Eins zusammenschloß, so schließt mich lebendiger Glaube wesenhaft mit Christus zusammen. So wahr er Mensch wurde und unsre Natur annahm, so wahr bin ich durch den Glauben mit Christus gekreuzigt, erlöst aus schmählicher Knechtschaft, hochheilig dem Herrn durch Opferung seines Leibes. (Otto Stockmayer)

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