Trudel, Dorothea - Zwölf Hausandachten gehalten in Männedorf - Jeremias 29.

Trudel, Dorothea - Zwölf Hausandachten gehalten in Männedorf - Jeremias 29.

1. Dies sind die Worte im Brief, den der Prophet Jeremia sandte von Jerusalem zu den übrigen Ältesten, die weggeführt waren, und zu den Priestern und Propheten, und zum ganzen Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem hatte weggeführt gen Babel, 2. (Nachdem der König Jechanja und die Königin mit den Kämmerern und Fürsten in Juda und Jerusalem, samt den Zimmerleuten und Schmieden zu Jerusalem, weg waren). 3. Durch Eleasar, den Sohn Saphan, und Gemarja, den Sohn Hilkia, welche Zedekia, der König von Juda, sandte gen Babel zu Nebukadnezar, dem König zu Babel. Und sprach: 4. So spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israel, zu allen Gefangenen, die ich habe von Jerusalem lassen wegführen gen Babel: 5. Baut Häuser, darin ihr wohnen mögt; pflanzt Gärten, daraus ihr die Früchte essen mögt; 6. Nehmt Weiber, und zeugt Söhne und Töchter, nehmt euren Söhnen Weiber und gebt euren Töchtern Männer, dass sie Söhne und Töchter zeugen, mehrt euch daselbst, dass euer nicht wenig sei; 7. Sucht der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum HErrn, denn wenn es ihr wohl geht, so geht es euch auch wohl. 8. Denn so spricht der Herr Zebaoth, der Gott Israel: Lasst euch die Propheten, die bei euch sind, und die Wahrsager nicht betrügen, und gehorcht euren Träumen nicht, die euch träumen. 9. Denn sie weissagen euch falsch in meinem Namen; Ich habe sie nicht gesandt, spricht der HErr. 10. Denn so spricht der HErr: Wenn zu Babel siebzig Jahre aus sind, so will Ich euch besuchen und will mein gnädiges Wort über euch erwecken, dass Ich euch wieder an diesen Ort bringe. 11. Denn Ich weiß wohl, was Ich für Gedanken über euch habe, spricht der HErr, nämlich Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass Ich euch gebe das Ende, des ihr wartet. 12. Und ihr werdet mich anrufen, und hingehen, und mich bitten; und Ich will euch erhören, 13. Ihr werdet mich suchen und finden. Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, 14. So will Ich mich von euch finden lassen, spricht der HErr; und will euer Gefängnis wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, dahin Ich euch verstoßen habe, spricht der HErr, und will euch wiederum an diesen Ort bringen, von dannen Ich euch habe lassen wegführen. 15. Denn ihr meint, der HErr habe euch zu Babel Propheten auferweckt. 16. Denn also spricht der HErr vom König, der auf Davids Stuhl sitzt, und von allem Volk, das in dieser Stadt wohnt, nämlich von euren Brüdern, die nicht mit euch hinaus gefangen gezogen sind; 17. Ja, also spricht der Herr Zebaoth: Siehe, Ich will Schwert, Hunger und Pestilenz unter sie schicken, und will mit ihnen umgehen, wie mit den bösen Feigen, da Einem vor ekelt zu essen; 18. Und will hinter ihnen her sein mit Schwert, Hunger und Pestilenz, und will sie in keinem Königreich auf Erden bleiben lassen; dass sie sollen zum Fluch, zum Wunder, zum Hohn und zum Spott unter allen Völkern werden, dahin Ich sie verstoßen werde; 19. Darum, dass sie meinen Worten nicht gehorchen, spricht der HErr, der Ich meine Knechte, die Propheten, zu euch stets gesandt habe; aber ihr wolltet nicht hören, spricht der HErr.

In diesem Kapitel spricht der HErr Gedanken des Friedens über Israel aus und lässt dem Volk seine Gnade anbieten.

In der ganzen Bibel finden wir nirgends Verdammnis ausgesprochen, außer über Die, welche den Sohn Gottes nicht annahmen. Darum ist wahren Kindern Gottes so bange um solche Seelen, welche die Gebote Gottes, die ausdrücklichen Befehle, welche der HErr selber gibt, mit Füßen treten. Auch in diesem Kapitel wird dargestellt, wie groß diese Sünde ist.

