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1. Korinther, Kapitel 3

1. Korinther, Kapitel 3

3:1 Und ich, liebe Brüder, konnte nicht mit euch reden als mit Geistlichen, sondern als mit Fleischlichen, wie mit jungen Kindern in Christo.
Trauerst du, liebe gläubige Seele, dass du so schwach bist im Leben aus Gott; dass dein Glaube so klein ist und deine Liebe so matt? Werde munter, denn du hast alle Ursache, dankbar zu sein. Bedenke, dass du in etlichen Stücken dem erwachsensten und reifsten Christen vollkommen ebenbürtig dastehst. Du bist ebenso mit Blut erkauft, wie er. Du bist ebensogut ein wohlgefälliges Kind Gottes als jeder andre Gläubige. Ein Kindlein ist ebenso wahrhaftig ein Kind seiner Eltern, wie der erwachsene Mensch. Du bist ebenso völlig gerechtfertigt, denn deine Rechtfertigung ist nichts, was sich nach Graden abstuft; dein kleiner Glaube hat dich ganz und gar gereinigt. Du hast ein ebenso großes Recht an die köstlichen Güter des Testaments, wie die gefördertsten Gläubigen, denn dein Recht an die Bundesgnaden hängt nicht von deinem Wachstum ab, sondern vom Bund und Testament selber; und dein Glaube an den Herrn Jesum ist nicht der Maßstab, sondern nur das Pfand deines Eigentumsrechts an Ihn. Du bist ebenso reich, wie der Reichste, wenn nicht am Genuss, so doch an wirklichem Besitz. Der kleinste Stern, der von oben funkelt, steht am Himmel; der schwächste Strahl des Lichts ist mit dem großen Tagesgestirn verwandt. Im Familienbuch der Herrlichkeit sind der Große und der Kleine mit der gleichen Feder eingezeichnet worden. Du bist seinem Vaterherzen ebenso teuer, wie das älteste Familienglied. Der Herr Jesus ist ganz liebevoll und zärtlich gegen dich. Du bist wie der glimmende Docht; ein unzarter Sinn würde rücksichtslos verlangen: „Löscht doch den glimmenden Docht aus, er erfüllt die Luft nur mit widrigem Gestank!“ aber den glimmenden Docht wird Er nicht auslöschen. Du bist wie ein zerstoßenes Rohr; und eine rauere Hand wie die des großen Saitenspielers würde dich zerknicken oder dich wegwerfen; aber Er will das zerstoßene Rohr nicht gar zerbrechen. Statt über deinen Zustand betrübt und niedergeschlagen zu sein, solltest du frohlocken in deinem Heiland Jesus Christus. Bin ich der Geringste in Israel? Dennoch bin ich in Christo erwählt, zu thronen in den himmlischen Gefilden. Bin ich arm im Glauben? Dennoch bin ich in Jesu ein Erbe aller Dinge. Bin ich auch weniger als nichts, so darf ich mich gleichwohl rühmen als in der Torheit; ist nur die Wurzel des Guten in mir, so will ich mich freuen in dem Herrn, und mich rühmen in Gott, meinem Heil. (Charles Haddon Spurgeon)

