4. Mose, Kapitel 21
21:1 Und da die Kanaaniter, der König von Arad, der gegen Mittag wohnte, hörte, daß Israel hereinkommt durch den Weg der Kundschafter, stritt er wider Israel und führte etliche gefangen.
21:2 Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du dies Volk unter Meine Hand gibst, so will ich ihre Städte verbannen.
21:3 Und der HERR erhörte die Stimme Israels und gab die Kanaaniter, und sie verbannten sie samt ihren Städten und hießen die Stätte Horma.
21:4 Da zogen sie von dem Berge Hor auf dem Wege gegen das Schilfmeer, daß sie um der Edomiter Land hinzögen. Und das Volk ward verdrossen auf dem Wege
21:5 und redete wider Gott und wider Mose: Warum hast du uns aus Ägypten geführt, daß wir sterben in der Wüste? Denn es ist kein Brot noch Wasser hier, und unsre Seele ekelt vor dieser mageren Speise.
21:6 Da sandte der HERR feurige Schlangen unter das Volk; die bissen das Volk, daß viel Volks in Israel starb.
21:7 Da kamen sie zu Mose und sprachen: Wir haben gesündigt, daß wir wider dich geredet haben; bitte den HERRN, daß er die Schlangen von uns nehme. Mose bat für das Volk.
21:8 Da sprach der HERR zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange und richte sie zum Zeichen auf; wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben.1)
Das ist ein herrliches Vorbild des Evangeliums, Jesus, unter die Übeltäter gerechnet, hängt vor uns am Kreuze. Ein Blick auf Ihn wird uns von dem Schlangenbiß der Sünde heilen, wird uns sogleich heilen - „wer sie ansiehet, der soll leben.“ Möge der Leser, der über seine Sünden trauert, die Worte beachten - ein jeglicher, der sie ansiehet, der soll leben. Jeder Anblickende wird dies finden. Ich habe es so gefunden. Ich blickte auf Jesum und lebte sogleich. Ich weiß, daß ich es that. Leser, wenn du auf Jesus blickst, so wirst du auch leben. Wahr ist´s, du schwillst von dem Gifte an, und du siehst keine Hoffnung. Auch wahr, es gibt keine Hoffnung als diese eine. Aber dies ist keine zweifelhafte Kur - „ein jeglicher, der gebissen ist und siehet sie an, der soll leben.“
Die eherne Schlange wurde nicht als eine Merkwürdigkeit, welche die Gesunden ansehen sollten, aufgerichtet: sondern ihr besonderer Zweck war für die, welche „gebissen“ waren. Jesus starb als ein wirklicher Heiland für wirkliche Sünder. Ob der Biß dich zu einem Trunkenbolde oder einem Diebe, einem Unkeuschen oder einem Gottesverächter gemacht hat, ein Blick auf den großen Heiland wird dich von diesen Krankheiten heilen und dich in Heiligkeit und in Gemeinschaft mit Gott leben lassen. Blicke und lebe. (Charles Haddon Spurgeon)
21:9 Da machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie auf zum Zeichen; und wenn jemanden eine Schlange biß, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.
Daß die eherne oder kupferne Schlange, die Moses in der Wüste hoch aufhängen ließ, ein Vorbild Christi gewesen sei, erhellt aus den Worten, die Christus Joh. 3,14.15. zu dem Nicodemus gesagt hat: wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden; auf daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Feurige Schlangen, das ist Schlangen, die feuerroth aussahen, und den Menschen durch ihren Biß ein Gift beibrachten, das eine gewaltige Hitze und zuletzt den Tod verursachte, krochen in das Lager der Israeliten, und brachten sehr Vielen unter ihnen ihr Gift bei; also ist das tödtliche Sündengift von der alten Schlange, dem Teufel, den Menschen beigebracht worden, und hat das ganze menschliche Geschlecht