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Römer, Kapitel 6

Römer, Kapitel 6

6:1 Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde?1)

6:2 Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind?
Nun juble, Herz! Kannst du dir Herrlicheres denken oder Größeres begehren? Abgestorben sein für deine Sünde, tot, also unerreichbar und unberührbar sein für deinen gottlosen und boshaften Willen und unbeweglich für die an dir zerrende Zuckung deiner falschen Begehrung, welch ein Geschenk ist das, welche Erweisung der göttlichen Gnade, so groß, dass du nie genugsam danken kannst! Schon das war ein großes Geschenk, als das Gesetz Gottes zu dir kam und dich von deiner Sünde schied, so dass du sagen durftest: was ich nicht will, das tue ich, und vollbringe, was ich hasse. Aber das war nach ein schwerer Stand, ein Elend, die Lage des ermüdeten Wanderers, der nach einem fernen Ziel strebt. Nun aber tot sein für das Böse, das ist Erlösung, das ist Freiheit und Neuheit des Lebens an Stelle deiner Erstorbenheit. Gibt es das? Wenn ich mich selbst studiere, kann ich das nicht finden. Meine Sünde ist nicht tot, weder die alte, die einst geschah, deren Folgen nachwirken, noch die kommende, die mich heut und morgen in Gedanken, Worten und Werken schuldig macht. Allein davon, dass meine Sünde gestorben sei, sagt das Wort des Paulus nichts. Er kann mir nicht sagen: deine Sünde ist tot, weil er den Zusammenhang zwischen der Sünde und der Natur nicht verhüllt. Was er uns dadurch sagt, dass er uns „Fleisch“ nennt, kann ich nicht von mir wegschütteln. Das bin ich und mit dem Fleisch ist jene Begehrlichkeit in mir vorhanden, die das Gesetz verdammt, weil sie nur nah dem greift, was mir selber schmeckt und nützt und nicht nach Gottes Willen fragt. Du, sagt mir Paulus, bist der Sünde gestorben. Denn Christus ist gestorben und sein Kreuz ist das Ende nicht nur der Strafe, nicht nur der Hölle, nicht nur des Zorns, sondern des Sündigens. Du kannst nicht von der Strafe frei werden, wenn du nicht vom Sündigen loskommst. Soll ich sagen, das sei eine Verheißung? O nimm es auch als Verheißung in deine Seele hinein. Eine Verheißung zu haben und erst noch eine solche, die dir den Tod für deine Sünde verspricht, ist eine große Sache. Aber ganz habe ich das Wort des Paulus noch nicht gefasst, wenn ich es nur in die Zukunft lege, etwa erst in jene Stunde, da mir der Tod den Leib zerbricht und das Leben an einem neuen Ort den neuen Anfang bekommt. Denn Paulus beschreibt mir Christus und sein Werk nicht nur als zukünftig. Er ist auch gegenwärtig und er ist dies in der Kraft seines Kreuzes mit seiner Heilandsmacht, durch die er für unsere Sünde gestorben ist. Indem der mich zu sich nimmt und mir das gibt, was er wirkt, tritt sein Tod mit seiner Segensmacht in mein Leben hinein und die selige Frucht dieses meines Anteils an seinem Tod ist, dass ich für die Sünde tot geworden bin. Nun habe ich mich an Christus angeschlossen und bin von ihm gehalten und bewegt, und weil das etwas ganz anderes ist als meine Natur und etwas ganz anderes als mein natürliches Begehren, darum steht nun zwischen mir und meiner Sünde eine starke, sichere Scheidewand.
Was ich bin, darf nicht bleiben; es muss sterben und es wurde in den Tod gegeben, als Du, Herr Christus, Dein Kreuz getragen hast. Von Dir her kommt der neue Anfang meines Lebens auf Grund der gerichteten Sünde, auf Grund der vergebenen Schuld, auf Grund der ins Grab gelegten Natur. Neu ist dieser Anfang, durch Dich bewirkt, in Deiner Gemeinschaft mit mir begründet, im Glauben empfangen. Amen. (Adolf Schlatter)

6:3 Wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?
Entsteht nicht banges Zagen an der großen Verheißung, die in die Taufe eingefasst ist? Am Anfang meines Lebens steht das göttliche Wort: deine Sünden sind dir vergeben. Sie kommen aber erst noch in jedem Kindlein, das wir taufen, und die Dunkelheit, in der ein solches Kindlein sein Leben beginnt, ist oft mit Händen zu greifen. Die ganze Last der Vererbung liegt auf ihm, nicht nur, was seine ihm am nächsten stehenden Ahnen angerichtet haben, sondern die berghohe Masse der Erbschuld, die unser Volk auf sich hat, alles, was die früheren Generationen an den Kommenden gesündigt haben, sondern die berghohe Masse der Erbschuld, die unser Volk auf sich hat, alles, was die früheren Generationen an den Kommenden gesündigt haben, und in all dem wirkt allgewaltig jener Zwang, der aus dem Natürlichen das Sündliche entstehen lässt. Dennoch taufen wir und verkünden beim Beginn eines jeden Lebens: deine Sünden sind dir vergeben; sei versöhnt mit Gott. Woher nehme ich den Mut, an meine Taufe und an die Taufe meines Volkes zu glauben? Wir sind auf Jesu Tod getauft. Die Taufe hat ihren Grund nicht nur in einem Wort, das nur Verheißung wäre, sondern stellt mich auf eine Geschichte und diese Geschichte ist die von Golgatha. Dort erhalte ich nicht nur einen Unterricht über Gottes Gesinnung, der mir eine Güte beschriebe, die nicht sichtbar wird, weil sie in dieser Welt noch nicht zum Wirken kommt. Dort hat Gottes gnädige Gerechtigkeit ihr Werk vollbracht und ist dadurch offenbar geworden, jene Gerechtigkeit, die der Sünde dadurch das Ende bereitet, dass sie sie verzeiht. Die Taufe, die wir allen geben, spricht aus: Christus ist für alle gestorben. Sie bezeugt: Jesus hat auch mir und uns allen sein Blut geschenkt; wir alle stehen unter dem, der für uns zur Sünde gemacht wurde, damit Gottes heilsame Gerechtigkeit uns die Gerechtigkeit des Glaubens gebe. Weil es ein Lamm Gottes gibt, das die Sünde der Welt trug, darum gibt es eine Taufe für die Welt. Unsere Taufhandlung hat deshalb denselben Schluss wie die Taufpredigt der Apostel. Das Ziel ihrer Taufpredigt war die Begründung des Glaubens. Unser Taufen setzt neben die menschliche Sündhaftigkeit Gottes Vergeben. Wie kann der, der vor Gott schuldig geworden ist, die Vergebung besitzen? Dadurch, dass er der göttlichen Gnade glaubt.
Ich merke bei jedem Verkehr mit den Menschen, wie gering und schwächlich mein Glaube ist. Ich kann es nicht festhalten, dass sie in Deiner Vergebung leben, sondern sehe nur, was die Natur aus ihnen macht und sie selbst in ihrer Verkehrtheit anrichten. Ich muss und will das sehen mit ganz klarem Blick; denn vor Dir besteht keine Lüge und gilt kein Schein. Ich soll aber auch deine Gnade sehen, die uns die Vergebung bereitet hat. Mehre mit meinen Glauben so, wie Du ihn uns vermehrst und stärkst, so nämlich, dass wir mit beleuchteten Augen in die Herrlichkeit Deiner Gnade schauen. Amen. (Adolf Schlatter)