3:2 Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht Speise; denn ihr konntet noch nicht. Auch könnt ihr jetzt noch nicht,
Es sind zwar alle Speisen von Gott und mithin gut, allein man muß auch auf die Menschen sehen, was für sie taugt; denn den Kindern soll man nicht, wie andern Menschen Speise geben, sondern Milch und zwar deßwegen, weil sie noch nicht können, indem sie keine Zähne haben, daß sie Brod, Fleisch und andere Speisen zerbeißen können. Gleicher Gestalt können viele Dinge zum Lernen gut sein, aber sie sind noch nicht tauglich für dieses oder jenes Alter, oder auch für dieses und jenes Subjekt. Man muß nämlich eine Sache nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv betrachten. Ich habe hierin oft gefehlt in der Information, indem ich zu viel bloß auf die Sache gesehen und zum Exempel zu frühzeitig das Rechnen, die Geometrie rc. angefangen habe, und zwar so, daß ich es nach dem Verstand behandelte, bis ich endlich mit Schaden eingesehen habe, daß man hauptsächlich auf die Subjekte sehen müsse, sowohl was für sie tauge, als auch auf welche Art man es mit ihnen behandeln müsse. Es wird manches mit jungen Leuten getrieben, davon man mit Recht sagen kann. Sie können noch nicht. Man muß deßwegen genau prüfen, was für junge Leute tauge. Gewöhnlich hält man sie zu dem an, was man gern hätte, daß sie es lernten, und dabei schließt man also: Wenn es dieser lernen kann, so kann es jener auch lernen. Es folgt aber nicht, wenn dieser, der gute Zähne hat, eine Speise essen kann, so kann auch jener, der keine Zähne hat, ebendieselbe essen. Wenn man nicht gewiß weiß, daß Einer eine harte Speise genießen kann, so ist das Sicherste, daß man ihm Milch giebt. Es ist aber die Frage, was im Lernen die Milch sei; denn man kann oft Etwas als leicht ansehen, was aber schwer ist. Es kann Etwas Milch nach dem Gedächtniß sein, welches aber keine Milch nach dem Verstand ist; denn Manches ist leicht auswendig zu lernen, was schwer zu verstehen und einzusehen ist. Milch nach der Memorie ist z. B. die Erlernung der Vokabeln und kurzer Sprüche. Milch aber nach dem Verstand sind diejenigen Sachen, welche in die Sinne fallen, und welche nicht zu viel Aufmerksamkeit und Nachdenken erfordern. Es kommt hier vornämlich darauf an, daß man auf die Erfahrung Achtung giebt, ob Etwas von Statten geht oder nicht. Nun kann zwar Manches deßwegen nicht von Statten gehen, weil junge Leute faul sind und nicht lernen wollen, allein weil junge Leute ihre Abwechslungen haben, so darf man nur zu derjenigen Zeit aufmerksam sein, wenn sie gern lernen. An Subjekten, welche gern lernen, habe ich mit Verwunderung wahrgenommen, daß solche Dinge ihnen zu schwer waren, an welche ich nicht gedacht habe, daß sie schwer seien. (Johann Flattich)

3:3 dieweil ihr noch fleischlich seid. Denn sintemal Eifer und Zank und Zwietracht unter euch sind, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach menschlicher Weise?

3:4 Denn so einer sagt ich bin paulisch, der andere aber: Ich bin apollisch, seid ihr nicht fleischlich?

3:5 Wer ist nun Paulus? Wer ist Apollos? Diener sind sie, durch welche ihr seid gläubig geworden, und das, wie der HERR einem jeglichen gegeben hat.

3:6 Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben.

3:7 So ist nun weder der da pflanzt noch der da begießt, etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.

3:8 Der aber pflanzt und der da begießt, ist einer wie der andere. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.

