Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Jona

Luther, Martin - Vorrede auf den Propheten Jona

(zuerst 1526 erschienen)

Diesen Propheten Jona wollen etliche halten, wie Hieronymus zeigt, er sei der Wittwen Sohn gewesen zu Zarpath bei Zison, die den Propheten Elia näherte zur theuren Zeit, im ersten Buch der König am 17. Kap. (V. 9.) und Luc. 4. (V. 26.) nehmen deß Ursache, daß er hie sich selbs nennet ein Sohn Amithai, das ist, ein Sohn des Wahrhaftigen, weil seine Mutter zu Elia sprach, da er ihn vom Tod erweckt hatte: Nu weiß ich, daß die Rede deines Mundes wahrhaftig ist.

Das gläube, wer da will, ich gläubs nicht, sondern sein Vater hat Amithai geheißen, auf Lateinisch Verax, auf Deutsch Wahrhaftig. Und ist gewesen von Gath-Hepher, welche Stadt liegt im Stamm Sebulon, Josua am 19. Kap. (V. 13.) Denn also stehet geschrieben am 14. Kap. (V. 25.) im andern Buch der Könige: Der König Jerobeam brachte wieder erzu die Grenze Israel von Hemath an bis ans Meer im blachen Felde, nach dem Wort des HERRN, des Gottes Israel, welches er geredt hatte durch seinen Diener Jona, den Sohn Amithai, den Propheten von Gath-Hepher. Auch so war die Wittwe zu Zarpath eine Heidin, wie Christus auch meldet Luc. am 4. (V. 26.). Aber Jona bekennet hie im 1. Kap. (V. 9.), er sei ein Ebräer.

So haben wir nu, daß dieser Jona gewesen ist zur Zeit des Königes Jerobeam, welchs Großvater war der König Jehu, zu welcher Zeit der König Usia in Juda regierte. Zu welcher Zeit auch gewesen sind in demselbigen Königreich Israel die Propheten Hosea, Amos, Joel, an andern Oertern und Städten. Daraus man wohl nehmen kann, wie ein trefflicher, theuer Mann dieser Jona im Königreich Israel gewesen ist, und Gott groß Dinge durch ihn gethan hat, nämlich, daß durch seine Predigt der König Jerobeam so glückselig war, und gewann alles wieder, was Hasael, der König zu Syrien, hatte dem Königreich Israel abgeschlagen.

Aber das ist uber alles, (so er in seinem Volk gethan,) daß er ein solch groß mächtig Königreich zu Assyrien angreifen kann, und so fruchtbarlich prediget bei den Heiden, der bei den Seinen nicht so viel hätte mügen mit vielen Predigten ausrichten; als wollt Gott damit anzeigen den Spruch Jesaiä: Wers nicht gehöret hat, der wirds hören. Zum Exempel, daß alle, so das Wort reichlich haben, dasselb weidlich verachten, und die es nicht haben können, gerne annehmen. Wie Christus Matth. 21. (V. 43.) selb sagt: Das Reich Gottes wird von euch genommen, und den Heiden gegeben, die seine Früchte bringen.

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