6:4 So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.2)

6:5 So wir aber samt ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch seiner Auferstehung gleich sein,

6:6 dieweil wir wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf daß der sündliche Leib aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen.
Christ, was hast du mit der Sünde zu schaffen? Hat sie dich nicht schon genug gekostet? Gebranntes Kind, warum willst du noch mit dem Feuer spielen? Wie, du bist schon einmal unter den Klauen des Löwen gewesen, und willst dich noch einmal in seine Höhle wagen? Hast du noch nicht genug bekommen von der alten Schlange? Hat sie nicht einst dein Blut schon ganz und gar vergiftet, und du willst abermals mit der Otter spielen und dem Basilisken die Hand in den Rachen stecken? O, sei doch nicht so wahnsinnig, so töricht! Hat dir je die Sünde wahres Vergnügen gewährt? Hast du eine ganze Befriedigung in ihr gefunden? Wenn dem also ist, so gehe wieder hin in deine alte Sklaverei, und schleppe die Ketten wieder, wenn es dir gefällt. Aber die Sünde hat dir das nie gegeben, was sie dir versprach, sondern hat dich mit Vorspiegelungen betrogen; darum lass dich nicht ein zweites Mal von dem alten Lügner hintergehen - reiß dich los, und die Erinnerung an deine alten Ketten möge dich davor warnen, noch einmal ins Netz zu gehen! Es ist auch den Absichten der ewigen Liebe zuwider, die deine Reinigung und Heiligung im Auge hat; darum arbeite nicht dem Willen deines Herrn entgegen.
Ein anderer Gedanke sollte dich gleichfalls von der Sünde abhalten: Christen kommt die Sünde immer teuer zu stehen; sie zahlen einen schweren Preis für ihre Übertretung. Die Missetat zerstört den Frieden ihres Gemüts, verdunkelt die Gemeinschaft mit Jesu, verhindert das Gebet und umnachtet die Seele; darum sei nicht der Knecht und Leibeigne der Sünde.
Es gibt auch einen noch gewichtigeren Grund: so oft du „der Sünde dienst“, hast du dir selbst „wiederum den Sohn Gottes gekreuzigt und hältst Ihn für Spott.“ Kannst du diesen Gedanken ertragen? O, wenn du heute in irgendeine besondere Sünde gefallen bist, so hat dir vielleicht eben deshalb mein Meister jetzt diese Ermahnung zukommen lassen, um dich von weiterem Abirren zurückzuhalten. Wende dich von neuem zu Jesu: Er hat seine Liebe zu dir nicht vergessen; seine Gnade ist noch die gleiche wie sonst. Komm mit Tränen der Reue zu seinem Fußschemel, so wirst du abermals in sein Herz aufgenommen, und Er macht deinen Gang gewiss. (Charles Haddon Spurgeon)

6:7 Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde.

6:8 Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden,

6:9 und wissen, daß Christus, von den Toten auferweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort nicht mehr über ihn herrschen.

6:10 Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben zu einem Mal; was er aber lebt, das lebt er Gott.
Weder im Sterben noch im Leben hat Jesus an sich selbst gedacht. Als er sterben wollte, litt er nicht für sich. Der Sünde wegen wollte er leiden und sterben und diese sitzt in uns, nicht in ihm, und nachdem er lebendig geworden war, lebte er nicht für sich. Vom geplagten Lazarus hat Jesus gesagt: „Einst hat er gelitten, jetzt wird er getröstet.“ Das ist aber nicht die Überschrift zur Ostergeschichte. Sie ist nicht die Jesus gewährte Vergeltung für das, was Gott ihm Hartes aufgelegt hat. Nun lebt er für Gott. Gottesdienst war freilich auch das, dass er das Kreuz ergriff, auch das, dass er dürstet, auch das, dass er seine Verlassenheit von Gott als seine große Not empfand. Damals aber bestand sein Dienst darum, dass er sich zu uns herabbeugte, uns sich gleichstellte und das tat, was unsere Lage notwendig machte, und deshalb gab ihm damals unsere Sünde sein Ziel. Aber sein Name „Christus der HERR“ sprach noch von Größerem, nicht nur vom Dienst des Samariters, der den Sterbenden aus der Wüste in die Herberge trägt, sondern von der Offenbarung Gottes, von Gottes Gnadenmacht und Leben schaffender Herrlichkeit, vom Ziel der Schöpfung, die noch auf die Vollendung wartet, vom ewigen Gut, das nicht innerhalb der Zeit entsteht und uns nicht von der Natur dargereicht wird, zu dem wir durch Auferstehung gelangen. Darum, weil Jesus diese Sendung gegeben ist, lebt er und darum ist sein Leben in neuer Weise ein Gottesdienst. Jetzt lebt er für Gott. Am Gang Jesu, der ihn aus dem Tod für die Sünde in das Leben für Gott führte, erkennt Paulus den für uns alle gültigen Willen Gottes. Alles, was uns die Zukunft bringen wird, gründet er darauf, dass Jesus für uns die Vergebung mit seinem Blut erworben hat. Damit bin ich aber noch nicht an das Ziel gelangt, zu dem mich Gottes Gnade führt. Was soll daraus werden, dass Gott mich durch den, der für die Sünde starb, von meiner Schuld befreit und für meine Bosheit tot gemacht hat? Ein verbesserter Mensch, eine verklärte Seele, ein verewigtes Ich? Nein! Wer für die Sünde gestorben ist, der lebt für Gott. Das ist Gottes Ziel und Gabe; den für ihn lebendigen Menschen macht er aus dir. Das halte fest bei allem, was jetzt dein Leben füllt, und halte es auch fest, wenn du an das ewige Leben denkst. Denke nicht nur an die labenden Früchte und den erquickenden Schatten der Paradiesbäume. Die, die ewig leben, leben für Gott.
Du hast mir, Vater, die Erkenntnis des Bösen und des Guten gegeben. Verwerfliche Bosheit ist es, für mich selbst zu leben. Das zeigst Du mir am Kreuz Deines Sohnes, der sterbend die Last unserer Sünde trug. Und herrliche Gnade ist es, für Dich zu leben. Auch das zeigst Du mir an Deinem Sohn, der nun in Herrlichkeit für Dich lebt und an uns Deinen gnädigen Willen wirkt. Ich schaue anbetend auf das Wunder Deiner Hand, die den Tod und das Leben zusammengebunden und durch beides Dich verherrlicht hat. Amen. (Adolf Schlatter)