3:9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerwerk und Gottes Bau.
Im letzten Grunde sind das alle Menschen; auch Gottes Gegner. Denn was sie tun mögen, wird von ihm seinen Plänen dienstbar gemacht, daß sich immer wieder das Wort erfüllt: die Menschen gedachten es böse zu machen, Gott aber hat alles wohlgemacht. Darin wird ihr Gericht bestehen, daß sie einst mit Entsetzen einsehen müssen: was wir als seine Todfeinde gegen ihn taten, ist alles ausgeschlagen zu seines Reiches Nutzen. - Aber wir wollen in ganz anderem Sinn Gottes Mitarbeiter sein: daß wir seine Absichten vorauserkennen und in dieser Richtung nun uns alle Mühe geben, ihm Wege zu bahnen. Es versteht sich von selbst, daß wir über solchen Dienst an uns und andern selbst am meisten Freude, Anregung und Segen erhalten. Wenn es sich in einer Sache, an die wir viel Mühe und Liebe gewandt hatten, nachher herausstellt, daß es Gottes Wille gewesen war, daß wir in der Richtung seiner Pläne gebaut hatten, dann ist die Freude, die uns erfüllt, kaum mit irgend etwas auf Erden zu vergleichen. Gott arbeitet und nimmt seine Kinder zu kleinen Dienstleistungen hinzu. Sein Tun und unser Mühen muß zusammenklingen. Aber freilich gilt es vor allem seinen Willen erkennen und sich von seinem Geist führen lassen.
Herr, gib uns Klarheit über das, was du getan haben willst. Gib uns, was du befiehlst, und dann befiehl, was du willst. Dein sei alles: Zeit und Gelegenheit, aber auch Sieg und Segen! Amen.(Samuel Keller)


Merken wir uns, wonach der Lohn ausgeteilt wird: nach der Arbeit, nicht nach der Faulheit oder faulem Frommtun, - nach der Arbeit, wie eins für den HErrn und Seine Sache arbeitet. Es giebt aber heutzutage viele Christen, denen das Arbeiten für den HErrn und Seine Sache gar nicht einfällt, obwohl sie an einem fort schmeichelig tun mit dem Heilande, immer für sich, wer weiß wie viel ansprechen, immer nur wollen, daß es ihnen innerlich wohl sei, Frieden wollen und Ruhe wollen, und wenn etwas ihnen wehe tut, das nur gleich weg haben wollen. In dieser Weise sind sie Christen, tun aber sonst rein nichts, wodurch die Sache Christi, etwa auch am Andern, gefördert wird. Bei ihnen wird einmal der Lohn schmal ausfallen, wie die Arbeit gering oder gewesen ist.
Deswegen müssen wir sehr darauf achten, daß wir, wenn wir wollen des HErrn Diener sein, Ihm auch etwas nütze sind in unserem Teil, nicht wie wir's uns ausdenken und auswählen, sondern nur auch, wie Er's uns gelegentlich anweist. Wenn Er ruft, sollen wir laufen; wenn Er winkt und Andeutungen giebt, - und der Fleißige merkt das schnell, - sollen wir nicht lange uns besinnen, oder grübeln, bis wir endlich den Kopf schütteln und sagen: „Das mag ich nicht! Das ist mir zu unbequem, das bringt mich aus der Fassung, das übersteigt meine Kräfte!“ - wie's eben mancher tut, der nicht dran will und lieber in süßer Ruhe sein Leben hinbringt. Diese Weigerung gegen den HErrn, dieses Nichtwollen, wenn Er winkt, dieses sich Zurückziehen in den Winkel, etwa mit dem Vorgeben, man tauge ja doch nicht, andere verständen das besser, - das wird einmal angerechnet werden. Denn der HErr wird danach fragen; und es wird nicht gar leicht werden, bei Verschuldungen dieser Art so gar gut durchzukommen.
Bei der Arbeit für den HErrn übrigens kommt auch wieder viel darauf an, ob man's mit eigenem Geist tut, oder mit demütiger Selbstverleugnung rein nach dem Sinn und Geist und Willen des HErrn. Man kann auch ungeheißen mit Eigenliebe, Selbstgefälligkeit, fleischlicher Anmaßung, Eigensinn und Großtuerei viel anfangen; und da verderbt man dem HErrn oft mehr, als man gut macht, weil man da nicht Gottes Mitarbeiter ist, wie der Spruch sagt. Also nicht auf jede Arbeit, sondern je nachdem die Arbeit ist, folgt einst der Lohn. Bisweilen scheint der liebe Gott schon hienieden zu manchen Arbeitern, auf die wir viel halten, zu sagen: „Geh' beiseite, ich kann dich nicht brauchen!„ und es könnte, wenn nur auch je und je, - denn wir dürfen nicht richterisch werden, - wohl begriffen werden, warum sie Gott krank werden läßt, weil sie, wenn sie gesund wären, viel mehr schaden, als nützen würden; - oder werden sie gar abgerufen. Wenigstens wird's nicht verkehrt gedacht sein, wenn je und je bei eintretender Unfähigkeit zur Arbeit, da einer sagt: „Ich möchte so gerne für den Heiland etwa tun und kann nicht,“ überlegt würde, ob der liebe Gott nicht etwas sagen wollte über die Art der Arbeit, daß diese eben besser nach Seinem Sinn werden sollte, damit man wirklich Sein Mitarbeiter würde. Also auch die Art und Weise, mit der man arbeitet, ist wichtig; und wie viel haben wir doch da zu lernen, ob nun unsre Arbeit Berufssache oder freie Wahl sein mag! Die Rechenschaft aber an jenem Tage über Untätigkeit oder verkehrte Tätigkeit wird immerhin eine ernste sein! Ach, daß wir nur immer in der Demuth blieben, mit welcher wir leicht zu Gnaden kommen könnten!(Christoph Blumhardt)