durchdrungen. Moses mußte auf Befehl Gottes anstatt aller andern Hülfsmittel eine kupferne Schlange an einem Holz sehr hoch aufhängen; also ist des Menschen Sohn Jesus Christus am Kreuz erhöht worden, und obwohl dieses Kreuz nach seiner natürlichen Länge nicht sehr hoch war, so wurde es doch sehr hoch, und in der ganzen Welt gleichsam sichtbar, da der gekreuzigte Heiland durch das Evangelium den Menschen überall vor die Augen gemalt wurde. Die Israeliten mußten die aufgehängte kupferne Schlange ansehen, dieses Ansehen aber war nicht ohne Glauben, denn sie mußten glauben, daß ihnen durch dieses Ansehen nach dem Wort der göttlichen Verheißung werde geholfen werden. Es bedeutete aber auch den Glauben an den gekreuzigten Heiland. Wem dieser gepredigt wird, der darf sich vorstellen, der Täufer Johannes stehe dabei, und sage: siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt. Ihn erkennen, Ihn ansehen, auf Ihn aufschauen, ist unsere größte Pflicht, und der einzige Weg zur ewigen Seligkeit. Gleichwie nun die Israeliten, welche die kupferne Schlange ansahen, ob sie schon gebissen waren, lebendig blieben und genasen, und keine andere Arznei nöthig hatten, also werden Alle, die an den gekreuzigten Heiland glauben, wie Er selber sagt, nicht verloren werden, sondern ewiges Leben haben. So ein mächtiges und heilsames Ding ist es um den Glauben, von dem doch viele Leute aus Unverstand meinen, er bestehe nur aus etlichen selbstgemachten Gedanken, und gebe also für sich selbst keinen Ausschlag zum Seligwerden. Allein der Glaube ist ein Hunger und Durst nach Jesu, ein Kommen zu Jesu, eine Zuneigung des ganzen Herzens zu Ihm, eine innige Uebereinstimmung der Seele mit dem Vorsatz Gottes, uns nicht anders als durch Seinen Sohn selig zu machen. Es ist auch unmöglich, daß man bei dem Glauben roh, sicher, leichtsinnig, und ein Knecht der Sünde bleibe, denn die Zuneigung des ganzen Herzens zu Jesu leidet dieses Alles nicht, und der Glaube empfängt neben der Gerechtigkeit auch die Gabe des Lebens durch den Heiligen Geist. Gleichwie auch kein Israelit sich nach der erhöheten Schlange mit einer glaubigen Begierde umsahe, der nicht einen Schlangenbiß und die daraus entstandenen Schmerzen fühlte, und seine Todesgefahr erkannte, also glaubt Niemand von Herzen an den gekreuzigten Jesum, der nicht seine Sünden erkennt, die Last derselben fühlt, ihre Abscheulichkeit einsieht, und sich selbst in der Gefahr erblicket, von Gott verstoßen und verdammt zu werden. Wie sollte ein solcher Glaube nicht wirksam sein! Wie sollte er nicht eine fruchtbare Wurzel des ganzen Christenthums sein! (Magnus Friedrich Roos)
21:10 Und die Kinder Israel zogen aus und lagerten sich in Oboth.
21:11 Und von Oboth zogen sie aus und lagerten sich in Ije-Abarim, in der Wüste Moab, gegenüber gegen der Sonne Aufgang.
21:12 Und von da zogen sie und lagerten sich am Bach Sered.
21:13 Von da zogen sie und lagerten sich diesseits am Arnon, der in der Wüste ist und herauskommt von der Grenze der Amoriter; denn der Arnon ist die Grenze Moabs zwischen Moab und den Amoritern.
21:14 Daher heißt es in dem Buch von den Kriegen des HERRN: „Das Vaheb in Supha und die Bäche Arnon
21:15 und die Quelle der Bäche, welche reicht hinan bis zur Stadt Ar und lenkt sich und ist die Grenze Moabs.“
21:16 Und von da zogen sie zum Brunnen. Das ist der Brunnen, davon der HERR zu Mose sagte: Sammle das Volk, ich will ihnen Wasser geben.
21:17 Da sang Israel das Lied: „Brunnen, steige auf! Singet von ihm!