Durch ein Opfer sind die Kinder Gottes das geworden, was sie sind; Opfer sollen nun auch sie darbringen. Christus hat sich selbst geopfert für Seinen Leib, welcher ist die Gemeinde. Durch dieses Opfer sind wir erlöst und geheiligt. Das Opfer des Leibes Jesu Christi ist die einzige Bürgschaft unserer Seligkeit. Wer das erkennt und erfasst, der kann es verstehen, dass der Gottesdienst der bluterkauften Schar nur dann ein vernünftiger ist, wenn die Leiber der Erlösten ein lebendiges Opfer sind. Die Verbindung mit dem für uns gekreuzigten Herrn gestattet es nicht, dass unser Leib ferner noch ein Leib der Sünde sei. Der hat auf den kostbaren Christennamen kein Anrecht, der nur mit Gebräuchen und Formen und nur mit dem Munde Gott dienen will, dabei in seinen Sünden verharrt. Zur Erlösung auch unseres Leibes und der ganzen Körperwelt gab der allein Heilige Seinen reinen, unbefleckten Leib zum Opfer dar. Sind wir nun der Sünde gestorben in Ihm, wie sollten wir noch in der Sünde leben wollen? Erst dann hast du das Opfer auf Golgatha im Glauben erfasst, wenn du dich durch dieses Opfer losgemacht hast von der Sünde. Du darfst und kannst deinen Leib künftighin nicht mehr beschweren durch Essen und Trinken, durch Schwelgerei und Üppigkeit. Auch darfst und kannst du ihn nicht mehr durch Wollust, Unzucht und Fleischeslust verderben. Du wirst ebenso nicht mehr wollen, dass dein Leib durch Zungensünden entweiht wird; durch Eitelkeit, Kleiderpracht, durch Gedanken und Gebärden wirst du deinen Nächsten nicht mehr zur Sünde reizen wollen, denn du gehörst nun Gott an mit Leib, Seele und Geist. (Markus Hauser)

6:11 Also auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebt Gott in Christo Jesus, unserm HERRN.
Es hat unter Christen und Heiden viele Leute gegeben, welche gemeinet, sie wollen die Sünde durch eine Qual, die sie ihren eigenen Leibern anthun, tödten, ihren Zweck aber nicht erreicht haben. Nun ist es zwar nöthig, daß man nüchtern und mäßig zum Gebet sei, sich der fleischlichen Lüste, welche wider die Seele streiten, enthalte, und den Leib betäube und zähme, damit man nicht verwerflich werde. Allein dieses Alles muß mit Maß geschehen, damit der Leib, der Gottes Geschöpf ist, nicht verderbt werde, und seine Glieder, welche man zum Dienst der Gerechtigkeit hingeben soll, brauchbar bleiben. Auch muß man nicht meinen, daß die Sünde getödtet werde, wenn man dem Leib etwas versagt, oder etwas Beschwerliches zumuthet, denn dieses Alles ist nur eine feine äußerliche Zucht, unter welcher der Geist desto lebhafter sein, und die Gemeinschaft mit Christo desto besser behauptet werden kann. Paulus ermahnt Röm. 6,11. die Glaubigen, sie sollen dafür halten, daß sie der Sünde gestorben seien. Wie aber? Paulus sagt: durch die Taufe in den Tod Jesu, V. 4., da seien sie Christo zur Aehnlichkeit mit Seinem Tod eingepflanzt worden, V. 5., da seien sie mit Christo gestorben, V.8., und zwar der Sünde, und wissen nun, daß ihr alter Mensch sammt Ihm gekreuzigt sei, auf daß der sündliche Leib aufhöre, und sie hinfort der Sünde nicht dienen. Was nun Paulus hier von der Taufe sagt, kann man auch auf den seligen Augenblick deuten, in welchem ein Sünder, der aus der Taufgnade gefallen ist, wieder glaubig wird, und durch den Glauben Gnade erlangt. Er stirbt da der Sünde, und darf hernach immer, so lange er im Glaubens steht, dafür halten, daß es geschehen sei. Die Sünde ist ein Tyrann, der in dem sterblichen Leib herrschen will, V. 12., und dem der Mensch vorher als ein leibeigener Knecht gedient hat. Gleichwie aber ein jeder leibeigener Knecht frei wird, wenn er stirbt, also wird ein Mensch durch einen Tod von der Sünde frei und Gottes Knecht. Dieser Tod aber ist nicht der leibliche Tod, sondern ein Tod, der eigentlich in der Seele vorgeht, die durch den Glauben in eine Gemeinschaft oder Aehnlichkeit mit dem Tod Jesu kommt. Christus starb der Sünde der Welt, die Er vorher als eine Last getragen hatte, indem Er durch Seinen Tod ein Sündopfer wurde, und ihr das Recht benahm, die Menschen bi zu ihrer wirklichen Verdammung zu beherrschen. Wer nun dieses glaubt, wer sich nach der vorhergegangenen großen Noth, welche die Macht der Sünde verursacht hat, in den Tod Jesu glaubig gleichsam einsenkt, wer das dadurch erworbene Recht, von der Sünde frei zu sein, glaubig ergreift, stirbt der Sünde, und lebet hernach Gott in Christo Jesu. Wer nämlich mit dem Tod Jesu eine Gemeinschaft durch den Glauben bekommt, bekommt auch eine Gemeinschaft mit Seiner Auferstehung, und einen Theil an dem Leben, das Er in der Auferstehung angenommen hat; denn Paulus schließt V. 8.9.10.11. so: sind wir mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit Ihm leben werden, und wissen, daß Christus, von den Todten erwecket, hinfort nicht stirbet; der Tod wird hinfort über Ihn nicht herrschen; denn das Er gestorben ist, ist Er der Sünde gestorben zu einemmal; das Er aber lebet, das lebet Er Gott. Also auch ihr haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo, unserm HErrn. (Magnus Friedrich Roos)

6:12 So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.3)