3:10 Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeglicher aber sehe zu, wie er darauf baue.
Paulus verglich die Kirche nicht mit einem fertigen Bau. Die Grundmauer, sagt er, habe er ausgeführt, und damit ist festgestellt, an welchem Platz und in welchen Maßen der Bau entsteht. Bis aber auf die Grundmauer der vollendete Bau gestellt ist, muss noch viel Arbeit geschehen und manche Hand sich regen. Nie dachte Paulus daran, die Kirche bei dem festzuhalten, was sie durch ihn selbst geworden war. Er gab ihr offene Türen, damit jederzeit neue Menschen in sie treten könnten, und neue Menschen bringen neues Leben mit neuer Not und neuer Kraft. Nach dem Weggang des Paulus von Korinth hatte Apollos eine neue Gruppe jüdischer Männer in die Gemeinde geführt und die, die aus der östlichen Kirche zu ihr herüberkamen, trugen mancherlei, zum Teil stürmische Bewegung in sie hinein. Paulus war in Sorge, warnt und verlangt, dass die Gemeinde den Zusammenhang mit ihm bewahre. Dass er sie aber bei sich festhalten dürfte, das gilt ihm als ganz unmöglich. Denn die Kirche steht noch nicht am Ziel, sondern ist im Bau. Ist sie denn nicht Gottes Behausung im Geist und sein Tempel? Kann ein unfertiger Tempel, der erst noch gebaut werden muss, uns Gottes Gnade zeigen? Muss nicht die Kirche ohne Wandel sich selber gleich bleiben im Besitz des Wortes, das sich nicht ändern kann, weil es Gottes Wort ist, und in Gehorsam gegen ein Gesetz, das unwandelbar gilt, weil es Gottes Willen verkündet? Die Grundmauer, sagte Paulus, ist für immer errichtet und bleibt, wie sie ist; denn das ist Christus, unter den jeder gestellt wird, der in die Kirche hineingebaut wird. Christus ist aber nicht der Verkündiger einer Lehre oder der Verfasser eines Gesetzes, sondern der königlich regierende Herr, dessen Wirken sich fortsetzt von Geschlecht zu Geschlecht und nicht vollendet ist, bis Gottes Reich in Herrlichkeit erscheint. Die Kirche kann nicht am Ziel sein, bis Christus sein Werk vollendet hat. Darum bringt die bewegliche Wandelbarkeit der Kirche keine Unsicherheit in sie hinein, weil sie mit Christus verbunden ist. Verändert sich ihr Wort und wandelt sich ihre Arbeit, ihr Herr hat die allmächtige Gnade, die jeder Zeit und jedem Glied der Kirche das gewährt, was sie bedürfen. Ist die Kirche nicht unfehlbar, ihr Gott ist unfehlbar.
Unsere Bauarbeit, lieber Herr, bringt uns mancherlei Unruhe und Verwirrung. Behüte mich vor dem Anstoß, den ich mir leicht an der Unfertigkeit Deiner Schar und an der Unvollkommenheit ihrer Arbeit hole. Lass mich auf Dein Wort sehen, das unserem Bau in Christus den festen Grund bereitet hat, damit ich in der Gemeinschaft mit Deiner Schar bleibe und mit Hand anlege, wie ich es mit der mir gegebenen Gabe kann. Amen. (Adolf Schlatter)

