Psalm 24
24:1 Ein Psalm Davids. Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdboden und was darauf wohnt.
24:2 Denn er hat ihn an die Meere gegründet und an den Wassern bereitet.
24:3 Wer wird auf des HERRN Berg gehen, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte?
24:4 Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich:
Ein äußerlich geheiligter Wandel ist ein köstliches Zeichen der Begnadigung. Es ist sehr zu fürchten, daß manche Bekenner des Evangeliums die Lehre von der Rechtfertigung durch den Glauben derart verkehrt auffassen, daß sie alle guten Werke verachten; wenn sie das tun, dann haben sie ewige Verwerfung zu erwarten am jüngsten Tage. Wenn unsere Hände nicht rein sind, so wollen wir sie im teuren Blut Jesu abwaschen, damit wir reine Hände zu Gott aufheben dürfen, aber „unschuldige Hände“ genügt nicht, wenn sie nicht verbunden sind mit einem „reinen Herzen“. Wahre Gottesfurcht ist Herzenssache. Wir können Kelch und Schüssel auswendig waschen, so lange wir wollen, wenn aber das Innere unrein bleibt, so sind mehr als unsere Hände unser wahres Wesen; das eigentliche Leben unseres Wesens liegt in unserer inwendigen Natur, und daraus folgt, wie unumgänglich nötig unsere inwendige Reinigkeit ist. Die da reines Herzens sind, werden Gott schauen, alle andern sind nur blinde Maulwürfe. Der Mensch, der zum Himmel geboren ist, „hat nicht Lust zu loser Lehre.“ Jeder Mensch hat seine Freuden, durch welche seine Seele erquickt wird; der Weltmensch hat seine Lust an fleischlichen Vergnügungen, welche nichts als leere Eitelkeit sind; aber der Heilige liebt bleibendere und wertvollere Güter; wie Josaphat hat er seine Lust an den Wegen des Herrn. Wer seine Freude an den Trebern hat, gehört zu den Schweinen. Macht dir die Welt Vergnügen? Dann hast du deinen Lohn und dein Teil in diesem Leben; genieße sie recht, denn du hast nichts Besseres mehr zu erwarten. „Und schwöret nicht fälschlich.“ Die Heiligen sind auch Ehrenmänner. Des Christenmenschen Ja und Nein ist sein einziger Eid; aber das ist so gut und sicher, als zwanzig Eide andrer Menschen. Falsches Zeugnis schließt jedermann vom Himmel aus; denn der Lügner wird nicht hineingehen zum Hause Gottes, was er auch tun und bekennen möge. Lieber Freund, schlägt dich unser Schriftwort im Gewissen, oder hoffst du zu den Höhen deines Gottes zu gelangen? (Charles Haddon Spurgeon)
24:5 der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils.
24:6 Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. (Sela.)
24:7 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe!