6:13 Auch begebet nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern begebet euch selbst Gott, als die da aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit.4)
Unsre Glieder sollen wir nicht der Sünde begeben, sondern Gott. Sünde und Gott werden also einander gegenübergestellt; denn die Sünde ist wider Gott und Gottes Ordnung. Der Sünde liegt daher Ungerechtigkeit zugrunde. Bei ihr achtet der Mensch nur auf sich selber und bezeigt sich völlig rücksichtslos gegen Gott und Menschen. Er tut, was ihm beliebt und behagt - mögen auch Gott und die Mitwelt dazu sagen, was sie wollen! Darum heißt's (1. Joh. 3, 4): „Wer Sünde tut, der tut auch Unrecht; und die Sünde ist das Unrecht.“ Wie aber die Ungerechtigkeit wider Gott ist, so ist die Gerechtigkeit alles, was mit Gott und Seinen Ordnungen im Einklang steht.
Die Sünde aber wird mit den Gliedern des Menschen vollbracht. Mund, Augen, Ohren, Hände, Füße usw. vollbringen sie. Diese Glieder dienen also der Ungerechtigkeit zu Werkzeugen; und auf diese Weise sind der Ungerechtigkeit von Gott selbst - der die Glieder geschaffen hat - die Waffen in die Hände gegeben. Sie vermöchte nichts, wenn der Mensch keine Glieder hätte, keine leibliche und geistige Ausstattung. Darum beraubt auch Gott manche Menschen der einen und der andern Waffe, wenn er sie blind oder stumm oder taub oder lahm macht oder sonst am Fleisch leiden läßt, damit sie aufhören zu sündigen, wie Petrus sagt 1. (1. Petr. 4,1). Ebenso beruht hierauf die Gleichnisrede des HErrn: „Wenn dich deine Hand oder dein Fuß oder dein Auge ärgert, so nimm's von dir“ - damit du nicht durch deine eigenen Glieder, die du wider Gott brauchst, ein Kind der Verdammnis werdest! Die Rede will sagen: „Nimm den Gliedern die Gewalt über dich, so daß es ist, als ob du sie abgehauen hättest, gar nicht mehr besäßest“ (Mat. 5,29 p.).
Von gläubigen Christen nun heißt es: „Ihr seid teuer erkauft; darum preiset Gott an eurem Leibe und in eurem Geist, welche sind Gottes“ (1. Kor. 6,20). So sollen denn alle Glieder im Dienste Gottes stehen.
Wie aber: wenn dennoch die Glieder und was der Mensch ist und hat, noch zur Sünde mißbraucht werden, wenn der Mensch sich doch nicht dem Dienste Gottes zur Gerechtigkeit hingibt? Ach, wie not tut die Ermahnung des Paulus! Ist es doch einst bald wieder Sitte geworden in der Christenheit, nach wie vor ungescheut die Glieder der Sünde zu begeben! Und bis auf den heutigen Tag kostet es viele, auch bessere Christen nicht viel, mit den Gliedern des Leibes und mit ihrer sonstigen Begabung Dinge zu vollbringen, die durchaus wider Gott sind; es ist, als ob sie noch mit ihren Gliedern als Waffen der Ungerechtigkeit wider Gott zu Felde lägen! Soll es denn möglich sein, sich oft bis in den Tod hinein mit seinem ganzen Wesen mehr oder weniger rebellisch gegen Gott zu verhalten: mit der Hand etwa, die Gott gegeben hat, Gott gleichsam ins Angesicht zu schlagen - und doch auf Christus hoffen zu wollen? „Was hattet ihr zu der Zeit für Frucht?“, sagt Paulus im weiteren, „deren ihr euch jetzt schämet; denn das Ende derselben ist der Tod“.
Zusatz Zu Römer 6,13 Die Waffen der Sünde
Von Natur aus sind alle Menschen so, daß sie durch Sünde alles, was ihnen gegeben ist, zu Waffen wider Gott verwandeln, weil sie im Dienst der Ungerechtigkeit, der Selbstsucht stehen. Nicht nur Glieder des Leibes mißbraucht der Mensch zur Sünde im Dienst der Ungerechtigkeit, sondern auch seinen Verstand, seine Geschicklichkeit, seine geistige Fähigkeit, alles, was er hat und übt; ja selbst seine höheren Anlagen, Gaben und Kräfte, seinen Geistesadel, weiß er im Dienst der Ungerechtigkeit oder Selbstsucht zur Sünde zu verwenden. Deswegen fürchtet der HErr die„ Weisen und Klugen“, wenn sie sich bewogen fühlen sollten, Ihm anzuhangen (Mat. 11,25). Man weiß auch, daß Leute, die in guten und christlichen Bildungsanstalten erzogen sind, dann, wenn sie nicht einschlagen, viel verschmitztere Bösewichter und viel abgefeimtere Gegner Christi werden können als solche, die wenig gelernt haben und deren Geist minder ausgebildet worden ist. Ja, die höhere Bildung, die das Evangelium überhaupt den Menschen gibt, wird nur gar zu häufig viel mehr in den Dienst der Welt hinein verwertet als in den Dienst Gottes und führt sonst auch oft zum reinsten Unglauben und zur Leugnung aller Offenbarungen. Denn man hat an der sogenannten „ Aufklärung “ - die man doch wieder allein dem Christentum zu verdanken hat - genug. So bilden sich sogar selbst aus der höchsten Gabe, die Gott gegeben hat, Waffen wider Gott. Und so kann z. B. auch die protestantische Welt ihre höhere Aufklärung wider Gott mißbrauchen.
Wie mögen wir uns also verwundern, daß der Zorn Gottes auf dem Menschengeschlecht ruht! Wir begreifen auch, wie Paulus in erregtem Eifer sagen konnte (Phil. 3,7-9): „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet. Denn ich achte alles für Schaden gegen die überschwengliche Erkenntnis Christi Jesu, meines HErrn, um welches willen im habe alles für Schaden gerechnet und achte es für Kot, auf daß ich Christus gewinne.“ Denn auch ihm war alles, dessen er sich in seiner früheren Frömmigkeit rühmte, zu Waffen wider Christus geworden.
Wer aber zum Glauben an Christus mit dem Herzen gekommen ist, gilt als einer, der, wie unser Spruch sagt, von den Toten lebendig ist. Er ist aus dem Dienst der Ungerechtigkeit, der zum Tode führte, herausgetreten in den Dienst der Gerechtigkeit oder Gottes, der zum Leben führt. Nun sollten sich aber die Glieder offenbar nicht mehr der Sünde begeben - als wären sie immer noch Waffen in der Hand der Ungerechtigkeit -, sondern zum „Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist“ (Röm. 12, 1). (Christoph Blumhardt)


Die Sünde ist ein Abweichen von Gott, eine Uebertretung des göttlichen Gesetzes, sie ist das Unrecht. Nun aber will ein gläubiger Christ nicht gerne von Gott abweichen, noch Gottes Gebot übertreten noch Unrecht thun, sondern sein Verlangen ist, daß Jesus in ihm lebe, und daß der heilige Geist ihn regiere, weil er aber dieses nicht allezeit so vollkommen ins Werk richten kann, so muß er kämpfen wider die Sünde. Dieser Kampf besteht darin: 1) der gläubige Christ weiß, daß, wer aus Gott geboren ist, der thut nicht Sünde, nämlich mit Vorsatz und willen, und darum hütet er sich, daß er seinen Gott nicht wissentlich und vorsätzlich beleidige. 2) Weil ihm aber das nicht genug ist, sondern er wollte auch gerne sein ganzes Herz, Seele, Geist und Leben seinem Gott heiligen und weihen, so bekümmert ihn oft ein einziges sündliches Wort, das er geredet, es betrübt ihn ein böser aufsteigender sündlicher Gedanke, und so er in der That Gott oder den Nächsten beleidiget, so seufzt er darüber. In diesem Kampf 3) nimmt er seine Zuflucht zu Jesu Christo, und bittet um Kraft und Stärke, er wolle ihm helfen die Sünde und Welt überwinden. 4) Soll er nicht allein desto andächtiger beten, sondern auch auf seine aufsteigende Lüste und Gedanken desto mehr Acht haben, die Orte und Personen meiden, dadurch er in Sünden kann gestürzt werden. So kann er auch 5) versichert seyn, weil er in einer heiligen Verfassung stehet, und Verlangen hat, Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und allen Kräften zu dienen, daß, der das wollen hat gegeben, werde auch das Vollbringen dazu verleihen; Jesus werde seine Mängel und Fehler mit seinem Blute zudecken, ja der herzliche Verlangen ihm lassen wohlgefallen. (Johann Friedrich Stark)