Der Brunnen Ber in der Wüste war berühmt, weil er der Gegenstand einer Verheißung geworden war: „Das ist der Brunnen, davon der Herr zu Mose sagte: Sammle das Volk, ich will ihnen Wasser geben.“ Das Volk bedurfte Wasser, und dieses war ihm von seinem gnädigen Gott verheißen. Wir haben immer neue Zuflüsse der himmlischen Gnade nötig, und im Bund hat sich der Herr verbürgt, uns alles zu schenken, was wir bedürfen. Danach wurde der Brunnen der Anlaß zu einem Danklied. Ehe noch das Wasser hervorrauschte, drängte die Glaubensfreudigkeit das Volk zum Gesang; und als die Kinder Israel die kristallhelle Quelle emporsprudeln sahen, da wurde der Gesang und der Reigen immer fröhlicher und schallender. Gerade so sollten auch wir, die wir auf die Verheißungen Gottes vertrauen, uns zum voraus über die Aussicht auf die göttliche Erneuerung unsrer Seelen freuen, und wenn sie uns zuteil wird, sollten wir jubelnd überströmen von heiliger Freude. Empfinden wir auch Durst? Dann wollen wir nicht murren, sondern singen. Geistlicher Durst ist schwer zu ertragen, aber wir brauchen ihn auch nicht zu ertragen, die Verheißung zeigt uns ja einen Brunnen; darum wollen wir gutes Muts sein und uns danach umsehen. Überdies war der Brunnen der Gegenstand betenden Verlangens: „Steig' herauf, o Brunnen.“ Ach, möchte doch Gott der Heilige Geist in uns mit seiner ganzen allmächtigen Kraft arbeiten und uns erfüllen mit aller reichen Gottesfülle! Endlich war der Brunnen ein Gegenstand persönlicher Anstrengungen. „Die Edlen im Volke haben ihn gegraben, durch den Lehrer und ihre Stäbe.“ Der Herr will, daß wir selbst mit tätig seien, wenn Er uns Gnadenerweisungen zuteil werden läßt. Unsre Stäbe sind zum Graben im Sand nicht gut geeignet, aber dennoch müssen wir sie gebrauchen, so gut wir nur immer können. Das Gebet darf nie vernachlässigt werden; unsre Versammlungen sollen wir nicht verlassen und vergessen; die Heilsmittel dürfen wir nicht versäumen. Der Herr ist bereit, uns reichlich seine Gnade zu schenken; darum lasset uns untereinander ermahnen und ermuntern, Ihn zu suchen, denn aus Ihm strömen uns Quellen frischen Wassers. (Charles Haddon Spurgeon)
21:18 Das ist der Brunnen, den die Fürsten gegraben haben; die Edlen im Volk haben ihn gegraben mit dem Zepter, mit ihren Stäben.“ Und von dieser Wüste zogen sie gen Matthana;
21:19 und von Matthana gen Nahaliel; und von Nahaliel gen Bamoth;
21:20 und von Bamoth in das Tal, das im Felde Moabs liegt, zu dem hohen Berge Pisgas, der gegen die Wüste sieht.
21:21 Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, und ließ ihm sagen:
21:22 Laß mich durch dein Land ziehen. Wir wollen nicht weichen in die Äcker noch in die Weingärten, wollen auch Brunnenwasser nicht trinken; die Landstraße wollen wir ziehen, bis wir durch deine Grenze kommen.
21:23 Aber Sihon gestattete den Kindern Israel nicht den Zug durch sein Gebiet, sondern sammelte all sein Volk und zog aus, Israel entgegen in die Wüste; und als er gen Jahza kam, stritt er wider Israel.
21:24 Israel aber schlug ihn mit der Schärfe des Schwerts und nahm sein Land ein vom Arnon an bis an den Jabbok und bis an die Kinder Ammon; denn die Grenzen der Kinder Ammon waren fest.
21:25 Also nahm Israel alle diese Städte und wohnte in allen Städten der Amoriter, zu Hesbon und in allen seinen Ortschaften.
21:26 Denn Hesbon war die Stadt Sihons, des Königs der Amoriter, und er hatte zuvor mit dem König der Moabiter gestritten und ihm all sein Land abgewonnen bis zum Arnon.
21:27 Daher sagt man im Lied: „Kommt gen Hesbon, daß man die Stadt Sihons baue und aufrichte;
21:28 denn Feuer ist aus Hesbon gefahren, eine Flamme von der Stadt Sihons, die hat gefressen Ar der Moabiter und die Bürger der Höhen am Arnon.
21:29 Weh dir, Moab! Du Volk des Kamos bist verloren; man hat seine Söhne in die Flucht geschlagen und seine Töchter gefangen geführt Sihon, dem König der Amoriter.
21:30 Ihre Herrlichkeit ist zunichte worden von Hesbon bis gen Dibon; sie ist verstört bis gen Nophah, die da langt bis gen Medeba.“
21:31 Also wohnte Israel im Lande der Amoriter.
21:32 Und Mose sandte aus Kundschafter gen Jaser, und sie gewannen seine Ortschaften und nahmen die Amoriter ein, die darin waren,
21:33 und wandten sich und zogen hinauf den Weg nach Basan. Da zog aus, ihnen entgegen, Og, der König von Basan, mit allem seinem Volk, zu streiten in Edrei.
21:34 Und der HERR sprach zu Mose: Fürchte dich nicht vor ihm; denn ich habe ihn in deine Hand gegeben mit Land und Leuten, und du sollst mit ihm tun, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter, getan hast, der zu Hesbon wohnte.
21:35 Und sie schlugen ihn und seine Söhne und all sein Volk, bis daß keiner übrigblieb, und nahmen das Land ein.