Thomas von Kempen - Buch 4 - Kapitel 5

Thomas von Kempen - Buch 4 - Kapitel 5

Von der Würde des Sakramentes und dem Priesterstande.

Stimme des Geliebten.

1. Wenn du auch die Reinheit eines Engels und die Heiligkeit des heiligen Täufers Johannes hättest, so wärest du doch nicht würdig, dieses Sakrament zu empfangen, noch auszuspenden.

Denn das ist nicht Menschenverdienst, daß ein Mensch Christi Sakrament weihe und ausspende und zur Speise nehme das Brot der Engel.

Hoch ist das Geheimniß und hoch die Würde der Priester, denen gegeben ist, was den Engeln nicht beschieden ward.

Denn allein die rechtmäßig in der Kirche geweihten Priester haben die Gewalt, die Messe zu feiern und den Leib Christi zu consecriren.

Der Priester ist zwar ein Diener Gottes, der das Wort Gottes gebraucht, nach dem Befehl und der Einsetzung Gottes; Gott ist aber dabei der Haupturheber und der unsichtbar Wirkende, dem Alles zu Gebote steht, was er will, und Alles gehorcht, wie er befiehlt.

2. Du mußt also dem allmächtigen Gott in diesem höchsterhabenen Sakrament mehr glauben, als dem eigenen Sinn oder irgend einem sichtbaren Zeichen.

Darum muß man mit Furcht und Ehrerbietung zu diesem Werke schreiten.

Hab Acht auf dich und schaue, wessen Dienst dir anvertraut ist durch Handauflegung des Bischofs.

Siehe, du bist Priester geworden und zur Opferfeier geweiht; sorge nun, daß du gläubig und andächtig zu seiner Zeit Gott das Opfer darbringest und dich selbst untadelig erweisest.

Du hast deine Last nicht erleichtert, sondern bist vielmehr an ein engeres Band der Zucht gebunden und zu einem höheren Grad der Heiligkeit verpflichtet.

Ein Priester muß mit allen Tugenden geschmückt sein und Andern das Beispiel eines frommen Lebens geben.

Sein Wandel sei nicht auf den gewöhnlichen und gemeinen Wegen der Menschen, sondern mit den Engeln im Himmel oder mit vollkommenen Männern auf Erden.

3. Der Priester, mit heiligen Kleidern angethan, vertritt Christi Stelle, damit er Gott für sich und für alles Volk inbrünstig und demüthig bitte.

Er hat vor sich und hinter sich des heiligen Kreuzes Zeichen, zur beständigen Erinnerung an das Leiden Christi.

Vor sich trägt er das Kreuz auf dem Meßgewande, damit er Christ Fußstapfen fleißig betrachte und ihnen zu folgen eifrig bemüht sei.

Hinter sich ist er mit dem Kreuze bezeichnet, daß er jede, von Andern ihm zugefügte Widerwärtigkeit mit Sanftmuth trage um Gottes willen.

Vor sich trägt er das Kreuz, damit er seine eigenen Sünden betrauere; hinter sich, damit er auch die von Andern begangenen mitleidig beweine und wisse, daß er in die Mitte gestellt sei zwischen Gott und den Sünder; noch daß er ablassen soll von Gebet und heiliger Opferung, bis er Gnade und Erbarmung zu erlangen gewürdiget ist.

Wenn der Priester opfert, so ehret er Gott, erfreut die Engel, erbaut die Kirche, hilft den Lebenden, verschafft Ruhe den Abgeschiedenen und macht sich selbst aller Güte theilhaftig.

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