6:14 Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.5); 6); 7); 8); 9)
Die Sünde wird herrschen, wenn sie kann: sie kann nicht zufriedengestellt werden mit irgend einem Platz unter dem Throne des Herzens. Wir fürchten zuweilen, daß sie uns überwinden wird, und dann rufen wir zum Herrn: „Laß kein Unrecht über mich herrschen.“ Dies ist seine tröstliche Antwort: „Die Sünde wird nicht herrschen können über euch.“ Sie mag euch angreifen und sogar verwunden; aber sie soll nie die Herrschaft über euch gewinnen.
Wären wir unter dem Gesetz, so würde unsre Sünde Kraft sammeln und uns unter ihre Macht halten; dann es ist die Strafe der Sünde, daß der Mensch unter die Macht der Sünde kommt. Da wir indes unter dem Gnadenbund sind, so sind wir gegen die Trennung von dem lebendigen Gott gesichert durch die gewisse Erklärung des Bundes. Gnade ist uns verheißen, durch die wir von unsren Irrwegen zurückgebracht, von unsren Unreinheiten gereinigt und befreit werden.
Wir möchten vielleicht in Verzweiflung uns niederlegen und es zufrieden sein, „den Ägyptern zu dienen.“ wenn wir immer noch als Sklaven arbeiteten, um das ewige Leben zu erwerben; aber da wir des Herrn Freie sind, so fassen wir Mut, mit unsrer Verderbtheit und unsren Versuchungen zu kämpfen, versichert, daß die Sünde uns nie wieder unter ihre Gewalt bringen soll. Gott selbst gibt uns den Sieg durch unsren Herrn Jesum Christum, dem Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. (Charles Haddon Spurgeon)
Alle Juden waren ehemals in gewissem Verstand unter dem Gesetz, wie Paulus Röm. 4,16. andeutet, denn sie waren verpflichtet, das Gesetz Mosis mit allen Ceremonien, die dasselbe vorschrieb, zu halten, wurden aber von Christo erlöset, daß sie die Kindschaft des Neuen Testaments empfingen, Gal. 4,5. Auf eine andere Weise, die Röm. 7. beschrieben ist, muß ein jeder Mensch, der unter die Herrschaft der Sünde gekommen ist, einmal unter dem Gesetz sein, ob er schon nicht verpflichtet ist, die Ceremonien, welche nur die Juden angingen, zu beobachten; denn des Gesetzes Werk oder Hauptzweck ist dieses, daß das hohe Recht Gottes, eine vollkommene Heiligkeit zu fordern und die Sünder zu verdammen, von dem Menschen erkannt werde. Dieses Recht hat aber Gott gegen alle Menschen, sie seien Juden oder Heiden, und e ist zur Ehre Gottes nöthig, daß dasselbe von einem jeden Menschen mit einem tiefen Eindruck erkannt werde. Es gibt also eine Zeit, da das Gesetz einem Sünder zum Tode gereicht, Röm. 710., das ist, ihn unter einer gewaltigen Zermalmung aller seiner Seelenkräfte überzeugt und fühlen läßt, daß er des Todes würdig sei. Er will sich zwar durch die Verbesserung seiner Natur und seines Wandels helfen; so sehr ihn aber das Gesetz zu dieser Verbesserung als seiner großen Pflicht dränget und treibet, so unmöglich sit sie ihm zu selbigen Zeit, weil ihn das Gesetz nicht lebendig macht, Gal. 3,21., oder ihm keine geistliche Kraft darreicht. Daher entstehen die Klagen, die Röm. 7,14-24. beschrieben werden. In diesem Zustand darf und kann aber der Mensch nicht bleiben, sondern er muß durch den Glauben, den der Heilige Geist durch das Evangelium in ihm wirket, in einen andern Zustand übergehen, bei welchem man von ihm sagen kann: er sei nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Das Gesetz schrecket, die Gnade bringt den Frieden Gottes in’s Herz. Das Gesetz treibt zu mühsamen und vergeblichen Versuchen, sich selbst zu bessern, die Gnade macht von der Sünde frei. Das Gesetz tödtet, die Gnade macht lebendig. Sobald der himmlische Vater Seinen Sohn dem Menschen durch den Heiligen Geist innerlich offenbart, sobald erlangt er Gnade. Nun wird er von dem Berg Sinai auf den Hügel Golgatha geführt, und siehet Denjenigen an, der da ein Fluch für ihn geworden ist und ihn vom Fluch des Gesetzes erlöset hat. Auch wird er auf den Berg Tabor geführt, um aus der Verklärung Jesu einigermaßen zu erkennen, zu welcher Herrlichkeit er dereinst durch Ihn gelangen solle.
Heut zu Tag legt sich die Christenwelt insgemein darf, daß sie ohne Gesetz lebe, wie Paulus Röm. 7,9. redet. Ihre Sittenlehre ist etwas Todtes, folglich nicht das Gesetz Gottes, welches Paulus einen tödtenden, folglich sehr mächtigen Buchstaben nennet. Darum ist auch die Sünde bei ihr todt, das ist, sie macht ihr mit ihrer tödtenden Kraft, welche sie durch’s Gesetz ausübt, nichts zu schaffen. Wer aber immer so ohne Gesetz lebt, und sich dessen mit Fleiß erwehrt, gelangt nie zur Gnade; denn das Gesetz ist der Vorhof, durch welchen man durchgehen muß, wenn man in das Heiligthum der Gnade hineingehen will. Wehe aber auch demjenigen, der, wenn er in diesen Vorhof gekommen ist, wieder zurückgeht, ehe er zur Gnade gelangt ist! Gnade ist das Ziel der Bekehrung. Unter der Gnade sein ist ein seliger Stand, der ewiglich währen soll. (Magnus Friedrich Roos)

6:15 Wie nun? Sollen wir sündigen, dieweil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!

6:16 Wisset ihr nicht: welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?
Es ist eine unleugbare Tatsache, dass der Mensch in seinem Tun und Handeln nicht gar so selbständig ist, wie sich dies viele einreden. Die Mächte von unten und die Mächte von oben üben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unser Herz aus. Es ist deshalb unsere Pflicht, wohl zu prüfen, unter wessen Macht und Einwirkung wir stehen. Satan zieht, und Jesus zieht! Von wem lassen wir uns ziehen? Da alle Menschen „unter die Sünde verkauft“ sind und Satan „sein Werk hat in den Kindern des Ungehorsams“, so müssen wir unser Herz und Wesen reinigen lassen von allem Bösen. Wollen wir mit Gott wandeln, so müssen wir uns scheiden und scheiden lassen von allem widerchristlichen Wesen. Was der Welt und dem Teufel angehört, das soll uns nicht mehr anhaften. Wir haben uns ständig zu wehren gegen die auf uns einstürmende Macht der Finsternis, damit wir nicht verstrickt und gefangen werden. Wir müssen und können uns mit Wissen und Willen, mit Ernst und Eifer losreißen von den Verlockungen zur Sünde. Habe nur mit Christus, deinem verklärten Herrn im Himmel, innige Fühlung, lass dich von Seinem Geiste mahnen, bewahren und leiten, und lass die Macht Seines Wortes täglich deinen Sinn und Wandel regieren. Wer so unter Gott steht und bleibt, der macht den Einfluss von unten unschädlich; entziehen kann er sich den höllischen Angriffen nicht, aber er kann sie in der Kraft des Heiligen Geistes überwinden. Gott stehet für diejenigen, die unter Ihm stehen. Seine Allmacht und Liebe ist ihr Sieg. (Markus Hauser)