Vers 1-6. Wenn Gott sein Volk warnen ließ und es seinen Worten gehorchte, ging es ihm wohl; wenn es aber auf die falschen Propheten achtete und Gottes Gebot ungehorsam war, musste es die angedrohte Strafe erdulden.

Vers 7. Sucht der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum HErrn; denn wenn es ihr wohlgeht, so geht es euch auch wohl. Das ist auch unsere Aufgabe, überall das Beste der Seelen zu suchen, wo und in was für Verhältnissen wir auch seien. Wir müssen uns ganz vergessen können und dem HErrn zutrauen, dass Er in den Seelen sein Werk anfange, ausführe und vollende; darum: „Betet für sie zum HErrn.“

Vers 8-11. Das Wort Gottes ist der beste Lehrmeister und der Geist des HErrn der beste Führer. Wenn wir dem HErrn so recht sein Wort vorhalten, dass Er nicht gekommen sei, die Sünder zu vertilgen, sondern selig zu machen, so werden wir erfahren, dass Er sein gnädiges Wort auch über uns aufgehen lässt und Frieden gibt; denn wir sind nur dann zurückgekehrt ins Land des Friedens, wenn Christus in uns ist.

Vers 12. „Und ihr werdet mich anrufen, und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören.“ Wir dürfen nicht an diesem Wort zweifeln; denn der Apostel Jakobus sagt ausdrücklich: „Wer da zweifelt, ist gleich der Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebt wird;“ er sagt ferner: „Solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem HErrn empfangen werde.“ Wir müssen glauben, was das Wort sagt, als hätten wir es schon.

Vers 13. Wenn eine Seele anfängt, den HErrn zu suchen, so sucht sie der Feind auf alle Weise abzuhalten; er übt oft vielmehr seine Macht an einer Seele, die den HErrn sucht, als an einer Seele, die nicht nach Ihm fragt. Hat er nicht auch die Juden verhindern wollen am Bau Jerusalems, da sie mit der einen Hand den Bau förderten, mit der anderen die Waffe trugen, da Nehemia ihnen geboten hatte, die Lücken auszubessern? - Darum sollen wir auf unserer Hut sein; wir sollen rechte Wächter sein; denn es heißt: „Ich will Wächter bestellen auf die Mauern Jerusalems.“

Vers 14. Vor unserer Wiedergeburt sind wir alle als Gefangene zu betrachten; aber der HErr des Himmels und der Erde, der in Petri Gefängnis hat Licht scheinen und ihn herausführen lassen, kann auch unser Gefängnis wenden. O Lassen wir doch das Licht in unserem Herzensgemach scheinen, lassen wir uns an die Seite schlagen und vom Engel des Friedens ans Herz klopfen, der uns durch die eisernen Tore führt: dann wird auch uns sein, wie es Petrus war, da er nicht wusste, wie ihm geschah! Ich könnte euch von vielen erzählen, die auch nicht wussten, wie ihnen war, als sie aus dem Käfig der Sünde geführt wurden. O, wenn ihr noch so gebunden seid, zweifelt nur nicht, glaubt dem Wort: „Die rechte Hand des Höchsten kann alles ändern.“

Vers 15-17. Als David sich durch die Volkszählung an dem HErrn versündigt hatte, ließ ihm Gott die Wahl der Strafe, welche durch Hunger, Krieg oder Pestilenz auf ihn kommen sollte. David wollte lieber in die Hand des HErrn, als in der Menschen Hände fallen, und wählte die Pestilenz. Als diese nun ausbrach, hätte er sagen können: „Ich kann hier nichts tun, ich muss das Volk umkommen lassen.“ Aber er sprach nicht so, als er den Engel des HErrn bei der Tenne Arafnas sah; er sagte zum HErrn: „Siehe, ich habe gesündigt, ich habe die Missetat getan; was haben diese Schafe getan? Lass deine Hand wider mich und meines Vaters Haus sein.“ Das sind alles Strafen, die der HErr sendet, wenn wir nicht in seinen Wegen, im Gehorsam seines Wortes wandeln.