Als Jesus in Jerusalem einzog, erhob sich in der ganzen Stadt die Frage: Wer ist der? Auch wir wollen durch das ganze folgende Jahr alle Stunden und Augenblicke fragen: Wer ist der, welcher in unserm Herzen will wohnen und uns erhalten zum ewigen Leben? Wer ist derselbige König der Ehren? Auch wir wollen mit Freuden die Antwort hören: Es ist der Herr Zebaoth, der große Himmelskönig, damit wir die Tore unserer Ohren und Herzen Ihm öffnen. Denn der Held von zwei Naturen muß eine hohe Tür haben, und weil er viel mitbringt, muß ihm ein weites, breites Tor geöffnet werden. Es gibt aber eine dreifache Zukunft Christi, einen dreifachen Advent: ein Kommen ins Fleisch, ein Kommen im Geiste und ein Kommen zum Gericht. Er kam, Er kommt, Er wird kommen: das sagt, der da war, der da ist und der da kommen wird. Er kam vor 1800 Jahren bei seiner Menschwerdung und Geburt in die Welt, und erschien damals im Fleische für die Menschen. Er kommt täglich und will täglich kommen in uns durch den Glauben und die Wiedergeburt, und wohnen und leben allezeit in unserm Herzen. Er wird endlich kommen am Tage seiner Offenbarung wider die Welt, um die Ungläubigen zu strafen und zu richten und die Gläubigen selig zu machen und zu belohnen. Die erste Ankunft hilft uns nichts und die dritte wird uns fürchterlich sein, wenn wir uns der zweiten nicht teilhaftig machen. Kommt Christus nicht in uns, so ist Er auch nicht für uns gekommen, und wird dereinst wider uns kommen. An seinem Kommen in uns ist daher Alles gelegen, wie das Lied sagt: „Wäre Christus tausendmal geboren und nicht in euch, so seid ihr ewiglich verloren!“ Da wir nun nicht wissen, wann die dritte Ankunft des Herrn eintreten wird, so sollen wir vor allem uns um seine zweite Ankunft in unsere Herzen bestreben. Wer wird bestehen vor Seinem Zorn, wenn er Ihn nicht selbst in sich wohnend hat? Wer Ihn nicht in sich hat, wird als Spreu ohne Kern zu leicht erfunden und ins Feuer geworfen. Wer Ihn nicht in sich hat, kann nicht sagen: Komm, komm, Herr Jesu! Oder er ruft Feuerflammen, daß sie ihn verzehren. - O Herr Jesu, komm denn in unser Herz, damit wir Dich einst mit Freuden können kommen sehen zum Gericht und zur Vergeltung. Komm! Ich will Dein geschworner Untertan bleiben, bleib Du mein geschworner König und Seligmacher, bestätige und erneuere meinem Herzen im neuen Kirchenjahre die alten Privilegien: so genügt mir zeitlich und ewiglich.(Johann Friedrich Wilhelm Arndt)
24:8 Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit.
Wohl mag unser Gott in den Augen der Seinen herrlich sein, dieweil sie sehen, wie große Wunder Er in ihnen, für sie und durch sie gewirkt hat. Für sie hat der Herr Jesus auf Golgatha jeden Feind überwunden und alle Waffen des Erzfeindes zerstört durch die Vollendung seines Werkes im vollkommenen Gehorsam; durch seine siegreiche Auferstehung und Himmelfahrt hat Er alle Hoffnung der Hölle völlig vernichtet und hat unsere Feinde gänzlich zuschanden gemacht, da Er durch sein Kreuz den Sieg über sie davontrug. Jeder Pfeil der Schuld, den der Satan auf uns hätte schleudern können, ist zerbrochen, denn wer mag die Auserwählten Gottes beschuldigen? Zerschmettert sind die scharfen Schwerter der höllischen Bosheit, und umsonst die beständigen Anläufe der Schlangenbrut. Denn der Lahme in der Gemeinde des Herrn macht Beute, und der schwächste Streiter wird gekrönt. Die Erlösten rühmen und preisen ihren Herrn mit Recht für das, was Er in ihnen gewirkt hat, weil die Pfeile ihrer natürlichen Bosheit geknickt und die Waffen ihrer Empörung zerschmettert sind. Welche Siege hat die Gnade in unseren boshaftigen Herzen errungen! Wie herrlich erscheint Jesus, wenn der Wille gebeugt, wenn die Sünde entthront ist! Und was uns noch Sündliches anhaftet, soll gleicherweise überwunden werden, und jede Versuchung, jeder Zweifel, jede Furcht soll gänzlich überwunden werden. In dem Salem unserer friedlichen Herzen ist der Name Jesu über alle Maßen herrlich; Er hat unsere Liebe gewonnen und wird sie behalten. Ganz ebenso dürfen wir auf Siege hoffen, die Er durch uns erkämpft. Wir überwinden weit durch Den, der uns geliebet hat. Wir werden die Mächte der Finsternis unterwerfen, die in der Welt sind, durch unseren Glauben, durch unseren Eifer und durch unsere Heiligung; wir werden Sünder für Jesum gewinnen, wir werden falsche Lehren zuschanden machen, wir werden Völker bekehren, denn Gott ist mit uns, und niemand mag uns widerstehen. Christlicher Streiter, singe deinen Schlachtgesang, und mache dich bereit zum morgenden Kampf. Der in uns ist, ist größer, denn der in der Welt ist. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge, und die Berge mitten ins Meer sänken. (Charles Haddon Spurgeon)
24:9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe!
