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Micha, Kapitel 7

Micha, Kapitel 7

7:1 Ach, es geht mir wie einem, der im Weinberge nachliest, da man keine Trauben findet zu essen, und wollte doch gerne die besten Früchte haben.

7:2 Die frommen Leute sind weg in diesem Lande, und die Gerechten sind nicht mehr unter den Leuten. Sie lauern alle auf Blut; ein jeglicher jagt den andern, daß er ihn verderbe,

7:3 und meinen, sie tun wohl daran, wenn sie Böses tun. Was der Fürst will, das spricht der Richter, daß er ihm wieder einen Dienst tun soll. Die Gewaltigen raten nach ihrem Mutwillen, Schaden zu tun, und drehen's wie sie wollen.

7:4 Der Beste unter ihnen ist wie ein Dorn und der Redlichste wie eine Hecke. Aber wenn der Tag deiner Prediger kommen wird, wenn du heimgesucht sollst werden, da werden sie dann nicht wissen, wo aus.

7:5 Niemand glaube seinem Nächsten, niemand verlasse sich auf einen Freund; bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft.

7:6 Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter setzt sich wider die Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter; und des Menschen Feinde sind sein eigenes Hausgesinde.

7:7 Ich aber will auf den HERRN schauen und des Gottes meines Heils warten; mein Gott wird mich hören.
Freunde mögen untreu sein, aber der Herr wird sich nicht von der begnadigten Seele wenden; im Gegenteil, Er wird alle ihre Wünsche hören. Der Prophet spricht: „Bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft. Des Menschen Feinde sind sein eignes Hausgesinde.“ Dies ist ein elender Stand der Sachen; aber sogar in solchem Falle bleibt der beste Freund treu, und wir können Ihm all unseren Kummer erzählen.
Es ist für uns weise, auf den Herrn zu blicken und nicht mit Männern oder Frauen zu streiten. Wenn unsre liebevollen Mahnungen von unsren eigenen Verwandten mißachtet werden, so laßt uns auf den Gott unsres Heils harren, denn Er wird uns hören. Er wird uns nur um so mehr hören um der Unfreundlichkeit und Bedrückung andrer willen, und wir werden bald Ursache haben zu rufen: „Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich daniederliege!“
Weil Gott der lebendige Gott ist, kann Er hören; weil Er ein liebevoller Gott ist, will Er hören; weil Er unser Bundesgott ist, hat Er sich verpflichtet, uns zu hören. Wenn jeder unter uns von Ihm als „Mein Gott“ sprechen kann, so können wir mit völliger Gewißheit sagen: „Mein Gott wird mich hören.“ Komm denn, o blutendes Herz, und laß deine Schmerzen sich ausschütten vor dem Herrn, deinem Gott! Ich will im Verborgenen das Knie beugen und in meinem Innern flüstern: „Mein Gott wird mich hören.“ (Charles Haddon Spurgeon)

7:8 Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich darniederliege! Ich werde wieder aufkommen; und so ich im Finstern sitze, so ist doch der HERR mein Licht.
Dies mag das Gefühl eines Mannes oder einer Frau aussprechen, die zu Boden getreten und unterdrückt sind. Unser Feind mag unser Licht auf eine Zeitlang auslöschen. Es ist gewisse Hoffnung für uns in dem Herrn; und wenn wir auf Ihn vertrauen und rechtschaffen und lauter bleiben, so wird unsre Zeit des Daniederliegens und der Finsternis bald vorüber sein. Die Beschimpfungen der Feinde währen nur einen Augenblick. Der Herr wird bald ihr Lachen in Leidtragen wandeln und unser Seufzen in Singen.
Wenn auch der große Feind der Seelen eine Weile über uns triumphieren sollte, wie er über bessere Männer, als wir sind, triumphiert hat, so laßt uns doch ein Herz fassen, denn wir werden ihn binnen kurzem überwinden. Wir sollen aufstehen von unsrem Fall, denn unser Gott ist nicht gefallen, und Er wird uns aufheben. Wir sollen nicht in der Finsternis bleiben, obwohl wir für den Augenblick darin sitzen; denn unser Herr ist die Quelle des Lichtes, und Er wird uns bald einen freudevollen Tag bringen. Laßt uns nicht verzweifeln oder auch nur zweifeln; Ein Umdrehen des Rades, und die Untersten werden oben sein. Wehe denen, die jetzt lachen, denn sie werden trauern und weinen, wenn ihr Prahlen in ewige Verachtung verwandelt worden ist. Aber gesegnet sind alle heilig Trauernden, denn sie sollen göttlich getröstet werden. (Charles Haddon Spurgeon)