3:11 Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Die Gelehrten haben sich schon lange beflissen, die Pflichten des Menschen und des Bürgers aus der Beschaffenheit der menschlichen Natur und des gesellschaftlichen Lebens herzuleiten. Ob nun gleich solches einigen Nutzen hat, so wird doch dadurch noch kein Christ gebildet. Soll etwas eine christliche Lehre oder ein Evangelium heißen, so muß Alles aus Jesu Christo hergeleitet oder auf Ihn gebaut werden. Mit einem bußfertigen Herzen an Ihn glauben, ist die erste Pflicht eines Menschen. Aus diesem Glauben fließt die Rechtfertigung des Sünders vor Gott, die Heiligung, die nach und nach seine ganze Natur durchdringt, und die ewige Seligkeit. Wer aber nur aus vernünftigen Gründen oder aus einer Aufwallung seiner Phantasie, oder Menschen zu gefallen, oder nur aus Furcht vor der Hölle fromm werden will, zu Christo aber nicht kommt, und Seiner nicht durch den Glauben theilhaftig wird, bauet ein Haus ohne Grund auf den Sand, welches bei dem nächsten Sturm wieder fällt. Die Menschen versuchen, oft einen andern Grund des Christenthum zu legen als Jesum Christum, weil sie Alles gern mit ihrer Vernunft durchschauen und begreifen, und überdieß gern selber etwas in geistlichen Dingen vermögen, und aus ihren Werken gerecht sein wollen, an Jesu Christo aber Vieles unbegreiflich ist, und der Glaube an Ihn nicht anders entstehen kann, als wenn man zu seiner tiefen Beschämung überzeugt ist, daß man sich selber nicht mehr helfen könne, und mit seinen natürlichen Tugenden und Werken unter dem Fluch des Gesetzes liege. Die Menschen aber mögen denken und versuchen, was sie wollen, so bleibt es dabei, daß Niemand einen andern Grund legen könne, als den, der bereits da liegt, welcher ist Jesus Christus. Er ist als der einige Grund des Heils im Evangelium den Menschen geoffenbart. Er ist vom Vater dazu gesandt, verordnet und gesetzt worden, daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben möchten. Er ist uns gemacht von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, Niemand kommt zum Vater, denn durch Ihn. Durch Ihn können wir allein Glauben und Hoffnung zu Gott haben. Außer Ihm hat der Sünder keine Zuversicht, keine Hoffnung, keine Gnade und Heil, kein Licht und kein Leben. Alles dieses beruhet auf einem unwiderruflichen Rathschluß Gottes, und ist durch ein wahrhaftiges und gewisses Evangelium den Menschen kund gethan. Wer also Andere lehren will, muß sich darnach richten, und wer selig werden will, muß auf diesen Grund erbauet werden; ein Jeder aber darf gewiß sein, daß Jesus Christus ein guter, fester und sicherer Grund sei, und wer an Ihn glaubt, nicht zu Schanden werde. Auch mir liegt Alles daran, daß Christus der Grund meiner Zuversicht und Hoffnung sei und bleibe; was aber bei dem geistlichen Wachsthum auf diesen Grund bei mir gebauet wird, soll Gold, Silber, Edelgestein der wahren Erkenntniß und der echten Frucht des Geistes, und nicht Holz, Heu und Stoppeln falscher Meinungen und unechter Tugenden sein. (Magnus Friedrich Roos)

3:12 So aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, edle Steine, Holz, Heu, Stoppeln,1)

3:13 so wird eines jeglichen Werk offenbar werden: der Tag wird's klar machen. Denn es wird durchs Feuer offenbar werden; und welcherlei eines jeglichen Werk sei, wird das Feuer bewähren.