6:17 Gott sei aber gedankt, daß ihr Knechte der Sünde gewesen seid, aber nun gehorsam geworden von Herzen dem Vorbilde der Lehre, welchem ihr ergeben seid.
Freilich hat man Gott zu danken, wenn man Leute vor sich sieht, zu denen man sagen kann: ihr seid Knechte der Sünde gewesen, ihr waret weiland Finsterniß, ihr waret todt und verloren: aber nun seid ihr dem Vorbild der Lehre von Herzen gehorsam, nun seid ihr ein Licht in dem HErrn, nun seid ihr die Leute, denen man das Zeugniß geben kann, sie seien lebendig gemacht und gefunden worden. Eine solche Veränderung verwandelt den ganzen Zustand des Menschen, und gibt den Ausschlag zu seinem ewigen Heil. Was nun die Knechtschaft anbelangt, von welcher Paulus Röm. 6,17. redet, so sagt Christus Joh. 8,34.: wer Sünde thut, der ist der Sünde Knecht, und hiemit kommt überein, was Paulus Röm. 6,16. schreibt: wisset ihr nicht, wem ihr euch darstellet als Knechte zum Gehorsam, dessen Knechte seid ihr, dem gehorchet ihr, und so verhält es sich, ihr möget Knechte der Sünde zum Tod, oder des Gehorsams zur Gerechtigkeit sein. Petrus aber sagt 2 Petr. 2,19.: von welchem Jemand überwunden ist, deß Knecht ist er worden. Die Erfahrung lehrt es auch, daß wenn ein Mensch eine Sünde einmal begangen hat, und nicht schnell durch Scham und Gewissensangst davon wieder zurück getrieben worden, sondern sich mit einem bedächtlichen Vorsatz dieser Sünde als einem vermeinten angenehmen Herrn zum längern Gehorsam dargestellt hat, so ist er ein Knecht der Sünde. Man begeht die Sünde einmal über das andere. Der Leib und die Seele werden dazu gestimmt. Man sieht den Schaden ein, den man von der Sünde hat, und begeht sie doch wieder; man schilt sich selber einen Narren, und sündiget doch in der Narrheit wieder. Nach dem Ausspruch Petri fängt die Knechtschaft an, wenn man überwunden wird; und man wird freilich auch von der Sünde überwunden, läßt sich aber gern von ihr überwinden, weil sie dem Fleisch angenehm ist. Wie kann aber ein Knecht der Sünde wieder frei werden? Christus sagt Joh. 8,31.32.: so ihr bleiben werdet in Meiner Rede, so seid ihr Meine rechten Jünger, und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. Auch sagt Er V. 36.: so euch der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei. Wenn aber der Sohn Gottes den Knecht der Sünden durch Sein wahrhaftiges und kräftiges Wort frei macht, was wird er alsdann? Er wird ein Knecht der Gerechtigkeit und Gottes, Röm. 6,18.22. Bei dieser neuen Knechtschaft, ja auch bei dem Uebergang in dieselbe braucht der große Gott keinen Zwang, sondern legt dem Menschen ein Vorbild der Lehre oder einen Lehrplan, nämlich Sein Evangelium vor, welches wahrhaftig und ehrwürdig, lebendig und kräftig ist, und dem Verstand als eine vortreffliche Weisheit, dem ganzen Menschen aber als eine heilsame Arznei angeboten wird. Wenn nun der Mensch unter dem kräftigen, aber nicht zwingenden Antrieb des Heiligen Geistes von Herzen, folglich mit Ueberzeugung und williglich diesem Lehrplan unterthänig wird, und sich demselben ergibt, um ganz darnach gebildet und selig zu werden: so ist er ein Knecht Gottes, und hat dieses als eine Frucht dieser Knechtschaft zu genießen, daß er heilig wird, das Ende derselben aber ist das ewige Leben. Heilige, HErr, Deinen Knecht, und gib ihm das ewige Leben. (Magnus Friedrich Roos)

6:18 Denn nun ihr frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte der Gerechtigkeit geworden.
Kein Mensch ist jemals sein eigener Herr; er ist entweder der Sünde Knecht, und dann ist er zu seinem Verderben frei von der Gerechtigkeit; oder er ist der Gerechtigkeit Knecht, und dann ist er zu seinem Heile frei von der Sünde. Eine und dieselbe Gnade, die uns frei macht von der Sünde, macht uns auch zu Knechten der Gerechtigkeit. Davon schreibt der Apostel Röm. 6, 18: „Nun ihr frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit.“ Die Gnade macht frei von der Sünde. Wer es in ihrem Dienst nicht mehr aushalten kann und klagt: „Meine Sünden gehen über mein Haupt und wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden!“ an dem ist die vorlaufende Gnade Gottes schon zu seiner Befreiung wirksam. Er hüte sich aber vor der Vermessenheit, aus eigener Kraft sich selbst befreien zu wollen. Es wird ihm nicht gelingen, und jeder mißlungene Versuch der Selbstbefreiung seine Banden nur noch ärger machen. Nur die Gnade des dreieinigen Gottes macht frei. Gott errettet von der Obrigkeit der Finsterniß. Welche der Sohn Gottes frei macht, die sind recht frei. Das Gesetz des Geistes macht frei von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Suche du Erkenntniß der Gnade Gottes, die in Christo erschienen, durch das Evangelium bezeugt, durch die heiligen Sakramente versiegelt, durch den heiligen Geist dem Glauben zugeeignet, und keinem vorenthalten wird, der sie begehret. Laß nicht nach im Gebet, bis es dir gegeben wird, von ganzem Herzen zu glauben, daß du an Christo habest die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden. Wo aber Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit. Da ist man frei geworden von der Sünde. Zwar klebt auch dem begnadigten Menschen die Sünde noch an; es steigt ein arger Gedanke in ihm auf, es regt sich in ihm eine böse Lust, es geht ein unrechtes Wort über seine Lippen, es kommt im Werk und Wandel hie und da ein Fehlgriff und Fehltritt vor: aber er steht nicht mehr auf Seiten der Sünde, sondern auf Seiten Gottes. Er nimmt keinerlei Sünde durch Entschuldigung und Beschönigung gegen Gottes Urtheil und Recht in Schutz, er erkennt, verdammt, bereut, beweinet und beklagt sie, sucht aus der Fülle der Gnade die Vergebung und Reinigung der Sünde, und hütet sich um so sorgfältiger vor ihr. So macht die Gnade frei von der Sünde, aber auch zu Knechten der Gerechtigkeit, wie der Apostel schreibt: „Ihr seid Knechte der Gerechtigkeit geworden.“ Damit aber soll nicht der Geist und Sinn der Begnadigten als ein knechtlicher bezeichnet werden. Denn es heißt: „Ihr habt nicht einen knechtlichen Geist empfangen, daß ihr euch abermal fürchten müßtet, sondern einen kindlichen Geist, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!“ Sondern es wird damit der Zustand der Begnadigten bezeichnet als eine Dienstbarkeit der Gerechtigkeit. Dieselbe Gnade, die uns von der Sünde erlöset, läßt uns nicht überhaupt los, sondern ziehet uns zu sich, verbindet uns mit sich selbst, legt uns anstatt des drückenden Sündenjochs und der schweren Sündenlast ihr sanftes Joch und ihre leichte Last auf, und lässet uns in Seilen der Liebe gehen. Da ist gut Knecht sein. Da ruft man mit Freuden und Frohlocken (Psalm l16, 16.): „O Herr, ich bin dein Knecht; ich bin dein Knecht, deiner Magd Sohn. Du hast meine Bande zerrissen!“ (Carl Johann Philipp Spitta)