24:10 Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehren. (Sela.)1)
Sei willkommen, Herr Jesu Christe, der Du Dich durch Deine wunderbare Zukunft uns armen verlornen Menschen so nahe thust und Deine ewige Erlösung uns anbietest. Siehe, die Tochter Zion, eine jede gedemüthigte und glaubenshungrige Seele, soll Dich mit Freuden empfangen als ihren Bräutigam, und mein Herz soll Dir auch entgegengehen. Laß mich nur gerne meines Vaters, des alten Adams, Haus und Unart vergessen und an Dir Lust gewinnen. Komm herein, Du Gesegneter Deines himmlischen Vaters, stehe nicht draußen vor meines Herzens Thür. Ach, klopfe nicht vergeblich an mit Deinem Worte, sondern thue Dir selbst auf. Wecke mich mit den klugen Jungfrauen aus aller Sicherheit, Trägheit, Fleischeslust, Weltliebe und Eitelkeit auf, daß ich Dir munter und begierig entgegengehe, und mich mit Loths Weib nicht wieder nach meinen alten Sünden umsehe. O Herr Jesu, Du kommst ja so sanftmüthig und armselig zu mir, wie sollte ich denn nicht Lust zu Dir gewinnen! Du bist von Herzen demüthig, warum sollte ich mich schämen, Dir mein Elend zu klagen und mich aller Strafen schuldig zu geben? Bist Du doch dazu erschienen, unsere Sünden wegzunehmen. O so komm und hebe auf die Feindschaft, die zwischen Gott und mir ist durch den Fall, und versöhne mich in Buße wieder bei dem Vater. Komm in mein Herz, und bringe mit den Geist der Gnaden und des Gebets, der mich vertrete. Komm und schenke mir Deine ganze Erlösung, um welcher willen Du gekommen bist. Bist Du nicht unser König? O so beherrsche auch unsern Willen, daß wir Deinem sanften Stabe gern und treulich folgen, und Dein Scepter ein gerader Scepter in und über uns werde. Kommst Du nicht zu uns als ein Lehrer von Gott, der uns den rechten Weg lehren will? O so leuchte doch in unsere Herzen als ein helles Licht, daß wir Dir nachfolgen und nicht mehr in der Finsterniß unseres blinden Herzens dahingehen, sondern da Licht des Lebens haben. Willst Du nicht, Immanuel, zu uns kommen als unser Versöhner und Vertreter? Ach, komm, es ist Zeit, daß wir loswerden vom bösen Gewissen und eine Freudigkeit empfangen, durch Dich einzugehen zum Vater mit Gebet und Glauben, und Deine ewige Erlösung in der That zu genießen. Darum komm alsbald mit aller Deiner Kraft in mich. Siehe, mein Herz ist Dir offen, nimm es ganz ein, brauche mich, wie Du willst, laß mich Dir weiter nicht widerstreben.
Komm mit Deiner Gnadengegenwart zu mir, so werde ich vor Deiner Zukunft zum Gericht nicht erschrecken, sondern mein Haupt getrost emporheben und Dir entgegenkommen. Nun, mein Geist spricht: Komm, und Du antwortest mir auch in Gnaden: Ja, ich komme bald. Amen, ja so komm, Herr Jesu, alle Augenblicke, und bleibe bei mir ewiglich unverrückt. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)