Das Wort Gottes belehrt uns über alles; es ist unser bester Lehrmeister. Man sagt so oft, das Wort Gottes mache die Menschen verrückt. Ja, es rückt vom Irdischen weg ins Himmlische, dass wir mit Paulus sagen können: „Unser Wandel ist im Himmel.“ Als man von Hiller in den Zeitungen schrieb, er habe sich erhängt, schrieb einer seiner früheren Zögling einem Freunde, der bei Hiller wohnte, dass wenn diese Nachricht sich als wahr bestätige, so könne er dem Wort Gottes nicht mehr glauben. Beim Lesen dieses Briefes wurde jener Freund aus Verlegenheit rot. Hiller bemerkte es, fragte nach der Ursache und ließ dann seinem ehemaligen Zögling schreiben: „Hiller hängt, er hängt an Christo; wer nicht an Christo hängt, ist keinen Augenblick sicher, dass er nicht verzweifle.“ Ja, ohne einen Heiland sind wir keinen Augenblick sicher; Ihn müssen wir haben, in Ihm müssen wir bleiben.

Vers 17-18. Wie haben wir uns bei solchen Strafen zu benehmen? Wir müssen erst erkennen, dass wir wie „böse Feigen“ sind, und dann müssen wir um Erbarmen und Gnade anhalten. Was der HErr den Juden hatte sagen Lassen, das geschah auch. Ebenso wird es auch uns gehen: wenn wir seiner Stimme nicht gehorchen, werden alle die Strafen über uns ergehen, die uns in seinem Wort angedroht sind; wenn wir aber von unserem bösen Weg lassen und in den Gehorsam eingehen, so erfahren wir die Wahrheit des Wortes: „Es soll dem Gottlosen nichts schaden, dass er ist gottlos gewesen, wenn er sich bekehrt.“ O, es ist herrlich, dass in der Bibel uns so viel Gnade angeboten wird, dass die, welche um die elfte Stunde kommen, gerade so viel Gnade erhalten, als die, welche um die dritte, sechste und neunte Stunde gekommen sind. Jeremias war dazu bestimmt, seinem Volk eine Stimme zu sein, die ihm den Weg der Gerechtigkeit verkündige, dass wenn es darinnen wandle, es vom HErrn Gutes empfangen werde; dass es aber, wenn es nicht gehorche, die Folgen des Ungehorsams tragen müsse. Wir sollten alle solche Zeugen und Stimmen sein von der Wahrheit des göttlichen Wortes; als solche müssen wir aber auch selbst im Gehorsam wandeln; es sollte nichts an uns gefunden werden, was Gott verbietet. Prüfen wir uns selbst, ob wir also bestehen können.

Vers 19. Der HErr hat dem Volk Israel gehalten, was Er ihm verheißen hatte; Er wird es auch an uns tun, die wir dem neuen Bund angehören, besonders wenn wir solche Seelen sind, die auch für andere einstehen. O wenn wir mit der Liebe erfüllt wären, welche Paulus und alle die wahren apostolischen Nachfolger übten, wir würden nicht so vergeblich auf Erden sein; es würde kein Einziges von uns ein unfruchtbares Schoß sein. Wir wollen uns doch recht prüfen, ob wir auch die Verheißungen verstehen und im Glauben erfassen, dass wir nicht ein totes Wort vor uns haben, sondern dass es lebendig in uns werde. Es ist kein Wunder, wenn die Ungläubigen unserer spotten; denn es sind so wenig Gläubige, die in der Kraft des Wortes Gottes dastehen, die begürtet sind als Kinder des neuen Bundes. Es sind so wenig Gläubige, die gelernt haben, sich ganz zu vergessen, um nur für andere zu leben, die in keinem Stück das Ihre suchen, sondern sich hergeben für Freunde und Feind nach dem Sinn des Wortes Gottes. Es gibt wohl viele, die den Namen des Heilandes im Munde führen, aber wenige, die in seine Nachfolge eingehen. Es ist eine solche Zerrissenheit unter den Gläubigen, dass es kein Wunder ist, dass viele sich bald da, bald dorthin wenden, und doch nirgends wahren Frieden finden.

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