6:19 Ich muß menschlich davon reden um der Schwachheit willen eures Fleisches. Gleichwie ihr eure Glieder begeben habet zum Dienst der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zur andern, also begebet auch nun eure Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden.
Mit der Bekehrung vollzieht sich ein Herrschaftswechsel. Unter der Knechtschaft des Teufels steht das Weltkind. Durch die Sünde herrscht er in den Kindern des Ungehorsams. Den Gefallenen und Gebundenen erfüllt der Geist dieser Welt, ja, er wird getrieben, vom Geiste aus dem Abgrund. Wer lange in Fleischessünden gelebt hat, ist ganz durchseucht vom Satansgift. Leib und Seele haben unter fortgesetzten Zerrüttungen viel gelitten. Jetzt aber wird alles neu. Der Geist Gottes will und muss nach und nach die ganze Person erfüllen. Das hat seine Schwierigkeiten, aber Jesus gewinnt durch Sein Wort den Sieg. Nicht auf einmal, nicht von heute auf morgen; je treuer der Begnadigte mit der anvertrauten Gabe umgeht, desto mehr kann ihm der Herr mitteilen. Es hängt erstaunlich viel davon ab, dass wir es verstehen, das bereits empfangene Geistesmaß zu vertiefen. Mehr empfängt, wer ein Geistesgefäß sein will, wer durch Gottes Gnade das Wort immer treuer befolgt. Wie ehedem die Sünde in dir geherrscht hat, also will jetzt die Gnade in dir die alles durchdringende, beeinflussende und bestimmende Macht sein. Der Geist Jesu Christi soll nun regieren. Kräfte des Lebens durchströmen dich, weil der Geist dessen in dir ist, der Christum von den Toten auferweckt hat. Wie früher die Sünde im Fleische die bestimmende und treibende Macht war, also ist es jetzt der Heilige Geist, der dich leitet, führt, treibt und beherrscht. So gib deine Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit her, nachdem dir Barmherzigkeit widerfahren ist. (Markus Hauser)

6:20 Denn da ihr der Sünde Knechte wart, da wart ihr frei von der Gerechtigkeit.

6:21 Was hattet ihr nun zu der Zeit für Frucht? Welcher ihr euch jetzt schämet; denn ihr Ende ist der Tod.

6:22 Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet, das Ende aber ist das ewige Leben.
Unser Charakter, unser inneres Werden, gilt vor dem Herrn viel mehr als unser Tun und Arbeiten. Ist das Innere erst zu einer bestimmten Höhe und Reife gekommen, dann wird das Tun als reife Frucht von selbst kommen. In unserem Text ist sogar das Heiligwerden als Frucht hingestellt. Frucht ist die Folge einer gesunden natürlichen Entwicklung des guten Samens, wenn keine besonderen Hemmungen und Hindernisse diese Entwicklung stören. Hat Jesus sein gutes Werk in uns begonnen, so zielt solches Werk aufs Fruchttragen - auf die Heiligung jetzt und die Heiligkeit in jenem Leben. Die erfahrene Vergebung der Sünden zielt auf das völlige Geschiedenwerden von der Sünde hin; der erfahrene Frieden auf den vollen Frieden der Seligkeit; die erfahrene Freude auf die Vollkommenheit der Freude. Wollen wir mit uns selbst Geduld haben und den jungen Baum nicht verdammen, wenn seine Früchte noch nicht so groß und so süß sind, wie sie sein werden, wenn die Sonne der Ewigkeit sie reift. Ihre Art erkennt man doch. Beim Ungläubigen wird die Frucht seines Lebens böser und bitterer mit den Jahren; bei uns umgekehrt.
Herr Jesu, du verlangst jetzt nicht mehr als möglich ist im Schattenlande des Stückwerks, und doch soll man deine Veredlungsarbeit aus unseren Früchten erkennen. Da bitten wir dich, hilf uns, segne unser Wachsen und Werden um deinetwillen. Amen. (Samuel Keller)

6:23 Denn der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserm HERRN.10); 11); 12)
Der Apostel hat Recht, wer unter der Gnade steht und nicht mehr unter dem Gesetz, der ist frei geworden von der Sünde. Auch ich bin es, Gott sei Dank; aber doch bin ich noch oft so wankend im erkannten Guten, bin nicht fest genug, Allem zu widerstehen, was mich von strenger Befolgung meines Gewissens abhalten will. Ich schäme mich meiner Schwäche und Unstandhaftigkeit. Wie selten kann ich auf mich selber rechnen! Wie selten bin ich mir selbst gleich! Wie bald bin ich von einem vernunftlosen Triebe hingerissen! – Herr, mein Gott, mir fehlt unerschütterlicher Muth; mir fehlt unüberwindliche Beharrlichkeit in guten Entschlüssen. Ich suche Stärke bei Dir! Alles kann ich durch Dich werden, was ich werden soll. Verzagen darf ich nie um meiner Schwachheit willen; denn Du bist in den schwachen mächtig. Wie viele Deiner ersten Jünger, mein Herr und Heiland, waren wankelmüthig wie ich, und sind standhaft geworden in der Wahrheit durch die Kraft des Geistes! Auch ich kann es werden durch Deinen Geist.
Ich muß es werden, wenn ich Dir gefallen soll. Ich muß gut, zuverlässig gut werden, unverführbar zum Bösen, unabtreiblich von dem, was ich als Dein Gebot erkenne; und vor allem muß ich glauben, daß ich es durch Dich und mit Dir werden könne. So laß denn, o mein Herr und Gott, mein Gebet um die Kraft Deines Geistes nicht umsonst sein. So erwecke denn in mir den ernsten Willen, immer fester zu werden in heiliger Gesinnung, stärke mein Herz und flöße mir immer mehr Muth ein, Allem zu widerstehen, was mich niederschlagen könnte. Mein Wille sei immer redlicher und stärker! meine Demuth immer reiner von allem Stolze, aller Eitelkeit! meine Geduld sei immer gleichförmiger! meine Liebe, fern von aller Laune, widerstehend aller Trägheit, sei immer unermüdeter, wohlthätiger, immer geneigter zum Geben und Vergeben, immer wirksamer und unwandelbarer; meine Andacht sei nie kalt, sei stets feurig und innig! keine Schmeichelei, kein Lob, kein Tadel berede mich zum Laster, kein irdischer Vortheil oder Schaden mache mich meiner Pflicht und meinem Gewissen untreu! Bilde Du mich, o mein Herr, durch Deinen Geist zu einem Knechte der Gerechtigkeit, daß ich heilig werde; das Ende aber sei das ewige Leben. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