3:14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.

3:15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird selig werden, so doch durchs Feuer.

3:16 Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
Jedoch sagt er hier insgemein, sie seien Gottes Tempel. Es kann dieses auf zweierlei Weise verstanden werden, entweder von der ganzen Kirche, daß die ganze korinthische Gemeinde Gottes Tempel sei, oder daß er jegliches der Glieder, jede Person in derselben sei. Wir nehmen aber beides zusammen …
Wir merken sobald dieses, weil wir bereits gehört, daß die korinthische Kirche noch so viel Ärgernisse unter sich gehabt und doch hier den Titel des Tempels Gottes trägt: daß Gott eine Kirche noch nicht ganz verstoße, in der auch viele Ärgernisse im Schwang gehen, solange noch einige wahrhaftig Gläubige darinnen übrig, sonderlich solange das Wort und die Sakramente noch vorhanden sind: Es ist solche Gemeinde noch ein Tempel Gottes, aber ziemlich schadhaft. Er ist's noch wegen der wahren Christen, die drinnen sind und als lebendige Steine zu dem rechten himmlischen Bau gehören: obwohl demselben äußerlich andere gleichsam tote Steine angeflickt sind, die zum rechten Bau nicht gehören noch auf dem gemeinen Grund stehen, sondern deren äußerliche Anfügung alles nur mehr verstellt. Es ist eine solche Gemeinde wie ein Baum, der viel verdorrte Äste an sich hat, die zwar an dem Baum stehen, aber mit den übrigen grünen Ästen dessen Leben und Safts nicht teilhaftig sind. Also werden sie zwar unter dem gemeinen Namen des Baums mit begriffen, aber sie gehören nicht eigentlich zu dem Baum …
Die ganze Dreieinigkeit wohnt in den Gläubigen, Joh. 14, 23; Job. 17, 21-23. Wir sehen allein die genaueste Vereinigung, wie der Gläubigen unter sich, also auch mit Gott, der in ihnen wohnt. Wir wissen auch, daß sie nicht wesentlich nach ihrer Art, doch auch nicht nur nach dem Willen sei. Wie sie aber dann bewandt sei, müssen wir ein Geheimnis bleiben lassen …
In der Taufe ist der Gläubige zu einem Tempel Gottes geweiht, denn sie ist das Bad der Wiedergeburt …
Also dürfen wir Gott auch nirgend anders, wenn wir ihn finden wollen, als in unsern Herzen suchen, wo er sich finden, von uns anbeten lassen und unsern Dienst annehmen will. Damit werden unsere Tempel und Kirchen oder deren Gebrauch nicht verworfen, Hebr. 10, 25. Aber wenn wir in der äußerlichen Kirche Gott recht dienen wollen, so müssen wir ein jeglicher seine innerliche Kirche gleichsam mitbringen, das ist, unser Herz muß so bewandt sein, daß Gott drinnen wohne und wir auch selbst in der Versammlung den meisten Dienst in demselben verrichten müssen: dahingegen aber dieser, so bloß außer dem Herzen geschehe, für Heuchelei geachtet werden würde. Weil wir aber sollen Gottes Tempel sein und heißen, so müssen wir auch heilig sein und uns heilig halten.
Ach, das lasset uns angelegen sein, als versichert, wo wir uns nicht heiligen lassen, so sind wir keine heiligen Tempel Gottes. Sind wir keine heiligen Tempel Gottes um die Zeit, wenn wir hier abscheiden, so gehen wir auch dort in jenes Allerheiligstes nicht ein.
Hingegen, die Gott sein Werk gern lassen wollen, können sich versichern, welche derselbe einmal, wie uns allen in der Taufe geschehen ist, zu seinen Tempeln geweiht hat, da sei er willig, sie bei solcher Gnade zu erhalten … Er schützet und erhält seinen Tempel, auch ziert er ihn immer mehr, bis wir in jenes Jerusalem kommen, davon es heißt (Off. Joh. 21, 22): „Ich sah keinen Tempel darinnen, denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel und das Lamm.“ (Philipp Jakob Spener)

