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Jesaja, Kapitel 47

Jesaja, Kapitel 47

47:1 Herunter, Jungfrau, du Tochter Babel, setze dich in den Staub! Setze dich auf die Erde; denn die Tochter der Chaldäer hat keinen Stuhl mehr. Man wird dich nicht mehr nennen: „Du Zarte und Üppige “.
Die ganze Ausmalung geht darauf hinaus, darzustellen, dass den Chaldäern eine ganz furchtbare Umwälzung bevorsteht. Sie, die einst der höchsten Ehre gewürdigt waren, werden in ihrer tiefen Schmach und Schande vor aller Welt eine einzigartige Darstellung dessen gewähren, was es heißt: Gott zürnt.
Solange das babylonische Reich blühte, behauptete es seine geachtete Stellung. Man kam ihm mit den höchsten Ehrungen entgegen. Macht und Ansehen verbergen ja oft wie mit einer Decke die hässlichsten Geschwüre. Zieht man aber die Decke weg, so werden sie offenbar und ernten die größte Schmach: Auf dass deine Schande gesehen werde. So sagt schon Demosthenes: „Solange jemand kräftig ist, merkt man die körperlichen Gebrechen im Einzelnen nicht. Nimmt aber die Kraft ab, so kommt alles zum Vorschein, ob es nun ein Bruch ist oder eine Verrenkung oder irgendein anderes Gebrechen. Und so ist es auch bei den Staaten und Herrschern.“ Wenn nämlich ihre Machtstellung erschüttert wird, und sie ihres Ansehens und ihrer Hilfsmittel verlustig gehen, treten ihre verborgenen Schäden zutage. Grausamkeit, Hinterlist, Raublust, Treulosigkeit, ungerechte Quälereien und andere Verbrechen, die man schätzte, solange es wohl um die stand, welche sie übten, werden nach dem Umschlag der Verhältnisse als Schande gewertet. (Jean Calvin)

47:2 Nimm die Mühle und mahle Mehl; flicht deine Zöpfe aus, hebe die Schleppe, entblöße den Schenkel, wate durchs Wasser,

47:3 daß deine Blöße aufgedeckt und deine Schande gesehen werde. Ich will mich rächen, und soll mir kein Mensch abbitten.

47:4 Solches tut der Erlöser, welcher heißt der HERR Zebaoth, der Heilige in Israel.

47:5 Setze dich in das Stille, gehe in die Finsternis, du Tochter der Chaldäer; denn du sollst nicht mehr heißen „Herrin über Königreiche “.

47:6 Denn da ich über mein Volk zornig war und entweihte mein Erbe, übergab ich sie in deine Hand; aber du bewiesest ihnen keine Barmherzigkeit, auch über die Alten machtest du ein Joch allzu schwer,

47:7 und dachtest: Ich bin eine Königin ewiglich. Du hast solches bisher noch nicht zu Herzen gefaßt noch daran gedacht, wie es damit hernach werden sollte.
Der Prophet brandmarkt den Hochmut der Babylonier. Ihre Herrschaft hielten sie für ewig. Kein Unheil, glaubten sie, könne sie vernichten. So berauscht das Glück die Kinder dieser Welt; alles verachten sie alsdann. Diese Vertrauensseligkeit verlacht aber Jesaja und zeigt, dass sie bei Gott ganz und gar verhasst seien. - Dass die Chaldäer „dachten“, zeigt, dass sie ihren Hochmut noch nicht offen zum Ausdruck brachten. Aber sie sind von ihrer Hoheit überzeugt, wenn sie es auch noch verborgen halten. Es ist aber ein ungeheuerlicher Wahnwitz, wenn Menschen, uneingedenk ihrer eigenen Hinfälligkeit, sich über die Allgemeinheit erheben. Auf diese Weise vergessen sie, dass sie eben auch nur Menschen sind.
Die Gläubigen sind freilich sorglos, weil die Hand Gottes sie schützt, und weil sie darum auch bereit sind, jedem Missgeschick furchtlos zu begegnen. Doch vergiss nicht, dass sie vielen Unbequemlichkeiten ausgesetzt sind; denn nichts in der Welt ist beständig. (Jean Calvin)

47:8 So höre nun dies, die du in Wollust lebst und so sicher sitzest und sprichst in deinem Herzen: Ich bin's, und keine mehr; ich werde keine Witwe werden noch ohne Kinder sein.

47:9 Aber es wird dir solches beides kommen plötzlich auf einen Tag, daß du Witwe und ohne Kinder seist; ja, vollkommen wird es über dich kommen um der Menge willen deiner Zauberer und um deiner Beschwörer willen, deren ein großer Haufe bei dir ist.

47:10 Denn du hast dich auf deine Bosheit verlassen, da du dachtest: Man sieht mich nicht! Deine Weisheit und Kunst hat dich verleitet, daß du sprachst in deinem Herzen: Ich bin's, und sonst keine!

47:11 Darum wird über dich ein Unglück kommen, daß du nicht weißt, wann es daherbricht; und wird ein Unfall auf dich fallen, den du nicht sühnen kannst; und es wird plötzlich ein Getümmel über dich kommen, dessen du dich nicht versiehst.

47:12 So tritt nun auf mit deinen Beschwörern und der Menge deiner Zauberer, unter welchen du dich von deiner Jugend auf bemüht hast, ob du dir könntest raten, ob du dich könntest stärken.

47:13 Denn du bist müde von der Menge deiner Anschläge. Laß hertreten und dir helfen die Meister des Himmelslaufs und die Sterngucker, die nach den Monaten rechnen, was über dich kommen werde.

47:14 Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt; sie können ihr Leben nicht erretten vor der Flamme; denn es wird nicht eine Glut sein, dabei man sich wärme, oder ein Feuer, darum man sitzen möge.

47:15 Also sind sie, unter welchen du dich bemüht hast, die mit dir Handel trieben von deiner Jugend auf; ein jeglicher wird seines Ganges hierher und daher gehen, und hast keinen Helfer.

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