Beschwerde, Anstoß, Kummer und Ängstlichkeit kann sich manchmal ein Gemüt machen, wenn man nicht nur seine eigenen Gebrechen, Fehler und Verderbnisse sieht, sondern auch gar aus Schwachheit, aus Unvorsichtigkeit oder aus Übereilung selbst zum Fall kommt; dass man selbst öfters sündigt und vor dem Herrn Übels tut. Ach, da kann das Herz gewaltig an das Stolpern geraten, den Mut manchmal wegwerfen und sich gar des Weges wieder entschlagen und denken: „nun ist es gar mit mir verdorben, nun ist es gar nichts wert mit mir. Siehe, so grob hast du es nun gemacht!“ Indessen, was ist zu tun? Es ist nun einmal geschehen. „Habe ich dich beleidigt, was tue ich dir damit, o du Menschenhüter?“ sagt Hiob (7, 20). So sage du denn auch zu ihm: „Ob ich schon in den Kot gefallen bin, Herr Jesu, dennoch, dennoch bleibe ich stets bei dir; dennoch will ich wieder zu dir kehren. Ich will wieder eine neue Übereinkunft mit dir machen. Wenn ein Kind gefallen ist, so muss es sich allerdings wieder zur Mutter kehren. Aber weshalb kommt ein Kind zum Fallen? Weil es nicht bei der Mutter bleibt. Nun, Herr Jesu, ich will stets bei dir bleiben. Ich sehe wohl, was davon kommt, wenn man nicht fleißig betet, wenn man nicht fein nahe bei seinem Herzen bleibt, wenn man sich nicht stets an deiner Hand festhält. Ach, ich würde immer fallen, wenn ich nicht bei dir bliebe. Halte du mich fest bei deiner Hand, dass ich forthin nimmermehr falle!“ (Gerhard Tersteegen)

7:9 Ich will des HERRN Zorn tragen, denn ich habe wider ihn gesündigt, bis er meine Sache ausführe und mir Recht schaffe; er wird mich ans Licht bringen, daß ich meine Lust an seiner Gnade sehe.

7:10 Meine Feindin wird's sehen müssen und mit aller Schande bestehen, die jetzt zu mir sagt: Wo ist der HERR, dein Gott? Meine Augen werden's sehen, daß sie dann wie Kot auf der Gasse zertreten wird.

7:11 Zu der Zeit werden deine Mauern gebaut werden, und Gottes Wort wird weit auskommen.

7:12 Und zur selben Zeit werden sie von Assur und von den Städten Ägyptens zu dir kommen, von Ägypten bis an den Strom, von einem Meer zum andern, von einem Gebirge zum andern.

7:13 Denn das Land wird wüst sein seiner Einwohner halben, um der Frucht willen ihrer Werke.

7:14 Du aber weide dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Erbteils, die da besonders wohnt im Walde, mitten auf dem Karmel; laß sie zu Basan und Gilead weiden wie vor alters.

7:15 Ich will sie Wunder sehen lassen gleichwie zur Zeit, da sie aus Ägyptenland zogen,

7:16 daß es die Heiden sehen und alle ihre Gewaltigen sich schämen sollen und ihre Hand auf ihren Mund legen und ihre Ohren zuhalten.

7:17 Sie sollen Staub lecken wie die Schlangen und wie das Gewürm auf Erden zitternd hervorkommen aus ihren Burgen; sie werden sich fürchten vor dem HERRN, unserm Gott, und vor dir sich entsetzen.

7:18 Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erläßt die Missetat den übrigen seines Erbteils, der seinen Zorn nicht ewiglich behält! denn er ist barmherzig.

7:19 Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Missetaten dämpfen und alle unsre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.
Gott wendet sich nie von seiner Liebe, aber Er wendet sich bald von seinem Zorn ab. Die Liebe zu seinen Erwählten ist seiner Natur gemäß, sein Zorn ist nur seinem Amte gemäß: Er liebt, weil Er die Liebe ist. Er zürnt, weil es zu unsrem Besten notwendig ist. Er wird zurückkommen zu dem Orte, in dem sein Herz ruhet, nämlich der Liebe zu den Seinen, und dann wird Er Mitleid mit unsren Schmerzen haben und sie enden.
Was für eine köstliche Verheißung ist dies: „Er wird unsre Missetaten dämpfen!“ Er wird sie überwinden. Sie versuchen, uns zu knechten, aber der Herr will uns durch seine Rechte Sieg über sie verleihen. Wie die Kananiter sollen sie geschlagen, unter das Joch gezwungen und schließlich getötet werden.
Was die Schuld unsrer Sünden betrifft, wie herrlich ist die hinweggenommen! „Alle ihre Sünden,“ - ja, das ganze Heer derselben; „Du wirst werfen“ - nur ein allmächtiger Arm kann solches Wunder vollbringen; „in die Tiefe des Meeres“ - wo Pharao und seine Wagen versanken. Nicht in die seichten Stellen, wo sie von der Flut wieder freigespült werden könnten, sondern in die „Tiefe“ sollen unsre Sünden geworfen werden. Sie sind alle dahin. Sie sanken auf den Grund wie ein Stein. Halleluja! Halleluja! (Charles Haddon Spurgeon)

7:20 Du wirst dem Jakob die Treue und Abraham die Gnade halten, wie du unsern Vätern vorlängst geschworen hast.

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