3:17 So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr.

3:18 Niemand betrüge sich selbst. Welcher sich unter euch dünkt weise zu sein, der werde ein Narr in dieser Welt, daß er möge weise sein.

3:19 Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott. Denn es steht geschrieben: „Die Weisen erhascht er in ihrer Klugheit.“

3:20 Und abermals: „Der HERR weiß der Weisen Gedanken, daß sie eitel sind.“

3:21 Darum rühme sich niemand eines Menschen. Es ist alles euer:
Auch dieses Wort ist einer von den Märtyrern der Schrift, der aus seinem Zusammenhang gerissen, in allerlei Formen gequetscht wird und unter solcher Folter gezwungen wird, wer weiß was auszusagen. Tut man dem Wort aber keinen solchen Zwang an, sondern liest Vers 21-23 durch, so merkt man, was es will. Unter der Bedingung, daß ich Christi wahres Eigentum geworden bin, daß ich in Christo geborgen und gebunden bin schließt dieses Wort wie ein Federdruck eine zentnerschwere Klosterpforte auf. Jetzt ist alles euer: Paulus oder Apollos, Goethe oder Schiller, Natur oder Kunst, Wissen oder Leben, Schönheit oder Gedanken - eigenes Werden oder Menschenliebe, oder sonst, was für weltweite Gegensätze du zu umspannen imstande bist. Denn dein in Christo-Sein schließt die Sündenliebe aus, und alles andere steht dir offen. Du darfst von edlen Menschen viel haben, du darfst für edle Zwecke schaffen, du darfst alles, seit dir der Rücken gedeckt ist in Christo, und es gibt für dich überhaupt nur eine einzige Grenze: was dich und Christus scheiden würde, was sich störend zwischen dich und Christus schieben wollte, das kannst du nicht wollen.
Meine ganze Seele, Jesus jauchzt dir zu! Seit ich dich kenne und habe, darf ich die ganze Welt, für deren Erlösung du starbst und an deren Verklärung du schaffst, auch lieb haben und ihr helfen wollen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat! Amen.(Samuel Keller)

3:22 es sei Paulus oder Apollos, es sei Kephas oder die Welt, es sei das Leben oder der Tod, es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige, alles ist euer;