In diesem Kapitel widerlegt der Apostel den Einwurf wider seine tröstliche Lehre, daß, wo die Sünde mächtig werde, die Gnade Gutes noch viel mächtiger sey, den Einwurf, als wenn hieraus eine Veranlassung zur sündlichen Freiheit und Sicherheit folgen würde, und als wenn man deßhalb um so mehr sündigen dürfte, damit die Gnade Gottes desto mächtiger werde. Er zeiget klärlich, daß die Lehre von der Gnade Gottes keine Freiheit zu sündigen verstatte, - daß die Vereinigung der getauften Christen mit ihrem Heiland neben dem Dienst der Sünden nicht bestehe, sondern eines das andere aufhebe, - daß ein Mensch, welcher der Sünde mit Christo abgestorben sey, nun nicht mehr derselben leben könne, daß, wer mit Ihm zu einem neuen geistlichen Leben erweckt sey, nun nicht mehr in den alten sündlichen Wegen des Todes fortgehen dürfe. Ja er nimmt hieraus Gelegenheit, vor der Sünde treulich zu warnen - und zur Gottseligkeit beweglich zu vermahnen. Er gibt zu, daß in unserm Fleisch noch sündliche Lüste seyen; aber man dürfe sie nicht herrschen lassen - noch auch die äußerlichen Glieder zu Werkzeugen der Ungerechtigkeit hergeben; vielmehr solle die Gnade zum Gehorsam Gottes und zum Streit wider die Sünde ebenso kräftig treiben, als vorher - im Dienst der Sünden - der Trieb des Fleisches zur Sünde groß gewesen war, und das um so viel mehr, weil im Dienst der Gerechtigkeit ein ganz anderer und unvergleichlich besserer Lohn zu gewarten sey.
Dies sollen wir uns nun gesagt seyn lassen - und sollen uns sonderlich vor dem bösen Lohn des Sündendienstes hüten, da wir uns vor unserm eigenen Herzen, vor ehrlichen Leuten auf Erden und am jüngsten Gericht vor Gott und allen heiligen Engeln und Auserwählten schämen müßten - und am Ende nichts anderes, als zeitlichen und ewigen Tod, zum verdienten Sold zu gewarten hätten. Vielmehr wollen wir uns immer ermuntern, in den Dienst Gottes ungesäumt einzutreten - und in demselbigen beständig zu verharren, wollen auch unsere Herzen zu aufrichtigem Gehorsam, unsern Mund und unsere Zunge zu Seinem Lob und Preis, unsere Hände zum Dienst Seiner Gläubigen und Heiligen auf Erden - und alle unsere Glieder zu Werkzeugen der Gerechtigkeit widmen und ergeben; so werden wir nicht allein hier auf Erden, sondern auch dort im Himmel aus Gnaden reichen Lohn empfahen; denn „die Gottseligkeit ist (doch) zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens“; welche Gnadengabe Gott durch Christum uns allen schenken wolle. Amen. (Veit Dieterich)


Hebr. 10, 10; 1. Kor. 1,30.31; Röm. 6. Es ist wichtig, sich darüber klar zu werden, daß wir schon mit der Rechtfertigung auf den Boden der Heiligung gestellt sind. Daß wir geheiligt sind durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi, sagt schon Hebr. 10, 10. Was heißt das aber, Gott geheiligt sein?
Mit seinem „Hier bin ich“ heiligt der Sohn sich, weiht sich dem Vater. Und auf die Erde herabgekommen, ist sein ganzes Leben ein sich Gott heiligen. Wie das? Indem er nie etwas aus sich selber tat, allezeit und für alles des Vaters Wink und Wort erwartete, nur redete, was er vom Vater hörte, nur tat, was er den Vater tun sah. So lebte er Schritt für Schritt ein Leben der Heiligung bis ans Kreuz, daß durch seinen gebrochenen Leib ein neuer und lebendiger Weg geschaffen werde, und solche wie du und ich nicht mehr unser eigenes, sondern ein heiliges, von Gott ausgehendes Leben leben können.
So können wir verstehen, was Röm. 6, 6 sagt: „mit Christus gekreuzigt.“ „Aus ihm seid ihr in Christus“ (1. Kor. 1, 30); in Christus können wir nicht sein, ohne mit ihm gekreuzigt zu sein. Durch unendliche Liebe hat er sich mit der Menschheit in Eins zusammengeschlossen, bis unter ihren Fluch hinunter. „Er wurde zur Sünde gemacht“ für uns, daß wir „Gottes Gerechtigkeit“ würden in ihm (2. Kor. 5, 21). Was wäre über uns gekommen, wo nicht seine Person und sein Kreuz Schirm und Schild für uns und die ganze Welt geworden wäre! So sind wir denn nun durch sein Opfer ein für alle Mal geheiligt. Manche liebe Christen haben versucht Röm. 6, 13 und Röm. 12,1 auszuleben, aber es ist ihnen nicht gelungen, weil sie nicht bis auf den Grund des Wortes durchgeschaut haben. Sie verstanden nicht die erste Hälfte von Kap. 10 im Hebräerbrief, sie begannen mit der zweiten Hälfte. Die Grundlage ist und bleibt: Er tat etwas für uns. „Wisset ihr nicht, daß alle, die in Christus sind, in seinen Tod (d. h. in seine Verbannung, in seinen Fluch) hineingetauft sind“, -„damit der Leib der Sünde abgetan sei“? (Röm. 6,3.6.) Wir wurden mit ihm (in ihm) gekreuzigt und begraben, auf daß, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also wir in Neuheit des Lebens wandeln sollen. Denn wenn wir mit ihm verwachsen sind in Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in seiner Auferstehung sein, indem wir dieses wissen, daß unser alter Mensch, - nicht unsre Sünden, sondern das, was wir vor unsrer Bekehrung waren, und nie wieder werden können, - „mitgekreuzigt worden ist“ (V. 4-6). Ober unsern alten Menschen ist das ergangen, was über Jericho erging, als die Greise, Männer, Weiber und Kinder ohne Barmherzigkeit vertilgt wurden.
Was wir vor unsrer Bekehrung waren, war so untrennbar und unlösbar von Sünde durchzogen, daß die Person selbst, der ganze Mensch, gekreuzigt werden mußte. Nicht ein Glied Christi, sondern er selbst, der ganze Mensch Jesus, wurde gekreuzigt. Mein „alter Mensch“, nicht ein Prinzip, sondern eine Person ist mit Christus gekreuzigt worden. Zu welchem Zweck?, „daß der Leib der Sünde zerstört, abgetan sei“. Es heißt nicht „das Prinzip der Sünde“, es heißt „der Leib der Sünde“, in der vollen Bedeutung des Wortes. Unser ganzer Leib mit all seinen Gliedern ist ein Leib der Sünde geworden und mußte abgetan werden. Nach Röm. 7, 2. 3 ist meine Person, mein Ich, verbunden mit dem Leibe der Sünde wie ein Weib mit ihrem Manne. Die schmachvollen Bande, die mich . an den Leib der Sünde ketten, können aber nur durch den Tod des alten Menschen gelöst werden. Nur durch den Tod ihres Mannes wird das Weib frei, sich mit einem andern zu verbinden. Ist der Leib der Sünde zerstört, so bin ich frei, eines andern zu werden.
Nach vollzogenem Gericht kann ich nun durch den Glauben Gott die Glieder darbieten, die bisher Glieder der Sünde waren und die es wieder werden können, sobald ich zurückgehe und nicht bleibe in Christo. Der Glaube ist keine Einbildung, er repräsentiert die höchsten, einzigen Realitäten. Das, was über unsern Herrn erging, ist Tatsache. Wie sich Christus durch die Macht seiner Liebe wesenhaft mit der Menschheit in Eins zusammenschloß, so schließt mich lebendiger Glaube wesenhaft mit Christus zusammen. So wahr er Mensch wurde und unsre Natur annahm, so wahr bin ich durch den Glauben mit Christus gekreuzigt, erlöst aus schmählicher Knechtschaft, hochheilig dem Herrn durch Opferung seines Leibes. (Otto Stockmayer)

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