3:23 ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.
Die Christen zu Korinth hatten einen unverständigen Unterschied zwischen ihren Lehrern gemacht. Der Apostel fragt sie daher: „Wer ist nun Paulus? Wer ist Apollo?“ Diener sind sie, über welche man den Herrn, dem sie dienen, nicht aus den Augen verlieren darf; denn Ihm allein gebührt der Ruhm des Gedeihens, bei jenen aber kommt es nur auf den Fleiß und die Treue an, mit der sie arbeiten. Das Reich Gottes ist nämlich ein fortwährender Bau eines Himmel und Erde umfassenden Gottestempels; der Grundstein dieses Baues ist gelegt durch die Erlösung Jesu Christi für die ganze Welt, und für jeden Einzelne, wenn er den Heiland im Glauben ergreift und sich aneignet, und nicht blos sagen kann: ich bin sein, sondern auch: Er ist mein! Nun kann aber Jemand auf diesen Grund feuerfeste, unzerstörbare Stoffe bauen, das Gold des lautern Glaubens und derjenigen Gemeinschaft mit dem Herrn, die unter allen Umständen aushält, oder das Silber der hellen, klaren Erkenntniß und der reinen Sittlichkeit, denn Glaube und Einsicht, Glaube und Sittlichkeit müssen zusammengehen, oder die Edelsteine der Festigkeit und Kraft, der Gediegenheit und Unerschütterlichkeit, und kein aufgelegtes Flitter- und Scheingold, keine Sinnentäuschung, kein sandiges Wesen; - oder er kann darauf bauen das abgehauene Holz einer abgestandenen Frömmigkeit, das Heu einer eitlen und vergänglichen Selbstgerechtigkeit und die Stoppeln der Selbstsucht und des Stolzes seines natürlichen Herzens: die Probe für unser Bauwerk ist der Tag des Herrn, welcher aber schon hienieden seine Vortage und Vorspiele hat. Dann werden jene ihren Lohn empfangen, d.h. die ewige Freude an der Rettung ihrer Seele und an der Herrlichkeit des Herrn; diese aber ihre Werke als verbrannten Schutt- und Aschenhaufen erblicken und um ihres Glaubens an Christum willen selbst wohl selig werden, aber so, als durch’s Feuer, d.h. mit genauer Noth und mit großer Gefahr und Verlust. – Wie ist dein Bau beschaffen, liebe Seele? und wird er die Feuerprobe bestehen? Treffen dich die apostolischen Pfeile, dann wende dich an den rechten Helfer. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Ihr aber seid Christi. Ihr seid sein eigen als Gabe, denn der Vater hat euch dem Sohn gegeben; sein eigen durch sein blutiges Lösegeld, denn Er hat den hohen Preis für eure Erlösung bezahlt; sein eigen durch euer Gelübde, denn ihr habt euch Ihm übergeben; sein eigen durch Verwandtschaft, denn ihr seid nach seinem Namen genannt und seid seine Brüder und Miterben geworden. So zeige denn, lieber Christ, durch die Tat, dass du der Knecht, der Freund, die Braut Jesu bist. Versucht dich die Sünde, so antworte: „Wie sollt‘ ich ein solch großes Übel tun; ich gehöre ja Christo an.“ Ein unsterbliches Gesetz verwehrt dem Freunde Christi die Sünde. Wenn euch reicher Gewinn zur Sünde verlocken will, so sagt, dass ihr Christi seid, und rührt nichts an. Drohen euch Verlegenheiten und Gefahren, dann seid standhaft und gedenket, dass ihr Christi seid. Seid ihr hingestellt, wo andre müßig sitzen und zusehen, so macht euch mit Aufbietung aller Kraft ans Werk; und rinnt euch der Schweiß von der Stirne und wollt ihr ermatten, so ruft: „Nein, ich will nicht ruhen, denn ich bin Christi. Wäre ich nicht mit Blut erkauft, so möchte ich vielleicht wie Isaschar mich zwischen den Grenzen lagern; aber ich bin Christi, und darf nicht ruhen.“ Wenn der Sirenengesang der Luft euch vom Pfade der Gerechtigkeit hinweglocken will, so sprecht: „Dein Reigen verführt mich nicht, denn ich bin Christi.“ Verleugne dein Bekenntnis nie. Deine Tat sei allezeit Christi würdig, deine Rede lieblich gewürzt, dein Wort und Wandel himmlisch, auf dass alle, die dich sehen, wissen, dass du dem Heilande angehörst und in dir seine Liebe und sein heiliges Gemüt wohnen. „Ich bin ein römischer Bürger!“ das war vorzeiten ein unantastbarer Schutzbrief; wie viel mehr sollte dir dies Wort ein Schutzbrief und Vorrecht zu einem Wandel der Heiligung sein: „Ich bin Christi!“ (Charles Haddon Spurgeon)

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